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Dresdner Journal : 18.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188910182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18891018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18891018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-10
- Tag 1889-10-18
-
Monat
1889-10
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 18.10.1889
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V 24 t vechFUprel»» Rür vr»»6«» ^ier^jLkrltvt» 2 öl. K0 kL, d«i 8»t»«il. ä«,vt»cp« ko»t»a»t»Its» ,i«rt»t- jU^rlloü 8 öl.z »a»»«r»Id äs» ä«ut»ot>«Q 8oioü« tritt ko»t- uoä jtswpslruZct^«^ dir»«». ^LnaLäimnn-nedanr«», kür äs» L«u» «io» -«pottsovo 2«U« KI«»« Sokrilt 80 kL vutsr Lio^-tuM" äi« 2«Ua 60 kt. ö« r»d«Uo»- u»ä 2<«rllc,Lt» «t^r. IA»ttab mit X -'«roiprood ä« 8ooo- o»ä k««rt»8» »ä». ok!o«»r Ur. 18VL. Freitag, den 18. Oktober, abends. DreMerIonrnal. Für die Gesamtlettung verantwortlich: ^ofrat Otto Banck, profesior der Litteratur- und Kunstgeschichte. I^S. r»» «oüüoätxonxea »«»MLrt»r l<«tp»t^: n. Lran«t«trtter, Lowwi»»iooLr äs» Ursiäovr ^ounutt»; -I«U» - L»»x»l« »»—1 8r«»I»»-rrA»>re«t ». »: <8 ko-i«, L»rll»-Vt»» L»Mdv,- kr«K-L«lx,1,-kr»Lk1»rr ». ».-»>»«8«»: L»«t Lto««,- k«<»-L»»<»» L»rU»-kr»»k1art ». »-»««»««: D«mb« «8 vo.,- >«U« , SSrUr»: S 8tÄi«» ^«-Vot-«,- L»»—r«: (I. L»U» ». >.i L Oo. Uor»>»»ed»r, Lvoi^I. Lrpsäitiov äs» Drsiäosr ^ooro»!». Orssäeo, 2»ü>8vr»tr«»s 80. k««prseN->ti»»«Nla»»r Ur. 1NVL. Nichvmtlichkr Teil. Tetegvapsische Nachrichten. Potsdam, 17 Oktober. (W. T. B.) Ihre Majestäten der Mler und die Kaiserin haben heute abend 11 UV 5 Min. mittelst Souderzug» von der Wildparkhation die Reise nach Monza avgetrrten. Pari«, 17. Okyber. (W.T.B.) Prinz Fer dinand von Cobug lebt hier in strengstem In kognito. Gestern »bend begegnete derselbe durch Zufall i« Laudevllethrater, dem König Milan mit dem er sich eiige Minuten unterhielt. Der Prinz beabsichtigt, ich am Sonnabend zum Grafen von Paris nach -hernhouse zu begeben. Die Gerüchte, daß die steife deS Prinzen mit der be absichtigten bulgari'chen Anleihe in Verbindung stehe, sollen uvbegstndet sein. Der Zweck seiner Reise fei einzig, setze Verwandten zu besuchen. Rom. 17. Oktber. (W. T. B.) Der Mi- uistrrpräsident Cripi ist heute nachmittag von Palermo hier angÄsmmeu und am Abend als- bald nach Monza «eitergereist, um bei dem Em pfange des Kaiser» Wilhelm und der Kaiserin Augusta Viktoria z gegen zu sein. DreSdp, 18. Oktober. Herrn Gladstone» Aussichten und Pläne. Die Lhatsache, dH in den vorigen Wochen die Gladstoneaner bei dre> Ersatzwahlen den Sieg davon« getragen Haden, hat überall großes Aufsehen erregt und der Person de» FHrerS der englischen Parlaments« Opposition von neuemeinen gewissen Schein von Glanz verliehen. Der große tzrei» selbst trägt sich nach dieser Kraftprobe seiner poetischen Glaubensgenossen offen bar ernstlich mit der Hoffnung, daß eS ihm gelingen werde, das Kabinett SliSbury bei den nächsten Wahlen zu Fall zu bringen, kr hat sich zwar über den Er folg seiner Anhänger nicht mit derselben Zuversicht lichkeit geäußert wie d- meisten Organe seiner Partei und den sicheren Sieg seiner Sache bei den allgemeinen Wahlen schon im vorvs verkündet, er war vorsichtig genug, das Wahlergebnis der vorigen Woche nur als einen „Abschnitt" in »er irischen Streitfrage zu be zeichnen; daß er aber rotzdem fest darauf rechnet, am Abend seines Lebens nochmals an» StaatSruder zu kommen, geht daraus hervor, daß im Lager seiner Partei bereits alle Vvbereituogen getroffen werden, um einen allgemeinen Sturmlauf gegen da» Mini sterium in Szene zu setzen. Labouchdre und Lord Herschel, zwei hervorraxnde Parteigenossen Gladstones, zogen bereits im Land umher, um die Wählerschaft zu bearbeiten und demKabinett Salisbury seine Sün den vorzuhalten und weitere Reiseapostel werden jenen zweifelsohne folgen md dem Lande die Notwendigkeit eines RegierungSwechstS auSeinandersetzen. Glücklicherweise ist vorläufig noch keine Aussicht vorhanden, daß es d« Oppositionsparteien gelingen sollte, da- Ministerium zum Weichen zu bringen. Die Ersatzwahlen fallen in der Regel zu Gunsten der beim ersten Kampf unterlegmen Partei au», weil die Wäh ler der Gegenpartei e» meist nicht für notwendig hal ten, sich bei denselben mit dem gleichen Eifer zu be teiligen, wie bei den Hauptwahlen, da „ja doch nicht» darauf aukommt*. Et wäre daher sehr gewagt, au» der Niederlage der ResierungSparteien bei drei Ersatz wahlen den Schluß zichen zu wollen, daß die Mehr heit der Wähler Glatstoneaner seien. Die englische Wählerschaft ist politisck reif genug, um sich selbst klar zu machen, wa» ein Kabnett Gladstone bedeuten würde. Der große Greis bat sig in ter letzten Zeit so viel Blößen Feuilleton. Zwei Brüder. «2 Erzählung vor Sophie Junghan«. (Fortsetzung.) Derjenige nächst dem Vorsitzenden, auf welchen dies alles den geringsten Eindruck zu machen schien, war von einigen Anwesenden längst mit Erstaunen als der Photograph aus dem „Goldenen Helm* er kannt worden, jetzt in Polizeiuniform, Herr Pahlke au» Berlin nämlich, er, dem eS oblag, die in ver rücktem Gelächter und dazu mit starrkrampsartig ge« streckten Gliedern auf dem Boden liegende Frau v. Löwenstern au» dem Saale zu entfernen. Ihr Zustand schien ihn nicht im mindesten zu überraschen. Mit der ruhigen Selbstverständlichkeit, welche seinem Gebühren eigen war, ging er unter der Hilse einiger Wachtleute daran, sie aufzuheben und hinauSzutragen. Sie leistete nur den passiven Wider stand völliger Regungslosigkeit der Glieder, und da» letzte, wa» die entsetzt zunächst Stehenden von ihr sahen, war ein blödsinnige» Lächeln, mrt welchem sie dem über sie gebeugten Manne, der mit seiner großen Rechten jetzt ihre beiden Hände zusammen packte, zu- nickte. Dann die schlürfenden Tritte der sich entfernenden Gruppe von Männern, dazwischen de» Weibe» auf de» Boden nachschleifendrr schwarzer Schleier und Ghawl, und dann Gar Fra« v. Löwenstera dem an Tagesgeschichte. * Berlin, 17. Oktober. Se. Majestät der Kaiser erledigte heute vormittag im Reuen PalaiS bei Pots dam Regierung»geschäste und begab sich mittag» in Begleitung Allerhöchstseiner erlauchten Gemahlin noch Berlin, um sich von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich vor der Abreise nach Monza, Athen und Konstantinopel zu verabschieden. Heute abend gedenken Ihre Majestäten die Reise anzutrrten. — Se. Majestät der Kaiser hat an den hiesigen Magistrat da» nachstehende allerhöchste Hand schreiben gerichtet: E« Ist Mir angenehm gewesen, wahrrunehmen, wie wäh rend der AuwesenheU Er. Majestät de« Kaiser« von Rußland solche flüchtig ausgefallen war, während zehn andere Leichendeschauer dergleichen gar nicht beachtet haben würden. Daß er damals mit Stillschweigen darüber hinweg gegangen war, darüber machte sich seine kräftige Leicht lebigkeit auch jetzt noch keinen Vorwurf. Man brauchte sich die Umstände nur zu vergegenwärtigen. Eine achtzigiährige und trotzdem von ihren abhängigen, mittellosen Verwandten anscheinend noch schwer ver mißte Greisin ist am Schlage gestorben, da» heißt an einer Unterbrechung der Herzthätigkeit, welche in jenem Alter selbst geringfügige Umstände endgiltig machen können. War da eia Anlaß zu irgend welchem Arg wohn, zur Vornahme einer eingehenden Untersuchung der Leiche gegeben? Gewiß nicht. Erst als sich einige Wochen später das Verschwinden d«S Vermögen- her- au-stellte, erwachte zugleich der Verdacht, der dann, wie man gesehen hatte, anfänglich geschickt in gan- falsche Bahnen geleitet worden war. Da- alle- hatte der lebhafte Mann mit seinem „jungen Freunde' rasch rekapituliert. Und nun han delte er von der ungemein scharfsinnigen Deduktion de- jungen Leupoldt, durch welche dieser die Medi ziner erst auf die Spur de» wirklich begangenen ver brechen» gebracht hatte, al- von einer gemeinsamen Entdeckung! Felix konnte ein Lächeln nicht ganz unterdrücken. Aber er benutzte den Augenblick, da der Landgericht»- direkter, der die Robe schon abgelegt hatte und dafür in seinem von Tabak durchräucherten Überzieher steckte, vorüber kam und mit ihm sprechen zu wolle» schien, »nd machte sich von dem Krei-physikn- in aller Höf lichkeit lo». Humser werde allerdings von hier noch einmal zu leichterer Haft geführt werden, er, Cajus, sei aber der Ansicht, daß der Aufhebung des Haftbefehl- und Setzung auf freien Fuß de- Mannes uur noch sehr wenig »m Wege stehe. Ein ganz neuer Fall müsse nun demnächst die Geschworenen beschäftigen. Für heute erübrige ihm uur, die Sitzung zu schließen mit dem Dank an die Herren Geschworeueu sür ihre Anwesenheit und Mühe waltung, wenngleich insolge der allersonderbarsten Um stände die Aufforderung zu folgenschwerer Entscheidung diesmal noch nicht an sie hrrangetrrten sei. Die ereignisvolle Verhandlung war geschlossen, die Herren erhoben sich von ihren Sitzen, um aber gleich zu lebhaften Gruppen zusammeuzutreten. Nur sehr langsam begann der Saal sich zu leeren. Unter den eisrrg auf einen anderen Einsprechenden bemerkte man den KreiSphysiku» Boehmer, die Hand auf dem Ärmel von Felix Leupoldt, den der lebhafte Doktor auf diese Weise fisthielt. Boehmer hatte rich!ig geahnt, daß eine solgenschwere Entdeckung im Befunde eine- der Teile der Leicke von jenem, dem Chemiker, angrbahnt worden war. Natür lich interessierte ibn da- ungeheuer. Und so groß war de» Maune» sanguinische Regsamkeit der Phan tasie, daß er jetzt schon beinahe selber glaubte, er sei e» eigentlich gewesen, durch den man der wirklichen TodeSart der beklagenswerten alten Dame zuerst auf die Spur gekommen sei. Auf der greisenhaft vrr- schrumpften, infolge de» hohen Alter- schon miß- fardeurn Haut der Toten hatte sein scharfe» Auge etwa» entdeckt, wa» »u» eine furchtbare Bedeutung gewann, dunkle Flecken am Halse, in der Gegend der großen Schlagader, oder wenigsten», wa» ihm al» diente nach vorherigem Besuche in Konstantinopel als Mittelsmann. Wa» er von der Pforte überbrachte, mußte dem damaligen englischen Premier hinter dem Rücken des Grafen Derby mitgeteilt werden. Sobald da» Nähere aber im Kreise de- K abinett» ruchbar wurde, trat der Minister de» Äußern hindernd dazwischen und hielt ein: Rede, welche alle» verdarb. DiSraeli selbst war bekanntlich auf den Schultern des vorhergegangenen Earl of Derby politisch emporgestiegen, und er sah sich durch dies Verhältnis auch noch gegenüber dem Sohne längere Zeit hindurch gebunden. Diesen Um ständen ist eS zuzuschreiben, daß das Zarenreich damals nicht wieder einen Sturz erlebte, wie im Krimkrieg. Heute stehen die Sachen anders. Graf Salisbury ist zuglerch Premier und Minister des Auswärtigen. Ohne Zweifel hat er in Bezug auf Rußland seit Jahren ebeujo gelernt wie einst DiSraeli, der noch vor dem letzten russisch türkischen Kriege den unrichtig sten Ansichten über die Bedeutung des russischen Vor dringens in Mittelasien gehuldigt hatte. Frau v. NovikowS LiebeSwerbuugen in Sachen Armeniens werden also nicht- helfen. In Athen sollte man sich, nebenbei gesagt, die Stelle über Kreta in ihrer Zu schrift an di: „Pall Mall Gazette* wohl merken. Daß Gladstone den Ratschlägen jeuer Nymphe Egeria sehr zugänglich ist, weiß man seit Jahren aus Erfahrung. Er wäre wohl bereit, wie zur Zeit der bulgarischen Greuelbeweguug, Rußland freie Vollmacht gegen die Türkei, sei es in Armenien oder auch soustwo, zu erteilen. Höchst bemerkruSwert ist eS, daß er, der sich so viel bemüht hatte, Rußland den Weg nach Bulgarien hin zu ebnen, an scheinend alle- Interesse an diesem letzteren Lande ver loren hat, seitdem e» sich auf die eigenen Beine stellte und dem anspruchsvollen Bruder Moskowiter die Thüre wies. Sogar eine an ihn gestellte Anfrage wurde uur orakelhaft dunkel beantwortet. Ter „HalaSdan*, das in London zweisprachig er scheinende Blatt des „Vereins armenischer VaterlandS- freuude*, spricht von einer „im nächsten Herbst* von den Gladstoneancrn in Sachen Armenien- zu liesern- deu „großen Schlacht — wie im Jahre 1876." Ob damit der Herbst dieses oder de- nächsten Jahres ge meint ist, wird nicht gesagt. „Wenn da» Torykabinett Widerstand leistet", heißt es, „so wird eS durch die öffentliche Meinung gestürzt werden." Düs von einem sehr jungen Manne geleitete Blatt hat schon öfters WeiHagungen geäußert, welche sich mehr durch Kühn heit als durch nachträgliche Richtigkeit auszeichneten. Wie in Bezug auf Home Rule, so ist auch in der Auffassung der orientalischen Angelegenheiten die Masse der liberalen Unionisten mit der jetzigen Regierung ein». Mit dem Sturze des Kabinett» Salisbury wird e» also wohl gute Wege haben, gleichviel ob infolge der einen oder der anderen Nachwahl an einer Mehr heit von über 100 Mann gelegentlich einer abgeht. Alle» in allem genowmen, beziffern sich die Verluste seit mehr al» drei uud ein halb Jahren uur aus 9 Mann. die Ordnung in den Straßen vermöge de« Entgegenkommen« der Bevölkerung bei Ausführung der voleirilichen Anordnungen überall eine musterhafte gewesen ist, sodaß ungeachtet de« großen Verkehr« und der notwendigen polizeilichen Einschränkung des selben kein Unfall zu beklagen ist. Ich spreche dem Magistrat Meiner Haupt- und Residenzstadt hierfür Meine besondere Be friedigung auS. Berlin, »4. Oktober 18SS. gez. Wilhelm 8. — Se. Majestät der Kaiser vou Rußland, Allerhöchstwelcher heute mit seiner hohen Gemahlin in Neufahrwasser zusammengetroffen ist. hat mittag» iu Begleitung Ihrer Majestät über Dirschan und Königsberg die Rückreise nach St. Petersburg an- getreten. — Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung den Reichshaushaltsetat per 1890/91 in der Fassung sestgestellt, wie er dem Reichstage vorgelegt werden soll. ES sind dem Vernehmen nach sehr er hebliche Abänderungen sowohl bezüglich der Einnahmen aus den Zöllen und Verbrauchssteuern als auch be« züglich der Ausgaben sür die Heeresverwaltung rc. beschlossen worden. — Dem Bundesrate ist, wie verschiedentlich ge meldet wird, ein Antrag zugrgangrn, der sich auf eine Abänderung der Wandergewerbescheine bezieht und bezweckt, daß in die letzteren nicht bloß die An gabe der Ort sänge Hörigkeit, sondern auch diejenige der Staatsaugehörigkeit der Inhabers eingetragen werde. Wie weiter mitgeteilt wird, bat der Antrag einmal seinen Brund darin, daß in Preußen die Wandergewerbescheine sür Inländer von den Bezirksausschüssen, für Ausländer von de» Regierungspräsidenten au'zuslellen sind und man ohne zeit raubende Ermittelungen über die Staatsangehörigkeit die An träge ans Ausdehnung bereits in anderen Bundesstaaten auS- gesertigter Wandergewerbescheine an die zuständige Behörde überweisen zu können wünscht, sodann darin, daß man einem bisher niät ganz selten ausgetretenen Vorkommnis, wonach Ausländern sür Inländer testimmle Wandergewerbescheine aus gestellt sind, für die Zukunft Vorbeugen will. Wa- den letzteren Punkt betrifft, so ist