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Dresdner Journal : 07.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189904078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-07
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 07.04.1899
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18SS M79 Freitag, dm 7. April abends. Amtlicher Teil. vr. Roscher. Edelmann. ris» Nichtamtlicher Teil. Lunst und Wissenschaft. rbrode- 1», r», , Amper- >on 8 pö, Petert- g s 70er >0 Liter. Liter, oleum Topeka- Atchiso, madim.» ic-Lktieii aulÄki. Zrefcntd ,, Late- lle und late Sri« lt Sm) ,d« 88, Westrin Readin, ic-Aktien »taaien- r, Tc«- üNSburg l. Hyp«- eiislhist. l ISS» nach: 2, 2«, r «, « tz: 6, 8, >»«, 4, r, !, 3»», 4, terwitz: >, 3, »», ll, ir.», Seo, 7»», Die Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit „Hallescher Versicherungsverein zu Halle" o. S. ist zum hierländischen Geschäftsbetriebe mit dem Sitze ja Leipzig zugelassen worden. Gemäß 8 6 der Verordnung vom 16. September 1856 wird dies zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 30. März 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. l»o, Sro« », ««>' -Schar- Boden« Da der rumänische Kabinettschef sich aber in jenen Verhandlungen stets als ein loyaler und geradsinniger Politiker zeigte, kann man auch in Ungarn nur den Wunsch hegen, daß die gegen ihn erhobenen thörichten Anklagen keinen ernsteren Einfluß auf die Stellung der rumänischen Regierung üben möchten. Die Erfüllung dieses Wunsche- ist, soweit man die Entwickelung in Bukarest derzeit Überblicken kann, sehr wahrscheinlich. Herr Sturdza hat durch ein starte» parlamentarisches Ver trauensvotum eine Genugthuung für die ihm zuge- fügten Schmähungen erhalten, und die allerdings noch fortdauernden Agitationen feiner Widersacher werden nicht nur von der Kammermehrheit, sondern auch von der Mehrheit der Bevölkerung entschieden verurteilt. Man darf daher hoffen, daß die neueste Gewaltaktion der rumänischen Dreibundgegner ebenso erfolglos bleiben wird wie frühere ähnliche Unternehmungen. Im Übrigen zeigt die jüngste Episode abermals, wie eifrig die Feinde deS Dreibundes in Rumänien — ebenso wie anderwärts — am Werke sind, wenn sich ihnen irgendwelche Gelegenheit zu Jntriguen bietet. Kein ernster Beobachter kann sich darüber täuschen, daß die Verhetzung gegen Ungarn nur den Deckmantel für gewiffe, auf ganz andere Ziele ge richtete Bestrebungen bildet. Die nationale Parole wird gemißbraucht, um die heutige auswärtige Politik Rumäniens wenn möglich unpopulär zu machen DaS Austauchen rumänisch-ungarischer Gegensätze in natio nalen Fragen ist unvermeidlich, solange das ungari sche StaatSweseu nach den feit langem geltenden Grundsätzen geleitet wird, die sich bisher für das Land der StephanSkrone als segensreich erwiesen haben. Die- wußte man in Bukarest, als man die Annäher, ung an den Dreibund vollzog. Man hat dort ein Einzel bedenken unterdrückt, um große dauernde Vorteile zu ernten und die Erfahrung hat die Richtigkeit dieses Vorgehen» dargethan. Jeder rumänische Staats mann der neueren Zeit hat die Schwierigkeiten überwunden, die sich zeitweilig au» der Kollision zwischen der ungarischen Nationalitätenpolitik und den Gefühlen der Rumänen ergaben, und jedem dieser Staatsmänner wurde schließlich vom eigenen Volke Dank dafür gezollt, daß er die Freundschaft mit Oesterreich-Ungarn nicht wegen der gelegentlichen Reibungen mit Ungarn opferte. AnderfeitS weiß man hier die hohe Bedeutung diese- Freundschaftsverhält nisse» zu würdigen, und die leitenden Faktoren Ungarns sind bestrebt, eine störende Rückwirkung jener Reibungen auf die Beziehungen der beiden Mächte thunlichst zu verhüten. Infolge der Bemühungen beider Teile wird hoffentlich auch in der Zukunft eine solche Rückwirkung