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Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanirnstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. Ries«, Montag, 8. August 1892, Abends 45 Jahr- Die Columbusfeier. Italien, Spanien und Amerika feiern in diesem Jahre durch zum Theil großartige festliche Veranstaltungen die vor vierhundert Jahren erfolgte Entdeckung Amerikas durch den Genueser Crrstoph Columbus. Tie Gefühle, mit denen die Feier begangen wird, werden in Spanien und in Genua getheilte sein. In letzter Zeit hat sich ein Concurrenz - Geburtsort in der Nähe Genuas gemeldet, dessen Ansprüche durch archivalische Beweise au» Spanien wirksam unterstützt werden. Indessen hat die Degenstadt Genua 400 Jahre hindurch als die Vaterstadt Columbus' gegolten und sie läßt sich setzt ihr traditionelles Recht nicht nehmen; sie feiert ihren großen Sohu, König Humbert kommt zu dem Feste und die meisten Seestaaten »rschein««»*' »a««: Montag. Mittwoch, Freitag und Sonn abend Abends. Bez»,-Preis: ÜLicrleljalnliw I Ml. 25 Ps. Für die Nummer des Ausgabetages bis Borin. 9 Uhr ohne Geivühr. Anzeigenpreis -t gcspalt. Corpuszeile »der Raum 10 Ps. Bermuthung wird auf den Umstand zurückzuführen sein, daß I russischen Truppen im Pamirgebiet (Mittelasien) seien jeden« außer der für Spandau in Auftrag gegebenen Lieferung I falls übertrieben, weil ein solches Vorgehen regierungsseitig von 80 Millionen Patronen noch eine Nachbestellung von I nicht angeordnet sei. Salisbury entgegnete, England könne etwa 26 Millionen stattgefundcn hat. I Rußlands Vorrücken nicht mit Stillschweigen ausehen; der Wie in einer gegen die ,.Freis. Ztg." gerichteten Er- I Bericht der indischeu Regierung sei durchaus bestimmt. klärung Professor Haeckel in Jena mittheilt, wurde die I Auf der „grünen Insel Erin" (Irland) wird nach wie Nachricht von dem Hoch, das Fürst Bismarck in Kissingen I vor den Wahlen dem nationalen Sport der Prügeleien ge- auf den Großherzog von Sachsen-Weimar au«- I huldigt. In Dublin, wo bereits am Mittwoch ernstliche brachte, dem Großherzoge durch den Draht übermittelt. Als I Zusammenstöße zwischen den Parnelliten und Antiparnelliten Erwiderung sandte der Großherzog ein Telegramm nach l stattgefunden hatten, erneuerten sich die Unruhen am Donners- Kissingen, in welchem er seine Freude über die gute Er- I tag. Als die Polizei einschreiten wollte, fielen beide Parteien innerung ausspricht, die Fürst Bismarck ihm bewahrt ; er l über die Polizisten her. Schließlich mußte das Militär ein entspreche derselben mit der besonderen und tiefen Dankbar- ! greifen. Auf beiden Seiten gab es eine Anzahl Verwundeter, keit, welche ihm von Seiten des Vaterlandes gebühre. Den l Einige dreißig Personen wurden verhaftet. Wortlaut dieses privaten Telegramme« glaubt Professor I Italien. In Italien hat sich ein Komitee aus Anlaß . s der am 22. April 1893 stattfindenden silbernen Hochzeit des entsenden Geschwader oder einzelne Schiffe zu dieser Feier, i Haeckel nicht mittheilen zu düsen. .... , , , . Ju Spanien haben die Festlichkeiten auch schon be- I Zu dem Verhalten der Eisenbahndirection in Mägde- I Königs Humbert und der Königin Margherita gebildet. In gönnen und zwar zum Gedächtniß an die erste Ausfahrt des I bürg gelegentlich der Durchreise de« Fürsten Bismarck durch I einem Aufruf an sämmtliche italienische Städte werden diese Columbus am 3. August 1492. Die Idee, daß die Erde I Halle bemerken die „Hamb. Nachr.": „Auch von anderen I aufgefordert, sich an einer nationalen Sammlung zu be- einc Kugelgestalt habe und daß man sie mithin umfahren I Stationen der berührten Strecke kommen eigenthümliche ! theiligen, sei es durch Geld, sei es durch die Uebersendung könne, hatte damals besonders in gelehrten Kreisen bereits I Meldungen über falsche Gerüchte betreffs der Durchreise I von Werken der