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Der SWsHe LrMjser «Nr. 54 90. Jahrgang Deutschland in der Weltwirtschaft II Tageölatt firrMscyoßwer-a Einzige Tageszeitung ün AmtsgertchtSbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- Machungen der Amtshauptmannjchaft, de» Hauptzollamt» und de« Be- zjrksjchulamt» zu Bautzen sowie de» Finanzamt» und de» Stadtral» zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimchte Watt Tagesschau. * Relchswlrlschastsmiaister Vr. Schacht hielt Montag atzend aus der Leipziger Frühjahrsmesse einen Vortrag über »Deutschland in der Weltwirtschaft", wobei er aus da, Transfer-, tklearing. und Rohfiofsproblem einglng und am Schlüsse betonte, daß der Besitz kolonialer Lohstofsgebtete für Deutschland unerläßlich sei. * »Daily Mail" beschäftigt sich «ingehend mit der Berliner »eise Sir John Simon» und sag«, daß all« daraus hindeute, daß der Reichskanzler freundschaftlichste Beziehung zu Großbritannien herzustellea sucht. Jeder entsprechenden Annäherung sollte Simon qps halbem Wege eutgegeukommeu. — Au anderer Stelle schreibt dp» Blatt, fall» der Reichskanzler wünsche, über «inen Luftpakt zu verhandeln, durch den Deutschland» Gleichheit in der Lust aner kannt würde, dann werde Simon wahrscheinlich sofort zustimmen. * wie la warschauer politische« Kreisen verlautet, soll dem- nächst eine Konferenz der früheren Ministerpräsidenten bei Pilsudski flattslnden. auf der die wichtigsten staatrpolitischen Aragen erörtert «erden sollen. Solche Konferenzen haben auch in früheren Jahren stattgefunden, wenn der Marschall vor wichtige Entscheidungen ge stallt war. * 2a der Umgebung d« griechischen Ministerpräsidenten zeigt «an sich sehr optimistisch und versichert, daß im Laufe de» heutigen oder spätesten, de» morgigen Tag» die Ordnung in Griechenland vollkommen wiederhergesteüt sein werde. Am Montag hat sich die yaga verschärft. Ganz Kreta. Teile Thraziey» und Südmazedo- nlentz sind in di« Hände der Aufständischen gefallen. .. .. > - » Rach einer Meldung an» «Heu sollen drei Torpedoboo«»- zcrstörer nach Kreta mwgelaufeu sein, um mit Unterstützung der Flugzeuge gegen die Aufständischen vorzugehen. Bustiibriiche» an anderer Stelle. auf -er Leipziger Messe. Leipzig. 4. März. Der mit der Führung der Geschäfte des Reichswirtschaftsministers beauftragte Reichsbankpräsi dent Dr. Schach t hielt am Montagabend auf der Leipziger Frühjahrsmesse «inen Dortrag über: „Deutschland in der Weltwirtschaft". Er führte unter anderem aus: Wirtschaftspolitik ist keine Wissenschaft, sondern ein« Kunst. Handwerkszeug und Methoden dieser Kunst kann man sich aneignen, und sie müssen gelernt sein. Das KSnnenin der Kunst aber muß man haben, das kann man nicht lernen. Um die Kenntnis von Handwerkszeug und Methoden ergießt sich eine Flut von Forschung»« und Streitschriften, von Reden und Erörte rungen, von Proklamationen und Deklamationen. Das Können aber wird von alledem nicht berührt; es bedingt zwar di« volle Kenntnis von Handwerkszeug und Methoden, aber es ist gegründet in Seele, Glaube, Hingabe, Willen, Mit einem Wort in dem, was man Weltanschauung nennt und was kein« Angelegenheit des Intellektes ist, son dern des Gefühls. Darum gibt es eine nationalsozialistische Wirtschaftspolitik so gut wie es ein« merkantilistische, eine physiokratische oder eine liberalistsiche Wirtschaftspolitik ge geben hat. Darum ist es eine Irrlehre, wenn man von exakten Wirtschaftsmethoden und von unveränderlichen Wirtschastsgesetzen spricht. Der Wirtschaftspolitik» mutz auch scheinbar Unmögliches möglich machen können. Wenn der Nationalsozialismus mU Recht dar Sichbreitmachen fremdrassigeu Wesen» ln Staat und Kultur ausmerzt, so heißt das nicht unterschiedslos jeden Juden vernichten, und wenn freimaurerische Heim lichtuerei mit Recht abgetan wird, so gilt deshalb nicht jeder Freimaurer als Landesverräter. Aber Mißgriff« dieser Art sind vergängliches Beiwerk, das noch keiner Revolution gefehlt hat. Di« Leut«, di« in d-r aroßen Französischen Revolution di« Gottheit der nackten Vernunft auf den Altar erhoben, werden in der Geschichte nur beiläu fig wegen ihrer Seltsamkeit erwähnt. Was aber Revolu tionen an geistigen Großtaten hervorbringen, bleibt, un ¬ bar «roße geistige Gut der nationalsozialistischen Revolution wird seinen unvergänglichen Siegerlauf durch die Geschichte halkeu. Noch ein anderes wird das Ausland verstehen müssen. Jede Revolution schasst sich ihr« eigenen Symbol« und neu« Aus- druck-5orm«n für das gegen früher völlig veränderte Leben. Alle Kritik.der ausländischen Brest« an den Formen und der Einheitlichkeit dieses Lebenswillens trifft ins Leere. Darum sind auch die Versuche, dauernd Gegensätze zwischen den ein zelnen Führerpersönlichkeiten der Bewegung oder Reichs regierung zu konstruieren, abwegig. Meine sogenannten ausländischen Freunde leisten weder mir noch der Sache, was sie ja auch gar nicht wollen, aber auch sich selbst gar keinen Dienst, wenn sie mich zu den angeblich unmöglichen nationalsozialistischen Wirtschaststheorien in «inen Gegensatz zu bringen suchen und mich gewissermaßen als den Hüter wirtschaftlicher Vernunft hinstellen. Ich kann Ihnen versichern, daß alles, was ich sage und tue. die absolute Billigung des Führers Hal. uNd daß ich nichts tun und sagen würde', was seine Billigung nicht hat. Also. Hüter der wirtschaftlichen Vernunft bin icy nicht, sondern ist der Führer. Di« Stärke des nationalsozialistischen Regimes liegt eben in der einheitlichen Willenslenkung durch den Führer und der begeisterten und bedingungslosen Hin gabe seiner Mitarbeiter und des Volkes an ihn. Die Wirtschaftskrise der Welt dauert nun schon ins sechste Jahr. Sie verschärft sich fast von Tag zu Taä Di« Ursache dieser ganzen Krisenentwicklung liegt in der Politik, insbeson dere in den politischen Auswirkungen des Weltkrieges. Für Deutschland kann man diese Auswirkungen wirtschaftlich in einer charakteristischen Ziffer zusammenfasten. Vor dem Krieg hat Deutschland LS Milliarden Reichs- mark Forderungen und 1ö Jahre später mehr als 25 Milliarden Reichsmark Schulden an da» Ausland. Deutschland hat alles getan, um di« ihm aufgezwungene Umstellung zu vollziehen und sein« Schulden abzuzahkn. Das Ausland hat aber den Erfolg dieser Anstrengungen durch seine Handelsrestrtktionen und Wah- rungsdumpings vereitelt. Dr. Schacht wandte sich dann ausführlich gegen das El-«ringsystem des Auslandes, womit dem Welthandel emneuer Lchlagver. setzt worden sei. Er betonte: Dl-lMag d« deutschen Schuldentransserprobtem» ist nur auf zwei Wege« möglich, entweder Herabsetzung von Aln» «ad Amneti- satlot» unserer Anleihen lm Zusammenhang mit,^ner zeitweisen Stundung oder aurrelcheade Erhöhung «« deutschen ExportsbrrschnssR». Dr. Schacht wandte sich sodann dem „Neuen Plan" zu In der deutschen Handelspolitik, den er auf der Leipziger Herbstmesse 1934 ankündigte. Der Grundsatz dieses Planes lautet: Richt mehr kaufen als bezahlt werden kann und in erster Linie da» kaufen, was notwendig gebraucht wird. Mit diesen beiden Forderungen ist das Devisenpro blem und das Rohstoffproblem berührt. In jenen Tagen und Wochen ist uns hundertmal vom Ausland prophezeit worden, daß wir einen solchen Plan Nicht durch-. führen könnten. Unser wirtschaftlicher Zusammenbruch wurde als unmittelbar bevorstehend bezeichnet. Wie Sie ' sehen, haben wir den Plan durchgeführt und sind nicht zu- sammengebrochen. Ich glaube vielmehr, daß die diesjährige Leipziger Frühjahrsmesse Ihnen allen, die Sie hierherge- s kommen sind, ein Bild hervorragender Leistungen und bester Qualität in Stoff und Form gibt. Wir sind durch VeN Winter glatt hindurchgekommen mit gesteigerten Produk tionszisfern und einer sehr geringen saisonmäßig bedingten Steigerung der Arbeitslosenziffer. Es wär« allerdings falsch; wenn ich sagen würde, daß es leicht gewesen ist. Es ist sogar sehr schwer gewesen. Deutschland braucht Kolonie«. Immer Narer zeigt sich, daß für einen Induftriestaat der Besitz kolonialer Rohsloffgebiele «ls Ergän zung feiner hämischen Wirtschaft unerläßlich ist. Auch da» frühere Deutschland hat mit seinen Kolonien nie- mal» imperialistische, sondern immer nur wirtschaft»^ Ziele verfolg«. Die deutschen Kolonien waren keine militäri schen Stützpunkte. Al» erstes und einzig« Laad hat Deutsch- land bei Kriegsbeginn vorgeschlagen, die Kolonien - nicht in da» Kampfgebiet hln^,lchm.2n den rnnd zwanzig Jahren seine» kolonialen Besitz« yai Dwgchland seine Kolonien wirtschaftlich und kulturell be ser entwickelt al» andere Länder die ihren ln Jahrhunderten. 8m «rttetl di« sä wo» breit« Millimeterzcll« Ä Rpl Nochlau nach deo gesetzlich oorgeschrlebenen Sätzen. Für de. Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmte» Plätzen kein. Gewahr. — Erfüllung,ort Bischofswerda. , krschrtnungiweise: Täglich mit «-»nahm, d«r Sonn- und Feier- Fernsprecher Amt vischasmwrda Rr. 444 und 445. tage. Se,ug»pret» für di« MM «ine» halben Monat«: Frei in» ' Äm Fall» höherer Gewalt - Krieg oder ionstiger ngendwelcher Hau» halbmonatlich Mark bei« «bholen la d«r Geschäfts- Störung dw Vernebe, der Zeitung oder der BefSrderuna.einrich. stelle wöcheatNch 4d Psg. Einzelnummer 10 Psg (Sonnabend- -—- — ' . nummer IS Psg.» London. S. März. (Eig. Funkmeld.) Der diplomatische Berichterstatter der »Daily MM" spricht von der Möglich keit. daß - die Erörternngen über die Luftpaktfrage hei den Berliner Besprechungen eine viel wichtigere Rolle spielen werden, al» man la manchen Kreisen glaube. Einige briti sche Minister seien der Ansicht, daß die Aussicht auf eia« bal dige Vereinbarung endgültigen Charakter, nicht durch an dere Erwägungen verzögert werden sollte. Vie» bedeute, daß die britischen Minister nicht wollten, daß der LuftpaN verschleppt werde, während Bemühnngen im Gange feien, die fsinsichllich schwieriger und wenig vorteilhafter Vläne wie de» vstlocarnopaktes unternommen würden. Falk der Reichskanzler wünsche, über einen Lustpakt zu verhandeln , durch -en Deutschlands Gleichheit in der Lust anerkann' würde, dann werde Simon wahrscheinlich sofort zustimmen Der Berichterstatter spricht serner von der Möglichkeit eine» Londoner Besuche» Litwinow» und eines Aufschub« der Moskauer'R-ife Simons. LondÜu^ L März. (Eig. Funkmeld.) Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Herald" schreibt zu den bevor stehenden Berliner Besprechungen, daß sowohl die britische wie hi« französische Regierung zu dem Gedanken zurück- tzhrtep, ihre^Ausmerksamkeit vor allem Mf den Luftpakt iu WtzMieWk. ' Doch fülle di« " " durch den PesWitz gewahrt werden, daß «in tpakt nur als Teil der allgemeinen Regelung in Kraft treten würde. Der Berichterstatter glaubt, daß dies« Auffassung weder in Moskau noch in Prag Anklang finden würde; man be fürcht« dort, daß di« Westmächte, falls der Luftpakt verein- bakt sei und tsi« Verhandlungen über den Ostpakt erfolglos blieben, geneigt sein würden, an dem Erreichten festzubalten. Der Berichterstatter ist der Meinung, daß -er Besuch in Moskau jetzt in den Hintergrund rücke, weil es im Augen blick am besten wär«, sich auf den Berliner Besuch Zu konzen trieren. Man tede auch davon, daß Litwinow vielleicht nach London kommen könnte, b«vor Simon Moskau besuche. Die ganje Frag« werde am morgigen Mittwoch vom Kabi nett erörtert werden. Im Augenblick sehe es so aus, als ob die moskaufeindliche Strömung in der britischen Regierung Boden gewinnt. London. 8. März. (Eig. Funkmeld.) „Daily Mail" ichreibt in einem Leitaufsatz, Sir John Simons Aufgabe in Berlin sei nicht leicht. Als Mitglied des Kabinetts habe er während der letzten drei Jahr« in der Londoner Atmosphäre des Pazifismus und der Sentimentalität gelebt. Er werde sich mit einem Schlag an die Atmosphäre von Berlin anpas- Ikeukinh und Almgegend Unabhängige Kettung für alle Stände tn Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Illustrierte» Sonntaaablatt - Heimatkundlich, Beilage - Frau A.Um / Landwirtschaftliche Beilaaa — Druck und Verlag von Friedrich May, G.m. b. H- in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Demeindeoerbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Fernsprecher Ami ll« höherer Gewalt - Krieg oder »onstiaer craintznulck»-? - - h«. der H^' ^r stieterung der Zeitung odn auf Rückzahlung de» Vezug»pr«is«». Dieystag, den 5. März 1V3S Die LuHakifrage bei den Berliner Besprechungen. sEN müssen, in der entschiedener Wirklichkeitssinn herrsche. Der Reichskanzler und seine Regierung von Frontkämpfern st« ganz verschieden von jeder anderen Regierung, mit der das Auswärtige Amt in London bisher die europäische Lag« erörtert habe. Sie glaubten nicht an Reden, sie seien in d«. Lehre Bismarcks ausgewachsen, daß die großen Fra gen der Zeit nicht durch Reden und Mehrheitsbeschlüsse ge löst würden, sondern durch eiserne Disziplin und Todesbe- veitschast für «ine wertvoll« Sache. Das Blatt streift dann die angeblichen deutschen Rüstun gen und fährt dann fort, alles deute darauf hin, daß-er Reichskanzler freundschaftlichste Beziehung zu Großbritan nien herzustellen sucht. Jeder entsprechenden Annäherung oon feiner Seite sollt« Simon auf halbem Wege entgegen kommen. „Daily Mail" versichert, daß L ie große Mehr- heit des englischen Volkes keinesfalls Feindschaft für Deutschland, sondern im Gegenteil ein Gefühl der Freundschaft hege. Die Feinde des Reichskanzlers und seiner Regierung in der englischen Presse kämen jetzt, wenn auch etwas, spät, zu dieser Einsicht. Sie bemühten sich um die Wette, ihre Le ser davon zu überzeugen, daß sie Deutschland und seinem großen Führer immer nur das Beste gewünscht^ätten. Kord Kothian über Deutschlands Friedensliebe. DNB. London, 5. März. (Eig. Funkmelda.) In einer Rede in Jedburgh (Grafschaft Roxburgh) gab Lord Lothian erneut seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß die leitenden Männer Deutschlands keinen Krieg wollten. Er sagte, die sen Eindruck habe er bei seinen neulichen Unterredungen mit dem Reichskanzler und anderen führenden Männern des neuen Deutschland gewonnen. Deutschland wolle Zeit für den wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbau; es sei bereit, Abhilfe gegen Unbilligkeiten durch friedliche Mittel zu schaffen. Lord Lothian erklärte, die Schwierigkeiten auf dem Weg« zu einer europäischen Regelung seien ungeheuer; aber wenn Deutschland und Großbritannien zu einem Ein vernehmen darüber kommen, daß sie mit friedlichen Mitteln in Angriff genommen werden, und daß es keinen Krieg geben dürfe, dann wäre ein gewaltiger Fortschritt erzielt. Der Redner schloß: Wenn wir Deutschland Gleichheit geben und es überzeugen können, daß seine Problem« durch friedliche Mittel zu lösen sind, dann werden wir vielleicht im Stande sein, Deutschland dafür zu gewinnen, als treues Mitglied in den Völkerbund zurückzukehren.