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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840529
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-05
- Tag 1884-05-29
-
Monat
1884-05
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1884
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ad don de, eindegesetze«. etreffend bi« d. sowie die Schutze de« Kabel vor an vie te er« Wahl. Itig erklärt, «gegangene« Einfluß aus welche nach rossen sind, nd«. au«, reutung sei. oischen der« seien. Die arlum von csändrn sich >egend von len. nmissioa 19 ck mid v daß auch zuwider in au»g«be«, cgierunq«» den. Mit Immission l«register«, mt-gericht, en. wurde gen neun ag« findet ladstoue lsraae de- reich über rathunge» soll da« Eonserenz trivilegien krklärung c Finanz atum der iltheilen; eich nicht um eine Ken einen als Theil en. >en Tele» Regelung General- igen und de Geist, teuer bei eputirten a. worin die Au«« Insel in rm II««,. Av»teLt «t»a» Erscheint täglich früh 6»/,Uhr. Lktaction und Lrprditiou Johannesgasse 33. Aprechkundtu drr Nrdaltiou: Bormittag» 18—12 Uhr. Nachmittags S—6 Uhr. »I, U, eui^»ndlrr M-nuIciipte «echt fich »u N«»,cl>oi> nicht »erduidlich, «nualme der sstr die „Schftsolgende «»»«er desttmuiteu Inserate au S«cheutagen bi» S Udr Nachmittag«, a, «auu- und Sesttage» früh bi» ' ,S lltzr. 2n den Filialen str Ins.-Annahme: Otto Klemm, Universität-straße 21, Lauts Lösche, Kalharinensiraß« 18, p. nur bi« '/.» Udr. riMM.TWtblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 150. Donnerstag den 29. Mai 1884. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, aa-er»ett festaestellte Veränderung -es südliche« Bebauungsplanes betr. Infolge der beabsichtigten Errichtung eine« Lieh» und Gchlachthofe« am Ausgange de« Bayerischen Bahnhofe« und »war auf dessen westltchrr Seite hat sich eine Veränderung ve« sestgestellten südlichen Bebauung-plane« in seinem die südöstliche Spitze desselben bildenden Theile nöthig gemacht. Wir haben daher mit Zustimmung der Stadtverordneten beschlossen, den ebciiqcdachten Theil de« südlichen Bebauungs planes anderweit festzustellen, und de» dementsprechend ab- gcänderten neuen Bebauungsplan in unserem Bauamt zu Jedermann« Einsicht vier Wochen lang auSgclegt. Widersprüche gegen diese Abänderung de« letzteren Be bauungspläne« sind bei deren Verlust innerhalb lener vier wöchentlichen Frist, welche vom Tage der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung in den Leipziger Nachrichten an zu berechnen ist, schriftlich bei un« anzubnngen. Leipzig, den 17. Mai 1834. Der Rath -er Ttadt Leipzig. I)r. Georgi. Wilisch, Ass- Bekanntmachung. Au» Anlaß vielfacher Beschwerden darüber, daß die Bäu-e i« -e» öffentlichem Anlage« von Kinder» Wärterinnen dergestalt besetzt werde», daß andere Personen keinen Platz mehr finden, verfügen wir hierdurch Folgende«: Ktn-er»ärterinne«. d. h. dienende Personen, welche Kinder unter ihrer Aussicht haben. dürfen, sofern sie sich nicht in Begleitung ihrer Dienstherrschaften befinden, nur auf den eichenholrarttg angrstrichenen und mit der Ausschrifl: „Kinverbank" versehenen Bänken in den öffentlichen Anlagen mit den Kindern sich nieder- lassen. Zuwiderhandelnde werden um Gel- -iS z« «O Mars oder mit Haft btS z« 14 Lage« be- straft werden. Die Bänke, von welchen die Kinderwärterinnen