Volltext Seite (XML)
7V/ /' >ere» „Wei-etttz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan tialten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Be stellungen an. Anserate, welche bei der bedeutenden Auflage drS Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung finden, werden mit 10 P Spaltenzeile oder Raum berechnet. - bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile M Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 29. Januar 1885 Nr. 13. Zum französisch-chinesischen Konflikt. Aus der chinesischen Hauptstadt Peking ist wieder holt die Nachricht gekommen, daß China große An strengungen mache, um die französischen Expeditions korps aus Tonkin und der Insel Formosa zu ver drängen und soll zumal die chinesische Kriegsflotte bereits nach der Küste von Formosa abgedampst sein, um den französischen Admiral Curbet von dort zu vertreiben. Die chinesische Flotte soll von einem früheren deutschen Marineoffizier befehligt sein, außer dem soll jedes chinesische Kriegsschiff einen deutschen Maschinisten und 20 deutsche Artilleristen am Bord haben, so daß es nicht unmöglich ist, daß die Fran zosen eine Schlappe vor Formosa erleiden können. — Außerdem thut die chinesische Regierung das Möglichste, um auch ihr Landheer auf eine leistungsfähige Stufe zu bringen. Die deutschen Offiziere und Instrukteure, welche kürzlich von Li Fong Pao gesandt wurden, sind in Shanghai, Tientsin und anderen Orten ernstlich damit beschäftigt, das komplizirte deutsche Exerzitium zu lehren. Englische Berichterstatter meinen aber, daß China davon wenig Nutzen haben werde, da für die Chinesen das komplizirte deutsche Militärsystem nicht paffe, eine Behauptung, deren Bestätigung erst abge wartet werden muß. — Was die Stimmung des chinesischen Volkes im Hinblick auf den Krieg mit Frank reich anbetrifft, so ist dieselbe eine getheilte. Die Masse des Volkes gilt als kriegerisch, die wohlhabenden Leute jedoch, die gezwungen werden, Kontributionen für die Kriegskosten zu leisten, wünschen aber den Frieden. Die höchsten Würdenträger sind durch die von ihnen selbst gemachten Erklärungen gebunden. Seitdem einem Minister, welcher friedliche Konsessionen Vorschlägen sollte, Rache angedroht wurde, sind die friedliebenden Minister wie auf den Mund geschlagen, und wenn eine entscheidende Frage diskulirt wird, wird die Ent scheidung gegeben, ohne daß sie mitstimmen. — So liegen die Dinge im französisch-chinesischen Konflikt zur Zeit äußerst kritisch, doch dürften die Chinesen, wenn die Franzosen die gehörige Energie entfalten, von diesen geschlagen werden, was auch im allgemeinen Kulturintereffe zu wünschen ist, da China noch ein halbbarbarisches Land ist. — Was die Anwesenheit von Offizieren und Soldaten deutscher Abkunft im chinesischen Heere anbetrifft, so hängt dieselbe mit irgend einer Maßnahme der deutschen Regierung nicht zu sammen. Ein kleiner Theil dieser Deutschen sind In strukteure, welche sich die chinesische Regierung schon vor längerer Zeit von der deutschen Negierung erbat, und die meisten jener im chinesischen Dienste befind lichen Deutschen, sink» Leute, welche freiwillig nach China gegangen sind, um unter verlockenden Ver- . fprechungen dort ihr Glück zu suchen. Aus gleichem Anlaß findet man im chinesischen Heere auch Personen englischer und amerikanischer, ja selbst französischer Abkunft. Lokates und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die am vergangenen Sonntag im Saale des Gasthofs zum „goldnen Stern" abge haltene Bezirksversammlung der freiwilligen Feuerwehren der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde war sehr zahlreich besucht und waren in derselben die Feuerwehren von Altenberg, Dippoldiswalde, Geising, Glashütte, Kreischa, Lauenstein, Naundorf, Poffendorf und Reinhartsgrimma durch Delegirte vertreten. Nach Eröffnung der Versammlung und nachdem Herr Teicher- Dippoldiswalde die Erschienenen begrüßt, gedachte der selbe des am Freitag Abend in Leipzig plötzlich ver storbenen Kommandanten der Feuerwehr Glashütte, Moritz Großmann, in herzlichen Motten und ersuchte die Anwesenden sich zum Zeichen ihrer Theilnahme von ihren Sitzen zu erheben, was einmüthig geschah. Sodann gelangte ein Schreiben der Feuerwehren von Frauenstein, Nassau und Reichenau zur Verlesung, worin es dieselben ablehnen, dem Bezirksverband Dippoldiswalde beizutreten, weil 1) dieselben von den sämmtlich betheiligten Korps zu entfernt gelegen seien und 2) weil zwischen den Korps von Reichenau, Nassau und Frauenstein das Abkommen getroffen worden sei, alljährlich ein- oder mehrere Male gemeinschaftlich zu manipuliren, wodurch sie sich gleichzeitig die einheitliche Gestaltung und Hebung des Feuerlöschwesens wenig stens innerhalb ihrer Gemeinden und nächsten Um gebung zur Pflicht gemacht hätten, somit auch die Zwecke eines Bezirksverbandes, soweit thunlich, zu ver folgen bestrebt seien. — Nachdem als Statuten die vom Landesausschuß ausgearbeiteten ohne Aenderung anaenommen worden waren, beschloß man, während Altenberg 5 und Geising 8 Pfg. vorschlug als Bei trag zur Verbandskasse für 1885 pro Mitglied 10 Pfg. zu erheben. — Bei der Auszählung der statutengemäß jeder Feuerwehr zukommenden Stimmenzahl ergab sich, daß Naundorf I, Dippoldiswalde 6 und die übrigen Korps je 2 Stimmen abzugeben hatten, so daß im Ganzen 21 Stimmen abgegeben werden können. In den Bezirksausschuß wurden gewählt: Teicher-Dippol- diswalde (Vorsitzender), Jehne-Dippoldiswaloe (Schrift führer und Kassirer), Schultheis-Kreischa, Göhlert- Glashütte, G. Reichel-Dippoldiswalde und Krause- Altenberg. Der nächste ordentliche Bezirksfeuerwehrtag, mit dem eine Uebung verbunden ist, wird in Dippol diswalde stattfinden. — Als Inspektoren wählte der Ausschuß, nachdem er sich konstituirt hatte, Reichel- Dippoldiswalde, Brühl-Poffendorf und Straube-Naun- dorf und bestimmte als im Jahre 1885 zu prüfende Feuerwehren die von Kreischa und Reinhardtsgrimma. Dippoldiswalde, 27. Januar. Gestern hielt unser Turnverein seine diesjährige ordentliche Hauptver sammlung unter zahlreicher Betheiligung der Mitglieder ab. Der Vorsitzende, Herr I. G. Reichel, eröffnete die Versammlung durch einen Rückblick auf das ab gelaufene Vereinsjahr, wobei berichtet wurde, daß unser Turnverein auch in diesem Zeitraum ein recht erfreuliches Gedeihen aufzuweisen hat. Die Mitglieder zahl hat sich wiederum um 35 vermehrt und betrug am Jahresschluß 127. Weiter erwähnte der Bericht den im Juni vor. I. in hiesiger Stadt abgehaltenen sächsischen Turnlehrertag, bei welcher Gelegenheit unser Turnverein ein reges Bild seiner Thätigkeit entfaltet habe und wobei ihm von kompetenter Seite das Zeug- niß ausgestellt worden, daß er seine Aufgabe, die edle Turnkunst zu pflegen und zu fördern, in bester Weise Nachkomme. Am Schluffe wurde auf die im Oktober dieses Jahres stattsindende Feier des 25 jährigen Be stehens des Vereins hingewiesen und auf das Ge lingen derselben ein „Gut Heil" ausgebracht. Auch der Bericht des Turnwarts befriedigte allgemein; er konstatirte eine erfreuliche Theilnahme an den Turn übungen sowohl feiten der Vereinsschüler als auch der Erwachsenen. Geturnt wurde an 101 Abenden von 4172 Mann, also im Durchschnit 41 Mann pro Abend. — Der Kaffenbericht war gleichfalls zufriedenstellend, trotz der Tilgung der durch Aufstellung des eisernen Turngerüstes entstandenen Kosten und anderer Extra ausgaben verblieb ein ansehnlicher Bestand. Die Er- gänznngswahl des Turnraths wurde dadurch vollzogen, daß die ausscheidenden Herren Stadtrath Bucher, Lehrer Eidner und Lohgerber Emil Frosch, wiederge wählt wurden. Der Antrag des Turnraths: Die Er mäßigung der Beiträge auf 20 Pfg. pro Monat auf alle Vereinsangehörige bis zum erfüllten 18. Lebens jahre auszudehnen, fand einstimmige Annahme. Die Erledigung anderer innerer Angelegenheiten bildete den Schluß der Versammlung. — Hierauf nahm noch ein dem Verein seit Gründung desselben angehörendes Mitglied das Wort, um bei Verlesung eines s. Z. in diesem Blatte erschienenen Berichtes über das 1861 stattgehabte Turnfest zu Reinhardtsgrimma eines Mannes zu gedenken, welcher schon bei dieser turne rischen Feier gezeigt habe, ein wie warmes Herz er 51. Jahrgang. für die Turnsache habe, und nun vor wenigen Tagen im besten Mannesalter seinen Mitmenschen durch einen plötzlichen Tod entrissen wurde: des Herrn Uhren fabrikant M. Großmann in Glashütte. In warmen Worten gedachte Redner der Verdienste des Verstorbenen um die Förderung der Turnsache und bat die Ver sammlung, das Andenken dieses Mannes durch Er heben von ihren Plätzen zu ehren, welcher Bitte all seitig entsprochen wurde. — Der hiesige Geflügelzüchter-Verein beab sichtigt am 12., 13., 14. und 15. März d. I. in den Lokalitäten zur „Reichskrone" hier eine allgemeine Ge flügel-Ausstellung, verbunden mit Prämirung und Verloosung, zu veranstalten. — Kenner der Lebensweise der Vögel behaupten, daß diejenigen Vögel, welche man im Winter todt findet, meist nicht infolge von Nahrungsmangel ver endet seien, da der Vogel auch in der Schneelandschaft immer noch etwas finde, womit er, wenn auch noth- dürftig, sein Dasein fristen könne, sondern durch Wassermangel. Wasser ist dem Vogel ein unent behrliches Lebensbedürfniß und das fehlt ihm, wenn alle Wasserläufe, Tümpel und Teiche im Eise starren. Der wichtigste Dienst, welchen man demnach Vögeln im Winter erweisen kann, besteht darin, daß man ihnen den Zugang zum Wasser offen hält, was durch wiederholtes Aufhacken am Ufer eines BacheS geschehen kann, wo möglich unter Gesträuch zum Schutz gegen die Raubvögel, welche die Sammelplätze der Vögel unsicher machen. Immerhin unterhalte man im Winter Futterstellen für die Vögel, vergesse aber auch die Trankstätten nicht. Glashütte. Das war ein Begräbniß am gestrigen Dienstage, wie es unsere Stadt noch nicht gesehen, und das so recht von der Liebe, Achtung und Ver ehrung zeugte, die unser Moritz Großmann in allen Schichten der Bevölkemng genoß. Nicht nur, daß alle Vereine der Stadt einmüthig vertreten waren, aus allen Gegenden waren Freunde herbeigeeilt, um dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Nach einem Trauergesange hob in trefflicher Rede Herr Pastor Landmann die Charaktereigenschaften des Ver storbenen hervor, und riefen darauf Herr Bürgermstr. Kühnel im Namen der Stadtgemeinde Glashütte, Herr Uhrenfabrikant Lange im Namen der Uhrmacher schule, Herr Lehrer Straffer im Namen des Central verbandes deutscher Uhrmacher und Herr Lehrer Bret- schneider aus Hausdorf im Namen des Militärvereins bundes ein Ruhe sanft in das kühle Grab nach, wo rauf der Militärverein dem Kampfgenossen von 1848 das Ehrenfeuer über das Grab gab. Der Segens spruch beendete die einfache, herzerhebende Feier. Dresden. Der Hausmarschall des kgl. Hauses, Graf Vitzthum v. Eckstädt, hat im besonderen Auftrage des Königs die demselben ihm vom verstorbenen Her zoge Wilhelm von Braunschweig testamentarisch ver machten Güter in Schlesien im Laufe der letztver gangenen Woche übernommen. — Das stellenweise schon ziemlich starke Elbeis bietet gegenwärtig unseren Pionieren Gelegenheit, Ver suche mit Eissprengungen vorzunehmen. Am 25. Vormittags rückte die 3. Kompagnie des Pionier bataillons uuter Hauptmann Richter nach Loschwitz, um in dem dortigen Elbhafen die Wirkungen des Dynamits zu erproben. Von den 12 Sprengkapseln, welche in Anwendung kamen, enthielten sechs eine Ladung von '/» Kilo und sechs eine solche von '/» Kilo Sprengstoff. Die Explosionen gingen anscheinend ganz zufriedenstellend von statten, gewaltige Breschen ent standen in der starken Eisdecke, ohne daß irgend welche Eruptionen die Sprengung gefährlich gemacht hätten. Nachmittags beobachtete man eine andere Abtheilung oberhalb der Albertbrücke, welche unter der Leitung des Major Friedrich dabei war, die längs der Jäger kaserne bis fast in die Mitte des Stromes reichende