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Dienstag. 83. 23. Vctoöer 1860. Erscheint !^riS MWeißeritz-Zeitnng.A Amt«- «od AUtigk-MM der Mglichm Merichls-Imter »od Aladlrälhe M AixpovimM, MuknScm »id M-derg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Sehne in Dippoldiswalde. Tagesqef chichte. Freiberg, 10. Oct. Es ist durch öffentliche Blätter bereits bekannt, daß am 5. Sept. d. I. m dem Schachte des Dresden-Possendorfer Stein- kohlenbauvereins bei 482 Elle» Tiefe ein etwas über 5 Ellen mächtiges Steinkohlenflöz erreicht wurde. Diese erfreuliche Nachricht überraschte mich sehr ange nehm bei der Rückkehr von einer längeren Reise und veranlaßte mich baldigst zu einer Befahrung des Schachtes. Ich sand die berichtete Thatsache vollkommen bestätigt, und das ungestörte, fast ganz horizontal liegende Flötz, welches bereits vom Schachte aus durch eine über 8 Lachter lange Strecke aufgeschlossen ist, aus meist sehr guter, nur hie und da durch ganz geringe Zwischenmittel unterbrochener Kohle bestehend.„ An dem sehr rentabel« n Abbau dieses Flötzes kann nicht mehr gezweifelt werden, und das ganze Unternehmen steht somit jetzt vollkom men gesichert da. Die Erreichung des Flötzes bei der verhälnißmäßig geringen Tiefe von 482 Ellen, gereichte mir periönlich, oder richtiger ansgedrückt, der Wissenschaft, die ich vertrete, noch zu einer besonderen Genugthuung, da ich bereits in Folge einer am 21. Sept. vor. IS. vorgenommenen Befahrung, aus den damals erreichten Gesteinsschichten schloß und dem Direktorium wie der Generalversammlung gegenüber schriftlich aussprach, daß man bas obere Kohlenflötz in diesem Schachte bedeutend früher zu erwarten habe, als in dem benachbarten Bcckerschachte bei Hänichen. Meine auf die Schichtenfolge gegründete Vorausbe- stimmuiig ist eingctroffen; das Flötz liegt in dem Possendorfer Schachte wirklich um 54 Ellen der Ober fläche näher, als im Bcckerschachte, wodurch die Zu- tageförderung der Kohlen nicht unwesentlich erleichtert wird, abgesehen davon, baß der Schacht selbst weniger Kosten verursachte. L. v. (lottn. Dresden. Was die Concurrenz nicht thut! Der Preis für die Omnibusfahrten von der katholischen Kirche an nach Antonstadl und dem Waldschlößchen ist laut einer Bekanntmachung des Eigenthümers dieser Geschirre vom 1. Nov. an auf 1 Neugroschen L Per herabgesetzt. (Es tritt nämlich von diesem Zeitpunkte an ein neues Omnibusunternehmen ins Leben.) — Am 18. Octbr. wurde der 66jährige Promenadenwärter Gabriel, als er eben zu dem am Ende der Stiftsstraße stationirten Bahnwärter sich begeben wollte, von einem von der Elbe herkommenden Kohlenzug, den der alte Mann weder gesehen »och gehört hatte, erfaßt und bei Seite geschleudert. Er wurde schwer verletzt ins Stadtkrankenhaus geschafft. — Am 17. Octbr. ist in dem mit Blumen geschmackvoll decorirten Doubletten- Saal auf der Brühl'schen Terrasse eine von der Ge sellschaft Flora veranstaltete Fruchtausstellung eröffnet worben, wo man in zierlichen Körbchen ausgestellt die herrlichsten Exemplare von Aepfeln, Birnen, Wein trauben, Kürbisse und allerhand Gemüse erblickt. Deutschland. Ungefähr drei Meilen abwärts von Hamburg am linken Elbufer und eine halbe Stunde von demselben entfernt, auf hannöverischem Gebiet, liegt die zum Theil befestigte Stadt Stade, berüchtigt in der ganzen Handelswelt durch den sogenannten Stader Zoll, der seit Jahrhunderten von allen vorbei passtrendcn, die Elbe aufwärts fahrenden Schiffen er hoben wird, und der der hannövrischcn Regierung, ohne daß dieselbe irgend etwas für Erhaltung eines guten Wasserweges thut, jährlich die hübsche Summe von 150—200000 Thlrn. einbringt. Alle Beschwerden über diesen Zoll, alle Anträge auf Abschaffung desselben blieben erfolglos, bis neuerdings England die Sache in die Hand nahm, und die Aufhebung desselben forderte. Diese ist nun endlich auch kürzlich erfolgt und ein Ver trag zu Stande gekommen, wonach der Zoll mit dem 151/rfachen jährlichen Betrage desselben, der zn 460000 Pfd. Sterl. (über 3 Millionen Thaler) berechnet ist, ab gelöst werden soll. Von dieser Ablösungssumme zahlt England ein Drittel, Hamburg ein Drittel und der Rest soll von den übrigen Staate», deren Schiffe vom Meere die Elbe stromaufwärts gehen, aufgebracht werden. München. In Süddeutschland ist an mehreren Orten der 18. October, an welchem im Jahre 1813 die große entscheidende Völkerschlacht bei Leipzig ge schlagen wurde, festlich begangen worden. So nament lich in München. Hier war der große Saal in Knorr's Keller in eine prächtige Festhalle umgewandelt worben. Neben Vater Arndt erblickte man die Büste des Königs Ludwig von Baiern. Den deutschen Reichsadler um gaben die schwarz-roth-goldne und die schleswig-holstei nische Flagge, letztere mit Trauerflor umhangen. Eine Festrede, mit dem Mahnruf schließend: „Seid einig, einig, einig!" Gesang deutscher Lieder, ein Feuerwerk und eine Sammlung für die bedrängten Schleswig- Holsteiner, die 140 Gulden eintrug, waren die her vorstechendsten Momente der Festfeier. An den ulten 74jährigen, deutsch gesinnten König Ludwig, der be kanntlich im Sturmjahre 1848 freiwillig der Regierung entsagte, wurde ein Festgruß nach Darmstadt, wo er sich jetzt aufhält, telegraphirt. Es traf folgende Ant wort daraus von ihm ein: „Nie erhielt ich ein Tele gramm, was mich so freute. Vormals, wie jetzt, immer war ich deutsch durch und durch. Ludwig."