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Adorker Wochenblatt. M i t t h e i l n n g e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Elfter Jahrgang. Preis für den Z^hraang bci Bestellung von der Post: > Thalct, bei Bestellung des Blattes durch Botengelegcnheit: 2tt Neugroschcn. „ 1 > I - -!^ >. Z '141! > , k_' 23. -« 2»"- 1846. Das Unwesen deS Lottos. Trotz dem neuen Gesetze vom 4. Decembcr 1837 herrscht leider auch im Loigtlande das Unwesen des Lottes in einem Grade, wie er vordem kaum stärker gewesen sein kann. Tas arme Nähmädchcn sitzt Tag und Nacht, opfert Jugend und Kraft, spart und verdient, um die sauer erworbenen paar Groschen .ins baiersche oder böhmische Lotto zu setzen, um ih ren Träumen von Gewinst nachhängen, um ihre Nummer, die nach der Versicherung aller Sachver ständigen bald konimcn muß, forttreibcn zu können. Eben so maci'ls der Handwerker, der Bauer, der Taglöhner; ja die geizigsten Leute, womit verschwen- 'dcn sie am Meisten? mit dem Lotto! Ist es wohl glaublich, ordentliche, sparsame, ja in mancher Bezie hung kluge und gescheite Männer des Bürger- und Bauernstandes hartnäckig ihre Berechnungen oder Träume im Lotio verfolgen zu sehen: im Lotto, die sem trügerischen und theuren, weil allwöchentlichen Spiele; im Lotto, welches schon so viele Wohlhaben heit vernichtete, wie wir hier in der Umgegend aus zehn Beispielen wissen. Und dennoch ist eS so! Kommt einmal eine Ambe oder Tcrne heraus und in die Umgegend, gleich ist der Teufel rege und mit e>.neuerer Wuth wird gewagt, geträumt, geflüstert und verschwendet. Der Herold hat in einer seiner letzten Nummern einen recht guten Aufsatz darüber, den wir unter Voraussetzung der Genehmigung Seiten der geehrten .Nedaction auch hier ausnehmen und verbreiten Helsen. Er heißt: Zu den mancherlei Uebelständen, welche die Be wohner BaiernS mit großem Recht« zu beklagen ha ben, gehört auch mit die Aufrechkhaltung, ja möglich st« Förderung des Lottos von Seilen der Regierung. Wiederholt schon haben frühere Landtage dringend um Aushebung dieses Krebsschadens der Moralität wie des Wohlstandes des Lölkes gebeten; allein im mer ist dies Bemühen ohne die geringste Wirkung geblieben. Man hat versprochen, man wolle daran denken, vielleicht die Einkünfte aus dem Lotto zu verringern, wenn Dies sonst die Finanzen dcS Staa tes gestalteten. DieS Lersprechen, eben so zweideu tig, wie manches andere, hat man stets von Landtag zu Landtag wiederholt, und nach beliebter Weise ist es dabei immer beim Alten geblieben, und nach wie vor ruiniren sich jährlich Tausende von Unterthanen in diesen Lottoanstalten, welche ihnen die väterliche Fürsorge ihrer Regierung so viel als nur immer müg lieh an allen bedeutenden Orten errichtet. Schon im Jahre 18W lautete die königliche Lersicherung im Landtagsabschied wörtlich wie folgt: „Wir werden bedacht sein, diese längst ausgesprochene Ansicht, das Lotto aufzuheben, zu rcalislren, sobald die finanziellen Verhältnisse ohne anderweitige drückendere Belastung unserer getreuen Unterthanen es gestatten." Seit je ner Zeit sind mehre Jahre verflossen, zahllose Pracht bauten aller Art, Ruhmes- und Siegeöhallen, pom- pejanische Landhäuser und griechische Tempel, Zister- nienscr- wie Kapuziner- und Redemptoristenableien, Statuen TillyS wie Siegessäulen zu Ehren des rus sischen Feldzuges bedecken die Gauen Baicrns, zieren, die breiten Straßen seiner Hauptstadt und verkünden laut, welcher Ueberfluß an Geldmitteln der obersten Regierung zu Gebote steht. Und, sollte man diesen steinernen Zeugen keinen Glauben schenken wollen, so darf man nur einer Rede des königl. Finanzkommis- sarius in der Ständekammer beiwohnen, wenn viel leicht einer oder der andere Abgeordnete um eine Er sparung bci den großen Lurusbauten zu bitten wagt. Da wird des UeberflusseS an Geld rühmend erwähnt, als nvthwendiger Folge des so sehr zweckmäßigen. Regierungssystemes, und. wie alle solche Ausgaben- nur einzig und -allein aus den Erspannssen bestritten