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Riesaer Tageblatt Drahtanschrift: Lageblatt Riesa Fernruf I2S7 Postfach Nr. 52 «ud Anzeiger lLlbeblatt lltld Ällzcigkrs. Diese Zeitung ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen de» Amtshauptmann» an «robeubat» behördlich bestimmte Blatt und enthält amtliche Bekanntmachungen de» Finanzamtes Riesa ' " * » -es Hauptzollamtes Meißen Postscheckkonkoe Dresden 1532 Girokasier «esa Nr. 52 Sonnavend, 11. Juni 1938, abenvs 91. Jahrg. _. . . t/a ,7k- „,«» «uSnabme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, bei Vorauszahlung, für einen Monat L Mark, ohne Zustellgebühr, NM b« » Postgebühr lohn?ZuA ", der Geschäftsstelle Wochenkarte <6 aufeinanderfolgende Nr.) 55 Pfg., Einzelnummer 15 Pfg. Anzeige» für durch Postbezug RM. 2.14 einschl. Poftgevuyr toyne üuiieugrv v 7, Gewähr für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Platzen wird nicht übernommen. Grundpreis für de Nummer des AuSaabetagesstnd^ g gespaltene mm.Zetle im Texttetl 25 Rpf. lGrunbschrtft: Petit S mm hoch». Ziffergebühr 27 Rps., tabellarischer «E öefttzie 46 mm bret^ mm.Zette oder deren ^aum mps, fernmündlicher Abänderung eingesandter «nzeigentexte oder Probeabzüge schließt der Verlag die Jnanspruch. Satz 50/. Abschlag, det fernmüi^li^r Anzeigen Bestellu g voer ser^ oder Zwangsvergleich wird etwa schon bewilligter Nachlaß hinfällig. Erfüllungsort für Lieferung Vie vollSseont lenkt Liegt den Franzosen überhaupt noch ernsthaft an einer Verständigung mit Italien? Als England auf die Initia tive Chamberlains hin zum Abschluß des OstcrpakteS ge langt war. mußte man »»bedingt diesen Eindruck haben, denn es würbe natürlich zu Schwierigkeiten führen, wenn die beiden Partner der westlichen Entente in der Frage der Beziehungen zu Italien nicht harmonieren. Tie Kommen- sare der französischen Presse zn den Vorverhandlungen, die 'der französische Geschäftsträger Blondel mit dem Grasen 'Ciano führte, lieben allerdings keinen Zweifel daran, daß der Quai d'Orsay sich mit bösen Hintergedanken auf diesen Verhandlungsweg begeben wollte. Man dachte an so etwas wie eine Erneuerung der Strcsa-Front,' man glaubte, baß eine sranzösisch-italienische Annäherung als Verlängerung des englisch-italtenischen OsterpakteS zu etner Erschütterung der Achse Berlin—Rom führen könnte. Die bekannte Rede des Duce in Genua und die noch ibeutlichercn Worte, die kurz daraus der italienische Außen- Minister sprach, waren eine kalte Dusche für diese Speku lationen, und seither sind die Verhandlungen denn auch nickt !mehr forkgeführt worden. In Rom scheint man aus sie heut« auch keinen besonderen Wert mehr zu legen. DaS .Regime Fasctsta" von Cremona gelangt zu der klaren Fest- stellung: »Man kann ans eine ernstliche Annäherung zwi- lchen Italien und dem sranzösischen Volke nicht rechnen, so lange es die Politik der Volksfront erträgt und ihr ge- horcht; da» auch deswegen schon, weil Frankreich keine ver- antwortlich« Regierung hat, die sich aus eine fest« Mehrheit tm Lande stützt". Auf der anderen Leite kann den Franzosen die Frage der Beziehungen zu Italien nicht so gleichgültig sein, eben tm Hinblick aus den notwendigen Gleichschritt im Rahmen der englisch-sranzösischea Entente. Aber der Ouai d'Orsay denkt und die Volksfront lenkt. Ungelckickter tm Hinblick auf Italien hätte sick die sranzösiscke Linkspresse überhanpt nicht verholten können, als da» im Zusammenhang mit den durch die Bombenabwitrse geschossenen Zwischenfällen ge schehen ist. Heute muß sogar der .Temp«^ zugeben, baß es unzweifelhaft Lowfetbomber waren, bi« während der Pfingsttage französisches Gebiet iibersloger. und mit Bomben belegt haben. Die französischen Volksfrontblätter dagegen haben unisono Franco beschuldigt und sich auch durch den prompten und überzeugenden Protest des nationalspantschen Hauptquartiers nicht von ihrer Haltung abbrtngen kaffen. Ob sich der französische Außenminister Bonnet darüber ge freut hat, muß man bezweifeln, denn schließlich muß ihm kaS Wort Mussolini» von den beiden Leiten der Barrikade noch tm Ohre klingen. Jedenfalls hat die Haltung der- senigen politischen Gruppen in Frankreich, auf di« sich die Regierung Dalabier stützen muß, zu neuen erheblichen Ver stimmungen in Italien geführt und wieder eine heftige Polemik im Hinblick auf die französische Auslegung des NtchteinmtschungSbegriffeS ausgelvst. Die italienische Presse nimmt die Gelegenheit wahr, um eine Rechnung über die tatsächliche Einmischung des Volksfront-Frankreich im spanischen Bürgerkrieg aufzumachcn. Man verdächtigt die Franzosen — und da» ganz gewiß nicht ohne Grund —, daß es ihnen heute auf di« Erhaltung eines unabhängigen Katalonien ankomme, daß sie gar Katalonien als ein fran- zösischeS Problem ansebcn, weil sie unter allen Umständen ein Restgcbtet des Widerstande» »gegen den Faschismus" auf der Pyrenätschen Halbinsel gerettet sehen möchten. Die Rebe, die vor einigen Tagen der frühere Ministerpräsident de Monzte in Bordeaux gehalten hat, war allerdings ge eignet, diesen Verdacht zu verstärken. Alle diese Handlungen und Zielsetzungen muß Italien natürlich al» direkt gegen sich gerichtet beurteilen. Für da» faschistische Italien ist der Gedanke an bolschewistische Expo- situren im Bereich de» Mittelmcere», und sei e» auch nur in Restgcbieten, einfach unerträglich. Unter diesen Um- ständen kann man es sich überhaupt heute kaum noch vor stellen, baß die französisch-italienischen Verhandlungen mit irgendeiner Aussicht auf Erfolg wieder ausgenommen wer den könnten. Das schafft natürlich ein sehr ernstes Problem, weil dann Frankreich in einer der wichtigsten weltpolitischen Fragen von seinem Entente-Partner getrennt erscheinen würde. Tie Auswirkungen eine« solchen Tatbestandes könnten ganz außerordentliche werden. Unverschämter Gewissenszwang der Tschechen )l Prag. Im Karlsbader Hauptpostamt ist eine Kom mt,sion aus Prag eingetroffen, die den deutschen Beamte« folgende Fragen zur Beantwortung vorgelegt hat: 1. Waren Sie am 1. Mai bei dem Umzug der Sudeten deutschen Partei beteiligt? 2. Sind Sie Mitglied der Sudctenbeutschen Partei? 8. Welche Zeitungen halten Sie? Sie die Parolen am 1. Mai weitergegeben? Die Beamten beantw^teten die Frage« wahrhcitogemäß «ud teilten mit, daß sie Mitglieder der Partei feie« ?«d a« den Veranstaltungen des 1. Mai teilgenomme» hätten. Reichsminister Dr. Goebbels in Wien )i Wien. Neichsminister Dr. Goebbels, der morgen die Rcichstheatersestwoche in Wien eröffnen wird, traf heute im Sonderflugzeug auf dem Flugplatz Aspern ein. Zur Begrüßung hatten sich Reichsstatthalter Dr. Seyß-Inquart, der Gauletter, der Bürgermeister und Vertreter der Be hörden eingefunden. Der Reichsminister begab sich sofort im Kraftwagen in die Stadt, um hier bei der Schlußsitzung des Reklamekongresses eine Rebe zu halten. Fußtritte für sudeiendeulschc Arbeiter und Drohungen mit Erschießen TscheAenkorporal Koala - js P irna. In Schreckcnstein bei Aussig tat sich in den letzten Tagen wiederholt der tschechische Korporal «oula, Kommandant der Russiger vrückenwache, durch brutales Auftreten gegenüber sudetendeutsche» Arbeitern und jungen Sudetendeutschcu hervor. Korporal Koula marschierte Freitag früh mit mehre ren Soldaten durch Schreckenstein. Plötzlich ließ er die Soldaten gegen sudetendeutsche Arbeiter Front machen, die einander mit erhobener Hand grüßten, vr gab den Befehl, die Gewehre schnßsertig z« machen «nd ließ sie gegen die Arbeiter in Anschlag dringen. Nur der Besouneuheit eines Sudetendeutsche« ist es zu verdanken, daß unabsehbare Folgen verhindert wurden. Am Donnerstag hatte derselbe Korporal, als er mit derselben Abteilung am Morgen nach Schreckcnstein mar schiert«, mit vorgehaltenem Revolver i Sndetendeutsch«, die sich ebenfalls mit erhobener Hand grüßte», augehalten nnd mit Fußtritten mißhandelt. Einigen Arbeitern, die de« Bedrohte« zuhilse eilen wollten, stellte sick ein Soldat der Abteilnug Koalas mit schußbereitem Gewehr entgegen. Aber nickt nnr an sudctendentschen Arbeitern kühlte der Tschechenkorporal sein Mütchen, sondern er »ergriff sich auch an sudetendeutsche» Ingendlichen. So bearbeitete er am Mittwoch dieser Woche einen jungen Mann, der mit erhobener Land einen Kameraden grüßte, mit Faustlchlä» gen und würgte ihn. Am selben Tage besahl Koula. als er sich bei der Nussiger Vrückenwache in-khtrkt, einem vor« Veftwl von Scheetteitftein übergehenden Lehrling, einen Brief in das Sokol Haus zu bringen und dann sofort zurückzukehren. Ter Lehrherr, der Nussiger Trogist Tianeschek, meldete der tschechische« Staatspolizei in Aussig den Vorfall durch Erstattung einer Anzeige und untersagte dem Lehrling, dem Befehl de» Korporals nachzukommen. Einige Zeit später erschien der Korporal mit einer Militärpatrouille mit ausgepslauzte« Seitengewehr bei dem Drogisten und wollt« ihn «rhafte«. Tianeschek war aber gerade abwesend. Als nun dem Kor poral gesagt wurde, man habe den Vorfall mit dem Lehr- ling der tschechischen Staatspolizei gemeldet und diese habe erklärt, Militärpersonen dürften keine Befehle an Zivi listen geben, schrie der Korporal wütend: Die Staat». Polizei hat gar nichts zu sägen. Tianeschek soll sich sofort aus der Wachstube melden, sonst wird er wa» erleben. Ein paar Tage vorher hatte Koula eiucn Fleischer» mekster aus Lchreckenstrin aus das roheste mißhandelt. Diese unerhörten Ausschreitungen und llebergrifse de» Tschechenkorporal» Koula haben die Bevölkerung Aussigs und Schreckensteins stark erregt. Ihre Empörung wird noch dadurch gesteigert, baß Anzeigen bei den tschechische« Behsrben über diese Vorfälle bisher völlig wirkungslos geblieben sind. Tie Abgeordneten der Sudeteudeutschen Partei, Mat und Richter, haben gegenüber den Behörden jede Verant wortung abgelcdnt und die sofortige Entfern«,, mrd vm ßrafuug des rohen Tschechenkorporal» verlangt. - So häuft tschechisches Militär bei den Gudetendeutschen Mit Scküssen und Bajonetten qeqen Mäkler Näcktlicker Ueberfall tschechischer Gendarmen auf sudetendeutsches Dorf ll Prag. Wie erst jetzt bekannt wird, kam e» im An schluß an eine Wahlkundgebung der Sudetenbeutscken Par- tei in Neudorf bei Lebaniansbcrg im Bezirk Komotau am letzten Mittwoch wiederum zu unerhörten Uebersällcn ans Teilnehmer der Wahlkundgebung, die, wie ausdrücklich hervorgehoben werden muß, von tschechischem Militär ver übt worden sind. Ein Sndetrndeutschcr wurde, wie der Sudetcndeutschen Partei aus Neudorf mitgetcilt wird, aus dem nächtlichen Heimweg vo« tschechischen Soldaten und einem Gendarmen belästigt nnd schließlich von einem Soldaten mit geballter Kaust ins Gesicht geschlagen. AIS der Ucbcrfallcne schließ lich frcikam und einige Schritte weitergeeilt war, schaffen die Tschechen aus ihn. Eine Kugel ging dicht über seinem Kopf hinweg. Aach der Ortsleiter der Sudetendeutschen Partei von Rcudors wurde von tschechischen Soldaten mit Bajonetten bedroht nnd mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Dabei wurde ihm ei» Bild Konrad Henleins abgenommen, daü vorher im WahlkandgebnugSraum gehangen hatte «ad daS er vorsorglich mit «ach Hanse nehmen wollte. Weiteren Mißhandlungen mit dem Gewehrkolben, z« denen die tschechischen Soldaten Anstalten trafen, konnte sich der Be drohte nur durch di« Flucht entziehen. Nach diesen Vorfällen wurde vo« der Gendarmerie station an alle Bewohner vo» Neodors die Aufforderung gerichtet, das Licht in ihren Wohnnngca auszaschalten. Tie Gendarmen zogen dann unter wüsten Lchmahruscn und Drohunaen von Haus zu Haus, wobei sie mit Taschenlam- pen tn die Wohnungen hineinleuchtetrn. Tschechische Erpressunqsversucke gegen reichsdcutsche Augenzeugin des Ueberfalls auf Pfarrer Fischer Wüste Beschimpfung de» Führers durch die Soldateska Prag» — .Wir verfolgen die Hitler-Anhänger, and wen» es bis zum Galgen geht!" s< Prag. Eine rcichsdentsche Zeugin deS tschechische« Gewaltaktes gegen den Psarrcr vo» Ober-Motda« ,m Bühmerwald. Plärrer Fischer, der am 26. Mai aus der Fahrt zu einer im Sterben liegenden Frau bet dem tschechi schen Touristenheim .Eleonorenhcim" von tschechischen Soldaten von seinem Motorrad gerissen und verletzt wor den war, ist inzwiichcn Erpressungen ausgesetzt worden. Wie aus einem der Ludetendeutscken Partei vorlie genden Protokoll hervorgebt, ist sie bei Androhung der Ent ziehung der Ausenthaltsdewilligung mehrfach von tschechi schen Gendarmen aufgesordcrt worden, ihre Aussage über den Tatbestand zurückzuziehen und -er tschechischen Dar, stellung, nach der der Pfarrer mu seinem Rade ins Schleu dern geraten und dadurch zu Fall gekommen sein soll, zu- znstimmcn. Als sie diesem Verlangen nicht uachkam, hat mau der Reichsdeutschen staatsieindliche Acußerungen vor geworfen, weil sic cs lür nicht angängig gehalten hatte, daß einem Sudetcndeutschen seine weißen Strümps« mit tyewalt ausgczogen wurden. Ein tschechischer Gendarm, der an diesem Erpreffungsmanöver gegen die reickSdeutlch« Frau beteilig« war, hat dabei wüste Beschimpfungen gegen das deutsche Staatsoberhaupt ausgeftoßcn Schließlich er klärte er: .Wir werden die Hitler-Anhänger verfolge«, und wenn es bis zum Galgen ist .. Schweres Erdbeben in Belgien MU-MW,.« )l Brüssel. Weite Teil« Belgiens wurden heute Sonnabend mittag durch ei« Erdbeben erschüttert, das etwa eine halbe Minute andaucrte. I« mehreren Stadtteilen Brüssels stürzten die Schornsteine vo« den Häusern ans die Straßen. In vielen Häusern bildeten sich Riffe tn den Wänden. Sin Hans in der Brüsseler Vorstadt Cerbeck stürzte völlig ei«. Auch mehrere Fabrikschornstcine brachen zusammen. Zahlreiche Telephonvcrbindungcn «nd Gas leitungen wurden zerstört. Der Einwohner Brüssels be- mächttgte sich eine Panik und sie eilten bei den ersten Erd stößen zu Tausenden auf die Straßen. ES werden meh rer« Verletzte gemeldet. Im Observatorium von Uccles wurden durch daS Beben alle Apparate außer Betrieb gesetzt. * Erdflöhe auch in Westdeutschland jl Köln. Heute mittag um 12,Y1 Uhr stellte die Erd- bebcnwarte in Aachen zwei Erdstöße fest, die im Aachener Gebiet und :m angrenzenden holländtschcn Grenzbezirk verhattmsmaßig stark austrat««. Soweit bisher seststcbt, sind größere Schäden nicht aul getreten, wenn sick auck in vielen Wohnungen Gegenständ« verrückten. Ebenso wurden in Köln diese zwei Erdstöße wahrgenommen,, die jeweils etwa eine Sekunde dauerten. Besonders in den höheren Stockwerken der Häuser wirk- ten sich diese Erdstöße aus, indem sogar schwere Möbelstück« von der Stelle geschoben wurden. Auch die Bilder an der Wand veränderten ihre Lage. Gleiche Meldungen liegen aus Wuppertal, Krefeld usm. sowie darüber hinaus aus dem ganzen westdeutschen Gebiet vor. Tornado richtet schweren Schaden an 18 Tot«, 40 Verletzte, 25 Häuser zerstört )s Neuyork. Aus «bilene in Texas wird gemeldet, daß ein Tornado in den frühen Morgenstunden bas dort in der Nähe gelegene Dors Clyde verwüstete. ES wurden 18 Menschen getötet, 40 verletzt, von ihnen ein Teil schwer. Der Sturm richtete auch einen schweren Sachschaden an. 28 Häuser wurden zerstört. Man vermute», daß weitere I Opfer unter den Trümmern liegen. Die herbeigerufene Rationalgarde leistete die erst« Hilfe.