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Tagevlatt. Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. ^-28». Erscheint jeden Wochentag stütz 9 U. Inserate werden bi« Nachm. Z Uhr für die nächste Nr. angenommen. Freitag, den 7. December Preil »ierteljährl. 70 Ngr. Inserate werden die g»st>altent Zeile oder deren Raum mit S Pf. berechnet. 18«». -i- Die römische Frage. Mit Spannung steht die politische Welt auf Rom, wo die Franzosen sich rüsten, nach 17 Jahren wieder abzuziehen. Wes halb sie htnkamen und die Schutzgarde des Papste» bisher bildeten, ist bekannt. Loui« Napoleon, der 1849 schon den Staatsstreich vorbereitete, wollte sich der so einflußreichen katholischen Geistlichkeit versichern und durch die militärische Position in Rom zugleich den Papst als eine Art Bürgschaft für die Handlungsweise de» franzö sischen Klerus in der Hand behalten. So mußten republikanische Franzosen damals die Republik Rom vernichten. Seit dieser Zelt hat Italien eine wunderbare Geschichte durch gemacht und ist wider Aller Erwarten, und zum Zeugniß der na tionalen Kraft de» von niedrigem Absolutismus größtentheil« demo- ralisirten Volke», zu einer totalen Wiedergeburt gelangt. Seit einem Jahrtausend immer mehr oder minder vom Feinde beherrscht und beeinflußt, ist e» heute unabhängig, ein großer, freier Staat, auf besten Gebiet kein Fremder mehr steht und gebietet. Mit dem Abzug der Franzosen au» Rom wird die letzte Spur der Fremd herrschaft in Italien verschwunden sein und dessen Geschick fortan seine eigene Sache bilden. Mit Schluß diese» Jahre» wird dieses große Ereigniß geschehen sein. Aber was wird nun aus dem Papst werden? Man kennt dessen Feindseligkeit gegen das neue Königreich Italien; man weiß, wie unversöhnlich eine überlebte, aber von seiner ehemaligen Macht eingenommene mittelalterliche Ktrchenpolitik den Thaten der Civili- sation und der materiellen Freiheit gegenübersteht. Das Alter zeigt gern seine Kraft im Schmähen und Schelten, und weiter hat das Papstthum in der letzten großen Aera unserer Geschichte nichts zu beweisen vermocht. Es hat geschmäht auf Alles, waö vie gebildete und freidenkende, nach den höchsten Zielen strebende Menschheit ver ehrt, und damit zu erkennen gegeben, wie vereinsamt es in der Jetztzeit steht, wie überlebt eS sich al» eine weltliche Autorität habe. Zu ohnmächtig, sich im Besitz seiner Macht ohne fremde Hilfe zu halten, muß man erwarten, daß mit dem Abzug der Franzosen aus Rom da» Papstthum eine entscheidende Krisis durchmachen wird. Ob nun der'Papst, wie e» heißt, nach Malta entfliehen will, oder ob er in Rom bleibt und sich von der Revolution verschlingen oder verjagen läßt — immer scheint e» mit der weltlichen Macht des Papstthum» zu Ende zu gehen. Und darüber wird denn auch im Allgemeinen nirgends ein Bedauern vorhanden sein können. Kein Helles Auge kann es übersehen, wie trostlos die Herrschaft des Kirchenfürstenthums sich in unserer Zeit erwiesen. Welche Verar mung des Staate-, welche Stabilität der Volksbildung, welche Un fruchtbarkeit allen Leben«. Da» Rom in starren, öden Ruinen, es reprösentirt in Wahrheit die geistliche Herrschaft. Selbst getreueste Katholiken können nicht leugnen, daß sich hier ein Princip de« Mittelalter» al- überlebt erwiesen und sein Untergang ein Gebot der Geschichte geworden ist. Mag der Papst, wie die Kirche, in geistlichen Dingen noch da» Recht behaupten, als eine weltliche Herrschaft haben sie dies Recht entschieden verwirkt. Denn ein Recht, welche- sich nicht mehr zu behaupten vermag, auch sittlich nicht mehr, ist ein inhaltlose» Schemen. Die Weltgeschichte läßt sich nicht in rechtlichen Begriffen fixiren; diese wechseln, wie Alle« auf der Welt. Und wenn man in Rom diese Einsicht hätte, so würde mau von dem Fels deS Aon poesumus der alten überlebten Rechtsbe griffe heruntersteigen, ehe man mit ihm zusammenbricht; dann würde man den Gedanken der Gegenwart und ihren allmächtigen Bedürf nissen freiwillig Rechnung tragen, mit Italien sich verständigen, der weltlichen Herrschaft entsagen, Rom, die alte Königin der Städte, zur Metropole de« neuen Italiens werden lasten, in besten Mauern das gleichfalls sich verjüngende Papstthum, nur den Angelegenheiten der Kirche gewidmet, sich stolz genug behaupten könnte. Aber die leidige Unfehlbarkeits-Eitelkeit, die Eigensinnigkeit einer alten Po litik, die Verblendung, mit der alles Ueberlebte, alles dem Tode Bestimmte den Weg zum Verderben festhält — e» ist nicht zu be« zweifeln, daß auch das Papstthum seinem Verhängntß sicher ist. Tagesgeschichte. * Berlin, 5. Dec. Die darmstädtische Regierung ist die einzige, welche bis jetzt auf die Aufforderung, einen Bevollmächtigten für die Verhandlungen über den Entwurf einer norddeutscheu Bundesverfaffung zu ernennen, nicht geantwortet hat. Darmstadt gehört bekanntlich für die Provinz Oberheffen dem norddeutschen Bund an. Die feudale „Correspondenz" räth der darmstädtischen Regierung, sich keine Schwierigkeiten zu bereiten. — Baiern, Württemberg und Baden führen jetzt Hinterladungsgewehre ein ; jeder dieser drei Staaten befolgt dabei ein besonderes System.— Ueber das Schicksal der süddeutschen Festungen ist ein Abkommeu „angebahnt" — Wie die „Gp. Ztg." erfährt, hat der frühere König von Hannover auf Vermittelung Englands in Betreff der EideS- entbindung der hannoverschen Officiere nachgegeben. — In Frank furt a. M. ist davon die Rede, Herrn Classen - Kappelmann al« Candidaten für da« Parlament aufzustellen. — Herr L. K. hat sich bekanntlich der Frankfurter in ihrer ContributionSbedrängniß wacker angenommen. — Mit dem Könige von Sachsen wird auch der Kronprinz zum Besuch nach Berlin kommen; so meldet die „B.-Z." — Der diesseitige Gesandte in Wien, Baron von Werther, ist am Montag Abend« dorthin zurückgereist. — Die „N. A. A." hofft, daß da» Abgeordnetenhaus da« Dotationsgesetz ohne DiScusfion annehmen werde. — Dem Prinzen Friedrich Karl soll eine Dotation Seitens der Krone zugedgcht sein. — Wie die „Sreuzzeitung" hört, wird auf Allerhöchsten Befehl hierselbst unter dem Vorsitze de« Kronprinzen eine Eommission zusammentreten, welche die im letzten Kriege in Bezug auf die Bekleidung und Ausrüstung der Mann schaften gemachten Erfahrungen einer sorgfältigen Prüfung unter werfen soll, um danach etwaige Abänderungen eintreten zu lasten. Hannover, 5. Dec. (Wolfs- T.-B.) Eine königl. LabtnetS- ordre vom 27. November führt in Hannover das preußische Militär« strafgesetz ein. — König Georg hat den vormaligen Hausminister v. Malortie beauftragt, gegen die Beschlagnahme seines PrivateigenthumS ge richtlich Klage zu erheben. — Die von den hannover'schen Offizieren eingesetzte Commission unterhandelt noch immer. Da« „Tageblatt" meldet, daß schon etwa 20 Offiziere, ohne auf die Wirksamkeit der Commission zu warten, sich zum Eintritte in die preußische Armee gemeldet haben. — Die fortwährenden Beleidigungen und Belästi gungen, welche die hiesige Garnison von einem Theile deS Publi kum« zu erleiden hat, haben zu strengen Maßregeln Veranlassung gegeben. Wie da- „Tageblatt" hört, find die Mtlitärpersonen