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Weißeritz-Zeitung : 26.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192211269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19221126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19221126
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-26
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 26.11.1922
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Aetteste geituug -es Bezirk» n»,,>,«,,,,,I,,,,,,!,«» Nr 27S Sonntag den 26. November 1922 88. Jahrgang ^vtmamrscha« -Ä Lm «nkkch«, L«ik v«r -W«B«dördea)dreZeU«7«»PK.-S«v»^ Dierleljährlich '^MK-ohmtZN- «ragen. - Einzelne NumME Ps. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde M. L MMeindeverbands-Girokonlo Nr. 3. — VEL-sÄ^ Kontor Dresden 12548. E^efes Blatt enlhittt die amttichen Bekanntmachm^« -er Amlshauplmannjchasl, -es AmlsgerechilÄ un- -es Sia-Iraks zu Dtppol-iswal-e Weiszeritz-Jettung Tageszeitung Mö Anzeiger für DWEiswatt^ Schmieöeberg «.N .»»»«»«»„„„ooaeoooooa WLMKSMgMM«r Dsdak!eur: Paul g^ue. — Druck md Verlag- Earl Tebne in Mvpsl-l«val-e» u ! I,. 'M , l »» l .».»>< „«WM» Amtliche Bckilktmachmgeii. Mit Wirkung vom I9.1l. 1922 ab werden die v^ls- pn«i«» nach denen ösr Varl S«r Saekdarüzs sich be stimmt, für die V»»u»unN auf das voppsits, für die Lalaavdiukr auf das Vr-Hacks und für die übrigen Lneddvrüßu auf das külittLeli» der seit l.3. iy22 in Geltung befindlichen Sätze festgesetzt. (Vergl. die Bekannt- machung in der Weitzeritz-Zeitung vom lO. 3. 1922 — Nr. 59 —.) IZ7y vla VmsieksrnülksLmrar äsr Lmtsdsnplm^vsedrtt vaä -«»Stsäir«» ruvjppoitltzvzlä), am 23. November 1922. Sthuilsj Vcs Stuötverordriclcn-KoUeniumö z« Tipvot-iHwakde am 24. November 1922. Das Kollegium ist vollzählig. Außerdem sind der Büraer- meister und die Stadträte Fritsch und Zäckel erschienen Von den seinerzeit von der Stadt gemachten Krieqsaufw"»- düngen hat das Reich 140 000 M. als von ihm zu erstatten seiner zeit anerkannt. Die sofortige Rückzahlung dieser Gelder erfolgte aber nicht, sondern die Gemeinden wurden ermächtigt, ein ent sprechendes Darlehn bei der Credit-Anstalt sächsischer Gemeinden aufzunehmen, das das Reich mit 4>/,?L verzinsen und mit 1'/,?L tilgen will, nicht höher. Von dieser Ermächtigung will auch Dippoldiswalde Gebrauch machen. Genannte Kreditanstalt stellt aber jetzt folgende Bedingungen: Auszahlunqskurs 98'/-, also 21 NÜ. M. Kapitalverlust; Zinsen 6'/-?L bis Ende 1922, dann von Zeit zu Zeit Neufestsetzung; Tilgung bereits in 10 Zähren. Ein Gesuch des Rates um Milderung der Bedingungen war erfolglos, sodaß also die Stadt ein recht erhebliches Opfer noch zu bringen hätte. Man tritt deshalb dem NatSbcschlusse bei, beim Reiche Rückzahlung der ganzen Summe zu fordern. Wie der Bürger meister mitleist, setzt sich der Sächsische Gemeindctag beim Reiche für Uebernahme der vollen Verzinsung, Tilgung usw. für solche in seinem Znteresse gemachten Anleihen ein. Nochmals beschäftigt man sich mit den Herstellungen im städtischen Mietwohnhause, die fertiggestellt sind und mit der noch vorzunehinendcn Umlegung der Wasserleitung. Als Kosten werden insgesamt 125 000 M. berechnet. Ein Darlehn in gleicher Höke soll bei der Landesversicherungsanstalt ausgenommen werden und zwar soll versucht werden, statt der erlangten 10jährigen eine 20jährige Tilgungszeit zu erlangen, um die Mieter nicht so stark zu belasten. (Die in voriger Sitzung beschlossene kleinere Anleihe steckt mit darin.) Das von einem Teile der Mieter gewünschte, von anderen abgelehnke Auswechseln deS Ofens und des Herdes tn 8 Wohnungen unterbleibt der Kosten wegen. Von einer Seite werden die Malerarbeiten als durchaus nicht einwandfrei ge schildert. Das Kollegium ersucht deshalb den Rat, den betreffen den Malermeister zur Verbesserung, soweit daS möglich ist, zu ver anlassen. 5n der Aussprache wird darauf hingewiesen, daß das vielleicht eine Folge mit sei der Vergebung an den Billigsten. Dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz gewährt man auf Ansuchen einen einmaligen Sonderbeitrag von 250 M. für die Drucklegung seiner Veröffentlichungen. Zum nächsten Punkt der Tagesordnung referiert der Vor steher über die Sitzungen des Sonderausschußes .Altershilfe' (in dieser Zeitung bereits behandelt) und über den Stand der Ange legenheit überhaupt. Von Einrichtung einer Küche will man ab- seyen. An Freitisch, soweit gemeldet, geben jetzt 30 Fami lien an 34 Personen wöchentlich 137 Portionen, wozu noch etwa 120—140 Wochenportionen der Landwirte kommen neben anderen Lebensmittelabgaben. Von den Industriellen sind zunächst etwa 70—80000 M. gezeichnet worden. Der Rat hat von der Ange legenheit Kenntnis genommen und bis auf weiteres Dr. Wagner als Vertreter der Kleinrentner und die Bezirkspflegerin Fräulein Hellriegel dem betreffenden Ausschuß zugewählt. Die verschie denen sammelnden Berufsgruppen werden von sich aus Vertreter noch bestimmen. Zn längeren Ausführungen befaßte sich Stadt verordneter Erfurth mit der Sache, betonte die Hilfsbereitschaft auch der Arbeiter, die jedoch an Bedingungen geknüpft sei. Unter den notleidenden Alten feien sicher nicht wenige, die einerseits heute so wertvolle Sachwerte, anderfeits Angehörige hätten, die in der Lage wären, sie zu unterstützen, daS aber unterließen. Zn solchen Fällen sollten die Unterstützungen gewissermaßen Darlehne sein, für die man sich im Todesfälle an den Sachwerten schadlos hallen könne. Weiter Müsse der Ausschuß paritätisch zusammen gesetzt sein (halb bürgerlich, halb sozialistisch). Schließlich sei auf die Dauer die freiwillige Aufbringung der Mittel untunlich und man müsse auf eine sogenannte soziale Abgabe auch in Dippoldis walde zukommen und das Geld dort holen, wo es sei, in erster Linie bei der Landwirtschaft und bei der Zndustrie. Bürgermeister Herrmann meint, diese Ausführungen hätten in den betreffenden Ausschuß gehört. Die Sache mit der Kopfsteuer sei so einfach nicht. Die Stellung des Reichsfinanzmlnisteriums dazu lasse den hier eingeschlagenen Weg als den einzig möglichen erscheinen, wolle man rasch zu einem Ergebnis kommen. Auch die gewünschte paritätische Zusammensetzung des Ausschusses werde nicht möglich sein, da naturgemäß alle Kreise, die Mittel ausbringen, vertreten sein wollten. Vorsteher Schumann betrachtet all das nur als Material für den Ausschuß; weist, wie bereits mehrmals, wieder um darauf hin, daß dieser nilt einer umfangreichen Kritik seiner Tätigkeit auf alle Fälle rechnen müsse, man ihm aber die Ent scheidung in allen Fragen ruhig überlassen solle, und bittet zmn Schjuß, die Sache doch erst in Gang kommen zu lassen und nicht durch Einzelheiten, die man dem Ganzen gegenüber mehr oder weniger als Nebensachen bezeichnen müsse, die so wichtige Hii>s- aktion schließlich ganz oder teilweise in Frage zu stellen. Er er warte vielmehr bestimmt, daß alles daran gesetzt werde, einen gün stigen Erfolg zu erreichen. Darauf treten die Stadtverordneten vem Ratsbeschlusse bei. Stadtverordneter Schubert fuhrt au^, der Umstand, daß die Kartoffeln an Minderbemittelte jetzt für 400 M. abgegeben würden, während sie anfangs billiger gewesen seien, habe bei manchen von ihnen zu der Annahme geführt, die Stadt verdiene Geld daran. Hierauf stellt der Bürgermeister fest, daß im Gegenteil eine wesentliche Verbilligung eintrete, da z. B. 2000 Zentner von auswärts zu 600 M. hätten bezogen werden müßen. pOr den aus dem Amte entlaßenen Stadlrat Riekert wird für die bis Ende 1925 dauernde Wahlperiode Amtsgerichtsrat mit 10 von 14 Stimmen zum Stadtrat gewählt. Vier Zettel sind unbeschrieben. ", . letzte Punkt der Tagesordnung betrifft einen Sprechsaal- Mtikel in der .WeHerih-Zeitung». Vorsteher Schumann erklärt, daß durch die zwei Nummern später erfolgte redaktionelle Richtig stellung der Unrichtigkeiten des betreffenden Artikels die Ange legenheit sich eigentlich erledigt habe. Doch wolle er bekannt geben, daß festgestellk worden sei, daß kein Angestellter der Stadt mit dem Artikel zu tun habe; daß die Gelder auf Verlangen jeder zeit ausgezahlt würden; daß Beamte pro Protokollstunde 56 M., pro Ueberflunde 40 M., Anwärter 40 und je nach Alter 20 bis 30 M. erhalten und zwar seit 1. Oktober, daß aber auch diese Sähe bald erhöht würden, da eine entsprechende Vorlage bereits bearbeitet werde. Gleich dem Rate nimmt man Kenntnis. Hierauf nichtöffentliche Sitzung. OsrtlichcS unN Sachfisches Dippoldiswalde. Der Schriftsteller Dr. Plaltensteiner aus Wien bezeichnete sich am Freitag bei seinem Austreten im Ge- werbevereln als den letzten Oesterreicher, der über Peter Rosegger, mit dem er selbst befreundet war, Vorträge halte. Wir glauben eü ihm gern, wenigstens wird es wohl keiner besser bringen, als er. Mit großer Herzenswärme, greifbarer Anschau lichkeit und hinreißender Lebhaftigkeit erzählte er dir harte Zugendzeit des Dichters und wie dieser, von heißer Sehnsucht nach der Heimat ergrissen, sich zum Erzieher seiner Mitmenschen zur Wahrheit entwickelte. Sein Grundsatz, dem er treu und zähe folgte, war: Verlange nicht mehr von anderen, als du selbst tun kannst, aber strebe deinem gesteckten Ziele unentwegt nach.' Diese Beharrlichkeit hat sich auch bei Gründung der Waldschule in seiner Heimat und der Schulstiftung köstlich bewährt. Als zweiten Leit satz Roseggers hob Redner hervor: .Wir Menschen sind alle Brüder und wir sollten öfters Brücken zu einander schlagen.' Damit habe er auch den Weg gewiesen für das engere Zusammen gehen der Ocsterreicher und der Deutschen. Nach kurzer Pause, in der Schriften Platkensteiners über Rosegger und solche von diesem selbst zugunsten der Schulstiflung viel Abnahme fanden, ließ der Vortragende den Dichter in ernsten und heiteren Er zählungen und witzigen Versen selbst zu Worte kommen, worin die HerzenSgüte, die Wahrheitsliebe und die volkstümliche Rede weise RoseggerS klar zu Tage traten. Hier belustigte die fein dramatische Erzählungsform Plaitensteiners, dem der öster reichische Dialekt dabei sehr zustatten kam, den vollgefüllten Turn hallensaal, so daß die Zuhörer eine Zeit lang gar nicht aus dem Lachen heraus' kamen, dafür aber am Schlüsse mit lautem Beifall dankten. lieber den Namen Rosegger erfuhren wir in dem Vor trage, daß derselbe aus Roß-Egger (der mit Rossen und nicht mit Ochsen eggt) stammt. Roseggers Vater war ein Bauer in einem armseligen Walddorfe. Nach Schluß des Vortrags dankte der Vereinsvorsteher Felix Zehne nochmals dem Redner und gab be kannt, daß im Zanuar Professor Neumann über .Tiere als Eltern' sprechen wird. — Nach einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums wird in den nächsten Tagen von ihm aus eine Regelung des Milch preises für ganz Sachsen vorgenommen werden. Die Kommunal verbände sind ersucht worden, daher von einem Eingreifen in dieser Frage abzusehen. — Stern-Lichtspiele. Mit einem ganz außergewöhnlich reich haltigen und guten Programm wartet unsre Lichtbildbühne am Sonn abend und Sonntag abend auf. Neben dem gewaltigen fünfaktigen Sensations-Drama „Marquis Fun" gelangt noch der großartige „Zelnik"-Monumentaifilm „Das begrabene Ich", ein ganz hervor ragendes Werk, zur Aufführung. Ferner wird am Montag in zwei Abendvorstellungen das große, erfolgreiche Fiimsingspiel „Die Flucht des Fremdenlegionärs", verbunden mit dem persönlichen Austreten eines ehemaligen Legionärs, jetzigen Konzertsängers, mit Vortrag und Gesang, aufgcsührt. (Näheres im Inserat.) — Unter der heutigen Geldentwertung leiden ganz außerordent lich auch die Kleinrentner. Die Zinsen ihres kleinen Vermögens, die ihnen nach Vorkriegsbegriffen einen sorgenfreien Lebensabend ge währleistet hätten, sind jetzt ein Nichts. Und doch tragen sie das harte Schicksal mit Ergebung, fast ohne zu murren. Ihnen etwas zu helfen, will der Landwirtschaftliche Hausfrauenocrein durch Ver anstaltung eines Wohltätigleitsfestcs versuchen, das am 2. Dezember in der „Neichskrone" stattfindcn soll. Bunte Buhne, Theater und Tanz soll den Besuchern geboten werden. Eine Verlosung, zu der Gaben gern entgegengenommen werden, soll die Einnahmen stärken helfen. Wir verweisen auf das Inserat in dieser Nummer und sprechen auch unsrerseits die Hoffnung aus, daß sowohl Gaben reichlich ge spendet werden, als auch die Veranstaltung stark besucht wird. — Der ttunstoerein hat für Mittwoch den 6. Dezember den Hosschauspieler Paul Bühler (Lieder zur Laute) und die Hofschau- spielerin Wally Senff-Georgi (Nezitatwns gewonnen. Beiden gehen ausgezeichnete Rezensionen voraus, so daß auch der zwe te Abend des ttunstvereins höchst anregend w-d genußreich verlaufen wird. Anfang / 7 Uhr. Im übrigen verweisen wir aus die in unsrer Zeitung ersch«inende Einladung. — Die „Chronik" kann der heutigen Nummer nicht beigegeben werden, da die Korrektur bis zur Stunde noch nicht eingcgangen ist. Wir werden sie mit einer der nächsten Nummern folgen lassen. — Der Sachs. Landbund, Vezirksverband Dippoldiswalde, schreibt ! uns' 2n der Preße — so auch -in der „Dresdner Volkszeitung", i wiederholten sich in letzter Zeit Angaben über die Landarbeiterlöhne, ! die zu irrigen Dorsteilungen führen müßen. Man nannte dort nur die tariflichen B a r löhne, die selbstverstänblich hinter den Lohnsätzen anderer Berufsgruppen weit zurückstehen, aber durch die fortlaufend gewährten Deputate wesentlich erhöht werden. Es erhält der ver- heiratete ständige Landarbeiter neben freier Wohnung und freiem Lichte jährlich 9 Ztr. Getreide, 30 Ztr. Kartoffeln, 3 Ztr. Stroh, täg lich '/r Liter Vollmilch, alles frei. Außerdem kauft er Selbst versorgergetreide für die Frau und Kinder unter 14 Jahren pro Kopf 3 Ztr. im Jahre zum Umlagepreise. Alle anderen (also auch die mitarbeitenden Frauen der Landarbeiter) erhalten ein Deputat von 7 Pfund Kartoffeln, 2 Pfund Getreide, '/r Liter Vollmilch auf den Aibeitstag. Oberschweizer erhalten neben freier Wohnung, Beleuchtung und Heizung monatlich 1 Ztr. Getreide, 2,25 Ztr. Kartoffeln, täglich 2—3 Liter Vollmilch, Zukaussgetreide, jährlich ein Schwein von 3 Ztr. Lebendgewicht. Jeder wird sich berechnen können, welche Werte diese regelmäßig gelieferten Naturalien aus- machen. Man wird sich nicht wundern, wenn die Barlöhne die Höhe anderer Tarife nicht erreichen. Freilich — das muß man noch hin zufügen — arbeitet der Landarbeiter auch heute noch tariflich elnschl. Stalldienst 10—12 Stunden täglich. Auch Sonntagsarbeit — natür lich besonders entlohnt - war in diesem Jahre keine Seltenheit. Stisersdorf. Das vom Kasino der Landwirte Seifersdorf u.U. Freitag abend im Gasthof Talsperre Malter veranstaltete Militär- Konzert, ausgeführt von der Kapelle des sächs. Reiter-Reg. 12 unter persönlicher Leitung des Musikmeisters Gröbe, erfreute sich trotz der Ungunst der Witterung eines guten Besuchs. Die allseits beliebte Gaststätte und das Aufteten einer ! gutgeschulten Militärkapelle hatten ihre alte Zugkraft wieder bewährt. Den Schluß des 2. Teiles bildeten mehrere Parademärsche auf Feldtrompeten und Pauken, die größten Beifall fanden. Flott gespielter Tanz beschloß die Veranstaltung. Seifersdorf. Am Sonntag den 19. November veranstaltete der Turnverein .Frohsinn' (D. T.) leinen ersten Werbeabend. Das Programm war sehr reichhaltig. Es sollte durchaus nicht voll ständig Vollkommenes geleistet werden. Der Verein wollte viel mehr den Freunden und Feinden der Turnkunst zeigen: Wie ver läuft bei uns ein Turnabend? Er wollte den Anwesenden zeigen, wie gut ihre Angehörigen, Lehrjungen, Dienstpersonen usw., im Verein ausgehoben sind, wie alles stufenmähig, entwickelnd und ausbauend allen Turnenden übermittelt wird. Punkt 7 Uhr mar- fchierten fast alle aktiven Mitglieder mit Fahne unter den Klängen des Trommler- und Pfeiferchores auf und stellten während der markigen Begrüßungsansprache des Lehrers Weber eine impo sante Gesamkgruppe. Nach allgemeinem Gesang des alten Turn liedes .Turner auf zum Streite' löste sich die Gruppe wieder auf und es begann nun ein flottes turnerisches Leben und Treiben. Vorführung folgte auf Vorführung. Alle Abteilungen beteiligten sich daran. Obwohl Mädchen- und Damenabteilung, sowie die Männer- und Altersriege noch sehr, sehr jung (3 Monate bzw. 4 Wochen) sind, so leisteten sie genau wie die älteren Riegen ihr Bestes. Exakt wurde alles vorgeführt. Gipfelleistungen waren an diesem Abend mit Recht streng verpönt. Allgemein,ernteten die einzelnen Abteilungen regen, wohlverdienten Beifall.' Zm Mittel punkte des Abends stand die Werberede von Mitglied Lehrer Glauche. Zn kurzen Umrissen entwickelte er die Geschichte des Turnens, begann bei den Uroölkern und endete mit der Jetztzeit. Der Erhaltungstrieb erforderte bei den Urvölkern das Ueben ge wisser Fertigkeiten. Vor allem hob der Redner die Werte des Turnens für Körper und Geist, sowie für die einzelnen Berufe hervor. Ein ernstes, eindringliches Mahnwort richtete er an Eitern, Erzieher und besonders an die Dienst- und Lehrherren, doch endlich die Vorurteile über das Turnen fallen zu lassen, den Wert desselben einzusehen und darum Angehörige, vom Knirps bis zum silberhaarigen Siebziger, ob männlichen oder weiblichen Geschlechts sei gleichgültig, sowie die Dienstpersonen und Lehr linge den Turnvereinen zuzuführen. Der Vortragende erörterte auch die besonderen Vorzüge der einzelnen Zweige des Turnens; so fprach er ausführlicher über Nackt-, Geräte-, volkstümliches Turnen und über das Spiel. Aber auch Fechten, Schwimmen, Rudern, Boxen, Wandern usw. fanden ihre Erläuterungen. Man sah einmal recht deutlich, welch weiten Begriff .Turnen und Sport' zusammensaht. Wertvoll waren die Festsetzungen, dah durch Turnen und Spiel die Unterordnung unter den Millen anderer freiwillig erfolgt, Verträglichkeit, Entschlossenheit und andere nutzbringende Charaktereigenschaften den Mitgliedern an erzogen werden. Reicher Beifall wurde dem Vortragenden ge zollt. Möchten seine Ausführungen aus recht fruchtbaren Boden gefallen sein. Nachdem alje Abteilungen — auch eine Altersriege trat mit an — ihre Uebungen vorgesührt hatten, schloß der Abend mit allgemeinem Gesang. Besonders gefallen haben die Vor führungen der Kleinsten, der Mädchen- und Knabcnabteilungen. Kein Fehler war zu bemerken. Der Turnrat, die Turnwarte mit ihren unermüdlichen Helfern, den Vorturnern, können mit dem Geleisteten völlig zufrieden sein. Zhnen allen wurde herzlicher Dank durch warme, anerkennende Worte des Gutsbesitzers Her mann Dietrich, der im Namen der Einwohnerschaft sprach, zuteil. Der Besuch war gut und hätte doch noch besser sein können. Mancher fehlte noch, dessen Kommen man bestimmt erwartet hatte. So etwas drückt die Arbeilssreudigkeit der sich mit Leib und Seele der Vereinstätigkeit widmenden Mitglieder, die außerdem große Opfer an Zeit und Geld bringen, gewaltig herab. Dessen sollte man in diesen schweren Zeiten stets eingedenk sein. Mit den Darbietungen waren aber alle Erschienenen und Fachkundigen voll und ganz zufrieden, was der langanhaltende Beifall zur Genüge bewies. Der Abend war ein wahrer Werbeabend und der Verein kann einen vollen Erfolg buchen. Sicher hat er fick neue Turnsreunde gewonnen. Schaden würde es nichts, wenn in jedem Zahre eine ähnliche Veranstaltung getroffen würde. Dresden. Der Dresdner Bürgerrat hat an das Ministerium des Znnern folgendes Schreiben gerichtet: .Die Empörung über die Dauerunruhen unverantwortlicher Elemente nimmt in der ge samten staatserhaltenden Bevölkerung von Tag zu Tag zu. Die Schuld, dah die Unruhen und Plünderungen überhaupt geschehen konnten, trifft nächst den Hetzern in erster Linie bas Polizei präsidium. Nach der Regierungserklärung war bereits am 7. November bekannt, daß Demonstrationen mit dem Zwecke der Plünderung in Szene gesetzt werden sollten. Dem Polizeipräsidium war Tag und Stunde des Anfangs der Unruhen mindestens seit dem 16. November bekannt. Die Gesetze geben dem Polizei präsidium die Möglichkeit, die Demonstrationen, die den Auftakt für Plünderungen geben jollten und gegeben haben, zu verbieten
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