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Mörser s Grevrbote Sonntags eine illustrierte Anterhaltungsbeilase Druck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.),Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.) t Der Adorfer ErenzLote gelangt jeden Wochent. r nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag vorda- t tiert.—Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto r 37369 Leipzig. — Fernruf Nr. 14. Eegr. 1835 Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft Oelsnitz t. Vogtl., des Amtsgerichts, i Im Falle höherer Eewall (Krieg oder sonstige t der Amtsanwaltschast und des Ctadtrates zu Adorf im Vogtland r Störung des Betriebes) hat der Bezieher keinen ! MO ! Anspmch auf Liefemng oder Nachliefemng der i °uf Rückgabe des Bezugspreises. M Ädsrf (Vogtl), Bat Elster.Bad Bramba», Arnsgrün, Breitenfeld, Bergen, Freiberg, Sber- ütintergettengrün, Mmsgrün, Zugelsburg, Leubetha, Mühlhausen Mbersreuth, Remtengrün, Schönberg, Slebenbrunn, Sehl, Wvhlbach u. bas übe. obere Ml, Ne. 146 den 26. 2unj 1929 96. Das gibt es Aeues? - — Reichsaußenminister Dr. Stresemann lehnte in seiner Aeichstagsrede die Einsetzung einer „Versöhnungskommis- uon" für das Rheinland entschieden ab. — Der Präsident der Generalsynode hat die Vertreter Mtlicher evangelischen Kirchen Preußens zu den Verhand lungen über die Konkordatsfrage eingeladen. § — Bei den mecklenburgischen Landtagswahlen hat die ^»ke eine Schwächung erlitten. — Der Ruhrschiedsspruch ist vom Zechcnverband ange- Uvmmen worden, während sich die Bergarbeiterverbändc da ngen ausgesprochen haben. — Spanische und portugiesische Kriegsschiffe, sowie Achserslugzeuge haben die Suche nach den vermißten Ozean- megecn ausgenommen. . — Reichspräsident v. Hindenburg wohnte in Osterode Wettspielen der ostpreußischcn ländlichen Reitervcr- ?lue bei. , . — Als Polizeibeamte in Hamburg nachts einige Leute AZtellett wollten, kam es zu ernsten Zusammenstößen, so utz die Polizei von der Schußwaffe Gebrauch machen mußte. - Auf einer Fahrt in die Märkische Schwerz verun glückte bei Müncheberg ein Auto mit 6 Personen, von denen jwei schwer verletzt wurden. — In Lodz kam es während eines Fuhballwettspiels zu schrveren Ausschreitungen zwischen Anhängern der spie len Parteien. Ser Kampf um das Programm. Noch sind der Ort und der Zeitpunkt der großen tischen Konferenz nicht bestimmt, da setzt Nyon eine leidenschaftliche Auseinandersetzung über die Tagesordnung dieser Konferenz ein. Ueber den Haupt punkt des Konferenzprogramms, den Aoungplan, be stehen allerdings keine Meinungsverschiedenheiten. An Ker grundsätzlichen Annahme des neuen Reparations- Planes ist nicht zu zweifeln, nachdem die Sachverstän- °igen der beteiligten Länder ihre Unterschrift unter den ,>Uan gesetzt haben. Soweit Deutschland in Betracht svmmt, hat die Reichsregierung jedoch den Sachver- uändigenplan nur unter der Bedingung angenommen, Oaß in notwendigem Zusammenhang hiermit gleich artig die Gesamtliquidation der noch schwebenden Fra gen des Weltkrieges herbeigesührt wird. Mit ande ren Worten, solange fremde Truppen auf deutschem «öden stehen und ausländische Kontrollinstanzen uns beaufsichtigen, kann Deutschland einer Inkraftsetzung bes Uoungplanes nicht zustimmen. Damit hat die Reichsregierung klar zum Ausdruck gebracht, daß die Konferenz vor allem zu der Räumungsforderung Deutschlands Stellung nehmen und die Befreiung der besetzten Gebiete bringen muß. Das Echo auf den einstimmigen Beschluß des Reichskabinetts ist nicht ausgeblichen. Bei der Feier der Wiedererstehung Verduns und der Enthüllung des „Sieges"- und Kriegerdenkmals haben sowohl Mini sterpräsident Poincarö als auch der französische Staatspräsident Doumergue geflissentlich hervor- Moben, daß der Frieden nur bestehen könne durch Ls völlige Achtung der Verträge und ein System von s sch er h eit nnd Vorsichtsmaßnahmen, die geeignet Kriege unmöglich zu machen. Unter der Vor- O^etzung — so erklärte Poincarö —, daß alle Ver- >°ge geachtet und daß die Kriegsentschädigungen an Frankreich gezahlt werden unter den Bedingungen, sie die französische Regierung angezeigt und die "^nationale Sachverständigenkonferenz festgelegt habe, Wurden sich die Franzosen zufrieden erklären und in vorderster Linie für den Frieden und die allgemeine Antracht arbeiten. Die ausdrückliche Betonung der Acherheitswünsche geschieht nicht umsonst. Bckannt- hat Briand auf der Genfer Tagung im Herbst ^28 die Einsetzung einer „Feststellungs- und AuS- »?eiä)skommission" für das Rheinland gefordert, ein " Zangen, dem von deutscher Seite nicht stattgegeben "erden kann. Um diese Kommission wird auf der kom menden Konferenz ein heftiger Kampf entbrennen. Neben der RSumungsfrage gibt es noch eine Reihe von Fragen, die aus dem Weltkriege entstanden und noch nicht gelöst sind. Wir erinnern 'ur an die Saarfrage, die Revision der polnischen grenze, den Anschluß Oesterreichs, die Solonialfrage a. m. In welcher Form die Reichsregierung alle mese Fragen auf der bevorstehenden Konferenz an- tuwlneiden gedenkt, darüber läßt sich zur Stunde noch mchts Genaues sagen. Bezeichnend ist auf jeden Kall me scharfe Stellungnahme der Pariser Presse gegen nne Aufrollung der Saarfrage. Das ,Lournal" mernt, man hätte denken sollen, daß Dr. Stresemann m>n seinen Unterhaltungen mit Briand den klaren Umdruck mit nach Haufe genommen habe, daß diese pkage nicht gestellt werden könne. Die Saarfrage urise nach dem Vertrau von Versailles keine Aus- Stresemann »er dem Reichstag. WWW Md Mumm. MMbliiWu Ml die MWWilmMW mMM jeder MuM. — Berlin, 24. Juni 1929. Der heutigen Reichstagssitzuug sah man mit gro ßer Spannung entgegen, da noch immer nicht gewiß war, ob der Reichsaußenminister erscheinen würde. Im Saale sind zwei Mikrophone für die Rundfunk übertragung aufgestellt, eins am Rednerpult und eins am Regierungstisch, noch >var nichts bekannt von dem Verbot der Uebertragung, das in letzter Stunde er folgte. Die Tribünen sind dicht besetzt, während sich das Haus erst allmählich füllt. Wenige Minuten vor 10 Uhr erscheint Reichsaußenminister Dr. Strese mann, dem die Aerzte trotz schwerer Bedenken die Teilnahme an der Reichstagssitzung gestattet haben. Neben ihm nahmen noch die Minister Dr. Curtius, Lr. Wirth und Dr. Hilferding am Ministertisch Platz. Der Reichskanzler konnte an der Sitzung nicht teil nehmen, weil ihn der Rückfall in sein altes Gallen leiden vorerst noch zu absoluter Ruhe zwingt und ihn auch noch in den nächsten Tagen von einer aktiven und persönlichen Teilnahme am politischen Leben fern halten dürfte. In der Diplomatenloge sieht man zahl reiche Vertreter auswärtiger Mächte, darunter den amerikanischen Botschafter Schurman.' Präsident Löbe eröffnet die Sitzung um 10 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Beratung der Etats des Auswärtigen Amtes, der Kriegs last und für die besetzten Gebwte. Von den Kommuni sten ist ein Mißtrauensantrag gegen den Reichsaußenmini- »er eingegangen. Entsprechend dem Wunsche des Ministers spricht als erster Redner des Tages der Führer der Opposition, Graf Westarp. Er kritisiert zunächst die Haltung der Regierung gegen über den Veranstaltungen aus Anlaß des 10. Jahrestages »er Unterzeichnung des Versailler Vertrages und fragt, ob 's richtig sei, daß sich das Kabinett von Men diesen Kundgebungen fernhalte und die Beteiligung amtlicher Stel len verbieten wolle. Seine Partei erhebe gegen diesen er neuten Gewissenszwang feierlichen Einspruch. Die Außen politik habe von Mißerfolg zu Mißerfolg geführt. Erst nach AnSbruch der Transferkrise wäre der günstigere Zeit punkt für Verhandlungen über die Aendernna des DaweS- plaues gewesen. Der inzwischen erfolgt« Abschluß, so er klärt der Redner, hat uns in nuferem Urteil voa der Nnaunehmbartcit der Pariser Berrinbar. . gr» nur bestärkt. Die dort vorgesehenen Leistungen gehen weit über die vertragsmäßigen Verpflichtungen hinaus. Schon bald werde Deutschland vor der Notwendigkeit stehen, die Abänderung auch dieses Abkommens zu fordern. Ein« neue Aufbringung^- nnd Transferkrise müßt« dann zur vollen Katastrophe führen und neuen Maßnahmen gegen das als vertragsbrüchig gescholtene Deutschland Tür und Tor öffnen. Das besetzte Gebiet hat wiederholt zum Slusdruck gebracht, daß es seine vorzeitige Befreiung nicht durch Dauerbelastung des gesamten Vaterlandes erkauft sehen wolle. Wik halten es für selbstverständlich, so erklärt der Redner, daß diejenigen, die den Pariser Pla« an sich für mögkich halten, rhn unter gar keinen Umständen annehmen lSnnen, wen« nicht gleichzeitig die Räumung vo« Rhein und Saar binnen kürzester Frist und bedingungslos bin dend -«gesichert ist. Der Redner begründet zum Schluß die Forderung auf amtlichen Kampf gegen die Kriegsschuld lüge. Er legt einen Antrag vor, der die Regierung auffordert, den Widerruf des deutschen Schuldbekenntnisses an die Spitze der Tributverhandluygen zu stellen. (Beifall rechts.) Nach der Rede des Abg. Graf Westarp stellte Präsi dent Löbe fest, daß die beabsichtigte Verbreitung der Ministerrede durch Rundfunk unterbleiben werde mit Rück sicht auf einen früheren Beschluß des Aeltestenrates, der die Uebertragung einzelner Reden verbietet. Hierauf er- wilt er Reichsaußenminister Dr. Stresemann das Wort zu der angekündigten Rede. Der Minister spricht vom Rednerpult. In seinem Rücken wird ein Stuhl als Stütze aufgestellt. Der Minister rechtfertigt die Haltung der Regierung, der es bisher nicht möglich gewesen sei, in eine außenpolitische Aussprache einzutreten. Das Parlament habe die Entscheidung in der Hand. Je nachdem ob es Ja oder Nein sage, würden die Pariser Vereinbarungen in Kraft weten oder nicht. Dr. Stresemann fährt fort: Von der Rechten wird besonders der Zeitpunkt des Beginns der Pari er Verhandlungen kritisiert. Im letzten SeptemSer trat die -rndere Seite an den Reichskanzler mit dem Vorschlag einer Revision der Dawesgesetze heran. Herr Graf Westarp glauben Sie, daß irgendeine deutsche Reichsregie: ung sich ,,uf den Standpunkt stellen konnte gegenüber dem deut schen Volke und der Welt, daß wir eine solche Revision ablehnen. Glauben Sie übrigens, daß wir durch die Dawes, krise zu besseren Beziehungen gekommen wären, als sie uns der Uoungplan bietet? Wenn wir über die Krisis hinwegkämen, könnten wir den Tawesplan vielleicht durch führen, aber nur unter Aufopferung des gesamten indu striellen Mittelstandes. Ter Minister geht dann aus die Fühlungnahme zwi schen Sachverständigen und Regierung während der Pariser Verhandlungen ein und erklärt, es gäbe selbstver ständlich nicht nur einen, sondern sogar viele Briefe des Reichskanzlers au die Sachverständigen, denn diese hätten der Negierung Gelegenheit geben wollen, ihnen ihre Auf fassung mitzuteilen, und das habe die Regierung dann auch getan, die Entscheidung aber den Sachverständigen anheim gestellt. Einer Beröffciitlichnng des