ausge schlossen sind, ungefähr der dritte Theil sämmtlicher Bänke, sind durch filbergranen Anstrich kenntlich gemacht. Auch wird nicht geduldet werden, daß auf diesen Bänken Kinder, welche allein in den Anlagen verkehren, sich niedersetzen. Uebrigen« bringen wir hierdurch in Erinnerung, daß eö nach unseren Bekanntmachungen vom 14. August und 24. Oktober v. I. bei Vermeidung obengedachter Strafe verboten ist, in den städtischen öffentlichen Anlagen Hapter» stücke »der aa-ere Gegenstände wegzuwerfen, und daß erwachsene Personen, welche mit Kindern die Anlagen besuchen, bei eigener Verantwortung dafür zu sorgen haben, daß vie Kinder diesem Verbote nicht zumiderhandeln. Leipzig, am 26. Mai 1884. Der Rath -er Stadt vi er Stadt Leipzig. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Der am 28. März a. o. hier verstorbene Herr Moritz Eckhardt hat der hiesigen Armenanstalt letztwillig ein Bermächtniß von 1508 auSgesetzl. Nachdem diese Summe von der Univrrsalerbin, Frau Louise verw. Eckhardt gcb. Vollsack, durch Herrn Rechts anwalt Scbrcy an unS gezahlt worden ist. fo sprechen wir hiermit für diese wohllbätige Zuwendung auch öffentlich unseren aufrichtigsten Dank au«. Leipzig den 26. Mai 1884. Da» Armen-Dtreetort»«. Ludwig-Wolf. I. Mntzümaien-Vkrkauf. von dem städtischen Forstreviere Buraan» können durch den Revierverwalter Herrn Tictze in Forsthau« Burgaue (Post Böhliö-Ehrcnberg) SV« «UV Stück schön- Birken von 3—5 Mclcr Höhe gegen Daarzahiung abgegeben werden. Leipzig, am 15. Mai 1884. — D-S Rath» Forst'Deputatto«. Bekanntmachung. Tie Pflasterung des PetcrSsicimvegs auf dessen Strecke von der Mitte der königl. Gcrichlsgebäude bi« zum KönigS- Platze soll an eineu Unternehmer in Accord verdungen werden. Tic Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwaltung, RatbhanS, II. Et., Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung de» PeterSstetawegS" versehen ebendaselbst uiio zwar bis zum 18. Juni lfden. Ihr». Nachmittags 5 Ubr einzureicken. Leipzig, am 26. Mai 1884. DeS Rath» der Stadt Letpzi- Strnstenbau-Depntatton. Bekanntmachung. Tie Hersielluug dcc> TrotlvirS vor de» Grundstücken Nr. 7 b>« v der Mahlinannstraßc soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werte». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Nathhan-, 2. Etage. Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „LrottoirS in -er Mahlmannstraffe" versehen ebendaselbst „nd zwar bis zum 13. Juni laufenden Jahre« Nachmittag« 5 Ubr einzureichea. Leipzig, am 26. Mai 1884. DeS RathS -er Stadt Leipzig Ltraffenbaa Depntatio«. Nichtamtlicher Theil. Llemeiicean und die Anarchisten. Der Radikale Elemenceau ist eine merkwürdige Erscheinung im heutigen Frankreich. Er siebt mit seinen idealen An schauungen in der Milte zw.-'chen zwei Extremen, gegen welche er vergeblich ankämpft, den Anbetern de« Erfolge« und den Nevolutionairen. welche die Umwälzung nur um der Zer störung willen anstreben. In der Däblerversammlung de« 25. Mai im Cirque Fernando hatte er sich gerade Derer am meisten zu erwehren, für welche er wirkt und arbeitet, der untersten Schichten de« Volke«. Diesen ist er nicht radical genug, weil er nicht da« Unterste zu oberst kehren will, weil er den Weg friedlicher systematischer Arbeit zur Befreiung de« notbleidenden Volke« für heilsamer hält al« die rohe Gewalt, welche wohl zerstören, aber nicht ausbauen kann. Elemenceau ist conseguent, da« muß man ihm lassen, er steht noch heute auf demselben Standpunct wie am 31. October 1882, al« er an derselben Stelle zu seinen Wählern sprach. Auch jetzt noch will er die Emancipation de- Volke« durch Unterricht und durch friedliche Arbeit, nicht durch Gewalt. Sein Programm lautet: „Die Demokratie auf der Grundlage der Gleichberechtigung Aller und zu dieser kann man nur gelange» durch da- Zusammenwirken Aller." Gewiß eine de- Beifalls der Eklen würdige Aus gabe. Aber leider findet Elemenceau für seine Ideale in dem heutigen Frankreich wenig Berständniß und noch weniger Unterstützung. Die beiden Hauptströmungcn sind: Kriegerische Erfolge, welche den Credit Frankreich« beim AnSlande er höhe» und der Capilalöbewegung neue» Aufschwung geben, aus der andcrn Seite die Feiiide de- Capital«, welche den Strom de« Goldes in ihre Tasche» leiten wollen. Die Einen sind die Anhänger und Bewunderer der Politik Ferry'«, die Andern sind die Vertreter de« Commune- Gedankens, welche den Manen von DcleScluze ihre Hul digungen darbrachten und zum Morde der Bourgeoi« auf» forderten, bevor sie nach dem Eirquc Fernando zogen, um den Bericht Elemenceau« an seine Wähler unmöglich zu machen. Ter 25. Mai hat bewiesen, daß beute für Elemenceau und seine Bestrebungen in Frankreich kein Raum ist, e« giebt nur zwei Wege: entweder der, aus welchem Ferry die Franzosen führt und sie durch die Trugbilder Rubin und leicht zu erwerbende Reicbthümer lockt, oder der Weg de« Umstürze«, auf welchen Rocbefort, Lissagaray, Cournet und Genossen lo-steuern. Elemenceau ist ein Redner, welcher sich unter den schwierigste» äußeren Verhältnissen Gehör 'zu verschaffen weiß; nicht Da«, wa« er sagt, reiß,' seine Zu hörer hin. srnvern wie er es sagt. Wen» er von der Revanche spricht, die in dem Siege der Freiheit Uber den Despotismus, in dem Siege der Gerechtigkeit über die Finanzdespotie besteht; so ist e« nicht der Gedanke selbst, welcher ihm Beifall riitträgt, sonder» die frappante Wen dung, durch welche er dem Gedanken Ausdruck giebt. Man sollte meinen, daß die absolute Gleichheit der Clenienceau'schen Demokratie auch die Anarchisten für sich gewinnen müßte, denn darin besteht ja da« Hauptziel dieser Leute, daß sie jeden Elaffenunterschicd ausheben wollen. Wenn die Paläste durch Dynamit und Feuer zerstört sind, erst dann ist nach der Auffassung der Anarchisten Raum vorhanden für den Ausbau de« communistischen Zuknnst-slaatcs; aber e« besteht doch ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen dem demokratischen Staate, wie ihn sich Elemenceau vorstcllt, und dem kommu nistische» Staate. Ten Anarchisten ist e« nickt um den neuen Staat zu thun, sondern um da« Zwischenstadium. In dem Zusammenbruch de- bestehenden SlaatengebildeS sehen sic nur die günstige Gelegenheit, für das eigene Interesse zu sorgen und aus den Trümmern de« zerstörten so viel wie möglich für sich zu retten. WaS nachher kommt, kümmert sie sehr wenig, wenn nur die Zwischenpause in Sau« und Brau« anSgesüllt werden kann. Ein Ziel, welche« durch Arbeit und Mühe erreicht werden soll, ist nicht nach dem Geschmack der Anarchisten, »nd darin bcstcht die uiiauS- füllbare Kluft, welche diese Partei vo» Elemenceau trennt. Ferry betrachtet die Lage wieder au- einem gänzlich anderen GesicbtSpuncte, für >bn ist Clemciiceau kein Idealist, er sucht nicht »ach der Lösung der bestehenden socialen Schwierigkeiten, er will nicht Frankreich durch Bildung und Arbeit groß und unabhängig machen, sonder» er strebt einzig und allein danach, Ministerpräsident an Stelle Ferry'« zu werden. Ferry bat e« seinem Concurreiiteii schon wiederholt zu gerufen: „Ich bin bereit, Ihnen meinen Platz zu räume», nehmen Sie ihn ein." Aber Clemenceau wollte oder konnte diesem Ruse nicht Folge leisten, «eil die Majorität, welche diesen Personenwechsel bcrbeisühren konnte, nicht vorbanden war. Frankreich steht in seiner großen Mehrheit vorläufig noch auf dein Boden Ferry'« und seiner Colonialvolitik und kümmert sich herzlich wenig um die Ideale Elemenceau -, und waS da« Schlimmste für die Idealisten ist: e« besieht auch über haupt keine Aussicht, daß er jemals in die Lage kommt, seinen Gedanken die Thal folgen zu lassen. Es gab in Frankreich eine Zeit, und sie ist noch nicht allzu lange verstricken, in welcher e« den Anschein hatte, daß die Monarchie über die Republik den Sieg davontragen würde. Diese Zeit ist jetzt vorüber, weil Ferry solche äußere Erfolge auszuwrisen hat, aus Grund dere. e« den Vertretern der Monarchie mög lich gewesen wäre, eine Veränderung der StaatSsorm herbei- zusühre». Wa« könnte die Monarchie heute den Franzosen vielen'? Den Revanchekrieg gegen Deutschland? Auf diesen haben sie vorläufig Verzicht geleistet, er ist ans un bestimmte Zeit vertagt, weil die Blicke der ruhmlüsternen Franzosen nach Asien und Afrika gerichtet sind. Vielleicht wären sie heute geneigt, dem Führer zu folgen, welcher ihnen den Erfolg in Egypten gegen die Engländer verbürgt, welcher sie zu Herren in Kairo unv Alerandrien macht und den Eng ländern de» Tuezranal verschließt; ober drr Ruf: »Nach Berlin l" hat heute für die Franzosen nicht« Verlockende«, da giebt e« weniger gefährliche Mittel, Land und Ruhm, Gold und Beute zu erwerbe», al« auf dem blutigen Pfade» der nach Berlin führt. Da- Prestige der französischen Waffen ist durch di« Siege in Tonkin wieder hergestellt, und wenn diese Siege auch noch so leicht errungen wurden, den Franzosen genügen sie für ibre Zwecke. Elemenceau bat gut reden, daß die Gelder, welche für dieTonkin-Srpedition verausgabt wurden, für den Unterricht bätten verwendet werden soffen. Eine Regierung, welche in diesem Sinne gehandelt hätte, würde längst nicht mcbr am Ruder sein. llcberbaiipt hat die Erfahrung der letzten 13 Iabre gelehrt, daß die republikanische Staat-sorm in Frankreich nickt durch ruhige friedliche Arbeit aufrecht zu erbalten ist. sondern nur Lurch den glänzenden Sckcin der äußeren Erfolge. Die Franzosen babci, nur ein Ziel vor Augen: die Wiederherstellung ihrer Machlftettimg m Europa. Ob Der, welcher ihnen dazu verhilst, Ferry heißt oder Philipp von Orleans oder Victor Napoleon, da« gilt ihnen gleich; die Frage, ob Republik oder Monarchie, ist d,r Neben sache. Wenn aber dieser Hauptzweck unerreicht bleibt. dann tritt die allgemeine Unzufriedenheit an die Stelle de« Streben« nach Macht und da« ist der gefährliche Zeitpunct, welcher den Anarchisten die Oberhand verschafft. Für einen Elemenceau ist weder in der Republik noch m drr Monarchie Platz, auf Ferry folgt die Revolution oder em gleich gesinnter und gleich