Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189101030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910103
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-01
- Tag 1891-01-03
-
Monat
1891-01
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1891
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erschei»t »glich MH 6'/. Uhr. »»ß Lr»r-Ut«» Lpnchßi»re« her Ukdaktiml: >««<ttaa« 10—ir llhr. R«h»tttag« Uhr. », *»»«ä»e »er für »te »tchftf»!,«,»« «««er »efti««te» Inferate an >achrnta,e» »ts 3 U»r Nach«tttqs«, anTann« nn» Seft1a,e»fr«tz »t»'/,» N»r. 2» he» Filiale« str 3«s.-^unahmr: ttt» Ale»« « Varti«. (Alfretz Hntzn). °»KL Aachartaenstr. 14 patt, und König»»!«» V, «ne »i» «»'. UchMer.TWMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «ad Geschäftsverkehr. >lbon«eme»t-p reich vierteljährlich 4»/, Mt. kncl. Brsnaerloha S Ml., durch di, Post §ez»g«, » Mt. Jede einzeln»-7umm« 20 Gt. Belegexemplar 10 Pi Gebühr»,, für Eltrabeil »ae» lt» Tageblalt-Formal aesaUti «»Nt Postbesörderung 60 Mt. «tt Postbesörderung 70 Ml. Inserate 6 gespaltene Petitzeile »0 Pi. Größere Schriften lau« uns. Preilverzeichnth. Dqbellanschern. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Nerlamen «tt«r demvi«dactioa»strich di» -gespalt. ZeileüOPs.vor denFamiilenaachrichten dt» kgelpaiten« Zeile 40 Pf. Inserat« sind siet» an die CrPtäitt«» za lende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praennui-raucko oder durch Post« Nachnahme. 3. >,» Sonnabend den 3. Januar 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Lcachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 4. Januar, Bormittags nur bis V«S Uhr geöffnet. LxpeÄMon üos l.vkpLlxer iLselUatte». Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung, vi» Anfftelung »«» Vanplqnke» u. s. w. betr. >n» Rücksicht auf die Verkehrssicherheit haben wir für noth- «endig erachtet, über die Ausstellung von Bouplanken und bez. Gchutzgerüsteu folgend« Bestimmungen zu treffen: 1. B«uplaakt» «Me» fest uud au- gutem Material hergesteüt und siet- im gute», lückenlosen Zustand« erhalten werden; insbesondere smd genügend stark« Bretter an Gäulen oder Rüstsiömmen zu de. festigen, emch dürfen »ach außen weder Holzstück», noch Nägel, noch Klammern vortrrta», »nd sind »ach außen schlagende, in Bändern und Halpeu hängend« Thürrn unstatthaft, es sind vielmehr nur Liusetzthüreu zu verwenden, welch« wirrend der Arbeitszeit hinter der Umplankung sicher untergebracht werden müsien. 2. Längs d« Banvlaake an vrrkrhr-rSumen sind vom Bauenden ant »nd sicher zu begehend« Fußweg« herzu stellen und zu «nter. halten: vervliibt zwischen Bauplanke und Gerinne der Fußweg in einer Breit« vou 1 w fr«t, so ist eventuell da» Granittrottoir hier her zu verlesen und mit den anschließenden Granitbahne» zu ver binde»; vrrvlribt dieser Raum nicht, so ist, dafrrn nicht wegen der besondere» Verhältnisse »oa un» davon abgesehen wird, die Lag««»»« dnrch einen ebene», sorgfältig ans gezimmerten Unterlag« festgeleaten Brettaang, welcher bi- an die Bauplanle reichen »ad mindesten- 1» breit sein «nd in gleicher Höbe mit dem Fußweg» lieg« mnß» «tMdecken, so daß eine Fortsetzung de« letzter« gebildet wird. f» daß der freie Vafferdurchfluß zu jeder Zeit ertnög. keiner Meist ge^ ' Hat «ine BatVlanbe d« Zweck, beim Ab brechen