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Karl Wilhelm Otto Koch zu Leipzig das Ritterkrmz vom Verdienst orden und dem GutSauSzügl« und Kirchenvorsteher Karl Gott fried Hertel in Dittersdorf die zum Verdienstorden gehörige silberne Medaille verliehen, auch dem Kommandanten des Ka- oetteneorps, Oberstleutnant von Montbe, da« Annehmen und Tragen des von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Mei ningen ihm verliehenen ComthurkreuzeS 2. Klaffe des Sachsen- Ernestinischen Hausordens gestattet, und dm Roßarzt des 2. Reiter-RegimentS, charakterifirten Oberroßarzt Jacob, zum Ober- nrcharzt der Armee ernannt. — Der Geheime Hofrach vr. Drobisch ist am 26. März mon Sr. Majestät dem König in besonder« Audienz empfangen worden. — — Am zweitm Osterfeiertag werden die Winterföten des 1 königlichen Hofes mit einem Hofconcert beschloffen werden, zu -dem besondere Einladungen nicht ergehen werden. — — Wegen des Ablebens der Witrwe des Königs Louis Philipp, Marie Amalie, geb. Prinzessin von Siellien, ist «n» königlichen Hofe eine dreiwöchige Trau« anbefohlen worden. — — Am vergangenen Sonntag ist der StaatSminiper von Bmst nach Leipzig gereist und vorgestern Nachmittag üb« Chemnitz und Riesa hierh« wieder zurückgekehrt. — — Für Freunde altersgediegener Kirchenmusik ist eS viel leicht angenehm zu erfahren, daß von heute Mittwoch Nach mittag bis Sonnabend Mittag in der katholischen Hofkirche beim Gottesdienst Gesänge nach uralten einfachen und doch Wunderbar schönen Weisen und zwar nur mit Begleitung von Cellos und Contrabässen ausgeführt werden. Bei der Aufer stehung wird d« Ambrosianische Lodgesang angestimmt und darauf das I« Omm von Haffe und kegin» cvsli, beide Com positum« von außerordentlicher Schönheit, ausgeführt, wobei mm zum ersten Male wird« Trompeten und Pauken jubelnd «Klingen. Die Soli zu dm großen Messen beider Osterfeier- ckage werden in d« Regel von den Damm Jauner-Krall und Krebs-Michalefi und den Herren Rudolph und Mitterwurzer gesungen. Wer die Processionm, an denen der Hof Theil «immt, sehen will, muß sich bei Zeiten einen Platz suchen, weil da« Militär Spalier bildet und dann der Verkehr in der Kirche -mtürlicb sekr bescdrän!t iü — Di« Berlin-Görlitz« Eisenbahn-Gesellschaft beabsichtigt ch« Bau ein« Zweigbahn nach Löbau in Verbindung mit der Reichenbach-Pardubitz« Bahn. Es wird dadurch eine direkte Verbindung mit dem westlichen Theile Sachsens und mit Wim Hergepellt werden können. D« Weg von Berlin nach Wim wird dadurch gegen dm bisherigen Umweg üb« Breslau um IS Meilen und gegen dm Weg üb« Dresden um 8 Meilen abgekürzt werden. — Am Sonnabend sind in Leipzig mittelst Extrazugs 400,000 Thlr. in Silber angelangt. Das Geld ist von dem Bleichröder'schen Bankierhause in Berlin an die am 1. künft. Monats dort zu errichtende Filiale d« sächsischen Bank abge- fandt und bald nach der Ankunft mittelst drei« groß« Fracht- rvagen nach dem Banklokale geschafft worden. — Ein Leipziger hat einen Eierhandel nach England «tablirt, der großartig werden dürste. Er bezieht die Eier bis tief hinein aus Ungarn und hat von Manchester und Birming ham bereit» Bestellungen dis zu ein« Million Stück für die Woche, welche n alle dings gegmwärtig noch nicht zu liefern im Stande ist. Die Ei« werden sorgfältig sortirt und mit Spreu in Kisten verpackt. Bisher be og England, wo für fast Jedermann Hühnereier zum Frühstück gehören, diese meist aus Frankreich, Belgien und Holland. — Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr stürzte im Garten der Palaiskaserne ein Soldat beim Freiturnm vom Reck rück lings herunter und blieb besinnungslos liegen, so daß er von Mehreren seimr Kameraden vom Platze getragen werdm mußte. — Dem Vernehmen nach ist am Sonntag Nachmittag in der Lößnitz von einem mit Reinigen d« Häusergrubcn be- Lchäftigt gewesenen ChauffeewSrter in ein« unter der Chaussee 'wegführenden Schleuß« der Leichnam eines neugeborenen Kinde» mufgefunden worden. D« Kopf des Kindes soll Spuren äußerer Gewalt an sich getragen haben, so daß da» Vorhandensein eines Verbrechens kaum zweifelhaft sein dürfte. D« Leichnam soll in einer blauen Schürze eingewickelt gewesen sein. Hoffentlich gelingt es der Thätiakeit der Behörden, dem Urheber oder d« Urheberin dieses Verbrechens auf die Spur zu kommen. — Leipzig-Dresdener Eisenbahn. Nach der von dem Directorium dieser Compagnie veröffentlichten Ueberficht vereinnahmte dieselbe im Monat Februar d. I. für den Trans port von 74,28 l Personen und 1,350,004 Etr. Güt« 149,820 Thlr. und vom 1. Januar bis ult. Februar 321,684 Thlr., gegen die gleichen Monate des Vorjahres 65,953 Thlr. mehr. — Gestern Nachmittag gerieth beim Ausspannen eines Droschkenpferdes die Gabel des Wagens in die Spiegelscheibe der Thüre eines WeißwaarmgeschäftS in der Schloßstraße, und zwar gnade in dem Augenblicke, als eine Frau im Begriff war, in den Laden einzutreten. Die große Spiegelscheibe wurde zer trümmert und bleibt nur zu verwundern, daß dies ohne Schaden für die genannte Person abging. — Erst vor einigen Tagen ist ein Arbeit« von hi« zu schwer« Strafe verurtheilt worden, weil« auf gefälschte Fracht briefe bei mehreren hi« wohnhaften fremden Fcunilim nicht un bedeutende Geldbeträge betrüglicher Wesse «hoben hatte. Diese Berurtheilung scheint ab« abschreckend nicht gewirkt zu haben, denn, wie wir hören, ist ganz neuerdings schon wird« ein solch« Pseudo-Frachtcassirer aufgetaucht, d« bei ein« «st seit wenig Tagen hi« aufhältlichen ftemden Familie eine» gefälschten Fracht brief üb« 3 auf dem böhmischen Bahnhofe liegende Kisten pro- ducirt und auf denselben wirklich gegm 9 Thal« angebliche Frachtgebühr «hoben hat. Der Betrüg« soll zwanzig und einige Jahre alt gewesen sein, ein schwarzes Schnurrbärtchen gehabt, und eine graue Joppe sowie eine Mütze, nach Art d« Mützen, wie solche Steuerbeamte führen, getragen haben. — Der für HumanllätSzwecke immer thättg gewesene und für die Leiden der Menschheit warm fühlende Appellationsrath a. D. Ackermann hatte sich im Hinblick auf sein Hohes Alter neuerlich veranlaßt gesehen, die Amction eines Geschäftsführers für das mit großem Smen wirkende Asyl für erwachsene taub- stumme Mädchen, welches Amt « seit dem Jahre 1844 ver waltet, aufzugeben. Der aus menschenfreundlich gesinnten Damen hiesig« Stadt bestehende Verein hat nun seinen abgehenden Geschäftsführer, um ihm für die langjährige Besorgung der Vereins-Geschäfte seinen Dank auszudrücken, zum Ehrenmit glied-: ernannt, und das kalligraphisch schön ausgeführte Diplom demselben in vorig« Woche durch eine Deputation, bestehend aus der Vorsteherin des Vereins, Frau Oberst von Hausen geb. von Ammon. Frau Regierungsräthin Richter von Lieska und dem bei dem Vereine als Berath« fungirentzen Herrn Direktor Jencke, überreichen lassen. — Möge dem benannten Verein auch fernerhin der Segen Gottes nicht fehlen und Jeder, welch« dabei thätig ist, sich reich belohnt fühlen durch das Bewußt sein, die Leiden unglücklicher Menschen zu seinem Theile ge linde zu