glücklicher Nachfolger. Leipzig, 29. Mai 1884. * Im Reichstage sind bekanntlich mehrere Mandate erledigt. Wie wir hören, sind von kompetenter Stelle au- die Verordnungen ergangen, um die betreffenden Nachwahlen binnen kürzester Frist vor sich gehen zu lassen. * Die „Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt zur Parteilage: „lieber dieHaltung dcrNationalliberalen in drr UnfallversicherungScomniission werdea noch immer durchaus unrichtige Angaben verbreitet. So finde» wir die Behauptung, nur am Beginn der zweiten Lesung balten die »alionalliberalen Mitglieder erklärt, daß sie ledig lich für ihre Person, ohne jede« Präjudiz für die Plcnar- bcralhuiig, ibr Votum abaeben könnten, ihrer Schlußabstim mung am Sonnabend aber Hallen sie keine einschränkende Bemerkung mehr hinzugesügl. Die Wahrheit ist, daß der Abg. Marquarosen zur Schlußabstimmung Namen- seiner Gesinnungsgenossen unter Hervorhebung der Inopportuuität deS herkömmlichen Verfahren-, bereit- in der Connsslon eine Gesamnltabstimmung über die Gesetze vorzunehmen, aus drücklich erklärt hat. daß sie weder sich noch ihre außenstehen, den FractionSgenossen durch da« Volum ,n drr Eommission gebunden erachtet wissen wollten, daß sie vielmehr einige ihrer hauptsächlichsten Forderungen, worunter besonder« die Hcrab- abmindrrung der Earrenzzeit betont wurde, im Plenum mit allen Kräften zu wiederholen entschlossen seien. Mit Ja haben die Nationallioeralen im gegenwärtigen Stadium der Ver handlungen gestimmt, um ihre Urbereinstcmmnng mit der Grundtendenz de« Gesetze« zu bekunden. Warum darüber auf .freisinniger'' Seite so gewaltig Lärm geschlagen wird, ist brr rem sachlicher Betrachtung der Frage ganz unerfind lich. S« war doch seit laiiger Zeit kein Geheimniß. daß Nationalliberale und .Freisinnige" an diesem Pnncte sich trennten, daß jene da« Unjallversicherung-gesctz wollten, diese aber nicht. Bei dieser von vornherein gegebenen Ver schiedenheit der Stellung ist e« doch nur natürlich, daß die nationalliberalen Mitglieder in der Commission schließlich zu einem andern Verhallen gekommen sind, al« die .freisinnigen". Indeß, man braucht AnschwärzungSmalerial für die Wahlen, und für diesen Zweck ist eS denn freilich ergiebiger, den Nationallibcralen „schwächlichen Abfall von sich selbst", .caudinisches Joch" u vcrgl. vorzuwerfen, al« ihnen durch objective Schilderung des lhatsächlichen Hergänge« gerecht zu werden. Diese Manöver lassen un« im Augenblicke ziemlich kalt; wir werden un« mit ihnen au-einander- sctzen» wenn die Zeit gekommen sein wird. Einstweilen aber möchten wir bitten, daß diejenigen, welche mit der Miene de« ernsten Politiker» über die Nationallibcralen zu Gericht sitzen, sich wenigsten« die Mühe nehmen, die Eommissionsbcschlüsse erst verstehen zu lernen, bevor sie über dieselben schreiben. Die Nationalliberalen haben in der zweiten Lesung eine» unbestreilbaren Erfolg davongetragc», indem sie die Erhöhung de- Reservefonds etwa aus da« Doppelte Lessen, was er nach dem Beschluß der ersten Lesung betragen haben würde, durchgesetzt haben. Wenn nun dem gegenüber ein große« Berliner Blatt vermöge eine« ganz un glaublich leichtfertigen Mißverständnisse« die Entdeckung macht, daß der jetzt vorliegende Eoinmission-beschluß im Vergleiche zu demjenigen der ersten Lesung den Reservefonds zu einer bloßen Illusion