von Gebäuden oder GebäudetheLn «l- Schutz für deu öfstatlich« Verkehr zu dt««, oder ist ütktzmrpt ein Schutz argen herabfallende Matrttalim und Werkzeuge erforderlich, so ist der für dir Passanten frei zu haltend« Fußweg durch ein mindesten» 1L m breite«, nach innen geneigte- mit -Sem hoher geschloffener Brüstung versetz schätzen. Dergleichen Schutzdächer müssen mit 2L am starken, doppelt z» Irgend« Bretter» derartig hergestellt werden, daß durch dl« ober« Bretter dir Fug« der noterru sicher gedeckt «erden. Die Bauplauk», wie auch dt« au öffentlich« BerkehrSräumen ausgestellt« Gerüste müssen durch Latem« von solcher Lichtstärke von Eintritt der Dunkelheit bi- zam Anbruch de- Tage- erleuchtet werden, daß dar ganz« Umfang der dem freien Verkehre entzogenen Oettlichkett »nd der davor befindlich« Fußweg deutlich erkenn- bar find. 8. Sofern dst Baustelle genügenden Raum znr Aufstellung de« lich erforderlich« Banmaartal- bietet, muß di« Bauplanle beseitigt »erd«, sobald der Rohbau vollendet ist. Der Verkehr ans dem Fuß- Wege ist sodann dnrch ein Schutzdach oder durch ein« besonder fest« Grrüst-Velag zu schütz«. 7. Sobald di« Bau- oder Lbbruch-arbeiteu für länger« Zeit, so insbesondere bei» Beginne de« Vinter-, oder während der Mess« eingestellt werde», sind Inder Regel die Bauplanle» vou dem verkebrSraume zu entfernen, die Fußwen« »tter aangbar anf Kost« de« betreffende» Grundstücks- dnrch mw häzustrll«, die von der Straße au« zugänglich« des Gebäude- mit Brettern zu verschlagen und die etwa l Gesten- «nd Htntrrgrenze» dnrch eine 2 w hohe Planck« 8. Gei all« Arbeit« an und aus Dich«« »nd an GchornsteinkSpfeu sind Schntzgerüstr oder Rahm« mit Netz«, welch« zum Ausfana« hernbstilizender Bruchstücke, Werkzeuge und dergleichen geeignet sind, nahe an d« Saumschicht der Dächer, bei besonder« gefährlichen Fäll« anch die sonst znr wirksamen Verhütung von Gefahren für den «ffentltche» Verkehr tauglichen Vorrichtungen an den Gebäuden anznbrtng«: zur Warnung der vorübergehenden sind außerdem noch dentktq erkennbare warnuug-tafeln mit der Inschrift: „Bor- sicht — Bauarbeiten" aufzustrllen. Sperrlatten und andere Verkehrs- hindernd« Warnung-zeichen sind nnr so lange, bi» die vorgeschriebenen Schutzvorrichtungen hergestellt sind, oder wo dieselben überhaupt nicht anznbriageu, insbesondere beim Streichen der unteren Gebäubetheiie, Vorbau« und dergleichen bi« znm Trocknen der Farbe zviässig und bez. erforderlich. Gleich« warnnng-tasela sind aufzustellen, wenn «bvntzarbetten an de» Straßenseiten der Gebäude mittelst Hängegerüsten, Fahr- Maschine» and dergleichen an»gesühtt werden. Indem wir dies« Bestimmungen hiermit zur öffentlichen Kenntniß bring«, bemerken »st, daß Zuwiderhandlung« gegen dieselben oder Unterlaß»»«» hinsichtlich dieser Anordnungen an dem Schuldigen mit Geld bi« zu SO oder entsprechender Haft werden geahndet Verb«. Leipzig, am 27. December 1890. Der N«th tzer Gt«tzi Leipzig. Vr. Georgt. Bnsch. sekannlmachnng. »te PstttziV»»« tze» Schnrnfteinfrgrr-Gewerhc« in tze« tzeztrke» Ltutzena», Plagwitz, Eannemtü, Kletnzß Gchlrußt, ,»» Kßntg tzetresfentz. >W>Sta»tk Kleinzschocher, In Gemäßheit von §.11 der LrtSstatute, die Bereinigung der in d« Ueberschrtft genannt« Landgemeinden mit der Stadt Leipzig betr., «std vom 1. Januar 1891 ab da» Regulativ für AuSübuna de- GchoristetnftMv-Gewerda« in der Stadt Leipzig vom 18. August I88S auch für die Stadl »heil«: Ltntzena«. Pkagmttz. Tannewist. Kirtnzfchochor, Gchienhi, »nd Lßtzntg in »ras« trel«, wa« wit mit d«i» Bemovk« znr öffentlich« Kennt»,- bring«, daß di» vor« genannt« ehemaligen ' Landgemeindebezirke vom obenerwähnte. Da« ad «inen Theit de« nur au« »ine« K»drb«ztrke besieheudtn Stchtba-stke- Leipzig bilden werde». wegen Ausführung der in de» Y» l und .1 des augerog«« Rrgulattv« enthaltenen Vorschrift« wird noch weitere Verjüguifiz erlist» Scht-ch. da, »8. December 1890.. Drr «,ttz »er Statzt Letpzi«. ' Vr Grorgi. Vnsch.^ ,e Sekanntmachung, »st Ao-sühruu, »er Privatschinttz« „tz Faürotzr- untersützruugen »etrrsiend. Nach §. 11 der Ortsstatute, die Bereinigung der Landgemeinden Connewitz, Klrtnzschecher. Lintzena,, L-tzuig, Via,Witz und Schlenßtg mit der Stadt Leipzig betreffend, leiden vom 1. viese- Monats ab auch die uachsikhe.iden, hier bereit- giltst« Be- slinimunacn aus das neu hiuzuaelrelene Stadtgebiet Anwendung: 1) die Ausführung der Privatschleusien außerhalb der Pnvat- grandstücke aus öffentlich« Straßen und Plätzen, sowie di« Einführung derselben in die Hauptschleuß« Hot letztgltch tzurch tze« Rath auf Kosten der bethriltgten Grundstücks- desitzer zu geschehen: und zwar gilt die» sowohl von den zur Abführung der Küchen-, Wirlhschaslswäfs.r u. dergl., ol» auch von dci, zur Abteilung der Drauf- mib Fallrohr- wüster unter den Fußwege» hinweg dienenden Beischleußeu: L) vor der Ausführung hat der betr. Grundstücksbesitzer die veranschlagten Bauschkost« rinzuzahlen: 8) die Ableitung der Trans- oder Fallrohrwäffer unter dem Straßcnkörper in die Hauptschieußeu mittelst besonderer Beischleußen muß bet Vornahme von Neubauten und Um- baut«, vor jeder Reui-gung oder Ilmleguiig vou Tronit- Troltoirplatten, bei Orbuuung biz. Wiederherstellung von Hauptschleuß« «nd B« chl.u an und endlich vor Reu- Pflasterung oder U vfla er»"g von Dlraßen und Strahen- strrcken «rsolgen ui d st de« i lu b.i un- rechtzeitig Antrag zu stell,»; 4) Säumig« oder Zuw derhcude.tid« werden mit einer Geldbuße bi« zu SO Mark oder entsrrrchender Haft bestraft, und Habs» außerdcn »u gewärtig«, diß aus ihr« Kosten von Amt-wegen die obigen Herstellungen ousgesührt, bez. eigen- mächttg auSg« ührl« Anla^eu nach Befinden wieder beseitigt werden. Leipzig, am 2. Januar lSSI. De» Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Rültng. Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 29. No- vember v. I., die Aussicht über die Eisbahnen betr., bringe» wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir die Herr« Ftscherobermeister Carl Wilhelm Müler und FIschermeistrr Adolf VSse Ir. angewiesen haben, auch die in de» mit dein heutige« Lag« anae- schlossene» Vorort« Lindenau, Plagwi^, Kleinzschocher, Schieuhig, Eonnewitz uud Lößnig vorhandenen Fluffe, Flukhrinn« und Teich«, soweit dies« Gewässer al» Eisbahnen benutzt wrrdeu, während de« gegenwärligen Winter- sorgfältig zu überwachen. Ls ist daher den- Buordnunggn dersrlli« sowohl seiten- der In haber der Eisbahnen, al» auch seit«- der di« Ei-ba-n« Besuch«»« unbedingt Folge zu leist«. Insbesondere ist da- Betreten de« Eise« und da- Schlittschuh» stuf«, bevor solche« auf der fraglich« Eisbahn von de» Oven- gtnanni« für unbedenklich erklärt worden, verboten. Es haben auch die Inhaber der Eisbahn« aus bezüglich« Anordnung und namentlich bet eingetretenem Tbauwetler den Zutritt zu ihren Bahn« erner nicht zu gestatten. Befinden sich aus Eisbahnen, weiche be- ahren werden kännen, ci-sreir oder nicht genügend sichere Stellen, o sind dieselben in gehöriger Weise obzusperren. Zuwiderhandlungen gegen Liese Vorschriften werde» mit Geld- strafe bi- zu 60 ^ oder mit Hast bi- zu 14 Tagen geahndet werden. Leipzig, deu 1. Januar lS9l. Der Rath »er Statt Leipzig. vr. Georgt. Wirthg« Lekannlmlichling. Dt« über die Einverleibung der Schulbezirke von Eonnewitz Kleinzschocher, Lindenau, Lößnig und Plaawin zwischen den Schul vorständen doßttbst und drin Rath« der Stobt Leipzig unter Zu stimmung der Stadtverordneten und mit Genehmigung der Bezirk« ichuitnspectton« „Leipzig" 1 und II. sowie de« königlichen Miutstettums de« Lulto» und öffentlichen Unterricht- getroffenen Abkommen lieg« anf der Nunttatur des Nachhause« »wet Wochen lang zu Jedermann» Esnsicht au«, wa- wir hierdurch zur Ssfeat ltchen Krnatniß bring«. Leipzig, am 22. December 1890. Drr Rath »er Stadt Leipzig vr. Georgt. Lodse. Lekannlmachung. Für Unterlassung der Zusendung von Neujahrskarte» gingen seiner «tn: von Her« Paul Temmler S, - - Stadrath vr. Willmar Schwabe - S, « Frau verw. Stadtratb Simon ... - S. vorüber hierdurch dankend quittitt wird. Leipzig, den 9. Januar 189l. Summa 18, Do» Armenamt. Heotschel. Schicker. Produktenbörse zu Leipzig. Wegen de« Hohen Neujahrs-Feste- wird — statt Dienstag, den S. Januar — Montag, den 5. Aannar 18V1. Producteubörs« abqebait« werden. Leipzig, den 27. December 1890. Die 2. Adtheiln«, de« v-rsrnvorftanpe«. k. ttekmtckt, Borsitzender Bieyl, Börsenseerrtär. Lekamilmachmig. Im Monat Deceinber ». c. gingen bei dem unterzeichnet« Verein «in: durch Her« Friedensrichter Aug. Siebert ^l 1^0 Sühne tn Sach« I. H. K. L. H.; für Unterlassung der Zusendung von ferner zahlt« fü Neujahrskarten Zahntechniker Earl Hölzel, >l 7,00, worüber hierdurch dankend quittitt wird. Leipzig, 31. December 1890. Der Vorstand de« Samari<er»verttn«. Schn vor, Schatzmeister. Jur Lage. Seit langer Zeit war die Zuversicht auf Erhaltung de- FricdciiS leim Einiritt in ein neue- Jabr nickt so fest, wie diesmal; beim Neujadr-rmpsang in Berlin, Pari« und Pest wurden die au-wäriigen Beziehungen nur insoweit berührt, al« da« allseitig kewortretende Etreben. die friedlich« Arbeit der Völker zu fördern, bedingt. Der Friede ist von keiner Seil« bedroht, da« ist eine Thatsache, di« kau», noch er- wöhnen-werth erscheint Da- ist ein mächtiger Fortschritt, welcher al« da- Ergrbniß de« unter der Führung Deutschland« in ganz Europa zur Herrschaft gelangten Frieden-getanken- anzuseben ist. Wenn der französische Krieg-minister Frencinet un Gegensatz damit die Ansicht ausgesprochen hat, daß die Zeit noch nicht gekommen sei, in welcher man von einer dauernden Herr schaft de« Fneden« sprechen könne, so ist da- die Kundgebung einer persönliche» Auffassung der Lage, deren Zweckniaßigkeit zu bezweifeln ist uud weiche auch die verdient« Zurück weisung in Frankreich selbst erfahren hat. Die Worte, welche Earnol beim Neujahr-empfang an den päpstlichen Nunliu- aerichtet hat, sind der Ausdruck einer wesentlich anderen Anschauuna. Der Präsident der französischen Republik sagte, daß er die Sympathiebeweise de« Au»lande- für Frankreich zum Tbeil al- die Folge der Unzweideutigkeit und Mäßigung der auswärtigen Politik Frankreich- be trachte, und daß die Gedanken de« Frieden-, der Freiheit, der Gerechtigkeit und de« Fortschritte- auch ferner in Frankreich die maßgebenden bleiben würben. Die Hervor- kebrung de- Gegensätze» zwischen den beiden Anschauungen mit dem augenscheinlichen Siege de« ffriedcn-gedaiilen- ist eine sehr erfreuliche Erscheinung, welche lehrt, daß Frankreich genügende innere Festigkeit gewönne» Hai, »ni den Frieden als ein werthvolle- Gut zu würdigen, da« man nicht leichtsinnig prei-gebrn dürfe, um Lieblings- Wünschen Erfüllung zu bringen, die der Berechtigung ent behren. Frankreich hat gesehen, daß De»tschia»d kein L?pser scheut, um sein« Krieg-macht auch der Zahl »ach auf eine annähernd gleich« Stufe mit der Frarkrcich« zu bringen, und au» dieser Aufmerksamkeit auf di« französischen Rüstungen die Gefahr erkannt und entsprechend geschätzt, welche ein leicht fertig unternommener Krieg seiner Episten» bereuen würde. Fcrry ist dieser Sachlage »n Epinal gerecht geworden und hat dabei die öffentliche Meinung Frankreich- aus seiner Seite. Die Aufgaben des» Jahre« l89l liegen hauptsächlich auf dem wirtbschaftlichen Gebiet, die Völker Europa- sind damit beschäftigt, dir Anforderungen zu befriedige», welche die Eon- eurrenzfahigkeit ihrer Producte auf dem Weltmärkte a» sie stellt. In dieser Beziehung kommen zunächst zwei Ereignisse m Betracht: Die Mac Kimey-Bill und der Ablauf der fran zösischen Ha»drl«v«rträgr im Jahre 1892. Während die gegenwärtige Mehrheit n» Eongreß zu Washington e- für den Triumph der Staat-wei-heit erachtet, die Einfuhr europäischer Producte nach Amerika so weil zu erschweren, daß fte -auf> dir Dauer unmöglich wird, daß in Frank reich die Uebedzeugung zum Durckvruch gekommen, daß extreme Zollmaßregel« arF dm Urheber zurücksallen müssen. Der französische Handel-minister hat die Notbwcndigkeit eiagrsehe», Felle, Wolle und Seide von jedem Eingangszoll zu befreien, damit Frankreich diese Producle anssuhrsäbig erhalt«. Da- ist eine erfreuliche und wichtige Tatsache, weil sie zeigt, daß die französische Regierung sich der Gegenseitig keit der Beziehungen europäischer Staaten aus dem Zoll- und Berkehr-gebiet bewußt ist und danach ihre Entschlüsse ein richte» wird. Vorläufig besteht noch ein Gegensatz in dieser Beziehung zwischen Osten und Westen, der durch die Be merkung de- ungarischen Ministerpräsidenten beim ReujabrS- empfang charaktcrisirt wird, daß der Handelsvertrag zwischen Deutschland und Oesterreich al- Maßstab für die »lit anderen Ländern, besonder« im Osten, zu schließenden Ver träge diene. Aber dieser Gegensatz ist nur ein schein- barer, die Interessen, welche die Ein- und Ausfuhr der europäischen Staaten betreffen, sind vielmehr gleichartig und Amerika gegenüber solidarisch. Drr Gedanke, die Rohstoffe zollfrei zu lassen, ist nicht nur für Frankreich entscheidend, sondern auch für dir übrigen Mächte. Die nächstwichtige Frage ist die der Eisenbahntarife und diese wird bei den Verhand lungen in Wien ihre volle Berücksichtigung finden. Für Jn- dustrieproducte wie für Producte der Textil-, Eisen- und Glasbranchr kommen die besonderen Gesicht-puncte der ein zelnen Länder in Betracht und sind deshalb Gegenstand von Einzelabmachungen. Soweit läßt sich die Lage dieser hoch wichtig« Angelegenheit gegenwärtig übersehen. Die Frage, wie eS mit den landschaftlichen Producte» zu halten, ist noch nicht spruchreif, sie muß aber in dem deulsch-österreichischrn Handel-vertrapr zum Au-trage kommen. Mit der künftigen Regelung von Ein- und Au-fubr gebt die Steuer- »nd die Arbeiterfrage Hand in Hand Je günstiger die Bedingungen sind, unter denen sich Handel und Industrie entfalten können, je geringer die Abgaben von dem Ertrage der Arbeit und dem Unternehmrrgewinn, desto besser ist der Erfolg der Arbeit und der Unternehmungen verbürgt. Ein Mißgrfff in dieser Beziehung kann ganze Industriezweige lahm legen, auf deren Gedeihen die Wohlfahrt einer zahl reichen Bevölkerung beruht. Glücklicher Weise gewähren die Erfahrungen der letzten zwölf Jahre eine brauchbare Grund lag«, aus welcher die Zoll- und Handel-gesetzgebung aus gebaut werden kann. Engherzige Jnteressenpoluik ist beule nicht mehr durchzuführen, der internationale Gesichts punct ist der maßgebende, die Eoncnrrrnzfähiglcil auf dem Weltmärkte drangt alle anderen Nücksictiieu in den Hintergrund. Bei un- in Deutschland ist die Wahrnehmung der land wirthschafllichen Interessen bisher die Richtschnur für die Zölle auf Getreide, Vieh, Zucker, Branntwein »nd Holz arwesen, da« wird sich für die Dauer nicht ausreck't balle» lassen, wenn auch die Reform aus diesem Gebiete nicht m, vermittelt und plötzlich geschrben kann. Im Reichslage sieben in dieser Beziehung wichtige Erörterungen bevor, bei welchen e« sich hrrau-strllen muß. welche Politik dir Regierung in Zukunft zu befolgen gedenkt. Andeutt'naen in dieser Beziehung liegen bereit« vor, welche darauf schließen taffen, daß die in Preußen begonnene Steuerreform auch aut da- Reich ihre Rückwirkung äußern wird. Ein Hinderniß, in dieser Beziehung mit voller Offenheit zn verfahren, bilden die mit Oesterreich schwebenden Berbandlnngen über den neuen Handelsvertrag, aber diese» Hinderniß ist nickt so unbedingt, daß nicht da« unabweisbare Äcdürfmß zur Sprache gebracht werden könnte. Der Satz, daß wirthschaftliche Angelegen- heilen nicht Parteisach« sind und sein können, ist unanfechtbar, es handelt sich dabei immer um die Gesammlwoblsabrt dc« ganzcn Staate«, trotzdem werden gcuiäßiate Parteien stet- ihre Wünsche beschränken, wenn besondere Gründe vorliegen, welche dies« Beschränkung nötbia macken Zuerst mnß die Fraae beantwortet werden, ob sich anderweit Deckung für die »ötmgrn Au»gabkn beschaffen laßt, bevor an eine durch- greifend« Steuerreform hcraugetrclen werden kann. * Leipzig, 3. Januar. * Daß ein Gesetzentwurf wegen der Sperr gelber in der gegenwärtigen Session noch au da- preußische Abgeord netenhaus kommt, wird von unterrichteter Seile als wahr scheinlich bezeichnet. Ob aber dabei die bischöflichen Vor schläge ganz oder der Hauptsache nach zu Grunde gelegt werden, muß noch dahingestellt bleiben, da die ganze An gelegenheit »och nicht so weit vorgeschritten ist, als e« nach den Aeußerungen klerikaler Blätter den Anschein hatte. Eine Sperrgeldervorlage wird daher auf alle Fälle nicht alsbald nach Wiederaufnahme der Sitzungen cingehen, sondern nstigstcn Falls erst in einem vorgerückteren Stadium der Session. * Zum Gedenken de« Todestage- der Kaiserin Angusta werden, der.Post" zufolge, die großherzoglich badischen Herrschaften am 6. Januar in Berlin eintreffen. * Bei der Stichwahl in Bochum stehen die Tocial- dcmokraten vor einer schweren Entscheidung. Die Unter stützung eines Nationalliberalen geht ihnen natürlich sebr gegen den Sinn, andererseits hat sich der Centrumscanditat als schroffster Zünftler und .LebenSmittelverlheuerer" vor- gestelll und die feindselige Haltung, welche die katholische Kirche und da» Eentrni» gegenwärtig den Socialdemokraten gegenüber zur Schau tragen, hat bei den letzteren eine sebr gereizte Stimmung bcrvorgedracht. Die leitenden socialdemv- kratiichen Blätter äußern sich über die Taktik ihrer Partei genossen bei jener Stichwahl noch nicht. Im Wahlkreise nimmt man an, die Sociatdcmokraten würden sich größte»- theils der Wahl enthalten, auch wenn von der Parteileitung eine Anweisung zum Eintreten für den EentrumScandibaten erfolgen sollte. * Nach Neujahr hätte die feierliche Eröffnung der in Prag gegründeten czcchischen Akademie der Wissen schäften staltfinden sollen. Die Eröffnungsfeier ist jedoch, wie ein jungczechischeS Blatt meldet, vertagt worden, da der Protector Erzherzog Karl Ludwig nicht nach Prag kommen könne. Dieser Ausichub steht offenbar mit der politischen Lage in Böhmen in Zusammenhang. * Im Krainrr Landtage wurde jüngst fast eine ganze Sitzung damit auSacfüllt, über die Anfertigung der- lenigen Schulbücher zu beralhen, welche die slowenischen Führer zur AuSvreituna ihre- Sprachgebiete» zunächst für »otbwendig erachten. Selbst für die oberen Elasten der slowenischen Volks- und Bürgerschulen sind nicht genug slowenische Schulbücher vorhanden; es fehlt an Lesebüchern, Rechenbüchern, Büchern für Geographie, Geschichte, Natur geschichte, Naturlebre, an Atlanten und Religionsbüchern. Den Lehrerbildungsanstalten, den Oberrealschulcn und den slowenischen Gymnasien mangeln erst recht slowenische Schul bücher. Der Kramer Landtag beschließt nun über dir An- serligung dieser Bücher, wie ein anderer Landtag über Brücken, Straßen, Verpflegsanstalten und Spitäler beschließt. Für die nächste Zeit braucht man >80 Druckbogen Schul bücher, deren Herstellung ungefähr 8000 Fl. kosten wird. Interessant ist die Verabsassung dieser Bücher Einige slowe nische Professoren, von denen jeder sein eigenes Slowenisch versteht, übernehmen die ganze Fabrikation in Bausch und Bogen; der macht sich an diese», ein anderer an jenes Lehrbuch. Jeder nimmt sich ein taugliche- deutsche-Lehrbuch her und über setzt darauf loS. Wa« die slowenische Sprache an Kunst- und Fachan-drücken noch nicht bat, das crsinbet jeder dieser Sprach- kilnstler an« Eigenem nach freier Willkür; er kann neue Wörter oder Redewendungen bilden oder dem Russische», Kroatischen und Czeckischcn entlehnen, ganz wie eS ihm be liebt. Ist das Buch fertig^ so bezahlt die LanbeScaffe das Honorar, und der k. k. Tchulbiicherverlag druckt eS Die slowenische Jugend verstebt nun freilich von einem solchen Buche sehr wenig, da e- nicht in der Volk-sprache geschrieben ist. Wer etwas Ordentliches lernen will, muß sehr bald wieder zu deutschen Lehrbüchern greifen Mit slowenischen Büchern kommt er zudem nickt über sein Sprachgebiet