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1882. Schandau, Sonnabend, den 23. Juli dc's Vaters oder Vormundes über die Bereitwilligkeit, de» Frei- ! ährend einer einjährigen activcn Dienstzeit zn bekleiden, Hübler. Der Koloß auf thönernen Füßen. Abgesehen von den trostlosen Zeilen des KrimkricgeS, welcher die traurige Ohnmacht des russischen Weltreiche« zeigte nnd den damaligen, einst so selbstbewußten Selbst herrscher Rußlands, den Kaiser Nikolaus, eines plötzlichen Todes, man sagt an Herzschlag, sterben ließ, hat es in der uencren russischen Geschichte wohl keinen Zeitabschnitt gegeben, welcher so sehr wie die letzten zehn Jahre bewiesen, daß das russische Nicsenrcich thatsüchlich einem Kolosse ans Ihöncrnen Füßen gleicht, der sich nicht vorwärts bewegen kann. Die furchtbarste» Nolhstäudc, welche, abgesehen vom Kriege, ein Land betreffen können, haben Rußland in den letzte» zehn Jahren mehr als einmal heimgesncht. Einmal ist die Pest in Siidrußland ausgcbrochcn und hat ungezählte Opfer ge fordert, im vorigen Jahre tauchte daun die Himgersuoth als Peinigerin in mehreren russischen Provinzen ans und in diesem Jahre hat sich zu der voihandcncn Landplage auch noch die Cholera als Würgengel gesellt. Wohl sind andere Länder auch nicht mibedittgt gegen derartige Heimsuchungen gefeit, aber daß die in Rußland anftretciiden Landplagen mit den geringen Fortschriten der russischen Cnltur imd der Acamlcudespolie zusammenhänge», nulerlicgl nicht dem gc- ringstcn Zweifel. Hal doch der Ausbruch der Cholera und die gegen dieselbe zu treffende» Maßregel» bewiese», daß sich die sanitären Verhältnisse in Rußland in einem kläg lichen Zustande befinden. Ans ungefähr himdcrttanscnd Men schen kommt in Rußland ein einziger wissenschaftlich gebildeter Arzt!! Das heißt doch so viel, als daß cS in Rußland überhaupt au regelrechter ärztlicher Hilfe fehlt, und daß daö ungebildete und abergläubische Bolk in der uusiumgsteu Kur pfuscherei iu Krankheitsfällen sein Heil sucht. Deshalb geht auch bei den unteren russischen Volksklasse» der Aberglaube, die Unwissenheit und der Fanatismus so weit, daß sic, wie die schrecklichen Aufstände iu Astrachan nnd Saratow bc. weisen, die Acrzte steinigen und die Krankenhäuser und die Apotheken zerstören. Solchen Zuständen gegenüber sollten die russischen Geistlichen doch Anfklärimg unter daö Bolk bringen, aber leider sind die meisten Popen der in Rußland herrschenden griechisch-katholischen Kirche fast ebenso miwissend wie das Volk selbst und besitzen keine allgemein.wisseiischafl- liche Bildung wie die Geistlichkeit der reformirlcn und ka tholischen Kirche in Deutschland, Oesterreich und anderen europäischen Ländern. Die Unwissenheit und Mißverwaltung ist aber in Rußland des Ferneren auch die Ursache für die schlechten finanziellen und wirlhschaftlichen Berhällnisse dieses Landes, denn wie soll unter solchen Umständen der russische Bauer, Handwerker imd Klcinkanfman» zn einem wirth- schaftlicheu Fortschritte kommen können, cs fehlt ihm ja jede Vorbedingung dazu. Angesichts dieser Znsläiidc, welche sich auch noch in einem jährlich wachsenden Geldmangel Ruß lands bemerklich mache», muß cö auch als wahrhaft vcr- häugnißvoll erscheine», daß Rußland daö größte stehende Heer von allen Großmächten unterhält imd seine Cultur im Orient ausbreitcn will, während doch die russische Negierung die größten Eroberungen im Innern des russischen Reiches ans dem Gebiete der gerechten, selbstlosen Verwaltung, der Volks bildung nnd der wirlhschaftlichen Fortschritte machen könnte! Ruhland hält sich allerdings durch sei« Schwergewicht und durch daö strenge Czarcnregiment; die Erscheinungen