mache, so muß man sich wirklich fragen, ob auf solchem Boden eine ernste Erörterung noch möglich sei." * Gegen den dem BundeSrath vorliegenden Entwurf zur Reform de« Stempelsteuergesetzes werden selbst in der conservativen Presse lebhafte und beachtenSwerthe Bedenken gellend gemacht. „Die anfechtbarsten Puncte — bemerkt die .Nationallibcrale Eorrespondenz" — sind ohne Zweifel die steuerpolizeilicke Ueberwachung und die Ausdehnung der Steuer nicht blo« auf da« eigentliche Geld», sondern auck auf da- Waarengeschäst, wodurch in der Tbat weniger die Börse al« der Handel und die Industrie im Allgemeinen getroffen wird. Nack diesen beiden Seiten hin werden sich die Versuche, da« Gesetz in eine annebmbare Fori» zu bringen, vorzugsweise zu wende» haben. Daß e« möglich und berechtigt ist, den Börsenverkehr zu einer höhere» Besteuerung heranzuzieben, ist in den weitesten Kreise» zur Ucberzeugung geworben; eS w«rvu A. auch von der Heidelberger Erklärung der National- liberalen anerkannt. Allein darau» kann unmöglich folgen, daß man nun jedem, aus einem weit über da- Ziel hinauS- schießenden Projcct olme weitere» Besinnen zustimniei, müßte. Wir hoffen, daß die jetzige Anregung der preußischen Regie rung den Weg zeigen wird, wie man die Geld-, ,n«- besondere die Spekulationsgeschäfte der Börse etwa« schärfer zur Besteuerung heranzichen kann, ohne in gesunde und reelle wirthschaflliche Verhältnisse plump störend einzu greifen. Die nSchslbetbeiligten Börsen« und Handelskreise find jetzt eifrig damit beschäftigt, da« drohende Unheil abzuwehren Ma»l wird ihnen die« gewiß nicht verdenken wollen. ES wäre aber wünschenSwerth und in ihrem eigenen Interesse liegend, wenn sic sich nicht blo« auf eine negativ« Kritik de« vor liegende» Entwurf« und Darstellung seiner schädlichen Folgen beschränken wollten, sondern wenn sie selbst unbefangen und entgegenkommend mit der ganzen ihnen innewohnenden Sacb- kcnntniß prüfen unv Vorschläge macke» würden, durch welche Mittel und auf welchen Wegen die Börse zweckmäßiger Weise und mit möglichst geringem Schaden für da» solide Geschäft zu erhöhten Steuern heranzuziehrn ist. Werden nickt bald von sachverständiger und wohlwollender Seile praktische posi- tive Vorschläge gemacht, so ist bei der herrschend»« Stimmung zu befürchten, daß Unverstand und Haß sich dieser Gesetz gebung bemächtigen und weit über da« beabsichtigte Ziel binauS schweren wirtbschaftlichen Nachtheil für di« weitesten Erwerbskreise anrichten." * Auch im ehemaligen Herzogtb um Nassau ist die nationalliberale Partei in kräftiger Reorganisation begriffen. Am 25. d. M. fand in Limburg an derLaln, eine zahlreich besuchte Telegirtenvcrsammlung statt, in einigen Wecken wird ein Parteitag für de» ganzen RegierunaSdezirk «n Dietz folgen. Auflage 1S,L00. A-Skarmtutiprei« oiertelj. 4'/, incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO Ps. Belegeremplar 10 Ps. Gebühren für Srtrobrtlaae« (in Tageblatt-Format gesalzt) «-»« Postbesörderung 39 Mk. »tt Postbesörderung 48 Mk. Slfmür sigespaltene Hetitzeile SO Ps. Größere Schriften laut unserem PrriS- verzeichniß. Tabellarischer u. stiffernsatz nach Höhen» Tarif. Kttlamru unter drm Kedactionsstrich die Spaltzeile 58 Ps. Inserat« sind stet« an die EyprUitt«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenumer-rnilo oder durch Post- uachnahmr. 78. Jahrgang. * Da« zum Schutz der deutschen Nordseefischerei designirte Kanonenboot ,Cyclop" hat seine nützliche Thätig- keit bereit« eröffnet. Dasselbe hat am vorigen Sonnabcnv Norderney cmgelausen, wo eine ungewöhnlich starke Flotle englischer Fischersahrzeugr vor Anker gegangen war. in »n- qesäbrer Zahl von tausend. Die Engländer sind wegen ihrer Rohheit und ihrer gesetzwidrigen Handlungsweise an de>1 Nvrdseeküsten berüchtigt, und verspricht man sich daher von dem Erscheinen de« deutschen Kriegsschiffe« die wohlthätigsten Folgen für die Aufrechterhaltung einer straffen seepolizeilicken Ordnung in den heimischen Gewässern. * Während de- bisherigen Bestehen« ist e« der frei willigen russischen Krcuzerslotte noch nie gelungen, ihre jährlichen Ausgaben durch ihre Operationen zu decke». Bereit« vor drei Jahren war die Aufmerksamkeit der Glieder der Gesellschaft der freiwilligen Krcuzerslotte aus diesen Uebel- stand gelenkt worden, aber alle von der Gesellschaft bebus« Verringerung der Ausgaben und Erweiterung der Operationen der Flotte getroffenen Maßregeln Hallen zu nicht« geführt. Gegenwärtig hat nun, wie die „Nowosti" niitlheilt, da- Marine-Minisierium, dem bekanntlich die freiwillige Kreuzer flotte einverleibt morden ist» von Neuem diese Frage angeregt und zu ihrer Entscheidung eine besondere Eommission einge setzt. Tie Eommission besteht au- Vertretern de- Ministe rium« der Finanzen und de« Innern. * Au» Pera, 23. Mai» wird un« geschrieben: „Baron Calice, der Botsckaster Oesterreich-Ungarn« in Konstantinopel» wird in einiger Zeit von seinem hiesigen Posten abberusen werden. Es siebt dir« mit dem geringen Erfolg« der Krön» prinzrnreife nach dem Bosporu« >m Zusammrnuangr. Daß die türkische Regierung beinahe selbst daran denkt» unter derAegide der drei mitteleuropäischen Großmächte mit bewaffneter Hand in die Sudan-Angelegenheit einzugreisen — «in Gedanke, dm der Sultan bisher stet« abgrwiesen hat — könnte man darau« schließen» daß den harmlosen hiesigen Journalen von dem neu gegründeten Prcßbureau zur Ueberwachung der ausländischen Presse verwehrt wird, über die in europäischen Blättern ge machten Vorschläge zur Bewältigung der Sudan-Revolte zu sprechen. Wenn die Regierung in Betreff der Genehmigung, an hohe Würdenträger in« Ausland zu reisen, manch mal engherzig ist, so hat die« oft auch seinen gutm Grund. Die Regierung wünscht nicht, daß Aleko Pascha, der bisherige vali von Ostrumrlien und der von Panslawisten und unionistischen Bulgaren zum nationalen bulgarischen ZukunstSkönig Erkorene, in Pari- sich niederlasse, um von dort au- seine Intriguen namentlich gegen drnFürsten von Bulgarien, weiterzuspinnen. Aleko Pascha soll seine reiche» Ersparnisse au- Ostrumclien in der Türkei verzehren und so ist ihm sein Gesuch, nach Pari- sich begeben zu dürfen, in diesem Jahre ebenso abgeschlagen worden wie in den letzten drei vergangenen. Uebcr einzelne Puncte seiner Verwaltung ist die Psorle gesonnen, mit ihm, wenn auch etwa- spät, so doch abzurechnen. ES macht immer einen guten Eindruck auf die Bevölkerung und zeigt ihr, daß die Gerechtigkeit-Pflege im ganzen Lande eine andere geworden ist, wenn auf Befehl de- Sullan-, der darin keinen Spaß dersteht, so hochstehende Personen wie General-Gouverneure am Zopf gepackt werden. So steht heute vor Gericht der frühere Bali von Salorstchi, Hassan Tahsin Pascha, und mit ihm der Unter-Gouverneur und alle hohen Mitglieder de- VerwaltungSratbeS der Provinz. Diese Llique von pfiichtvergrssrnen Beamten hat sich wegen einer Reihe von Unterschlagungen zu verantworten. — Der nach gelassenen Familie Midhat Pascha-, zwei Frauen, zwei Söhnen und zwei Nichten, hat der Sultan qroßniülhia eine monatlich« Subvention von lOOPfd. (-- 2388 FrcS.) bewilligt." * Ueber die Meinungsverschiedenbeiten, welche zwischen dem Prinzen Napoleon und seinem Sohne, dem Prinzen Victor, herrschen sollen, werden die verschiedenartigsten Le-artcn verbreitet. Thatsäcblick ist zunächst nur, daß Prinz Victor demnächst eine eigene Wohnung beziehen wird, wäh rend der von Paul de Cassagnac und Genossen aus den Schild gehobene Prätendent au-drUcklich erkläre» läßt, daß er keines wegs durch politische Erwägungen veranlaßt worden sei, den Hau-Halt seine- Vater« zu verlassen. Wenn von anderer Seite versichert wurde, daß der Sohn de- Prinzen Napoleon durch eine Erbschaft, beziehentlich durch eine Zuwendung dc- Champagner-Fabrikanten Auban-Mo-t in den Stand gefetzt worden fei, sich al« Kronprätendent selbstständig zu .etabliren", so liegt da- bereits telegraphisch signalisirte Dementi dieser Meldung im „Figaro" vor. Auck der Gras von Paris bat neuerding» wieder die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt; insbesondere erregte eine ossiciclle Millbeiluiig der „Näpubl. Frantzaise" Aussehen, i» welcher darüber Beschwerde crlwbcn wurde, daß der orlcanistische Prätendent auf einer Soiröe beim amerikanische» Gesanvlcn Morton seine .Verschwörer"- Rolle allzu scharf betont habe. * Au» der bei Eröffnung der spanischen Corte« vom Könige gehaltenen Thronrede will der Madrider Eorrespondent der „Time-" heranslesen, daß Spanien der Ansicht sei, speciclle Ansprüche und Interessen in Marokko zu haben, die cS erforderlichenfalls zu vertheidigen wenigsten« versuchen würde. Dock hätten die französischen balbossicicllen Journale die Priorität der spanischen Ansprüche zugegeben. Eine« sei gewiß, daß sich näm'ich Frankreich außerordentlich besorgt ge zeigt habe. Spanien bezüglich de« nordwestlichen Ajrika zu beruhigen und »usriedenzustellen. A»S französischer Ouellr verlautet, daß Baron de« Michel« instrurrt worden sei, den« spanischen Eabinet jede begehrte Zusicherung zu gebe». Auch die Madrider „Epoca" bemerkt, daß, wenn i» der Thronrede keine Erwähnung von den politischen und commerzicllen Be ziehungen zwischen Spanien und Frankreich gemacht worden sei, die- dem Umstande zugescbrieben werden müsse, daß die selben so herzlich seien, uin jede Erwähnung Überflüssig zu machen. * Ein ln Tisli« erscheinende» Blatt, „KawkaS", hat vor einiger Zeit berichtet, daß die an der afghanischen Grenze wohnenden Saryk-Stämme sich freiwillig Rußland unterworfen und eine HuldigunaSdeputation an den Fürsten Dondukow nach Merw geschickt haben. Die gegenwärtige Heimath der Saryk-Romadrn ist drr obere Laus de« Amu- Darja. wo sich große Ebenen mit fetten Viehweiden befinden. Früher hielten sie sich am Svr-Darja aus; al« aber 1581 I der Sultan von Vokhara, Dsckaser Kban, da» Gebiet am l Syr-Taria in Besitz nahm, wcmkertcn die Saryk-Stämme »au» unv pedellen sich am oberen Amu Darja an.
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