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unter dem Datum des 9. Februar, verzeichnet. Das Werk wurde zum erstenmal in einer Akademie am 17. März 1784 aufgeführt und ist Mozarts Schülerin Barbara Ployer, der Tochter eines in Wien lebenden Landsmannes, gewidmet. Die Komposition des Konzertes fiel in eine Zeit bewundernswerter Produktivität: Unmittelbar danach ent standen zwei weitere Klavierkonzerte (KV 450 und KV 451), ein Klavierquintett (KV 452) und anschließend wieder ein Klavierkonzert (KV 453), das Mozart eben falls Barbara Ployer zueignete. In einem Brief vom 26. Mai 1784 berichtete der Kom ponist seinem Vater über das Es-Dur-Konzert: „Das ist ein Concert von ganz besonde rer Art, und mehr für ein kleines als für ein großes Orchester geschrieben“, und in einem anderen Brief (15. Mai 1784) schrieb er, daß dieses Konzert auch „ä quattro ohne Blasinstrumente gemacht werden kann“. Aber trotz dieser von Mozart selbst angegebenen Möglichkeit, die Bläser (Oboen und Hörner) wegzulassen, so daß das Werk im Grunde auch schon in kleiner Kammerbesetzung als Klavierquintett zu spielen ist, sind die Blasinstrumente hier trotz ihrer sparsamen Verwendung durchaus bedeutungsvoll ein gesetzt. Jedoch ist dem durch einen besonders feinen und eleganten Stil gekennzeich neten Konzert insgesamt ein gewisser kammermusikalischer Charakter eigen, der es etwas von Mozarts übrigen Werken dieses Genres abhebt, denen es gleichwohl an Schönheit durchaus ebenbürtig ist. Im ersten Satz (Allegro vivace) macht sich durch stark kontrastierende Themen, durch einen raschen Wechsel der Dynamik sowie durch eine ausgeprägte Neigung zu chroma tischen Wendungen in Melodik und Harmonik eine gewisse Unruhe bemerkbar, im Durchführungsteil kommt cs zu fast dramatisch erregten Dialogen zwischen Soloinstru ment und Orchester. Ein einfaches, schön klingendes Andantino in B-Dur mit teilweise ein wenig schmerzlich-sinnenden Zügen bildet den Mittelsatz des Werkes. Das geist volle, spritzige Finale (Allegro non troppo) zeichnet sich besonders durch eine von kontrapunktischem Geist erfüllte, meisterhafte thematische Durcharbeitung aus. Das musikalische Schaffen George Enescus, des ersten rumänischen Komponisten von europäischer Geltung, der auch als Geiger und Dirigent Weltruhm erlangte, beginnt mehr und mehr außerhalb der Grenzen seines Heimatlandes bekannt zu werden. Dem 1881 in Liveni (Rumänien) geborenen und 1955 in Paris verstorbenen Komponisten gelang es, die Bemühungen der im 19. Jahrhundert in Rumänien wirkenden Kompo nisten um eine nationale Kunstmusik zusammenzufassen und zum musikalischen Klas siker seines Landes zu werden, mit seinem Lebenswerk nicht nur den Ausgangspunkt, sondern zugleich auch Wegweiser und Wertmesser für die spätere Entwicklung der rumänischen Kunstmusik bildend. Enescus Laufbahn begann als Wunderkind, von seinem siebenten bis elften Lebensjahr wurde er in Wien ausgebildet (Violine bei Hellmesberger, Klavier, Theorie und Kom position bei R. Fuchs). 1895 übersiedelte er nach Paris, um seine Studien (Violine bei Marsick, Komposition bei A. Thomas, Massenct und besonders bei A. Gcdalge) fortzusetzen. Um die Jahrhundertwende begann seine weltumfassende Virtuosenlauf bahn (als Geiger besonders durch sein Bach-Spiel geschätzt). Seinen Wohnsitz nahm er wechselnd zwischen Paris und seiner Heimat. Seit 1931 war er Mitglied der rumänischen Akademie; außerdem stand er an der Spitze der Genossenschaft rumänischer Kompo nisten. Überhaupt hat Enescus Tätigkeit, selbst wenn er sich zeitweilig in Paris aufhielt, enorm auf das Musikleben Rumäniens eingewirkt. Sein Schaffen, anfänglich von Wagner, Brahms und der französischen Schule um die Jahrhundertwende beeinflußt, gewann unter der Berührung und Auseinandersetzung mit der rumänischen Volksmusik mehr und mehr Selbständigkeit und ausgesprochen nationales Profil. Enescu war jedoch kein „folkloristischer“ Komponist. Eigentlich nur in dem „Rumänischen Poem“ op. 1 (1897) und in den zwei „Rumänischen Rhapsodien“ op. 11 (1901/02) begegnen