daran zu erinnern, daß der Wandergcwerbe schein, der für einen Inländer ausgestellt wird, vorbe haltlich der Entrichtung der LaodeSsteuern kür daS ganze Reichsgebiet giltig ist, während der Wanoergcwerbeschetn für einen Ausländer unter demselben Vorbehalt uur sür einen bestimmten Bezirk, sür andere Bezirke erst dann, weuu er darauf ausgedehnt ist, gilt Siad also für Inländer bestimmte Wandergewerbescheine Ausländern ausgestellt worden, weil die Staatsangehörigkeit der letzieren nicht bekannt war, so sind die Ausländer zu Uugunsten der Inländer bevorzugt worden. Der bei« Bundr-rot eiugedrachte Antrag stellt sich demgemäß al« eiu Akt dar, der die Vorteile, welch« der Titel III der Ve- werbeortmung den Inländern gewährt, dru letzteren auch gan» zuwenden will. * Kiel, 17. Oktober. Das englische Kanal geschwader ist heute vormittag nach'Karlskrona in See gegangen, von wo es direkt nach Portsmouth zurückjegeln und daselbst am 29. d. M. eintreffen wird. Pari», 16. Oktober. Leon Say sprach sich einem Redakteur de» „XIX. Siecle" gegenüber zu Gunsten der Parteigruppen auS: man wisse dann, wo man seine Freunde und wo seine Feinde zu suchen habe. Er gedenke sich mit den Radikalen nur danu zu verständigen, wenn sie sein Programm rm voraus annähmen. Auch über die Zollfrage werde nach An sicht SayS keine Einigung mit den Radikale» mög lich sein; er käme bei derselben sehr darauf an, in welchem Sinne man die Reformen ausfasse. In 5 Jahren sei es nicht gelungen, ein Konzentration«- kabinett zu bilden, die Kammer werde sich daher nicht mit derartigen aussichtslosen Versuchen aufhalten. Um eine Regierungsmehrheit zu bilden, werde man ver suchen, einige Mitglieder der Rechten hcrüberzuzieheu, und sollte auf diese Weise keine Mehrheit zu stände kommen, so werde sich seine Gruppe wie JuleS Favre und „die Fünf" unter dem Kaiserreich verhalten, nur mit dem Unterschied, daß sie etwas wehr al» 5 Mit glieder zähle. — Der „Tewps" bezeichnet die von Leon Say angekündigte Politik der „Liberalen Ver- gegeben, daß auch dem blödesten Auge seine gänzliche Unfähigkeit als Staatsmann und Politiker klar ge worden sein muß. Er ist nicht davor zurückgeschreckt, iu jenem berüchtigten, in der „Contemporary Review" erschienenen Aufsatze Frankreich zum Rachekriege gegen Deutschland förmlich aufzureizen und den Bestrebungen der mit den gegenwärtigen Zuständen unzufriedenen Mächte das Wort zu reden. Er hat zwar dann, al» diese Auslassungen die ihnen gebührende Zurückweisung sanden, die Erklärung abgegeben, daß sein eigenes Leiborgan, die „Daily New»", welche ihn al» Ver fasser genannt hatten, nicht das Recht zu einer solchen Namensnennung hätten. Trotzdem aber dürste e» al- sicher anzuseben sein, daß der ehemalige Premier minister der Urheber dieses merkwürdigen politische» Programms ist. Seine eigene Erklärung und sein ganzes Verhalten reden eine zu deutliche Sprache, als daß man in seine Autorschaft einen Zweifel setzen könnte. Ganz denselben Mangel an politischem Verständnis, der in dem Aussätze der „Contemporary Review" zutage tritt, hat Hr. Gladstone übrigen- auch in anderen die In teressen Englands sehr nahe berührenden Fragen—wir er innern nur an die bulgarische, die armenische Frage rc. — während uud nach seiner letzten Ministerpräsident- schast wiederholt an den Tag gelegt. Über seine Stellung zu der armenischen Frage geht dem „H. C." von seinem Londoner Mitarbeiter eine beachtenswerte Zuschrift zu, welche wir im Anschluß an das vor stehende hier folgen lassen: In einer Zuschrift an die „Pall Mall Gazette* erörterte die bekannte russische Agrnti» und Freundin Gladstones, Frau v. Rovikow, unlängst die Frage: „WaS soll in Kreta und Armenien grthan werden?* Ihre Schlußfolgerungen lauteten so: „Rußland hat ein Heer dicht an der armenischen Grenze. England hat eine Flotte in der Nähe von Kreta. Warum sollte England nicht Rußland freie Vollmacht für die An wendung seines Heeres zur Wiederherstellung der Ord nung in Armenien erteilen, und Rußland seiuerseitS England freie Hand zur Benutzung seiner Flotte für die Beschwichtigung Kreta» gewähren? Die andere» Mächte haben genug an ihren eigenen Angelegenheiten zu schaffen; doch könnte man sie vielleicht ausfordern, die zwischen Rußland und England auSzutauschenden Vollmachten mit zu unterzeichnen.* Hier haben wir ganz die erhabene russische Manier, wie sie zur Zeit des Kaiser» Nikolaus beliebt war, welchen Frau v. Novikow auch ganz besonder» ver ehrt. Damals wurde der englischen Regierung die Besitznahme Ägyptens großmütig angeboten, wogegen Rußland dem „kranken Manne" den Garaus sollte machen dürseu. Dieser abgelebte Greis wehrte sich freilich 1853 ausfällig tapfer, selbst ehe ihm irgend welche Bundesgenossen zur Seite getreten waren. Er hat sogar im letzten Kriege recht auffällige Lebens zeichen von sich gegeben — so sehr, daß ein be kannte-, um Hilfe rufendes Telegramm von Plewna nach Bukarest gerichtet werden mußte. Damals staub e» eine Zeitlang so, daß, wenn Alexander II. mitten im Feldzuge dea Versuch der persönlichen Rückkehr nach Moskau gemacht hätte, sogar iu dieser aller- heiligsten Stadt ihm möglicherweise höchst unbequeme Forderungen auf der Spitze von Bürgerwehrbajonetteu dargereicht worden wären. Hätte dar Ministerium DiSraeli nicht in seinem eigenen Schoße als auswärtigen Minister einen Mann von altberühmttm Namen und großem gesellschaftlichen Einflüsse gehabt, der ein bedauerliches Doppelspiel spielte, so wären wohl die aus Konstantinopel nach London gelangten Anfragen über Abschließung eine» Bündnisses auf fruchtbareren Boden gefallen. Wir kennen aus guter Quelle das Nähere über jenen Bündnisversuch. Ein englisches Unterhausmuglied wesenden Helbiuger Publikum aus dem Gesicht gerückt, und zwar einem großen Teile desselben für immer. Leider war eine der Zuhörerinnen aus der Galerie, dem gegebenen Beispiele folgend, ebenfalls in Lach oder Weinkrämpse verfallen und inzwischen entfernt worden. Das heißt, daß es nicht- anderes al» ein solcher Anfall, zu dessen Zeugen die noch ganz erregte Menge geworden, bei der unseligen Löwenstern gewesen, wurde alsbald bezweifelt. Und noch ehe diese verhängnisvolle Sitzung zu Ende war, ging schon durch den Saal die geflüsterte Kunde, es sei bei der Nichte des Freisräu- lein» der Wahnsinn ausgebrochen. Die Nachricht fand bei d n einen Glauben, bei den anderen nicht. Auch wußte die Frage, ob hier Simulation vorliege oder nicht, sich sogleich einiger scharfsinniger Geister bemächtigen, um so mehr, da man den Berliner Geheimpolizisten sagen gehört haben wollte: „Die Komödie kennen wir.* E» wußte also niemand so recht, wa» er denken sollte: die Aufregung aber war aus einen unerhörten Grad gestiegen. Inmitten derselben gab die Glocke de» Präsidenten ein Zeichen: der Herr Verirrter des Staatsanwalt», Assessor Leupoldt, erhob sich und protestierte im Vor au» dagegen, daß etwa infolge der ebru erlebte» „hm — höchst eigentümlichen Vorgänge* die sofortige Frei lassung de» bttherige» Angeklagten, Humser, von Ge richtswegen stattfinde. Von einer solchen könne seine» Erachten» einstweilen noch keine Rede sein. Hier ließ sich ein nicht mehr zu verkennende» Zischen au» der Liefe de» Saale» vernehmen; doch wurden, wie e» schien, die Ruhestörer auch sofort vom Arme der Gerechtigkeit ereilt und an die Lust befördert. Unter wiederhergestellter Stille erklärte der Vorsitzende,
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