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Dresdner Journal : 07.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186908071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690807
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-08
- Tag 1869-08-07
-
Monat
1869-08
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 07.08.1869
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M 181 Sonnabend, den 7. Anglist. 1869. Avinnemrnt »preise: lw >oE Lu»ä«- Io rr«u«»L tritt ^jikriieL ^LUrliok: k'ekir. — kixr z l^lr. Llewpeis-büNr, t^jitiirlicN: 1 „ IS „ ( «u«iert>»Id ä«, icoräU. >1oo»tlioti?— „ ld „ I Sun<Ie» ?o»t - uoä Li»relo»Kuwmero: I „ i 8tewpeiruscdl»xNioru. »nseratenprelse: rvr äeo k»um einer ^eepeitenen 2«ii«: 1 !Sxr Voter „Linxeeenät" Ui« Teile: 3 ki^r. Lrschtinnl: lAeiied, i»it Xnevekm« äer 8ovo- notl keierlep«, ^benäe kür Ueo kvIxeuUeo '«»x DiM-nerIounml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Knseratenannalimr auswärts: I.,lx»!x: t » Ot-mauiilootte - Ue» OrerUner Uouro»I»; el>sn(i»».: H. icvoem t'oer; S»in!>ar^->«rU»- Vi»i>-l.«>p»>e-L»»«I -rr»i>Ukuit »H : St Vooi-a«, LerUn: Onueicr'selie U»eNl>., Itrruurr»»'» kureeu, iivvol.ru >los,u; Lremoo: Li. Scuvuri«, Lr«,I»u: l, 8rt»cit:^> ^nnoneenbureLU, Urxxe, N,LI> L t"'««vuv! rrnolrkurl ». Ll.: a'eeke NucliN. : Löi»: ^v. IltvLilru, ?»ri»: HLV3S, I^xrrire, Uvvi.i»:>r Lt!«., (8, l'Iuc« Ue I» Lonrse); rr»^: 1« ^lluvivu » Uuetiß.; Vi«o: >tv. Ori-Ll.1». Herausgeber: Lüvixi. klipeUitioa <ie» vreeäner ^oarosls, vresäea, Llurieartrass» bis. 7. Amtlicher Theil. Dre-den, 5. August. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, den Portepccfahnrich Frei- Herrn von Lorenz des Schützen-(Füsilier )Negiments Nr. 108 zum Sccondelieutenant zu ernennen, und den beiden characterisirtenAssistenzärzten Zeune und Haus wald des Sanitäts-Corps, bei ihrer Entlassung aus der Armee die Erlaubniß zu crtheilen, die bisherige Uniform mit den Abzeichen für Verabschiedete tragen zu dürfen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Stimmen über die Verfassungsrcfor- mcn m Frankreich.) Tageögeschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. Bunvcsschulcommission. — Berlin: Nachrichten aus Ems. Vermischtes. — Stettin: Zu den Arbeits einstellungen. — Frankfurt: Prcccß Hecker ge gen das Justizministerium. — Kiel: Panzcrgc- T schwader. — Flensburg: Landtagöwahlcn. — München: Budget. — Karlsruhe: Italie nische Gesandtschaft. Schlägerei. . Katholikenadressc. — Wien: Von den Delegationen. Vermischtes.— Triest: Demonstrationen. — Paris: Vom Senat. Arbeitseinstellung. — Florenz: Frcimaurcrver- sammlung. Kirchengüterobligationcn. — London: Bischossvcrsammlung. — Athen: Der Dampfer „Enosis" freigegcbcn. — Ncw-Uork: Kanoncn- Abcotc mit Beschlag belegt. Crnennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. B eilage. Provinzialnachrichten. (Jahresversammlung des Dresd ner Gustav-Adolphvercins in Pirna.) Vermischtes. EingesandteS. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 5. August, Abends. (W. T B.) In der hentigen Plenarsitzung der ungari schen Delegation wurden zwei Interpellationen be züglich NumänienS eingcbracht. Baron Gabriel Kcmcny im Vereine mit Graf Wolf gang Bcthlcn interpcllircn den Minister des Aeußern, was er thnn wolle zur Regulirung der internationalen Verhältnisse der in den Donaufürstenthümern lebenden Protestanten, und was er zu thun gedenke, um die an Franz Koos, Prediger der Bukarester Protcstantcn- gcmeinde, vollzogenen Gcwaltacle zu sühnen? Die Protestanten in den Donaufürstenthümcrn gehören zur geistlichen Oberaufsicht des sicbcnbürger Superinten denten, und die gegenwärtigen Bedrückungen durch die moldau-walachische Negierung haben ihren Grund darin, daß letztere bestrebt ist, den bisherigen Verband zwi schen den Protestanten in ihrem Lande und in Sie benbürgen zu zerreißen. Wenn nun auch zugcstandm werden müsse, daß jeder Staat das Recht habe, seine religiösen Cultusvcreinc zu wahren, so dürfe doch nicht zugegeben werden, daß das cir mal bestehende rechtliche Verbältniß einseitig und gewaltsam getrennt werde. Die „Presse" dementirt die Angabe der „Zn- döpendance beige", daß der Reichskanzler ein Rundschreiben erlassen bade, um seine, in der unga rischen Delegation in Betreff der auswärtigen Be ziehungen entwickelten Ideen weiter auszüführen und zu betonen, dafi das Wiener Cabinct sich voll ständige Freiheit der Action bewahrt habe; das genannte Blatt fügt hinzu, daß überhaupt keine diplomatische Korrespondenz bezüglich der vom Reichskanzler in den Ausschüssen der Delegatio nen abgegebenen Erklärungen existirc. Paris, Donnerstag, 5. August, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats wurde zur Lorberathuna des TcnatSconsultü eine Commission von 1V Mitgliedern gewählt. Die selbe besteht aus den Herren Dcvirnnc, Delangle, Bondet, Maupas, Laguerronni^rc, Bauchard. La- caze, Bebic, Casabianca, Suin. (Vgl. die Rubriken „Zettungsschau" und „Tagesgcschichte".) Paris, Freitag, 6. August. (W.T B.) Ueber rin gestern zwischen den beiden Journalisten Gra vier de Cassagnac und FlourenS stattgrhabteS Duell berichtet der „Figaro", daß FlourenS dreimal ver wundet worden ist, zuletzt sehr schwer mitten in der Brust. Madrid, Donnerstag, 5. August. (W. T. B.) Die Verfolgung der Carlistisckcn Banden wird energisch fortgesetzt. Die amtliche „Gaceta" mel det: Die einzige noch übrige und wenig zahlreiche Bande in der Landschaft Manchs, von dem Geist lichen Polo, Pfarrer in Alcabou, geführt, ist bei Jglesucla geschlagen worden. Der Führer hat sich dem Alcalden von Casar gestellt und für sich und die Theilnehmer der Bande Gnade erbeten. Dem „Zmparcial" zufolge ist die schleunige Ent sendung neuer VerstärkungStruppen nach Cuba be hufs Niederwerfung dcS Ausstandes erforderlich ge worden. London, Freitag, 6. August. (W.T.B.) Die „TimeS" befürwortet eine diplomatische Einmi schung behufs Beilegung der türkisch-ägyptischen Differenzen. New-Aorl, Donnerstag, 5. August. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Der spanische Gesandte pro- testirtc gegen die Beschlagnahme spanischer Kano nenboote. (Vgl. unter „Tagesgcschichte".) Dresden, 6. August.. In Frankreich ist am 2. d. M. der Senat zu- sammcngctrctcn, nm über die vom Kaiser beabsichtigten Verfass«« gsrcformen Beschluß zu fassen. Die Constitution von 1852 bezeichnete bekanntlich das Staats oberhaupt als allein verantwortlich, die Minister aber von diesem allein abhängig und räumte dem Senate und dem gesetzgebenden Körper in legislativen Fragen nur eine untergeordnete Thätigkeit ein. Die Gesetz vorlagen wurden lediglich von dem Staatsrathc aus gearbeitet, die Vertrctuugskörpcr hatten nnr das Recht, dieselben anzunchmen oder zu verwerfen, nicht aber, dieselben durch Amendements abzuändern. Tas Bud get konnte nur für jedes Ministerium in Bausch und Bogen votirt werden; eine Reihe von Gesetzen, welche die wichtigsten wirthschastlichcn Interessen des Landes betrafen, wie z. B. die Zollvcrträge, blieben der Ein flußnahme der parlamentarischen Körperschaften voll ständig entrückt. Die Zusammensetzung dieser Körper selbst ließ, infolge des ausschließlich in den Händen des Kaisers ruhenden Erncnnungsrechts für dcrr Senat und der Protection officieller Candidaturcn für die Le gislative, Vieles zu wünschen übrig, so daß die Thä- tigkeit der oppositionellen Dcputirtcn und Senatoren sich ausschließlich auf eine praktisch unfruchtbare Kritik beschränkte. Die Compctcnz der beiden parlamentari schen Körperschaften wird nun bedeutend erweitert. Die socbcn dem Senate vorgelcgtcn Modifikationen, deren Programm die kaiserliche Botschaft vom 12. Juli ent hält, sind in dem Senatsconsult niedergelegt, wel chen der Juslizministcr und Siegelbewahrer Duvergier ausführlich motivirte. Der Scuatsconsult 1) spricht dem gesetzgebenden Körper das Recht der Initiative zu; 2) stellt für die Minister eine Verantwortlichkeit her, wclche nicht an persönliche Handlungen geknüpft ist; 3) beseitigt die Unvereinbarkeit zwischen dem Man date eines Dcputirtcn und den Functionen eines Mi nisters; 4) entwickelt, insofern es den Senat betrifft, der betraut wird, seine Geschäftsordnung selbst fcstzustcllcn, und dessen Sitzungen öffentlich sein werden, das Ver mögen, zu beschlichen, daß ein Gesetz, indem er dabei die Modifikationen andcutct, die nach seinem Dafürhalten an demselben vorgcnommen werden können, an den ge setzgebenden Körper verwnscn wird, und erweitert sein Recht, sich der Veröffentlichung der Gesetze zn wider setzen; 5) überläßt dem gesetzgebenden Körper daS Recht, sein Bürcan zn wählen und seine Geschäftsordnung fcst- zustellen; 6) spricht jedem Mitglicdc des Senats und dcs gesetzgebenden Körpers das Recht zn, Interpel lationen, denen motivirte Tagesordnungen folgen kön nen, an die Regierung zn stellen; 7) erleichtert die Prü fung der Amendements und appcllirt nur noch an den Staatsrath, damit er über die von der Regierung nicht angenommenen Amendements seine Ansicht ab- gcbc; 8) schreibt daS Votum des Budgets capitclweise vor; 9) bestimmt endlich, daß die Modifika tionen, welche in Zukunft durch internationale Ver träge an den Zollsätzen und Posttarifcn vorgenom- mcn wcrdcn, nur krast cineS Gesetzes giltig sind. Die Urthcile der französischen Blätter über das kaiserliche Ncformproject sind zur Zeit noch spärlich. Die „Patric" macht die Bemerkung, daß die Ausdehnung der Prärogativen des Senats in nicht ferner Zeit als unerläßliches Corollar wichtige Modifikationen in der Verfassung und in der NeerutirungSweise dcs Senats nach sich ziehen muß. Sie meint übrigens, daß nur die cxtrcmcu Parteien der Rechten und der Linken an diesen Reformen etwas auszusctzcn finden können. — Der „ Constitutionnel" betrachtet die Cvnccssioncn als „vollständig" nnd „entscheidend". — Das „Jour nal des Dubais" findet, daß der Entwurf „sich sehr dem Programme dcr 116 nähere und die Hosfnnngc», welche dnrch die Botschaft erweckt wnrden,nicht trübe".— Die „Gazette de France" findet Mangel an Klar heit und meint, der Entwurf „halte fast eben so viel zurück, als er bewillige"; ähnlich die „Union", wclche meint: „Das ist weniger die znrückerlangte Freiheit, als die gemäßigte pcrsönltcheNcgicrung". — Die„France" sagt: „Die Reform, wclche dcr Entwurf zum Ziele hat, ist eine bedeutende Reform... Es ist unmöglich, darin eine tiefgreifende Abänderung in dem Geiste und m dem Mechanismus unsrer Einrichtungen zu verkennen... Der Senatsbcschluß zeigt uns den wichtigsten Fortschritt, der auf regelmäßigcm, konstitutionellem Wege seit 1789 gemacht ward." Die „France" bemerkt sodann im wei tern Verlaufe ihres Artikels, „daß das Kaiscrthnm dcr Autorität sich in ein liberales Kaiscrthnm umgcstaltU habe". Daraus folge aber keineswegs, daß kein Fort schritt mehr nöthig und der Grundvertrag keiner Ver besserung mehr fähig sei; aber, wenn man weiter voran wolle, so müsse man sich nun an das Volk wenden; „wo dcr Senatusconsult aufhört, da fängt das Plc- oi-cit an". Eingehendere Beleuchtungen dcs Entwurfs und seiner Bedeutung finden sich in der „Jnd<pcndance bclgc" und in der „Kölnischen Zeitung". Lie „Jndepcndance bclgc" will zwar nicht läugnen, daß das Ncformpro- gramnr dcr französischen Regierung einen merklichen Fortschritt begründe, aber cs enthalte leider auch den Keim künftiger Verwickelungen und möglicherweise bit terer Enttäuschungen. Nach dcr Ansicht dcs belgischem Blattes sind die projcctirtcn Veränderungen in dem Organismus des gesctzgcbcndcu Körpers und in dcr Stellung dcr Minister nur dcr Hcbcl, mit dessen Hilfe die von dcr Presse und dcr öffentlichen Meinung un terstützte Vertretung der Nation die übrigen, von dem persönlichen Regiment vorbehaltencn Positionen weg zunehmen haben wird. Am wenigsten bchagt dcr „Jn- döpcndance" die Erweiterung dcr Befugnisse dcs Senats. — Der Pariser Corrcspondcilt der „Kölnischen Zei tung", dcr sich mit dcm ^cnatsconsulte beschäftigt, läßt dem liberalen Geiste desselben volle Anerkennung widerfahren und schließt seine ausführliche Darlegung der einzelnen Modifikationen der Verfassung von 1852 mit der Bemerkung, oaß alle wahren und freisinnigen Patrioten, die von revolutionärer Ucberstürzung nichts wissen wollen, sich Glück wünschen können zu die sem Ergebniß einer friedlichen Revolution ohne Ka nonen nnd Barrikaden. Dcr Kaiser habe aufs Neue gezeigt, daß er ein aufmerksamer Fühler dcr Pulsschläge dcr Nation ist, und daß er scin Volk und seine Zeit verstehe. Unter den Urtheilcn der prenßischen Presse über den Senatsconsult ist zunächst die Aeußcrnng dcr „Pro - vinzial-Correspondenz" zu rcgistriren. Das mi nisterielle Organ widmet demselben nachstchcnde Bemer kungen: „Es ist nicht zu verkennen, daß in dieser Vor lage schr erhebliche nnd werthvclle Erweiterungen dcr bishcrigcn Befugnisse dcr französischen Volksvertretung enthalten sind, nnd daß für die französische Nation da mit ein neuer wichtiger Abschnitt der innern Entwicke lung beginnt."— Die „Neue Preußische Zeitung" findet, daß dcr Senatsconsult noch viel mehr enthält, als dcr Kaiser in seiner Botschaft augckündigt hatte, und man könne demselben das Zeugniß nicht versagen, daß cr mit den liberalen Zugeständnissen nicht gekargt hat. Wenn die Feinde dcS Kaiserreichs Unzufrieden heit ansdrücktcn, so sagten sie wohl nicht, was sie denken. Die Rede dcs Senatsp' äsidcnten Ronhcr habe von Neuem bewiest«, daß der ehemalige Staatsminister sich in allen Situationen zurcchtzusinden versteht; aber wenn cr auch die Reformen für ganz vortrefflich halte, so bemerke er doch, „daß diese Nation daö Recht habe, von ihrer Negierung eine absolute Sicherheit gegen die gewalt samen Leidenschaften, die wahnsinnigen Hoffnungen und den unversöhnlichen Haß zn erheischen." Dcm Talente und der Geschicklichkeit dcs bishcrigcn französischen Ltaatsministers wird zwar auch in den österreichischen Blättern alle Anerkennung gezollt; einige derselben können aber doch einen gelinden Zwei fel darüber nicht unterdrücken, ob Herr Nouher dcr geeignete Mann sU, Reformen plausibel zu mache«. Allseitig finden wir dagegen dem Gedanken Ausdruck verliehen, daß Frankreich im Begriffe steht, einen wei ten Schritt nach vorwärts anf der Bahn dcs Consti- tutionalismus zu thun. Die „Presse" schließt einen, dcm kaiserlichen Reformprojeete gewidmeten Artikel mit folgenden Worten: „Alles in Allem genommen bildet dcr Senatsconsult dcn wichtigsten Wendepunkt in der innern Geschichte Frankreichs seit dem 2. Deccmber und eröffnet für die reichbcgabtc Nation, der die Frei heit so viel zu danken hat, eine neue Aera des Fort schritts und der liberalen Entwickelung. Die Periode dcs Eäsarismus, durch deren Contagium auch das übrige Europa zu leiden hatte, ist für scin Heimath- und Mut terland abgeschlossen und die Rückwirkung wird sich auch auf dem übrigen Contincnte bald genug in er freulicher Weise fühlbar machen; zunächst in den Wech selbeziehungen dcr Mächte. Frankreich wird während der nächsten Jahre, ausschließlich mit seinen Reform kämpfen beschäftigt, jene Friedenspolitik zur Geltung bringen, welche bereits in dcn letzten Wahlen einen so beredten Ausdruck gcfuuden hat. Drängt aber Frank reich zn keiner auswärtigen Action, so ist aller mensch lichen Voraussicht «ach kein großer Kricg auf dcm Con- tiucnte zn fürchten, und wird endlich auch jener un natürliche Zustand cincs bewaffneten Friedens, unter dcm gegenwärtig alle Völker beinahe erliegen, einer gesündern Ausnutzung dcr nationalen Arbeitskraft wei chen müssen." Der französische Reformplan findet im Ganzen auch von dcn englischen Blättern aller Farben eine gün stige Bcurtheilung. Nicht nur die „Morniug-Post" nnd die konservativen Organe, sondern auch die „Times" und selbst die entschieden liberale „Daily-News" er klären sich für befriedigt. Die „Times" sieht in den vom Kaiser vorgeschlageneu Acndcrungen einen wirk lichen großen Fortschritt. Daß fürderhin der gesetz gebende Körper die Initiative in der Gesetzgebung mit dem Kaiser thcilcn wird, wiegt nach dcr Ansicht der „Times" die ganze Summe der übrigen Concessionen auf, den» damit trete die Repräsentation dcs Volkes aus ihrer bishcrigcn Ohnmacht und Schcinexistenz erst in wirkliches Leben ein. Tagtsgtschichlt. Dresden, 6. August. Am königlichen Hofe ein- gegangenen Nachrichten zufolge werden Ihre Majestä- FeniUeton. Dresden. In dcr Biblioibck dcs k. sächsischen Alterthumsvcretns sammelt sich in aller Stille ein beachtrnewerthcr Reichthum von Druckschriften über manche Fächer der Altcrthumswissenschaft und aus den verschiedensten Ländern. Nicht nur die über das ganze Deutschland verstreuten deutschen Gcschichts- und Alter thumsvereine senden im gegenseitigen Schriftcnaustausch ihre Veröffentlichungen, sondern auch aus Oesterreich und der Schweiz, dem deutschen Rußland, aus Nor wegen und Schottland, wie auch aus Italien findet sich hier aus dem Gebiete der Archäologie und der Kunstgeschichte schon Manches vereinigt. Zu den be deutendsten gehören die Schriften der Oommission Im perisle srclieologjque in St. Petersburg, welche jähr lich mit dankcnswerthcr Liberalität gegen die Mitthci- lungen dcs k. sächsischen Altcrthumsvercins übersendet werden. Diese Schriften bestehen aus einem Oampiv renäu vom Grafen Serge Stroganoff, der Bericht er stattet über die im verflossenen Jahre geschehenen Aus grabungen und Erwerbungen, einem Supplement, das umfangreiche Abhandlungen von Ludolf Stephani aus dem Gebiete der Kunstgeschichte enthält, und einem Atlas trefflich theil- in Umriß, thctls in Farbendruck auSgrführter Abbildungen von neu entdeckten oder schon früher in der kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg gesammelten Kunst- und Alterthumsgegenständen. Die Wichtigkeit dieser im Ganzen wenig bekannten Schrif ten möge hier rine kurzr Darstellung deS Inhalts der letzten Jahrgänge rechtfertigen. Der Jahrgang 1865 enthält dir Beschreibung der Ergebnisse einer jahrelangen Ausgrabung in Südruß- land. In den Jahren 1864 und 1865 wurden auf der südrusstschen Halbinsel Taman in der Nähe des Dorfes Stcblejerka ein Riescntumulus von 341,« Meter im Umfange aufgcdcckt, dcr vom Volke als der große Blisnitza bezeichnet wurde und die gemeinsame Nuhc- stättc cincr der vornehmsten und reichsten Familien dicscr Gegenden aus dcm 4. Jahrh. v. Chr. bildete. Derselbe bestand aus verschiedenen Grabkammcrn mit reichem architektonischen Schmuck, von denen einzelne aber schon im Altcrthum ausgeplündert worden, aus verschiedenen Opfer- und Brandstätten, deren Aufdeckung zu Resultaten geführt hat, wclche die Einsicht in das religiöse und künstlerische Leben dcr frühern Bewohner dieser Gegenden in glücklichster Weise erweitern. An die Beschreibung dcr hier aufgefundcncn nnd im Atlas abgebildctcn Gegenstände, deren größte Anzahl in dcr bisher noch uneröfinetcn, mit außerordentlichem Rcich- thum ausgestatteten Kammer cincs männlichen Leich nams, wahrscheinlich des Hauptes dieser Familie, ge funden wurde, schließen sich umfangreiche Untersuchun gen, welche auf Grundlage auch anderer großer Samm lungen und Sammelwerke, sowie älterer und gleich zeitiger Schriftsteller eine vollständige Geschichte dieser Schmucksachen und Gerätschaften und ihrer sich überall wiederholenden Ornamente geben. Wir erhalten da durch die gründlichste Belehrung über die Darstellung und dcn Cultus dcr Aphrodite, des Apollo, der Ar temis und dcr Athene, der Dcmctcr im südlichen Ruß land, dcs Dionysos und des Eres, desgleichen über die Bedeutung und Darstellung der Cicaden, der Greife, Kraniche, Reiher und ihrer Kämpfe mit den Pygmäcn, dcr Rebhühner und Wachtel, dcs Gebrauchs der Glocken rc. Im Jahrgang 1866 setzt derselbe Verfasser diese Untersuchungen fort und verbreitet sich mit demselben Rcichthum an bildlichem und literarischem Material über die Bedrutung und Darstellung der Sirenen, über die Entführung der Europa, letztere- insbesondere nach Darstellungen auf antiken Vasen in dcr kaiserlichen Eremitage, und schließt mit der Beschreibung und Er klärung dcr in diesen Gegenden gefundenen griechischen und römischen Inschriften. Eine zweite Abhandlung enthält die Erklärung verschiedener Vascngcmälde dcr kaiserlichen Eremitage und untersucht insbesondere die antiken Darstellungen dcr Jagd, welche in Griechen land hauptsächlich mit dcr Zeit dcr Pcrscrkricgc began nen, als persische Teppiche und Kleiderstoffe mit solchen Darstellungen dcs orientalischen Lebens hier verbreitet und belicbt wurden. Deshalb bildet auch der fabel hafte Greif, das nach dcr Vorstellung der Alten furcht barste Thier, einen Hauptgegenstand dieser Jagdscencn. Das Supplement für das Jahr 1867 seht diese Be schreibung der Kunstwerke aus der kaiserlichen Eremi tage fort und giebt eine sehr ausführliche Darstellung der Ringkämpfe zwischen Göttern und Heroen, des He rakles, Pelcus und dcr Athleten, dcr erotischen Ning- kämpfe zwischen Eroten und Psychen, Satyrn und Nymphen, ferner eine Fortsetzung dcr Untersuchung über die Jagd und zwar dcr bei dcn Alten gefahr vollsten und deshalb auch ehrenvollsten Jagd auf Eber, mit ihren Werkzeugen und Uebungcn, mit den Dar stellungen der kalydonischcil Jagd, der Jagden der Ar temis und dcs Melcaper. Eine letzte Abhandlung sam melt und beschreibt die Darstellungen aus dem Mythen- krcise des Dionysos. Diese inhaltsreichen, auf ebenso gründlichen philologischen wie kunsthistorischen Studien beruhenden Abhandlungen bilden für die Geschichte der antiken Kunst und Kunstgewerbe höchst bcachtenswcrthe Beiträge und führen den unzweifelhaften Beweis von dcm lebendigen Zusammenhang des künstlerischen Lebens von Athen und diesen südrussischen Gegenden in dcr vorchristlichen Zeit. f Aus Darmstadt schreibt man: In dcrgroßherzog- lichcn Hofbibliothck wurde bisher eine Mappe mit werthvollcn Federzeichnungen ausbcwahrt, die seit Kur zem von der Dircction dieser Anstalt an die zum groß- hcrzoglichcn Museum gehörige Sammlung von Hand- zcichnungcn abgegeben und nunmchr daselbst zur öffent lichen Aufstellung gebracht worden sind. Sic gehören, wie bei mchrern durch die eigenhändig bcigefügtcn Na men bestätigt wird, den beiden Meistern dcr Architektur- malcrei Antonis Canale und Bernardo Belotto, genannt Canalctto, an, deren Werke zu dcn besten gezählt wer den, welche die Malerei des vorigen Jahrhunderts her vorgebracht hat. Die Zeichnungen geben zum größten Theil Ansichten aus Venedig, Padua, Verona, Rom und Florenz; einige davon gehören höchst wahrscheinlich den Lehrjahren des Belotto an, dcr der Schüler seines Onkels, dcs Antonis Canale war. In einigen Blät tern, vielleicht Entwürfen zu Thcaterdecorationcn, schei ncn smehr perspektivische und optische Aufgaben gelöst worden zu sein. DaS ungarische Amtsblatt veröffentlicht einen Er laß dcs Cultus- und Unterrichtsministers, in welchem sür den 1870er ersten Malerconcurs Preise ausgeschrie ben werden. Der erste Preis beträgt hundert, die bil den andern betragen je fünfzig Ducaten, und werden dieselben auf Grund dcs Urtheils der durch den Un- tcrrichtsministcr zu ernennenden Commission dem Ur heber der gelungensten drei Concurrrnzwerke ertheilt werden. Die Concurrrnzwerke sind an das Cultus- und Unterrichtsministerium bis zum 30. April 1870 nebst Briefen einzuscnden, in welchen die betreffenden Maler ihren Namen, Wohnort und ihre Absichten hin sichtlich der Ausführung der Farbenskizzen im Großen genau anzugcben haben.
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