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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860804
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860804
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-04
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1886
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Erschein» täglich früh 6'/, Uhr. Krdartiin oai Lrpetitir« IohoaneSgaste S. Astrechituite» ßcr Kktariu»a: BormtUagS 10—12 Udr. Rachmlnags ö—6 Udr. >1» Zi» »X,»»« »t»,»i«,dl-r M-nuicr,»»« »,ch« ftch »u Ne»«cri»» „chi »nvmellch. «uu«D«e »er für Die uSchftsalgeu»« Nummer Deftimmten Inserat« au Sachentogen Di« S Utzr Nachmittaa«, a« Lau«»«u» Kctttageu srüh Di« '/,S Uhr. In den Filialen für Ins.-Aunahmr: Ltt« Klemm, UniversiiälSstraß« 1. »«Nit Lüsche, Kniharineastr. 23, p. nur di« Uhr. NWM TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L»,«S0. Adonnrmrnlsprriv viertel,. 4'/, Ml:. inel. Brngerlokn S Mt., durch di« Post bezogen 0 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi. B-Iegexemplar 10 Ps. Gebüuren sür Extrabeilagen sin Tagebla».Format gesalz») «h»e Postbejölderung HO Mk, Mit Postbcsürderung 60 Mk. Inserate ögespaltcne Petitzeile 20 Pi. Gröbere Schrille» laut uns. Preisverzeichnis! Tabellarischer u.Zisterniotz nach höher»» Tarn tleelamen unter dem Redactionsstrich die 4gespali. Zeile SO Pf., vor den Famillennachrichie n die 6gejpaliene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet« an die Expedition zu lenden. — Rabatt wird »ichl gegeben Zahlung pruenuiueranilo oder durch Post- nachnahme. ^ 2lk. Mittwoch ven August 1886. 80. Jahrgang: Amtlicher Thetl. 2m Monat Juli 1886 erlangten da» hiesige Burger» reHt: Veier» Hermann Arthur, vr. viril, und Privatmann. Aihue, Gustav Hermann. Kaufmann. Busch, Franz Emil, Fleischer. GDle, Gustav Ado s. Lithograph. Gruft. Paul, Privatmann und Hao»b«sitz«r. tllr, Amy Arlhur, Buchhändler, rischer, Wolsgang Friedrich, Buchhändler, insch, Johannes Traugott Otto, Procurist. »rhrr«. Robert Max, Kaufmann. rrtesleDe«. Ferdinand Bruno. Buchhändler. rteDrtch. Albert Georg, Architekt. rhrlch, Larl O wald, Beamter der ^reisentzage», August Friedrich, Agent und Gstnurl, Ernst Albert, Kaufmann. IagadziuSki, Gustav Aböls. Jeutzsch, Carl Gustav, Kaufmann. erverfich.-Luftalt. ommijstoaair. vtlmiethung. In dem der Stadlgemeinde gehörigen Hausgrundstück Markt Rr. L4l sind vom K Oktober bS. I». a« dez sofort gegen eiobalbjabrNebe Kündigung im Bordergebäude ein zeikber an Herrn Ccije»sabrcka»> Wunderlich Ver mietbeter DerkaufSstand tu der Hausflur (ohue die dem zeitherige» Abmiether gehörige Bude). »tvei nach dem Markte zu gelegene Kellerubthet- luage« und im HintergeDäud« eine in der III. Etage gelegene Wohnung, be- stehend au» Borsaal. 2 zweifenstrigen Stuben, l ein- senstrigen Stube. sowie Bodenkammer undKcllerabtheilung, anderweit zu Vermietheu. Mielhgesuche werden aus dem Ratbbause, I. Elage, Zimmer Nr. 17, entgegengenommen, auch können daselbst da« In« vrntarium der zu vermiethenden Lokalitäten, sowie die ver» miethnng-bedingungen eingesehen werden. Leipzig, am St. Juli 1886. i- .,7g Der Nath de, Stadt Leipzig. ^ ''H-.Trvi.d1ia. Lerutt,. Vekannlmachuus. von Michaeli» b«. I». ab ist Vas Riedel von Löwen- stern'sche Stipendium im Betrage von jährlich 80 94 ^s aus 2 Jahre an einen au« Bre-lau oder sonst au- Schlesien gebürtigen Studirenben zu vergebe». Wir fordern diejenigen Herren Studirenben. welche sich in vorgevachtcr Eigenschaft um diese» Stipendium bewerben wollen, aus, ihre Gesuche schriftlich unter Beifügung der er forderlichen Zeugnisse bi» zum 30. September d». I«. bei un» einzureichen, und bemerken, daß später eingeheuve Gesuche unberücksichtigt bleiben muffen. Leipzig, am 29 Jul, 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. t»r. TröiidltN. Krnmbiczel. Die Herstellung eines hölzernen Stege» läng» eine» Theile» de» Eutritzsch - Schöneselver Eommunicativn-wege» bei dem „Parlhenschlößchen" bei Attschünesett» soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Ralhhau«, H. Elage, Zimmer Nr. 14. au» und können daselbst eingeschen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aus schrift: „Steg am Partheuschlützchea" »ersehen ebenvasetblt unv zwar dis zum 9. August d. I. Nach mittag» 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulebnen. Leipzig, am 19. Juli 1888 DeS Nath» der Stadt Leipzig Stratzenbaa-Deputatlon. Vcr-ingllng der Liefern«, Br» eiserne« NeDerDane» zum Bau einer Brücke über die Göiel bei Eröder». Diese Lieferung soll im Weae öffentlichen Angebot» verdungen erden. Die bezüglichen Pläne, Bedingungen und BlanquetS können ei der Giraßen- und Vasserbaii-Jnsvectioli l Leipzig — Stephan strotze 22, ll. — eingeiehe» deziehentlich gegen Erlegung der Her« stellungökosten entnommen werden, und sind bi» zum 10. August a autgesüllt und verschtosien bei dem Unterzeichneten einzureichen. Bewerber bleiben bi» zum 14. August an ihre Gebote gebunden Die di» dadta ohne Aniwort Gebliebenen sind ol» abgelchnt za be trachte«. Cröbera, den 3. August 1886 Der Gemein »erath. Schoppe, Gemeindevorstaiid. Nichtamtlicher Thetl. vie Aufhebung des bayerischen Labinetssecretariats. Minister v. Lutz lieg in den Kaminerverhandlungen über die Regentschaft die Bemerkung «infließe», baß vie Einrichtung de» Eabinet-secretarial» vorau-siLllich balv der Geschichte angebvrrn werde. Die Bestätigung dieser Ankündigung durch dir Thatsache hat nicht lange auf fick» warten taffen, da» Eabinet-secretariat ist vurch Erlaß ve» Prinzregenten vom 1. August ab ausgelvst Dose Maßregel ist sür Bayern und mittelbar sür ba« deutsche Reich von der größten Bedeutung, denn sie ist di« Borbekingung eine» regelmäßige» Geschäfts gänge». Nur dir genaue Kenntniß te» gesammten bayerische» Staa««organi»mu». wie sie der Minister v. Lutz besitzt unv mit idm ein Tb-s! der übrigen seit langer Zeit bem Ministerium angehvrenden Minister, konnte üd«r die Schwierigkeiten de» Eablnetssecretariat» binwegvelsen und Stockungen in der regelmäßigen Erledigung der Geschäfte vermeid«,,, jeder Miniftermechsel würde solch« mit Sicherheit zur Folg« gehabt habr». Da« Cabinetsseeretoriat war «in, sp«eistsch bayerisch« Ei« richtung, welche schon unter Ludwig k. bestand, von Maxi mian U. sprtgesührt wurde und unter Ludwig ll. sich bi» a emem unerträglichen Zustande au»bildete. Regelmäßige Ninistervorträge beim Könige haben in Bayern seit drei Generation«, »icht staltgesunden. der persönliche Verkehr ver Minister mit dem Staatsoberhaupt war nicht die Regel, onvern die Ausnahme, nur bei besonder» wichligen Anlässe» traten Jmmediatvorlräge ein. Daß in Folge dessen Miß- Verständnisse und verkehrte Maßregeln nicht au»ble,be„ onnten, die erst durch zeitraubende Corresvonbenzen und Rück 'ragen ausgeglichen werden konnte», liegt aus der Hand, ei» risch pulsirende» staatliche» Leben war dadurch nahezu un möglich gemacht, di« ganze Slaatsverwallunq kam dadurch in Gefahr, sich iu leere» Formenwescn auszulvsen, die Person de» Slaalsoberhaupte» trat au» dem gemeinsamen Rahmen de» Ganzen heraus und eine gewisse Entfremdung von den Ausgaben de» Fürsten war die nolbwenvige Folge. Minister