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AimtlM -Ästung. SotäMattsttr Au«, EluÄhammer, AMKlSfierlein.Srieder- M. Oberpfamwnftiel, Lauter, Bockau, B-rrrs-ach, Ä-yrrf-kd, «ckchf-M-w "Uüv die «Wtt-g-R-en Ortschäften. - _ _ ^»rschtin' _ .. . Mit ^ÄkUßrirt« WeiLttttern: Jnstrat. MRSBgs.uG«,«^.. AtütMs -AamMeüötatt, '-«te I-ttsPieget. rlich . bei Wiederholungen hoher Rabatt. q«r,nt»»rNich«r Redakteur: «mtl H«gr«»tßt»r tu «u« (Erzgebirge). Postanftalten Mrd LitndbrieftrLger Redaktton u. «rpedition: tz»»«, «arktstraße. »chnten Bestellungen an. ^W. Äö. Freitag, den 3 Febmar1893 6 Jahrgang. incl. der 3 wertbvollen^ mit Bringersohn t durch di« Poft 1 Peftettunge« nächsten Leisten kommen zwei Dutzend Emwütje und sosvit in» UnendNche. Un» will scheinen, man k-nne fich in der Gesetzfadrikation wohi etwa» Mehr Maß austrle-en, zumal da diste schntll "fabrizierten Gesetze immer wieder neue Gesetze au-^ich gtbären.'denn wohl dir Mehrzahl der neuen Gesetze find Gesetzt, bkit'effend Abänderung des Gdsetze» döM so und so vitlttn. Etwtt« kürzere und etwa« wetiigtr Reden, etwa- Weniger Dtdätten und etwä» weniger Gesetze, väün könnten die Sessionen erheblich ädgekürzt werdtn und die Abaeordneten fänden die Zeit Und du Mittel, den größten Mil der Session hindurch in Berlin auweftttd zu sein. Auf dem bisherigen Wege muß der MichStag schließlich um älle-'Ansehen rommen." «eisten Redner würden in zehn Mtnuttn Rrdrzeit den Inhalt ihrer Gedanken bequem erschöpfen Ätitun. Me nüchterne deutsche Auffassung ist für sranMsche Beredt- samkeit Nun einmal ünet^siNglich. Utld wenn Noch die meifkn Redner, die in Stunden da» End« nicht finden können, etwa- ddn dieser BerrttsaMMt hätten! Sie pflegen einfach langweilig und nüchtern zu sein. Zst dann der «lke'FraM0n«gtü»ste ju Enbe^ko kommt in einer Stünde der zwe'te und sagt dästttbe. SS geht « nicht selten mehrere Lage lang. Bet mehrtägigen Debatten kann man i»>VSr! Regel daraus rechnen, daß vom zweiten Lage ad nicht« Neue« mehr vorgebracht wird. Und zu solchen tage langen Debatten werden mit Borliebe Gegenstände benutzt, die alle Zähre in gleicher Weise behandelt werben und nach allen Seueil hin rängst erschöpft stüt. Da« abschrtckensle Beispiel'dieser Art find die ewige» Debatten über KotNzölle Und Lag« der Landwirtschäft. Da bringt sie tln Freisinniger aus« Taptt uiid erzielt eitle mehrtägige Zeitverspätung, denn ein praktisch?« Ziel Haden diese Devatlen zumeist nicht, man will'liur jein Herz aü-schiiNtn «der den Wählern (No. SSS der, Zeümtgspuiollft«) für MArz Mdetfchü^'ÄrpttÜion"(Aüt, NäMW), vdckdeü'A«- trägrrn des Blatte», sowie den Landbriesträgern ^dttztit aitälWNkMAn d-eöMstU 'ver „MettsiMItttttlrg," Die BeschlußunfähiMt deMeichstags. Der Reichstag ist wiederum säst in jeder Sitzung be schlußunfähig, d. h. es sind nicht einmal i9S bon den 3S7 Abgeordneten aüwesend. Die Ursache "Vieser Nachlässigkeit unserer Volksvertreter sucht die „Köln. V.-Ztg.* zu erklären. Sie schreibt: „Die Bismarck'sche Aera hat die Menschtn sehr nüchtern gemacht. Mit den Zähren ist atkdw Stell« ein jwtifethafte-Vergnügen Mäiyen;'dann «in Kvnjerva- de<-Zoeäli-Mus im Parlamentarismus der'Mechäni-mu» tiver: so ein zielloses Hin« und Hetreben, immer wieder getreten.^ Wer den ParlämrntSverhanblUngbn'einche Zahre dä'sfelbe, kann den Geduldigsttu zur Verjwelflung bringen, zu "einem beliebigen Grgrnstanvr ihrem wesektkkcheaZnhätt«, fleißiger, äl» ein normal veranlagter Abgeo'rdneter"au»halten nach aNgtbeü können, ehe sie gehalten"1st. Da» Meisl« i katin. Da» Will fich nimmcrerschöpfettüNd ketttn. Wenn gthLja stach der Schablone. Kann man 'S» da den' Av^stn der einen Session ein Dutzend und uithr Gesetz« fertig geordneten sosehr verübeln, wenn sie^ftichl herkbmmmen^geworden sind, dann denkt man: nun wird t» doch m der Mögen, UM zu höre», wa» sie ohnehin erraten töütten?'wachsten Session Nicht» zu thun geben. "Aber in der Aüf die Redner wirkt die Tkilnahm-lösigktit de« Hausest natürlich keineswegs anregend. Sie wissen auch von Vornherein, "daß sie Niemand umfttMMen. Ze mehr Vach eigentlicheSchwergewicht de: Beratungen in" die Kommission, verleg» wird, um so^ zweck- und sinnloser wetvtn die Plenar-' vekhaüvküngen. Man köünt« dies« entschieden heben, »enw Man Nicht eist paar Mann in der ' KbMwission Vie gänzo Ätdeit Mächen ließe, woraus dann von btn Uedttgen in! der Regel sticht» verlangt wird, al» bim Weil« wer 'Kom-' Mission'jltzustiMmen. — Abschiicktnd auf denPatlameü-s tarier' bön Geist 'und ^Geschmäck muß auch' die skrchttkttche Bkiiti dir' Debatten wirken. Meist sind «» doch herzlich Millg Eedätikkn, vi'e'lltkcht Sier oder fünf, die "in btr trübens Sauce-mner stundenlangen Rede herumschwtMmen. 'Dies Politische -Nachrichten. Deutschluu». Berlin, den 1. Februar. — Der Kaiser hat dem früheren preußischen Zustiz- ministrr von Friedberg ju seinem 80jährigen Geburtstag sein Bildnis »etthrt Mit der Unterschrift: Nouuno ms lmpuno lueesSut (Niemand rtkzt Mich uNgtstast). — Zu seinem Geburtstag hatte Kaiser Wilhelm den Text zur Predigt selbst gewählt. Der alle» beherrschende Streit Um die Mllitärvrlag« hat auch diese Wähl'beeinflußt, denn der Text lautete: Ev. Lucäll, V. 21 —22: „Wenn ein stärkerer Gewappneter seinen Palast bewähret, so bleibet bas Seine mit Frieden. Wenn «der ei» Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, und teilet den Raub aus." — Gras Walders« galt als Gegner der Mililärvorlage. Gegen ihn sollte die kaiserliche Drohung de» Zerschmettern» gerichtet jeln. Diese Annahme war em Zrrlum. 'Graf Walders«« hat sich in einer Rede zu Kaiser» Geburtstag warm für die Vorlage ausgesprochen. .... , .... . .... — Zu Gunsten der neuen Mililärvorlage haben in'den beigewohnsthat, wird oft die Rede eine» beliebigen Redner» — Endlich arbeitet Such Wohl unsere Äcsetzgevungemasqlne Trinksprüchen an Kaisers Geburtetag auch andere Generale sich ausgesprochen. So sagte der komaranoierende'Gkneral von LewlNSkl in Breslau: ^Schwer ist'die Zeit, in der wir leben, und e» bedarf vrr ganzen Kraft uujevt« juugen Kaisers sest und Unbewegt dem Ziele zuzustreve», welches er sich vorgesetzt hat: dem Wohlergehen auch de- Gering sten im Volk und der Erhaltung der Würde und Macht des Reiche«. Dornenteich ist dieser Weg, und so groß auch die Kraft unseres Kaisers, so eisern jein Will« ist, so bedarf er doch der werkthäligen Unterstützung seine» Volke». Wenn auch dem einen oder anderen nicht alle» recht ist, was geschieht, das alle» muß zurücktreten, wenn e» sich darum handelt treu zum Kaiser zn stehen, um die hohen Ziele, welche er sich vorgesetzt-Hal, der Vollendung ent» gegenzujühren." — Der General von Schallkopp, Gou verneur vsn Köln, sagte u.«.: „unser Kaiser ist im wahren Sinne de» Worte» ein Fkledenssürst. Wenn er aber da- Gchwtrt in die Hand nimmt, dann wirb er e« nicht eher m die Scheibe stecken, bi» da« Vaterland von seinem letzten Feind« befreit ist, »der bi» er gebrochen mit seinem Der einundManzlüste JaMar 1793. neigt«sem»» «»pf v,r»»feg«-«»«» seine» getfl- I lichen Begllittt» und küßt dii« Bild Ar- Gekreuzigten, dä» dir alte Grabesstille! Liu mittelgroßer, blonder Mann steigt ruhig und sicher au» dem wagen. Sein Gesicht ist bleich, doch gefaßt und gutmütig blicken seine blauen Augen aus die endlo sen Reihen der Menschenköpse, die sich hinter »en schützen den Soldatenkreisen drängen. Mit demütiger Geberve > ^Nachdruck verkoten). Eine Eäklilar-Eliinwrung von Egon Dchugäh. (Fortsetzung.) Der GrLvk-Platz hat den Anblick eine» fröhlichen Jahr- Markttseste- angencmmen, und nur die roten Arme der Guillotine recken fich ebenso schaurig ernst wie früher, weit oben über die Köpfe ter lachenden, scherzenden, leichtsin nigen Pariser, al» ob dir einsame Henscherin au» dieser Volk-Menge schon jetzt die Opfer wählen wollte, die iy ihrer tödlichen Umarmung demnächst verbluten sollen. Da endlich! — Wilder Zuruf au« der Feine: „Eie kommen! — Sie kommen I* — Zohlen — Fluchen — Pfeifen — Schreien! — Ein ohienzerretßende«, grau sige« Konzert, da« fich mit jeder Minute nähert. Ein eisiger Hauch scheint durch den Platz gefegt zu ha ben. ''Eine LoditsiiUe hat dä« lisfigdllnt« Tieidin von sötöen ersetzt und regui.gSlv» fast letzlö», steht dir Menge, Wie Sine vierspännige Karosse langsam und feicilich ulu die Ecke biegt und stch durch Re von Soldaten sreigf- hallene Straße in der Mitte de« Platze« der Guillotine nthttt. — . r Run hält der rotgeklrkdttr Henker, der sein Opfer ei- genhändig auf der letzten Fahrt kutschiert hat die Pferd, chn, — der König ist ackgekommen l ihm diese zitternd» Hand entgegeühält. Dann geht» bi«-steile Stiege hinaus — zum blinken den Mester — — EhrfurchtSvdll hilft der Scharfrichter dem König, dessen Gang durch die gebundenen Arme erschwert ist. Auch er ist bleich, der gefühllos sei» sollend« Henker! - bleicher al» da« gekrönte Opfer an seiner Seite. Und nun sind sie am Ziele — am letzten Ziesel Die Menge steht wie versteinert »a iind kann den Blick von dem bleiche» Mann nicht avwenvtn. Ein schwache» Lächeln gleitet über die guten, «eichen Lippen des König». Alte 'Erinnerungen jagen in seiürm todgtwLihten Kopfe. Er, hat e» so gründlich kennen gelernt, diese« Parlfer Volk in seikem ntch» allzu längen Ltden. ' von dem glück lichen Abend aü» wo r« ihm, dem jüngverMihUrn Thron folger züiudelt«, bi- zu dem grausamen Augustmorgen, wo der wilde Pöbel chm kaum Zeit ließ, in dem Hause der Nationalversammlung Schutz für sich' und sein» Familie zu Hüben, Schutz! — dämill« glaubt« er*« ! Nun sah tr «»hin ditser Schutz ihn gebracht hät. Oh — er kannte sein flatterhafte«, leidenschaftlich«», undankbare» Pariser Volk und liebt« e», trotz allen Gioll«, aller Vrr-s Achtung, selbst in dkesem letzten Augenblicke seine» jäh ah- l gebrochene» Leben« ! ÜüwilMrUch^ öffnen stch die bleichen Lippe» zum letzten „Zch wünsch«, daß mein jBlut da» Glück aller Fran zose» befestigen könnt«! Zch sterbe unschuldig und ver- gebe —" (da* waren die letzten historischen Wort« Lud wig» VLI.1N« i SchNffob) Doch di« Feinde de» König- sind wachsam! Sie sehen, wetchen Etndruck die Ruhe und Würde Ludwig- auf' die Anwesenden gemacht^hatte. Sie kennen da« veränderliche Pariser Volk und fürchten «ine jener Wallungen, deren e» fähig ist. Noch einige Minuten »nd «er weiß, ob die edleren Gesühle in diesen Herzen nicht erwachen, ob die alte Treue und Liebe zum Könighaufe nicht neu aui- slammt —'das darf — oaS wirb nicht sein — Ein diensteifriger Offizier winkt mit dem Taschentuch — dieser Wink wird sür ihn der Anfang zu einer glän zenden Karriere sein. — Ein lauter Trommelwirbel über die Stimme de» unglücklichen König« — bann eine kurze Bewegung in der Gruppe «a vorn — «in schwerer Fall — ein zischender Blutslrahl — die neugeborne fran zösische Republik hat ihre Bluttaufe empfangen. — Die Menge kann nun nach Haufe gehen! Längs«« und aufgeregt schieben sich die Menschen durch die engen Gaffen, — doch kaum hat man den TodeSplatz verlassen und schon mischen stch die alltäglichen Gespräche in di« Reden über da» groß« geschichtliche Ereignis. -Der klein« Gassenjunge pfeift da» neueste Kouplet der EarmagNole, «in bar Stimmen fallen in den Refrain ein: „vausons tu OunuaxLolo, VIVV IS LOL, vivo iS SOL — Oumous 1« Ouinagllolo Vivo io soL ckn cuiou." Die schön«, halbnackte Dirne ttchelt zärtlich ihren statt lichen Begleiter an und die weiblich« Schreckensgarde der Guillotine wickelt ihre Strümpfe tn alte Nummer» de» kSro Vnolloauo «in.