nicht eintreten. Dann mag den rumänischen Dreibund gegnern ihr gehässiges politisches Spiel gegönnt sein. rn. La« altgememe große Weltbild, va« im ersten TeUe der FLustvichtung vor un« hingestellt wird, da« un« den Mensche, nicht in seiner individuellen Bestimmtheit, son dern in der Einheit seine« Wesen«, al« den vollen, wahrhaften Menschen schildert, der, auf die eigenen Kräfte der Seele und des Leibe« gestellt, den Riesenkampf mit der Welt aufnimmt, diese« allgemeine große Weltbild verflüchtigt sich im zweiten Teile der Dichtung zum Zeit bilde; schon au« diesem Grunde werden zahlreiche Einzel heiten diese« zweiten Teile« nie voll begriffen werden und nie in voller dichterischer Wirkung im Bühnen- gewandr festgehalten werden können. Die gestrige Vorstellung stand, wie bereit« eingang« betont wurde, unter keinem günstigen Zeichen E« machten sich im Verlauft de« Abend« eine ganze Reihe scrnischer Mängel und Fehler der Regieführung geltend, die bei größerer Sorgfalt wohl hätten vermieden werden können. An unserem von der Besprechung de« ersten Teile» der Tragödie her bekannten Urteil über die Leistungen der Künstler haben wir im allgemeinen nicht» zu ändern Hr. Blankenstein brachte auch gestern abend eine durch aus lobenswerte Verkörperung der Faustgestalt heraus, di« an Verinnerlichung und seelischer Vertiefung gegenüber dem ersten Abend gewonnen hatte; da« rhetorische Moment trat gestern erfreulicherweise zurück gegen da« seelische, und e« waren namentlich die Scenen de« letzten Akte«, in denen er Sprache und Spiel zu unmittelbarer Wirkung zu steigern vermochte. Dies« Wirkung wird und muß im zweiten Teile gegenüber dem ersten natürlich immer eine begrenzte bleiben, denn wie hier, allgemein be trachtet, da« Weltbild de« ersten Teile« der Dichtung in die Grenzen de» Zeitbild»« zurückgeführt wird, so ist im besonderen Faust hier nicht mehr die Verkörperung der allgemein menschlichen That, wie er im ersten Teile die Verkörperung de« allgemein menschlichen Stre ben« war, sondern die Verkörperung der individuellen That. Da» Urteil Sreizenach«, da» wir bei d«r Be- Berichte aus den König!. Sammlungen 1898. (Fortsetzung.) Die ansehnlichste Vermehrung, die da« Mineralogisch- Geologische Museum in diesem Jahre durch Ankauf er halten hat, besteht in der von Hr« Sanität»rat vr. Otto Barth in Lindhardt zum Relief verarbeitete» Geo logischen Spezialkarte de« Königreich« Sachsen, die von dem König! Finanzministerium herausgegeben und unter der Leitung d«S Geh Bergrats Prof. vr. H. Credner in Leipzig bearbeitet wurde Das Museum besitzt in dieser Karte in 125 Sektionen im Maßstab« 1:2500V, di« da« ganze Land umfaß», von der Geo logischen Landesuntrrsuchung hervorragend genau bearbeitet worden ist und nun mit größter Sorgfalt zu einem Relief meist im natürlichen Maßstabe der Höhe zur Länge ver arbeitet wurde, ein Werk, wie es von keinem andern größeren Gebiete Deutschland« zur Zeit hergestellt werden könnte Zur Aufnahme derselbe» mußte erst durch Um räumungen Platz geschafft werden, doch können bei dem sich überall im Museum in störendster Weise bemerkbar machenden Mangel an Raum in zwei langen, hierzu eigen« angefertigten Wandschränken in je drei Reihen übereinander leider immer nur 60 Sektionen auf einmal aufgestellt werden; e« soll vierteljährlicher Wechsel der ausgestellten G«biete stattfinden Zur anschauliche» Erläuterung dieser geologisch«,, Karte dienen die in demselben Saale neu nach geologischen Ge bieten aufgestellte» Gestein« Sachs«»«, dir zum T«il au« dem Bestände der früheren petrographischen Sammlung »»«gewählt werdrn konnten, zum Teil durch eine Aus- sammlvng durch den wissenschaftlichen Hilf«arbeiter Privatdozent vr. W Bergt für« erst« ergänzt wurde» Ja Bezug auf die i» den geschichteten Formationen Sachsen« vorkommenden