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Verantwortlicher Redakteur: Paul Qebae. — Druck und Verlag: Larl Jelme in Dlvvol-iswald«. hauptmamischast 78 Pla» im AM hi« B«dSrd«ü di-Zeile 200P^-«» Weitzeritz-Zeilung Taaeszeilmg und Anzeiger siir Dippoldiswalde, Schmiedeberg »L Aellefle Iettung des Bezirks - ««» Dieses Bla« enthält -le amtlichen Bekannlmachrm-e» -er Amlshauptmarmfchasl, -es Amtsgericht» und -es Sta-trats zu Dlppol-iswal-e Rarnacn-siL« Merteljährlich ^MK-ohneZu- — Einzelne Nummer« 2g Pf. — Femsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Demeindeverbands-Girokonto Nr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12548. Nr. 144 Donnerstag den 23. Juni 1921 87. Jahrgang I. --«Aufgrund der Pachtschutzordnung vom 9.6. 1920 IRGBl. S. 1193) und der Lairdes- paWchutzordnung vom 4. 12. 1920 (Sachs. Gesetzblatt S. 474) sind für den Bezirk der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde nach Gehör des Bezirksausschusses vier k»«d1euugm>gl- tmter errichtet worden; nämlich: . . für den Amtsgerichtsbezirk Lltavdsrg mit Ausnahme der Gemeinden Dönschten und Bärenfels mit dem Sitz in Altenberg. — Vorsitzender. Amtsgerichtsrat 2. ftr dm ^Ämtsgerichtsbezirk rr»U«o«t»la mit dem Sitz in Frauenstein. — Vor sitzender: Rechtsanwalt vr. Leonhardt; — ,,, 3. für den Amtsgerichtsbezirk L»USllStvlll mit dem Sitz in Lauenstein. — -Vor sitzender: Amtsgerichtsrat Gilbert; — . 4. für den Amtsgerichtsbezirk MppMsvM» und dw Gemeinden Dönschten und Bärenfels mit dem Sitz in der Amtshauptmannschaft. — Vorsitzender: Reg. Assessor vr. Grohmann. — Die Aemter sind zuständig für Pachtstreitigkeiten über in ihrem Bezirke gelegene Grund stücke der Landwirtschaft oder Gewerbsgärtnerei. Ueber andere Pachtverträge können sie nicht entscheiden. Etwaige Anträge sind an die entsprechenden Mieteinigungsämter zu richten. Di- Parteien werden von den angesetzten Terminen benachrichtigt. Gegen die Entscheidungen kann binnen 2 Wochen Beschwerde beim Oberpachteinigungsamt Dresden erhoben werden. Di- voraussichtlich nicht unbeträchtlichen Kosten der Termine müssen in der Regel von den Parteien getragen werden; die Aemter werden von dem Antragsteller einen angemessenen r»tt«daü einfordern. Dippoldiswalde, am 18. Juni 1921. vl» -MtüllüvptwLIMIÄUitt. Tagung des sächsischen Forstvereivs. Es scheint beinahe, als ob der Himmel Tagungen des Sächsischen Forftvereins in unserem Städtchen nicht wohl wollte, so gern die Bürgerschaft die Herren vom grünen Tuch hier willkommen sieht, denn wenn man in der „Weißeritz- Zeitung" vom Jahrgang 1884 blättert, findet man im Bericht über die letzte hier stattgefundene Tagung, datz Regen und immer wieder Regen sie beeinflußte. Und diesmal ist es nicht nur Regen, nein cs ist auch gar nicht junimätzig warm, das Thermometer ist bis auf 5« gesunken; Gewitterwolken jagen »m Himmel und Blitz und Donner begleiteten trotz der Kälte die Verhandlungen. Die Herren werden aber gesunden haben, datz trotz der Kälte in der Natur ihnen der Willkomm der Bevölkerung umso wärmer entgegenschlug. Gern hat man die Herren und ihre Damen hier ausgenommen und bedauert nur, datz die Tage schon bald wieder vorüber sind. Nach den Eintragungen in die Anwesenheitsliste waren etwa 150 Herren zur Tagung erschienen. Um 8'° Uhr eröffnete in dem mit Tannen und Birken schön geschmückten Reichskronensaale der Vorsitzende Herr Oberforstmeister Pause die Tagung der 59. Versammlung des Sächsischen Forstvereins mit herzlichem Weidmannsheil. Er dankte der Stadt für die freundliche Aufnahme, dankte der StaatSregierung usw. für ihre Teilnahme an den Ver handlungen und betonte, wie die schweren politischen Ver hältnisse auch darnach drängen, die ganze Forstwirtschaft «uf neue Grundlagen zu stellen; alles schablonenhafte abzu schaffen. Ueber allem aber stehe die Bedingung, Grund und Boden zu hüten. Der Forstverein wolle gern geistig und wirtschaftlich Mitarbeiten an der Heilung der schweren Zu stände der heutige Zeit. Möchte die Tagung auch dazu bei tragen. Herr Bürgermeister Herrmann dankte im Namen der städtischen Kollegien dem Forstverein für seine Einkehr in »nserer Stadt nach 37 jähriger Pause und rief allen Teil nehmern ein herzliches Willkommen zu. Die Stadt Dippol diswalde besitze etwa 100 Ku Wald, davon 7055 Nadelwald, «aS unter den heutigen Verhältnissen ein wesentliches Aktlvum im Vermögensbestande der Stadt darstelle. Dieses AKNvum weiter zu erhalten, müsse ernstestes Bestreben der Verwaltung sein. Er versicherte die Herren regsten Inter esses der Stadt an ihren Beratungen, sprach die Hoffnung «uS, -aß sich die Herren hier wohlfühlen und später sich gern der Dippoldiswalder Tagung erinnern möchten. Im Namen des Finanzministeriums, des Wirtschafts ministeriums und der Kreishauptmannschaft dankte Herr Ministerialrat l)r. Sala für die Einladung und sprach in kurzen Worten über die Fühlungnahme der Forstverwal- tungen mit dem Wirtschastsministerium, das besonders die Förderung der Privatwaldungen übernommen hat. Gern werde er den Verhandlungen folgen, die sicher dem Skaats- und Privatwald zu gleichen Teilen nützlich sein würden. Der schönste Bezirk unseres Sachsenlandes, so betonte Herr Amtshauplmann v.d. Planitz, sei durch seinen Wald »nser Bezirk, der mit 21 000 Ku Forst fast zu '/-> von Wald bedeckt sei. Freilich habe auch hier der Krieg schwere Ein schläge gebracht, möchte bald alles zu der alten berühmten sächsischen Forstwirtschaft zurückkehren. Allen Vorrednern dankte Herr Oberforstmeister Pause, worauf die Versammlung den Kassenbericht, von Herrn Forstmeister Ledig erstattet, entgegennahm und eine bedeu tende Erhöhung des Jahresbeitrags beschloß, da man sich nicht damit einverstanden erklären konnte, den bisherigen umfangreichen jeweiligen Jahresbericht in Zukunft wesentlich M kürzen. Als nächsten Tagungsort wählte man Eibenstock. Nach Erledigung einiger kleinerer Geschäftsangelegen- betten erstattete Herr Forstmeister Graser—Zöblitz ein ein- »eh«ndes Referat über die Beziehungen des Deutschen Forst- Zu den Landesveretnen und dle Aufgaben des Sächs. Forftvereins und ging hierbei auch auf die notwendige Pflege unseres deutschen Waldes ein, des Waldes, der schon unsern Altvätern mehr als andern Völkern ein Heiligtum war. Durch die industrielle Tätigkeit der Mehrzahl unserer säch sischen Bevölkerung sei uns die Liebe zum deutschen Walde leider zu einem großen Telle verloren gegangen. Hand in Hand mit anderen forstlichen aber auch Heimatschutzverelnen müsse gesucht werden, mit der zu erhoffenden Gesundung des deutschen Volkes auch wieder mehr Liebe zum Walde zu wecken. Im Anschluß hieran regte der Vorsitzende eine Erwei terung des Vorstandes an, um die Führung deS Vereins auf breitere Grundlage zu stellen und engere Fühlung zu finden mit der Vertretung der Forstwissenschaft und des privaten Forstbesitzes und im Vorstande einen Herrn als Bindeglied mit dem Deutschen Forstverein zu haben. Man beschloß, den Vorstand durch Zuwahl von 4 Herren auf 7 zu erweitern. lieber .Ausbildung und Fortbildung der Privakforstbe- amten in Sachsen" sprach Herr Oberforstmeister Feucht— Schandau. Er betonte, daß nach dem verlorenen Kriege und bei den schweren Friedensbedingungen die Holzerzeugung unseres deutschen Waldes gesteigert werden müsse, wenn wir nicht hier einen Zusammenbruch erleben wollen. Wohl stände der Waldbesitz des Großgrundbesitzes meist in nichts den StaatSrevieren nach, ja er könnte diesem teilweise als Vorbild dienen, aber es mache sich doch für den mittleren und kleineren Privatbesih eine bessere Durchbildung seiner Forstbeamken nötig. Er bedauerte lebhaft den Beschluß des Landtages, die Forstakademie in Tharandt zu belassen. Der Anschluß an die Landesuniversität würde große Vor teile für die Studierenden gebracht haben und hätte man dann in Tharandt leicht eine Lehranstalt für mittlere Forst- beamke als Ersatz für die eingegangene Anstalt in Eisenach errichten können. In allen Gewerben sind Lehrlingsschulen gegründet, der Meistertitel gesetzlich festgelegt worden, die Förster entbehrten ähnliche Einrichtungen völlig. Seine Forderungen lauteten: 1. Ausbildung für den höheren Slaatsforstdienst als Bedingung für die Leiter großer Privat- reoiere, 2. Gründung einer Unkerrichtsanstalt für die Aus bildung der Verwalter mittlerer Reviere, Besuchsberechti gung etwa mit Abgangszeugnis einer 0 klassigen Realschule, 3. genau geregelte Forstlehrlingszeit und Abschlußprüfungen nach Vorschriften des Vereins deutscher Privatförster, 4. auch In Sachsen eine Forstlehrlingsschule zu gründen, um eine größere Einheitlichkeit der Ausbildung zu gewährleisten, hier auch etwas Landwirtschaft- und Obstbau zu erteilen, 5. der Forstlehrlingswirtschaft ein Ende zu machen und den An wärtern gesetzlich geschützte Amtsbezeichnungen zu verleihen, 6. für die Fortbildung durch Kurse, Besichtigungen usw. Sorge zu tragen. In der anschließenden sehr regen Debatte wurde eine bessere Bewirtschaftung des Prlvakwaldcs, die mitunter jeder Beschreibung spotte, unbedingt gefordert, man beschloß je doch, eine bestimmte Größengrenze eines von höheren Forst beamten zu verwaltenden Privatreviers nicht festzusetzen, sah auch ein, daß die Gründung einer Waldbauschule für Sachsen untunlich, ja gar nicht durchführbar sei (vielleicht sei dies in Verbindung mit den Nachbarstaaten Bayern und Thüringen möglich), wünschte aber, daß den Prlvatförstern eine Ge legenheit zu staatlicher Abschlußprüfung ermöglicht werde, ganz gleich, ob sie im Staats- oder Privatdienst ihre Vor bildung genossen haben. Bei vorgeschrittener Zeit wurde man sich dann einig, daß die ganze Materie der Ausbildung des privakforstlichen Beamten-Nachwuchses noch einer aus gedehnten Debatte und reiflicher Ueberlegung bedürfe und beschloß, das Thema in der Dezember-Sitzung weiter be handeln und hierzu Anträge zu gegebener Zeit entgegen nehmen zu wollen. V-1 Uhr trat eine Mittagspause ein. Nach dieser traf man zunächst dle Zuwahl von 4 Herren für den Vorstand und beschloß, dem Finanzminifier einen Antrag zu unterbreiten, den Deutschen Forstverein mit einem I laufenden Beitrag zu unterstützen. Hierauf referierte Herr Oberforstmelster Krumbiegel—Dresden über »Maßregeln der Bodenpflege unter Berücksichtigung der Einwirkungen des Krieges". Redner ging ein auf die Bodenzufammensehung (organische und anorganische Stoffe, Kleinlebewesen usw.), auf die Bodenbewirtschafkung und auf Bodenschädtgungen (zu viel oder zu wenig Wasser, Kahlschlag usw.) Als For derungen zur Bodenpflege verlangte er tunlichste Einschrän kung der Kahlschlagwirtschast, was in Sachsen bei seinem ausgesprochenen Nadelholzwald allerdings Schwierigkeiten begegnet, Zurückhalten mit der Abtriebsmasse, dauernde Bodenbeschirmung, Anwendung denkbar bester Kultur methode, bestes Saatgut, Bodenlockerung. Weiter wies er auf dle bodenbessernden Eigenschaften verschiedener Holz arten und auf die notwendige, im großen leider unmögliche Düngung, Zufuhr von Kalk, Mineralsalzen usw. hin. Er wandte sich dann der Pflege Les Bodens Heranwachsender und alter Bestände zu, warnte vor zu schneller Entfernung des Unterholzes, bedauerte die zu große Inanspruchnahme des Waldes in Bezug auf Pilz- und Beerenlieferung und besonders die große Wasserentnahme. Die bösen Einwir kungen des Krieges müssen recht bald beseitigt werden durch Aufforsten, durch Einstellen der Ausrodungen, durch Verbot der großen Laub- und Streusammlnngen und Stehenlassen des Waldgrases. Herr Forstmeister Leuthold—Moritzburg sprach hierzu noch besonders über die Aufgabe der Bodenpflege und ver langte 1. Erhaltung gesunder Böden, 2. Wiederherstellung gesunkener Bodenkräfte, 3. Heilung entarteter Böden. Er gab bei allen drei Punkten zahlreiche, der Praxis ent nommene Minke. Energisch trat er auch ein für möglichste Einschränkung des Holzlesehungers der Bevölkerung, des Rodens und Kahlschlagens, welch letzterer leider auf abseh bare Zeit nicht vermieden werden könne. Seinen schädlichen Folgen entgegenzukreten, sei Hauptbedingung. Auch er empfahl zur Heilung kranker Böden umfassende Kalkzufuhr, die er keineswegs außer Möglichkeit stellte. Reine, gleich artige Bestünde seien ein Grundübel, ihre richtige Zusammen setzung mache Wiederherstellung gesunkener Bodenkräst« möglich. Er schloß mit der Bitte, alles zu tun, um dem immer weiteren Umsichgreifen der Erkrankung unseres Waldbodens enkgegenzuarbeiten, uns den deutschen Wald zu erhalten. In der Debatte wurden der Gegenstand des Themas und damit zusammenhängende TageSfragen reichlich besprochen. Hierauf machte Herr Prof. vr.Münch Mitteilungen über die Schütte, wie der Herr Berichterstatter bemerkte, die Kinderkrankheit der Kiefer, eine, wie er weiter ausführte, parasitäre Pilzkrankheit. Die Infektion muß im Juli/August vor. Jahres aus bestimmter Himmelsrichtung, so z. B. im Tharandt-Höckcndorfer Revier aus südwestlicher Richtung, erfolgt sein. Sie befällt die Nadeln, die absterben und ab fallen. Nicht alle Kiefernnadeln sind aber empfänglich, auch Ue Witterung muß dabei mitsprechen. Die Untersuchung )er Krankheit ist noch nicht abgeschlossen. Auch stark ver- chütkete Bestände versuchen, wenn auch zunächst nur schwach, ich wieder zu benadeln, seien aber in erhöhtem Maße Käfer- Befall ausgesetzt. Bei Hintanhaltung dieser Gefahr könnten Bestände wohl gerettet werden. Mitteilungen über die Nonne erstattete Herr Oberforst meister Feucht, besonders über ihr Auftreten in Revieren der Sächsischen Schweiz im vergangenen Jahre. Hierzu äußerte sich anschließend noch der Vorstand der biologischen Station Zittau, der eingehende Untersuchungen und Versuche unternommen hak. Beide Herren waren der Ansicht, daß eine bedeutende Nonnengefahr fürs nächste Jahr nicht be steht, Kahlfraß wohl nicht eintreten wird. Ueberflug aus Böhmen stehe nicht zu erwarten. Vergasnngsversuche, die in Dahlen vorgenommen wurden, sollen im nächsten Jahre im Freien unternommen werden. Damit schlossen die Verhandlungen; es war bereits '/»7