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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 16.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000816021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900081602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900081602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-16
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
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Lerugsgebiihr: viateltStzrlich - Rt. so«',.! dm» die Lot, r Mt. ?b Vka. Die.DreSdmrNachrlchtoi' erichrinm I»»ll< M»r,eu»; die Betieber in Dresden und der nSLlten Umsebun». «o die Lutraaung durch eigene Boten oder Somniilsionäre erfolgt, crbalten da« Blait an Wochentagen, die nicht auf Sonn- oder Feiertage folge», in twei TlieilauSgaden Abends und Morgens zugesiellt. Slir Rückgabe eingeiandtcr Schritt- ftllcke keine Verbindltchkeit. Kernivrechanlchlu^' »«t I Dr. U u. Lr. LOS«. Telegramm-Adresf«: »nehrichlnir rr»«d»». Alittwoch-Abendausgabe für Dresden und Umgebung. 1850 Nevlag von Kiepsci- L Ueichavdt. Mreigen-can'f. Die Annabme von Ankündigungen erfolgt in der SauvIge<chLftrlielle und den Nedenaniiabnieitellen in Dresden bis Nachmittags s Uhr. Sonn- und Feiertags nur Marienstrahc ss von II bis'/,lUhr. Die livailige Gruud- ,»ile (ca. s Silben» is Psg.. Au- Mndiguugen auf derVrivatieite Zeile t» Psg.: die 2wa»ige Zeile als .Eingeiandt' oder auf Lerlicile so Pia. In Nummern »ach Sonn- und Feier tagen I> des. rivaltige Grundzeiten so, « bez. so und so Big. nach besonderem Tarif. Auswärtige Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. Belegblätter werden mit 10 Ltg. berechnet. Su8SLrS-8vv1 '°rn^nk^^k Lk" 8.8edS»roek s KLM-, MlrijniSei'zti'. Ltlisapf' Neueste Trahtberichte. Hofnachrichtcn. Vorlesungen der Königl Technischen .Hochschule, Ansslug der Moden-l 1 hV,,^,,es. 'S All-» Aptlfftk. Akademie, Mannergesangverein „Tannhäuier". Pariser Eindrücke I.: Sarah Bernhardt — D'^i^lon. I Fernschreib- und Fernsprech-Berichte vom 15. August. Der Krieg in China. Paris. Ter „Ganlvis" fügt seiner Nachricht, der Minister- rath habe dem deutschen Oberkommando in China im Prinzip eine zustimmende Antwort crtheilt, hinzu, er betrachte diese Antwort als einfache Formalität, die nicht geeignet sei, an den durch alle übrigen Mächte schon vorder getroffenen Vereinbarungen irgend etwas zu ändern. — Der „Figaro" nimmt Akt von der Versicherung deutscher k?> Blätter, das; die Autorität des Grafen Waldcrscc ans Petschili beschränkt bleiben werde, und daß nunmehr auch vom französischen Standpunkt keinerlei Einwendungen zu erbeben seien. Paris. Ter „GauloiS" meldet, der gestrige Ministcrrath habe sich für die Ernennung des Gencralfeldmarschalls Grasen Waldersee zum Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen in China ausgesprochen und demgemäß den Wortlaut der zu crtheilcndcn Antwort abgesagt. London. Die Chinesen entwickeln in der Ausdehnung der Vertbeidigungswerke von Kanton eine erhöhte Thätigkeit. Das alte Lehmfort wird wieder armirt. Chinesische Berichte sagen, die Vogue-Forts werden zweiscllos das Feuer eröffnen, falls noch weitere Kriegsschiffe nach Kanton entsandt werden.