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Menstemer Tageblatt Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro - Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm, tv Uhl sowie für Auswärts alle Austräger, desA. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdors, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrnnd u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes z« Hohenstein. Sonnabend den 27. August 1892. Nr. 199 42. Jahrgang. Am 27. dieses Monats, 5 Uhr nachmittags sollen in Gersdorf das ungedroschene Korn und anstehender Hafer von je etwa einem Scheffel Aussaat gegen Baarzahlung versteigert werden. — Zusammenkunft an der Hessischen Mühle in Gersdorf. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernsttbal. In Vertr.: Hertel. (Q. 556/92.) Sächsisches. Hohenstein, 26. August. Mit dem 1. October treten neue Bestimmungen für die Ausbildung, Prüfung und Anstellung nicht juristisch gebildeter Beamter im Zoll und Stcuerdienst in Kraft, welche um so mehr der Beachtung weiterer Kreise zu empfehlen sind, als bei der Ueberfüllung der gelehrten Berufe neuerdings mit Vorliebe jener Zweig des Staatsdienstes zum Lebensbcruf gewählt wird. Zur Anstellung werden zugelassen 1) Militäranwärter, und zwar diese regelmäßig zunächst als Grenzaufseher oder AmtS- diener, 2) solche Personen, welche das Reifezeugniß eines Gymnasiums oder Realgymnasiums oder einer diesen gleich stehenden Bildungsanstall erlangt haben, nach dreijährigem Vorbereitungsdienst (Acceß) bei der Zoll- und Steuerbehörde und nach bestandener erster Prüfung; 3) ausnahmsweise auch andere Personen, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben und eine höhere wissenschaftliche Vorbildung besitzen oder bereits im öffentlichen Dienste angcstcllt gewesen sind. Alle Zulasfungs- gesuche sind an das Finanzministerium zu richten. Die Zu lassungsprüfung, welche bei dem Haupt-Zoll- oder -Steueramte, in dessen Bezirk der Bewerber sich aufhält, von dem Vorstand desselben oder einem anderen beauftragten Beamten abgenommcn wird, besteht im Nachschreiben eines Dictats, in einer schrift- l'.chen Arbeit, deren Gegenstand vom Hauptamte bestimmt wird, in der Lösung von mindestens drei Rechenaufgaben, welche die vier Specics und die einfache Verhältnißrechnung umfassen, endlich in der mündlichen Wiedergabe einer zum Durchlcsen vorgelegten Gesetzesstelle. Die mit Reifezeugniß versehenen Bewerber haben diese Prüfung nicht abzulegen, sondern um Zulassung zum Acceß nachzusuchen und das Hauptamt anzu- gebcn, bei welchem sie zugelassen zu werden wünschen, auch über die nöthigen Mittel zur Bestreitung des Lebensunterhalts während der Dauer des AccesseS einen Nachweis zu erbringen. In der Regel muß der Bewerber seiner activen Militärpflicht genügt und darf das 25. Lebensjahr nicht überschritten haben. Während des Acceßes werden nur bei auswärtiger Verwend ung die geordneten Vergütungen gewährt, in geeigneten Fällen aber nach Ablauf des ersten Jahres eine Vergütung bis zur Höhe des Tagcgeldersatzes. Nach drei Jahren ist vor der Plüfungscommission eine schriftliche und mündliche Prüfung abzulegen, über welche Ccnsuren in 3 Graden erthcilt werden. Wer die Prüfung nicht besteht, darf sich derselben nach ander- weitem, einjährigem Acceß noch einmal unterziehen. Besteht er auch dann nicht, so ist er aus dem Acceß zu entlassen. Nach dieser Prüfung wird der Accessist zunächst als Aufseher angcstellt und kann frühestens nach Ablauf von vier Jahren, in denen er bis zu Stellen der III. Uniformclasse aufsteigen kann, durch Ablegung einer zweiten Prüfung den Zugang zu höheren Stellen der I. und II. Uniformclasse erlangen. Diese zweite Prüfung, welche vor einer Commission von fünf höheren Beamten abzulcgen ist, soll den Nachweis liefern, daß der PrüfungScandidat auf den gesammten Gebiete des Zoll- und Steuerwesens und den damit zusammenhängenden Hilfs-Wissen schaften theoretisch und praktisch so ausgebildet ist, daß ihm die Verwaltung einer höheren Stelle übertragen werden kann. In der schriftlichen Prüfung sind sechs Arbeiten, und zwar je em Aufsatz über eine schwierigere Frage aus dem Gebiete des Zollwcsens, der Branntweinsteuer, der Zuckersteuer und einer der übrigen indirecten Abgaben, des Zoll- und Steuer-Straf- rcchts, sowie des staatlichen Rechnungswesen- zu liefern. Die mündliche Prüfung soll sich auf Gebiete erstrecken, die in der schriftlichen Prüfung nicht berührt worden sind. Eine wieder holte Zulassung zur zweiten Prüfung findet nur ausnahms weise statt. Die KriegSinvaliden aus den Jahren 1864, 66, 70 und 71 haben bereits seit einiger Zeit in mehreren Städten Deutschlands Schritte gethan, um durch eine Eingabe an den Reichstag eine Erhöhung ihrer Jnvalidenbczüge, VerwundungS- und Verstümmclungszulagen zu erstreben. Sie berufen sich dabei darauf, daß bei allen sonstigen Erhöhungen und Ver besserungen aller Bcrufsklassen und dem Steigen der Lcbens- mittclpreise an die Invaliden Niemand gedacht habe, auch die vorhandenen Fonds bei dem Ableben vieler Kameraden eine Verbesserung zuließen. Im März d. I. hat in der Budget kommission des Reichstags der Vertreter des Kriegsministers den Vorschlag gemacht, Gelder für Prämien der Unterosficiere aus dem Jnvalidenionds zu nehmen. Es sei also die höchste Zeit, daß sich die Kriegsinvaliden allerwärts regen. Im Anschluß an die VII. Allgemeine lutherische Kon ferenz in Dresden vom 20. bis 23. September d. I. wird auch Donnerstag den 22. September Vormittags von 8 Uhr an im Gewerbchause, Ostra-Allee 13, eine Specialkonserenz des lutherischen Gottcskasten staltfinden. Die unter diesem Namen bestehenden Vereine in Hannover, Mecklenburg, Sachsen, Bay:rn,^Württemberg, den reußischcn Fürstenthümcrn, Lauen burg, Schleswig-Holstein, Hamburg, Elsaß-Lothringen und Altpreußen verfolgen den Zweck, die Lutheraner in der Zer streuung, gleichviel ob sie sich unter Römisch-Katholischen, Reformirten oder Unirtcn befinden, in ihrer kirchlichen Roth zu unterstützen, damit sie in der Glaubens- und Bekenntniß- gemeinschaft der lutherischen Kirche gestärkt und erhalten wer den und verfügten im vorigen Jahre über fast 70,000 Mark zu gemeinschaftlichen Unterstützungen. Die bevorstehende Spccial- konferenz, geleitet vom Vorsitzenden des lutherischen Gottes kasten in Sachsen, wird nach einer Ansprache des Pfarrer Zinck, Redacteur des „Freimund" in Bayern, Referate des Pfarrer Horning in Straßburg über die Lage der lutherischen Kirche in Elsaß-Lothringen und des Pfarrer SkalSky aus Mähren über die lutherische Kirche unter Zder slavischen Be völkerung Oesterreichs empfangen, woran weitere Aussprachen sich knüpfen werden. Die Theilnehmer an der Allgemeinen lutherischen Konferenz und Alle, die die lutherische Kirchs lieb haben, sind herzlich eingeladen. Der Zauberkünstler Herr Prof. Böning wird sich morgen Sonntag und Montag mit einem ganz neuen Programm vom hiesigen Publikum verabschieden. Dasselbe bringt auch die „Enthauptung" und zwar an dem eignen schönen Page». In Kassel führte der Künstler dieses Experiment mit größtem Bei fall aus, und schreibt hierüber die „Kasseler Ztg.": „In der gestrigen, sehr gut besuchten Vorstellung führte Herr Böning wieder eine ganze Reihe neuer und fchöncr Experimente mik der ihn charäkterisirenden Sicherheit und Eleganz aus. Man fand Gelegenheit, außer der seltenen Fertigkeit des Zauber künstlers die große Menge seiner prächtigen Apparate zu be wundern. In das Programm dieses Abends war auch die „Enthauptung" ausgenommen. Die anscheinend so grausame Exemtion wurde an dem reizenden Pagen des Künstlers vor genommen. Das schöne, liebliche Köpfchcn wurde blutend vor gezeigt — ein banger Schauer durchrieselte die athemlose Gesellschaft; doch es war nur ein Spuk — die anmuthige Gestalt wird wieder belebt, man athmet auf, die schönen blaue» Auge» lachen wieder so unschuldig, so glücklich wie zuvor." — Um nun nochmals auf die Leistungen des Herrn Professors Böning zurückzukommen, so geschieht es nur deshalb, um dem selben Achtung zu zollen und ihm ein ausverkauftes Haus zu wünschen. Die diesjährigen Ernte-AuSsichtcn und die fallenden Ge treidepreise gaben einer in Berlin stattgehabten Versammlung des Club der Landwirthe Anlaß zu einer, sehr lebhaften Dis kussion. Trotz der fast unerträglichen Hitze war die Versamm lung ziemlich zahlreich besucht. Oberamtmann Ernst Ring- Düppel, der die Debatte einleitete, bemerkte etwa Folgendes: Er habe sich im Laufe dieses Sommers im ganzen östlichen Preußen die Ernte angesehen und müsse bekennen, daß die große Mehrheit der politischen Presse, die im vorigen Jahre die ErnteauSsichten in den schwärzesten Farben schilderte, in diesem Jahre denselben Fehler begehe, wenn sie die Ernte- auisichten als gute bezeichne. Ebenso wie in seinem heimath- lichen Kreise Teltow, so mangele es fast überall und zwar schon fast den ganzen Sommer hindurch an dem nöthigen Regen. Wenn man die Zahl 100 als gute Mittelernte an- nehme, dann könne man das Wintergetreide zu 105, das Sommergetreide zu 70 annehmen. Die Aussichten für die Haferernte seien aber geradezu schlecht, die für Lupinen und Seradclla geradezu miserabel. Der erste Schnitt im Klee war ziemlich, der zweite Schnitt fehle aber gänzlich. Dasselbe sei der Fall betreffs der Heu- und Grascrnte. Auch hier bei fei ein zweiter Schnitt absolut ausgeschlossen. Nicht minder traurig sehe es bezüglich der Hackfrüchte aus. Die besten Kurtoffelsorten seinen vollständig vertrocknet. Und in der weiten Mark Brandenburg, in Posen, Schlesien rc., sehe es nicht besser aus; in Oberschlesien sehe es ja infolge einiger heftiger Niederschläge etwas besser aus, in Mittel- und Rieder- schlesien sei cs jedoch sehr traurig bestellt. Ebenso sei es iu Pommern und im übrigen östlichen Deutschland. Die Kar toffelernte werde in diesem Jahre bedeutend schlechter auS- fallen als im vorigen Jahre. Die Dabersche Kartoffel sei fast vollständig vertrocknet. Das Osdorfer RieselgraS fei derartig schlecht gediehen, daß cs ganz unendlich im Preise gestiegen sei. In Folge des bereits vorhandenen großen Futtermangels seien magere Hammel gar nicht los zu werden. Auch alles andere magere Vieh sei im Preise sehr gesunken. Der Rück schlag in dieser Beziehung werde selbstverständlich nicht aus- bleiben, zumal die Maul- und Klauenseuche gar nicht mehr zu bannen sei. Auch die Spiritusbrenner gehen schlechten Zeiten entgegen, denn diese haben, da sie mit ihren Kartoffelvorräthen im vorigen Jahre nicht gelangt haben, Mais zukaufen müssen, um das erforderliche Quantum zu brennen. In vielen Gegen den haben die Kartoffel», soweit sie nicht vollständig vertrocknet seien, die Größe kleiner Kastanien. Und trotzdem seien die Getrcidepreise an der Börse ganz unendlich gefallen. DaS russische Roggenausfuhrverbot sei allerdings aufgehoben worden, allein dasselbe habe, soweit ihm bekannt geworden, an der Börse gar keinen Eindruck gemacht, da Rußland in der That nichts nbgebcn könne. Andererseits seien aber die Wassermühlen wegen Mangels an Wasser zumeist nicht in der Lage, Getreide zu mahlen, und da die Landwirthe vielfach in diesem Jahre Geld gebraucht haben, so beeisten sie sich, ihr frisch gedroschenes Getreide nach Berlin zu bringen. Außerdem walten an de; Börse gewisse dunkle Mächte, die die Gctreidepreise derartig geworfen haben, daß sie den Produktionskosten nicht mehr ent sprechen. ES fei den Landwirthen nur zu rathen, mit ihrem Gctreideangebot zurückzuhalten, dann werden die Preise sehr bald bessere werden. — Produktenmakler Emil Meyer: Er müsse dem Vorredner bemerken, daß er die ErnteauSsichten doch etwas zu schwarz geschildert habe. Die Kartoffel- und Futterernte sei ja allerdings nicht gut, bezüglich Weizen und Roggen sei aber auf eine gute Mittelernte zu rechnen. Nicht die Spekulation an der Börse habe das Fallen der Getreide preise verschuldet, sondern das dringende Angebot seitens der Landwirthe. Letztere Haden eben mit ihren vorjährigen Vor- rächen zurückgehalten. Dies fei die Ursache des Preissturzes. Im Uebrigen zweifle er keinen Augenblick, daß, wenn erst das dringende Angebot sich verlaufen, auch die Getreidepreise wieder steigen werden. — Amtsrath Schrader suchte den Nachweis zu führen, daß bezüglich Kartoffeln geradezu eine Mißernte ein treten werde. — Geh. Sekretär Dr. Pflug: Es sei im vorigen Jahre furchtbar über die hohen Getreideprelsc lamentm und vie sofortige Aufhebung der Getreidezölle gefordert worden, allein trotz der diesjährigen guten Ernte und der niedrigen Getreidcpreise sei das Brod »och nicht im geringsten billiger geworden. Wenn man behaupte: die Getreidezölle vertheuern dem armen Mann das Brod, so sei das zum Mindesten un- motivirt. Durch das Sinken der Preise habe nicht der kleine Mann, sondern nur die Börsenspekulanten einen Vortheil. Der Landmann, dem cs oftmals an Geld lehle, sei eben ge- nöthigt, bisweilen sein Getreide billig loSzufchlagen. Schuld hieran sei, daß die Landwirthe vielfach selbst an der Börse spckulircn, anstatt ein Creditinstitut zu schaffen, das in der Lage sei, die nöthigen Gelder vorzuschießen/ damit die Land wirthe nicht der Börse in die Hände zu fallen brauchen. — Rittergutsbesitzer Fuhrmann: Die Landwirthe haben in diesem Jahre zu früh gemäht und zu früh gedroschen. Die Land wirthe brauchen zum Theil Geld, deshalb beeilten sie sich, ihr Getreide nach Berlin zu bringen. Die Spekulation habe sich das selbstverständlich zu Nutze gemacht und die Preise gedrückt. Wenn aber, die Landwirthe jetzt zurückhalten werden, dann dürften die Getreidepreise zweifellos steigen. — Oberamtmanu Ring: Nicht die Landwirthe sondern die Börsenspekulanten hatten im vergangenen Jahre stark ü Iu kuusss spckulirt, die- sei auch eine Ursache des Rückschlages. Um Uebrigen wis e man niemals genau, wieviel Getreide vorhanden sei, da einige Firmen angeblich wegen verletzten Ehrgesühls, die Auskunft über ihre Getreidevorräthe verweigern. — Produktenmakler