Kunst, des Ackerbaues oder der Industrie, feste Wurzeln gefaßt und Columbus gedachte aus diese Weise I des Fürsten, die, wenn man sie zusammenhält, den Eindruck ! Diese Gaben sollen der Begründung eines großen Werkes China und Indien von der Ostseite her zu erreichen. Am I erwecken, als ob auch mit solchen Mitteln gearbeitet worden I der Wohlthätigkeit dienen. In allen Städten werden Unter« 12. October landete er auf der Insel Guanahani, die er I sei, Alles in der wunderlichen Tendenz, die Bevölkerung von ! ausschüsse eingesetzt werden. San Salvador nannte. Welche Insel des westindischen > der Begrüßung zurückzuhalten. Zur Vervollständigung dieses I Der zum Botschafter in Berlin ausersehene General- Archipels das in Wirklichkeit war, läßt sich heute mit Sicher-I Bildes dient dabei, daß auch auf die weimarische I leutnant Carlo Lanza gehört der diplomatischen Laufbahn heit nicht mehr fcststellen. Auf die weiteren Uebersahrten, «Regierung ein starker diplomatischer Druck! nicht unmittelbar an, ist aber doch kein Neuling in der die Columbus unternahm, wurden noch viele andere Inseln I geübt worden ist, um die Betheiligung der Bevölkerung I europäischen Diplomatie und genießt als Militär großes und auch das Festland von Südamerika (die Mündung des ! an der Begrüßung des alten Kanzlers abzumindern. Es ist I Ansehen. Die Presse spricht von ihm mit vielem Lob und Orinoco) entdeckt. Ferdinand von Aragonien und dessen I bekannt, daß diese Pression dort nicht denselben Erfolg ge- I glaubt, daß die Regierung in seiner Wahl eine glückliche Gattin Isabella von Castilien, hatten die Mittel zur ersten I habt bat, wie seiner Zeit in Wien." I Hand gehabt habe. Lanza gehört einer alten piemontesischen Entdeckungsreise hergegeben, hatten Columbus zum Groß- I Eine Berliner Zuschrift der „Polit. Korresp." bestätigt, I Familie an und ist 55 Jahre alt. admiral des Oceans, sowie zum Vicekönig aller von ihm zu I daß in amtlichen Kreisen der Plan der Berliner Weitaus- I Ruklaud. Trotz Nothstand und Cholera wird forsch entdeckenden Länder ernannt, ihm auch ein Zehntel aller I stellung als aufgegeben gilt. Die Zuschrift erwähnt auch, I weiter russifizirt. Laut Ukas werden alle Beamten der finn- Einkünftc für sich und seine Erben zugesichcrt. Anfänglich I daß einige Tage, nachdem der französische Minister des ! ländischen Eisenbahnen, die nicht binnen 4 Monaten der war es mit den „Einkünften" nur außerordentlich spärlich l Aeußern dem deutschen Botschafter versichert hatte, Frankreich I russischen Sprache vollständig mächtig sind und nicht eine bestellt; die Auslagen für die Expeditionen kamen nicht ein. I denke für den Rest des Jahrhunderts an keine Ausstellung, I diesbezügliche Prüfung bestehen, sofort entlassen. — Ferner Als aber das Geschäft sich einträglicher gestaltete, sand man I der Plan der Ausstellung in Paris verkündigt wurde. Dies I wird die Versetzung der Beamten polnischer Nationalität ins Vorwände gegen den Entdecker, dem man nun glaubte zu I war eine diplomatische Rücksichtslosigkeit, aber kein Anlaß l Innere von Rußland mit auffallender Energie ohne Angabe viel versprochen zu haben; es war sein tragisches Geschick, I zu einer völkerrechtlichen Beschwerde. — Die Antwort der t der Gründe durchgeführt. daß er in Ketten nach Spanien zurückgebracht wurde. Zwar I badischen Regierung geht der „Bad. Korr." zufolge dahin, I Bulgarien. Das RegierunzSorgan „Swoboda" ver sprach ihn das Gericht frei, und er wurde am Königshofe I daß die badische Industrie davon keine Vortheile erwarte. I öffcntlicht wiederum zwei wichtige russische Schriftstücke, näm« auch wieder mit allen Ehren ausgenommen — aber „der I Die Frage könne jedoch nur vom Standpunkte der deutschen l lich den Wortlaut eines Paffes vom 3. Februar 1889, aus- Mohr hatte seine Arbeit gethan": er konnte gehen. I Industrie im Allgemeinen, der Stellungnahme der deutschen l gestellt durch die Belgrader russische Gesandtschaft auf den Bald nach seiner vierten Rückkehr aus dem heutigen ! Negierungen und der Bemessung der finanziellen Unter- I falschen Namen Kosta Iwanowitsch, in Wirklichkeit jedoch für Westindien starb der kühne Entdecker am 21. Mai 1506 in I stützung seitens des Reichs endgiltig beantwortet werden. I den berüchtigten Räuber Gjorgje Jackliota, der im Walde Valladolid; 1572 starb auch, nachdem seine beiden Söhne I Die württembergische Regierung soll sich dem Plane der I von Bellowa die österreichischen Angestellten der Baron zuvor mit Tod abgegangen waren, sein, letzter Erbe, sein Ausstellung günstig geäußert haben. I Hirsch'schen Forstverwaltung Ländler und Binder gefangen .Neffe Diego; damit war das Königreich aller Pflichten gegen I Nachdem cs feststeht, daß demnächst zollpolitische Ver- I nahm, heute aber das Werkzeug der russischen Diplomatie die Familie des Entdeckers quitt. Das „Mutterland" Spanien ! Handlungen zwischen Deutschland und Rußland beginnen I ists; dann einen Paß vom 16. Februar 1889, ausgestellt räuberte im Laufe der Zeit Amerika nach Möglichkeit aus. ! werden, macht sich in einzelnen Blättern die Besorgniß I durch die Bukarester russische Gesandtschaft eben falls für Dem Golddurst der Pizarros und Cortez' fielen Reiche von I geltend, daß damit die Frage der Beleihung russischer Werthe I den genannten Banditen. hoher Cultur, wie Peru und Mexico, zum Raube. Die Ein- I durch die Reichsbank und überhaupt die Förderung russischer ! wohner wurden nach europäischer Art „civilisirt", d. h. zu I Anleihen in Deutschland verknüpft werden könnte. Die ! Li Sclaven gemacht und nach und nach ausgerottet. Der scheuß- I „Frkf. Ztg." bemerkt dazu: „Es ist möglich, daß man sich in ! AUTs» VsHMUrk» »U liche Negerhandel kam in Aufnahme — alles zur Bereicherung ! Rußland mit derartigen Hoffnungen trägt, und wir glauben ! In der Hochburg des deutschen Freisinns, in Berlin der spanischen Unternehmer. Unter Philipp II. begann der I zu wissen, daß vor Jahr und Tag man auch hier daran I sind dem Altreichskanzler am Sonnabend bei der Reise nach Verfall der Machtstellung Spaniens, das heute außer Cuba gedacht hat, von Rußland zollpolitische Zugeständnisse durch I Barzin ebenso enthusiastische Huldigungen bereitet worden nur noch einige kleinere Colonien in Amerika besitzt. Deshalb ! die Eröffnung des deutschen Finanzmarktes zu erlangen. I wie allerwärts. Auf dem Stettiner Bahnhof entwickelte wird man in Spanien die Columbusfeier nicht mit besonders I Inzwischen hat sich die Lage wesentlich geändert und die I sich schon von 11 Uhr an reges Leben Die Mitglieder frohem Herzen begehen. russischen Zugeständnisse müßten schon recht bedeutend sein, von „Jungdeutschland" und dem Verein deutscher Studenten In Amerika selbst feiern natürlich nur die eingewan- I wenn dadurch die Förderung der russischen Anleihebedürsnisse I keinen als Erste in größerer Zahl. Um '/,12 Uhr rückte derten Weißen das Fest. Nicht ein einziges der Urvölker ist I in Deutschland eingetauscht werden sollte." ! unter dem Kommando von zwei Polizeihauptleuten und zur Cultur erzogen worden ; die meisten sind bis auf ver- > Am internationalen parlamentarischen Friedenskongreß I mehreren Lieutenants die Schutzmannschaft an. 50 Fußschutz schwindende Bruchtheile ausgerottet, sind der Cultur zum in Bern werden von deutschen Reichstagsabgeordneten nach ! leute nahmen zunächst in der westlichen Vorhalle Aufstellung, Opfer gefallen. Das „Feuerwaffer" und die Feuerwaffen I den bisher bei dem Vorsitzenden des deutschen parlamen-f - - - - -- .... - - - der weißen Männer haben sie ruinirt und das von einigen ! tarischen Friedenskomitees, Oberbürgermeister Dr. Baumbach, Stämmen äußerlich angenommene Christenthum bietet ihnen I eingegangenen Meldungen theilnehmen