— Wie gemeldet wird, geht der amerikanilche Monitor „Monieren" in wenigcn Tagen nach Kanton, um „Don Juan d'Anstria" zu Hilfe zu kommen. Die Chinesen sagen, es sei „10 gegen 1 zu wetten", das; bei der Annäherung des Monitors „Moniere»" die Vogue-Forts das Feuer eröffnen werden. Man sagt, die Bewohner Kantons seien beunruhigt wegen der Anwesenheit einer so großen Zahl von chinesischen Truppen in der Nähe der Frcmdennicdcrlasiung in Shamien. Man fürchtet, der kleinste Anstoß könne zn Blut vergießen führen. Der britische Kreuzer „Argonaut" und der russische Kreuzer „Nachimow" sind von Singapore eingetroffen. London. Die Flucht der Eingeborenen hat seit der Mit- theilung, daß englische Truppen in Shanghai eingetroffcn sind, aufgchört. — Tic russischen Kriegsschiffe „Knrciloss" und „Grcm- zaichl," und der französische Kreuzer Admiral „Charncr" sind in Shanghai eingetrosfen. Petersburg. Der „Russische Invalide" meldet, in Port Arthur werde ein neues Arlillericmagnzin errichtet, dem die Be amten der Artillerie-Direktion zugelheilt werden. AnS Anlaß der Borgänge im äußersten Oste» wird bei dem Generalstabc eine besondere Gcncral-O.narticrmeister-Abthcilung errichtet. Hannover. Dem Generalseidmarschall Grasen Waldersee, der sich hente nach Berlin begicbt, wurden herzliche Ovationen bereitet. Gestern Abend gegen 9 Uhr sammelte sich eine überaus große Menge vor der Billa des Grafen in der .Hohenzollernstraße. sang patriotische Lieder und brachte Hochrufe auf den Ober- kominandircndcn der Truppen in China aus. Der Graf erschien mit seiner Gemahlin aus dem Balkon und gab seinem Dank in beredten Worten Ausdruck. Die städtische» Kollegien beschlossen, den Gencralseldmarschall bei der Abreise offiziell zu begrüßen. Kiel. Tie abgelöstcn Offiziere und Mannschaften des in Ostasrika slationirten Kreuzers „Schwalbe" sind wohlbehalten hier eingetrosfen. Erfurt. Der flüchtige Eiscnbahnsekretär Tiemeper, der mit 100,000 Mk. Kassengeldern durchgcgangen war, ist in Karlsruhe verhaftet worden, und zwar durch einen früheren Erfurter Polizci- beamken, der den Defraudanten erkannte und ihn anredete, woraus Tiemeper cinging. Diesem Polizeibcamten fallen nun die auf die Ergreifung Tlemever's aiisgcsctzkcn 1000 Mk. Belohnung zu. Münster. Der Kaiser traf heute früh 7>/s Uhr von Alten grabow hier ein und begab sich zu Wagen nach dem Truppcn- Ücbungsplatz. Paris. Dem „Figaro" zufolge wird sich Landet am Montag oder Dienstag nach Rambouillet begeben, jedoch nur kurze Zeit dort bleiben, weil Mitte September hoher Besuch <der Czar?) erwartet werde. — Wie der „Rappel" meldet, ist Oberst Bougon. der kürzlich strafweise nach Algier versetz wurde, jetzt, nachdem er ein neues Vergehen gegen die Disziplin begangen, zur Disposition gestellt worden. Paris. Die Admirale Fvurnier und du Benumont sowie der Leutnant Cuvcrville und die meisten anderen Offiziere sind der Ansicht, das; der Untergang der „Framve" durch Kvnstruttionssehlcr herbeigeführt worden sein könne, wie solche schon an neuerdings gebauten Torpedobooten festgcstellt worden seien. Die Nnter- suchungskommission werde alsbald unter dem Vorsitz des Admirals Rouston zusammentreten. New - Iork. Ter Eiscubuhn-Finanzmann Huntington ist gestorben. Oertliches und Sächsis^ies. Dresden, 15. August. —* Sc. Majestät der König nahm gestern den Nachmittags- thce mit Gefolge auf dem Königi. Forsthnus Hclfenberger-Presse ein und verweilte daselbst etwa zwei Stunden. Dazu war Frau v. Oppell, yeb. Miß Cumine Peat mit Einladung aus<""eichnct worden. — Dnitc Vormittag besuchte der König den Gm..sdienst in der Haus.apelle im Schloß zu Pillnitz und nahm später die Meldung des Hauptmanns Martini vom 1. Leib-Grenadier- Regiment Nr. 10O entgegen. —* Ihre Majestät die Königin kaufte im Gekchäst der Spiritus-Glühliclitgeiellschnft „Phöbus" hier. Waisenhausstraße 17. zwei Spiritus-Glühlicht-Tischlampen. Ter Kauf erfolgte ans Empfehlung Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Mathilde, welche schon seit Jahren Spiritus-Glühlichtlampen der genannten Firma in Gebrauch hat. —* Das Berzeichniß der Vorlesungen und Hebungen an der König!. Technischen Hochschule zu