Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860917
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-17
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.09.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M 21«. « Iadryang. AbounementSpreiS: . ».L,^Ä"dLL° l°w monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestelle in Tbemaih und beu Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4«3») Im3. u. 4.Quartal erscheint für Abonnenten Sächsische» Etsenbahu-stehrplallheft. Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Mrerbllch(8eihnachtsbkigabe)t>.Anzeiger». Verlag; Alexander Wiede, vnchdrnckeret, Etzemuttz. Sächsischer mit Unparteiische „Chemnitzer Stadt-Anzeiger", tägliche Zeitung für Sachsen «n-Thüringen. Freitag, 17. September 188V. Jnsertion-preiSr Raum einer schmalen tkorpnSzetlr tä Vs-, Bevorzugte Stelle (Ispalt. Petitzeile) 30 Pf. Be, Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von AuSwärt» »olle «a» JnseriionSbctragsin Briefmarken) beifi" Oe ^ Silben KorpuSschrift bilde« ca-1 f Aimoncenannahme nur bi» Bonn» Inserate nehmen außer der »erst Expedition die Annoncen- Bureanx «rpeditio» und «edektien: Chemnitz, TheaterstraHe Nr. L. lelegramm-Adr.: Wiede'« Anzeiger, Ehenmttz, Fernsprechstelle Nr iS» Keibliitt«: Täglich ein UntcrhsUunggblall Wi> hWmstisch illustrirtcs Smtqsdiliil „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungm sächsischer Behörden. Die hiesige Feuerwehr beabsichtigt in den nächsten Lagen eine Haupt- Uebnng zu veranstalten und sollen hierbei die Alarmsignale geblasen werden, wovon die hiesige Einwohnerschaft in Semitnib gesetzt wird. Vableuz b. Lhemnitz, den IK. September 188S. Der Gemeindevorstand. Maschke- «eleg»aphisch- Nachricht-«. Vom 15. September. Straßburg. Prinz Wlbelm und der Großherzog von Baden begaben sich bereit» früh uw 7 Uhr 50 Minuten auf da» Manöver terrain bei Dittweiler. Der Kronprinz und der König von Sachsen folgten nm 9'/. Uhr «ittelst Extrazuge». Der Kaiser, von den großen Anstrengungen bei den gestrigen Besichtigungen und Empfängen etwa» ermüdet, begab sich nicht auf da» Manöverfeld. Berlin, lieber da» bevorstehende italienische Grüobuch betreff» der bulgarischen Krise bringt ein römischer Brief der Bvsfischen Zei tung interessante Mittheilungeu. Da» Grünbuch werde darthu», daß Rußland von seinem aggressiven Borgrhrn erst abließ. al» ,» sich dem einheitlichen Widerstande Italien» und England» gegen jede In vasion grgenübersah. Dasselbe werde ferner Depeschen de» Wiener Botschafter» Nigra bringe», woran» die Verblüffung und Unsicherheit der österreichischen Politik unmittelbar nach der Entthronung de» Fürsten Alexander hervorgehe. Man sei auf dem BallhanSplatze über dl« Haltung de» Fürsten Bismarck gegenüber Rußland nicht wenig beunruhigt gewesen, bl» Graf Kalnoly nach der Zusammenkunft de» Fürsten Birma, ck mit Gier» i» Berlin offen ansragt,, ob man da selbst Rußland» neueste Haltung billige oder nicht. Fürst Bismarck habe darauf sein« Meinung dahin abgegeben, daß di« Abdankung de» Fürste« Alexander da» einzig« Mittel znr Verhinderung eine« rnsfi scheu Invasion und europäischen Verwicklung sei. Berlin. Die Gerste- und Hopfenlagrrei der Brauerei Könlgstadt ist durch ein gestern Abend 11 Uhr dort anSgebrochene» Frur, voll ständig niedergebrauut. Die Größe de» Feuerschaden» ist noch ««er mittelt. Verunglückt ist Niemand. Triest. In den letzten 24 Stunde» wurden an Cholerafälleu eonstatirt: in Jsola 2, in Muggia 13. in Rosauol 1, in Skalniea 6, in Rupa 7, in Orcsia 1. Petersburg. Gestern Vormittag war in der Nähe von Brest- LitowSk vor dem Kaiserpaar Parade der Manövertruppe«, Nachmittag» in dem Liudschener Forst Jagd, woran Wladimir, Nikolau» jr., Worouzow-Doschkow, General Werder und Andere theiluahmeu. Der Thronfolger und dessen Bruder Georg. Nikolaus so«., Prinz Olden burg, WaunowSkl und Gier» reisten Nachmittag» nach Peterhof ab. Petersburg. Odefsaer Blätter melde«, daß drei englische Kriegsschiffe zweiter Reserve heimlich unter der Handelrflagge durch die Dardanellen gefahren und unter der KriegSflagge ans der Rhede von Odessa vor Anker gegangen sein. Unter den Schiffen befinde sich di« „City of Manchester', welche mit zwei Kanonen armirt ist. Zwei Drittel der Mannschaft und der Lapitäu gehören znr englischen Kriegsflotte. Die hiesige« Blätter verlangen die Enferuuug der Schiffe au» dem Schwarzen Meere. Madrid. ES verlautet, der Herzog von Sevilla, welcher in Maho» internirt war, fei ans einem »ach Cett« segelnden französischen Kauffahrteischiffe entflohen. Eastelnuovo. Gestern langte in Lattaro an» Hamburg rin deutscher Dampfer an, welcher mit Waffe« und Munition für Monte negro beladen ist. Ru st schuk. Di« heute hier au»geg»b«ne Nummer de» Journal» Slavojniu, welche die Geschichte der Entthronung, der Abdankung und der Abreise de» Fürsten Alexander enthält, ist mit einem Trauerrand, erschienen. Sophia Drei höhere Offizier«, darunter Nikiforoff, demisfio nirten infolge der Beschuldigung, an der Verschwörung theilgenommen zu haben. Die rnmelischrn Regimenter marschirten heute «ach Philip popel au»; die Bevölkerung verabschiedete sich mit sympathische- Znrnfen. Bukarest. Di« halbamtlich« „Etoile roumaine" dementirt die von de» oppositionellen Blätter« verbreiteten Gerüchte, wonach zwischen Rumänien, Bulgarien und Serbien eine Union hrrgestellt sei, nach der der König von Serbien ans den bulgarischen Thron erhoben werden soll. Sine We«dmrg. Chemnitz, den 16. September. Al» die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" die bevorstehende Berufnng de» Deutschen Reiche» nach Berlin ankündigt«. deutete sie ganz bestimmt an. r» werde sich in den Verhandlungen auch ein« Debatte über die aniwärtige Politik abspiele«. Diese Ansicht hat sich auch noch bi» zum Anfang dieser Woche gehalten und es wnrde all gemein angenommen, Fürst Bismarck werde di« Gelegenheit benutzen, sich ausführlich über die europäische L age anSzusprecheu. Jetzt ist de» Kanzler «ach Barzi« gereist, «nd damit ist sein Erscheinen im Reich»- tage, wie di« Besprechung der answärtigeu Politik unmöglich ge- worden, denn ein« solche Debatte hätte in Abwesenheit Fürst Bi». marck'S wenig oder keinen Nutzen. Man muß annehme», daß der Reichrkanzler de» Zeitpnnkt zu langen Auslassungen auf seinem eigenste« Gebiete nicht für paffend erachtet. Er läßt sich eben nicht zu jede» Zeit Jede» sagen, am allerwenigste« in einer Angelegenheit, bei welcher ganz Europa in Betracht kommt. Man kann in der That kaum daran zweifeln, daß in der bul garischen Frage ein« Wendung eingetreten ist. ES ist Rußland ge lungen, mit der Entfernung de» Fürsten Alexander an» Bulgarien einen gewaltigen Sieg zu erringe»; denn dir Abreise de» tapferen Battenberger» öffnet dem russischen Einfluß im Balkan wieder Thür »nd Thor, und wenn auch starke SelbstäudigkritSregungen unter den Bulgaren sich bemerkbar machten, die einheimischen Politiker in Sophia waren und find nicht imstande, Bulgarien ans der Stell« zu erhalten, wohiu Fürst Alexander «» gebracht. Da» Land muß sich, da die Wiederkehr de» Fürste» «ehr al» nuwahrscheinlich ist, schließlich doch an Rußland ««lehnen. Di« Kaisermächte, besonder» Oesterreich, da» am meiste» interesfirt ist. find offenbar gewillt gewesen, Rußland in Bezug ans Bulgarien große Konzessionen zu machen und namentlich über die Person,»frage keinen Streit herbeizufübren, aber daß di« rnsfischeu Pauslavisten nun sofort sans iaeon Bulgarien verschlucken möchten, da» ha! in Wien, mehr noch in Pest, sehr verstimmt. Ja Wahrheit find e» die Pauslavisten, welche in Rußland in Sachen der bulgarischen Frage den treibenden Keil bilden; aber wie hoch diese Leut« am Kaiserhose in Peter»b«rg stehen, beweist die Verleihung de» Wladimirordeu» 2. Kl. an den Oberpanslavisteu Katkow in Moskau. Der ungarische Ministerpräsident Ti-za soll sich sehr offen und sehr scharf gegen die russische Politik in Bulgarien as-gesprochen haben, ei» Beweis, wie weit die Verstimmung schon gediehen ist. E» liegt etwa» wie rin Nebel über dem, wa» zwilchen de« Großmächten jetzt in Sachen Bulgarien» verhandelt wird. Fest steht, daß eifrige Berathnugen staltfindru, die Muzrlheiten entziehen sich dagegen jeder Keuutnißuahme. England war et bekanntlich, welche» zuerst di« diplomatische Aktion gegen Rußland ausnahm; «» würde nicht» au»gericht«t haben-» wen» e» nicht ander»«» eine gewisse Zu stimmung gefunden hätte; den» daß diese Zustimmung vorhanden, lehre» die eben flattfiudende« Verhandlungen, welch« ohnedem keinen Zweck haben würden. Wahrscheinlich handelt e» sich darum, Rnß- land von einem direkte» Vorgehen in Bulgarien abzuhalten und die Entscheidung in der Sache der Gemeinschaft der Großmächte zu über tragen. E» ist Wohl nicht recht anznnehme«, daß Rnßland sich völlig halsstarrig zeigen wird; e» hat so viel gewönne», daß e» ruhig warten kan», bi» ihm der Rest in den Schoost fällt. ES wird so voraussichtlich de« europäischen Areopag gelinge», sich über einen neuen Bulgarensürsten zu einigen, der dann der Nationalversammlung in Sophia zur Wahl präsentirt werden wird. Ein» müsse« wir aber, wen» solchergestalt rin vorläufiger Abschlnß der bulgarische» Wirren ersolgt, immer im Auge behalten: Wenn e» de« rnsfischeu Einfluß und dem Rnbel gelungen ist, einen Alexander Battenberg zu besei tigen, dann fitzt überhaupt kein Fürst mehr sicher auf dem Thron in Sophia. Bulgarien kann an» de» russischen Ketten nicht «ehr lv», mag Rnßland auch scheinbar nachgrben. Politische Rundschau. Chemnitz, den 16. September. Deutsches Reich. Heute Donnerstag erfolgt die Reichstag» eröffuung. Manchem Reichsboteu mag di« plötzlich« Einberufung nach Berlin allerdings wenig behagen, aber e» läßt sich wohl au- nehmen, daß sofort ein beschlußfähige» Hau» vorhanden sei« wird; nm so eher kau« dann der Schluß der Arbeiten erfolge», dem spätesten» sür Sonnabend entgrgengesehen wird. Di« Vorlage, be- treffend die Verlängerung de» Handelsvertrages mit Spanien, ist dem Hause bereit» zngegange«. — Der R«ich»tag besteht gegenwärtig an» 74 Deutschconservativen, 27 Freicouservativen, 107 TentrumSleuten, 10 Polen, 50 Nationalliberaleu, 65 Denlschfretfinuigeu, 7 Volk»- parteiler«, 25 Socialdemokraten, 24 Wilden. — Sicherem Vernehmen zufolge ist der StaatSsecretär Graf Herbert Birmarck zum preußischen Bevollmächtigten im BundeSrath ernannt worden. — Die Verlängerung