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MsdmfferTageblatt I Das Wilsdruffer Tatzeblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meist«», des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, a« al« Wrrdtasrn nachmittag» LUI». »,,ng»p«i»: Bri Abholung in am^chL^^Le nnL d«, Au»sab«st«ürv 2RM. im Wanat. bei guftellu», Lurch di« Boten AM AM., bei Postbeftellnng Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Mer«,d»e<chLst»tzellcu — U »_» nehmen M jeder Zeil B-. Im Fall« höherer Gemalt, Krieg oder sonstiger Be«rted»ft»run,en besteht bei» Anspruch auf Lieferung »er geivm, »der Kürzung de» Bezug,preise». — Aüchsendungleingesandter öchrtschüche erfolg« nur, wenn Porto betliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Auzeigenprei»: di« »gespaltene Raumzeile 20 Rxsg., diel gespalten« Zeil, der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich», Pfennig, die »gespalten« Aeklamezeile im teztlicheu Teile 1 Reich»»»»». Nachweisungogebühr 20 Reich»psen»tg«. B»»- grschried-ueE-scheiuvug». - tag«und Platzoorschrtste, werden »ach M»gi>chk.«t Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeige». a»»ahm«bi»vorm.10ilhr. - > I die Richtigkeit der durch Fermms Lderuiittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klag« eingezogen »erden mutz oder der Austra,geber in Konkin» gerilt, Lnzeigeu nehmen alle Brrmittlungsfiellen entgegen. 240. — 87 Jahrgang Telegr Adr: „Amtsblatt Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Freitag, den 12 Oktober 1928 Der Welfenschatz. In das Heute hinein klingt es wie aus grauer >n<^ öelt: Welfenschatz. Schulzeiterinnerungen werden wach an Heinrich den Löwen, der einst seinem «aner dre Lehnstreue brach, aber, glücklicher als dieser, „ und unversehrt von dem Kreuzzug zurückkehrte, den er zur Sühne — und aus politischen Gründen — hatte unternehmen müsse. Er kam zurück, mit Geschenken »us Byzanz reich beladen, er mehrte seinen Schatz, oen dieser mächtige Sachsenherzog schon vorher angesam- nm hatte. Dem frommen Sinne der Zeit entsprechend, waren diese zahlreichen Kunstwerke Gegenstände des kirch- >chen Ritus', Reliquienbehäfter, Kruzifixe von teilweise unerhörter Schönheit und Kostbarkeit. Glanzstücke mittel- alterlicher Goldschmiedekunst in Deutschland. Run droht auch diesem Schatz wie so vielen fast zahl- >oscn Kunstwerken jeder Art die Gefahr, hinauswandern AU sollen, weil ihn sein Besitzer, der srühere Herzog Ernst August von Braunschweig, jetzt Chef des Hauses Cumbsr- «and, an das Ausland verkaufen will —, wie der Herzog ^r'stirt: aus Geldmangel. Für zehn Millionen Dollar ist «er Welfenschatz — er ist inzwischen nach der Schweiz ge schasst worden — für jeden potenten Käufer zu haben, der chn allerdings nur als geschlossenes Ganzes übernehmen darf und ihn als Ganzes erhalten muß. , Natürlich werden gegen den früheren braunschwsigi- 'chen Herzog wegen seines Vorhabens Vorwürfe erhoben, "der anderseits läßt er mitteilen, daß er sich nicht leichten Arzens von diesen Kunstschätzen trennt, die über 700 :?Me im Besitz seines Hauses waren; doch er sei aus ^"auziellen Gründen dazu gezwungen Sein Vater, der Erstorbene Herzog von Cumberland, der die Versöhnung '/Urs .Hansis mit dem Deutschen Reich vollzog, galt ja "s kehr reich. - Auch der jetzt lebende ehemalige braunschweigische erhielt bei der finanziellen Auseinandersetzung be trächtliche Vermögenswerte zugesprocheu. Doch sein Haus . . Uvch immer den Anspruch auf eiue Forderung nicht ,"Mgeben, von der gerade jetzt wieder öfter gesprochen AM die aber mit jenem Welfenschatz nichts zu tun hat. Wenn jetzt von diesem Welfenschatz die Rede ist, so raucht etwas allerdings weniger Ehrwürdiges in der Er- 'Urierung auf: der Welfenfonds, das Vermögen des Men Königs von Hannover, der 1866 bekanntlich seinen Ehron verlor; ihm wurde 1867 von Preußen eine Stimme von D Millionen als Vermögen zugewiesen, aber dann AMer entzogen als die entthronten Fürsten von Han- AUUer und .Hessen init diesen Geldern preußenfeindliche Ugitastoa trieben Bekanntlich hat dann dieser Welfen- londs als sog „Nep 1 ilienfoild s" eine nicht immer M erfreuliche Rolle gespielt, bis das Fahr 1913 einen Schlußstrich unter die Streitfrage zu ziehen schien. infolge der Inflation ist von dem Welfenfonds nicht Ml Übriggsblieben und das ehemalige Herzogshaus war M bereit, gegen Zahlung einer erhöhten Aufwertung M die von ihm "erhobenen Ansprüche zu verzichten; dann werde mau auch den Welfenschatz nicht zu veräußern Manchen. Aber Preußen lehnte das ab, ebenso den An- M des Welfenschatzcs: auch das Reich erklärte sich außer- aande, die für den Ankauf notwendige Summe her- ugebcn. So liegt die Gefahr nahe, daß auch der Welfen- ^ah den Weg nach Amerika aniritt. . Die Großgewinncr des Weltkrieges, die nach Europa Schiffsladungen von Geschützen, Munition lind elMchem Kriegsgerät hinüberlicfertcn, haben dafür nicht "»summen'aus Europa bezogen, sondern schleppten " mmstwenen auch fort, was sozusagen nicht niet- und war. Lediglich, um snobistischer Besitzer dieser , -W'swatze zu sein, um Eigentümer in Massen wahllos kni^^ngckaufter Kunstwcrte zu werden. Geld spielte Kri^?^ keine Rolle — bis lange, viel zu spät nach dem vcrlmlp^?"^ Länder diese Ausfuhr von Kunstwerten reich l» Am schlimmsten vielleicht ist ja Sstcr- Manchcs Vi ,Weise ansgeplündert worden, verkauf,vieles wurde sogar von Staats wegen zu erhalten der Kaufsumme — den Staat am Leben verliert" das^L^^en Kunstwerk, das so hinauswandert, Denkmal seiner ^M«d dieses Schatzes ein Stück, ein des Erbes e^ seiner Geschichte, verliert ein Stück diesen Aus ^ Aber die Not, das Unvermögen, e n nna^ hemmen, spricht leider allzuoft des Wettons^ Selbst wenn man den Wert diesen nur halb so hoch einschätzt, wie eine tut, so wird es trotzdem kaum Möglichkeit geben, mit einem Dollarmil- schatz zu erwerbet treten, den es reizt, den Welfen- Tmerscier siir Major o. TWdi. v. Tschüdj pichenden Aeroklubs von Deutschland, Major lichc noch/""- semer Gedächtnisrede würdigte der Getst- Tfchudis die hervorragenden Leistungen Major von ihren Dienste der deutschen Luftfahrt, für die er von UM Gras ZeWelin Ns der Fahrt MkM-Meirii Ltnierwegs nach Amerika. »Luftschiff mars ch!" Der mit Höchstspannung erwartete Morgen, der die Entscheidung über den Start des „Graf Zeppelin" zur Amerikafahrt bringen sollte, brach an. Während in der Dämmerung lange Reihen von Arbeitern zur Werft in Friedrichshafen marschieren, stauen sich rings nm den Platz die Menschen. Neugierig werden die Passagiere be staunt, neidische Blicke folgen den Autofahrern, die das Glück haben, mit dem roten Ausweisstempel das Tor passieren zu dürfen. Niemand möchte diesen großen Augenblick