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Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Dehördcn zu Pulsnitz und Königsbrück. W'o. 3A. Sonnabend, -cn 14. Mai 1864. Dieses Blatt erscheint Mittwochs und Sonnabends. —Preis vierteljährlich 10 Ngr. - Zu beziehen durch alle Pvstanstalten. — Inserate re., welche die gespaltene Corpus-Zeile, oder deren Raum, mit l Ncngroschen berechnet werden, sind in Pulsilin spätestens bis Montags und Donnerstags Abends 8 Uhr einzusenden. — Expeditionen sind: In Pulsnitz beim Herausgeber, in Königsbrück bei Herrn Kaufmann Andreas Grahl, in Radeberg bei Herrn Kaufmann Friedrich Gärtner und in Radeburg bei Herr» Buchbindcrmeistcr Cari Günther. Zeitereignisse. Dresden, II. Mai. (Dr. I.) Ihre Majestät die Königin Marie haben heute Mittag nebst ihrer kaiserl. königl. Hoheit Ler verw. Frau Großherzogin von Toscana Allerhöchst- ihre Weinbergs-Villa bei Wachwitz bezogen. Der sechste Verein Stag sächsischer Vorschuß- und Credit- Vereine findet künftigen 17. und 18. Mai in Löbau statt. Berthelsdorf. Die geschätzten „Bud. Nachr." haben zwar über daö letzte Brandun glück in Seitendorf schnell und sicher berichtet, doch dürfte Manches darüber nachzutragen sein, was dem westen Kreise ihrer Leser noch unbekannt ist. Nach den zu verlässigen Mitlhcilungen eines dortigen Geschäftsfreundes näm lich ist der Verlust des abgebrannten Gutsbesitzers Gntle insofern als ein totaler zn bezeichnen, als er, anßer den Gutsgebänden, an Schiff und Geschirr, Vieh, Vorräthen re. Alles verloren hat, nnv ihm, wie unser Gewährsmann meint, mehl einmal ein Sup- penlöfsel übrig geblieben ist. Ohne die 3 Pferde, zusammen im Werthe von mindestens 500 Thalern, sind von dem Rindvieh bis jetzt nach und nach l3 Stück in Folge des eingeathmeten Dampfes gefallen und soll cs noch sehr zweifelhaft sein, ob der letzte Rest werde erhalten werden können. Jedenfalls dürfte der Beschädigte, ein dort geachteter Mann, der übrigens kaum 3000 Thaler EntschävigungSgelder zu erwarten hat, der werkthätigen Menschenliebe nicht nuwürdig sein! Groß ist also der Verlust des braven Mannes an irdischen Gütern, doch größer noch der weit schmerzlichere seiner 74jährigen, geistig begabten und in der musikalischen Welt nicht unbekannt gebliebenen Mutter, Cäcilie verw. Gutte geb. Rönsch, welche dabei den gräßlichen Flammen tod starb. Als Kind schon von ihrem Vater, der damals Schul lehrer in Seiteudorf war, und später von dem weithin berühm ten Eiscnhändler Klaus daselbst in der geistlichen Musik unter richtet, versah sic von ihrem II. Lebensjahre an bis zu ihrem qualvollen Tode (nach einer Mitthcilung im „Dr. I." wurde sie unter dem Brandschutte in fürchterlich verstümmeltem Zustande, ^lopf, Arin und Beine vom Rumpf getrennt, aufgcfnnden) 63 Jahre lang das Amt eines Organisten in Seitendorf, und man cher Fremde, der in den letzten Jahren die Seitendorfer Kirche besuchte, mag nicht wenig erstaunt sein, wenn bei beginnendem Gottesdienste ein greises Mütterchen die Orgclbank bestieg und mit gewaltigen Akkorden die Versammlung.Hinriß zur Andacht und religiösen Weihe. Die Verstorbene führte übrigens ihren Namen mit der That, denn sie war eine echte Cäcilia — eine erprobte Schutzfreundin der Kirchenmusik. Schwer war ihr Ende, — leicht sei dafür ihr der Schlummer! Obersriedersdorf bei Neusalza, 11. Mai. Ein die ver gangene Nacht in der hiesigen Pfarrwohnung ausgeführter frecher Einbruchdicbstahl macht viel von sich reden. Die Diebe haben die Wohnstube der Pastorfamilie total auSgeräumt und außer den darin befindlichen kostbaren Sachen selbst die Kleider und Wäsche der Kinder nicht verschont. Der Werth der gestoh lenen Gegenstände wird auf ein paar hundert Thaler angegeben. Leipzig, 10. Mai. (D. A. Z.) In der gestrigen zahlreich besuchten Versammlung des allgemeinen deutschen Arbeiter vereins im Leipziger Saale that der Präsiden^ des Vereins, Ferdinand Lassalle, einen Rückblick auf das nun fast vollen dete erste Jahr des Bestehens der Vereinigung. Er bezeichnete die Ergebnisse dieses ersten Jahres als so groß, wie noch nie ein Verein sie in so kurzer Zeit gehabt, und namentlich ein Verein, der unter so schwierigen Verhältnissen begonnen. Der ziemlich zwei Stunden währende Vortrag ward häufig mit Beifallsrufen begleitet. Gegen halb II Uhr schloß die Versammlung mit ei nem dreifachen Hoch auf den Präsidenten Lassalle. — II. Mai. (A.) Heute Morgen halb 7 Uhr brachte der Dresdner Courierzug gegen 90 böhmische Auswanderer mit. Berlin, 9. Mai'. Bei der feierlichen Einholung der Sie- geStrophäen von Düppel in Berlin bemerkte Se. Majestät der König, der sich an die Spitze des Zuges gesetzt hatte, an den Fenstern des GouvernemcntShauses die Gemahlin des Öber- besehlshabcrs der alliirten Armee, General-Feldmarschalls Frei herrn v. Wrangel, wendete sich zu derselben und rief ihr, sie begrüßend und aus die eroberten Geschütze weisend, zu, daß auch für sie dieser Tag ein Ehrentag sei. Die Berliner „N. A. Z." schreibt: Nach dem Eingänge der vom Feldmarschall v. Wrangel als Schadenersatz für die geka perten deutschen Schiffe ausgeschriebenen CoMributioncn tritt die nächste Confereuz-Sitznng unter günstigeren Umständen zusammen. Es hängt jetzt von Dänemark ab, ob der Waffenstillstand zu- standelommt. Im Augenblicke können die deutschen Großmächte sich mit den Vorschlägen der neutralen Mächte begnügen, welche