Dresden für das Wintersemester 1900/01 ist erschienen. Tie Vorlesungen beginnen am 15. Oktober und dauern bis 15. März 1901. Tie Anmeld ung der Neueiutretcndcn erfolgt vom 10. Oktober an im Rektorat. Für die (studirendeu und Zuhörer wird ein Nnmeldc- bvgeu ausgegebcu, der auszufüllcn und bei dem Sekretariat unter Beifügung des zur Aufnahme berechtigenden Zeugnisses beziv. eines Abgangszeugnisses einer anderen .Hochschule, eines amtlichen Zeugnisses über Lebensalter und Verhalten bis in die letzte Zeit cinzureichen ist. Zeugnissen in fremden Sprachen müssen amllich beglaubigte Nebenetzungen in deutscher Sprache beigei'ügt werden. Die bei der Jmkription abgegebenen Zeugnisse verbleiben bis zum Abgänge des Inhabers beim Rektorat: cs empfiehlt sich daher, vor der Inskription Abschriften, namentlich vom Reifezeugnis;, an- znscrtigcn. Die Aufnahme als Studirende ist für solche, die ihre Vorbildung im Königreich Sachten erhalten haben, durch die Beibringung des Reifezeugnisses eines sächsischen Ghmnasinms tReal- oder humanistischen Ghinnasiumsi oder deS Absolutorial- Prüsungszeugnisses der König!. Gewerbeakademie i» Chemnitz be dingt. Für Dicienigcn. welche von einer Mittelschule der übrigen deutschen Bundesstaaten kommen, tritt an Stelle dieser Zeugnisse das Reifezeugnis; eines Ghmnasiums (Real- oder humanistischen Gymnasiums) oder einer Lehranstalt, welche de» vorgenannten Anstalten gleichwerthig ist. Zur Ausnahme eines im Auslände Vvrgcbildcteu Deutschen oder Ausländers als Studirender genügt das Reifezeugnis einer tu dem betreffenden Lande staatlich an erkannten Lehranstalt, welches daselbst zum Hochschulstudium be rechtigt. oder dem Reisezeugniß einer der vorstehends bezeichnet!?» deutschen Schulen gleichzuachtcn ist. Ueberdies können als Studirende ausgenommen werden deutsche inaktive Offiziere, npprvbirte Apotheker und Solche, welche ein Diplom einer Tech nische» Hochschule besitzen. Die vorstehenden Bestimmungen gelte» auch für Diejenigen, welche von anderen Technischen Hochschulen oder von einer Universität ans die Hochschule übergehen. 'Als Studirende dürfen nicht ausgenommen werden: Reichs-, Staats-, Gemeinde- oder Kircheubeamtc, Angehörige einer anderen sächsi schen öffentlichen Bilduugsaustalt, sofern nicht besondere Bestimm ungen eine Ausnahme begründen, Personen, welche dem Gewerbc- slande angehörcu. - * Der gestern. Dienstag, anläßlich des Jubiläums der Euro päischen Mode-Akademie unternommene Ausflug nach der sächsischen Schweiz nahm, von, Wetter begünstigt, den schönsten Verlauf. Früh nm 9 Uhr verließen über 300 Thcilnebmer auf dem slaggengeschmückten Oberdeckdampser ...Hvbenzollern" unter den schmetternden Weisen Mies Thciles der Schützen-Regimentskapelle die Residenz, nm nach Königstcin zu fahren und dort entweder bei Coucert und Tanz sich zu vergnügen oder aus den Lilienstcin oder nach Gorisch und anderen schönen Punkten zu wandern. In Neustadt, Blcncwitz. Pillnitz und Pirna wurden noch eine 'Anzahl Festtheilnelnucr ausgenommen. Vor dem König!. Lustschlosse Pillnitz ertönte die Suchsenhymnc. In Pirna wurden nm Ufer drei Kanoncinchläge abgebrannt. Auf der Abends 8 Uhr an- getrctenen Rückfahrt gab cs verschiedene angenehme Ueberraichungen durch von Anwohnern entzündete Auutfener, Schwärmer und Raketen. —* Am Sonntag unternahmen Mitglieder des Mannergesang vereins Tannbäüscr eine Sängcrfahrt über Franenstein, Moldau, Eichwald nach Teplitz, um die dortige Liedertafel, mit welcher der Tannhäuscr seit Jahren freundschaftliche Beziehungen unterhält, zu besuchen. In Eichwald wurden die Dresdner von einer Deputation der Tevlitzcr Liedertafel empfangen und mittelst elettröcber Bahn nach Teplitz Hotel Kronprinz Rudolph geleitet, wo für sie Wohnung belegt war. Nachdem die Dresdner in ein zelnen Abiheilungen, gerührt von Mitgliedern der Teplitzer Lieder- tasel, die Sehenswürdigkeiten der schönen alten Berg- und Bade siadt Teplitz berichtigt hatten, fand Abends im genannten Hotel ein griiieinschnsllicher KommerS statt, an welchem auch die Damen ?er Liedertafel theilnahrucu. Herr Kaufmann Munk von der Tep litzer Liedertafel widmete den Sangesbrüdcrii vom Tannhäuser in herzlichen Worten den Willkommensgruß, woraus Herr Wielisch, Vorsitzender vorn Tannhäuser in nicht minder herzlichen Worten für den freundlichen und liebenswürdigen Empfang dankte und der Hossunng Ausdruck gab. daß die freundschaftlichen Beziehungen auch in ferneren Zeiten fortbestehcn möchten. Herr Obermeister Müller vom Tannhäuier Pries die gleichen Ideale der beiden Vereine, welche sich in der Vauvtsachc die Pflege des deutschen Liedes zum Ziele gesteckt, was die Teplitzer Liedertafel unter der trefflichen Leitung ihres langjährigen Dirigenten, Herrn Tauscher, bewiesen habe. Sein Hoch galt der Teplitzer Liedertafel und ihrer» Dirigenten. Manch' schönes Lied wurde von beiden Vereinen ab wechselnd zu Gehör gebracht. Bis spät nach Mitternacht blieben die Thcilnchmcr in angeregter Unterhaltung beisammen und er neuten die alten freundschaftlichen Beziehungen, so das; dem Tann Häuser bei seinem Scheide» ein Herzliches „Aus Wiedersehen" nach- gernfcn wurde. 'Am Montag unternahm der Tannhäuier eine Fnßvmtic von Teplitz über Mariaschein nach dem Mückenthürmchcn und Laucnstei». Von da ging'S per Bahn zurück nach Dresden. —* In letzter Zeit sind wiederholt Nachbildungen der neuen R eichskaj scnjcheinc zu 50 Mark vorgckommen. welche sich von den echten Scheinen wie folgt unterscheiden: Die Kttilst nttd Wissenschaft. st* In der angenehmen Lage, seine schmeichelhaften Nekrologe noch bei Lebzeiten lesen zu können, befindet sich in dielen Tagen P a ul M e» erb eim. der bekannte Berliner Genremaler. Ten liebenswürdigen Künstler hatte ein Telegramm der „Voss. Ztg." todt gesagt, das seinen Weg in zahlreiche deimche und österreichische Blätter gefunden hat. Auch wir haben selbstverständlich in der geziemenden Weise von dem vermeintlichen Traucrfall Kenntnis; genommen und wollen uns darum beeilen, die fröhliche Auf erstehung des Meisters, der sich in voller Gejnndheit in Alt-Aussec aushält, mit Freuden zu feiern. Pariser Eindrücke. I. Sarah Bernhardt —D'L.i^Ion. Sarah Bernhardt ist, um galant zu sprechen, kaum älter geworden, wie sie war. als ich sie vor 17 Jahren in Graz zum ersten Male spielen sah. Sic kam damals von ihrem Triumph- zug aus Wien, mit ihrer ganzen Gesellschaft, um den biederen Stehrern bei unerhörten Eintrittspreisen ihre Kunst und ihre — Reklame zu zeigen. Sie spielte wiederholt die „Kaniclicndame", „Fron-Fron" niid „Adrienne Lecouvreur": in einem jeden dieser Stücke entzückte sic das Publikum und begeisterte auch mich: in jeder Nolle starb sie, immer anders, immer virtuos, naturalistisch Packend. Ich suchte ihre Bekanntschaft und fand eine reizende, interessante, liebenswürdige Dame, die die deutsche Sprache voll kommen beherrschte. Aber Sarah haßt Deutschland, obgleich ihre Mutter eine Deutsche war, deren Namen sie auch trägt. Sic hat noch nie in Deutschland gastirt und wird auch Deutschland den Vorzug, sie bewundern zu können, weiter vorenthalten, wenn Deutschland sich nicht entschließt, die „geraubten" Provinzen Eliaß und Lothringen an Frankreich zurückzugeben. Sie tbat vor Jahren diesen Schwur, den sie auch bis jetzt gehalten: ob aus französischer Vaterlandsliebe oder aus — Reklame, mag dahin gestellt bleiben, jedenfalls verlangt sie in ihrer Forderung ein ganz ansehnliches Spielhonorar, das auszuzahlen Deutschland sich beeilen muß, sonst Wird die „göttliche Sarah" noch — älter. Sarah Bernhardt ist eine seltene, interessante, höchst cxentrische Person, die unermüdlich von sich redet und reden macht. In Graz hatte sic bei ihrer Gesellschaft einen jungen, sehr schönen Lieb haber. Mr. Damala. Er war ein schlechter Scbaiiivicler, aber dus Minimum seiner künstlerischen O-iialstäten übeiiah man, wenn er an der Seite Sarah's auf der Bühne stand mit dilettantischer Geberde und Miene, aber mit hinreißendem Temperamente seine Liebe ihr erklärte. Darin lag Wahrheit. Ihr zu Liebe batte er eine viclverheißende diplomatische Laufbahn ausgegeben. hatte seine Stellung bei der griechischen 'Gesandtschaft in Paus (Damala war Krieche) verlosten, um mit Sarah bereust auf der Scene und im Leben ihren Auscrwähllen spielen zn können. In Graz rchwelgten Beide in den Honigwochen: sie lagen in den Wäldern. Eigarcltcn rauchend und Champagner trinkend: Abends schworen sie sich ewige Liebe. Trotz Alledem fand Sarah noch Muße genug, eine schöne Mitkollcgin, Mlle. M uute, mit der Reitpeitsche zu traktircn. als diese ihrem Damala ein wenig zu tief in's dunkle Auge geblickt hatte. Aber auch Damala schien vor der Liebe der schonen Munke nicht sicher, denn als die Mnnte eines Tages entfloh, flog er ihr. ein neuer Antonius, nach: hinter Beiden her raste die rache- schuaubeude Sarah. Am nächsten Tage kam sie mit dem Trculorcn allein zurück. Der Liebesroman fand seine Fortsetzung in Paris. Tort heirathetcn sie und vertrugen sich ziemlich, bis nach einigen wenigen Jahren der schöne Damala geistig und körperlich zerrüttet starb. Sarah als interessante Witkwe zurücklassend. Sie tröstete sich in, oder besser gesagt an den Armen des Dichters Nichepin , dessen afrikanische Abstammung und herkulische Stärke ihr Interesse und Liebe einstößten. Sie pflegte ibren Geliebten nicht wie ge wöhnliche Sterbliche an den Hals zu fliegen, sondern an den Arm, den dierer wie eine Reckstange ansslreckte: hieran führte Sarah in mitten der vornehmsten Pariser Gesellschaften Turnübungen ans Dann spielte sie, bald auch dieses Sportes überdrürsig, zärtliche Mutter, verheirathete ihren Sohn Maurice mit einer russischen Fürstin, malte, meiselte. sthriststcllcrte, ließ sich von Sardoil Rollen schreiben: Fcodora, Theodora, Tosca: ließ sich eine „Jungfrau von Orleans" und eine „Medea" zurechischneidern, ging nach Eng land. Rußland. Amerika. Brasilien, steigerte die Einnahmen und die Reklamen in's Uncihvrte, immer wieder einen neuen Tric er sinnend. um von sich reden zu machen, etwas zu thun, was Andere »och nicht gethau hatten. Mit außergewöhnlichen Aeußcrlichkeitcn erregte sie auch bereits in Graz Seitzalirm: sie schlief in ihrem Sarge, ihr Hund sperste gebratene Hühner von echtem Silber; hinter den Coulissen waren Teppiche bis zn ihrer Garderobe ge legt: der Weg war mit Lorbeerbäumen «ungesäumt, den sie am Arme ihres damaligen Gatten durchschritt, um sich dann auf einem goldenen Sessel niederzulassen. bis ihr Stichwort sie zwang, die Scene zu betreten. Sic spielte die Leidende, hustete Blut, schwankte wie eine geknickte Lilie. Sarah sei sehr leidend hieß es, schwindsüchtig. Ihre nähere Umgebung aber versicherte, sie sei sehr stark, denn sie verabreiche Olnfeigen von mächtiger Wirkung »nd das Blut, das sie ost im Taschentuch nach dem Hnstenansall sehen ließ. !ei — rothe Schminke oder einem Zahn entzogen, den sie sich habe eigens zn solchen Ezvciimcnten Herrichten lassen In Paris veranstaltete Sarah Ausstellungen ihrer Bilder und Büsten, machte dabei die Honneur?, ucrsteigeite ihre Einrichtung, sagte Konkurs an, führte als Hausthier einen gezähmten jungen Tiger mit sich, verbarg an ihrem Busen eine echte Schlange, die sie lächelnd liebkoste und wurde endlich — Theater-Direktorin. Erst übernahm sie das Pariser Renaissance-Theater, setzt hat sie sich die ehemalige Lyrische Oper zum Schauplatz ihrer Thatcn nnscoehen: am Tage weithin, leuchtend in avtdenen Lettern. Abends in elek trischem Lichte erstrahlend heißt der Name des HauseS nun: 1'üöütro 8arali Uornliarcit. Wenn sich das französische Wort Oomöäionno mit Verdeutschen Bezeichnung Komödiantin decken könnte, hier natürlich im niederen Sinne gebraucht, in Sarah Bernhardt wäre es Fleirch und Bein geworden, obgleich sich bei der wrichwörtlichcii Magerkeit der Dame von eiilerem nicht viel sagen läßt. Effekt machen um scdcn Preis: Reklame im Superlativ, vor keinem Mittel zurückschreckeu, waS 'Aussehen erregen kann, ein Geschäststaleut sondergleichen, wozu ihre orientalische Abstammung ihr die glänzendste Unterstützung bietet, dazu eine reiche künstlerische Begabung, eine verblüffende Technik, ein Organ, dem man die Süßigkeit der einst viel be wunderten Donna Sol in „Hernani" noch arihört. ein Genie in der Zeiteiiitheiliing, ungeheure Arbeitskraft, stählerne 'Nerven, eine unverwüstliche Natur, nicht alternde Aeußerlichkeit — das ist Sarah Bernhardt. Da fast alle weibliche Gestalten, moderne, bhzantinischc und antike erschöpft waren, aber für die Ausstellung in Paris ein Zug stück mit einer neuen Rolle geschaffen werden mußte, ersah sich Sarah zunächst den Hamlet, um der erstaunten Welt zu zeigen, wie man diese so vielsach gedeutete und dargestclltc Rolle eigentlich Wielen müsse. Sie hatte damit aber nur wenig oder gar keinen Erfolg, so daß „Hamlet" trotz glänzendster Jiiscenimiig'nicht Das sein konnte, waS snr die Ausstellung Sarah sich an goldenen Bergen und neuen Lorbeeren geträumt halte. Es mußte'alw auf Neues, »och nicht Tageweieues gesonnen werden, selbstverständlich nach einer Mäunerrolle, von Sarah dargcskellt Endlich batte sie das Richtige gefunden. Sie fetzte sich mit Rostand in Verbindung, er. der geleierte Dichter des „Ehrciuo von Bergerae", der Manu des Tages, der Sarah's Kollegen Eogiieliii eine so aus gezeichnete Rolle mit dem Cyraua geschrieben, in einem auch dichterisch schönen Stücke, eine Rolle, die die Scene den ganzen Abend beherrscht, eine Rolle in der man Tausende von Venen sprechen kann — iiall^einer solchen Rolle gelüstete es auch Sarah. Ob Rostand oder Sarah aus die Idee kam. den sungeri Herzog von Reichstädt dramatisch zu behandeln, diesen armen, beklagcns- werthen, thatenloicii. unbedeutenden Jüngling, weiß man nicht. Jedentalls aber waren Rostand und Sarah, uls die Idee geboren war. der Ueberzcugung. das; inan diese Figur, als den Sohn Napoleons, die henlichiten Phrasen sage» lassen durste, das; er das Mitleid des Zuschauers erwecken müsse, daß der volle Glan; der Napoleonischen Größe auch auf diesen Herzog übertragbar sei und deiglcichcn mehr. Außerdem rechnete man sicher auf die gegen wärtige polikir Ke Stimmung, denn Frankreich scheint allem An schein »ach der Republik müde zu sein: man lehnt sich wieder nach Veränderung in der Regierung, man wünscht allgemein einen Repräsentanten mit einer Königs- oder Kaiserkrone. Tu man diesen »och nicht gesunden, berauscht man sich vorläufig an der Bei gangenbeik. Den großen Vater auf die Bühne zu bringe», ihn zum Msttekpnnkt einer Tragödie zu machen, ist die Zeit wohl noch nickt gekommen: auch der Dichter nicht, denn ieM dem genialen A - ... Mk W AHM tzj«. - W p V-iW OH:
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