authentische Volksliedzitate. Von der ersten Orchestersuite op. 9 (1903) ab, die Gustav Mahler 1905 in Amerika uraufführte, prägte Enescu einen eigenen Stil, der wie bei den Vertretern anderer nationaler Schulen - Janäcek, de Falla, Kodäly, Bartök - zwar in der Volksmusik seines Landes wurzelt, deren charakteristische melodische und rhythmische Elemente organisch assimiliert und per sönlich, schöpferisch verarbeitet sind, der aber zugleich eine Synthese mit westeuropäi schem harmonischen Denken erstrebt. Dabei war Enescu kein musikalischer Revolutionär. Seine Musik ruht in der klassisch-romantischen Tradition - kennzeichnend ist seine Vor liebe für klassische, großangclegte Architektonik. Einfachheit und Kraft des Ausdrucks vereint sich mit Tiefe und Reichtum des seelischen Inhalts. Enescus musikdramatisches Hauptwerk „Oedipe“ erlebte 1937 in der Pariser Großen Oper seine Uraufführung. Von seinen Orchesterwerken seien außer den Suiten die drei Sinfonine (in Es, A und C) genannt, die zu seinen gehaltvollsten Kompositionen zählen. Die Sinfonie Nr. 1 Es-Dnr op. 15 aus dem Jahre 1905 widmete Enescu dem italieni schen Komponisten Alfredo Casella. Das einen großen spätromantischen Orchester apparat beschäftigende dreisätzige Werk weist eine üppige Klanggebärdik sowie eine teils epische, teils dramatische Gestik auf. Die Harmonik ist stark chromatisch gefärbt. Der erste Satz (Ziemlich lebhaft und rhythmisch) beginnnt mit dem sehr markanten Hauptthema, das die Blechbläser anstimmen und das sofort vom Streichkörper aufgegrif fen wird, sodann vom Tutti des Orchesters. Dieses eine führende Rolle im Satzverlauf spielende Thema erfährt eine breite Entwicklung. Schließlich kristallisiert sich - nach einer Pianissimo-Episode - zunächst in den Oboen das betont chromatische, ausdrucks volle zweite Thema heraus. Der Gedanke erscheint in allen Instrumenten und erfährt ebenfalls eine breite Darstellung. Die Durchführung arbeitet mit diesem Material, ins besondere mit dem impulsiven Hauptthema, das zu großen hymnischen Steigerungen geführt wird. In der Reprise kehrt auch das zweite Thema wieder. Strahlend verklingt der großangelegte Satz. Beim zweiten Satz (Langsam) handelt es sich um ein ausdrucksstarkes, stimmungsvolles rhapsodisches Gebilde, das mit seiner engstufigen Melodik deutlich auf die rumänische Folklore verweist. Nach kurzer Einleitung führen die gedämpften Streicher, Flöten, Englischhorn und Hörner das Hauptthema ein, das zu einem farbigen Bild gestaltet wird. Den zündend-kraftvollen Abschluß von rasanter Wirkung bringt der Schlußsatz (Leb haft und kraftvoll). Aus unaufhörlichen Bewegungsimpulsen entfaltet sich die melodische Hauptgestalt. Auch in diesem rhythmisch fesselnden Satz ist der folkloristische Wurzelboden deutlich spürbar. Lyrische Episoden tragen zur Bereicherung des mu sikalischen Geschehens bei. Eine machtvolle Es-Dur-Steigerung im dreifachen Forte krönt das Finale. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: 22. und 23. Februar 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 11. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Dr. Heinz Röttgcr, Dessau Solist: Theo Adam, Dresden-Berlin Verdi-Wagner-Abend Ausverkauft 11. und 12. März 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 12. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Ude Nissen, Erfurt Solist: Helmut Roloff, Berlin, Klavier Werke von Siegfried Matthus, Robert Schumann und Johannes Brahms Freier Kartenverkauf 17., 18. und 19. März 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr Dr. Dieter Härtwig 8. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Gerhard Rolf Bauer, Karl-Marx-Stadt Solist: Timofei Dokschizer, Sowjetunion, Trompete Werke von Luigi Cherubini, Joseph Haydn, Alexander Arutjunjan und Franz Schubert Anrecht /X Piogrammblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1966/67 - Künstlerischer Leiter: Prof. Horst Förster Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 40 359 III 9 5 1,8 267 It G 009/5/67 7. PHILHARMONISCHES KONZERT 1966/67