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Sächsische Volkszeitung : 24.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192108243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-24
-
Monat
1921-08
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.08.1921
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«». so. Jahrg. S«»sP»ech«r: «r*»".» 2272- - veschüft.ft»,, Z2722 Pvstschei»1k,«t»: Dr«,»«« Sk» 14797 Mittwoch, 24. August 1921 »«V »esch«st,ft«>er Lkeodui o«. I«. 4« voMelüma fr., «au. «u,«.». t «„ .llustzl.rtee «.„a,. 1».7« X . »In,chl,»b„« Postbesl.llgeld. Preis der «Inz-Inummer M ^ ^ »i- T»chfi,ch. Bolr,z«,kma "ichetn, °n ollen Wochentagen nachm. - «prechslimde der Redaktion^ S bl» » Uhr „achm. ................... ««-**. '2,'"« ZUIN Schulkampf Wir müssen u»S heute etwas mit der „Leipziger Lehrer, zeiiung befassen. Sie bespricht in ihrer Nr. 25 vom 17. August die ElternratSwahl-n in Leipzig und kommt dabei zu dem Er. gebfuS, dag sie. alles in allem, die vorliegenden Ergebnisse a!S nicht ungünstig für die Forderungen der Lehrerschaft bezeichnen könne. Wenn man weiß, wie groß die Enttäuschung des Leip. ziger Lehrervereins bei Bekanntwerden des Wahlresultatcs war. so faßt man sich an den Kopf und fragt sich, warum inan nicht lieber schweigt, als daß man solche direkt- Unwahrheiten in die Welt seht. Tatsächlich nämlich hat man bestimmt gehofft, das, das Resultat ein wesentlich anderes würde, und man hat sich in den Kreisen des Leipziger Lehrervereius darüber unterhalten, das; dan die Bewegung des christlichen Elternvereins. der ja in der Hauptsache in Frage kommt, bedeutend unterschätzt, da gegen die Macht der sozialistischen Parteien bedeutend überschätzt hat. Nicht von ungefähr tritt man jetzt so stark für die Ent politisierung des Schulkampfes ein. was sich besonders bei den Straf,endemonstrationen der kommunistischen Kinder gezeigt hat. Das Wahlergebnis selbst bespricht die „Leipziger Lehrer- zeitung" wie folgt: „Insgesamt haben 85 599 Personen ihr Wahlrecht autge- übt, 22 420 an „christlichen", 33 179 an weltlichen Schulen. An Leu „christlichen" Schulen haben die Elternräte 135 christliche und 83 weltliche, zusammen 218 Mitglieder, an den weltlichen 121 christliche und 184 weltliche, zusammen 395 Mitglieder. Da die 55 599 Personen zusammen 523 Vertreter gewählt haben, entfällt auf durchschnittlich 106,3 Wähler und zwar an den »christlichen" Schulen auf 102,9 und an den weltlichen auf 108.8 je ein Vertreter. An den 48 oben erwähnten Schulen haben 84 482 Wahlberechtigte 449 Elternratsmitglieder gewählt, und zwar 33 256 an den „christlichen" Schulen 180 und 51 227 an den weltlichen Schulen 269. So ergibt sich, daß im Durchschnitt au« 188,1 wahlberechtigte Personen ein Elternratsmitglied kommt, und zwar an den „christlichen" Schulen auf 184,7 und an den weltlichen auf 190,4 eins. Alle diese Zahlen lassen erkennen, das, die Mehrheit für die weltliche Schule doch weit größer ist, als eS nach der Zahl der gewählten Vertreter erscheint. Eine starke Verschiebung erleide? das Gesamtergebnis frei lich dann, wenn man die vier katholischen Volksschulen hinzu nimmt. Von diesen sind nämlich 50 Elternratsmitglieder ge wühlt worden, und zwar an drei Schulen je 12 und an einer Schule 14, und von diesen 50 Personen sind 48 Vertreter der Konfessionsschule und nur zwei Anhänger der weltlichen Schule. So ergeben sich als Gesamtzahlen für ganz Leipzig 304 „christ liche" und nur 269 weltliche Vertreter, so daß sich also eine Mehrheit von 35 für die Konfessionsschule herausstellt. Unsere Gegner werden nicht versäumen, dieses letztere Ergebnis als «inen Sieg ihrer Sache in die Welt hinauszuposaunen, und in der Tat ist uns bereits eine solche Stimme aus einem Provinz- blatte, das auffallend zeitig unterrichtet war, zu Gesicht ge kommen. Das würde aber eine starke Irreführung der öffent lichen Meinung bedeuten. Diese vier katholischen Schulen hatten nur 1755 wahlbe rechtigte Personen; das entspricht einer mittleren Leipziger Volksschule, denn die Durchschnittszahl der 48 mehrfach angr- fnhrleu Leipziger Schulen, die 84 482 Wahlberechtigte zählten, beträgt 1760, also noch fünf mehr. Diese 48 Schulen haben aber 449 Vertreter gewählt, auf jede entfallen also reichlich 9; demgegenüber haben die vier katholischen Schulen 50 statt der auf sie fallenden 9 gewählt. Von diesen 1755 wahlberechtigten Katholiken kamen aber nur 791 zur Wahl, das sind nur 45 Pro zent (gegenüber 56 Prozent au den übrigen Schulen). Auch hier Wied man kaum fehlgehen in der Annahme, das; unter den Nicht- wäbler» zahlreiche Personen sind, die von der Konfessionsschule nichts unsscn wollen ünd das; die „guten Katholiken" sicher fast restlos gewählt haben. An den katholischen Schulen kommt übri gens auf je 35 Wahlberechtigte oder auf te 16 Wähler schon ein Ellernratsmitglied, während die entsprechenden Zahlen bei den übrigen Schulen 188,1 und 106,3 lauten. Diese auffallenden Unterschiede zeigen mit großer Deutlichkeit, das; man aus den Wahlen überhaupt nur dann ein einwandfreies Bild von der Meinung der Wähler erlangen könnte, wenn an allen Schuten die Verhältniszahl zwischen Wahlberechtigten und Elternratsnut- gliedern einigermaßen gleich wäre. Das ist aber durchaus nicht der Fall; den» auch an den allgemeinen Leipziger Schulen schwankt diese Zahl zwischen 267 (22. Volksschule) und 35 (31. Volksschule). Wäre die allgemeine Volksschule durchgesührt und wären die t755 katholischen Wahlberechtigten ans die 56 Leipziger Schu len bertcilt, so dürften sie kaum irgendwie das Wahlergebnis verändert haben. Aber selbst wen» man, entsprechend den Ver- gleichSzahleii der Wahlberechtigten, ihnen nenn Vertreter zu erkannt und diese alle der Konfessionsschule zugute kommen lässt, würde das Gesamtergebnis für Leipzig 266 -t- 9 — 265 „christ liche" und 267 weltliche Elternratsmitglicder sein, so das; immer noch ein Mehr von zwei für die weltliche Schule verbleibt. Aber da von allen Leipziger Schulen erst auf 106,3 Wähler ein Ver treter kommt, haben die 791 katholischen Wähler nur Anspruch ans 7 Vertreter, so das; also das Mehr für die weltliche Schule vier betragen würde" Wenn die „Leipziger Lehrerzeitnng" meint, das; sie nicht fehl gehe in der Annahme, daß unter den katholische» Nichl- wälckern zahlreiche Personen, die von der Konfessionsschule nichts wissen wollen, sich befänden, und daß die guten Katholiken sicher fast restlos gewählt haben, so können wir ihr hier verraten, das; es gerade umgekehrt war. An drei Schulen hatte die besondere Wahl überhaupt keinen Zweck, da nur eine Liste aufgestellt war, diejenige des vorhergehenden Elternrales. Es konnte also kein anderes Ergebnis durch die Wahl zutage gefördert werde», wes halb die meisten Eltern von vornherein zu Hanse geblieben sind. Ter Kuriosität halber