von fortwährender Noth imd Elend, welche man immer von Neuem wieder im russischen Reiche auftauchcn sieht, zeigen aber, daß der russische Staat krank ist. wies die Versammlung diese Schenkungen nicht schnöde von sich, sondern nahm dieselben für die Tnrngcmeinde und be ziehentlich Tnrncrfcnerwehr hocherfreut an, den edlen Geber» in einem dreimaligen „Gut Heil" und Erheben von den Plätzen den herzlichsten Dank darbringend. Dieser Dank sei hier noch ganz besonders zum Ausdruck gebracht. Die Turner wie die Feuerwehr-Kameraden werden diesen Dank weiter znm Anödruck bringen durch eine unermüdliche frisch- fromm fröhlich-freie Thtttiglcit im Interesse der von ihnen vertretenen Sache und werden cö als ihre größte Aufgabe anseheu, durch gctreulichc Pflichterfüllung sich die Achtung aller derer zn bewahren, die in so hochherziger Weise ihre Bestrebungen unterstützen. Nach Besprechung noch maiinig- facher BcreiuSa»gclegciiheitcn, wobei namentlich ein kräf tigerer Besuch der „Müimcr-Riege" dringend angerathcn wurde, erfolgte Schluß der Sitzung. — Im hiesigen Sommerthcater findet heute, Freitag, eine nochmalige Wiederholung der melodiösen Millöcker'schcn Operette: „Der arme Jonathan" statt. Der außerordent- lichc Erfolg, den dieselbe bei ihrer ersten Aufführung hier erzielte, läßt erwarten, daß auch heute der Besuch ein reger und recht zahlreicher werde» wird. Heute Sonnabend, den 23. d. geht alsdann der köstliche Kneisel'schc Preis-Schwank: „Sic weiß etwas" in Scene. Sonntag fallen die Theater- vorstcllnugen auö. — Dem rührigen Wirth des Kurhauses, Herrn Canz ler, ist es gelungen, den noch voin vorigen Jahre her iu gutem Audcnkm stehenden Opernchor des Hamburger Stadl- Iheatcrö, bestehend ans vicrundzwanzig Damen nnd Herren, für ein Conccrt zu gewinnen. Dasselbe wird morgen Sonn tag Abend 7 Uhr im Kursaale statlfindeu. Es steht sicher ein guter Besuch zn erwarten, da die Leistungen deö Chores vorzügliche sind. — Unter den ersten Prcisgewinnern beim vierten öster reichischen Bundcöschießcn in Brünn findeii wir iu der „Oester reich. Schützenzestung" vom 8. Juli iu dem Bcrzeichiiiß der Schützen aus Deutschland auch den als guten Schützen be kannten hiesigen Mitbürger Herrn Friedr. Herbst, welcher auf der Standfcstschcibe „Oesterreich", 175 Meter Entfern ung, freihändig, de» zweitbesten Schuß erzielte. Herr Herbst erhielt als zweite» Preis eine von Ihrer Durchlaucht der Fürstin Lobkowitz gestiftete Alt-Berliner Prnnk-Basc mit einer Beigabe von 1000 Gold-Francs. Erwähnte Vase ist nicht nur ein prachtvolles, hohen Werth besitzendes Stück der Berliner Porzcliaumaimfactnr, sondern ist auch historisch merkwürdig, indem dieselbe dem Vater Ihrer Durchlaucht der Fürstin, dem k. k. General Prinz Carl Liechtenstein, beim Einzug der Truppen in Berlin im Jahre 1815 als Ehren- geschenk verehrt wurde. — Mit heute Somiabciid, den 23. Juli nehmen auch die hiesigen Schulferien ihren Anfang. — Nächsten Mittwoch findet wieder eine Hcrrcuparlhie statt und zwar vom Bahnhof Schandau früh ^8 Uhr per Bah» »ach Königstein—Schweizcrmühlc—Dürre Biela— Waidhaus-Dorf Schneeberg—Hoher Schneeberg—Tscheche —Bodenbach, zurück per Bahn. Ungefähr 6 bis 7 Stun den. Führer: Herr Mohrich. — Wer gut laufen kann, vcr- säume diese Tour nicht, sic ist sehr lohnend. — Das König!. Ministerium deö Cultuö und öffcut- lichcn Unterrichts läßt zur Herbeiführung größerer Ueber- cinstimmnng der Schulbücher in den einfachen Volksschulen des Laiideo eine Zusammenstellung derjenigen Schulbücher veröffentlichen, welche in den gedachten Schulen zur Zeit am meisten verbreitet sind. - -7 Die sächsischen Turner unternahmen am 19. d. M. DampferattSflüge nach Miramar, Pirano und Pernggia. Schloß Miramar befindet sich bekanntlich 8 1cm von Triest, ehematö im Besitz des Erzherzogs Maximilian, der dort am 12. April 1804 die Krone von Mexico aimahm. Pirano Nichtamtlicher Theil. nnd Prinz Albert mit hohem Gefolge unternahmen am Mittwoch einen Ausflug nach der sächs. Schweiz. Die hohe» Herrschaften kamen '/,4 Uhr mit dem Zngc in Königstein an, begaben sich von dort mit bercitslehendcn Reitpferden nach dem Papststci» nnd daun durch den Nietzschgrund nach Schandau, woselbst in Scndig'S Königs-Villa daö Diner eingenommen wurde. Die Rückkehr noch Hosterwitz erfolgte mit dem Zuge "/t8 Uhr ab Bahuhof Schandau. — Am 20. dieses Mouatö vereinigte eine außerordent liche Gcncralvcrsammlimg hiesiger Tnrngemcinde deren Mit glieder im Restaurant „Elysium" und zwar machte sich,die Einberufung einer solchen Versammlung durch Ereignisse nöthig, die für unsere Tnrngemcinde von außerordentlicher Wichtigkeit sind. Nach Begrüßung der erschienenen 45 VcrcinSmitglicder durch dcu Herr» Vorsitzenden nahm die Versammlung zunächst einen Bericht des stellvertretenden Vorsitzenden über die geschäftliche» Angelegenheiten der Turu- gemciiide im ersten Halbjahr 1892, über die Ergebnisse der Vercinölhätigkcit i» dieser Zeit und die wesentlichsten, die Tnrngemcinde berührenden Vorkommnisse entgegen. Daß unsere Tnrngemcinde mit größter Befriedigung auf eine er sprießliche Entwickelung im letzten halben Jahre zurückblickcn kann, ist zimächst daraus zu entnehmen, daß sich die Zahl der Vereinömitglieder seit Endcl891 ganz außergewöhnlich ver größert nnd die Tnrngemcinde zur Zeit einen Mitglieder bestand von 232 aufzuwciscn Hal. Seit 1. Januar d. Jö. sind 84 neue Vereinömitglieder anfjunehmen gewesen. Ein besonders reges Leben hat sich aber auch auf dem Turn plätze entwickelt, denn an den Turnstunden haben sich in letzter Zeit durchschnittlich 50—60 Mitglieder und Turn- schülcr bcthciligt. Daß die Arbeit auf dem Turnplätze ihre Früchte getragen, hat uns daö gelegentlich der Ganlnrnfahrl »ach Hohnstcin-Polcnzthal am 3. d. statlgcfnndene Welt. tnr»eii bewiese», a» dem sich mehrere miserer junge» Tnr. »er bcthciligtc». Vo» letzteren ist einer, Max Thomas, bei dem Wettkampf im Meißner Hochlandsgau als Sieger mit hervorgcgaugen. Demselben ist nachträglich vom Gauturu- rath noch der 6. Preis zncrkannt worden. Der Herr Vor sitzende O. Richter war vom Gantnrnrath mit Ucberreichnng der Auszeichnung, bestehend in einem Eichenlaubkranz mit Schleife, beauftragt und entledigte sich dieses Auftrages vor den versammelten Vcrcinögenosscn mit herzlichen Worten der Beglückwünschung, welchen sich die Bcrsammlnng begei stert anschloß. Bcrührlcii schon die vorerwähnten Lhat- fachen die Versammlnng höchst angenehm, so wurde dieses Wohlbehagen noch gewaltig gesteigert durch die folgenden zum Vortrag gelangende» Mitlheiluugcu, nach welchen der Turngemcinde beziehentl. der in derselben bestehenden frei willigen Feuerwehr nicht weniger als drei Schenkungen zn- gedacht rcsp. bereits zngewandt worden sind. Es ist näm- sich erstens der Tnrugcmcinde für die frciw. Turnerfcncr- wehr von Seiten einer sehr geachteten und durch ihre» Wohllhätigkcitösiun rühmlichst bekannte» Familie i» imserer Stadt die Beschaffung einer Schiebclciter — eines Anö- rüstilngögegenstandcs, dessen Anschaffung gelegentlich der letzten Inspektion unserer Turncrfcucrwchr Herr Kreiövcr- tretcr Simon-Mcißcn anempfahl — im Werth von 550 Mk. als Schenkung angcboten worden, zweitens hat Herr Rudolf Seudig, wie schon oft bei anderer Gelegenheit, bekundet, daß er für wohllhätigc Einrichtungen nnd Zwecke stets ein wohl- thätigcS Herz im Busen und eine gefüllte Börse etwas weiter unten trägt, insofern er der Tnrncrfcnerwehr die Summe von 150 Mark zur Anschaffung von AuörüstungS- gegenständen beziehentlich zur Veranstaltung eines Vergnügens überwiesen hat, endlich sind von einem ehremverthcn Schau- daucr Bürger, der seit dem Bestehen unserer Turngemcinde deren Bestrebungen in Wort und That stets kräftig unter stützt hat, der Tnruerfcuerwehr 100 Mark zur Beschaffung von Gummischlänchen gestiftet worden. Selbstverständlich Locales und Sächsisches. Schauda u. Die am 21. Juli erschienene 11. Nummer der Kurliste weist 614 Parteien mit 1449 Personen und 9743 Passanten nach. — Sc. Königl. Hoheit Prinz Georg, Prinzeß Mathilde Die „Sächs. «lbzeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch die Expedition dieses Blattes oderÄmi Ramu w P^Jns-r^ unter fünf Zeilen werden bis Dienstag früh V Uhr, fiir daö Äonnabcndeblall spätestens bis Freitag frnh » Uhr erbeten. - Preis bie ge P^ Pi ^sc,. j„ Dresden und Leipzig die Annoncen- werden mit 60 Pf. berechnet, stab-llarisch- oder complicirte nach Uebereinkunft.) - Inserate für die Etbzeitung nehmen an in Hohnstein H r Bürgermstr. H-ss-, i» »"Sven pz g Pi " «UreauS von Haasenstein L Vogler, Invalidendank und Rud. Mosse. .. die Anmeldung znm einjährig-freiwilligen Militärdienste betreffend. Bei der unterzeichneten Königlichen PrüfungScommission werden in Gemäßheit der Bestimmung in 8 91 der Wehr-Ordnung vom 28. November 1888 im Laufe des Monats September dieses Jahre« die diesjährigen Herbstprüfungcn über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig - freiwilligen Militär dienst abgchalten werden. . . . , .. , Junge Leute, welche das 17. Lebensjahr vollendet haben und im Bezirke der untencuhncteu Königlichen PrüfungScommission nach 88 25 und 26 der Wchrordnung gestellungspflichtig sind, haben ihr Gesuch um Zulassung zu der bevorstehenden Prüfung an die unterzeichnete Stelle spätestens bis z«m 1. August dieses Jahres schriftlich gelangen zu lassen. . , , . Nach diesem Termine eingehende ZulassungSgcsuche können nach 8 9l der Wchrordnung Berück sichtigung nicht mehr finden. Dem mit genauer WohnungSangabe zu versehenden Gesuche um Zulassung zur Prüfling sind bcizusügcn: al ein Gcburlszeuguisi, b) eine Erklärung de, . Willigen während einer einjährigen activcn Dienstzeit zu Sächsische Cläseilung AmtMM für das MiMe Amtsgericht md den Stndtrnth in Zchnndnm sowie siir den MtWeiildcroth zu Hohnstein. SechSunddreißigster Jahrgang. -------- . — anSzurnsten, sowie die Kosten fnr Wohnung und Unterhalt zn über« Die Täbia'kci't hü'rm ist -!» »»d c/eiu^ welches siir Zöglinge von höheren Schulen MumMn, Realgymnasien, Obcrrcalschulen, Progymnasieu, Realschulen, NealprogYnnmM Bürgerschulen und den übrigen mililärberechtigten Lehranstalten) durchs der Lehranstalt, für alle übrigen jungen Leute durch die Polizeiobrigkeit oder ihre vorgesetzte Dienstbehörde auszustelleu ist. Ju'dcm'^ula^ anzugebcn, in welchen zwei von den fremden Spra ¬ chen ldcr lateinischen, griechischen, französischen und englischen) der sich Meldende geprüft zu werden wünscht. Auch hat derselbe einen selbstgeschriebenen Lebenslauf beizusügem An die zur Prüfung zmulassendcn Bewerber wird rechtzeitig schriftliche Vorladung cigehui. Im klebrigen wird bezüglich deö Umfanges der Prüfung und vcr au die Prüflinge zu stellen den Ansprüche auf den Inhalt der der Wehrordnung alS Anlage 2 zu 8 61 beigcfügtcn Prnfnngö- ordnung zum einjährig-freiwilligen Dienste hingcwicscn. Dresden, den 1. Juli 1892. . Königliche Prüfnngöcomnttsslon fnr Einjahrig-Freiwillige. Dr. Gcnthc, Ncgicrungsrath. von Stieglitz, Obcrstlieutenant.