die Abgeordneten Dr. dafür natürlich keinen Ersatz. I Barth, Buddeberg, Dr. Dohrn, Dr. Hirsch, Kercher, Dr. Für die Entwickelung der Menschheit ist die Entdeckung I Pahnicke, Pflüger, Rickert, Schenk, Speiser und Dr. Witte. Amerikas ein hochbedeutender Fortschritt gewesen, dem sich I Dazu kommen noch Dr. Baumbach selbst und der Landtags- höchstens noch die 50 Jahre früher erfolgte Erfindung der I abgcordnete Rechtsanwalt Friedrich Haußmann aus Stuttgart. Buchdruckerkunst ebenbürtig an die Seite stellen läßt. Deshalb I Die Ausstellung der Firma Krupp in Essen aus der wird auch die civilisirte Welt das Andenken des kühnen I Weltausstellung in Chicago wird einen Kostenaufwand von Genuesers stets hoch in Ehren halten. I 1500000 Dollar erheischen. In der Abtheilung wird das I größte bisher fabrizirte Geschütz, im Gewichte von 122 Tons, Tagesgeschtchte I sEe KneüsEtencst im Gewichte von mehreren 100 Tons Deutsches Reich. Der Kaiser gedachte morgen Die „unabhängigen Sozialisten" haben sich nun auch Dienstag Vormittag von seiner englischen Reise nach Potsdam ! in Elberfeld organisirt. Zur Durchführung des Bierboykotts, zurückzukehren. I den die dortigen Sozialdemokraten über einige Brauereien Der Kaiser hat eine «enderung in der Bekleidung der I verhängten, haben einige Mitglieder dieser Partei es für Marinemannschaften genehmigt, die sich auf Mützen, Jacken, I zweckmäßig gehalten, Wirthe, die ihren Wünschen nicht nach- Hosen und Hemden bezieht. I kommen, durch rohe Mißhandlungen dazu zu zwingen. Tic In angeblich gut unterrichteten militärischen Kreisen Anwendung „geistiger Waffen", wie Hausfriedensbruch, Miß- wird als Zeitpunkt für die Neuorganisation des Heeres der Handlung und Sachbeschädigung dürfte diesen Herrn Zukunfts- 1. April 1893, und, falls sic noch einen Aufschub erleiden staatlern indeß doch thcuer zu stehen kommen, sollte, als spätester Zeitpunkt der 1. Oktober n. I. genannt. I England. Der russische Botschafter in London hat Man vermuthet, daß die Neuorganisation in der Errichtung ! in längerer Unterredung dem Ministerpräsidenten Salisburn vierter Bataillone bei der Infanterie bestehen dürfte. Diese j erklärt, die Meldungen aus Simla über das Vorgehen der Am wternationalen MlE j mehreren Lieutenants dieSchutzmannschast an. bOFußschutz. und die Berittenen stellten sich vor dieser Halle auf. Noch vor 12?Uhr wurden auf Veranlassung der Bahnverwaltung Absperrposten ausgestellt. Da sich unter der jetzt schon zu vielen Hunderten angesammelten Menge das Gerücht ver breitete, daß Bahnsteigkarten ungiltig sein würden, löste man sich vielfach Fahrkarten bis Bernau, um einen Anspruch auf das Betreten des Bahnsteiges zu besitzen. Als der Sonder zug einfuhr, blieb er zunächst von der Menge unbeachtet. Erst als der Salonwagen nach der Abfahrtseite gebracht war, erkannte man diesen. Nun ertönten brausende Hochrufe und als der Wagen herankam, ergoß sich über rhn ein förmlicher Blumenregen. Als der Wagen hielt, erhob sich der Fürst und trat mit bloßem Kopfe an das dritte Fenster, von Neuem mit Hochrufen und dem Gesang des „Deutschland. Deutschland über Alles" begrüßt. Kaum hatte sich der Jubel gelegt, als eine junge Dame sich an den Fürsten mit der Bitte wandte: „Ein Wort zum Andenken." Sofort wurde überall der stürmische Wunsch laut, daß der Fürst ein Ab schiedswort rede. Bismarck entgegnete lächelnd: „Ich soll schon jetzt reden?" „Ja. Ja", ertönte es von allen Seiten, und energisch wurde Silentium geboten. Der Fürst hatte sick vorgebeugt und begann nunmehr: „Ich möchte Ihnen meinen herzlichsten Dank für den freundlichen Empfang sagen, den Sie mir hier in der Reichshauptstadt bereitet, und der sich anschließt an die Gibeblall und Anzeiger Telegramm-Adresse: Fenisprechstelle „Elbeblatt", Riesa. A d 4 4 Nr. 20. der Königl. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa