Volltext Seite (XML)
MW Amtsblatt «Hchrmt wSchmIlich drei mal: Dienstag, Donners, tag und Sonnabend. — Preis vierteljiihrlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Stummem R Pfg. — We Postan- fialten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Blatte« ein» schr wirk same Verbreitung fiuden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complictrt« Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. - Einge sandt, im redaktionelle» Th eile, dtb Spaltmzeil« -»Pfg. für die Königliche UmishaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Iraumstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,Hll«strirten UuterhaltungLblatt". Mit land- und hauswirthschastlicher MonatSbellage. Nr. 129. Sonnabend, den 3. November 1894. 60. Jahrgang. «FoLaks rmd Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate Oktober 710 Einzahlungen im Betrage von 61114 Mark 51 Pfg. gemacht, dagegen erfolgten 311 Rückzahlungen im Betrage von 6613S Mark 71 Pf. 1 z — Am heutigen Freitag fand in einfacher Weis, die Eröffnung deS neuen Semesters an hies. Deut scher Müllerschule statt, indem Herr Dir. Cron die Neueintretenden bewillkommnete und ihnen einen kurzen Ueberblick über den gesammlen Unterrichts lehrplan der Anstalt gab. Die Anmeldungen haben sich erfreulicher Weise in befriedigender Zahl vollzogen. — Nochmals wollen wir auf die am nächsten Montag stattfindende HanS Sachs-Feier Hinweisen, zu der die Schuhmacher-Innung in hiesiger Stadt einladet. — Die diesjährigen Herbst-Kontrol-Versamm lungen, zu welchen sämmtliche Reservisten, Dispo sitions-Urlauber und zur Disposition der Ersatz-Be hörden Entlassene zu erscheinen haben, finden im Melde amtsbezirk Dippoldiswalde wie folgt statt: Dienstag, den 13. November, Borm. 10 Uhr, in Lauenstein; Mittwoch, den 14. November, Vorm. 9 Uhr, in Kreischa ; Donnerstag, den 15. November, Vorm. 10 Uhr und Mittags 1 Uhr, in Dippoldiswalde; Freitag, den 16. November, Vorm. S Uhr, in Frauenstein. Die Militär- Papiere find Mzubringen. Besondere Gestellungsbefehle zu den Kontroloersammlungen werden nicht ausgegeben, die Beorderung zu denselben erfolgt nur durch öffent liche Bekanntmachungen. Es liegt im Interesse der betheiligten Mannschaften, daß sich dieselben pünktlich auf den Kontrolplätzen einstnden, da das Fehlen zur Kontrol-Versammlung ebenso streng bestraft wird, als die Nichtbefolgung eines Einberufungsbefehls zur Uebung. Außerdem wird noch ganz besonders darauf aufmerksam gemacht, daß tzdie an der Kontrol-Ver sammlung theilnehmenden Mannschaften während der ganzen Dauer des Tages, an welchem dieselbe statt findet, zum aktiven Heere gehören und somit auch hin sichtlich der Vergehen gegen Civilpersonen der Militär gerichtsbarkeit unterstehen. — Vor 2 Jahren hat der sächsische Pestalozziverein ein Werk unter dem Titel: „Bunte Bilder aus Sachsen" herauSgegeben, das in Prosa und Poesie Erzählungen, Beschreibungen und Schilderungen mit Illustrationen aus allen Gauen des Vaterlandes ent hält und 10 000 Abnehmer gefunden hat. Im Laufe des nächsten Monats wird der 2. Band erscheinen, in dem wieder andere Gegenden Berücksichtigung gefunden haben. So bringt er z. B. aus unserem Bezirk Ar tikel über Dippoldiswalde, SeiferSdorf, Reichstädt, Naundorf, Schmiedeberg, Kipsdorf, Bärenburg, Scheller- Hau, Altenberg, Geising und Frauenstein, sowie auch uuS der Feder deS Herrn Schuldirektor Rasche über die Fürstenschule zu Meißen und die Einführung der Neformation in Meißen. Anlage und Ausstattung des 1. Bandes bürgen dafür, daß auch der 2. Band geeignet sein wird, ein hübsches Geschenk auf den Weih nachtstisch unserer Kinder zu bilden, zumal es eben die geschichtlichen Kenntnisse der engeren Heimath und die Liebe zu derselben zu fördern im Stande ist. Ge heftet kostet daS Buch 2 Mk., fein gebunden 2,r° Mk. Auch ist nvch der 1. Band zu bekommen. Bestellungen nimmt Herr Oberlehrer 6. Hellriegel bis zum 6. No vember entgegen. — Der Sächs. Elbgau-SLngerbund, der uuS 153 Vereinen mit 4165 Sängern besteht, wird im nächsten Jahre ein Sängerfest in Radeberg ver unstalten. Schmiedebera. Herr Stadtmusikdirektor Jahn in Dippoldiswalde beabsichtigt, im Laufe des nächsten Winters im hiesigen Kurhaussaale 3 Abonnements - Concerte zu veranstalten, von denen da- erste am 25. November stattfinden soll. — Im vergangenen Sommer haben sich unter Ausschluß aller Passanten 211 Parteien mit 469 Köpfen in unserem Orte aufgehalten; 60 Parteien mit 123 Köpfen mehr als im vorigen Jahre. — Der frühere Pächter des hiesigen Gasthofes, Herr Schulze, hat das Gasthaus „zur Tellkoppe" in Kipsdorf käuflich an sich gebracht und wird die Be- wirthschaftung desselben am nächsten 1. Dezbr. über nehmen. — Bei hiesiger GemeindeverbandS-Sparkaffe be trugen im Monat Oktober die Einzahlungen 4363 Mk. 54 Pf. in 80 Posten, die Rückzahlungen hingegen in 33 Posten 5965 Mk. 97 Pf. Kipsdorf. Am Reformationsfeste hielt unter dem Vorsitze des königl. Oberförster« Herrn Klette der Verschünerungsverein zu Kipsdorf und Umgegend eine Versammlung ab, welche sehr zahlreich und aus Ein ladung auch von Gästen deS Vereins b.-sucht war. In derselben hielt Hr. Brandversicherungsinspektor Treitschke aus Dippoldiswalde einen Vortrag über ländliche Bauweise mit besonderer Berücksichtigung der Bauten für Sommerfrischgäste. Nach allgemeiner Besprechung der Bedingungen, welche bei Errichtung solcher Bauten sowohl in alten Gebäuden als auch bei Errichtung von Neubauten zu beachten sei, stellte Redner als Hauptergebniß für die äußere Erscheinung eines solchen Umbaue« die Bedingung hin, daß das Gebäude HhmM« Verschmelzung der äußeren Erscheinung mit seiner Um gebung unter Wahrung deS Zwecks. Am besten eignet sich hierzu das Vorbild des Bauernhauses, unter reich licher Verwendung von Holz. Leider sind die geltenden baupolizeilichen Bestimmungen dem Rüstmasfiodau viel fach hemmend und kann Erleichterung dieser Bestim mungen nur durch ein Lokalstatut erreicht werden, welches in allgemeinen Grundsätzen das bet Errichtung von Sommerfrischen zu beachtende Verfahren regle. Zur Regelung des gesammten Bauwesens in den Ge meinden deS oberen WeißeritzthaleS empfahl Redner den Gemeinoevertretungen, die Aufstellung solcher all gemeiner Grundsätze bei der vorgesetzten Baubehörde, der königl. Amtshauptmannschaft, beantragen zu lassen und wären hierbei außer dem erwähnten corrigenden Einfluß auf die architektonische Gestaltung der Gebäude noch mehrfach wettere Punkte der Beobachtung werth, z. B. Erleichterungen bet Anwendung nicht massiver Bauweise, Normirung der Stockwerkhöhe, freistehende Bebauungsweise, Grenzabstände, die wichtige Frage der Ingebrauchnahme der Gebäude nach der Fertig stellung, Herstellung die Gesundheit-Verhältnisse för dernder Einrichtungen, wie Abortgruben, Dunstabzugs rohre, Schleusen rc. Bei der an den Vortrag sich an schließenden Debatte zeigte sich allgemeine Zustimmung zu den entwickelten Grundsätzen und wurde hierbei noch so manches beachtenSwerthe Wort geäußert und dem Redner der Dank für seine gegebene Anregung ausgesprochen. Es ist demnach zu erwarten, daß dieser Antrag auf Aufstellung allgemeiner Grundsätze bei Errichtung von Bauten für Sommerfrischgäste recht *bald gestellt werde und glauben wir, daß damit ein wesentlicher Schritt zur Entwickelung baulichen Lebens in unseren herrlichen Thälern vorwärts gethan wird. Dresden. Der Boykott der Sozialdemokraten gegen die Waldschlößchenbrauerei ist aufgehoben. Der Park der Brauerei steht am 1. Mai 1895 und an 2 oder 3 Sonntagen des Sommers den Sozialdemokraten zur Verfügung. Auch soll kein Arbeiter wegen seiner Zugehörigkeit zu einer Organisation gemaßregelt oder entlassen werden unter Wahrung der vollen Freiheit der Brauerei, ihre Arbeiter ohne Rücksicht auf die Parteistellung anzunehmen oder zu entlassen. Meißen. Ein bemerkenSwerther Rechtsstreit dürste demnächst die hiesigen Gerichte beschäftigen. Der hiesige Etadtrath hat nämlich die Verfügung er lassen, daß die im Jahre 1892 von dem Arzte vr. msä. I. Böhm aus Dresden geimpften Kinder noch einmal zu impfen seien, da „anzunehmen sei, daß die auSge- führte Impfung nicht den durch das Gesetz bezweckten Schutz gewähre", vr. Böhm, der als grundsätzlicher Jmpfgegner bekannt ist, hatte seiner Zeit eine größere Anzahl Kinder in nicht vorschriftsmäßiger Weise ge impft und dann den Erfolg der Impfung bescheinet- Wegen dieser Sache war das Strafverfahren gegen vr. Böhm eingeleitet worden, das auch mit seiner Verurtheilung, zu Freiheitsstrafe, endete. Jetzt wollen verschiedene Eltern ihre Kinder nicht einer nochmaligen Impfung unterziehen lassen, da sie sich nicht dazu ver pflichtet glauben. Waldheim. Ein Raubmordversuch, der am Montag Mittag verübt wurde, hält die Einwohner der Stadt und Umgebung in voller Aufregung. Sm ge nannten Tage begab sich die 18 jährige Tochter deS Werkmeisters Ernst nach dem nahen Reichenbach. Nach dem dieselbe den Ort Maffanei passirt, gesellte sich ein 18- bis 19jähriger Mensch zu ihr und unter der Vor spiegelung, von dem Mädchen die Wegrichtung zu er fahren, begleitete er dasselbe etwa 500 Schichte wett und verübte hierauf einen Mordanfall, indem er daS Mädchen zu Boden schlug und ihr erhebliche Stiche in die Schläfe und in den Kops beibrachte. Nachdem er sein wehrloses Opfer der Uhr, Ohrringe, deS Porte monnaies und selbst der Strümpfe beraubt hatte, ließ er «S Mr todt im Straßengraben liegen, wo eS erst nach einer Stunde aufgefunden wurde. Man brachte das schwer verletzte Mädchen in die Wohnung ihres in Reichenbach ansässigen Bruders, wo eS schwer krank, aber nicht hoffnungslos darniederliegt. Ob der Mord geselle, der nach dem nahen Walde entflohen und von dem bis jetzt noch jede Spur fehlt, auch noch andere Verbrechen an dem Mädchen verübt, konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Zwickau. Die sozialdemokratischen GemeinderathL- mitglieder im Nachbarort Wilkau hatten die Einführung einer Gemeindeabgabe auf Luxuswagen rc. be antragt. Der Gemeinderath hat diesen Antrag mit 7 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Zittau. Ein eigenartiger Eisenbahnunfall ereignete sich am 29. Oktober gegen Abend auf der Zittau-Reichenauer Eisenbahn. Zwischen dem städti schen Schlachthofe und dem Viadukt macht die Strecke eine scharfe Kurve, und gerade hier waren Aus- befferungSarbeiten im Gange, wobei die Schienen theil- weise unterhöhlt werden mußten. Als nun der Rei chenauer Zug die betreffende Stelle in langsamster Fahrt passirte, gab eine Schiene nach und die Loko motive des Zuges stürzte um und die Böschung hin unter. Die letztere war hier zum Glücke nicht hoch, sodaß die Wagen auf den Schienen stehen blieben. Der Lokomotivführer rettete sich durch einen Sprung, während der Feuermann in Folge des ausströmenden Dampfes verschiedene Brandwunden davontrug, sodaß er im Krankenhause Ausnahme suchen mußte. Der Verkehr erfuhr selbstverständlich Unterbrechung, wurde jedoch später durch Umsteigen geregelt. Spät Abends tras der von Dresden erbetene Hilfszug ein. Die Räumungsarbeiten wurden noch im Laufe der Nacht beendet, sodaß das Geleis bald wieder frei war. — Im nahen Großschönau wurde ein Ehepaar unter dem Verdachte der Falschmünzerei verhaftet. Bet der Haussuchung wurde eine Form zum Prägen von Zweimarkstücken, sowie ein falsche« Zweimarkstück vor gesunden. Der Mann war bereits einmal vor einigen Jahren wegen Falschmünzerei in Untersuchung gezogen, wurde jedoch, da man ihm die That nicht beweisen konnte, wieder freigelassen. (Fettsetzung de« Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Wie bereits bekannt, soll die Ein weihung des neuen Reichstagsgebäudes am