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Amts- mS Anzeiliebllltt für den Abonnement oiertelj. I M. 20 Pf. einschließl. deS »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Sezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung ms»» «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionsprciS: die »einspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Ps. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 4K. Jahrgang. — Donnerstag, den 9. März Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Tischlers L-ont» in Eibenstock ist in Folge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Vergleichstermin auf den 6. April 1899, Vormittags 11 Ayr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Eibenstock, den 6. März 1899. Aktuar rriväiiod, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Wasserzins betreffend. Nachdem die Einschätzung zum Wasserzinse auf die Jahre 1899 bis mit 1901 der jenigen Hausgrundstücke, deren Besitzer das Wasser nicht durch Wassermesfer entnehmen, erfolgt ist, liegt das hierüber aufgestellte Kataster gemäß 8 4 Ziffer 3 des Regulativs, die Hochdruckwasserleitung der Stadt Eibenstock betr., vom 12. August 1895 von heute ab bis zum 23. dieses Wonais zur Einsicht der Grundstücksbesitzer in der Stadtkasse aus. Etwaige Beschwerden gegen die Schätzung sind bei deren Verlust innerhalb dieser Frist unter gehöriger Begründung an unterzeichneter Stelle schriftlich anzubringen. Eibenstock, den 9. März 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Bg. Wasiatische Küstengebiete in fremdem Besitz. Wie bekannt, will sich Italien die San-Mun-Bai seilen« Chinas abtreten lassen. Wahrscheinlich soll es in derselben Form geschehen, wie eS bei der deutschen Erwerbung von Kiautschou der Fall war, d. h. in der Form einer lange dauernden Pachtung. China hat die Forderung Italien« zunächst abgelehnt, aber die italienische Regierung wird wohl mit allem Nachdruck, d. h. mit Hilfe einer Flottendemonstration darauf zurückkommen. Der Vor gang ist jedenfalls an sich sehr bemerkenswerth, da Italien auch nicht annähernd so umfangreiche HandelSintcressen in Ostasien besitzt wie Deutschland. Es zeigt sich, daß man die Erwerbung eines festen wirthschaftlichen Stützpunktes an der Küste Chinas, da« in der Gegenwart immer mehr wirthschaftlich den westlichen Staaten erschlossen wird, auch in Italien für eine Nothwendigkeit ansieht, was mittelbar eine Bestätigung der Richtigkeit de« deut schen Vorgehen« in Kiautschou in sich begreift. Die San-Mun-Bai liegt unter dem 29. Grade 10 Min. nördlicher Breite, etwa« südlich von Ningpo an der chinesischen Küste, also nicht weit von dem nördlich davon gelegenen Hafen orte Shanghai. Sic ist eine große, geräumige Seebucht, deren innere Umgrenzung noch nicht einmal genau vermessen ist und deren Eingang durch eine größere Anzahl von Inseln gedeckt wird, sodaß sich mehrere durch enge Kanäle gehende Zufahrten zur Bucht bilden. Die Tiesenverhältnisse sind günstige, da die Wasser tiefe zwischen 10 u. 14 m variirt und da« Einlaufen der größten Kriegsschiffe gestattet. In die Bucht münden von Westen der Hacyu und der Ninghau. Am Süduscr derselben, etwa« landein wärts und an einer schmalen Bucht gelegen, befindet sich die Stadt Kienlyau. Am NordauSgangc der Bucht liegt die Stadt Sheipoo. Die Bucht ist unbefestigt, noch nicht völlig vermessen und von 800 bis UOO Fuß hohen Hügeln umgeben. Anläßlich der geplanten italienischen Erwerbung sei hier kurz eine Uebersicht über diejenigen Häfen Ostchina« gegeben, welche sich zur Zeit bereit« in fremdem Besitz befinden. Im 'Norden beginnend, ist zunächst der Hasen Port Arthur zu erwähne», der bekanntlich von Rußland in Besitz genommen worden ist, bedeu tend erweitert und vollständig al« KriegShafcn mit allen Werft- Anlagen und Befestigungen