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Nummer 234 Montag, den 7. Oktober 1S2S 81. Jahrgang jsgerichrsyvs aus irfte auf keinen intente in Form Völlige Einigung zwischen Macdonald und Hoover? Newqork, 7. Oktober. Präsident Hoover und Ministerpräsi dent Macdonald haben nach Mitteilungen englischer Sonderberichterstatter des Inhalts richten, daß Amerika und England der Ansicht seien, der Weltfrieden könne nur durch Flotten abrüstung garantiert werden. Man wird hieran wahr scheinlich die Aufforderung zur Teilnahme an einer Flotten- abrüstungskonserenz in London ergehen lassen. Gleichzeitig wird jedoch mitgeteilt, daß bei den kommenoen Verhandlun gen zwischen Hoover und MacDonald die Frage eines eventuellen Eintritts der Vereinigten Staaten in den Völ kerbund oder seines Beitritts zum Weltschiedsgerichtshof auf keinen Fall berührt werden wird. Auch dürfte auf keinen Fall der Plan einer englisch-amerikanischen Entente in Form eines Vertrages erörtert werden. 22 Drohbriefe an Dr. Schacht. Berlin. Wie verlautet, ist die Berliner Kriminalpolizei schon seit einiger Zeit bemüht, eine sensationelle Briefaffäre aufzuklären, die in Reichsbankkreisen gro ßes Aufsehen hervorgerufen hat. Es handelt sich um 22 anonyme Schmähbriefe, die Reichsbankdirektor vr. Schacht und einige andere Reichsbankdirektoren erhalten haben. In diesen Schreiben werden verschiedene Maßnah men und Verfügungen der Reichsbank in einer Weise be handelt, die auf besondere Vertrautheit des anonymen Briefschreibers mit den internen Reichsbankange- legenheite» schließen lassen. Die Briefe waren alle auf Papier der Reichsbank geschrieben. Auch die Briefumschläge stammen von der Reichsbank. Auf der Rückseite der Brief umschläge war als Absender jedesmal eine Adresse angege ben, mit der die Reichsbank in ständiger Verbindung steht. Im Laufe der Ermittlungen, die sich sehr schwierig ge stalten, haben sich 36S Beamte und Beamtinnen der Reichs- bank freiwillig dem Fingerabdruckverfahren unterzogen, da auf den Briefen deutlich Fingerabdrücke zu erkennen waren. Die von den Angestellten der Reichsbank genommenen Fin gerabdrücke wurden nun mit denen auf den anonymen Brie fen verglichen, ohne daß aber irgendein Zusammenhang fest- gestellt werden konnte. Die Angestellten der Reichsbank haben das größte Interesse an der Aufklärung des Falles, da es nicht ausgeschlossen ist, daß der anonyme Brief schreiber noch im Dienst der Reichsbank steht. Der Inhalt der Briefe beschäftigte sich zum größten Teil mit Beförderungen bei der Reichsbank, die nicht die Zustimmung des Briefschreibers gefunden haben. Dem Reichsbankdirektor vr. Schacht und einigen anderen Direk toren wird Parteilichkeit vorgeworfen, von der der Brief schreiber ganz genau unterrichtet sein will. Er warnt die Empfänger vor weiteren Beförderungen ähnlicher Art und kündigt Gegenmaßnahmen an. Die Briefe waren schließlich in einer nicht wiederzugebenden Weise verunreinigt wor den. Photographien der einzelnen Briefe wurden an alle Dienststellen der Reichsbank gesandt, um Anhaltspunkte zu ermitteln. Aber die Nachforschungen bei der Reichsbank blieben bis heute vollkommen ergebnislos. Die Zusammenkunft Mac Donald-Hoover. Ihre politisch« Bedeutung. Washington. Die in Amerika und in England erwar- tete erste Begegnung zwischen den beiden Staatsmännern Präsident Hoover und Englands Premierminister Mae- Monald Hit nunmehr im Weißen Hause stattgefunden. Beide Staatsmänner unterhielten sich angeregt ungefähr zwölf Minuten lang, aber in völlig zwangloser Form und über allgemeine Themen Die erste offizielle Konferenz zwischen Hoover und Mae- Donald sand ebenfalls im Weißen Hause statt. Wie von unterrichteter Seite zu dem Gegenstand der Besprechung mitgeteilt wird, sollen die ersten Verhandlungen allgemeiner Natur sein und sich lediglich darauf beschränken, die Grund lage eines Dauerfriedens zwischen den Bereinigten! Staaten und England zu erörtern. Späterhin will man auf Grund der erwarteten Einigung zwischen beiden angelsächsi schen Ländern an die Großmächte eine gemeinsame Erklärung Der Industrie- und Handelstag zum tzoungplan. Berlin. Vor dem Hauptausschuß des Deutschen In dustrie- und Handelstages sprach nach einer Trauerkund- gebung für vr. Stresemann vr. Melchior zur Repara- tionsfrage. Er setzte zunächst die Vorteile und Nachteile des Young-Planes gegenüber dem augenblicklichen Zustande auseinander. Unzweifelhafte Vorteile seien die wesentlich« Verringerung der geschuldeten Summen. Des weiteren bringe der Plan die Festsetzung eines bestimmten, wenn auch weit hinausgeschobenen Endtermins der Zahlungen. Sehr um stritten sei die Frage, ob die Schutzmaßnahmen des Dawes- Planes oder des Young-Planes wirksamer seien. Der Haupt nachteil gegenüber dem Dawes-Plan sei die Festsetzung einer ungeschützten Teilannuität. Die entscheidenden Fragen seien daher, ob der Young-Plan gegenüber dem jetzigen Zustande eine Verbesserung bedeutet, und ferner, wie sich die Folgen einer Ablehnung auswirken würden. Der Berichterstatter warnte davor, den Young-Plan als eine befriedigende Regelung zu betrachten. Niemand könne wissen, ob und wie lange er durchführbar sein werde; von den beiden Uebeln (Dawes- oder Young- Plan) sei er aber das kleinere. Die Versammlung trat dann in eine eingehende Erör terung des Berichts ein. Dabei wurde der Ernst der Be sorgnisse wegen der Durchführbarkeit des Young-Planes hervorgehoben. Im übrigen wurde in der Versammlung einmütig betont, daß die Voraus- setzung für Annahme und Durchführung des Young-Planes eine tiefgreifende Reform der Finanz- und Wirtschaftspolitik ist, um zu einer Vereinfachung des öffentlichen Apparates, zu einer Einschränkung der öffentlichen Ausgaben und zu «iner wesentlichen Entlastung der produktiven Wirtschaft zu gelangen. Die politische Aussprache des demokratischen Parteitages wurde eröffnet durch Ausführungen des demokratischen Reichstagsabgeordneten Dernburg über die Reparations politik. Dernburg forderte eine systematische Aufklärung über den Young-Plan, da die Negierung in dieser Frage bisher versagt habe, so müßten die Parteien die Aufgabe übernehmen. — Dessauer- Hamburg erörterte die Frage .der Wahlrechtsreform. Die jetzt vorgeschlagene Lö sung könne nicht befriedigen, da sie viel zu kompliziert sei. Regierungspräsident Friedensburg-Kassel sprach über die Parteienkrise und wies darauf hin, daß das gegenwärtige Wahlsystem eine Ueberschätzung der Parteien bringe. Die Parteien seien aber nur Hilfskonstrukttonen. Wir brauchen Persönlichkeiten. Landtaasabgeordneter Fischer- Stuttgart bekannte sich als entschiedener Anhänger des Einheitsstaates und betonte, daß feine württembergischen Freunde sich dringend für die Frage der Reichsreform einsetzen würden. — Der preußische Land» tagsabgeordnete Grzimek forderte bei der agitatorischen Arbeit der Demokratischen Partei eine stärkere Volkstüm lichkeit und vor allem eine schärfere Abgrenzung der Ziele gegenüber denen der anderen Parteien. Als wichtigen Punkt hob er neben der Frage des Einheitsstaates eine energische Personalpolitik in Reich und Ländern hervor. — Landtags abgeordneter Wachhorst de Wente beschäftigte sich mit den Fragen der deutschen Bauernpolittk. Er stimmte der Politik ds Reichsernährungsministers Dietrich zu. Inzwischen war ein Antrag eingegangen, der sich gegen die Korrupiionsmöglichkciten richtete und der angesichts der Fülle Raiffeisenbank, Sklarek usw. es für geboten hält, nicht nur jede Korruptton im öffent lichen Leben schonungslos aufzudecken und zu verfolgen, son dern auch alle vorbeugenden Maßnahmen zu treffen, um Korruptionsmöglichkeiten auszuschalten. * 2m Rahmen ihres Parteitages veranstaltete die Demo kratische Partei eine Befreiungskundgebung für das Rheinland. Der Lanütagsabgeordnete Wolf hard widmete dem Außenminister einen Nachruf als dem Mann, dessen ganze Tätigkeit der Befreiung der besetzten Gebiete gegolten habe. Der Oberbürgermeister von Ludwigs- Hafen erklärte nach einer Schilderung der Leiden der Be setzung, das Haager Abkommen sei zwar kein Triumph, bringe aber doch die Befreiung von der Besetzung. MW und WM ÄWltStN-tUtN (Gustav-Adolf-Verein.) In unserer Pa- rochie, in Stadt und Dorf, klopft in diesen Tagen der Sammelbote an die Häuser und an die Herzen. Er bittet nicht für sich, sondern für andere. Darum nehmt ihn lieb auf, weist ihn nicht mit häßlichem Worte weg. Für wen wird denn gesammelt? In dem üppig wuchernden VereinSwesen unserer Zeit findet man sich kaum noch zurecht. Darum ein paar Fragen und Antworten über den Gustav- «dvlf.Verein. Wie alt ist er? Am 6. November 1933 wird er hundert Jahre alt. Wenn einst bei der Sammlung für den Verein eine Frau den Boten fragte: „Lebt denn der alte Gustav Adolf immer noch?" so muß noch heute geantwortet werden: Ja, er lebt immer noch. Bald vor hundert Jahren ging eine Anzahl Männer daran, dem Schwcdenkönig Gustav Adolf zu Lützen ein Denkmal zu errichten. Es steht heute auf dem Schlachtfeld zu Lützen. Aber zu gleicher Stunde ist ein geistiges Denkmal dem Heldenköntg, der den Evangelischen im 30 jährigen Kriege Glaubensfreiheit erkämpft hat, errichtet worden: Das ist der Verein, der seinen Namen trägt und sein Werk fortsetzt, nämlich unseren Glaubensgenossen zur Erhaltung ihres Glaubens inmitten Andersgläubiger zu helfen. Wem will er hel fen? Zunächst den alten Gemeinden aus den Tagen der Reformation, die sich durch die Schrecken des 30 jährigen Krieges und durch die Stü me der Gegenreformation durch icrettet haben, die trotz aller Ver folgung noch nicht überwunden sind, die, obwohl sie oft tot gesagt worden sind, doch noch lebendig sind, gleichsam glimmende Funken, die übrig geblieben sind . on dem großen Feuer, das in Luthers Tagen hin und her in den Landen gebrannt hat. Dann aber auch Gemeinden jüngeren Datums. Die Freizügigkeit läßt die Menschen hinausgehen in die Lande und über die Meeic hin. Da sind tu überwiegend katho lische Länder evangelische Kaufleute, Handwerker, Ackerbauer und Fabrik arbeiter gekommen, hattcn sich dort niedergelassen, angesiedelt, ihr täglich Brot gesunden. Aber osr genug haben sie erst -fern von der Heimat sich darauf besonnen was sie an ihrem evangelischen Glauben und an ihrer evangelischen Kirche haben. Und sie wollen diesen Trost und Halt im fremden Lande nicht fahren lassen, wollen dieses letzte Band das sie noch mit der Heimat verbindet, festhaltcn. Und die große Not der vielen, vielen Deutschen, die 1918 vom Mutterlande losgerissen und Völkern einverlcibt wurden, die dem Deutschtum und dem Evangelium feindlich gegenüberstehen, die die deutsche Sprache zu unterdrücken suchen mit allen Mitteln und deutsches Eigentum rücksichtslos rauben. Sie haben es schwer unter solchen Völkern, unsere bedrängten Brüder, wenn sic deutsch und evangelisch bleiben wollen. Ohne deutsche Schule und deutsche Kirche ist das nicht möglich. Wie kann er helfen? Er schickt Reiseprediger, die Gotte« Wort verkündigen, hin und her im Lande, weil evangelische Christen dort viele Meilen weit wandern müßten, um einem evangelischen Gottesdienst beizuwvhnen. Ec bau^, wo der Gottesdienst im Wirtshaus, im Tanzsaal, im engen Schulzimmer nicht länger mehr abgehalten werden kann, Betsäle, Kapellen, Kirchen. Ec nimmr einen Teil der drückenden Schuldenlasten vom Schulhausbau und Kirchcnbau her auf sich. Ec tritt ein fgx evangelische Schulen, damit evangelische Kinder in katholischen Schulen ihren Glauben nicht verlieren. Er unterhält Konfirmandenanstalten für die Konfirmanden, die, weil sie so weit vom Psarrort entfernt wohnen, den Konfirmanden- unterricht nicht besuchen könnten. Kurz, er ist ein Helfer den zerstreuten Evangelische» draußen in der Welt, wo immer eine evangelische Ge meinde aufgebaut und erhalten werden soll. Wo will er helfen? In Deutschland selbstverständlich zuerst, dann drüben in den früheren österreischen Landen, in den vormaligen Ostsee-Provinzen, in Elsaß- Lothringen. Eine große Seelennot umschließt das eine Wort: Rußland. Und in Südamerika, in Südafrika, in Australien gibt es viel, viel mehr evangelische Glaubensgenossen als wir denken. Dürfen sie verein samt bleiben und das Nötigste für rvangelisches Leben entbehren? Warum muß er helfen? Vergißt eine Mutter ihr Kind, das aus dem Elternhaus fortzieht? Darf die evangelische Kirche — sie ist unsere geistige Mutter — ihre zerstreuten Kinder in der Ferne ver gessen, zumal, wenn sie Deutsche, Volksgenossen, Glaubensgenossen sind, die, auf sich selbst gestellt, kaum ihre evangelische Art bewahren können? Womit kannst du helfen? Unter den 1850 Zweigvereinen der Gustav-Adolf-Stiftung steht auch unser Pulsnitzer Gustav-Adolf-Verein. Wenn aus vielen Bächen der große Strom wird, wenn aus vielen Steinen das große Haus gebaut wird, so entstehen große Summen aus vielen Groschen und Fünfzigpfennigcrn uud Markstücken. Es wird heute Geld viel Geld gebraucht für den und jenen Zweck. Es wird mancher Groschen, manche Mark nutzlos vertan. Willst du für ein Lrotzes, nötiges Liebetwert eine Gabe opfern? Und wie groß soll dein Opfer sein? Pulsnitz- (Poliz eibericht.) Am 6./10. 29 wurden in PuiSnitz auf der Polizeiwache 1 graumelierte Herrcnsportmütze, Größe 55 und 1 grüner, gestrickter, schma ler Damensportgürtel mit grauer Schnalle als Fundgegen stände abgegeben. — (Eine Mahnung an alle Fußgänger.) Das Düsseldorfer Schöffengericht verhandelte am Donners tag über ein Autounglück, das im Juni d. I. am Woringer Platz in Düsseldorf drei Todesopfer forderte, als ein Ben zintankwagen beim Ausweichen eines Passanten auf eine Schutzinsel fuhr. Die Verhandlung ergab, daß der Chauffeur mit genügender Vorsicht gefahren war und daß er keine Schuld an dem Unfall hatte. Dagegen wurde der Fußgän ger, der im letzten Augenblick und ohne sich umzusehen, den Fahrdamm überqueren wollte, zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Der Vorsitzende betonte, der Erfolg dieser Strafe Ak MW MMW M Sm SMMm WM Völlige Einigung zwischen Macdonald und Hoover — Nachruf Macdonalds für vr. Stresemann „Graf Jeppelin" startet heute adend zum Scylestenflug Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadlrates zu Pulsnitz sowie der GemeinderLte Grotznaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften de» Pulsnitzer AmtsaeriHtsbezirkk: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwsldc, Ohorn, Oberstein,, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Frielendorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Slein-DittmannSdors »e;chäft«stellr: Pulsnitz, «lb-rtstraße «r. 2 Druck uud Verlag von S L. F ö r st - r « E r S en (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. M o h r i n P ulS n i tz n'cker Tageblatt NA BezirysanzeiMr Kernsprrch« 18. Tel.-Adr.: LautLi.aU Pul Postscheck-Konto Dresden 2138. Siro-Konto Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz« und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mosse'S Zeilenmeffer 14) 1 mm Höhe 10 O/, in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Sh/; Reklame 25 <H/. Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebührcn durch Klage oder in KonkurSsällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. 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