haben. — Oeffentliche Gerichts Verhandlung vom27. März. Auf dem Gerichtstisch entfaltet sich ein kleines Modewaaren- magazin. Es li«e» da Dutzende seiden« Taschentücher, Shlipse u. s. w. Eine Kiste, die daneben steht, scheint zur Aufbewah rung der Gegenstände gedient zu haben. Der Angeklagte tritt in sehr elegantem Straßenkostüm aus der Hast, in der er bereits zwei Monate sitzt, in den Saal. Juda Isaak Nosenthal ist am 7. Februar 1843 zu Bnlin geboren. Nach sein« Confirmation «lernte « die Kaufmannschaft und trat, nachdem « Commis geworden und in verschiedenen Städten als solcher conditiouirt, bei Herrn Kaufmann Bussius hi« in Condition und zwar am 15. Octob« 1865. Er erhielt dort monatlich 40 Thlr. Salair, hatte zwar auch Wohnung im Hause des Principals, mußte ab« dafür für jeden Monat 5 Thal« bezahlen. Von vorn herein hören wir schon, daß d« Gesammtbetrag der entwendeten Gegenstände sich auf 198 Thal« «höht. Nur ein Zeuge ist erschienen, d« Verletzte, d« Principal des Angeklagten, aber einen Vertheidig« hat « sich nicht mitgebracht. Daß „Gelegen heit Diebe macht," erklärt der Angeklagte selbst und wendet dieses Sprichwort heut auf seine eigene Person öffentlich an. Er sagt, die That sei ihm räthselhaft, Alles sei unbedachter Weise geschehen; er habe Anfangs gar nicht gewußt, was er mit den entwendeten Gegenständen anfangen sollte. In Noth, die ihn etwa zum Diebstahl hätte zwingen sollen, sei er nicht gewesen, nur die Gelegenheit habe sich chm immer günstig ent gegengestellt. Somit legt der Angeklagte die offensten Geständ nisse ab. Wiederholt griff er, nach eigner Anschuldigung, die Waarenvorräthe seines Dienstherrn an und zwar schon 3 Wochen nach seinem Antritt und setzte dieses „Angreifen" fort bis etwa in die Mitte des Decembers. Erst im Januar dieses Jahres entdeckte der Principal die verbrecherische Thätigkeit und machte, wie wir auS den Acten hören, am 26. Januar die erste poli zeiliche Anzeige. Zu 14 oder 15 verschiedenen Malen fandm die Entwendungen im Laden statt und zwar stets zu «in« Zeit, wenn Käufer im Laden, und die Sachen für dieselben zur Be sichtigung auf die Tafel gelegt waren. Aus den Regalm stahl « nichts, n meint, das wäre ausgefallen. Allemal steckte er . die gestohlenen Gegenstände in die Rocktaschen und trug sie i» seine Wohnung. So nahm « unter Anderen einmal ein halbe« Dutzend seidene Taschentücher und einen Shlips, da» soll etwa zusammen an 13 Thal« betragen haben, zweimal soll dßk Diebstahl unter 10 Thal« gewesen sein. Eigentlich hat der Angeklagte gar keinen Nutzen aus dm Entwendungen gezogen; denn « hat nichts verkauft, nichts verwerthrt. Die meist« Gegenstände wurden bei ihm in der Wohnung vorgefunda^ , unverschlechtert. Einige Sachen hatte « an seine Familie ge geben, die übrigens ihm brieflich dankte, ab« zugleich schrÜ^ « solle ihnen nicht so viel schenken, nicht unnützes Geld an«» geben, sie brauchten das Alles nicht. Den Vater «freute er mit einem halben Dutzend seiven« Taschentücher, die Schwestern mit seidenen Schürzen. Das warm so WeihnachtSgescherck«, um, wie « sagt, den Seinigm eine kleine Freude zu machen." Das Meiste des Entwendeten lag in seinem Kleiderspind in der Wohnung offen da, wohin Niemand kam, selbst d« Principcck nicht. Auch einen Stoff zu Hosm und Weste entwendete «^ dm « spät« an einen hiesigen Markthelf« verkauft Hab« soll. D« anwesende Verletzte erhält seine Sachen zurück, erklärt ab«, daß « sie nicht als vollständigen Ersatz annehmm will. Mit den gerichtlichen Taxen des Kaufmann Großmann find Beide zufrieden, sie nähern sich dm Würderungm des Verletzt». Hierbei entwickelt sich eine kleine Katastrophe im Saale. Ne ben dem Refermtm sitzt dn Bruder des Angeklagte«, der stchh «hebt und aus dem Zuhörerraume dm Richtern zuruft: bitte dm hohm Gerichtshof, mir spät« gestatten zu wollen einige Worte an Hochdmselbm zu richten!" Mit dm Wort« des Herrn Gerichtsraths Groß: „ES ist nicht erlaubt, daß Zu hörer hi« sprechen!" war dies« Episode das Ende gemacht. Hinauf werden Leumundszeugnisse üb« dm Angeklagten vor gelesen, die von seinen früheren Prinzipalen aus verschieden« Städten herrühren. Die Zeugnisse besaam, daß der Angeklagte sich treu, ehrlich und fleißig stets bewiest», daß ihm die best« Wünsche für seine Zukunft zugetheilt werdm. Herr Staats anwalt Roßteuscher beantragte die Bestrafung des Rosenchal auf Grund d« Artikel 278, 276 II.. mit Rücksicht darauf, daß d« Angeklagte das Bertrauensverhältniß mit seinem Prinzips so schnöde gemißbraucht, aber auf Berücksichtigung, daß Ersatz geleistet sei. Rosenthal selbst spricht noch viel zu sein« B«- theidigung und bittet, ihm doch die lange Untersuchungshaft anzurechnen. Er «hielt 1 Jahr Arbeitshaus. — Angekündigte Gerichtsverhandlung. Heute Vormittag 9 Uhr wider den Dienstknecht Johann Heinrich Fischer aus Trachau wegen ausgezeichnet« Diebstahls. Vor sitzender Gerichtsrath Ebert. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordn«« ten, Mittwoch dm 28. März 1866, Abend« 6 Uhr: Tages ordnung: ä) Vortrag aus d« Regiftrande; k) Vortrag der Verfassungs-Deputation über: das Communicat des Stadt raths, die von diesem wegen der öffentlichen Anschlag-Säule» und des Zettel-Anschlags gethanen Schritte betr.; 0) Borträge der Finanzdeputation üb«: 1) ein Communicat des Stadtrath« verschiedene Kreuzschulangelegenheiten und desfallfige Postulate betr. ; 2) ein dergl. die Errichtung einer Turnhalle, eine Baum- Anpstanzunz für die VII. und V. Gemeindeschule und die An stellung eines besonder» Direktors für Letzt«« betr.; 3) ein dergl. die Errichtung eurer neuen Classe an der IV. Bürgerschule betr.; 4) ein dergl. den Ankauf ein« hint« der IV. Bürger schule belegen« Parzelle betr.; 5) ein dergl., die Errichtung zwei« Sommerhäuser im Stadtkrankenhause und die dafür po- ftulirtm 1126 Thlr. 2 Ngr. 2 Pi.; 11) Vorträge d« Peti- ions-Deputation. Tagesgefchichte. Oesterreich. Bis jetzt sind die friedlichen Nachrichten aus Wim nicht bestätigt worden: Wahrscheinlich hat der Be fehl, daß das Uebungslager bei Bruck a. d. L. dieses Jahr nicht aufgeschlagen werden soll, zu denselben Veranlassung ge geben. Im Gegentheil erfährt man von fortgesetzten Rüstung« in Ungarn und Siebenbürgen; und üb« Breslau, daß am 25. d. M. die Stäbe der Regimenter Hannover und MenSdorff durch Oderberg gefahrm sind, daß die Stadt Bielitz-Biola und die sämmtlichen Ortschaft« in der Gegend mit Besatzung be legt worden rc. Die österr. Zeitungen «klären, daß sie au« naheliegenden Gründen nichts über die militärischen Bewegungen bring« dürfen. Der preußische Botschafter in Wien soll nun beauftragt gewesen sein, 50 Millionen Thal« für das Mitbs» sitzerrecht zu bieten, da aber das kais. Kabinet unbedingt eine, wenn auch nur kleine thcilweise Entschädigung an Land und Leuten verlangt, so ist das Geschäft nicht zu Stande gekommen. — Das Kriegsministerium hat befohlen, daß die Trupp« dm Telegraphen nur in dm dringendsten Fällen unv in kürzest«. Form benützen, damit die Beförderung der jetzt so wichtig« '» st st