ausgebaut wird. Port Arthur liegt am Eingang zum Golf von Petschili und beherrscht denselben voll ständig. Im innersten nördlichen Winkel de» vorgenannten Golfe«, in der Bucht von Liaotong, sollen die Japaner in dem Hafenort Niutschwang eine sogenannte Konzession erworben haben ; jedoch ist 'Nähere« hierüber nicht bekannt. Der Ort selbst liegt in Wirk lichkeit in der russischen Interessensphäre, da Rußland die ganze Halbinsel Liaotong und die Mandschurei beherrscht. Abgesehen von den sogenannten Konzessionen bez. Settlement«, welche kaus- männische Niederlassungen bezeichnen, deren Gebiet von China den betreffenden Staaten zur Verfügung gestellt worden ist, sind in fremdem Besitz die folgenden Häfen zu nennen: Zuerst Wei- hai-wei an der Nordostspitze ShantungS in englischem Besitz. Der Hafen ist ebenfalls durch einen dauernden Pacht-Vertrag feiten« Englands erworben mir einer kleinen dahinter liegenden, die östliche Spitze der Halbinsel Shantung umfassenden Sphäre. Wei hai-wei wird seitens der Engländer ebenfalls befestigt, dort selbs! wird eine britische, au» chinesischen Eingeborenen geworbene Besatzung unterhalten. Südlich davon an der Südküste der Halb- Insel Shantung folgt sodann da» deutsche Pachtgebiet von Kiau tschou. Lage und Umfang desselben ist bekannt. Hier findet in erster Linie eine Nutzbarmachung de» Gebiete« zu wirthschaftlichen Zwecken al« großer Handels- und VerkehrShafcn, der ausgiebigen Bahnanschluß nach dem kohlenrcichen Hinterlandc erhält, statt. Auch ist der Hasen sofort in regelmäßige Postdampfschiffverbindung mit Shanghai, der Endstation der deutsch-asiatischen Reichspost- Dampscrlinie gesetzt worden. Sodann würde die von Italien in« Auge gefaßte Erwerbung folgen. Weiter südlich etwa aus dem 22. Grade Nordbreitc und 114. Grade östlicher Länge be findet sich die britische Besitzung von Hongkong, ursprünglich nur eine große und mehrere kleine Inseln umfassend, die jedoch jetzt durch Erwerbung größeren Gebiete« auf dem chinesischen Festlande bedeutend ausgebaut wird. Hongkong ist sowohl Handel»- wie auch britische Flotten station und bildet einen der hervorragendsten Stützpunkte de« gcsammten ostasiatischen Handels. Westlich von Hongkong liegt die kleine portugiesische Besitzung Macao, die auch nicht annähernd zu der Bedeutung sich emporgeschwungcn hat, wie Hongkong sie über mehr al« si-it vier Jahrzehnten besitzt. Schließlich ist nahe der Grenze von französisch Tonkin der Hasen ort Laichou zu verzeichnen, woselbst Frankreich Besitzrechtc er worben haben soll, über deren Umfang u. Bedeutung jedoch wenig eingehende oder zuverlässige 'Nachrichten bekannt geworden sind. Die fortschreitende fremdherrliche Erwerbung von Eigenthum auf chinesischem Boden bezeichnet einen bemerkenswcrthen Schritt in der Aufschließung de« chinesischen Reiches, die seinerzeit damit ihren Anfang nahm, daß früher dem fremden Verkehr geschlossene chinesische Häfen thcilweise diesem im Wege de« Vertrage« geöff net wurden. Die Eröffnung der „Vertragshäfen" konnte seiner Zeit nur durch kriegerischen Zwang in die Wege geleitet werden. Die gegenwärtige Periode der Erwerbung im Wege dauernder Pachtverträge hat bisher zu blutigen Konflikten irgend welcher Art nicht geführt, wa« einen anzucrkcnnenden Fortschritt bedeutet. Tagessseschichte. — Deutschland. Da« Kaiserpaar trifft, wie man aus Metz schreibt, mit den jüngeren Kindern zwischen dem 10. und 15. Juni zu etwa achttägigem Besuch in Urville ein. Außer der feierlichen Grundsteinlegung de« von dem Kaiser selbst ent worfenen Gesammtdenkmal« auf dem Schlachtfelde von Gravelotte sind alle größeren Festlichkeiten abgelehnt worden. — Die Beisetzung der Leiche de» Fürsten Bismarck ist neueren Nachrichten au» FrieorichSrnh zufolge endgültig auf den 1. April, den Geburtstag des verstorbenen Fürsten, festgesetzt worden. — Am Montag nahm der Reichstag auch in dritter Lesung die Vorlage über die Errichtung eine« bayrischen Senats beim Reichsmilitärgerichtshof in Berlin an. — Dec kommandirende Admiral v. Knorr hat sein Ent lassungsgesuch eingereicht, welche« genehmigt wurde. — Oesterreich-Ungarn. Wie au« Wien gemeldet wird, hat die österreichische Regierung beschlossen, der von der deutsch nationalen Partei begonnenen Agitation, die Katholiken zum Protestantismus herüberzuziehen, „kräftig entgegenzutreten". ES ist an dieser Meldung — so schreibt man der freikonscrvativen „Post" — zunächst unrichtig, daß die Uebertrittsbewegung von der deutsch-nationalen Partei begonnen worden ist. Diese Be wegung hat sich vielmehr schon längst im Stillen vorbereitet, seitdem sich in dem TodeSringcn des österreichischen Deutschthum» mit dem übermächtigen Slaventhum die römische Geistlichkeit als die schlimmste Feindin de« deutschen VolksthumS erwiesen Hal. Die anerkanntesten u. angesehensten römisch-katholischen Geistlichen, wie der Icsuitcnpater Partler, haben durch solche Sätze, wie den: „Das Nationalitälsprinzip ist antikatholisch, autichristlich, heid nisch" — so zu lesen in den Stimmen au« „'Maria Laach", dein Organ der deutschen Jesuiten — auch die deutschen Katholiken auf« Tiefste verletz«. Die katholische Geistlichkeit hat sich nicht damit begnügt, die österreichischen Deutschen in ihrem verzweifelten Kamps um die Behauptung ihres VolkSthum« im Stiche zu lassen und ihnen jede ehrliche Hilfe zu versagen, sondern die klerikale Partei hat sich offen gegen ihre Volksgenossen auf die Seite der Slaven gestellt. Die kirchliche Organisation ist dazu benutzt wor den, große deutsche Gebiete mit deutsch-feindlichen slavischen Priestern zu besetzen. So stehen z. B. in Böhmen in gemischt- spracklichen Vikariaten nur 23 deutsche Priester 262 tschechischen gegenüber, in rein deutschen Gebieten werden nur 618 deutsche und dagegen .562 tschechische Priester gezählt. Diese« von der römischen Kirche selbst planmäßig geförderte Mißverhältniß hat schon lange vor der neuerdings von oen Führern der deutsch nationalen Partei in die Hand genommenen Bewegung in westen deutsch-gesinnten Kreisen eine antirömischc Stimmung hervor gerufen und den Gedanken de« Ilebertritts zum Protestantismus in Fluß gebracht. In welcher Weise aber der obererwähnte Ent schluß der österreichischen Regierung, der Uebertrittsbewegung kräftig entgegen zu treten, zur Ausführung gebrach: wird, dafür mögen hier einzelne Beispiele angeführt werden. Die nach Oester reich versandten protestantischen Blätter und Schriften, welche die Unterscheidungslehren zwischen ker römisch-katholischen und der evangelischen Kirche in der ruhigsten und maßvollsten Sprache erörtern, werden auf der Post mit Beschlag belegt und durch polizeiliche Haussuchungen bei den Verbreitern dieser Schriften wird nach ihnen gefahndet. Einem evangelischen Verein wird die Vorführung von Lichtbildern au« Luther« Leben verboten. Trotz allen diesen der Uebertrittsbewegung in den Weg gelegten Hindernissen, zu denen auch die Auflösung aller mit dieser Be wegung im Zusammenhänge stehenden Versammlungen gehört, mehrt sich von Tag zu Tag die Zahl der Uebertrittc. Er ist nicht ausgeschlossen, daß ein schroffe« Vorgehen der österreichischen Regierung gegen die Uebertrittsbewegung vielleicht nur dazu dienen wird, ihr Vorschub zu leisten. — Frankreich. Au« Toulon kommt die Nachricht von einer furchtbaren Katastrophe. Am Sonntag früh '/,3 Uhr sand in dem Marinepulvermagazin in Lagoubran zwischen Tou lon und La Sehne eine Explosion statt. Alle Soldaten, die bei dem Magazine Dienst hatten, sind getödtet. Die Katastrophe forderte auch zahlreiche Opfer unter den Bewohnern de« nächst liegenden Viertel«, dessen Häuser vollkommen dem Erdboden gleich gemacht sind. Da« explodirtc Pulvermagazin soll dem Vernehmen nach 50,000 k^ schwarze« Pulver enthalten haben. Die Iden tität der Getödteten scstzustellen ist meist unmöglich. Die Auf- räumungsarbeitcn gestalten sich sehr schwierig. Bis 'Nachmittag 5 Uhr sind siebzig Todte in die Hospitäler oder in ihre Wohn ungen gebracht worden. Von den sichen Soldaten, die die Wache bei dein Pulvermagazine hatten, sind vier getödtet und drei schwer verwundet. Auf 2 Irin im Umkreise ist Alles verwüstet, die Häuser sind zerstört und die Felder verheert. Zahlreiche Schäden sind bi« 4 km in die Stadt Toulon hinein angerichtet. In der Vorstadt St. Jean Duvar sind Thüren und Fenster zertrümmert. Der Knall der Explosion wurde bi« -Nizza gehört, die Erschütter ung wurde an der ganzen Riviera verspürt. Der Munizipalrath von Toulon trat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen und beschloß Maßnahmen zur ersten Hilfeleistung für die Be troffenen. Der Marincminister sandte 10,000 M., der Präsident der Republik und Ministerpräsident Dupuy je 500 Frc«. als erste Beihilfe für die Familien der Opfer der Explosion. Die Untersuchung über die Ursache der Explosion hat bis jetzt keine greifbaren Resultate ergeben. Die Marinebehördcn glauben, daß eine chemische Zersetzung in einer Kiste mit rauchlosem Pulver stattgesundcn hat. Die benachbarten Pulvermagazine sind un- heschädigt geblieben. — Den neuesten Meldungen zufolge stellt sich die Zahl der bei der Katastrophe in Lagoubran Verunglückten auf 58 Todte und 130 Verwundete. Neuerdings ist da« Gerücht verbreitet, die Explosion sei durch Vcrbrecherhand hcrbeigcführt worden, im Schutte sei eine 1'/, m lange Lunte gefunden wor den. Der Marineministcr Lockroy erklärte aus Befragen, die Annahme, die Explosion sei durch Selbstentzündung entstanden, sei unzulässig. Andererseits wird vcrmuthet, ein Stein habe sich voin Dache abgelöst, sei aus eine Pulverkistc gestürzt und habe die Explosion herbeigeführt. — Italien. Die seitens Italien« an die chinesische Ne gierung gerichtete Forderung der pachtweise» Ueberlassung der San-Mu»-Bai ist in Peking aus Widerstand gestoßen. Nach einer in Rom eingetrossencn Meldung aus Peking lehnte da« Tsung-li-Ljamen e« ab, die Forderung de» italienische» Gesandten betreffend Ueberlassung einer IchiffSstation an der San-Mun-Bai cntgegenzunehmcn. Man legt diesem Vorgehen keine große Wich tigkeit bei, da man weiß, daß die Forderung von der italienischen Regierung aufrechtcrhalten werde und man nicht daran zweifelt, daß die Verhandlung darüber in der natürlichen Weise verlaufen werde. — Diese zuversichtliche Stimmung ter Offiziösen über die rasche Erledigung der chinesischen Angelegenheit wird jedoch nicht in allen unterrichteten Kreisen gethcilt. Man glaubt, daß China erst nach dem Eintreffen einer größeren italienischen Flottenmacht klein beigcben wird. Andererseits fragt man sich, ob Italien angesichts der kommenden Wirren in Ostasien so viele Schiffe entbehren kann, um die neue Kolonie zu halten, ohne sich im Mittelmeer zu entblößen. — Rom, 7. März. Das heute Abend 6 Uhr über das Befinden de» Papste« auSgegebene, von Mazzoni und Lapponi unterzeichnete Bulletin lautet: „Der Gesundheitszustand de» Pap ste» ist andauernd sehr befriedigend. Pul», Athmung und Tem peratur sind normal. Der Heilungsprozeß verläuft regelmäßig. Da der Kranke von der Operation genesen ist, werden weitere Bulletin« nicht mehr veröffentlicht." Mazzoni verabschiedete sich heute Abend vom Papste, da er die regelmäßigen Besuche ein stellt; er besucht den Papst nur noch von Zeit zu Zeit bi» zu dessen vollständiger Wiederherstellung. — Im Uebrigen kommen au» Rom von verschiedenen Seiten übereinstimmende Mittheilungen, welche die Vermuthung wahr scheinlich machen, daß da« Krankheitsbild ein nicht so günstige»