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Freitag. Ar 71 11 September 1868. K WePerih-Zeitung. M Postanstalten. ' Ms- und Anzeige-Natt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und /rauenfleiu. Verantwortlicher «edacteur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. Zum „ Monats - Bericht." (S. Nr. 67 d. Bl.) An den geehrten Herausgeber dieses Slsttes. In einer Ihrer letzten Nummern sprachen Sie sich bezüglich der gegenwärtigen Lage der Dinge dahin aus, „daß uns ein Kampf zwischen der germanischen und romanischen Rasse unausbleiblich bevorstehe." Ich meinerseits, und gewiß Mancher mit mir, halte diese Ansicht für eine irrige, und darf wohl um so mehr hoffen, daß Sie einer entgegengesetzten Meinung einen Platz nicht versagen werden, als Ihr Blatt anerkannter maßen ein Parteiblatt nicht sein will. Nun existiren zwar in Wirklichkeit diese Rassen; beide aber bilden kein politisch zusammengehöriges Ganzes, sondern ein loses Haufwerk. Die Romanischen: Spanier, Portugiesen, Franzosen und Italiener, bilden ebensowenig eine Gemeinsamkeit, als die Germanischen: Engländer, Belgier, Holländer, die Nord- und Süd deutschen und die zu ihnen gehörigen Skandinavier. Wenn von einem Rassenkampfe die Rede sein sollte, dann müßten auf der einen Seite die genannten Ro manischen Völker, und auf der andern die ebenfalls genannten Germanischen stehen. Dem ist aber doch bekanntlich nicht also. Vielmehr erstreckt sich der prophezeihete Kampf vor der Hand lediglich auf Frankreich und den neuerstandenen Norddeutschen Bund, oder anders gesagt: das neue, von Preußen geschaffene Deutschland. Es würde sich dabei aber viel weniger um Rassen handeln, als um eine Gewichtsfrage (Superiorität) dieser zwei Staaten, von denen der eine, Frankreich, es mit neidischem Auge ansieht, wie sich neben ihm ein starker, gefestigter Deutscher Staat heranbildet, den man etwas mehr zu respectiren haben dürfte, als den ent schlafenen deutschen Bund, eine gar traurige Anstalt, die im Jahre 1815 in der Hauptsache vom Auslande geschaffen wurde, um unter allen Umständen kein Deutschland aufleben zu lassen. Fragen wir nun in beiden Staaten und zunächst bei uns Deutschen nach, ob eine Neigung oder gar eine Begierde vorhanden wäre. Frankreich anzugreifen, so müßte man geradezu lügen, wenn man sagen wollte „ja." Dasselbe ist aber auch der Fall bei dem Fran zösischen Volke, und, sagen wir es offen, bei der Re gierung Frankreichs. Was dort in Frankreich Krieg predigt, das ist der sogenannte Chauvinismus, auf deutsch Schofelismus, oder kürzer Schofel. Dieser Schofel wird leider mit dem Gelde eiues gar sehr ehrenwerthen Deutschen Volksstammes genährt und unterhalten, mit dem der Hannoveraner, deren Aus könig Summen über Summen auSgiebt, um die Franzosen und Deutschen auf einander zu Hetzen, und auf diese Weise Unsicherheit und Mißtrauen in alle Lebensverhältnisse der Europäischen Gesellschaft zu säen. Hierdurch wird der friedlichen Entwickelung na tionalen Wohlstandes aufs Aergste entgegengearbeitet, die Geschäfte stocken und Unternehmungen werden auf gegeben oder auf bessere Zeiten verschoben. Verhüte ein Gott, daß es einigen wenigen Thoren gelänge, zwei der gebildesten Völker der Erde in einen rohen Krieg .zu verwickeln, Völker, die berufen sind, durch Humanität, christlichen Sinn und bürgerlichen Fleiß allen andern vorauszuleuchten. Also noch einmal: einen Rassenkampf giebt es nicht, und einen Haß zwischen den Deutschen und Franzosen giebt es auch nicht. Man nährt nur mit deutschem Gelde eine Eifersucht der Fran zosen, die der verständige Theil nicht kennt, und nicht kennen mag. I. O. Wohlfarth. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Am Dienstag, 8. Septbr., wurde der 54jährige Auszügler Richter in Possen dorf, der schon lange mit seiner Frau in ehelichem Unfrieden lebte, in seiner Wohnung todt aufgefunden. Er hatte sich in die Brust geschossen, und wurde bei der gerichtlichen Aufhebung die Kugel noch unter der Oberhaut im Rücken steckend gefunden. — Der Stand des Eisenbahnprojectes Pirna- Dux ist jetzt der, daß dem betreffenden Comitee die Zusicherung der Concessionsertheilung unter Voraus setzung der Erfüllung der üblichen Bedingungen vom Ministerium des Innern zugegangen ist. Man hat sich für die Wahl der Linie Pirna, Rottwerndorf, Naundorf, Hellendorf, Raiza, Tyssa, Arbesau, Kulm, Dux entschieden. Die Beschaffung der erforderlichen Geldmittel soll dadurch vollständig gesichert sein, daß mehrere Bankhäuser in Wien und Berlin sich zur Uebernahme des gesawmten Actiencapitals bereit erklärt haben. — Wir machen diejenigen unserer Leser, welche sich Zeitungen und Journale bei unserm Postamte bestellen, darauf aufmerksam, daß künftig nicht mehr, wie bisher, die Rechnungen über die Zeitungen rc. ihnen zugesandt, sondern daß nur dann eine Bestellung ausgeführt wird, wenn der Betrag für das nächste Quartal zeitig genug (jetzt bis 26. Septbr.) auf dem Postamte bezahlt wird. /X Glashütte, den 8. Septbr. Der gestrige Nachmittag brachte unserer Feuerwehr, die seit Anfang dieses Jahres als freiwillige Feuerwehr sich