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Freitag. ^e «0. 7. 1863. P--is pro Quartal 10 Ngr. Inserat« di« bpaltm-Zeile 8 Pfg. räthe zu Dippol-isPal-t. Frautustkill und Illeaberg. Verantwortlicher Redactcur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Erscheint WWeißerttz-Zeitrmg anstalten. s Amts- «ud Anzeige- Matt der Königlichen Gerichts-Jemter und Stadt Dippoldiswalde. Am Dienstag Morgen, 4. Aug., ist durch böswillige Brandstiftung in Obercunners dorf ein Feuer ausgebrochen, wodurch 3 Gutsbesitzer (die Herren Aug. Will). Uhlemann, C. G. Batzig und C. Gottlob Uhlemann) und 2 Häusler (Glöckner und Gube) ihr Besitzthum verloren haben. In dem Gute des erstgenannten Besitzers, in dem das Feuer entstanden, sind leider auch 17 Kühe und Kalben, 1 Pferd, 2 Zug ochsen, Schweine, Ziegen rc., im Ganzen incl. des ebenfalls verbrannten Federviehes 74 Stück, mit ver brannt. Auch ist die schöne, eben eingebrachte Heuernte in Flammen aufgegangen, und leider haben nur zwei der Bettoffenen ihr Mobiliar versichert. — Mittwoch Abend, 5. August, zogen schwere Gewitter über unsere Stadt, die den Fluren den so lange ersehnten tüchtigen Regen brachten. In der Mitternachtsstunde aber erschreckte ein überaus heftiger Blitz mit sofort folgenden) Donner die Bewohner der ganzen Stadt, und man fürchtete wohl, alsbald die Feuerglocke ertönen zu hören. Der Himmel hat es aber gnädig gefügt: wie sich bald herausstellte, war der Blitz in den Ableiter des Kirchthurms gefahren, hatte beim Erreichen des Fußbodens die unten befind liche hölzerne Umhüllung nur ganz wenig beschädigt und war hinüber gesprungen nach dem, das königl. Schloß umgebenden Eisengitter, an dessen steinernem Fundamente nur eine Ecke weggesprungen war. Von hier aus muß der Blitz in die Erde gedrungen sein. Leipzig. (Deutsches Turnfest.) Als Nach trag zu der in vor. Nr. d. Bl. gegebenen Schilderung des ersten Festtages bemerken wir zuerst, daß am Sonn tag Vormittag im Schützenhause sich die Abgeordneten der deutschen Turnvereine zu Abhaltung eines Turn tages versammelten, an dem auch Vertreter auslän discher Vereine, au- Amsterdam, Haag, Rotterdam, der Schweiz, London, Riga, Siebenbürgen rc. theil- nahmen. Nach den u. a. gegebenen statistischen Neber- sichten hatten die Turnvereine, jetzt 1701 an dtp Zahl, in runder Summe 170,000 Mitglieder. — Waren nun schon am ersten Festtage außer den Turnern eine seltene Anzahl fremder Besucher in Leipzig anwesend, so war dies in großartigster Weise am Tage de- Festzuge-, am Montage, der Fall. Die Vielen Eztrazüge, wie die gewöhnlichen Züge waren förmlich überladen. Gegen 11 Uhr Vormittag- begann tu Leipzig ein wahrhaft imposante-Festlrben. Es ist eine schwierige Aufgabe, den Lesern einen Begriff, wenn auch nur einen an nähernden, von dem Eindruck zu geben, den der Fest zug machte; die Kräfte eines Berichterstatter» reichen dazu nicht au», — haben doch selbst Leipziger uud Dre-dner Blätter unterlassen, die über Alle« reich ge schmückte Stabt zu beschreiben. So wenig man einen Gesammtüberblick über den 1'/, Stunde langen Fest zug gewinnen konnte, so wenig ist es möglich, durch Worte dies Schauspiel vor da« Auge zu führen. In Reihen von 6 und 8 Mann bewegten sich durchschnitt lich 200 Mann i» der Minute an dem Zuschauer vorüber; der Zug ging punkt 12 Uhr ab und kam punkt 3 Ubr auf dem Fsstplatze au; er war im Gan zen über 20,000 Mann stark. Der Schmuck beS Zuges war äußerst reich: etwa 500 Fahnen, dann mehrere hundert Namenschilder, Birken-, Eichen- und Tannenbäumchen rc. wogten und schwankten im Zuge mit daher, der so reiche Musikbegleitung hatte. Aus allen, allen Fenstern wurden die Turner durch Tücherwehen, durch Blumen und Sträuße erfreut und zu fortwährendem „Gut Heil!" „Hurrah!" „Hoch!" begeistert. Brust und Hüte wurden mit den Trophäen geschmückt; Viele trugen mächtige Aräuze um den Hals; ja selbst an der Spitze der Fahnen wurden die selben geschickt anfgefangen und im Triumph weiter getragen. Aber auch die landsmannschaftlichen Ver schiedenheiten der Tracht und Haltung, die verschieden artige Aussprache der freudig begeisterten Stimmung in Wort und Gesicht, hier festes Einherschreiren, dort jubelndes Tanzen und Springen, hier unbändige» Jauchzen, dort melodisches Hoch, dazwischen die kleinen Ttandartenträger, die Mufikbanden, großen und kleinen Trommler- und Bläsercorp«, einige zwanzig an der Zahl, endlich die Beflissenheit des Publikums, die von unablässigem Hochrufen angestrengten Kehlen der Dahinziehenden mit Bier und Wei» zu erfrischen, hier da- einladende Glas zum Mittrunk barreichend, dort volle Flaschen auf den Weg gebend, da die mächtigen Trinkhörner mit stärkendem Naß füllend, — in der Thal, die Wenigsten, welche den Zug zu schauen ge kommen waren, werden die Länge der verflossenen Zeit gemerkt haben. Den Anfang de» Zug»» «achte ein berittenes Trompeterchor, da» übriM» nicht zum „Platzmachen" diente; die» brforgte in rücksicht-vollerer und durch Entgegenkommen unterstützter Weife die „Festpolizei" (Leipziger Turnerfeuerwehr) persönlich. Dann folgten die Festau-schüffr und die anßerdeutschen Gäste (au» Holland, der Schweiz, England, Amerika, Italiens' An der Spitz« der Deutschen zog der „Nor den" (Hanseaten, Mecklenburger, SchleSwig-Holsteiner mit ihrer befiorten Fabne), dann die Bayern, die wenig zahlreichen Rheinländer, weiter her imposante Zug der Oesterreicher, Thüringer, eine gewaltige Schaar, die stärkste nächst den Sachsen und Märkern,