hinaus. Für Oesterreich wird durch die »cuslowcnische Literatur ei» neues Hinderniß des VerkcbrS zwischen den einzelnen Stämmen, eine neue Schwierigkeit für Regierte und Regierende ge schaffen. Eine verständigere Zeit wird einst über die slawischen Sprachcnliebhabrreien sicherlich hinwegschreiten, nachdem sich mebrerc Berge von Makulatur ausgebäust haben werde»; heilte beschäftigt sich ein cislcildanischer Landtag allen EriisleS »>it der Herstellung slowenischer Schulhefte, um zu verhüten, daß Kinder in Oesterreich deutsch lernen * AuS Konstantinopel, 28. December, wird der „Politischen Correspondenz" geschrieben: Die poitttsche Stille hier ist in den letzten Tage» durch »ine „Sptonengeschichte" oder doch etwas, war einer solchen ähnlich sieht, unterbrochen worden. In dem hiesige», hauptsächlich von desterretchern, Ungarn und Deutschen frequentirten „Hi'nel Pcsth" waren vor etwa vierzehn Tage» drei Herren eingelrosse», deren AeußercS auf russische Lssiciere schließe» ließ. Die Bermuthuug wurde noch durch den Umstand unterstützt, daß die betreffende» Herren ,edcn Morgen, bald nach Tagesanbruch, tn Begleitung eines ticiwaffen der russischen Botschaft oder de- russischen General-Eon- sulal«, der ihnen eine große Mappe nachtrug, das Hütet verlieben uiid erst spät Abends dorthin wieder zurückkchrten. Wie hier jeder nur einigermaßen ungewähnliche Vorgang sofort Ausmerkiainkeit erregt und damit Späher aller Art, türkische und europäische >» Bewegung setzt, so konnte eS auch nicht ausbleiben, daß nach zwei- oder dreimaliger Wiederholung der Sxcursion Persünlichkeiten, bei welchen ein Interesse für diesen Vorgang vorausgesetzt werden konnte, aus denselben aufmerksam gemacht wurden, welche nun ihrer seits Maßregeln trafen, um die Ziele der eigentbümliche» Wände- rungen zu ergründen. Es ergab sich, daß die Herren entweder mit den regelmäßigen Dampfschiffen, mittelst Wagens oder zu», Thcil mit Wagen und dann milleist bereit« wartender Pferde aiis die den Ausgang de« Bosporus in« Schwarze Meer bezeichnenden Höbenznge — aus der europäischen wie aus der asiatischen Seil« — sich begaben und dort eine Reih« strategischer Ausnahmen machte»; besondere Ausmerksainkeit wandten sie der Gegend von Kilia zu. Weiter wurde berichtet, daß die Fremden sich auch mittelst eigens gemielheter Dampfer dt« in die Gegend der Dardanellen begeben hätten. Tie gemachten Beobachtungen gelangten selbstverständlich sofort zur Kenntnis, de« „Palais", von welchem unverzüglich Schritte veranlaßt wurden, »in über das Treiben der auffälligen Gäste Licht zu gewinnen. Das Ergrdnisi war, das, dieselben errlärien, die Spur eine.' sehr ge- sährlichen Anarchisten zu verfolgen, der sich hierher gefliichlet haben solle. Da» Merkwürdige daran ist nur, das, man den Verschwörer gerade in den verlassenen und nicht« weniger a>S wirthiamen Gegenden am Schwarzen Meere suchte, welche viel ive»iger Schlupfwinkel dar- bieten können als da- groß» Konsianlinopel: hier kann er bei einiger Vorsicht sich der größten Freiheit erfreue», während er dort von irgend einen ihm begegnenden Soldaten oder Wächter verhaslet werden kann Außerdem lall eS ol- erwiesen gelten, das, Europäer dort in der letzten Zeit bestimmte Ausnahme gemacht habe». Da aber da«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite