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Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,S0 Mk. Zeitung für WraM, Seisersdvrs, Klein- u. WWa Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf-, sür aus« . wärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen r 20 Pf. Annahme von An- / zeigen für alle Zeitungen. Obernaundorf, Hamsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, SpechtriH re. Nummer 16. Fernsprecher: Amt Deuben 212« Sonnabend, den 6. Februar 1915. Fernsprecher: Amt Deuben 212« 28. Jahrgang. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Mardeck in Rabenau. — Druck und Verlag von Hermann Mardeck in Rabenau. Von de» Kriegsschauplätzen. Großes Hauptquartier, 4. Februar 1915. Westli ch er Kri gs schaupla tz. Auf der Front zwischen der Nordsee und Rei ms fanden nur Artillerie kämpfe statt. Erneute französische Angriffe bei Pe rthes wurden unter Verlusten für den Feind abgewiesen. Nördlich und nordwestlich Massiges (nordwestlich St. Menehonld) griffen unsere Truppen gestern an, stießen im Sturm über drei hintereinander liegende feindliche Graben linien durch und setzten sich in der französischen Hauptstellung in einer Breite von 2 Kilometern fest. Sämtliche Gegen angriffe der Franzosen, die auch nachts fortgesetzt wurden, find abgeschlagen worden. Wir nahmen 7 Offiziere nnd 601 Mann gefangen, eroberten 9 Maschinengewehre, 9 Geschütze kleineren Kalibers nnd viel Material. Sonst ist nur erwähnenswert, daß in den Mittel- vogesen das erste Gefecht einer Schneeschuhtruppe gegen französische Jäger erfolgreich für uns verlief. O e stl i ch e r Kriegsschauplatz. In Ostpreußen wurden schwache russische Angriffe gegen unsere Stellungen südlich der Memel abgewiesen. In Pole n, nördlich der Weichsel, sanden im Anschlusse an die gemeldeten Kavalleriekämpfe Plänkeleien kleiner ge mischter Truppenabteilungen statt. An der Bzura, südlich Sochazew, brach ein russischer Nachtangriff unter starken Verlusten des Feindes zusammen. Unser Angriff östlich Bolimow macht trotz heftiger Gegen stöße des Feindes Fortschritte. Die Zahl der Gefangenen erhöht sich. In den Karpathen kämpfen seit einigen Tagen deutsche Kräfte Schulter an Schulter mit. den österreichisch-ungarischeu Armeen. Die verbündeten Truppen haben in dem schwierigen und verschneiten Gebirgsgelände eine Reihe schöner Erfolge erzielt. Vereinigung des Landnngskorps des Kreuzers „Emden" mit türkischen Truppen. Berlin, lieber S. M. S. „Ayesha" geht die Nachricht ein, daß der Kommandant Kapiränleutnant v. Mücke mit dem Landnngskorps S. M. S. „E m d c n" in der Nähe von Ho- dcida (Südwcstküste von Arabien) eingetroffen und von den türkischen Truppen mit Begeisterung empfangen worden sei. Nachdem die Fahrt durch die Straße von Perim unbemerkt von den englischen und französischen Bewachungsstreitkrästen gelungen war, vollzog sich die Landung an der Küste unge stört in Sicht eines französischen Panzerkreuzers. Lokales nnd Sächsisches. Rabenau, 5. Februar 1915. * Nochmals hingewiesen sei auf den G e IN e i n de a b e n d, der Sonntag halb 8 Uhr im Amtshof veranstaltet werden soll und zu dem jederman herzlich ringelnden ist. Eintritt frei. * Mit herzlichstem Danke wird hiermit noch über die der Kasse des hiesigen Hi lf s a u s s ch us s es gütigst über wiesenen Spenden quittiert und zwar im Betrage von 20 M. seitens eines Herrn, der hier ungenannt zu bleiben wünscht, 71,95 M. vom hiesigen dramatischen Verein „Frohsinn" aus dem Ertrag der Theater-Aufsühruug am 25. Dezember 1914, 14 M. von Fräulein ll. Beckewitz, Bürgcrschullehrerin allhier, für Monat Januar 1915 (bereits 56 M. vorher bis Dezbr. 1914 zur Kasse abgeliefert), 25 M. von der Gebirgsvercius- Ortsgrnppe Rabenau durch Herrn Vorsitzenden Rudolf Költzsch, 50 M. von Herrn Stadtgntsbesitzer Bellmann, sowie 5 Paar warme Schuhe für Bedürftige seitens der Frau Anna Henke. R aben a u, am 2. Februar 1915. Der O r t s h i l f s a nssch nß. * In Rabenau und Obernaundorf sind von einem Manne Bücher und Schriften (angeblich zum Besten der Mission) angeboten worden nnd ist ihr Ankauf durch einen „Gruß vom Pfarrer Sturm" empfohlen worden. Der Ge nannte weiß von diesem Schriftenvertrieb nichts nnd warnt überhaupt davor, unbekannte Schriften anzunehmen. * Nach hier eingegangenen Privatmeldungen ist wieder ein Rabenaner auf dem westlichen Kriegsschauplatz gefallen, und zwar der Stuhlbauer Paust, zuletzt Kutscher beim Boten fuhrmann Schubert. — Noch ein weiterer Rabenauer erlitt den Heldentod. Nach amtlicher Mitteilung ist der früher als vermißt gemeldete Pionier Hans Hoffmann in der Schlacht bei Vitry le Francois gefallen. * Bekanntlich Plaut die Neichsbauk, die eingezogenen Goldstücke umznprügen und mit einem Lorbeerkranz zu ver sehen, um sie als Mitkämpfer im Kriege kenntlich zu machen. Alle übrigen nach dem Kriege zum Vorschein kommenden Goldstücke sollen von den öffentlichen Kassen nur mit ganz erheblichem Kursverluste angenommen werden. Wer sich also vor Schaden bewahren will, schaffe seine „Goldfüchse" jetzt auf das Rathaus, Gemeindeamt oder auf die Post, wo sie zum vollen Werte umgewechselt werden. * „Im Schützengraben" betitelt sich ein Film, welcher am Sonnabend und Sonntag im Imperial-The ater, Deuben gezeigt wird. Dieser Film gehört zu den besten Erzeugnissen der Filmkunst und führt uns hinein in das Toben des blutigsten aller Kriege. Zugleich durchzieht den Film eine von innigster Bruderliebe gekennzeichnete Hand lung, rührend und spannend vom Anfang bis zum Ende. Auch das übrige Programm reiht sich dem Obigen würdig an. Der Einzug in Durazzo (Albanien), die neuesten Kriegs berichte im Film, moderne Flugtechnik und anderes, machen dieses Programm zu einem hervorragenden. * Das Fest der silbernen Hochzeit konnte das Johann Lehmann'sche Ehepaar in Borlas begehen. Es wurde im Laufe dieses Tages von Freunden, Bekannten und Vereinen hochgeehrt. * Von einem Feldzugsteilnehmer aus Rabenau, welcher bei der Kapelle des Garde-Füsilier-Regiments in Berlin dient und in Rußland weilt, wurde uns von seinen hier lebenden Angehörigen ein längerer Brief zur Verfügung gestellt, aus welchem wir folgendes wiedergeben: Skißniwice, 29. 12. Mein lieber Vater! Gestern habe ich Deinen Brief erhalten, worüber ich mich sehr gefreut habe und Dir bestens danke. Dein Paket, was Du am 19. 10. abgesandt hast, habe ich nun endlich am 23. 12. er halten. Du schreibst, daß Du noch ein zweites abgesaudt hast; dieses ist sicher noch unterwegs. Du fragst, ob es mir recht ist, wenn Du mir etwas zum Essen schicktest? — Wenn Du wüßtest, was wir schon für Hungerkuren durch- gemacht haben, würdest Du nicht fragen. Alles Eßbare wird dankend angenommen. Vor allem vergesse nicht gebrauchs fertigen (gemahlenen) Kaffee und Zucker. Das einzige was man hier mitunter zu kaufen bekommt, ist etwas Tee; weiter ist sonst nichts zu haben. Hier ist alles ausgehungert bis auf die Knochen; einen Ausdruck gibts dafür nicht. Auch über unsere Strapazen, Entbehrungen und Erlebnisse kann ich hier nichts schreiben, es gibt einfach keine Worte, um darüber ein richtiges Bildchen geben zu können. Es dürfte auch schließlich niemand glauben, zum mindesten sür über trieben halten; darum lasse ich es. Da war es allerdings in Frankreich anders, gar kein Vergleich, lieber zehnmal nach Frankreich, als einmal nach Rußland. — Dann kannst Du mir auch öfters mal so ein Wachslicht mitsenden, denn eine Lampe ist hier Luxus und daher große Seltenheit. Und findet man wirklich einmal eine solche, so fehlt dann wieder das Petroleum. Man könnte abends so schön schreiben, aber immer fehlt es an Licht. Nachmittags 4 Uhr ists hier schon finster. Wir liegen hier unweit der Stadt Skißniwice. In dieser Stadt hat Väterchen Zar sein Lieblingsschloß. Sie ist Garnison und hat Kosakenkasernen, die etwa 1500—2000 Mann fassen. Weihnachten haben wir soweit auch ganz gut verlebt. Das heißt wie in der Heimat nicht. Das verlangt auch niemand. Wir sind ja so gut wie in der Wildnis und die reinen Nrwaidmenscheu geworden. Wir müssen, im Fall wir die Heimat Wiedersehen, erst eine Zeit studieren, um wieder Mensch zu werden. Wie sich der Mensch so an Schmutz und Ungeziefer gewöhnen kann, hätte ich nie geglaubt. An den Weihnachtsfeiertagen hatten wir sehr viel zu tun, aber am Heiligen Abend hatten wir schöne Zeit. Von morgens 5—^ Uhr hatte ich mit noch einem Kameraden, auch Hoboist, Wache- Nachdem wir unser Frühstück einge nommen hatten, gingen wir auf die Suche nach einem Christ baum. Wir suchten und suchten, fanden aber weiter nichts als krumme, verkrüppelte Kiesern. Endlich, nach 2 stündigem langem Suchen fanden wir einen schönen Baum. Schnell nach dem Quartier, damit wir uns gleich an die Arbeit machen konnten. Wir mußten uns nun allerdings mit den einfachsten Mitteln behelfen. Kleine Kartoffeln wurden fein in Seidenpapier geschlagen und ersetzten Nüsse und Aepfel. Von gesandten Schokoladentafeln wurde das Staniol zu Eistau verwendet. Auch einige Lichter hatten wir zusammen getrommelt. Also buntes Papier, kleine Kartoffeln und 5 Lichter waren der Schmuck unseres Christbaums — aber wie herrlich in dieser Wildnis! Welchen Eindruck jetzt der ge schmückte Christbaum auf uns macht, ist unbeschreiblich, Nach mittags von 4—5 Uhr hatte ich wieder Wache. Wie ein kleines unschuldiges Kind freute ich mich auf die Stunde, wo unser so schön hergerichteter Christbaum brennen würde. Unterdessen kam Befehl, daß sich die Regimentskapelle um 5 Uhr an der Bagage zu stellen habe. Wir spielten das Lied „Sülle Nacht, heilige Nacht". Es dürfte keiner meiner Kameraden dabei gewesen, dem nicht die Tränen vor Rührung über die Wangen liefen, ernst und feierlich. Unser Musik meister hielt hierauf eine ergreifende Ansprache und über reichte uns vom Regiment Zigarren, Zigaretten und ein halbes Schwein. Es war Totenstille, nur vereinzelte Kanonen schüsse hörte man aus der Ferne. Von den umliegenden Dörfern und Lagerplätzen tönten die deutschen Weihnachts lieder zu uns herüber. Es war schon dunkel geworden, nur das Wachtfeuer warf seinen Schein noch auf die Umstehenden; eine ergreifende Feierlichkeit. Wie wird es nächste Weih nachten sein? Vielleicht liege ich da längst auch in einem Massengrabe, wie so viele meiner Kameraden und Kollegen. — Nach diesem gingen wir in unsere Quartiere und feierten für uns weiter. Ich hatte die Weihnachtspaktee aus der Heimat schon erhalten, während meine Kollegen diese erst gestern und heute erhielten. Die anderen 7 Kameraden kochten Kaffee und ich lieferte den Stollen hierzu. So haben wir unter Singen fröhlicher Weihnachtslieder beim brennen den Christbaum den Heiligen Abend verlebt. Dieser wird mir eingedenk Zeit meines Lebens bleiben — feierlich, schön, arm und ernst. Am ersten Feiertage haben wir uns einen schönen Schweinebraten gemacht. Nachmittags sind wir vorgerückt zum Regiment. Es wurde in Reserve gestellt, damit die Soldaten auch Weihnachten feiern konnten. Trotzdem mußte aber alles streng auf der Hut sein, da von d^n Russen ein Angriff geplant war, sie haben uns aber die Feiertage in Ruhe gelassen. Jetzt ist das Regiment wieder vor und die Bagage, bei welcher sich meine Wenigkeit befindet, zurückge gangen. Am 2. und 3. Feiertag sind wir von einem Dorf zum andern und von einer Kompagnie zur andern marschiert, um zu den Feldgottesdiensten und Weihnachtsfeiern zu spielen. Wir liegen hier in einer polnischen Stube bei einer jungen Schustersfamilie (arm). Da gibt es immer sehr viel Spaß, manchmal könnte man sich wälzen. Wir sprechen doch auch schon ganz Halbwegs polnisch und können uns mit den Leuten sehr gut verständigen. Wir geben diesen nun oft eine Zigarre oder Zigarette, etwas zu essen und mal einen Schnaps. Da freuen die sich übers ganze Gesicht weg. Nun will ich aber schließen, es ist genug. Von den schweren Zeiten, die wir durchmachen müssen, schreibt man nicht. Ihr würdet es nicht glaubeu, auch wir selbst, sobald es uns wieder etwas besser geht, können uns unsere fast ver zweifelte Lage nicht mehr so vorstellen, als sie war und wundern uns nur, daß wir dies überleoen konnten. So lange wir noch krauchen können, gehts uns gut. Deuben. Auf dem hiesigen König-Albert-Platze wurde Mittwoch früh ein Reh eingefangen, das wahrscheinlich ans dem Jagdgebiet Deubens stammt. Es wurde in einem Stalle der Nachbarschaft einstweilen eingestellt. Seifersdorf. Bei der hiesigen Gemeindeverbands- sparkasse wurden im Monat Januar 153 Einzahlungen im Betrage von 17 919,94 Mk. bewirkt, dagegen erfolgten 76 Rückzahlungen im Betrage von 18 680,45 Mk. Dresden. Der König wohnte Mittwoch abend auf dem Neustädter Bahnhofe der Abfahrt der wiedergenesenen Truppen nach dem Kriegsschauplätze bei. — Der Rat hat die Einführung eines Gewichtseinheits brotes in Dresden im Prinzip beschlossen. Die einzelnen Bestimmungen sollen möglichst gemeinsam mit den Amts hauptmannschaften Dresden-Altstadt, Dresden-Neustadt und Pirna erlassen werden. Die Bestimmungen mit diesen zu vereinbaren, ist der städtische Lebensmittelausschuß beauftragt worden. — Das Landgericht verhandelte in seiner letzten Sitzung gegen den Prövisionsreisenden, früheren Bäcker und Konditor Friedrich Adolf Köhler aus Dittersbach bei Glashütte Wege» Betrugs und Urkundenfälschung. Der Angeklagte arbeitete für eine Fabrik pharmazeutischer Artikel in Cossebaude und erhielt 20 bis 25 Prozent Provision. Bei dieser Gelegen heit hat er eine große Anzahl Bestellscheine gefälscht und sich dadurch ungefähr 300 Mark Provision erschwindelt. Er wurde zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt. — Fliegerunglück. Auf dem Flugplatz der Waggonfabrik in Gotha stieg der Fluglehrer Oswald Kahnt mit einem Zweidecker zu beträchtlicher Höhe auf. Plötzlich stürzte das Flugzeug steil ab, den Flieger unter sich begrabend, der sofort tot war. Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag Sexagesima, 7. Februar. Vorm. 9 Uhr Predigt gottesdienst (Joh. 4. 5—15); Gotteskastenkollekte. 2 Uhr : Taufen (vesgl. Donnerstag). Halb 8 Uhr: Gemeindeabend im Amtshof. Kirchennachrichten von Somsdorf. Sonntag, den 7. Februar, 9 Uhr Predigtgottesdienst. Kirchennachricht von Oelsa. Sonntag, 7. Februar, 9 Uhr Predrgtgottesdienst — Halb 11 Uhr Kindergvttesdienst.