de» deutsch, spanischen Handelsvertrag«» erfolgt nach den Motiven der BnndeSrathSvorlage „ohne jede Modi fikation". Liese Angabe mag bezüglich der Fassung de- Vertrage» von 1883 voll« Geltung habe«; aber thatsächlich ist fast gleichzeitig mit dem auf di« Vertragsverlängernng bezüglichen Abkommen eine wichtige Veränderung de« Handelsbeziehungen zwischen Dentschland und Spanien durch den neuen englisch-spanischen Vertrag «ingetretr». Seit einer Reihe von Jahren hat England, welches au der Versorgung de» spanischen Markte» seit langer Zelt vielfach, besonder» in den Erzeugniffen der Metall- und Textilindustrie, einen hervorragenden Anthril hatte, nicht z« einem ueneu VertragSverhältniß mit Spanien gelangen können. Nach de« Abschlüsse de» Vertrage» mit Frankreich im Jahre 1882, der sür einen große« Theil de» spanischen Zolltarif- Herabsetzungen oder Bindungen der frühere« Sätze einführte, hat Spanien nach mehr oder minder lebhaften Kämpfen mit alle» wich tigen europäischen Handelsstaaten nene Verträge vereinbart; «nr England blieb ausgeschlossen, weil di« englische Regierung in di« von der spanischen Regierung gleich anfangs gestellt« nid hartnäckig fest- gehaltene Forderung einer beträchtlichen Herabsetzung der englischen Zölle auf spanische, d. h. stark alkoholhaltige Wein« nicht willigen wollte. Die Folg« war, daß ans die englischen Maaren di« bedeutend höheren Sätze de» spanischen Generaltarif» Anwendung fanden, wäh- rend die Erzeugnisse der wichtigsten Conenrrenzländer, namentlich also Frankreich», Deutschland», Belgien» und der Schweiz, z« den fast durchweg weit geringere» Sätzen de» LonventlonaltarifS oder gar völlig zollfrei «ingeh«» konnten. Dem englischen Export nach Spanien wurde aus diese Weise ein sehr empfindlicher Schlag zugefügt, während umgekehrt für die Industrien der mit Spanieu in eine« Vertrag»- verhältniß stehende« Länder grade an» dieser Sachlage ein besonderer Vortheil gegenüber der englischen Conenrreuz erwuchs. Diese« a«r- uahmSweise günstigen Lag«, in welcher die deutschen Lxportindustrle« in den letzten Jahren absetzeu konnte» und in steigendem Umfange abgesetzt habe», ist nun aber durch di« endlich zu Stand« gekommene handelspolitisch« Versöhnung zwischen England und Spanien gerade in jüngster Zeit ein Ende gemacht worden. Da»selbe Gesetz, welche» die spanische Regierung zur Verlängerung der im Jahre 1887 Mausenden Handelsverträge «nd somit auch de» Vertrage» mit Deutschland ermächtigt, hat derselben auch Vollmacht gegeben, Eng land auf Grnnd der vorher vereinbarten Bedingungen da» Recht de» meistbegünstigten Nation znzngestehen. England hat sich gemäß dieser Stipulationen z« einer Ermäßigung der Zölle aus spanisch« Weine bereit erklärt und anf Grnnd dieser Vereinbarung gehen bereit» seit dem 15. Angust diese» Jahre» die englischen Maare» zu denselben erleichterten Bedingungen in Spanien ein, wie die Maaren der früher vorzugsweise begünstigten Staaten. E» kann nicht an»bleiben, daß die auf diese Weise neu gestärkt« englische Industrie den concurrirenden Industrien der übrigen Länder da» Leben schwer zu machen suche« wird. In manchen deutschen Industriezweigen «acht man sich denn auch bereit» auf eine Lin schränknng de» Export» «ach Spanien gefaßt, und in andere« Ländern sieht man die Sache ähnlich an. So bemerkt« z. B. de« vom Schweizerischen Handels- und Industrie»»«!» vrr einiger Zeit heraus- gegebene Jahresbericht bereit»: »Nicht minder bedauerlich ist eine weitere Schmälerung de» schweizerischen Expo,»», welche er durch de» bevorstehenden Abschluß der HandelScouventio» Spanien» mit England erleiden mnß." Für die hiernach mit einer gewissen Sicherheit zu erwartend« Verschlechtern»« der dentsche« Absatzverhältniff« anf dem spanischen Markt« ist selbstverständlich die deutsch« Regierung nicht verantwortlich zu machen. Di« deutsche Sxportiudustrie hat sich dort einige Jahre hindurch betreff» der Zollverhältuissr einer besonder» begünstigte» Position zu erfreuen gehabt »nd «nter dem Schutz« dieser ans schließlich««» Zollbegünstigungen ihre» Absatz erwritert. Diese Position geht von jetzt ab verloren dnrch ein« neu« Abmachung mit einem dritte« Lande, welch« von Deutschland weder gefördert noch gehemmt werden konnte. Wohl aber ergiebt sich au» allen diesen Vorgängen mit überzeugender Klarheit, welche Steigerung der Un sicherheit in den internationalen BerkehrSbeziehungrn dadurch herbei« geführt wird, daß zeitweilig in da» System der Meistbegünstigung eine Lücke gerissen wird, welch« nach einiger Zeit dnrch «inen nenen Vertrag doch wieder geschloffen wird. Die jetzt mit Spanien gemachte Erfahrung zeigt deshalb anf'S Nene, wie jeder anf großen Export angewiesene Staat ein hervorragende» Interesse nicht nur au äue« unmittelbaren Vertrage mit diesem oder jenem Staate, sondern auch an der Erhaltung einer «öglichst allgemeinen friedlichen Handel»- politischen Entwickelung besitzt, wenn er seine» exportirende« Grwerd- zweige« wirklich feste, zuverlässige Grundlagen für den Absatz »ach dem Aul laude verschaffen will. — Wenn auch der Beschluß der StrafrechtSsection de» Juristen« tage» im Sinne de, Aushebung der Schwurgerichte dl« Zustimmung de» Plenum» nicht gefunden hat, so läßt sich doch dl« konservativ« Presse die Gelegenheit nicht entgeht», au der Hand de» Sektion»« beschluffe» di« baldige Beseitigung der Schwurgerichte anznkündigen, auch unter Berufung auf Herr» vr. Gneist, der zwar di« sofortige Beseitigung der Schwurgerichte nicht befürworten wollte, gleichwohl aber vora«»sah, daß die Schwurgerichte de« großen Schöffengerichten de» Leouhardt'jchen Entwurf«» Platz machen würden. Wenn di« »Post" daran erinnert, daß bei der Berathung der Justizgesetz« die Leouhardt'schen großen Schöffengerichte beseitigt worden seien, so ver gißt sie zu erwähnen, daß schon im BundeSrath da« Festhalten an den Schwnrgrrichte« beschlossen worden war. Daß die süddeutschen Regiernugru sich anch jetzt noch nicht sür di« Beseitigung der Schwur gericht« entschiedi» habe», ist an» den Verhandlungen de» Bunde»« rath» über die bekannt« Novelle zu den Justizgrsetze» ersichtlich ge wesen, welche dehnst Erleichterunug de» Geschworentnbienste», namentlich auf dem platte« Lande, eine Bermindernng der Zahl der Geschworene« (von 12 anf 7) bezweckte. E» bedurft« damal», wie erinnerlich, der direct«« Jntrrvention de» Reichrkanzler», um die Majorität de» BundeSrathe» sür die abgeschwächten prenßischeu Vorschläge zu gewinnen. Unter diesen Umständen wird e» mit der Beseitigung der Schwurgericht« ein« Welle Zeit haben. Vorläufig geben die Gegner der Schwurgerichte ihrer Befriedigung darüber «n-drnck, daß da» Plenum de» Juristentage», wen« auch mit schwach« Majorität, die RevifiouSbedürftigkeit der Institution de, Schwnrgrrichte zugegeben hat. „Zn de» mannigfachen Punkten," schreibt di« „Post", „in denen die bestehenden Vorschriften al» revisionsbedürftig bereit» ln Frage gestellt