Versteinerungen muß bi« auf weitere« auf di« berreffenden Abteilungen der geologisch- paläontologischen Sammlung verwiest» werden; in dreser, sprcchung d«S ersten Teil» der Tragödie erwähnten, findet seine spezielle Anwendung auf den Faust de« zweiten Teil». Eine ««»gereifte künstlerische Leistung bot wiederum Hr. Wiene al« Mephisto dar; der Kaiser de« Hrn. Franz war zu jugendlich, er ließ Hoheit und Würde vermissen. Hr Wind« spielte den Erzkanzler in der früher gebührend gewürdigten machtgebietenden Weise. Neu besetzt worden war die wenig dankbare Rolle der Helena, die seither in den Händen von Frl Ulrich lag, mit einer Gästin, Frl Schweighofer vom Deutschen Volkstheater in Wien Wir hätten der Künstlerin, die mit ihrem Gastspiele allerdings nicht Engagementsabsichten verfolgen soll, eine wirksamere Rolle zur Bethätigung ihre« anscheinend reichentwickelten HeroinentalentS ge- wünscht Sie war mit Ernst und nicht ohne Eindruck zu gewinnen bemüht, die abstrakte Gestalt der Helena in den noch abstrakteren, schemenhaften Scenen — die symbolische Vermählung der Romantik mit der Antike darstellend —, in die Goethe sie hineinsetzt, zur lebensvollen Bühnen- fiqur zu erheben Ihre Sprache ist von vollem, tönendem Wohllaut, der nur zuweilen, wenigsten« für da« Ohr de« Norddeutschen, durch die seltsame DokrlbeHandlung der (österreichischen) Künstlerin beeinträchtigt wird, ihr Vor trag beseelt und kraftvoll, ihr Spiel vrrn«hm und von großem Stil. Man wünschte nach der loben«wert»n gestrigen Leistung der Dame, daß e« sich bestätige, wa» man vom Hörensagen weiß: daß sie auf unserer Hofbühne noch al« Medea zu gastieren beabsichtige Den Ariel sang Frl SoSna in nicht besonder« guter stimmlicher Di«position, di« Trojanrrin Frl Wuschkr mit schönem Ton und au«druck«vollem Bortrag, den Lyn- ceu« Hr Rübsam qeschmackooll und anz,ehend Die Chöre erfüllten ihr« Pflicht, und da« Orchester stand auf der Höhe seiner Aufgabe W Doengr« Tagesgeschichte. Dresden, 7. April. Se. Majestät der König nahmen heute vormittag die Vorträge der Herren StaatS- minister und HofdepartementS-Chef-, sowie eine An zahl militärischer Meldungen im Residenzschlosse ent gegen. Heute nachmittag H6 Uhr werden Ihre Majestäten der König und die Königin Se. Erlaucht den Grafen Ernst zur Lippe-Biesterfeld, Regenten des Fürstentums Lippe, nebst erlauchten Gemahlin und ältestem Sohne, Grafen Leopold, in Villa Strehlen empfangen. In der Höchsten Begleitung werden sich Hofdame Freiin v. Jssendorff und Kammerherr Graf Rittberg befinden. Dem Empfange schließt sich die Königliche Tafel an, an welcher die Höchsten Herrschaften mit Begleitung teilnehmen werden. — Heute abend 7 Uhr werden Se. Majestät der König!.Schauspielhaus. — Am 6 b MtS.: „Faust". Der Tragödie zweiter Teil, in fünf Akten von Goethe. Nach der Bearbeitung von vr. Wollheim. Für die König!. Sächsisch« Hofbühne eingerichtet von A. Marcks. Musik von H. H. Pierson. (Letzter Abend de» Goethe- Cyklut) Auch der zweite Teil der Faust-Tragövie, der gestern al« letzte Vorstellung im Goethe-Cyklu« scenisch unter einem nicht sehr günstigen Stern zur Aufführung kam, ist an dieser Stelle wiederholt besprochen worden, sodaß wir nicht nötig haben, nochmal« eingehend dnrnui zurück- zukommen. Nur die Ueberzeugung möchten wir nicht ver- dehlen, daß un« die Wollüeimsche Bearbeitung de« zweiten Teile» de« Goetheschen Faust in der Marck«schen Ein richtung für die Bühne ebensowenig lebensfähig, den Inhalt der Dichtung nur einigermaßen erschöpfend und zusammenfassend behandelnd erscheint wie die Devrientsche oder die L'Lrrongesche, die wir in Leipzig und Berlin gesehen haben Man kann sich angesicht« der bi« jetzt vorhandenen Bearbeitungen de« zweiten Teile« der Tragödie, in dem da« allegorische Gewand der Dichtung, die im ersten Teile sich mit einer Welt be- faßte, so enge zusammengezogen worden ist, daß die Figuren nicht hineinpaffen wollen, die Goethe, wie gesagt worden ist, „hineingeheimnist'' bat, der Erkenntni« von der Richtigkeit seiner eigenen, Eckermann gegenüber ge äußerten Bedenken gegen die Bühnenaufführung der Faust-Dichtung nicht verschließen. Goethe sagte bekannt lich zu seinem vertraut.» Gehilfen: ,,E« würde ein sehr große« Theater erfordern, und e» ist fast nicht denkbar. Die Hauptsache ist, daß e« geschrieben steht; mag nun die Welt damit gebaren, so gut sie kann, und e« benutzen, soweit sie e« fähig ist " König den SufführungSabend der Tonkünstlerverein» im Gewrrbehause besuchen. Dresden, 7. April. Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde werden heute den 4. AufführungSabend de» Ton- künstler-Verein» im Saale de» GewerbehauseS be suchen. Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Mathilde besuchte gestern mittag den im Hotel „Europäischer Hof" vom Elisabeth-Verein veranstalteten Wohlthätig- keitSbazar. An der Tafel, die heute nachmittag um 5 Uhr bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg im PalaiS Zinzendorsstraße stattfand, nahm Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August teil. Dresden, 7. April. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg wird heute abend in Begleitung der Hofdame Frl. v. Schönberg und der persönlichen Adjutanten Major v. Mangoldt da- Konzert de» Tonkünstlervereins im Gewerbehause mit Ihrem Besuche auSzeichnen. Deatsches Reich. * Berlin. S«. Majestät der Kaiser hörten gester» vormittag den Vortrag de» StaattsekretärS des Au«wS>- tigen Amts, StaatSminister« v. Bülow und hierauf die Vorträge des Krieg-Minister«, Generalleutnants v. Goßler und de« Chef» de« Militärkabinett«, General« v Hahnke — Kiautschou, der jüngsten deutschen Kolonie, wird von den verschiedensten Seiten rege« Interesse entgegen» gebracht. E» zeigt sich die» besonder« in unzähligen Ge suchen, die zur Erlangung von Auskunft über An» siedelungsverhäUniffe, Fahrgelegenheit rc. an amtliche Stellen gerichtet werden Vielfach sind die angegangene« Behörden nicht in der Lage, au« eigner Wissenschaft die erbetene Auskunft zu erteile«, und müssen darum das Gesuch an di« für die Verwaltung de« Kiautschou-Gebiet- zuständige Behörde, da« Reich«-Marineamt, weitergeben. E« kann daher allen, die Au«kunft über Kiautschou wünschen, nur empfohlen werden, sich mit ihren Gesuchen unmittelbar an da» Reich«-Mari»eamt zu wen de» — Der Bedarf an Beamten und Angestellten der Kaiserl. Behörden ist gedeckt; eine uncnigr.rliche Beför derung von Privatpersonen nach Kiautschou findet nicht statt. — Nach hier eingegangener telegraphischer Nachricht ist die Besetzung von Jtschau in Ruhe erfolgt. Mit de» Gerichtssitzungen zur Bestrafung der Schuldigrn im Fall« Stenz tst begonnen worden Da» deutsche Vor gehen hat bereit« de» Erfolg gehabt, daß durch Befehl d«s Kaiser« vo» China zum Schutze der Missionare und Bergwerk«beamte» nach Jtschanfu Militär gelegt worden ist. (Wiederholt ) — Die diplomatischen Verhandlungen über den Aut- gleich der auf Samoa entstandenen Schwierigkeiten haben, dem Vernehmen nach, zu einem vorläufigen Ab schluß geführt. Die drei Schutzmächte sind auf Grund der Vorschläge der deutschen Regierung dahin überein» gekommen: 1) eine au« drei höheren Beamten — je einen für jede Schutzmacht — bestehende Kommission zur Unter suchung und Regelung der Verhältnisse nach Samoa zu entsende« und 2) für die Entscheidungen dieser Kommission die Einstimmigkeit al« geboten zu erachten Damit ist der Möglichkeit, daß Deutschland in einem für seine Interessen wichtigen Punkte der Samoa-Angelege»heit majorisiert werden könne, erfolgreich vorgebeugt worden, und e« ist von allen drei Schuhmachten die Rückkehr auf den RechtSboden der Samoa-Akte vollzogen, auf welchem die Unterzeichner deS Berliner Vertrages von 1883 sich in voller Parität gegenüberftehen. Das nächste wird sein, die Personen der Kommission zu bestimmen und für ihre Reise nach Samoa Vorkehrungen zu treffen. — Das „Central-NewS-Depeschenbureau" in London meldet, ernste Unruhen seien im Hinterland« von Kamerun auSgebrochen, weil die Deutschen in letzter Zeit sehr rücksichtslos bei Erschließung deS Landes Vor singen Wie die „Post" mitteilt, ist an hiesiger unter richteter Stelle von Unruhen im Kamerungebiete nicht- bekannt; und so liegt die Vermutung nahe, daß e« sich bei dieser Nachricht wieder um leere» Gerede a» der Man konnte eben bezüglich der Mittel nicht wählerisch sein. Die Kanimertagung war eröffnet. Sie durste nicht ohne den üblichen Angriff gegen die auswärtige Politik, nicht ohne die stereotype Klage über dat Schicksal der unter fremdem Joche schmachtenden StammeSgenossen zu Ende gehen. Leider aber hatte sich seit Monaten weder in Ungarn noch im Bereiche der rumänisch-ungarischen Beziehungen irgend ein Vorfall ereignet, der einen genügenden Stoff für solche Redeübungen bot. Die Liebenswürdigkeit eine- durch seine - parlamentarischen Stegreifproduktionen recht gut bekannten ungarischen Abgeordneten half jedoch den Bukarester Dreibundzerstörern aus der Verlegenheit. Der Betreffende hatte in unserem Ab geordnetenhause die Aufmerksamkeit auf ein publizistisches Machwerk gelenkt, da- hier schon vor Wochen er schienen war. Mit gewohntem zarten Takte besprach er diese» Opu», das von einem ungenannten Verfasser in die Welt gesendet wurde, um die Ungarn zu einer dankbaren Auffassung der bisher nicht allgemein ge würdigten Verdienste eines verflossenen Staatsmannes zu bekehren. Gemäß diesem Bestreben, Verborgenes und Angezweifeltes zu enthüllen, trug die Flugschrift im ganzen das Gepräge einer „Enthüllung". Die Geheimnisse der diplomatischen Archive wurden schonungslos ans Licht gezogen, und zahlreiche histo rische Daten mußten jeden gläubigen Leser davon überzeugen, daß der Verfasser zu den „Eingeweihten" gehöre. Allerdings waren die Geheimnisse erfunden und die Daten falsch. DaS ist aber nach der Ansicht heißblütiger Tendenzpolitiker offenbar nur eine Neben sache. Die Schrift erschien dem oben erwähnten magyarischen Volksbeglücker als trefflicher Anlaß zur Vollbringung einer rhetorischen Heldenthat, und so erfuhr denn die Mitwelt, daß Baron Banffy laut den in jener Broschüre enthaltenen „aktenmäßigen Be legen" seiner Zeit in der Nationalitätenfrage einen glorreichen Sieg über Hrn. Sturdza errunaen habe. Die schwere Schlappe, die der rumänische Kabinetts chef erlitten haben soll, existierte wohl lediglich in der Phantasie deS Verfassers der erwähnten Schrift, unser Abgeordneter hatte aber, getreu einer ihm lieb gewordenen Gepflogenheit, wieder einmal seine Be fähigung zur Behandlung heikler internationaler Fragen erwiesen, indem er die haltlosen Behaupt ungen eines Unbekannten zum Gegenstände unver dienter Beachtung machte. Die Bukarester Hehpolitiker bemächtigten sich eifrigst der willkommenen Waffe. Wie bekannt, wurde der Kabinettschef in der Kammer wegen der unwürdigen Rolle interpelliert, die er nach jenen Be hauptungen gespielt hätte. E» wurde ihm gesagt, daß er die heiligsten nationalen Interessen preisgab, indem er sich den Geboten der ungarischen Regierung unter ordnete, daß er keine rumänische sondern eine magyarische Politik führe, und dergleichen mehr. Die temperamentvolle Entrüstung über den nationalen „Verrat" deS Kabinettschefs wurde schließlich in einer ObstruktionSdrohung zu weiterer Geltung gebracht, und außerdem empfingen gewisse Pöbelkreise ebenso wie einzelne Studentenverbindungen die Losung zur Ver anstaltung von Straßenkundgebungen. Hr. Sturdza hat den Angriff zunächst in einer für alle Unbefangenen überzeugenden Form dadurch abgewehrt, daß er die grellen Unrichtigkeiten in der Buda-Pester Schrift sachgemäß nachwies. Er konnte dies unschwer thun, da er über ein thatsächlich geschichtliche- Material verfügt, au- dem unzweifelhaft hervorgeht, daß er den rumänischen Standpunkt in allen Verhandlungen über nationale Streitfragen gegenüber unserer Regierung stet- mit Nachdruck vertrat. Man hat dar hier oft genug erfahren, und die Anschuldigungen, denen Hr. Sturdza nun wieder einmal wegen seiner Konni venz gegen Ungarn ausgesetzt ist, müssen daher gerade in Buda-Pest einen ganz eiqenartigen Effekt bewirken. Dik Rumäsen-„Frage" als Berhetzuagsmittel. Au» Buda-Pest wird un- geschrieben: Seit den ersten Anfängen der freundschaftlichen Verständigung zwischen Rumänien und den beiden verbündeten Kaisermächten sind von einer Clique in Bukarest immer wieder Vorstöße gegen die auswärtige Politik deS Königreiches unternommen worden. Den AutgangSpunkt bildete stets die sogenannte Rumänen frage in Ungarn. Irgend ein Vorgang, der sich in Ungarn abgespielt hatte, wurde als Beleg für da- gehässige und brutale Auftreten der ungarischen Re gierung gegenüber den ungarländischen Rumänen ver wettet, und damit war ein neuer „Beweis" für die Behauptung erbracht, daß mau in Bukarest durch die Pflege herzlicher Beziehungen zu dem Nachbarreiche die gebotene Rücksicht für die in Ungarn lebenden StammeSgenossen verletze. War aber die Freund schaft mit Oesterreich-Ungarn die Quelle einer unstatt- hasicn Demütigung de- rumänischen Nationalgefühles, so mußte sich Rumänien nach der Auffassung der fraglichen Clique schleunigst von der drückenden Fessel befreien und neue politische Pfade einschlagen, die weit hinwegführen von der verhängnisvollen Entente mit dem Zweikaiserbunde und dem Dreibunde. Diese Lhne Beweisführung wurde in Bukarest sowohl in der Kammer wie in der Presse und auf der Straße mit unermüdlicher Beredsamkeit zum Besten gegeben, so ost man in einem übrigen» nur sehr beschränkten Kreise das Bedürfnis empfand, der jeweiligen Re gierung einen unangenehmen Augenblick zu bereiten. Seltsamerweise wurde aber gerade das Schlußwort der logischen Folgerung fast niemals ausgesprochen. Die Frage, wohin die neuen Bahnen einer wahr haft segensreichen und nationalen Politik Rumänien» sichren sollten, blieb zunächst unberührt, und nur einzelne naive Leute haben in ihrem Uebereifer dieses sonst sorgsam gehütete Geheimnis verkündet, womit sie bei allen einsichtigen Hörern einen starken Heiter- keitterfolg errangen. Die oppositionelle Gruppe, die in Bukarest die Lossagung vom Dreibunde feit Jahren „fördert", ließ sich aber weder durch große noch durch Neine Enttäuschungen einschüchtern. Sie beharrt bei ihrer etwas armseligen Kampfmethode, und sie findet «r nicht unter ihrer Würde, jeden noch so gering fügigen Zwischenfall zu abermaliger öffentlicher Be- thätigung ihrer Einseitigkeit und Engherzigkeit zu be nutzen. Die jüngste Leistung der sonderbaren Bukarester Spezialpatrioten wurde getreu nach dem bekannten Schema in Scene gesetzt. Neu war dabei nur die Einzelheit, daß man eine förmliche politische Aus grabung veranstalten mußte, um Behelfe für einen Angriff gegen die eigene Regierung zu gewinnen. Dresdner v«i»»«pret»: Mr Dresden vierteljährlich: 2 Mark L0 Pf., bei deu K asser- lich dkunLen Pvstaiislullen Vilich «Mark; außer halb de« Deutschen Reiche« Post- und Etrmpelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Femspr.-Anschluß-Rrir»»- Journal. «ukünbiguui-grbühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile do Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal« Dresden, Zwrngerstr. 20. Fernspr..«nschluß:Nr.12S5.
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