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rzäHker, 11867. Sonnabend, den 12. October päischen Mächten in Verhandlungen über gemeinsame, nicht; wir dürfen nicht immer predigen: Wir müffm Verminderung der stehenden Heere tritt und seiner-' groß sein Frankreich gegenüber! In Frankreich will seitS, im Vertrauen auf die Kraft der Nation, durch zwar eine Partei den Krieg, aber solche Parteien .. Eine Reichstags-Debatte. Vielen unserer geehrten Leser, denen größere Zeitungen nicht zu Gebote stehen, dürfte es nicht un interessant sein, einmal eine ziemlich ausführliche Debatte, wie sie im Reichstage vorgekommen, zu ver nehmen. Wir wählen hierzu die in der Reichstags sitzung am 7. d. M. über das Militär-Budget stattgefundene und geben sie nach einer stenographischen Niederschrift des Berichterstatters des „Dr. I." wieder. Vom Abgeordneten Oehmichen (Sachsen) und Genossen war folgender Antrag gestellt: „Der Reichs tag wolle beschließen: gegen den Bundescanzler den Wunsch auszusprechen, daß bei fortdauernder Aussicht auf Erhaltung des Friedens Beurlaubungen von Soldaten in ausgedehntem Maaße eintreten, um die durch die verfassungsmäßig bestimmte Präsenz-Zeit für den Militärdienst in hohem Maaße in Anspruch genommenen Kräfte und Geldmittel der Bevölkerung des norddeutschen Bundes möglichst zu schonen." — Vom Abgeordneten vr. Götz (Sachsen): „Der Reichs tag wolle beschließen, zu erklären: Es ist die Aufgabe des norddeutschen Bundes, dem tiefgefühlten Friedens- bedürfniß der Nation dadurch Ausdruck zu verleihen, daß das Bundes-Präsidium baldigst mit den euro- Dies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabend«, und kostet vierteljährlich 12'j, Ngr. Inserate werden nur bis Dienstag« und Freitags früh 8 Uhr «»genommen. seitS, im Vertrauen auf die Kraft der Nation, durch Beurlaubungen im größeren Maaßstabe sofort seiner Friedensliebe Ausdruck giebt." — „Ich gehöre glück licher Weise zu Denen, die Artikel 57 der norddeut schen Bundesverfassung nicht mit beschlossen und hier durch den unbedingt etwas abnormen Zustand her beigeführt haben, daß wir heute vor einer Ausgabe von 66j Millionen — unser Budget-Recht in der Tasche — stehen, ohne faktisch daran etwas ändern zu können. ES wird ernstlich Zeit, zu bedenken, ob es denn auf die Dauer möglich ist, solche Opfer der Nation zuzumuthen, solche kolossale Lasten zu tragen, bloß um die Macht und Herrlichkeit des norddeutschen Bundes nach Außen hin aufrecht zu erhalten. Auf die Dauer geht d«S nicht, man muß bei Zeiten daran docken, andere Bedingungen für eine Erhöhung der Steuerkraft in'S Leben zu rufen. Da ist zunächst : llwtkmdzwalyigster Jahrgang. für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt Les Königlichen Gerichtsamtes und -es Ata-trathes z« Difchofswer-a. die erste Bedingung, daß der norddeutsche Bund den Grundsatz verlasse, der ihn in'« Leben gerufen hat, und der ist kein anderer alsfder, den der Bundescanzler als sein Axiom (Grundsatz) hmgestellt hat: „„Machst geht vor Recht!"" — Präsident vr. Simson (klingelnd): Sie übersehen es, wie wenig es Ihnen zusteht, die Versammlung, zu der Sie selbst die Ehre haben, zu gehören, und den Staatskörper, besten Mit glied Sie sind, in dieser Weise zu characterisiren, wie Sie eben gethan haben. (Lebhafter Beifall rechts.) Ich mache Sie darauf aufmerksam und ebenmäßig darauf, daß ich eine Fortsetzung in gleichem Sthle nicht dulden würde. (Erneuter Beifall.) — Abgeord neter vr. Götz: Ich weiß nicht, ob es eine Verletzung dieser hohen Versammlung ist, wenn ich einen Grund satz wiederhole, den der Herr Bundescanzler selbst ausgesprochen hat. Ich meine, wenn man die Steuer kraft eines Volkes in Anspruch nehmen will, so muß man auch die Bedingungen einer solchen Steuerkraft schaffen: Die Arbeit muß blühen, die Bildung des Volks muß gefördert werden. Zur Verwirklichung von Ideen, die Vielen von Ihnen chimärisch erscheinen, gehört vor Allem, daß unserem Baterlande der Friede wiedergegeben werde. Viele sagen, daß davon nicht die Rede sein könne, weil wir über dem Rhein drüben einen drohenden Nachbar haben. Ich habe diese Furcht giebt es überall, wo es Berufs-Soldaten giebt, hüben wie drüben. UebrigenS bedarf das französische Volk gerade so gut wie das deutsche der Arbeit, und e» ist aus volkswirthschaftlichen Grundsätzen nicht denk bar, daß die Franzosen als Nation ein Interesse daran haben, Deutschland mit Krieg zu bedrohen. Sie haben es 1806 gründlich erlebt, daß ein Volk niedergeschlagen werden konnte bis zur tiefsten Stufe, und wie lange dauerte eS, bis sich das Volk wieder erhob und den Feind hinauStrieb? Das ist der glänzendste Beweis dafür, daß ein Volk sich auf die Dauer nicht niederwersen läßt. Mein Antrag wird von Vielen von Ihnen als ein idealistischer angesehen. Ich meine, er stammt freilich nicht au» eins» dip lomatischen Semüth (nein gewiß nicht! Von recht» und den Nationale»), sondern vom gefunden Menschen-