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Wochenblatt für WiLsdruf, Lhararr-, Rossen, Siebenleh« und die Umgegenden. Zehnter Jahrgang. - - Freitag, den 1. Marz 1850. 9» Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierrcljakraang betragt 10 Nir. eäuimciiche König!. Aker det Inlandes nebme^ Bestellungen daraus an. Bekannrmachunaen, welche im nächsten Stuck erscheinen sollen, werden in Wilädruf bts Mentaft Abends 7 Uhr, in Tharaud bis Montag Nachmittags 5 Uhr, und in Nossen biö Mittwoch Vormittags 11 Ubr unycnomnieu. Auch kennen dis Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Druckeri befördert werken, so da- ne in der «achsten YLunnner erscheinen. Wir erbitten unS dieselben u. er den Adressen: ,,An die Ncdaction deö Wochenblattes in Wilsdruf". „ ar» oic Agentur des Wochenblattes in Tharand" und „an die Wochenblatts - Expedition in Nossen". In Meißen werden Aufträge nd VefteNnngen in der Buchhandlung von b. V.^Klinkicht und Sohn besorgt. Etwaige Beitrage, welche der Tendenz de- Blattes Die Nedaction." Allen Freunden desHerrn Gerichts - director Hennig aus Wilsdruf wird folgender, so eben erst eingetrof fener Brief mitgetheilt. Neu orte ans, den 20. December 1849. Nack 54tägiger Fahrt sind wir gestern Abend gegen 10 Uhr hier glücklich angekommen und können IUI Ganzen nur von einer glücklichen Reift berickren. Zeit und Umstände erlauben uns nickt, einen aus führlichen Bericht' zu erstatten, wie ick denn diese Zeilen nur auf einem Kistendeckel und auf meinen Kmecn in dem Roof-Raume niedcrsckrcibe, den wir auf der ganzen Fahrt, also vom 27. Oktober bis hegte, unsere Wohnung nennen und den wir nur verlassen werden, um morgen oder übermorgen un sere Weiterreise anzutrcten. Ich werde von unserm nächsten Ruhepunkie aus einen ausführlicher», für die Blätter bestimmten Berickt erstatten, der Vorzug- lick auck zu Nutz und Frommen unserer Landsleute bestimmt ist, welche nach Nordamerika auszuwan. dem gedenken, deshalb melde ich euch nur kurz, was uns seit unserer Abfahrt von Havre beqegnel ist. Unser Sckiff, Manchester, Capilän Cone, hat sich alS ein guter Segler gezeigt und unsere Offiziere (nächst dem Capilän die beiden Steuerleute Gebrüder Taylor) haben sich alS kundige See leute gezeigt. Dagegen haben wir über das Betra gen derselben gegen die Passagiere und über die Ausrüstung und Einrichtung des Schiffs so man- ckerlci zu klagen. Die Amerikaner betrachten die Auswanderer, vorzüglich wenn sie nickt in der Ca- lute reisen, nock immer zu sehr als Waarenartikel, denen man außer dem nolhdürftigcn Raume zum reden nichts gewahrt. Wir sind in dieser Beziehung fthr schleckt daran gewesen, und haben uns nächst der Ueberlastung des Schiffs durch 350 Menschen über die rücksichtsloseste und brutalste Behandlungs- weift zu beklagen, die Reisenden überhaupt wider» fahren kann. Eine dicsfaUfige, mit mehr als 60 Unterschriften Deutscher (Franzosen und Polen, deren letzterer die französische Regierung mit unserm Schiffe über 80 spedirte, ungerechnet) bedeckte Beschwerde werden wir morgen der hiesigen deutschen Gesellschaft übergeben. Davon zu schweigen, erfreuten wir uns meist des besten Wetters, hatten keinen eigentlichen S^nm, obwöhl uns böse Werter mancke schlaflose Nacht und unseren Effecten häufige Bewegung machten. Vom 10. November ast nahm die Wärme der Luft mehr und mehr überhand und wurde zur drückendsten Sommerhitze, als wir am 30. Novem ber den Wendekreis des Krebses überschritten und somit die tropische Himmelsgegend erreichten. Unter halb der Insel Cuba, zwischen dieser Insel und der Insel Domingo schiffend, waren wir durch die Schuld unseres Capitans, der in den Armen der Liebe zu liegen pflegte, dem Scheitern an der kleinen Insel Tortuga sehr nahe, wurden aber durch die Gunst des Wetters und die Unerschrockenheit unse res endlich erwachenden Capitans gerettet. In der Nacht vom 17. zum 18 lmz. nahm uns eines der Dampfschiffungehcucr Amerikas an der Mississippi mündung in Empfang und führte uns binnen 24 Stunden wohlbehalten hierher. Uns ist unendlich wohl, nach 8 Wochen wiederum festes Land unter den Füßen zu haben, allein Neuorleans ist nickt die Stadt, die uns fesseln könnte, obwohl sie 7 Stunden lang am Mississippi hin sich erstreckt und Hamburg winzig erscheinen läßt (gestern Nacht brannten 16 Hauser ab und wir merkten nichts davon, vielleicht weil wir auf der Fahrt den Fluß herauf, den Him mel durch Präricbrande geröthct sahen). Eines Gewitters am 16. Imz. gedenke ich noch, weil es das großartigste, dabei aber fürchterlichste war, des. sen ich mich entsinne; cs währte 16 Stunden und