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Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. ZV- 77 Riesa, Mittwoch, 18. Mai 18SS, ME 45. Jahrg Erscheinung«- tnq»: M ntag, tttitlwoch, Freitag und Sonn abend Abcndr Bc;ua«prei«: vierteljährlich 1 M» 2b Ps. Vnzetgenüln- nab«-: Für die Numnin des «uäga >ctageS bis Vorm. 9 Uhr ebne «Sewäh. Anzeigenurei« r Igejpall. Co-.purzeite oder Raum tu Pf. MM Tclociramm-Ädreisc: 6 I I FcrnlprcchltcUc „Slbeblart", Riesa. 111 N 1» 1 11 i>!r. 2». der Königl. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: tkaslanienstraße ss. Teichverpachtung. Auf Anordnung des Königl. Finanz-Ministeriums sollen die beiden in der Gemeinde flur Naundorf bei Großenhain gelegenen, fiskalischen sogenannten Hospitalteiche mit einem Gesammtflächeninhalte von 38 lra 25,1 a 69 Acker 35 Dienstag, den 31. Mai d. I., Bormittags I« Uhr im Gasthofe „zur goldenen Kugel" in Großenhain mittels öffentlicher Licitation auf zwölf Jahre verpachtet werden, was mit dem Bemerken, daß die Berpachtungsbe« dmgunge.t im Domainen-Bermessungsdureau in Dresden, ginanzhaus und im Forstrentamte zu Moritzburg, sowie im vorgenannten Gasthofe eingesehen werden können, hierdurch bekannt gemacht w>rd. Dresden und Moritzburg, den 16. Mai 1892. Königl. Königl. Domainen-Vermessungsbureau. Forstrentamt Moritzburg. Schanz. *" Michael. Tagesgeschichte. Das amtliche „Deutsche Kolbl." bringt in seiner neuesten Nummer eine Reche von deme>kenswe>then Nachrichten aus Ostafrika. So vor Allem einen E-laß des Gouverneurs über das Verhalten der Karawanen. Die Stationsvorsteher sollen den Führern der durchziehenten Karawanen zur strengsten Pflicht machen, sich jeglichen R gierungsakteS, sonne überhaupt jeder politischen Einmischung zu enthalten und feierlich, ohne die Pläne und Absichten der Kaiserlichen Regierung zu durch kreuzen, dem Ziel ihrer Reise entgegen zu ziehen. Nur im Falle wirklicher Nothwehr haben st- das Recht, von den Wesf-n Gebrauch zu machen. „Tribut" zu sorbern und Lebensmut l zu „requiriren" wird streng untersagt. Ebenso wird den Häuptlingen verboten, im Schutzgebiet Durchzuzsgelv, den „Hongv" zu erheben. In Gegenden, wo eine militärische Be setzung bisher noch gar nicht oder doch nur in sehr weitläufiger Weise möglich war, wird den Führern der Expeditionen dis auf Weitere- nach wie vor ein größeres Maaß von Selbst ständigkeit eingeräumt. — In einem Bericht des Lieutenants Prince von der Station Kilofsa in Usambara heißt es, die Bevölkerung der dortigen Gegend sei vollständig ruhig und be folge pünktlich alle Befehle. „In dem ganzen Gebiet kommen die Leute in allen An gelegenheiten zum Schauri und fühlen sich derart in ihren Lebensoerhältmssin gesichert, baß sie neuerdings wieder geradezu erstaunlich ausgedehnten Feldbau betrieben haben. Im Norden ist mit der Mission, welche sieben Jahre lang dort nicht ein zudringen wagte, ein reger Verkehr entstanden, eine Kapelle erbaut und bas Kreuz an vielen neuen Stellen errichtet worden. Line Vermehrung der Zahl durchziehender Karawanen, besonders europäischer, wird, falls die Strecke Kiloffa-Mpuapua nicht polizeilich gesichert wird, leicht zur Folge haben, daß in ab sehbarer Zeit die Bevölkerung sich zurückzieht, die Strecke ver ödet und dadurch der Unterhalt der Karawanen erschwert wird. Während der letzten Monate haben in diesen reichen Thälern namentlich durch Europäerkarawanen, Postboten und dergl. m. förmliche Plünderungen stattgefunden." Der Schluß dts Princ/schen Berichts behandelt das Gcrhältniß zu den Wahehe. DaS einzige Mittel, das Volk ganz io Schranken zu halten, sei völlige Absperrung seine« Gebiete« nach Osten hin durch Anlage einer Station von 59 Mann unter einem Lieutenant in Morore. Im Anfang deS März hat Lieutenant Princ- »on Kilofsa auS einen Strakzug gegen die Mahenge-Mafili und den in Mgunda ansässigen Waniamwesihüuptling Mzunda, der die Mafiti zu Raubzügen aufgereizt hatte, unternommen. Mit den Mafiti kam es nur zu einem kleinen Scharmützel, der Häuptling wurde aber in seinem Dorfe überrascht und gefangen genommen. Er sollte in der Station Konkoa öffentlich hingerichtet «erden, da er sich aber zu marschiren weigerte, wurde er im Dorf vor den Augen seiner Waniamwesi erschossen Ferner berichtet daS „D. Kolbl." noch über eine andere Expedition. Am 11. Februar zog der Ch-f von Mpuapua, Lieutenant ElponS, gegen den fünf TagemLrsche westwärts zu Luatu in Ugozo angesessenen Sultan Kossrra, der wiederholt mit Waheheleuten Dörfer der Wagozo auSgeraubt und Ka rawanen überfallen hatte. Kossira floh zu den Wahehe, sam melte dort seine Leute und ÜberfiK den Lieutenant, der mit einem Sergeanten und 20 Zulus den Marsch angctreten und auf dem Marsche nach Luatu von den Wagogo 1000 Mann Verstärkung erhalten hatte. Nach längerem Gefechte wurde der Sultan unter schweren Verlusten in di« Flucht geschlagen. Da die Munition stark verringert war, kehrte die Expedition, bei der die Wagogo gegen 100 Mann verloren hatten, nach Mpuapua zurück. Deutsches «eich. Di- „Westd. Allg. Ztg." meldet über den Stand der Militär vor läge, der Kaiser habe sich über die Grundzüge der im Allgemeinen fertig gestellten Vorlage ein gehend Bericht erstatten lasten und sich die Entscheidung für seine Person ausdrücklich Vorbehalten. Der Kaiser soll noch keineswegs geneigt sein, wesentlichen Abkürzungen an der Dienst zeit zuzustimmen. Jedenfalls werde er dieser wie jeder anderen wichtigen Einzelheit der Vorlage noch ein längeres Studium widmen, bevor er sich entscheidet. Es sei deshalb sehr ungewiß, ob die Vorlage noch in diesem Herbst an den Reichstag gelangen werde. Andere Zeitungen «ollen von Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kaiser und dem Reichskanzler wissen. Die ,Hamb. Nachr.' hören aus Friedrichsruh, daß Graf He-bert BiSmarck auf einen Tag dort gew-sen und am Montag Nachmittag nach O-sterreich zurückgefahren ist, sowie, daß alle Mittheilungen der Blätter über den Termin seiner Vermählung verfrüht sind. Zur Aussöhnung zwischen Berlin und Friedrichsruh schreibt die München«' ,Allg. Ztg.': In F-ievrichSruh hat nie der Wunsch o-er gar die .Bedingung' b-standen, daß Graf Herbert einen Boischasieiposten «-halten müsse. Im Gegentheil hat der Graf sich noch rn den letzten Mo aten piivateo Anregungen gegenüber nut aller Bestimmtheit dahm ausgesprochen, daß er gar nicht daran denke, wieder in den Dienst zu treten, was ihm nach Lage der Dinge auch gar nicht möglich sei. Sern Wiedereintritt in den Dienst würde somit nicht eine Bedingung, sondern nur die Folge einer AuSsöheuog des Kaisers mit dem Fürsten Bismarck fern können, an w-lche indeß während ter Amtsvauer des Grafen Caprivr wohl nicht zu denken ist. Daß einflußreiche Mitglieder des p-eußsch-n Staalsministenums diese Aussöhnung nickt nur für wü-isckenswerth sondern für absolut nolhwendig halten, ist erne feststehende Thatsache." — In Wien umlaufende Aeußerungen des Gissen Herbert Bismarck bestreiten auf das B.stimrnt-ste testen angebliche Absicht, wieder in die diplomatische Laufbahn einzutreten, und zwar mit Hin weis auf seine Vermählung m>t einer Ausländerin. Fürst Bismarck habe nur vereinzelt und immer widerstrebend Ehen zwischen preußischen Diplomaten und Ausländerinnen genehmigt. Auch die ,Hamb. Nachr/ treten aus das Schärfste den Angaben entgegen, als ob s-it dem Austritt des Grafen Herbert BiSmarck auS dem Staatsministerium der Wiedereintritt desselben von ihm oder seinem Vater jemals gewünscht orer auch nur für möglich gehalten worden wäre. Sie bezeichnen es als eine willkürliche Erfindung, wenn über den Grafen behauptet wird, daß er seit seinem Ausscheiden aus d m Ministerium irgend welche Anstellung erst-ebt, gewünscht, ober gar „beansprucht' habe. Das Blatt schlicht mit dem Satze: „Die ve> suche, auch seinem Vater Unterhandlungen über diese Frage zuzumutheo, können wir unbeachtet lasten." Zum russischen Milrtärbevollwächtigten in Berlin soll der Flügeladjutant Fürst BeloSzelszi, dessen Gemahlin eine Schwcher SkobclewS ist, ausersehen sein. Die Verhandlungen der Böifin-UntersuchungS-Kommisflon mit den Sachverständigen nehmen einen großen Umfang an; eS ist schwer, die Zeit der Beendigung der Untersuchung abzusehen. Es ist als sicher anzunehmen, daß die Tagung des preuß Landtages über Pfingsten hinaus währt. Im Hause der Ab geordneten wird noch der Nachtragsetat bezüglich der Wasser versorgung Schlesiens erwartet. Trotz Widerspruchs des Ministers Turban nahm die zweite badische Kammer einen BermittelungSantrag zu Gunsten deS direkten Wahlrechts an, wobei die G-sammtrevision der Ver fassung als „wünschenswerth" bezeichnet wird. Der Kommissions antrag hatte die G-sammtrevifion als „nothwendig" b-zei-net. Italien. Das neue Ministerrum G'vlitti hat am Sonntag in die Hand des Königs den Eid geleistet. — Die italienische Presse begrüßt das neue Ministerium im Allgemeinen wohlwollend. Der ,Popolo Romano' sagt, wen» di se Männer, denen weder Wissen und Verwaltunzstalent, noch die Eikennt- niß der Bedürfnisse abzusprechen ist, nicht zum Ziele kommen, dann bleibe nichts übrig, als zur einzigen alten E che (C ispi) zurückzuk hren, die dem Alter und den Stürmen noch in unvrr- kümmerter Frische Trotz biete. Wie römische Blätter melden, hat eia junger Feuerwerker eine Erfindung gemacht, die für die K.iegSsühiung von großer Bedeutung werden könnte. Es handelt sich um die B-leuchtung feindlicher Stellungen. Wenn man den Blättermeldungen Glauben schenken darf, so hat der junge Mann ein Geschoß hergestellt, daS sich aus einer Kanone auf 10—12 Irin schleu dern läßt, beim Aufschlagen zerspringt und durch den in Brand gesetzten Inhalt seine Umgebung mit einer Lichtstärke von 100000 Kerzen erhellt. Die Sache klingt in dieser go>m fast märchenhaft, ober etwas Wahres ist daran, die General-Artillerie- Direktion verfolgt die Arbeiten des Erfinders mit lebhafter Aufmerksamkeit. Rußland. Der Zar hat der Getreidekommision, die bisher nur auf besonderen Befehl deS Zaren zusammen»««», daS Recht verliehen, auS eigener Entschließung je nach Bedarf zu sammenzutreten, damit gegebenen Falles keine Zeit ver loren werde. Die „Moskauer Ztg." mißt nun dock den Unruhen in Lodz eine sehr ernste, wenn nicht alamirende Bedeutung bei. Im Gegensatz zu dem sonst üblichen BertuschungSlystem wird unumwunden zugegeben, daß eine große Anzahl von Personen gelödtet und verwundet worden sei, daß die S-schäftSleute ihre Läsen schloffen und die friedlichen Bürger eS nicht wagten, di« Straße zu betreten. Verhaftungen wurden in so g oßer Zahl oorgenommeri, daß die Gefängnisse der Stadt überfüllt waren uno tagelang herrschte der B lazerungszufland. Nrtülich denunziert auch die ,Mosk Ztg.' als Ursache der Ausschreitungen den deutsden Emflaß und fordert zu energischen Maßregel» auf, um die deutschen „Parasiten" aus den Grenzgebieten zu entfernen. Die Arbeiterfrage sei eine Flucht des Protestantismus uno der Reformation, deren Zusammenhang mit der R volution seststehe. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 18 Mai 1892. — In der gestern von 7 Uhr an unter Vorsitz des Herrn R-ndant Thost adgehaltenen öffentlichen Stadtverord neten-Sitzung, in der 14 Mitglieder des Collegiums, die Herren: Thost, Pietschmann, Hammitzsch, Kretzß, R'tzsche, Dr. M-nde, Thalheim, Thieme, Donst, Braune, H. Barth, Schneider, Müder und Schütze, und als Rathsdepulirter Herr Stadtralh Grundmann anwesend waren, wurde Nachstehendes verhandelt und beschloss n: 1. Bon der Mitlheilung deS Stadtrathes, betreffend eine Schenkung von 300 Mt. zum Besten des Bürger hosprtalfonds von einem nicht genannt fern wollenden Riesaer Herrn, «urde unter Anerkennung solcher G sianunz Kenntniß genommen. 2. Aus eine auf Antrag deS Herrn Pretschmann von dem Collegium in seiner Sitzung am 19. April cr. an den Stadt rath gestellte Auflage, den Beginn des Neubaues der Göhliser Drescherhäuser betr., theilt dec Stadtrath mit, daß mit dem fraglichen Bau begonnen werden würde, sobald die Frühjahrs- filddestellung auf dem Rittergute vorüber sein wird, da der Rrttergutspachter, Herr Fuhrmeister, sich berert erklärt hat, die sämmllichen Baufuhren unentg ltlich zu leisten, falls der Bau in eine Zeit füllt, wo er mit der Feldbestellung nichts mehr zu thun hat. Herr Stadt». Pietschmann erklärt hierzu, daß, wenn die Zeichnungen und sonstigen Unterlagen rechtzeitig fertig gewesen wären, die Anfuhr deS Baumaterials noch vor der Frühjahrsbestellung hätte erfolgen können. Im Ueb:izeu wurde vor» der Mittheilung Kenntniß genommen 3. DaS NaturalisatiouSgesuch deS Schlossers Herrn Jos pH Giebe aus Kleinwöhlen in Böhmen ist von der Königl. Kreis- hauplmannschaft zu Dresden ablchmno beschieden worden, «aS zur Kenntniß genommen «urde. 4 Erne Anzahl Adjacenten hat beim Stadtrath um Ein ziehung des sog. Rosengäßchens petirt, eine andere Anzahl von Anwohnern sich dagegen erklärt. Herr Fleischermeister Lehmigen hier, oer da« ehemalige ConsumvereinS-Grundstück an der Schul straße käufl ch erworben hat und an der Stelle zwei neue Wohnhäuser zu erbauen beabsichtigt, hat nun b i dem Stadt rath um die Genehmigung nachgesucht, das Rosengäßcheo an seiner Einmündung in die Schulstraße zu überwölben, um da durch den Anschluß seines Neubaues an daS Martin'sche Haus grundstück herzustellen und eine größere Front zu gewinnen, gleichzeitig aber, um die sonst entstehende Lücke in d r Häuser reihe zu vermeiden. Der Stadtrath hat auf dieses Gesuch beschlossen, dem Fleischermristec Oehmigen srll gestattet werben, daS Rosengäßchen an seiner Einmündung in die Schulstraße zu überwölben, dafern er der Stadt hierfür eine Entschädigung von 100 M. gewährt. Di-Angelegenheit soll nach 8661 dcS bürgeilrchen G fitzbucheS geregelt werden. Im Uebrigen aber soll die Benutzung deS Fußweges durch die Adjacenten und daS Publikum gewahrt bleiben. Das Collegium trat dem Raths- beschluffe einstimmig bei. 5. Die Anlag« nkoffenrechmrng für 1890, die bei eine» Soll-Einkowmen von 80919 M. 12 Pf., welches sich durch Zuwachs und Eingang von Resten auf 95937 M. 52 Pf. erhöht, durch Wegfall und Erlaß an 17 228 M. 41 Pf., sowie durch in Wegfall zu stellende Reste an 295 M. 89 Pf. aber auf eine Ist-Einnahme von 78413 M. 22 Pf. sich reduzirt, und der eine Ausgabe in gleicher Höhe gegenübersteht, wurde, da dieselbe mehrseitig geprüft und für richtig befunden worden ist, dem Rathsbeschluffe gemäß einstimmig für richtig gesprochen. 6. Für Herstellung einer im Anschluß an daS Wenzel'sche P.ivatkasernement von der Poppitzer Straße nach der Meißner Straße führenden und durch daS Stellmacher Müller'jche Grund stück zu legenden Schleuse werden, da dieser Bau im Haus haltspläne nicht vorgesehen ist, dem Rathsbeschluffe «.emäß 3300 M. Baukosten einstimmig nachverwilligt. Ebenso wurde dem Beschlüsse deS Bauausschust.S vom 16 ds. MtS., nach