find, tritt da» Institut der Geschworenengerichte." Vielleicht wird demnächst die Novell« von 1884, welch« damals im Reichstage gar nicht einmal znr Berathung kam, ihre Auferstehnng feiern, und e» wird sich ja dann zeigen» ob wirklich im Reich-tage «in« Majorität sür eine Reform der Schwurgerichte vorhanden ist, welche der Natur der Sache nach nur der erste Schritt zur völligen Beseitigung derselben sei» würde. — Der au» Berlin anSgewlesen« Abg. Singer ist zur Theil- «ahm« an den ReichStagSverhandlnngen in aller Still« dorthin zurück- gekehrt. — Der „Dauz. Ztg." zufolg« ist ein seit 36 Jahren in Prenßen wohnhafter Handel-wan» Jacob Lewi» an» Lautenburg ausgewieseu, »nd au der Maßregel wird festgehalte«, trotzdem Lewin, von allen Mitteln entblößt, nicht einmal Reisegeld hat. Oesterreich-Ungar«. Der Toast, welchen Kaiser Franz Joseph am Geburtstag de» Zaren auf diese» ausgebracht, ist z« einem hochpolitischen Ereigniß gestempelt, wa» er aber gar nicht ist; olche Toast« find einfache Höflichkeiten und haben stet» stattgefunden. Die Freundschaft zwischen Rußland und Oesterreich hat im Gegen« theil durch den bulgarischen Zwischenfall ein Loch bekommen, und besonder» die ungarischen Minister find sehr verstimmt. Frankreich. DI« Verhandlungen zwischen dem Papst und Frankreich wegen Entsendung eine» Nnntiu» nach Peking dauern immer noch fort. Die Angelegenheit schien vorige Woche glücklich beigelegt z« sein, da der Papst auf da» Drängen der französischen Regierung erklären ließ, er werde nur provisorisch einen Vertreter nach Peking schicken. Hinterher hat aber die französische Regierung den Wortlaut der päpstlichen Note bemängelt, und sie verlangt «ine präzisere Fassung. Speciell hat man von Pari- au» die Forderung gestellt, daß der päpstliche Vertreter keine diplomatische Mission irgend welcher Art habe, daß er unbedingt «nter dem französischen Gesandte« stehe und in all' seinem Thn« von ihn abhänge, «nd endlich, daß eine definitive Regelung der Angelegenheit im Einvernehmen mit Frankreich erfolgen müsse. Man glaubt nicht, daß der Papst daranf eingehen werde. Jedenfalls soll aber di« Entsendung eine» päpst lichen Vertreter» möglichst schnell erfolgen, da die letzten Christen- Metzeleien wieder bewiesen haben, wie uothwendig die Anwesenheit eine» solchen ist. Italien. 1500 Mann italienischer Truppen sollen nach Maffanah am Rothe« Meere demnächst abgeseudet werden. Die Truppe« haben aber nur die Aufgabe, «inen Theil der dort befind- lichen Mannschaften abzulösen, hingegen nicht die, neue Anneetionen vorzunehme«. England. Im östlichen Sudan soll nun, nachdem dieser Tage da» letzte Bollwerk der vor Suakin stehenden Sudanesen, Tamai, von den den Engländern befreundeten Stämme« eingenommen ist, die Ruhe völlig hergestellt sein. — Die englischen Commiffare an der afghanische» Grenze haben jetzt die Rückreise «ach Indien angetreteu. — Besonder» von Pari» wird immer wieder gemeldet, England wolle m Hinblick auf Rußlands Vorgehen Egypten annectken; davon hat England nicht» al» Kosten. Es steht sich jetzt viel bester. — Im englischen Unterhause ist die Regierung aus'» Neue wegen der bulgarischen Angelegenheit interpellirt. Es ist aber sorgfältig ver mieden, auf di« schwebenden Unterhandlungen einzngehen, und nur Bekannte» ist mitgethellt. Man scheint in London anch nicht ganz ohne Besorgniß wegen neuer russischer Machinationen zu sein. Brr-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite