Suche löschen...
Dresdner Journal : 24.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189010245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18901024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18901024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-10
- Tag 1890-10-24
-
Monat
1890-10
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 24.10.1890
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M248. Freitag, den 24. Oktober, abends. 189V )' B. 9». b« o G bB SB >0 V >0« >G. )b. LG t G )G LV G. )bG 2b b B. . s . 3 lllg b«t . 3 Ottobcr. »eutfchen Tagen oer Pri- zen und der Zu» Reichs- daß der ung der Datieren vecke ist nd viel- : Kontre- wärtigen Tendenz, ierungen Spapiere: latsbahn —SS,1V, -220,10, :tmunder -143^. : Auktion en aus- ren Ein- nrr keine das An- t. Von er zu 99 TranS- k, von schast bei Ion Mo rde, May ge Kurse, t waren Herr 2^ auchham- stahlsabr. :n Aktien en waren erlauft her u. Hirsch iren noch stoss im iren iast i wurde gehandelt. Reichs, sche Ren- t, ebenso >e Konsols ice bester, en waren im Vrr- iirnaer zu tz Östrr- e 2L. zeitweilig »ll. m. Itvruxaprel»: kür vrerNe» vierts^jüdrlied 2 K. SV kk., doi «ton Lawerl. Nsutaedon koatunotultea viertel- jLtirUcR 3 K; ausssrdr^d Nss äsutaotieu ReicRs» tritt kost- uuä 8tvwp«Iru»odla-k Ninru. Livrolne Ruwuisro: 1v ?k. Tulrüualxuoxsxedlldrvu: kür Nen Raum eioor evspaltene» 2eiis Irleiner kcdriit 2V kk. Unter „Rm^eeauät" Nie 2ei'" SO kk Lei tH-etteu- unci 2itkernzatr entapr. ^ut»e!ünir. Lrscdelneo: laglicd mit ^uanadms ävr 3onn- o. keiertaxe a1>enil° r ernepiseli -Xnsedluss: blr. 1295. Dres-nerAmrml. Für die Gesamtlettung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur» und Kunstgeschichte. ToanRmv ron Tnklünaixunxen avsrrlirtrr Leixrig: Fr Rranck«tetter, Rowmiseionür 6e» Dresdner üournal»; Lamdarx v-rUu -V»«u 1-elxri^ 2»,«i vr«,l»a rraniltarl ». N.: //aa?er>dteiu ck kvAter,- Serlio Viea-Lsmdur^ kr»^ Loiprig-rranllturt L «. »Sacdea: Ruck ^koase,' k»ri» l.onckon L«rlm kraukkurt ». H 8latl^»rt: /)a«d« F <7o, NerUn: Znrat«kenckan1, »r«,l»n: Fm,l L'a/at^, Sannovor^ t?. L»U« ». ».-. LarcT F LÄ Nerausxederr Rünigl. RrpeNition Ne» DreeNoe/ üournal». Dresden, ^«ingeretr. 20. ksrusprscR-Aosellu»»: Rr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 24. Oktober. Ihre Majestät die Königin find, von Sigmaringen zurücktehrend, heute Vormittag in Schloß Wermsdorf eingetroffen. Bekanntmachung. Für die im Jahre 1891 zur Verwendung gelangen den Paßkarten ist der blaue Unterdrück gewählt worden. Indem die Kreishauptmannschaften, Amtshaupt- Mannschaften und Polizeibehörden hiervon in Kennt niß gesetzt werden, werden die zur Ausstellung von Paßlarten befugten Behörden mit darauf aufmerksam gemacht, daß sie nach der Verordnung vom 18. Juli 1870, den Vertrieb von Druckformularen für die Po lizei- pp. Behörden betreffend, (Gesetz und Verord nungsblatt von 1870 Seite 269) verbunden mit der Bekanntmachung vom 8. Dezember 1870 die Ein sendung der bei ihnen am Schlüsse des laufenden Jahres noch vorhandenen ungebrauchten und un verdorbenen Paßkartenformulare vom Jahre 1890 zum Zwecke des Umtausches mit der spätestens am t. Oktober 1891 zu bewirkenden Bestellung neuer Formulare bei dem Gendarmerie-Wirthschaftsdepot cruszuführeu und den Bezugspreis an den: nach 8 :» der obenangezogenen Verordnung bei der Bestellung mit einzusendenden Geldbeträge zu kürzen haben. Werden unverbrauchte und unverdorbene dies jährige Paßkartenformulare zu einer späteren Zeit, als am I. Oktober 1891 an das Gendarmerie-Wirth- schaftsdepot zurückgegeben, dann findet weder Um tausch noch Erstattung des Bezugspreises derselben statt. Dresden, am 21. Oktober 1890. Ministerium des Innern, II. Abtheilung. v Charpentier. Gebhardt. AcktMttlmachttng, eine Anleihe der Stadtgcmeiude Pulsnitz betreffend. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben zu der von dem Stadtrathe zu Pulsnitz unter Zustimmung der dortigen Stadtverordneten beschlossenen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, Seiten des Ketzlern unkündbaren Schuldscheinen in Abschnitten über 500 M, 300 M. und 200 M. zum Zwecke der Aufnahme einer mit 3'/- von: Hundert zu verzinsenden städtischen Anleihe von Einhundert Tausend Mark nach Maßgabe des vorgclegten Anleihe- und Tilgungs- plans die nach 8 I04<> des Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderliche Genehmigung ertheilt, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, am 17. Oktober 1890. Die Ministeriell des Innern und der Finanzen. Für den Minister: v. Charpentier. v. Thümmel. Münckner. MchtlMlilichrr Teil. Vekgraphische Wachrichten. Berlin, 24. Oktober. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die vom kondvner „Trnth" verbreitete und auch in einzelne deutsche Blätter übergegangene Nach richt, der Kaiser von Japan werde einen mehr- monatlichen Aufenthalt zum Kurgebrauche in Wies ¬ baden nehmen, wird kompetenterseitS für vollkom men unbegründet erklärt. Schweidnitz, 24. Oktober (Tel. d. Dresdn. Journ) Generalfeldmarschall Graf Moltke ist in Begleitung seines Adjutanten, Major v. Moltke, heute vormittag unter enthusiastischen Kundgeb ungen eines zahlreichen Publikum- nach Berlin abgrreist. Hamburg, 24. Oktober. (Tel. d.Dresdn.Journ.) Der ..Börsrnhalle" zufolge fand in verflossener Nacht um 2 Uhr ein Zusammenstoß zweier hinter einander fahrenden Güterzügc bei Boitzenburg statt. Elf Wagen mit Frachtgütern wurden voll kommen zertrümmert, Menschen aber nicht ver letzt. Das Gleis für den Personenverkehr soll bereits wieder frei sein. Paris, 23. Oktober. (W. T. B) Wie der „Temps" meldet, ist die Nachricht über die Wieder aufnahme der Verhandlungen zwischen England und Frankreich betreffs Neufundlands verfrüht; eS seien zwar diesbezüglich beiderseits Meinungs äußerungen erfolgt, die thatsächlichen Verhand lungen würden jedoch erst ihren Anfang nehmen, wenn der Botschafter Waddington nach Kondon zurückgekehrt sein werde. Dresden, 24. Oktober. Tic Pforte und der ökumenische Patriarch. Zwischen der Pforte und dem Oberhaupte der morgenländischcn christlichen Kirche, dem ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel, ist ein Streit entbrannt, der sich schon seit Monaten hinzieht und sehr leicht noch recht ernste Folgen haben kann. Der Patriarch hat alle gottesdienstlichen Verrichtungen der Geistlichen im gesamten Bereiche des türkischen Reiches verboten, in der Diözese von Konstantinopel sowohl wie in allen anderen Diözesen der Türkei dürfen nur noch die durchaus notwendigen Taufen und Beerdigungen von der Geistlichkeit vorgenommen werden, das Abhalten des Gottesdienstes ist den Geistlichen dagegen streng verboten, die Kirchen sind geschlossen und der Zutritt zu denselben jedwedem untersagt. Die Ursache dieses Verbotes liegt in der Ernen nung der drei bulgarischen Bischöfe in Macedonien durch die Pforte, welche im verflossenen Sommer auf das Andrängen Bulgariens erfolgte. Der Patriarch wurde ersucht, die Eimennung dieser Bischöfe anzuer- kenncn, er weigerte sich dessen jedoch nicht nur, er er hob vielmehr seinerseits feierlichen Protest gegen diesen Akt des Wohlwollens gegen die „schismatischcn" Bul garen und da derselbe keine Berücksichtigung fand, so erklärte er, daß er wegen gröblicher Mißachtung der Gerechtsame der christlichen Kirche durch die Pforte sein hohes Amt niederlegc. Von diesem Schritte ver ständigte er zugleich die Pforte durch ein Schreiben, dessen Ton ein so gereizter und ausfallender war, daß die Veröffentlichung desselben im türkischen Reiche untersagt wurde. Synode und Laieurat der griechischen Kirche stellten sich natürlich sofort auf die Seite ihres geistlichen Oberhirten und bestärkten denselben in seiner schroff ablehnenden Haltung. Vergebens bemühte sich die türkische Regierung, den Patriarchen zur Fort führung seiner Thätigkeit zu bestimmen; derselbe lehnte alle Vcrmittelungsvorschläge ab und erklärte nicht nur, au allen seinen Forderungen bezüglich der Ernennung der Bischöfe festhalten zu müssen , er verlangte auch noch, daß das Eherecht und die Erbschastsstrcitigkeiten der Christen seiner Zuständigkeit überwiesen würden, und ließ gleichzeitig dem Großwessir sagen, er werde, im Falle der Ablehnung seiner Ansprüche, die Unter stützung aller orthodoxen autokephalen Kirchen anrufen und über die Kirche in Konstantinopel das Verbot der Ausübung des Gottesdienstes verhängen. Der Drohung ist die That gefolgt. Da weitere Verhandlungen ergebnislos blieben und die Pforte namentlich in der Hauptfrage wegen der bulgarischen Bischöfe an ihrer ursprünglichen Anschauung festhielt, so haben Patriarchat und Synode sich entschlossen, die Kirchen zu schließen nnd den Geistlichen die Ausübung aller gottesdienstlichen Handlungen zu untersagen. Hierdurch ist der Streit aus den engeren Kreisen der Kirchenleitung in die große Masse des Volkes hinein getragen und zu einer Art von „Interdikt" geworden, welches einigermaßen an die Tage der früheren Christen verfolgungen erinnert. Offenbar hofft man durch die Anwendung dieses äußersten Kampfmittels die türkische Regierung zu einer nachgiebigeren Haltung zu bewegen. Ob dies gelingen wird, ist indessen fraglich. Der Pforte mag cs ja freilich sehr unbequem werden, wenn zu den mannigfachen Fragen und Sorgen, mit denen sie belastet ist, nun noch ein Zwist hinzutntt, der, wenn er von außen geschürt werden sollte, sehr leicht die bedenklichsten Folgen haben kann. Nach den bis etzt in die Oeffentlichkeit gelangten Mitteilungen aber chcint cs nicht, als ob die türkischen Regierungskrise ich in der Angelegenheit der bulgarischen Bischöfe zu irgend einem Zugeständnis hcrbeilassen wollten. In dem Bescheide, welchen der Justizminister Riaz Pascha auf die Vorstellungen uud Forderungen des Patri archats erteilte, erklärte sich die türkische Regierung zwar bereit, die sonstigen kirchlichen Beschwerden in wohlwollende Erwägung zu ziehen, von einer Erfüll ung der Forderungen in Bezug aus die bulgarischen Bischöfe aber war darin nicht das geringste gesagt. Der Bescheid lautete dem „Deutschen Tageblatt" zufolge: „1) Die kaiserliche Regierung verordnet, daß ferner hin die Regelung aller Ehe, Mitgift-, Scheidungs- nnd Pensionsangelegenheiten (in Scheidungssällen) sämtlicher Unterthanen griechisch-orthodoxer Konfession dem Patriarchen und in den Provinzen den Metro politen zu unterbreiten sind. Jedes von ihnen ge fällte Urteil hat Kraft. Wenn irgend jemand gegen ein von ihnen gefälltes Urteil bei den türkischen Ge richtSbehörden Protest erheben sollte, wird dieser Pro testakt dem Patriarchate bez den Metropoliten zuge schickt werden. 2) In Testamentsangelegenheiten liegt nirgends eine allgemeine Regel vor, d. h. in Deutsch land kann jeder H , in Österreich Z4, in Frankreich und in Rumänien, wenn jemand ein Kind hat, die Hälfte, wenn zwei >4 und, wo mehrere Kinder vor handen sind, k feines Vermögens für andere Dinge vermachen. Daraus folgt, daß überall die Testaments- augelegenheiten nach Staatsgesetzen geregelt sind. In dem unser Gesetz einem jeden ein Drittel freigiebt, gilt es auch für Griechisch-Orthodoxe. 3) Das Ein setzen der Lehrer in den der Kirche gehörenden Schulen und die Feststellung der Programme wer den vom Konseil des Patriarchats geschehen, jedoch müssen die Diplome der Lehrer, sowie deren Lebens lauf, ebenso wie die Programme den Unterrichts- behördcn zur Einsicht vorgelegt werden. Die Inspek toren der Unterrichtsbehörden werden die Schulen be sichtigen, und sollten dieselben finden, daß andere Gegenstände als die im Programm angeführten unter richtet werden oder daß andere Lehrer sich vorfänden, so werden mit dem Patriarchat Unterhandlungen zur Abhilfe gepflogen werden. Die Beeidigung der Priester wird von nun ab im Patriarchate geschehen. Sollte ein Priester als Zeuge vorzuladen sein, so wird diese Vorladung durch die kirchliche Behörde erfolgen. Sollte der vorgeladene Priester nicht erscheinen, so muß das Patriarchat alles ausbieten, uni denselben zn schicken, und sollte es demselben nicht gelingen, diesen dazu zu bewegen, daun wird er durch die Regierung im Zwangs Wege vorgeführt. Sollte ein Priester sich etwas zu Schulden kommen lassen, so wird derselbe im Patriarchat eingesperrt, für ein Vergehen oder Verbrechen je doch in einem besonderen Zimmer des Bezirksarrestes in Untersuchungshaft gesetzt, bis die Beschuldigung nach- gewieseu ist. Nur dann verfällt er wie ein gewöhn licher Verbrecher der Bestrafung. Wenn in irgend einer Provinz ein Belagerungszustand verhängt werden sollte, so werden die Priester, wie oben bestimmt, be handelt werden." Hiernach muß es als ausgeschlossen erscheinen, daß die türkische Regierung daran denken könnte, die Er nennung der bulgarischen Bischöfe wieder rückgängig zu machen, und es bleibt daher abzuwarten, ob das ökumenische Patriarchat in Konstantinopel geneigt sein wird, auf der Grundlage des Bescheides der Pforte eine Verständigung mit dieser zu suchen. Gegenwärtig scheint die Aufregung in den Kreisen der kirchlichen Leitung noch so groß zu sein, daß eine baldige Bei legung des Streites nicht zu erwarten ist. Am Ende aber werden, wenn die Pforte fest bleibt, Patriarchat und Synode sich doch wohl sagen müssen, daß ein Zustand wie der gegenwärtige unmöglich von längerer Dauer seiu kann. Den Bogen bis zum äußersten an- spannen und bei den Volksmasseu durch Agitationen aller Art eine Erregung schaffen, -die der türkischen Regierung nur die Wahl lassen würde, sich zu unter werfen oder rücksichtslos durchzugreifen, könnten die Leiter der griechischen Kirche nur danu, weun sie auf thatkräftige Unterstützung von außen her zu rechnen hätten Eine solche aber dürste zur Zeit kaum von irgend einer Seite zu gewärtigen sein. Tages geschichte. Berlin, 23. Oktober. Se. Majestät der Kaiser arbeitete heute vormittag mit dem Kriegsminister und dem Chef des Militärkabinetts und reiste nachmittags 2 Uhr zur Abhaltung von Jagden nach Blanken bürg a. H. — Nach einem römischen Telegramm der „Perse- veranza" findet die Zusammenkunft zwischen dem Ministerpräsidenten Hrn. Crispi und dem Reichs kanzler General v. Caprivi wahrscheinlich zwischen denr 5. uud ll». November an einem von der Grenze nicht allzuweit entfernte» Orte statt. Außerdem wird der deutsche Reichskanzler auch vom Könige in Monza empfangen werden. — Zur Beglückwünschung des Generalfeldmarschalls Grafen v. Moltke an dessen 90. Geburtstage, dem 26. d. Mts., siud bis jetzt nacbstehendc Allerhöchste Bestimmungen getroffen worden: Se. Majestät der Kaiser wird im Beisein der Geucral- inspekleure der Aimeeinspekiionen: Generalfeldmarschall Graf v. Blumenthal, Generalinfpekteur der 4. Armeeinfpektion, Gene ralfcldmarfchall Prinz Georg von Sachsen, Königs. Hoheit, Ge- ncralinspekteur der 2. Annceinspektion, Gcncralscldmarschall Prinz Albrecht von Preußen, König!. Hoheit, Generalinspetteur der 1. Armeeinspektion, Generaloberst der Kavallerie Großherzog von Baden, König!. Hoheit, Generalinspclteur der ü. Ar- mceinspektion, und General der Jvsanterie Gioßherzog von Hessen und bei Rhein, König!. Hoheit, Generat- inspekteur der 3. Armeeinspektion, des Generaloberst der Infanterie v. Pape, Oberbefehlshaber in den Marlen und Gouverneur von Berlin, des Chefs des Generalstabes der Armee, der sämtlichen kommandierenden Generäle, des General- inspelteurs des Militärerzichungs- und Bildungswesens, des Generalinspekteurs der Fußartillcrie, dcs Inspekteurs der Feld- artillrrie, dcs Kriegsministers und dcs mit Wahrnehmung der Geschäfte beauftragten Generalinspekteurs des Ingenieur- und Pioniercorps und der Festungen — dem Generalseldmarjchall Grasen v. Moltke anläßlich dessen 90. Geburtstages Allerhöchst- seine und der Armee Glückwün che aussprechen. Die Versammlung hierzu findet um ^12 Uhr vormittags im großen Saale der Wohnung dcs Generalfeldmarschall- Grasen v. Moltke im Generalftabsgcbäudc statt. Um dieselbe Zeit er warten die 1. Compagnie des 2. Gardcregiments z. F. mit den sämtlichen vorher au- dem königlichen Schloß abgcholten Fahnen, einschließlich derjenigen des Kolbergschen Grcnadierregiments Graf Gneisenau (2. Pommerfches) Nr. 9, und die 1. Eskadron des Garde-Kürafsierrrgiments mit den Standarten auf dem Platze am Siegesdenkmal die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers. Sogleich nack dcm Eintreffen Sr. Majestät werden die Fahnen und Standarten nach dem Gencralstabsgrbäude gebrach! Feuilleton. Welche von beiden? Novelle von Adolf Stern. 17 (Fortsetzung) Ais die Gesellschaft sich vor wenigen Minuten er hoben hatte, war Friedrich Gerland zurückgeblieben und seine traumglänzenden Augen waren noch einmal zwischen der ernsten Freundin und dem jugendlich schönen Mädchen hin- und hergeirrt. Dann war's als ob er erwache, ein tiefes Schamgefühl über geheime Regungen, die er bis heute für unwirklich gehalten batte, wandelten ihn an — er trat plötzlich und als ob er nur die entschlossenen Schntte nötig habe, zn Klara Addenhoven und hielt sich an deren Seite, als diese die Wagenreihe wie etwas, das sie nichts angehc, an sich vorüberrollen ließ. Den ernst verwunderten Blick aus den braunen Augen, der still an ihn« nieder glitt, bemerkte er nicht, ihm war zu Mute wie einem Sinkende«, der mit ungestümer Hand die rettende Erdscholle faßt und nur empfindet, wie fest und sicher sie sei. Als einen rettenden Boden sah er den innern Ent schluß an, seiner ersten Regung und seinem Wort treu zu bleiben und so konnte ihm nichts Glücklicheres widcrlahren, als daß er mit Fräulein Addenhoven allein weiter ging, während die anderen in die glän zenden Wagen hineinblickten und dem in Staubwolken verschwindenden Wagenzug nachschauten Der seltsam bewegte Mann kümmerte sich, als sie vor der Kirche anlangten, um die dienstfertig zudringlichen, auf ihn lossprechendcn Führer und Bilderhändler nicht, er deutete mechanisch auf die nachkommende Gesellschaft und rief abweisend: „Nachher — nachher!" Dann aber wandte er sich zu Fräulein Klara und sagte: „Ich habe einen Brief von Peter — in dem er mich noch einmal beschwört, alles zn thun und Sie vom Eintritt bei den Schwestern vom Kreuz zurück zuhalten. Mich dünkt, ich sei ihm zuvorgekommen — ich habe alles gethan! Sie aber thun nicht Recht, daß Sie mich so lange auf eine Antwort warten lassen. Sie versprachen mir schweigend, meinen An trag in Überlegung zu ziehen und ich habe alle die Wochen daher vergebens auf eine Viertelstunde ge wartet, in der Sie mich Ihres Vertrauens würdigen sollten!" Klara Addenhoven blickte dem Freunde, dessen ehr liche Augen fest und bittend auf sie gerichtet waren und um dessen Lippen cS dabei von einem verhaltenen und nur eben besiegten Unmut zuckte, voll ins Ge sicht Der Ausdruck des ihren war noch ernster, als gewöhnlich, sic entgegnete leise und doch nicht ohne einen Nachhall von innerer Festigkeit in ihrer Stimme „Sie hätten meine Antwort längst, mein Freund, wenn Sie besser in mir und ein wenig auch in sich selbst zu lesen vermocht hätten Fast könnte ich vor dem männlichen Trotz erschrecken, der sein eigenes schon halb erschlossenes Gefühl unter die Füße treten will, nur um in einer Frage zu siegen, an die sich einmal Stolz und Selbstgefühl und weltlicher Eigen sinn der Herren der Schöpfung geheftet haben. Doch ich will Ihnen nicht das leiseste Unrecht thun, lieber Doktor! Ich weiß, wie Sie geartet sind, weiß, daß. wenn ich in dieser Stunde Ja sagen und Ihre Frau werden würde, Sie die Kraft hätten, alles zu über winden, was jetzt in Ihnen selbst dagegen spricht. Sic würden es bereuen, aber mich niemals ent gelten lassen, daß Sie mir die Hoffnung und das Verlangen nach einem volleren und besseren Glück geopfert hätten. Und weil ich das weiß, will ich Ihnen denn auch eingestehen, daß ich wirklich einige Tage lang geschwankt und erwogen habe, ob es nicht besser für mich fei, an Ihrer Seite in die deutsche Heimat znrückzukehren. Doch das ist nun längst entschieden. Ich muß dem Drange, der mich nach Rom und in das Haus der Schwestern geführt hat, nach geben, denn er ist in den inneren Kämpfen, die mir Ihre Frage erweckt hat, nur gestärkt und befestigt worden. Und nnn lassen Sie cs das letzte Wort sein, das wir hierüber wechseln. Ich danke Ihnen noch einmal und bitte Sie, soweit Sie es nach Ihren Über zeugungen vermögen, nur mit freundlichem Auge auf dem Wege nachzuschauen, den ich fortan einfchlage. Sie selbst aber werden, wenn ich nicht völlig irre, bald, recht bald erkennen, daß ich mich als Ihre wahre Freundin bewährt habe und nicht hindernd zwischen Sie und eine Zukunft getreten bin, die schon in Ihrer Seele dämmert." Der Gelehrte sah düster vor sich nieder nnd ein pfänd es fast als eine Demütigung, daß Klara, wie sie heiter resigniert vor ihm stand, Regungen erriet nnd nachfühlte, die er sich lben nur vergeben hatte, weil er sie zum letzten Male gefühlt haben wollte. Er hob langsam seine Augen wieder zu denen Klaras auf und fagte, hastiger als er seither ge sprochen hatte, denn die Gesellfchast kam heran: „Ich habe mich Ihrem Entschluß zu fügen, Fräulein, den Sie selbst als den letzten, wohlerwogenen betrachten Ich kann Ihnen nur wünschen, daß Sie all den Frieden und wenigstens einen Teil der Befriedigung finden, die Sie in der geistlichen Schwesterschaft, im Opfer Ihres eigenen Lebens für die Zwecke der Kirche hoffen. Ich danke Ihnen noch besonders, daß Sic mich eben empfinden ließen, Ihre Erkenntnis einer jener Frühlingswallungen, die vom Reiseleben einmal unzertrennlich scheinen, habe keinen Einfluß auf Ihre Entscheidung gehabt. Als ich Ihnen meine Hand an trug, war es nicht meine Meinung, daß ich um jeden Preis verheiratet ans Rom heimkehren müsse An Ihre junge Freundin ernstlich zu denken, verbietet mir neben der Gewißheit, daß ich ihr nicht sein und wer den könnte, was solch liebliches Weltkind von einem Manne fordert, der einfache Umstand, daß ich nie und nirgends Gelegenheit haben würde, in Ihre Seele hincinzusehen und daß man sich mit fünfunddreißig Jahren nicht mehr ans eine unbesiegbare Leidenschaft berufen darf." Klara Addenhoven wollte ihm offenbar noch etwas erwidern, aber schon betraten Frau v. Erpel und Frau v Herbert die Stufen unter ihr und die Stimme des Generals tönte von fernher: ,Nun die Luft rein ist, soll uns der Herr Doktor die Herrlichkeit hier gründlich zeigen und erläutern!" Friedrich Gerland fühlte, daß er sein leidenschaft liches Verlangen, mit sich allein zu sein, überwinden müsse und zwang sich zu einer leichten Verbeugung und den Worten: „Ich stehe, wie ich in Rom ver sprach, den Herrschaften völlig zu Diensten." Er wandte sich zum Sakristan und stellte ihm eine Belohnung
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite