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Dresdner Nachrichten : 06.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188109067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18810906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18810906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-09
- Tag 1881-09-06
-
Monat
1881-09
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.09.1881
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Vrv8slon 1881. «,,»-»» Il>,li» «rii» 7 Uhr «, t»r SspedMoi«: MacikNllrasre >8. »N>nnneinknlc>Vlct« vi-rlrllahr»ch L Mark LU Pjgr., durch dir Po» L Mark 71, Pfge Mumm 10 Psg^ «luflofk 37000 Sreiupl. girr di» MIick»odr erirgesandicr M»o »ulcrlpir nmri" sich die iiicdailw» nicht verbindlich. Tlnnonce» fiir un» ,irl,mr» an: Die euuwnrrn-Vnrcaux v.Hoalrn- stet» L ivoilrr; — «u»»is sn-is«: — »an»« » «am».; - Jm>»ll»««»«»t: — «. Miiti«, ür ÄSrlih: — «»». «>»» in Moadediilg; — I. lb.rck 8> «». tnHaite: — ««eil— iner in Haindur». Tagekkatt für ^alitii, tlntcrhaltung, Geschäftsverkehr. Lör/enbericht, Fremdenliste. 26. ^akrpianx. Snlrrair »-erden Martensirat« i > dir Nachm, L Uhr aaaknommr». Eonnlng« dis MritagilLUHr. I» Sleuftadt nur an Mocheniaaen: ar, Lioslkigai»' Nr. d disNachm.klUiir. — Tie <i»>daili»c Prnirciic koircr li Piac. riiniiciandl ns Psgr. Eine waroniie «Ur doi niichsl tägige Erscheinen der Inserate wird nicht gegeben. Auswärtige Annoncen - Ausiriige «osiunbckannicnPciionenunerire» »ir nur gegen «»»»«»eran».- gnhirengdurch S'ricsmgrle» oder PviicinMiung. Acht Leiden koste» Id Psg. Inserate sur dir Montag,. gtumnrcr oder nach einem Festig»« die Petiljciic uu Pj. ^ OiKarvtlvn, LUrLi8eIiv LadLkv, ^ A 8p6Liri,litLton ^ V«n»t»asi»lv Ii«Leri»v Pabatz- uu«1 Oi8«trvt-ton-k'»drilrvu, Vrvsävu ^ ^te elt-rl»««- ü»r»8vrt,1r»»««»v 4«. ^ Sersäork L kkeiSsr 8 ttaliptstr. tt»upt,tr. A Urte -te» Udrrrre.de»». L1sdli»»vmvn1 füi° kiI»nuf»I(1ui--RiLLi'«n u. 0onk>»v1ion8. >'oulivitou tür cliv H«-rd»t- uuä >Vint«-i-Saison in tu>- in ointactidtou uu<1 eia- jjj 8Lute«toi, ?L,.ous. 8küclc vuu 1» bl an. Du« L->«. ^ seit 22 ckakron, >Va>l8trL8SS, Lokv clei Lehvtlol- ^ 8trL88N, be8tc;üvllckc: LriseurgeWst von Leo SHius besinckvt. sied zetxt in, H X»ukkrtU8, un ü«r 1'ronn nutlen^elt«. Nr. 249. Witterung vom b. Cept. Barometer nach VSkar Bvwld. Wallstrajie !K -Abd». 7 N., 7L» MiU . seit gestern 2 Mill. gestiegen. Ttrermometroar. n. Neaum.: Te»»p. l< v W.. liöchste Tcmv - " W. LÜd West »'riind. Heiter. niedv Temv. v " W.. Iii'cl Aussichten für den 0. September: Veränderlich, etwas wärmer, später Gewitterregen. Ticnstag, 6. Scptbr. rjcrnntwortlicher Rcdacicnr siir PlittttschkÄ I>e. E »iil Birreq in Dreude» Zum Verfassungsjubiläum ein Steuer-Erlaß — Das ist eine gute Kunde, die aus dem Tbroniaale ins Lachsenland hinausdrang. Ein besseres Eonstitutious>icschenk bätte der König kaum dem 'Volke verkünden können! Endlich einmal ein Steuer-Erlaß! Diese Botschaft vom Tbrone mutliet unü an wie ein Märchen aus längst verklungenen Tagen. Das Volk ist an dergleichen gar nicht mehr gewölint. Tie Tlironrcden bei Eröffnung deü Reichstages und der Landtage cntbalten sonst immer nur die bekannten Worte, daß „die steigenden Bedürfnisse des Staates auch erhöhte Anforderungen an die Steuerkraft des Landes stellen" oder mit welchen Wendungen man sonst das Knarren der Steuerschraube zu rechtfertigen sucht. Hier ist aber nach langer Pause eine Ermäßigung der bisher bezahlten Steuern. Und es ist ein wirklicher, ehrlicher, solider, nicht ein gekünstelter, aufgcschinücktcr Steuer-Erlaß. Während man in Preußen erst eine Anleihe von 70 Millionen machen muß, um das Gleichgewicht im Staatshaushalte hcrzustellcn und dann l l Millionen an den untersten Klaffen der Einkommensteuer zu erlassen, gestattet uns der Staatshaushalt vom fortgesetzten Schuldcn- machcn abzusehen und gleichwohl die Lasten der Steuerzahler zu erleichtern. Der sächsische Finanz»,inistcr braucht sich nicht erst das Geld zum Steuer-Erlaß zu borgen. Er dankt diese Gunst, wie die Thronrede hcrvorhedt, der allmälig fortschreitenden Hebung der -virthschastlichcn Verhältnisse des Landes. Die Betriehsverinaltungen oes Staates linser» im Steigen begriffene Erträge. Insbesondere sie Eisenbahnen. Die Vereinigung der Eisenbahnen unter die eine res Staates ermöglicht Betriebsvereinsachungc». Gewiß würde der Steuer-Erlaß noch reichlicher anssallen können, wenn nicht die Ratrikularbeiträge, welche das Reich von seinen Gliedern fordert, ür Sachsen eine Mehrausgabe von 1 Million bewirkten. Fmmcrbin ,rigt sich in seinen Anfängen der Nutzen des neuen Schntzzoll- mstenrcs des Reiches. B e lastet dasselbe auch cinlgc Verzchrungs- zegenstäirde mit erhöhten Abgaben, so gewährt es damit zugleich die Nittel, die direkten Stenern namhaft zu entlasten und es verbürgt ,ie gesteigerte Sicherheit eines regelmäßigen Verdienstes. Das ist ine fast noch größere Wohlthat. Sachsen wird l>ci seinen Reichs- agswahleir gewiß sein Vertrauen solchen Abgeordneten erhalten, velche dieses zur Entlastung des Volkes führende Schntzzollsnstci» onservircn. Die herzliche Freude, welche aus den Worten des .iönigs Albert hcrausklang, als er den Vertretern seines Volkes die rohe Botschaft nnkündigle, ivird in den Herzen seiner Untcrthancn -anernden Nachklang erregen. Wenden rvir, nachdem die Feier unseres sächsischen Vcrsassrings- estes vorüber, den Blick über die Landesgrcnzcn, so begegnen wir n Preußen einer immer mehr wachsenden Befriedigung über die Beilegung des Kircheirkonfliktcs. Selbst das Präscntircn der öniglichen Schildivachcn vor dem neuen B'schof 1)r. Korum regt «ic Gemütber nicht auf, zumal da es nur blinder Lärm war. Ter Steckbrief, den ein süddeutsches Blatt von I)r. Koniin- ntworsen hatte, um ihn in der öffentlichen Mcinuug zu 'iocretircn, hat sich in wesentlichen Tbeilen des Signalements ils gröblicher Frrthui» hcrariSgcstcllt. 1)r. Koniin spricht das Deutsche ,elänfig und nicht blos stockend, er ist kein Zelot, sondern ei» mild denkender Priester, er kümmert sich gar nicht um die Politik sondern ausschließlich nur das Seelenheil seiner Gläubigen — was Dill man mehr? Astes in Allem scheint das BiStlmi» Trier einen ,o versöhnlichen Priester gewonnen zu haben von der Richtung, wie sic traditionell den Bischofsstuhl zu Bautzen zieren urrd deren milde Denkungsart nicht zum geringsten Tbeile zur Erhaltung des kirch lichen Friedens irr Sachsen mit beigctragcn hat. Dem neuen Bischof ist die Leistung eines HuldigiingüeidcS erlaffen worden, wozu die Regierung gesetzlich berechtigt ist. Mit der Einsetzung des neuen Bifckwss wäre jedoch an sich nicht viel erreicht, wenn nicht gesetz geberische Schritte folgten. Bereits wurden sic von osfizöser -Ltellc mgckündigk. Fürst Bismarck hält es nach wie vor für den prak tikabelsten Weg, wenn die Regierung vom Landtage mit der dis kretionären Bcfugniß ansflcstattct wird, die Maigesctzc anzuwendcn oder ruben zu lassen. Diese Waffen sotten nicht zerbrochen oder riiügelicfcrt, sondern nur ans dem Fcchtbodcn niedcrgclcat werden, von wo sie die Regierung jeden Augenblick aufhebcn kann. So cecht sagt uns diese Lösung des Konfliktes nicht zu. Warum nicht, bei beiderseitigem guten Willen, ein gesetzlich bekräftigter Fricdcns- schluß? Opfere man von den Maigcsctzcn, was unhaltbar ist und oic katholische Kirche niemals bewilligen kann, ohne ihre Natur selbst auszugcbcn und bcwabrc man als Gesetz, was dem Staate ebenso nnentbrbrlich ist, um seine Hoheitsrechte zu schirmen! Da aber ein solcher Ausweg nicht beliebt wird, so muß man sich mit dem minder guten begnüge». Taü Eentrum wird sich fügen, sobald Rom das Abkommen mit der preußischen Regierung billigt. Die neuesten Nachrichten aus Tunis lassen die Lage der Fran zosen im asterschlinimstcn Lichte erscheinen. Die französischen Truppen sind in Gesabr, von der lieberzahl der Aufständischen erdrückt zu werden, selbst die Hauptstadt und ihr Hasen Goulcttc sind von den Insurgenten bedroht. Die Truppen des Ben machen offen gemein same Sache mit ihren Landsleuten, zu deren Unterwerfung mit zuwirken sie sich weigern; sic thcilcn mit ihnen Munition und Kcbcnsmittcl. Diese Lage der Dinge verursacht in Paris ernsteste Besorg,,iß; der Konscilspräsident Fern, hat daher seine Rückkehr nach Paris beschleunigt um mit ven Ministern die zu treffenden Maßregeln bezüglich Tunis zu bcratben. Das Kabinct saßt die Annenon von Tunis in's Auge; dieselbe wird nach Niederwerfung des Aufstandes beschlossen werden; die gegenwärtigen Ercißniffc machten einen solchen Entschluß zur unabwendbaren Nolliwcndigkert. Daß die Tunesische Expedition diesen Ausgang nehmen würde, war vorauSzufehcir und wird daher durch die Annexion Niemand über rascht werden. Die nächste Ausgabe der Regierung ist die, die fran zösischen Truppen in Afrika auf die notl,wendige Stärke zu bringen, uni sie ,n den Stand zu setzen, die Insurgenten niedcrzuwcrsen. Es wird daher in Marseille und Toulon mit fieberhafter Hast alles in Bereitschaft gesetzt, um ohne Aufschub Verstärkungen nach Afrika binübersübren zu können. Das gegenwärtig in Afrika beschäftigte sranzösische Heer zäblt ü!> Bataillone Infanterie, jedes 5>>0 Mann stark, und !tü Bataillone der Algerischen Svezialarmce, somit !>t Bataillone, was ungefähr den sechsten Tbeil der gelammten fran zösischen Infanterie ausmacht, welche Otl Bataillone zählt. Der Gesundheitszustand der Armee in Tunis und Algerien ist sehr un günstig; in der Regentschaft allein beläuft sich die Zahl der Ge storbenen auf 148 pro Tausend, wäbrend die normale stcrblichkeits- zissrr der Armee um 10 aus 1000 Mann beträgt. Dieser Zustand wird vornehmlich dem Umstande zngeschricben, daß die Mehrzahl der Truppen aus jungen Leuten besteht, deren körperliche Ent wickelung noch nicht abgeschlossen ist, welche daher de»» afrikanischen Klima um so weniger widerstehen können. Erst mehrjähriger Aus- entlmlt auf dem dunklen Kontinent verleiht dem Europäer die nothwendige Kraft, kriegerische Strapazen unter der afrikanischen Sonne zu ertragen. «euestk Telearamme ver..Dresdner 1ia»r." vomSeptbr. Berlin. Durch eine nmstürzende Stallwand im Omnibus- Depot in der Landsberger Allee sind heute früh drei Telegraphen legende Arbeiter getobter worden. Berlin. Kaiser Wilhelm trifft am Freitag früh in Danzig ein. Vormittags findet in Ncufahnvasser die Z n s a m m c n ku nst der Kaiser von Deutschland und Rußland statt. — Die „Nordd. Allg. Ztg." ist offizielles Amtsblatt des Reichskanzlers geworden. Das genannte Blatt bringt als Entresilct Folgendes: „Die Patriot.Begrüß ungen, durch welche ich aus vielen Tbeilen Deutschlands und auch aus weiter Ferne a» dem Nationalsesltagc des 2. September beehrt worden hin, haben mir zu großer Freude gereicht npd ick, bitte alle Diejenigen, welche mir bei diesem Anlap den Ausdruck ihrer Snmpnthie entgegengedracht haben, meinen verbindlichsten Dank dafür cntgcgennchmen zu wollen. Varzin, den 3. September 1881. v. Bismarck." — Ter Reichskanzler bat ein Schreiben an die Bundesregierungen gerichtet, daß in Bezug auf die Hunde das Rcichs-Viehscuchengcsetz durch einzelne Polizci- bebördcn vielfach falsch ausgelcgt wird. Es seien Hunde aus den Bcbansungei, ihrer Besitzer zur sofortigen Tödtung polizeilich abgr- kolt worden, was die polizeilichen Befugnisse überschreite. Der Reichskanzler will dem Bundeürath nach dessen Wicderzusammcn- tritt eine Vorlage zur Verhütung analoger Mißverständnisse zu- gchrn lassen. M ü nchen. Der Landtag ist auf den 28. Sept. einberufcn. Paris. Der „Temps" meldet: Die italienische Armee dehnte ihre Manöver ins an die sranzösische Grenze bei dem Orte Bona aus und befestigte man die Durchgänge. Es wurden Krupp'sche Kanonen aufgestellt und man untermmirtc die Wege. 'Nahe am koulovarck iialion brannte ein großes Haus nieder, drei Menschen sind todt, zebn verletzt. Ein banrcrotler Kaufmann in Lille vollfübrte schrecklichen Racheakt; er übergab einem Lolmfnhrmann sechs Kisten mit Höllenmaschinen, an angesehene Häuser adressirt. Der Fuhrmann übergab die Kisten drei Häusern, <n zweien wurden sie geöffnet und explodirten. Ein Vater und sein Sohn sind tödtlich, eine Mutter und deren Tochter schwer verletzt. Der Tbätcr ist flüchtig. Pari a. Ei» Marseister Eilzug stieß bei Eharenton auf einen von Montargis kommenden OmnibnSzug. Bis jetzt sind 13 todt und 15 als verwundet gemeldet. Berliner Börse. Geschästsslille, unentschiedene Haltung — dasselbe Bild wie am Sonnadend. Gegen Schluß trat auch heute wieder das Angebot dringender hervor und drückte die Eourse. Deutsche Bahnen still, knapp behauptet. Ocstcrreichische Bahnen schwach. Franzosen 618','--7'/-, 2'/r Mark schlechter, Lombarden unverändert. Banken fast unverändert, eher schwach. Ercditaktic» 608 7. 1 M., Diskonto ',r Proe. schlechter. Auch Dresdner, Leipziger Credit (— 1 Proc.) und Leipziger Diskonto ( - 1' > Proe.) mußten nachgcben. fzonds still und nicht fest. Ruff. Note» wieder belebt und gut behauptet. Bergwerke und Industrien schwächer. Hartmann l' > Proe. niedriger. Lokales und Sächsisches. — Die Ucbcrrcichung der beiden von den Kammern des Land tags beschlossenen Adressen fand Mittags 12 Ubr im Audienz zimmer des König!. Residenzschlosses statt. Se. Mas. der König war dabei umgeben von seinem Hofstaate (Obcrkammcrbcrr, Käm merer, Oberecremonienmcister, mehreren Kammcrkericn und Adju tanten, den 0kii)it»i»v8 rlu iour u. s. w.). Zuerst überreichte Prä sident v. Zehnten die Adresse der ersten, nnnnttclbar daraus Prä sident Habcrkorn die Adresse der zweiten Kammer. Tic Präsidenten waren von ihren Genossen in den Direktorien umgehen. Se. Maj. der König sprach den Präsidenten seine Genugthunng und seinen Dank über die in den Adressen bekundeten Gesinnungen der Lan- desvertrctung aus. Im ebemaligen Reitenvachtsaalc war ans diesem Anlässe eine Parade vom Garderciterregimcnte ausgestellt. — Dem Königlichen Cortöge bei Eröffnung des Landtags schritt Obrr-Ccremonienmeistcr v. Miltitz voran, wie hiermit die gestrige Namensverwechselung richtig gestellt sei. — Der bisher dem auswärtigen Amte in Berlin attachirt ge wesene sächsische Gras Nicolaus von Wallwitz ist der kaiserlichen Botschaft zu Paris als LegationS-Sekretär (nicht blos als Attache) zugckhcilt worden. — 1)r. pkil. Schausuß in Oberblascwitz erhielt das Fürst!. Rcnß'sche (ä. L.) Civilchrcnkreuz 2. Kl. — Gestern Abend 10 Udr traf Richard Wagner, von Banreuth kommend, in Dresden ein. — Dem wie aste Sonntage dieses Sommers gründlich ver regneten eigentlichen Iubiläumstagc der Verfassung, folgte am Montage bei ungewöhnlich günstigerer Witterung eine Nachfeier in Meißen. Bei sonstige» Landtagseröffnungen schließt sich dasGal ri tz i n e r unmittelbar dem feierlichen Staatsacte an; der Iubcltag des 50jährigen Gedächtnisses der Dcrfassungsverleihung und die soeben erfolgte Vollendung der Wiederherstellung der Albrechtsburg in Meißen rechtfertigten von selbst die Da- hitwcrleguna des Galadiners. Nach ' »I Ubr setzte sich, unter per sönlicher Führung des -Herrn Direktor Rührig, ein mit Fahnen und Guirlrmdcn reichgeschmücktes Dampfschiff nach der alten Mark- grafcnstndt in Bewegung. Das Dampfschiff führte außer den Kammcrmitgliedcrn und Ministern die Präsidenten der- Obrrlandes- gerichtü und des Landcsconfistorinms, v. Weber und 11r. Uhde, die Abtlskilungsdirectorien der Ministerien und die Vertreter der Presse mit sich; cs hatte außerdem die Hauskapeste des Belvedere an Bord, die unter der kunstsinnigen Leitung des Kapellmeisters Gottlob« während der Fahrt ein sehr geschmackvoll gewähltes Conccrt-Pro- gramm aussübrte. Die Fahrt war höchst genußreich. Dir User- vevölkerung «ahn, an der Feftfcicr regen Antheil. Fast alle Villen an den Usern und aus den Höhenzügen hatten geftaggt; die Dorf bewohner kamen schaarenweis« an den. Strom und grüßten den vorüverfahrenden Dampfer; die Schiffer aus den Zillen schwenkten ihre Mützen und riesen Huirah! Von derSchlick'sckicn^chiffsbananstall, vom Lagerplatz des böbmischcnStandeshcrrn und HöldhänblerGnimbl, von Käditz und von Sörnewitz, an, Fuße der römischen Pose! aus," sowie bei der Ankunft in Meißen wurde den, Dampfer mit Böller schüssen ein donnernder Gruß zugcruscn. ?zn Meißen nach füns- vicrtclstündiger Fahrt gelandet, fuhren die geladenen Ehrengäste in 40 bercitgehaltenen offenen Eguipagen — 24 waren dahin ans Dressen geschafft worden — durch die im prangenden Fahnenschmücke doppelt altchrwürdig sich prnsentirende Mark grafen- und Bischosssladt hinaus zu der prächtigen Burg, den: Bau, durch den Meister Arnold für alle Zeiten in der Ge schichte der Architektur sich selbst einen Ebrenteinvel erbaut hat Tie Festtoilettc von Meißen war äußerst lieblich. Von der Brücke, die Elbgasic und die Lcipzigcrstraßc hinaus führte eine wirkliche via ccni'stitutivnalis: Ehrenpforte reihte sich an Ehrenpforte, Flag genmast an Flaggenmast; jedes Haus kalte sich mit seinem Gegen über mittelst Gmrlanden verbunden, so daß dieser Tbeil Mei ßens einer förmlichen Laube glich. Ter Marktplatz war ebenfalls sehr reich dekorirt; durch geschmackvolle Staffage zeichnete sich namentlich die markgräflicbe Hos Apotheke ans. Tic Statue Heinrichs und das Kriegerdenkmal prangten im reich slen Blumenschmücke. Die Bovölkerung Meißens nahm den regsten Antheil an dem Festeinzuge. Aus allen Fenstern wellten Tücher; die Schuljugend war ausgestellt und auf dem Altmnrkt waren die Bürgerschützcn, andere Schützenvereine und die Innungen mit ihren Bannern ausmarschirt. Lauter Jubel und Glockengelüute empfing die Landstände, Bürgermeister Hirschbera begrüßte sie, die Wünsche verdol metschend,-die in zahlreichen Inschriften und Tlansparcnte» zu lese». Auf dem Burghof hatte sich die Fürstcnschule pineirt. Mittlerweile war mittelst Extrazugs die Kgl. Familie in Cölln nngelangt, wurde auf dem Marktplatz ebenfalls vom Bürgermeister Hirschbcrg und dem Stadtrath begrüßt und erreichte den Burghof der Albrcchts- burg kurz vor 3 Ubr. Hier war eine Kompagnie des Kaiser Wilhelm - Grenadier - Regiments unter Führung des Haupt- »lann von Hodcnbcrg mit dem Premier-Leutnant Baring und dcni soeben in die sächsische Armee eingctretencn Leut nant de Ruddcr und Cun», sowie mit derBataillonssnhne und der Rcgimentsinusik lTrenklcr) ausmarschirt: außerdem bildete die Feuer wehr Spalier. Die hohen Helilcha'tcn stiegen im sog. Kornbause ab und begaben sich über die Galerie nachdem Banketsaal. Ter Moment des Eintretens des Kgl. Hofes wurde von dem Musikchor der Meißner Stadtkapclle (Kapellmeister Hartmann), die im Wechsel mit dem auf dem Schloßhose ausgestellten Militärchor die Tafelmusik aus- zu'uhren hatte, mit dem Intonirrn der Sachsenlwmnc bezeichnet. Im Burghose abgestiegen, begaben sich die Landesvettrctung und ihre Ehrengäste über die große Treppe der Albrechtsburg in den sog. Kirchensaal, wo sic von den Herren des königi. Dienstes em pfangen und an den im Banketsaal ausgestellten Tafeln placirt wurden. Neben jedem Couvert lag eine in der Hoslilbograplsic von Klemich u. Ferstl äußerst sauber ausgesührtc Karte, das Menu ent? haltend. Dasselbe, in zartem Tone gebalten, trug am Kopfe das sächsische Königswappcn, am Fuße eine in duftigen Wasserfarben ausgesührtc Abbildung der Albrechtsburg und des gothischen Domes mit seinem böckrigcn Tburmc; zur linken Seite zeigte sich die ritter liche Figur Markgraf Albrechts des Beherzten, des Erbauers der Albrechtsburg, die in Erz gegossen auf dem Burghose vor ihr steht; links rankt sich die grüne Raute empor. Kleine goldene Mevaillo»- schildcr tragen die Jahreszahlen 183l und 1881. Das Menu, »in der altdcut'chcn Stadt und bei einem echt deutschen Feste genossen, war — in französischer Sprache anfgefüblt. Es bestand in: (,'on- 8VMM6 cls volaillo, Launion saucc; bollanclaftc! . b'ilr-t cko bocmt' ä In printaniörv; Väte ctv voau on toitu» ; llommarck »In umvon- naisv; l'orärosux, salata. coinpoto. Lvmi-glaac! rui.v 1rai»bol8c>8. b'romago. 1)o88orr. Als Weine wurden Portwein, Rüdcs- bcimcr, Cliatau mciuton, als Ehampagner Vc-rxauov servirt. Ucbcr den Verlauf der Tafel können wir nicht aus eigner Wahr nehmung berichten. Der Prcstc, nicht cinmai der amtlichen, war die ibr gebührende Stellung seiten der Hoschargen versagt wor den. Nach dem Programme sollte beim dritten Gange Sc. Maj. der König den Toast nnalwingen „auf des Landes Wohl und das aller getreuen Stände". Ten champagncrgesüllten Pokal sollte Sr. Majestät der Kammerberr a. D. von Ecrrini reichen; dann waren Trinksprüchc der beiden Kammer-Präsidenten auf das Wohl Sr. Majestät und das Ihrer Majestät der Königin und aller Mitglieder des königi. Haules in Aussicht genommen. Man meldete uns, daß die Tasclordnung also war: Dem Könige zur Linken saß die Königin, Prinz Georg und Prin zessin Mathilde, Gras Solms Wildcnsels, Gräfin Strachwitz; der königlichen Majestät zur Rechten saßen die Frau Prinzessin Georg, Prinz Friedrich August, Fürst Schönburg »nd Gräfin Ein siedel. Ten höchsten Herrschaften gegenüber nabmcn an der Innen seite des Hufeisens die Präsidien der beiden Kammern Platz, an den Flügelscitcn der Tafeln speisten die Minister, Gcbeimrätbc und die Abgeordneten. Sicherem Vcrncbmcn nach ist das Pro gramm bei Tafel strikt durchgcsübrt worden; die Presse begab sich mittlerweile nach dem Restaurant Bnrgkellcr und gedachte des Verfassungsjubiläums nach weiteren 50 Jahren; gewiß haben dann die Hosmarschällc über die Stellung der Presse eine etwas gereiftcre Anschauung. Nach der Tafel wurde, nicht olmc einige Beschwerden, in dem bicrfür etwas engen Ncbcnsaale von den Herrschaften Cercle gehalten; dabei stellten die Präsidenten den Herrschaften die neuen Kammermitglicdcr vor, die denselben äußerst huldvoll cntgegcnkamcn. Mittelst zweier Scparatzüge wurde die Heimfahrt angetretcn. — Landtag. 2. Kammer. Einen sonderbaren Kontrast zu den einleitenden Worten, niit welchen Präsident Haberkorn die gestrige Sitzung eröffnet«: und damit dem Wunsche Ausdruck gab. cs möge in dem Hanse „stets der Geist der Eintracht wie immer herrschen", bildeten die in Anbetracht des VcrfasiungSjubiläumc und des Gegenstandes m» so taktloseren und verwerflicheren 'Aus laffungcn, in denen sich bei der Beratlmng der ersten Punkte der Tagesordnung die Abgg. Liebknecht »nd Bebel ergingen. Der ein- gebrachte Antrag Streit lautete dabei: Die 2. Kammer wolle be schließe», an Se. Maj. den König zur Beantwortung der Tbron rede eine Adresse im Vereine mit der l. Kammer zu richten mW eine Deputation von fünf Mitgliedern mit dem Aufträge nicdcrznsctzc», daß sie den Entwurf einer Adresse im Verein mit der von der 1. Kammer zu gleichem Zwecke niedergesetzten De putation vorbcrcitc »nd sertigstelle. Abg. Liebln e ch t sübrt zu nächst aus, wann» er sich nicht an der Adresse betheiligen könne, »nd benutzte diese Gclcgrnl»cit zu den bestigsten Ausfällen gegen Verfassung und Regierung und deren Maßregeln, insbesondere gegen die Verkcingung des kleinen Belagerungszustandes in Leipzig. Wenn jemals irgend eine Ausiiabinvinaßregcl nnbercchtigt war, so sei cs diese für Sachsen gewesen. Die Freiheit habe stets nur bc stanocn für die oberen benschenden Klassen, sic sei beute für das Volk ebensowenig gcwabrt als vor der Einfübrung der Verfassung. Ndebr als eine halbe Million Bürger sei rechts- und schutzlos in Sachsen ». s. w. Präs. Haberkorn weist diese Behnuplung des Vorredners energisch «»rück. Rechtslos ist in Sachsen Niemand, wir habe» Gesetze. Diese müssen beachtet und
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