wollen wir in diesem Zusammen hänge einen Schildbürgerstreich der hohen sächsische» Regierung nickst unerwähnt lassen. Der Wahlausschuß der 1. katholischen Schule sah die Zweckmäßigkeit einer Wahl nicht ein und wollte, wie das bei anderen Wahlen der Fall ist, z. B. KcnifniannSge- richl, BernsSgcnossenschnft-, Betriebsraiswahlen, die einzige ein gereichte Liste als di- gewählte bezeichnen. Der Leipziger SchulanSschus; wollte hier aber aus sich heraus seine Zustim mung nicht geben, sondern empfahl beim zuständigen Ministe rium aiizufragen. Dies geschah. (Zwischen dem Tage der Ein- reichung der Wahllisten und dem Wahltage lagen drei Tagest Ain Tage der Wahl traf die salomonische Entscheidung ein, „eö wird ersucht, den Instanzenweg einznhalten". Daß das Ergebnis für den christlichen Elternverein in Anbetracht des ersten Auftretens in der Oeffentlichkeit ein ge radezu glänzendes ist. da für Leipzig mit der Niesenagitation des Leipziger LehrervercinS ganz besonders gerechnet werden mußte, liegt klar ans der Hand. Als eine Forderung der Eltern schaft im Allgemeinen kann die weltliche Schule nicht angesehen werden. Das war für »ns das Erfreuliche an dein Ergebnis der Elternratswahl, sowohl i» Leipzig als auch in Dresden Daran änderte auch nichts der mit P6 Million Mark in Szene ge- setzte Kampf gegen den Ncichsschulgesetzentwnrf. I» Nr. 24 und 25 befasst sich die „Leipziger Lehrerzeitung" mit der Vereinigung der katholischen und evangelischen Schulen Leipzigs. In Nr. 24 macht sie der sächsischen Negierung bitter- böse Vorwürfe, das; sie in der Frage der Einstellung und Bei behaltung der uichtlalholischeii Lehrer au de» »ach wie vor kon fessionellen katholischen Schulen in Leipzig den Standpunkt des katholischen Schulvorstande? von Leipzig gebilligt habe. Der seelenverwandte Kultusminister, Herr Fleißner, muß sich da ganz gehörig de» Marsch blasen lasse», auch, nachdem er sich in der unabhängigen „Leipziger Volkszeitung" zur Wehr gesetzt hat. Wie kann er auch nur eine frühere Verordnung seines Vor gängers bestehen lassen, zumal diese Verordnung gar nicht ver öffentlicht war. sondern nur, wie man nachträglich erfährt, eine Antwort Dr. Seiferts an das- apostolische Vikariat bedeutete. Wie kann man als unabhängiger Minister so sozialistisch-inkonse- gnent sein, nachdem der Parteifreund au der Spike des anderen Ministeriums in der Frage Beainienilelleilbesetzuiig so sozia- listisch-konscguent ist? Er muß sich folgeudc-s Vorhalten lassen: . . . Trotzdem enthält diese Verordnung noch nicht ganz so Schlimmes, als nunmehr festgesetzt worden ist. Damals war gesagt, das; die bisherige Zusammensetzung der Lehrerschaft bleiben solle und daß bei Neuanstellnngen die Zugehörigkeit zum katholische» Bekenntnis die Voraussetzung bilden soll. Es war also nicht gesagt, daß Lehrer, die ihre» katholischen Glauben aufgeben, von der katholischen Schule fortmüßte». DaS ver langte — inr Gegensatz zum evangelischen -- der katholisch- Schulvorstand, und er erhielt von der Regierung recht. Was soll nun mit solche» Lehrern werden? Die evangelische Schule ist zurzeit noch weitherzig und nimmt sie ans. Aber wenn es nach den Herren Hering, Hickmaun und Jeremias gebr, wird das bald aufhöre». Dann werde» Lehrer, die mit der Kirche brechen und das nicht bloß heimlich tun. sondern öffentlich bekunden, aus der Schule entfernt. Das ist verfassungswidrig." So eine Sophisterei! Also die Worte „bisherige Zu sammensetzung der Lehrerschaft", sind natürlich »ach der „Leip ziger Lehrerzeitnng" persönlich zu nehmen und nicht sachlich, d. h. die Lehrerschaft an den katholischen Schulen, daS sind Müller, Schulze, Lehmann, Kofel er »sw. muß zusammen bleiben, auch wenn sie mit der Kirche breche», heimlich oder un heimlich, obwohl selbstverständlich die Verordnung, wenn so' überhaupt einen Sinn habe» soll, nur so gemeint sein kann, daß die Zusammensetzung der Lehrerschaft dem Bekenntnisse nach bleiben soll, und das; a n ch bei Neneinstellung die Zuge hörigkeit zum katholischen Bekenntnisse die Voraussetzung bilden soll. Daß hierin die Anfsassnng des evangelischen Schulvorstan des anders gewesen sein soll, ist uns neu. lins ist bekannt und es ist ja bei der Verschmelzuugveranstaltung seitens des Herrn Oberbürgermeister Dr. Rothe auch ausgesprochen worden, daß der eine Teil der Schulverwaltung, der Rat der Stadt Leipzig, den Standpunkt des katholische» Schulvorstandes billige, daß nur der andere Teil der Schulverwaltung, die Schulinspcktivn (natürlich!), entgegengesetzter Auffassung sei. Einen evange lischen Schulvorstand in Leipzig kennt »tan dvch überhaupt gar nickst. Man kennt dort nur den nach dem Ilebergungsschulgesetz gebildeten Schulaiisschuß. Herzbeklemmend frag! nun die „Leipziger Lehrerzeitnng", „was soll mm mit solchen Lebrern werden?" In Nr. 24 ihrer Zeitung stellt sie selbst fest, daß e-s „solche Lehrer" noch gar nicht gibt, also sollte man meine», daß die Sorge wirklich etwas ver früht ist. Sie bringt dort eine mit Rp. gezeichnete, nachstehend zum Abdruck gebrachte Noiiz: „Katholischer Schulkampf. Am 3. Inü 1921 vielt Herr Hvchschttlseelsorger Beier in der Siadlkirche in Leipzig und m Gohlis wieder eine seiner „erbaulichen" Kanzetredeu. gegen die weltliche Schnle. Nur rin Satz sei heute festgenagelt. Er ries: „Wir klage» an, daß auch i» Leipzig ungläubige Lehrer sind, die noch a» katholischen Schulen zu unterrichte!, sich erfreche»'' — Wie kommt Herr Beier zu dieser »»erhörten Sprache? Ka tholische Lehrer sind in Wort und Schrift sür die weltliche Schute eingetrcten und haben damit nur von ihren: versassungsinäßiaen 9!echte Gebrauch gemacht. Kein einzig»' Lehrer der katholischen Schulen Leipzigs ist bis jetzt ans der Kirche ausgetreten. Es herrscht aber in der talholischen Gemeinde eine elende Ge- sinnugSschnüffelei. Verleumdungen, die schon seit Fuhren als solche erwiesen worden sind, werden innrer noch verbreitet. Die Lehrer werden genau beobachtet, ob sie die Kirche besuche» und die Sakramente empfangen. Diese Kreise ford rn zwar ganz besonders-, dnß in der Schule keine Politik getrieben werden soll, aber von den Kanzeln kann in Gegenwari Vau Schulkindern gegen die Lehrer gehetzt werden. Man kann sich auSmalen. welche Blüten diese christliche Art treiben wird, wenn der Reichs- schulgesetzeutwurf etwa Gesetz wird. Wohl besieht auch für die katholische» Lehrer der Artikel 135 und !:!» der Verfassung, aber diese Kreise werde» eS trotzdem verstehen, die Gesinnung der Lehrer zu verstlave» und sie zu kaufe:', wie eine Heringswar,', Dadurch wird maucber Lehrer »> starte Versuchung geführt wer den, gegen seine ilcber;eugnng »1 handeln, nur uw seine Fami lie nicht hungern zu lasse». Und^kcin Staat mied dies- Opfer schützen könne», denn er wird die Schub' nicht mehr in der stund haben, sondern die verheb'»de und verhetz.e Intoleranz." Rp sticr wird ia ausdrücktich sestgestellk und der sterr Rv. muß es ja wissen, daß kein einziger katrol'icher Leerer bis jetzt an der Kirche au: " reE'N ist. Da d'e Sacku- nun einmal Skkentstck, angerührt ist. möchten wir, so ungern wir eS tun, auch hieraus etwas näher eingehen. Die «unerhörte Sprache" des Herrn Hochschulseelsorger Beier mag manchem von den Schnüfflern, die nur seine Predigten besuchen, um solches Material gegen ihn zu sammeln, recht scharf in den Ohren klingen. Der Herr Rp und die „L. L. Z." wird wohl selbst nicht glauben, daß man schon katholisch ist. wenn man noch den katholischen Taufschein in der Tasche trägt. In Wirklichkeit gibt es, leider Gottes, eine nicht unbeträchtliche Anzahl Lehrer an katholischen Schulen, die alles andere sind, als katholisch, sondern die von Herrn Hoch- schulseelsorger Beier gewählte Bezeichnung „ungläubige Lehrer" unbedingt verdienen, die heimlich, wie sich die ,,L. L. Z." aus» drückt, mit der Kirche gebrochen habe», dafür aber nach unserer Meinung um so unheimlicher sich belehren lassen, daß katholisch- Lehrer, wenn sie in Wort und Schrift für die weltliche Schule eintrcteii, nicht nur von ihrem verfassungsmäßigen Rechte Ge brauch machen, sondern sich auch außerhalb der katholisch», Kirche stellen. Der „L. L- Z." ist der Hirtenbrief des hochw. Kardinals und Erzbischofs Dr. Schulte von Köln bekannt. Sie hat ihn in ihrer unerhörte», frechen Sprache bereits früher glossiert. Sir mag es Gewissenszwang nenne»; aber das stört uns nicht. Gewissenszwang ist es-, wenn man katholische Eltern zwingt, bei Gesinnungsgenossen des Herrn Np, ihre Kinder un terrichten zu lassen. Hier liegt tatsächlich ein Zwang vor. der staatliche Schulzwang. Die katholischen Eltern haben keine an deren Schulen als wie die von ihnen unter schweren Opfern selbst errichteten. In diesen soll man ihren Kindern nicht Stein: statt Brot geben. Aber die Lekrer, die einen katholische» Tauf schein haben, nicht mehr katholisch denken, fühlen und handeln, haben die vollkommene Freiheit, sich außerhalb der Kirche zu stellen, wie sie wollen und ihre religiösen Bedürfnisse, sofern sie überhaupt solche haben, zu befriedigen, wo sie wollen, bei den Monisten, bei den Buddhisten usw. Auf der Hand liegt nun, wo der größere Gewissenszwang versucht wird. Man möge sich sage» lasse», daß die katholischen Eltern Leipzigs diesen Zustand nicht mehr lange sich gefallen lassen werden. ES gibt noch Mittel, hier eine Klärung herbei,znfüh- ren. Wenn die von Herrn Hochschulseelsorger Beier bezeich- ueten ungläubigen Lehrer nicht selbst das- AnstcmdSgefübl be sitzen. aus ihrem ganzen Verhalten die Konsequenzen zu ziehen, so müssen eben andere Schritte getan werden. —bet— Die Ultimatumssteuern Von unserem besonderen Berliner stcuerpolitischen Mitarbeiter, den wir für die Besprechung und Kritik der neuen Steuer-Vorlage» der Rcichsregierung gewonnen vaben, und der in diesen Spalten in den nächste» Mache» die einzelnen soeben von der Reichsregiecung der Oessent- ticlikeit untelbreiteten Stenerentwürfe eingehend behan deln wird, gehen uns zunächst nachstehende grundsätz liche Auslassungen über die Mtimattlinsstenern zu. Tie zwölf Steuervorlagen, die soeben die Rcichsregierung über das deutsche Volk iiiedcrslättern liest, kan» man mit Fug und Recht als die Ultimatnms-Stenern bezeichnen. Mit dieser Eha- rakteristik ergibt sich auch schon ihre Fweckietznug. ES handelt sich also um etwas ganS anderes als um eine Reform, von der man verschiedentlich in der Presse lesen kan». Es handelt sich nni viel mehr! Air müssen etwas ganz neues schaffen, eine bloste Reform kann nicht mehr genüge» Tie heutige brutal harte Lage der dentfchen Wirtschaft erfordert brutal barte Büttel zu ihrer Heilung. Die politischen Vor- und Nevenfragen. wie »»d warum wir z» dieser Lage gekommen lind, und ob es üver- haupt eine» Zweck hatte, die llltiniatuinsfordernngen, die ja vielfach als gänzlich imerfüllbar angcseven werden, mit diesen steuerlichen Mitteln zu decken, müssen wir in diesem Augenblick nnsschalten. Wir müssen uns mit der Tatsache absinde», vast wir vor einer Verpflichtung stehen, die von uns die Anspannung unserer Leistnngssähigteik bis an die finsterste Grenze fordert. Und hier ergibt sich schau der erste, gegenüber den visvemgen Verhältnissen vollständig veränderte Grüchispnntt: Wir tonnen es uns nicht mehr leisten, ängstlich danach zu schauen, ov nur ia nicht zu viel Stenern beschnfft wurden, »v also nicht die steuerliche» Einnahmen über die Bedürfnisse hinansgehen. Mir sehen nnS in einei Situativ», die uns zwingt, so viel Steuern wie möglich und mit tunlichst hohen Erträgen zw bewillige». Das ergibt sich schon ans der Tatsache, das; jede Ertragsverechnnng durch die Schtvanlnngen des Markturses unmöglich gemacht wird. Mir müssen mit Beivegtichieits Faktoren rechne», die der wirt schaftlichen Unsi.h".heil möglichst gerecht zu werden suchen. Dar um können wir, so eigenartig das auch klingt, eigentlich gar nicht genug Steuern herbeischanen! Wir müsse» uns nüchtern und ohne Senlimeutatität diese, wie wir schon sagten, brutale Situation vor Augen sichre». Tie Zeit der Tentschristen ist setzt vorbei. Run müssen wir de» tat sächliche» Beweis dafür liefern, dast trotz Anspannung aller un serer Kräfte, trotz unserer Bemühitngen tzis an die alleräußerste Grenze unserer Leistlingssähigkeit zu geben, trotz unseres ernste» und ausrichtigsten Millens die Verpflichtungen abznieisten, die Erfüllung des Ultimatums auf die Tauer gar nicht möglich ist! Es ist ein weiteres eigenartiges ENaratteristiknm dieser ttlti- matnnlsstenern, dast sie zu ihrem grössten Teil gar nicht einmal vorwiegend ans sachlichen, sondern vielmehr aus politische» Grün - de» in Betracht tvmnien sollen. In der Hauptsache gilt das von den indiretten Steuern, und hier wiederum vorab von den Ge- trä»kesteuern, Tie Entente hak von uns ans das bestimmteste gefordert, dast diese Gruppe von Stenern zu», mindesten auf dieselbe Höhe gebracht werden, wie sie in den Ententcländern selber besteht. Bezüglich dieser Stenern befinden wir uns also in einer gewissen Zwaugslagc, wobei andererseits allerdings unverkennbar ist. das; vei solchen riesenhafte» Bcschcissnngsnvt- wendigkeiten eine Schonung dcr indirekten Steuer» gar nicht in Blttcicvt kommen tonnte. Diese politischen, ja anstenpolitischen GesnNtsviuuterspielen übrigens auch noch bei einer ganzen Reihe der anderen Steuern erheblich mit Tie Uttimatnmsstenern zeriatlen in drei Gruppen. Wir nehme» die wichtigste vdraus: die Gruppe der Besitzstenern. In diesem Rahmen können wir »ns »»tnrtüv lediglich mit den großen allgemeine» Richtlinien veschäsiigen. Neben der Erhöhung der »örverschastsstener ans .">0 Prozent, die in ein anderes Sv-
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