v. Lutz war schon im Cabiuel-secretariate de» königs Maximilian II. thälig und wurde von dessen Sohn Ludwig ll. mit übernommen, der ihm bald die erst« Stelle in dieser Behörde anwie». Herr v. Lutz hat die Segnungen dieser Einrichtung also gründlicher kenne» gelernt, al« irgend einer seiner Vorgänger und daher sein starker Widerwille gegen dieselbe. Der Ches de» CadinelSsecretariat» war in gewissem Sinne der Ministerpräsident i» Bayern, aber er hatte auch die Ausgabe, den persönlichen Anschauungen seine» Sou verain» drin Ministerium gegenüber zum Ausdruck und zur Geltung zu verhelfe», und da» war unter Uinständen ein sehr nndankvarr» und auch sehr verantwortungSreiche» Geschäft. Ein pflichttreuer Beamter, welchem da» Wobl be- Ganzen am Herzen lag, kam dadurch oft genug in Lagen, welche eine Ueberzeugung mit dem seinen Souverän, schuldigen Gehorsam in Zwiespalt brachte. Unter Ludwig ll. kamen dann außerdem noch die Schwierigkeiten hinzu, welche die Unnahbarkeit und Menschenscheu de» König» schuf, und e» ist geradezu staunens- werlh, daß die Staalöinascvliie unter solchen Verhältnissen nicht ctw» längst in« Stocken gerathen war. Aber Roth mackl er- i»derisch. »nb der lange Kamps mit den Eigenthümlichkeiten de» Köiiig» Ludwig hat dem EabinelSsecretair und dem Ministerium schließlich Mittel und Wege an die Hand gegeben, ui» ihre Ziele aus ir<Md ein» Weise trotzdem z» erreichen. Man wird nicht behaupten wollen, daß ein solcher Zustand gesund ist und daß darunter die SiaatSinteressen nicht leiben sollten. Um >o dankru-werther ist der Entschluß de» Prinzregenten. diesem Mißbrauch ein jähe» Ende zu bereiten und den allgemein üblichen Geschäftsgang auch m Bayern rinzusühren. Nur beim unmittelbaren und einhelligen Zu- ammrnwirken aller zur Staat-lciliing berufenen Person,-» kann der Staat«zwcck in vollem M- ße und im eigentliche» Sinn erreicht werden, beim Vorbanbensein einer künstliche» Ziviscbriiinstanz zwischen Souverai» und Ministerium werdkil die RegierungSgeschäfle aus da» unerläßliche Matz herab gedrückt. Viele» und vielleicht da» Wichtigste bleibt Gtgelha», weil die Möglichkeit fehlt, dem Souverai» die Sache i» geeigneter Weise vorzulragen. § i Unter König Ludwig glich Bayern einem kranken Glied« des deutschen Reiches, aus welche» stet- die peinlichste Rück- scht genommen werden mußte, um eS nickt in seiner Ruhe zu stören. Wa» sonst selbstverständlich gewesen wäre, ein reger persönlicher Lcrkebr de- König- mit dem Kaiser bat niemals bestanden, die einzige Begegnung beider im Lause ven sechs ehu Jahren geschah im Jahre 1874 aus der Fahrt von kauscring nach München und aus dem dorligen Bahnhof Wenn der deutsche Kronprinz zur Armcciiispeclioii „ach Bayern kam, blieb der König in Hohenschwangau oder ans Schloß Berg, statt seinen Beller, wie eS bock in der Ord nung gewesen wäre, zu begrüße». TaS ist jetzt Alle« antcrS «worben. AIS der Kaiser München ans der Durchreise »ach 8ast«in berührte, empsing ihn der Prinzregent ans dem Bahnbofe, al- Fürst Bismarck denselben Weg inachle, wurde er vom Prinzregenten zur Tafel gezogen. eS hat sich über haupt in der kurze» Zeit der Regenlichast e»n reger herzlicher Verkehr zwischen Berlin und München gestattet, und e» kann nicht fehle», baß tiefer günstig znrückivirkl aus die innere Entwickelung Bayerns und aus die Gesamwlwohlsahrt de» Reiche-, Der Prinzregent saßt seinen fürstlichen Berus genau in demselben Sinne aus wie der Kaiser, gleich diesem nimmt er persönlich Theil an allen wichtigen Staat»angelege»he,ten und sorgt sür ihre schnelle Erledigung. Wie angenehm berührte e» allgemein, al- da» Entlassungsgesuch de« Ministerium- Lutz schon am folgende» Tage in ablehnendem Sinne beant wortet war. Und so ist e» in allen Dingen, überall tritt tie persönliche Initiative de- Prinzregenten woblkbuend bervor in geschäftlicher wie in repräsentativer Hinsicht. Wie kraslvoll war die Sprache de» LanktagSabschiede», wie herzlich die B. grüßung ve» Kaiser» I Die ullramonlane Partei in Bayer» welche unter Ludwig ll. noch so stolz kaS Haupt erhob, wie klein und niedergeschmettrrt erscheint sie beute! Ta» kommt »aber, weil ein andere» Regiment in Bayern eingczogen ist weil rin Regent an der Spitze steht, welcher sei» eigner Eadinel-secretair ist und der seine Privakiiiteresie» als Rebe», fache betrachtet. Prinz Lnilpold bleibt deshalb ein eitriger Jäger und verstänkiiißvoller Kunstmäcc», aber Allem voran stehen ihm seine Pflichten al» Regent; erst wenn er diese er- süllt ha», geht er seinem Vergnügen nach. * Lkipjig, 4. IS8S. * Zur Frage der Branntweinsteuer schreibt die .Na tionalttberale Eorrespondenz': Die ln jüngster Zeit von officiöser Seite wiederholt und mit «m Nachdruck gemacht« Ankündigung, daß der gegenwärtige ch«tag mit einer werteren Broantweinsteuervorloge nicht besaßt werden solle, stimmt schlecht zu der Haltung, welche der preußische Finauzmmister in der letzten Sitzung der abgelaosenen Session annahm. Am 26. In», sond Herr v Schatz die Frage der Branniwetnfteuerresorm durch dir letzten EommissioiiSverband langen einen tüchtigen Schritt gefördert und sprach ausdrücklich dii Hoffnung an», daß man „in der nächste» Seision" zum Ziele ge longen »rrtz». Nock nicht »rer Wochen späte« dedandelt eine Caere lpondnr», der «an Bezi-dnigen gerade zu Herrn v. Schalz nach, sagt, r« wie er«» lücherltche Znmutdnng an di« Regierung, dem Reichstage in setuer gegenwärtige» Zusammensetzung rwch ein mal eine Braantweinftenrrvorlage zu mache». La« reime zu s-mmen, wer kann. Im Uebrtge« gestehe» wir gern, dotz gor Wancher t« Reich«»- die rosige Stmrmnna de« Herr, Finanz, minister« gleich >«lang« nicht »theikt hat. wir Hatz«, r» an dieser Steg» at» ge,,, »»««rsprachr, xd wirtzerkalen e« tmwer auf« Rene: da« wirksuwste Hindern,ß einer „Sgtedigen Branntwrinsteuerrrsorm ist nicht die grundsätzliche Ovvosition, sondern die Ueberspannung der agrarischen Forderungen. Ohne diese würde im nächsten Winter bei größerer Wiche eine Einigung über eine Borlagc aus dem Bode» de» EventualeiiiwursS der letzien Seision recht wohl möglich sei». Die Regierung würde zwar mit einem erheblich niedrigeren Steuer, iade, al- sic ihn sich gedacht, sürlieb nehmen müssen, aber die Orga. »Nation einer zweckniätzigen Branniweinsteuer wäre geschaffen, und bei wachsendem Bedürimtz würde sich später schon immer eine Mehrheit tndcn, dielen Satz enisprcchend zu erhöhen. Jndctz, die Erfahrungen de» letztenFrübiayrS piche» uns die Besüra lung ein, dotz da» Eiaigung-werk in der nächsten Seision ebenso, wie vor Kurzem, scheitern wüide an den Bestrebungen einer rücksichtslosen agrarilchen Jaleressenpolilik. Schon vor Monaten haben wir eS offen ausgesprochen: will oder kann die Regierung diese Bestrebungen nicht aus ihr berechtigte» Maß zurück- drängen, Io ist alle wciierc Arbeit an den Branntweinsteuerresorm- plänea umsonst. Nun, da wir inzwischen seiten- der Regierung irgend ein kräftiges Wort gegen die agrarischei. Uebertreibungeu nicht vernommen hoben, jo kan» e» un» nur recht sein, wenn tm nächsten Winter die Sisyphusarbeit nicht von Neuem begonnen wird. Unklar ist uns aber, was d e Wähler, aus welche die erwähmen osficiöseii Auslassungen verweise», IN dieser Sache entscheiden sollen. Herr von Scholz hat selbst a», 26. Juni sestgestellt, wie bereit» im gegen- wärtige» Reichstage von einer Mehrheit anerkannt werde, „daß dem Bedürsnitz nach Vermehrung der Einnahmen des Reich» und der Staaten durch eine VrrbrauchSabgabe aus den Branntwein neben der Maischrauinstcuer Abbitte zu ichaffen sei". Sollen nun in den nächsten Wahle» die agrarijche» Jnleressenpolitiker au- der outschlagenden Stellung, welche sie in dieser Mehrheit einnehmen, verdrängt, oder sollen sie zu einer die Mehrheit vollständig beherrschenden Macht ver- tärkt werden? Weder da» Eine, noch LaS Andere ist »u erwarten, vielleicht aber denkt man daran, den Monopolgcdanken In die Wahl- beivegilng zu werfen. Nun, wir sind iveit entfernt, de» Versuch von vornherein tür aussichtslos zu Hallen. Aber von dem etnseittg agrarischen Beigeschmack müßte er zum Mindesten gereinigt werden, wenn er Erfolg haben sollte. Mit oder ohne Neuwahlen wird die öffentliche Meinung ln ihrer großen Mehrheit dahin gehen, die Interessen der Brennerei sollen mit möglichster Sorgsalt geschont, nicht aber soll mittelst der resormirten Branntweinsteuer, d. h. aus Kosten der Steuerzahler, der Spiritusbrennerei ein einseitiger Bor- theil zugewendet werden. * Herr Professor vr. Gustav Schmoller in Berlin hat der „Norddeutschen Allgemeinen Zeituncz" unterm 1. August folgende- Schreiben zugeben lassen: Sie sind in dem Leitartikel Ihrer heutigen Morgenzeitung aus die Bemerkungen zurückgekoinme», welche ich in meinem Jadrbnch ür Gcsetzgebvng ,c. (X. Heft 2, S. 287—88) über die Etnrtchton g de» akademischen Studium» hauptsächlich der Juristen ge macht habe. Da auch Sie davon sprechen, e» handle sich darum, die akade mische Freiheit fremdländischen Mustern zu opfern und die akadr müchc Jugend durch euren vorgezeichneten Lehrplan aut der voi- eeruilas literarum heiau-zureißen, noch mehr aber, weil ich in andere» Zeuungen mancherlei Mißverständnissen begegnete über Da», war ich vorgesckiiagc», so bars ich Sie vielleicht ersuche», den olgenden Zeilen die Publicität Ihres Blattes zu gönnen. Ich habe keinerlei Aeiiderungen in Bezug aus die Freiheit de» Studirenben, sich selbst seinen Lehrplan zu machen, die Vorlesungen zu belegen und zu besuchen, vorgeschlagen. Soweit jetzt eia directer oder iiidircctee BclegungSzwang ixistui, habe ich betont, daß ich eher geneigt wäre, ihn zu ermäßigen oder gar zu beseitigen. WaS ich vorschliig. wäre ausichließlich eine Lvnstalirung, wir diese Freiheit benutzt wird, eine Feststellung, ob und wie oft die bkleate» Vorlesungen auch wirklich besucht worden, eine Miltheilung an E iern und Vormünder am Schluffe jede» Semester- über diesen Besuch. Was ich beseitigt wissen will, ist die amtlich organifirtk Un Wahrheit, die mich jedesmal empört, so ost ich sie vollziehen muß: Dnp ndeii von Siudircnden testirt jeder Proseffor jede- Semester die Annahme und be» Abgang im Borlcsuiig-buch, obwohl er weiß, daß sie nie den BocleiungSsaal beireten haben. Ist t- mir doch wiederholt vorgekominen, daß Sludirende mir harmlos die Eck'lche» Pandekten zur Zeichnung vorlegte» und damit bekannten, da» sie weder mich noch P oseffor Eck kannten. Ich will Niemand zwingen, langweilige Vorlesungen zu h»ren; ich habe selbst manche Vorlesungen geschwänzt und weiß recht wohl, daß der häusliche Fleiß und die Leclüre zuletzt wichtiger oder ebenso wichtig sind als der Vorlesungsbesuch. Aber ich kann mich nicht der thörichten Meinung hingeben, dieser häusliche Fleiß sei bei Denen zu trcsfen, die zwei biS vier Semester so gut wie keine Vorlesung betuche» und von Ansang an daraus rechnen, durö den Einpauker sich auf- Examen vorberciten zu lasten. Tie lohl derartiger Leute ist aber groß: unter den Juristen . cher ein Viertel biS ein Drittel. Und die Frage steht also einfach so: kann nicht die ohne jeden Zwang aulgeübte Consta- tirung LeS CollegienbesucheS, welche allen fleißige» Studenten so wie so gleichgiltig sein wird, den größeren Dheil dieser unteren Schichte unsere« künittgcn Beamtenthums vor jener Berbummelung bewahren, die eintreien muß, wenn Jemand ein bi- drei Jahre seines Leben- saulenzi? Die akademische Freiheit wird dadurch gor nicht berührt: nur wird das Rcchi der Verheimlichung de- Faulenzen« vor Elter», Bormiiiidern und akademischen Behörden beseitigt. Daß die Durchsübrung einer solchen Einrichtung Schwierigkeiten böte, gebe ich zu; ebenso, daß sie nicht etwa da- einzige HilsSmittcl der Bcsiernng wäre. ES will mir nur scheinen, daß sie von den biS j tzk vorgeschiagenen besonnen die am wenigsten weitgehend« wäre Für sie ipricht vielleicht auch der Umst >»b. daß früher an manchen Universiläte» er ganz übl ch war. daß der Dcccnt täglich constaiirte, wer amveieiid iei, um so mit gutem Gewisse» die Fteißzeugnisie an stelle» zu können, an deren Stelle jetzt da- Testat getreten ist. Und wen» man es gar gegen die Würde de- Studenten findet, sich täglich coniroliren zu lasten, so erinnere ich nur an unsere großen mtli tairischen Bildungsanslalten; die O'siciere in der Kriegsakademie und in der Arlillerieichule. die durchschnittlich viel älter, in Amt und Würben, tbeilweise verheiraihet sind, müssen eS sich täglich gefallen lasten, daß corstalirt wird, ob sie ln de» Luisen anwesend sind W,S mir am Herzen liegt, ist die Zukunit unseres Beamten standeS. Alle unsere große» politischen und socialen Fragen fasten sich sür mich in der einen zusammen, ob gegenüber den immer schwierigeren Problemen unsere-complicirtcn freien Bersastung-IebenS. gegenüber unseren socialen und winhichasilichen Kämpfen unser Be- ainienstand, al« die berechtigteste Form der geistigen Aristokratie, als die Elite unserer Gebildeten und Besitzenden die Führung bebält, ob er im Charakter und Bildung, in allgemeinen und ,n lpeciellen Kenntnisten da» Höchste leistet, ob er in seinem Durchschnitt nicht blo» aus der alten Höhe bleibt, sondern voranschrettet. Soll er da«, so bars man nach keiner Seite blo« am Alte» und Hergebrachten sesthalten. Unsere Universitäten gehören gewiß zu unsere» bewährtesten staatlichen Institutionen. Ader wehe, wenn man auch da« Aeußerlichste in ihrer Einrichtung al« eiwa« Unan tastbare» hinstellt. wen» man a cht auch an sie immer wieder mit bem prüsende» Blick herantritt, der späht, ob sie m jeder Beziehung vollendet sind und TaS leisten, war möglich ist. Ganz besondere Beachtung weitester Kreise beanspruchen wohl die Bemerkungen, welche der berühmte Lehrer der Siaalswissrnschaslr» über die Zukunft de« deutschen Beamten stände» in dem Schreiben macht. gerichten und bei dem Landgericht I * Die große Untersuchung, welche mit der Aussehen erregenden Berbastung einer Reih« von Zahlmeistern in allen Theilen Deutschland» und brr Armeelieferanten Wollank und Hagemann begonnen hatte, wird, wie man der .National- zeitong- schreibt, gleichzeitig bei den verschiedenen Militair» zu Berlin geführt. Wie man au» bester Quelle verninimt. sind sämmtliche Zahl, meister wieder entlassen worden; die Untersuchung gegen die- clbcn ist abgeschlossen, doch steht die Aburtheilung noch aus. Nur gegen einen Zahlmeister hat die Verhandlung bereit» vor dem Kriegsgerichte staltgesunden; da« Urlbeil lautete fre>- prechend. lTie beim Berliner Landgericht I gleichzeitig ge- ührte Untersuchung ist so weil gediehen, daß Verdunkelungen nickt mehr zu befürchten sind. Aus Antrag der Verlheidige, Rechtsanwalt I)r. Staub sür Wollank und Rechtsanwalt Theten sür Hagemann ist denn auch die Haftentlassung der beiden Beschuldigten gegen eine Bürgschaft von 20,000 dezw. l2,000 erfolgt. * Wir verzeichnen nachstehend einige Stimmen über die nternationale Lage. Die officiösen „Berliner Poli tischen Nachrichten" bemerken: Die internationale Lage stellt sich dem prüfenden Blick zu in Beginn de» AngustmonatS durchweg al» befriedigend dar. Wenu von all den Besürchlungen, mit denen der politische Pessimismus die Schwelle de- SomnierbalbjahreS überschritt, bis heute auch nicht eine einzige Fleisch und Blut zu gewinnen vermocht bat, so erscheint die Zuversicht vollauf berechtigt, daß ein reeller Grund zu Be- ürchiunge» wohl überhaupt nicht Vorgelegen, de» Schwarzsehern vielmehr ihre ängstliche Phantasie einen Streich gespielt habe» dürste. Was an Problemen von internationaler Tragweite vor- lag, beziehentlich mittlerweile aufgetoucht ist, wirkt nicht so sehr der Richtung von Zerwürfnissen, sondern von gegen, eitiger Annäherung zwischen den einzelnen Staaten. Denn der AaarchiSmu« sorgt in seiner Weise unablässig dafür, daß Regierungen und Völker siel» eingedenk bleibeo, wo der un- versöhnlichste Feind unseres gelammte» Besitzes an materiellen und ideellen Güter» lauert und wer die Rolle de« sich freuenden Dritten bei etwa ausbrechenden kriegerische» Erschütterungen spielen würde. Bon allen Selten wird betont, einmal, daß die Aussichten aus eine Vesterung der Lage de« Weltmärkte- zur Zeit noch wenig rröstlich ind, und zweiten«, daß an der Schwierigkeit de« KampscS um die productive Existenz die internationale Umsturzbewegung den Hebel ihrer gemeingesährlichen Bestrebungen eingesetzt hat. Der jetzt eben begonnene Monat kündigt sich bekanntlich sür Belgien als ein de- ander» inhaltsschwerer an. Die Mastenkundgebung de« IS. August oll, nach dem Plane ihrer geistigen Urheber, eine Art Kriege- erkläruag an die Adresse der Regierungen und aller socialresorma. torischen Ihättgkeit werden. E« herrscht in den tiescren Schichte» der Gesellschaft — und zwar nicht blo« Belgien» — eine unheim- liche dumpfe Gährung, deren Symptome bei einiger Auiinerksamkeit zanz unverkennbar hervortreten und zur Beantwortlinst der Frage »rängen, aus welchem Wege und mit welchen Mitteln sich die Voll- werke staatlicher und geiellschaftttcher Organisation hinreichend ver- stärken lasten, ohne den Bedingungen nationalen wie iuternaiionaleii wirthschastlichen Gedeihen« zu nahe zu treten. Mit den bekannten Redensarten unserer sreistnaltchen BolkSbeglücker ist weniger als nicht« gethan, e- bedarf einer energischen Krastanstrengung des ca», servative» Bewußtsein- aller Orten, um den herrschenden Einflüsse» de« System- der unbedingten Bernetaung auf politischem, religiösem und socialem Gebiet eine unübersteigliche Schranke zu setzen. Der .Magdeburgischen Zeitung" wird au» anscheinend officiöser Quelle au- Berlin geschrieben: Dem vom officiösen Telegraphen im AuSzuge mitgeiheiltea Artikel de« „Katkowschen Blattes", in welchem geradezu der Abschluß eine« russisch - französischen Bündnisse- empfohlen wird, wird, wenn er auch eine gewisse Bcachiung ge- sunden bat, doch keineswegs eine thatlächliche Bedeutung bei- gelegt. Man braucht nur daran zu erinnern, daß weder die sran- zSsilche Republik augenblicklich einen Vertreter in PelerSiurg bat, noch daß der Vertreter de- Zaren zur Zeit in Pari« iveill, ui» die Gewißheit z» erlangen, daß e« sich dabei nur um eine leere Drohung handelt. Wer damit geschreckt werden soll, ist allerdings »icht reckt ersichtlich. Daß der Leiter der deutschen Politik die w.etliche» Verhältnisse sehr kalten Blute- berechnet und sich durch haltlesc Drohungen nicht lnt Bockshorn jagen läßt, dürste doch i» PrlerS- bürg nachgerade ebenso bekannt sein, wie in Moskau. Der Nat- kowsche Artikel erscheint um so mehr al« ein Lujthieb, als hier nach wie vor an der Ueberzeugung sestgehalten wird, daß Rußland vor- läufig nicht daran denkt, sich vom deutsch-österreichischen Bündnisse zu trennen, und daß die Begegnung de« Herrn von Gier- n»l dem Fürste» BiSmarck trotz der wiederholten Verzögerung dennoch im Lause diese- MvnalS ersolgen werde. >» » » * Die vom Choleraschauplatz vorliegenden Meldungen behaupten unenlwegt ihren verbältnißinäßig befriedigenden Gesamnitcharakler. Am nieisten Interesse vürslc» die Mel dungen au» der Triester uuv Fiumaner Gegend i» An spruch nehme». Dort ist seilen« der Behörden ei» umsichtig entworfene- System von Vorbeugung-Maßregel» zur Durch führung gelangt, welche» in örtlicher Begrenzung de- Cholera- gebiele« bereit- AiierkeiinenSwcrlheS geleistet bat und dieGeiund- heitSbcdörden sogar schon befähigt, von der sanitäre» Defensive zur Offensive überzugehen, indem man die Seuche vurch Ent ziehung ihrer natürliche» Dasein».und Enlwickeluiig-dediiigunge» aus den Aussterbeetat setzt. Geeignete Ernährung der arbeitende» Bevölkerung, Ewslibrung einer streu gen gesundbeit-dehörtliche» Aujsicht. die Einstellung aller solcher öffentliche» Baute», die einen Zusammenfluß größerer Arbeitermasien an einzelne» Piinctc» erfordern, Bertbettung von DeSlnfectionSiiiittcln auf alle ansteckungSverdächlige» Gemeinden, scharfe Controllrung de» Lebeii-niittelverkekr- und de« Trinkwaster« bilde» den wesentlichsten Inhalt de» von den österreichischen Gesuntheils- behörde» adoptirten CboleraseldzugSprogramme«. * Die türkische Restierung läßt in ihren mililai- rischen Rüstungen keine Stockungen eintreten. Tic Te- mobilistrung de« Landheere» bezog sich bi» jetzt nur ans die Reserven, während der Stand der NizamS keine Verringerung erfuhr. Daneben werden die Befestigungsarbeiten an den Usern de» Bo-poru- und die maritimen Rüstungen eifrig fortgesetzt. In ersterer Beriebung wird die Anlage von zwei Fort» am Eingänge de» BoSporn« in Aussicht genommen, deren Fundamentirung im offenen Meere niiltelst Caisson- erfolgen soll, während bezüglich der Vermebrung de» Flolte»- materialö Unterhandlungen wegen Ankauf» eine» eiserne» Panzerschiffe« unv eine« schnellsegelnden Kreuzer» in England im Zuge sind. Auch sollen in Deutschland zehn neue Tor pedoboote bestellt werden. Im Arsenal wird rüstig an der Herstellung dreier Torpedoboote »ach dem Modelle de» kürz lich in Deutschland angekaufte» gearbeitet. * Nachdem dir Königin - Regentin von Spanien de» Erlaß, durch welchen die Torte» vertagt werden, unter zeichnet hat. ist am Sonnabend Nachmittag in der Kammer da» da» Parlament schließende Teeret verlesen worden. Die Kammern werben erst im Oktober wieder zusammenkretrn. Der Rücktritt de» Finanzminister» Camacho soll jetzt als sicher zu betrachten sein, wenn letzterer nicht aus höheren Einfluß hin seinen Entschluß, au» dem Eabinet aulzulrcten. rückgängig macht. Dem „Jniparcial" zufolge hält man in Madrider politischen Kreisen eine Krifl» sür bevorstehend V.
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