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RchWe Elbzeitmg. Amts- unö Anzeigehlatt für das Königs. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für K Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — ML' Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh tt Uhr, für das SonnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh 0 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpnszcilc oder deren Nanin I» Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirtc nach Nebereintnnft.) — Inserate für die Elbzcitnng nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-Büreaus von Haascnstein <L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendank und Nnd. Mosse. 103» Schandau, Mittwoch, den 25. December 1878. ZMe keMZe MMZ Hinanfznrcichcn zu des Himmels Glanz, Daß sic mit jenem Lichte sich vermähle, Das droben blähet in der Sterne Kranz. Ach, schwebte doch ans jenes Lichtes Fälle Ein Engel nieder in das Erdcnland, Daß er daö Herz auch noch in irdschcr Hälle Mit Frieden labe, den cö hier nicht fand! Dcö Himmels Dom mit seinem Heer der Sterne, Und doch crfällt ein heißer. Drang die Seele, Mit seinen goldncn Sonnen ohne Zahl, ----------- Wie ist er doch so unanSsprechlich ferne, Unendlich weit der Erde dunklem Thal! Bewundernd schwingt der menschliche Gedanke, Voll Sehnen sich das Ange himmelan, Doch findet nie der Geist, wie hoch er ranke, Zu jenen Lichtgcsildcn sichre Bahn. O sehnend Herz, was du iu stillen Stunden So heiß erfleht — cö ist ja längst gcschchn: Der lichte Engel hat die Bahn gefunden Jn'ö Erdcnthal anö jenen Himmclöhöh'n. ES blähen hcnt mit wundervollem Prangen Der Frcndc Sterne ans in jedem Naum, Wo man die Thore öffnet mit Verlangen Dem Engel mit dem immergrünen Baum. Er schmückt mit Hellen Lichtern dessen Zweige, Und ob auch hcnt' in Wolken, schwarz nnd dicht, Der Sterne Heer am Himmclödom erbleiche, Das scl'gc Menschcnhcrz vermißt cS nicht. ES findet seinen Himmel hier ans Erde», Der cö crfällt mit Heller Frcndcnpracht, Und all' der Erde Sorgen und Beschwerden Versinken in dem Gläck der hcil'gcn Nacht. Du Engel, uns zum Segen anöcrkoren, Damit du führest uuö in'S ew'ge Laud, Daö Kiud, daö einst in Bethlehem geboren, Hat dich in diese irdschc Welt gesandt. Du führst mit göttlich milder Hand zusammen, Waö hier der Haß und Neid so oft getrennt, Ein'st nns mit dem, von dem wir Alle stammen, D» Engel, den daö Herz die Liebe nennt! O Weihnachten. In der festlichen Zeit, welche den Christen di frohe Botschaft in daö Gcdächtniß znrückrnft: „End ist heute der Heiland geboren!" sollte cö kein Hcr^ geben, das nicht Theil Hütte an der großen Frcndc, welche „allem Volk" verheißen ist. Neben der kirchlich- religiösen Bedeutung dcö Wcihnachtöfcstcs für daö christliche Gcmüth wohnt demselben dadurch ein großer sozialer Werth bei, daß cö die Alltäglichkeit des Lebens und den Kampf um das Dasein wenigstens einmal im Jahre durch allgemeine Bethätignng einer selbstlosen Liebe unterbrechen soll, welche die schönste Freude genießt, indem sie anderen Frcndc bereitet. In diesem Sinne wird ja Weihnachten als ein Fest der häuslichen Liebe von gar vielen Familien gefeiert, denen nicht der Heiland geboren ist nnd welche dennoch den Christbaum auzüudcn und an der Christfrcnde thcilnchmcn. Bei den Kindern Jnbcl nnd Entzücken hcrvor- zurnfcn, bedarf cö keiner großen Zaubermittcl! Alle kleinen Sorgen, die ja ohnehin niemals tief in ihre Seelen cinschneidcn und noch weniger lange sie beschäftigen, sind vergessen, wenn der Christabend gekommen ist mit seinen brennenden Lichtern, seinen Näschereien und Spielsachen, seinen nützlichen nnd vielleicht schon längst ersehnten Geschenken. Aber für manchen Vater und manche Mutter ist die Freude ciu seltener Gast, sic kcuncn nur dcu Ernst dcö Lcbcnö, mußten arbeiten nnd sorgen früh nnd spät, Tag für Tag, seitdem daö Jahr seinen Anfang nahm; sie wnrdcn beinahe stnmpf nntcr den nicht endenden Widerwärtigkeiten ihres irdischen Daseins. Und nun ergeht, noch ehe das Jahr zu Ende, auch an die schwer Arbeitenden und von Nahrnngösorgcn Gedrückten der Weihnachtsrnf: „Ich verkündige Ench große Frcndc, die allem Volk, nicht bloö den Reichen und Mächtigen, sondern auch den Armen »nd Be kümmerten widerfahren soll." Warum will sich diese schöne Verheißung nicht an ihnen erfüllen? Warum fehlt äbcrhänpt die große, dauernde Freude, dic Heiterkeit des Gcmüths so viele» Menschen? Eine vorübergehende Freude zieht um Weih nachten vielleicht einmal in die Herzen Derjenigen ein, welche cö sich sancr müsscu werden lassen nm das tägliche Brot. Sic thun, was sic können, um den Ihrigen eine Freude zu bereite«, nnd wenn die Kinder glückselig die Gaben betrachten, die der heilige Christ ihnen durch Vater und Mutter bcscheert hat, dauu wird auch das engste Stübchen wenigstens ans ITagc oder Stnudcn zu einer Stätte der Freude für Solche, die unter der Last ihrer Sorgen oftmals Gefahr liefen, zn vergessen, daß sie Menschen sind. Allein nntcr dcr großen Freude, welche allem Volke widerfahren soll, kann unmöglich diejenige verstanden werden, welche blos ans das WeihnachtSfest beschränkt ist, sic mnß als Scclcnrnhe nnd Heiterkeit deö Gcmüths sich hindnrchzichcn dnrch das ganze Leben dcö Menschen, muß ihren Hellen, erquickenden Schein über daö Znsammcnlcbcn dcr Familie verbreiten und anch in kummervollen Zeiten Bestand haben! Nicht mit Unrecht macht man dem gegenwärtigen Geschlecht den Vorwnrf, daß cö immer tiefer in Materialismus versinkt und sich mehr und mehr von idealen Zielen entfernt, daß anfrichtigc Religiosität nicht mehr, wie in den Tagen unserer Väter, dem Familienleben Halt und Sicherheit verleiht. Die Loosnng dcr Gegenwart lautet bei Alt uud Imig: „Glücklich sein," während sic „Gut und brav werden" heißen sollte, denn darin allein liegt die Bürgschaft für wahres Glück. Ein wenig mehr Lebensweisheit nnd recht viel mehr Vertiefung und Veredelung des Gcmüths würde Hauö und Hof ans das Vorthcilhaftcstc nm- gcstaltcn. Daö Sprichwort: „Mit Vielem hält man Hanö, nnd mit Wenigem kommt man ans!" — wird lange nicht gcnng beachtet, nnd doch hilft, nm hcitcr nnd zufrieden durchs Leben zu gehen, kein Neccpt so sicher und zuverlässig wie daö: „Sei genügsam in deinen Ansprüchen, richte dich ein mit dem, waö dn hast, nnd sich' nicht fortwährend mit neidischen Angen ans diejenigen, denen cö besser zn gehen scheint als dir nnd die doch vielleicht gern mit dir tansche» würden, wenn sic damit loö werden könnten, was sie, ohne daß die Welt cs ahnt, als eine schwere Bürde mit sich durch daS Lebe» schleppen mässen!" Wenn nun in diesen Tagen daö WeihnachtSfest erschienen ist nnd dnrch seine Gaben die Herzen der Jugend erfüllt mit Hellem Jubel uud lauter Freude, o kann uud soll cö noch größeren Segen anögießcn anch über die Erwachsenen, über Vater nnd Mnttcr durch das Geschenk jener stillen Heiterkeit, die anch an Wenigem sich genügen läßt nnd das wahre Glück deö Lebens in trcncr Pflichterfüllung ncht nnd findet! In solchem Sinne wurzelt die große Freude, die allem Volk widerfahren soll, zn welcher Religion es sich auch bekenucu mag! Der neue deutsch-österreichische Handels- Vertrag. Seit dem 16. December ist zwischen Deutschland und Oesterreich ein »euer Handelsvertrag perfekt ge worden. Derselbe gilt mm zwar nur für die Dauer eines Jahres nnd ist wegen dieser nnd anderer Eigen schaften »nr als eine vorläufige Abmachung zu be trachten, jedoch bei dem Wcrthc dcr Handclövcrtrügc überhaupt und dcr großen Interessengemeinschaft, die wir gerade mit unserem österreichischen Nachbar haben, und in Anbetracht dcö Umstandes, daß wir in einer großen wirthschaftlichcn Krisis stecken, in welcher alle Welt nach Reformen schreit, ist eö wohl am Platze, sich mit dem dcntsch-östcrrcichischcn Handels verträge etwas näher bekannt zn machen. Wir schicken voraus, daß cö schwer ist, zu sage», wo eigentlich dcr Schwerpunkt dieser Convention zn suchen ist, denn während man in liberalen Kreisen Deutschlands von einer Beseitigung deö Zollkrieges an dcr dentsch-östcr- rcichischcn Grcnzc durch den ucuen Vertrag spricht, äußert mau sich in den schntzMncrischen Kreisen Oesterreichs ziemlich erbittert über die nenc HandclS- convcntivn mit Deutschland, nnd dcr Umriß dcr Abmachnngcn selbst gicbt daher den einzige» faktischen Anhaltcpnnkt über das, was für die Handclöbczichnngen Deutschlands nnd Oesterreichs geschehen ist. Zuerst verdienen erwähnt zu werden die Bestimmungen bezüglich dcr Eisenbahn-Tarife nnd dcr Eiscnbahn- Vcrkchrsmittcl. In crstercr Bezichnng wurde stipulirt, daß die Gäter österreichische» Ursprunges ans den deutschen Bahnen gleiche Tarife nnd Begünstigungen erhalten müssen, wie die inländischen. Diese Bestimmung gilt ebenso bezüglich deö Transportes deutscher Güter auf österreichische» Äalmem Dann folgt eine Ver einbarung gegen die Beschlagnahme von Waggons. Dieser Vertrag enthält einen Artikel, iu welchem dcide Negierungen sich verpflichten, den Eisenbahn- Verkehr möglichst zu erleichtern und zn fördern. Ein ergänzender Zusatz hierzu lautet nugcfübr folgender maßen: „Beide Regicrnugcn werden die Sequestration, Beschlagnahme uud Arrestirung von Eiscnbahu-Fahr- nnd Betriebsmitteln nicht zulassen. Die nächste Bestimmung lantet: „Das Apprctnrvcrfahreu wird aufrecht erhalten." Die Restriktionen, welche die österreichische Regierung gewünscht imd durchgcsetzt pal, verfolgen dcu Zweck, Sicherheit dafür zn schaffen, daß wirklich nur Halbfabrikate österreichischer Etablisse ments zollfrei über die deutsche Grenze zum Bedrucken gebracht und zollfrei in veredeltem Zustande wieder nach