versäumen, da der „Graf Zeppelin" die Reife über den Ozean antritt. Noch weht eine kräftige Brise vom See her und es gibt viele Zweifler, die den Aufstieg immer noch für unbestimmt halten. Aber Dr. Eckener lacht nur: „Wir fahren," sagt er; „ich bin heut' nacht jede Stunde aufgestanden, bis ich um 3 Uhr wußte, daß es werden würde." Und so ist denn das Schiff um 7 Uür klar, nur daß bis zum letzten an, die anderen folgen nach. Der Bug des Schisses yeoi sich rascher empor: der „Graf Zeppelin" hat seine Fahrt angetreten. In diesem Augenblick bricht ein un- gcheurerJubel los. Niemand ist zu halten. Tücher- schwenken, Winken mit Armen und Händen. Langsam entschwindet das Luftschiff den Blicken. GlöMche Fahrt. „Graf ZkMlin"! Auf großer Fahrt. Das Luftschiff flog zunächst in östlicher Richtung und machte dann eine Schleife nach Süden, über die Fahrt richtung des Luftschiffes ist auf dem Flugplatz nichts bc- kanntgeworden. Man vermutet allgemein, daß Dr. Eckener denselben Kurs einschlagen wird, den er bereits im Jahre 1924 genommen hat, d. h. über Südfrankreich und die Azoren. Immerhin ist es möglich, daß unterwegs, je nach der Wetterlage, die unbestimmt ist, Dr. Eckener seine Ent sckeiduna treffen wird In -er Lust über den OZsan. In der Karte ,md die ausgcsuhrten Transatlaickikflüge eingezeichnet, auch der Weg des „St. Raphael" von Upavon (Sudengland) nach Ottawa (Kanada). Eine genaue Flugbahn des „Graf Zeppelin" ist nicht festgelegt worden, doch besteht di« Wahrscheinlichkeit, daß Dr. Eckener denselben Weg nehmen wird, wie im Jahre 1924. Augenblick noch Gas nachgefüllt wird. Dr. Dürr geht noch einmal um das Schiff herum, ruhig suchend, prüfend. Währenddessen wird das Gepäck verladen und schon steigen die ersten Paffagiere ein, unter ihnen Kommander Rosendahl, zum erstenmal wieder in Uniform. Die Fahr gäste belegen ihre Kabinen und kommen dann zu den Fenstern des Salons zurück. Von außen werden ihnen noch Postkarten zum Abwurf zugereicht. Ein Scherzwort fliegt herüber und hinüber. Dr. Eckener geht noch einmal zu seiner Frau und seiner Tochter und spricht mit ihnen noch ein paar feste, ruhige Worte. Er ist Friese und hat in solchen Dingen des Gefühls nicht viel Worte zu machen. Etwas weiter abseits stehen die Frauen und sonstigen Angehörigen der übrigen Offiziers des Schiffes. Sie kennen diese Art Abschied. Langsam wird es z<8. Alles muß an Bord sein und alles steht da, nur die Lady fehlt. Dann auch sie. Aber ihr fällt noch ein, daß sie einen Mantel vergessen hat. Jemand muß zum Hotel tele phonieren. Atemlos kommt bald der Hausdiener an gelaufen. Allgemeines Gelächter, wie der Mantel hinein gereicht wird. Das klatschende Geräusch der Sandsäcke, die abgehängt werden, ließ es verstummen. Man merkt: jetzt wird es ernst. Es wird jetzt ausgewogen. Kom mando „Alles loslassen, nur vier Mann anlüften!" Aber noch ist das Schiff zu schwer. Jemand ruft „Achtung, Wasserhose!" Die um das Schiff herumstehen, müssen eins, zwei, drei Platz machen, man weiß, sonst gibt es eine kalte' Dusche. Und schon öffnet sich auch ein Ventil und in großen Strömen ergießt sich das Wasser aus dem Schiff in die Halle. Noch einmal wird das Schiff angelüftet. Jetzt ist es ausgewogen. Um 948 Uhr kommt das entscheidende Kommando:" „Luftschiff marsch!" Dr. Eckener, der bisher noch in der Halle ruhig auf und ab ging, ist als Letzter eingestiegen. Dann wird die Treppe abgezogen, die Haltemannschaften setzen sich mit lang samem Schritt in Bewegung und, den Bug nach vorn, gleitet das Schiff ruhig zum Osttor der Halle hinaus. Alles geht mit hinaus auf den Platz. Es ist, als wenn plötzlich eine Erregung, der Taumel des Augenblicks alles erfaßt habe. Unwillkürlich sieht man auf den Kommando platz, wo ruhig wie immer Dr. Eckener seinen Posten eingenommen hat. Er scheint wirklich der einzige zu sein, der nicht von der allgemeinen Erregung und Nervosität erfaßt ist. Das Schiff ist jetzt ganz draußen, mit dem Heck nur wenige Meter von der Halle entfernt, als auch das Kommando „hoch" kommt. Wie ein Frei ballon steigt das Schiff 10 Meter, 20 Meter. Dann — Rasseln der Maschinentelegraphen. Ein Motor., springt Um'S. 10 passierte das Luftschiff Konstanz und sämt liche Kirchcnglocken läuteten ihm einen Abschicdsgrutz. Schaffhausen und Waldshut werden überflogen und um 9.33 Uhr ist Basel erreicht. Von hier aus geh- es mit scharf westlichem Kurs über französisches Gebiet 9 45 wird bereits die Festung Belfort überflogen. Um 14 Uhr meldet Lyon den Zeppelin, der dann südlich an Bordeaux vorbei die Nordküste Spaniens entkam fliegt. Helle Begeisterung in Newyork. Die Meldung vom erfolgten Start des „Graf Zep Pelin" wurde sofort von allen großen Ncwyorker Zcitun gen in Extraausgabe«, auf den Straßen verbreitet. Den Zeitungsverkäufern wurden die Extrablätter buchstäblich aus der Hand gerissen. Aus allen Verkehrsmitteln, in der Untergrundbahn und auf den Omnibussen ist der Zep pclinflug das Gesprächsthema. Das Luftschiff „Los Angeles" ist in Lakehurst ge landet. Sobald „Graf Zeppelin" die Küste von Neu-Eng land erreicht, wird die „Los Angeles" zusammen mit zwei Halbstarren Marineluftschiffen aufsteigen, um dem deut schen Luftschiff bis nach Lakehurst das Geleit zu geben. Das ganze Flugfeld wird polizeilich abgesperrt werden, da man mit mehr als hunderttausend Zuschauern rechnet. Große Empfänge für die Teilnehmer am Flug sind vorgesehen. Vertreter der Stadt Newyork werden die Zeppelinmannschaft von Lakehurst nach Newyork beglei ten. Von Battery aus wird ein großer Festzug vom unteren Broadway bis zur Cityhall marschieren, wo ein festlicher Empfang durch Oberbürgermeister Walker statt- findet. Weitere Festlichkeiten werden sich anschließen. Man erwartet das Eintreffen des Luftschiffes in New york am Sonnabend oder Sonntag. Das Schiff, das am Donnerstag morgen um 8 Uhr aufgestiegen ist, braucht etwa 70 Stunden zur Fahrt nach Amerika. Die Standortmeldungen laufen bei der Funkstation im Zeppelinbau nur sehr spärlich ein, doch ist dies von Dr. Eckener bereits vorher angesagt worden und bietet keinen Grund zu Beunruhigungen, denn der Funk apparat des Luftschiffes ist ständig mit der Aufnahme der Wettermeldungen belegt. Man ist also wesentlich aus die Meldungen aus den überflogenen Orten, und wenn fiel das Luftschiff über dem Meer befindet, auf die Meldungen der Schiffe, die es gesichtet haben, angewiesen. Ter Norddeutsche Lloyd hat seine während der Flugzeit dcü Luftschiffes im Atlantik befindlichen zwölf Schiffe nnge Wiesen, nach Möglichkeit funkentelegraphische Verbindung mit dem Zeppelin aufzunehmen, um Positions- und Wettermeldungen zu geben und etwaige Nachrichten von Bord des Luftschiffes in die Heimat weiterzusenden.