gesamte« Materials, so ettlärt der Minister, werde ich mich anfs entschiedenste widersetze«, da es unmöqlich wäre, van« i« die politisch« Konferenz zu gehen. Es ist sehr leicht, auch gegen den Noungplan di« schärfste Rede zu halten. Besteht aber eine Möglichkeit zu besseren Ergebnissen? Glauben Sie, daß irgendein Mitglied der Regierung den Aoungplan für etwas Ideales hält und die Garantie für die Ausführung über- nehmen würde? Wer kann denn in der ganzen Welt über haupt eine solche Garantie übernehmen? Man kann nur für das nächste Jahrzehnt ein Urteil abgeben, und auch das ist schon ein Wagnis. Zur RLumuugsfraqe erklärt der Minister: Ich bin nicht i« der Lage, über vic Besprechungen in Madrid etwas mitzuteile«. Tas w«rve Vas Euve Vieser Besprechungen sei«. Es besteht aber Einmütigkeit im Kabinett, daß für alle Besprechun gen über di« Rheinlandräumung für die Reichsregierung Verhandlungen über eine Bersöhnungskommission außer halb jeder Diskussion stehen. (Beifall.) Die notwendigen .Sicherheiten sind im Locarno-Vertrag gegeben. Wir haben nicht die Absicht, die Bedeutung des Locarno-Vertrages herabzuwürdigen und find gewillt, an dieser Frage die ganzen Verhandlungen scheitern M lassen, wen« man ver sucht, noch einmal eine ständige Kommission im Rheinland einzusetzen. (Beifall b. d. Mehrheit, Rufe rechts: Ständigeh Was nun die Krage der Kundgebung«» angeht, di« am 28. Juni stattfinden sollen, so betonte der Minister, daß hinter dieser Kundgebung der Reichspräfi- dent und das ganze Kabinett stehen. StiematS wird irgend jemand in Tcutschland die «lleiuschuld a« der Herbei führung des Krieges auerke«»e«. F» weiteste« Kreise» der ga«ze« Wett besteht die gleiche Aufiasfung. Auch i« fvauzösischen »uv englische« Parlament wird «jemand mehr diese Behauptung ausspreche«. Warum wolle« Sie (nach rechts) in dieser Frage, in der wir einig find, fortwährend die Parteien auseinanderbringen? Die Auffassung, als ob die Kriegsschulden eine Folge dieses Paragraphen wären, statt eine Folg« des verlorenen großen Weltkrieges, ist durchaus unrichtig. (Beifall b. d. Mehrheit.) spräche zn. Nichts anderes könne für die Einfügung dieser Angelegenheit in das Programm der Konferenz maßgebend sein, als der Wunsch Deutschlands, mit der Revision der Gebietsbestimmungen des Versailler Ver trages zu beginnen. Man könne auf keinen Fall daran denken, die Konferenz der Regierungsführer zu er öffnen, ohne vorher die bestimmte Verpflichtung zu haben, die Tagung aus das Genfer Programm zu be grenzen. Dies allein stelle noch schwierige Aussprachen rn Aussicht, deren Verlauf man mit „Befürchtun gen" entgegensetzen könne. Gegen das Anschneiden der Saarfrage werben übrigens auch von englischer Seite Bedenken laut. Dagegen wird, so meint der diplomatische Mitarbeiter des „Daily Telegraptz", die von deutscher Seite be ¬ absichtigte Verbindung der Rheinlandräumung mit der Inkraftsetzung des Uoungplanes auf englischer Seite keinerlei Ueberraschungen Hervorrufen. Nicht nur der Sachverständigenbericht stelle nach dem 31. August keine Mittel mehr für die Unterhaltung der Besatzungs armee ein, sondern setze für die glatte Durchführung des Planes voraus, daß nach dem 31. August alle Nachkriegsfragen erledigt seien. Aus diesen und ande ren Gründen werde auch dem Gedanken, nach der Räumung eine ausländische Kontrollkom mission einzusetzen, für die nicht einmal der Ver sailler Vertrag eine Handhabe biete, in englischen Kreisen kein Wohlwollen entgegengebracht. Im Gegenteil, die Einsetzung einer solchen Kommission werde als unzeitgemäß angesehen, da sie in dem Augen blick erfolgen müßte, in dem der Sachverständigen-