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Wchmh-Mms Amtsblatt für di- Lönialich- Nmlshaupimannschaft MpPoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte md die StMrathe zu Dippoldiswalde und Zlrauenstein DK „Wrißeris geitung" «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« b«i d«» bedeutenden Auflage des Blattes ein« sehr wir» ' sam« Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und romplicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Theil«, die Spaltenzeile 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ^llustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauSwirthschastlicher Monatsbeilage. Nr. 53. Dienstag, dm 7. Mai 1895. 61. Jahrgang. «Lokales ««d Sächsisches. Dippoldiswalde. Ueber den Petroleumring schreibt die „D. T.": Wenn man berücksichtigt, daß wir in Deutschland jährlich etwa 750 Mill. Kilogramm Petroleum verbrauchen, so stellt sich die Mehrbelastung des deutschen Volkes in Folge einer Erhöhung des Petroleumpreises um 10 Psg. pro Liter schon auf 100 Millionen Mk. jährlich. Daraus ergiebt sich, welche unermeßlichen Summen die Amerikaner und Rothschild durch ihren Pelroleumring der Welt abzapfen. Die Interpellation der Antisemiten, was die verbündeten Negierungen angesichts der Sachlage zu thun gedächten, kann leider nach Lage der Dinge vom Regierungstische auS nur negativ beantwortet werden, denn es giebt kein Mittel, sich gegen diese unerhörte Ausbeutung zu schützen. Nur dadurch, daß man das Petroleum durch «inen anderen Brennstoff ersetzte, könnte man die Aus beuter um ihre Beute wenigstens theilweise bringen. Deutsche Erfindungsgabe und deutsche Thalkraft hätten hier ein lohnendes Feld der Thätigkeit. Insbesondere wird man auf den denaturirten Spiritus aufmerksam machen müssen, dessen gesteigerter Verbrauch zugleich der Landwirthschast, namentlich dem ärmeren Boden, zu Gute kommen würde. Wie berichtet wird, sind derartige Versuche mit entschiedener Aussicht aus Er folg bereits im Gange. Kip-dorf. Während des Gewitters am vergangenen Donnerstag Nachmittag gingen die Pferde des hiesigen FuhrwerksbesitzerS Scharfe durch und gerieth dabei der Besitzer unter den Wagen, wodurch er so schwer verletzt wurde, daß er nach Dresden ins Krankenhaus geschafft werden mußte. Sryde. Am 2. dies. Mts., des Nachmittags >/«7 Ühr, ist der ca. 30 Jahre alte Friedrich Gustav Schubert aus Königstein, Dienstknecht beim Holzhändler Straube in Schmiedeberg, nach kurzem Wortwechsel mit 2 anderen Knechten in der Gaststube des Walher'schen Gasthofes, unter der Aeußerung: „er wolle einmal sehen, wie tief die Weißeritz sei", in letztere gegangen und von derselben mit sortgerissen worden. Sein Leichnam wurde am nächsten Morgen gegen 7 Uhr in der wilden Weißeritz aus Reichenauer Flur, unmittel bar an der zu AmmelSdors gehörigen Körnermühle ausgesunden. Dresden. Die Fahnenbänder, welche der Kaiser nach der diesjährigen KönigSparade auf dem Alaunplatze den Feldzeichen seines sächsischen Grenadier- Regiments Nr. 101 verliehen hat, bilden die erste Auszeichnung, welche sächsischen Fahnen von Seiten eines nichtsächsischen Fürsten zu Theil geworden ist. In der preußischen Armee dagegen find viele Fahnen und Standarten mit Bändern geschmückt, welche den selben von fremden Fürsten und Fürstinnen als In haber und Chefs der betreffenden Truppe verehrt worden find für geleistete Dienste, bei Jubelfesten oder anderen Gelegenheiten. Auch drei sächsische grünweiße Fahnenbänder giebt es in der preußischen Armee und zwar schon seit länger als 45 Jahren. Eie wurden verliehen vom König Friedrich August II. von Sachsen nach dem Maiaufstande in Dresden 1849 an die drei preußischen Bataillone, welche die siegreiche Entscheidung in den damaligen Barrikadenkämpfen herbeisührten. Es waren dies das Füfllierbataillon und das 1. Ba taillon des Kaiser Alexander-Regimentes sowie das Füsilierbataillon deS 24. Jnfanrerie-RegtmenteS; die Verleihung an diese drei Bataillone erfolgte am 20. Juni, 27. Juli und 3. September 1849. Das dem erstgenannten Bataillone verliehene Band wurde am 16. Juli 1849 in Berlin von der Königin Elisabeth an der Fahne befestigt, die Annahme der letzteren durch allerhöchste KabinetSordre vom 15. September 1849 gestattet. Jene drei sächsischen Fahnenbänder der königlich preußischen Armee find auS weißer Eeide gefertigt und .haben einen schmalen hellgrünen Rand, sowie breite goldene Fransen; die in großen goldenen gothischen Buchstaben ausgeführte Widmungs inschrift lautet: „Friedrich August den Tapferen. Dresden, Mai 1849." Zur Befestigung an die Fahnenstange sind die Fahnenbänder mit goldenen in Quasten auslaufenden Schnuren versehen. — Nachdem die Rüstungen zur Bettung des linken Strompfeilers der neuen Etsenbahnelbbrücke in kurzer Zeit eingerammt und ausgerichtet worden sind, hat man dieselben Arbeiten für den mittelsten Strompfeiler in Angriff genommen. Die Dampframme, auf Kähnen erbaut, schlägt mit Wucht die großen Rundhölzer in das Strombett und in wenigen Tagen wird auch hier der Raum von Pfahlbauten umgrenzt sein, auf welchem der Pfeiler erstehen soll. Im Interesse des raschen VorwärtSschreitenS dieser Gründungsarbeiten wäre der Eintritt eines normalen WafserstandeS zu wünschen. Da der rechte Strompfeiler bereits vor Eintritt des Winters bis über die Stromsohle heraus gebaut wurde, der erste Neustädter Uferpfeiler in gleicher Weise festgelegt worden ist und die gesummten Landpfeiler aus Altstädter Seite in Höhe des Straßen- planumS auS Betonmaffe aufgesührt wurden, so dürften die gesammten Gründungsarbeiten noch vor Ende dieses Sommers zur Vollendung kommen. Die Er bauung deS Viaduktes aus der Strecke von der Mag deburger Straße bis an den Strom wird demnächst vor sich gehen; zur leichteren Bewegung der zum Bogenbau zu verwendenden großen Sandsteinblöcke hat man ein mehrere Hundert Meter langes, durch eine mit AufzugSkrahn versehene Fahrbrücke ver bundenes, die Marienbrücke an Höhe weit überragendes Gerüst aufgestellt. Der aus Kies hergestellte Bahn körper der zukünftigen Verbindungsbahn von der Wettiner Straße bis zur Magdeburger Straße ist in der Hauptsache auch aufgeschüttet. An den Brücken Maxstraße-Friedrichstraße, wie Ostraallee-Magdeburger Straße nehmen die Arbeiten ihren Fortgang; bei der letzteren ist man schon mit der Montierung des eisernen Oberbaues beschäftigt, während man bei der erst genannten das Mauerwerk erbaut und die zwischen der Alt- und Friedrichstadt liegende Verbindungsbrücke mit großen Schwrerigkeiten zum Abbruch bringt, um sodann die Fahrbahn abzuschrägen. ES steht nicht zu bezweifeln, daß die gesammten Arbeiten an dem neuen Bindegliede zwischen Alt- und Neustadt mit Ausnahme des eisernen Oberbaues über die Strompfeiler in der laufenden Bauperiode zum Abschluß kommen werden. Freiberg. Die Deutsche Gerberschule, die vor Kurzem das 7. Schuljahr begonnen hat, erfreut sich einer stetig wachsenden Schülerzahl. Letztere betrug im Vorjahre 42 und ist jetzt auf 50 gestiegen. Der Nationalität nach vertheilen sich die Schüler auf 1 auS Sachsen, 12 auS Preußen, 4 aus Bayern, 5 auS Württemberg, 8 aus sonstigen deutschen Bundesstaaten, sonach auf zusammen 30 aus Deutschland, ferner auf 7 auS Oesterreich-Ungarn, je 3 aus Frankreich und Rußland, je 2 aus Holland, der Schweiz und der Türkei und 1 aus Nordamerika. Pirna. Ueber die Angelegenheit der Pirnaer Vereinsbank schreibt der „Pirn. Anz." folgendes: „Nachdem in Sachen des Konkurses der Pirnaer Ver- etnSbank Seitens des Konkursverwalters bekanntlich für Ende April eine Theilzahlung in Höhe von 25 bis 30 Prozent in Aussicht gestellt worden war, kamen jetzt von verschiedenen Seiten hierauf bezügliche An fragen, welche uns dann die Veranlassung gaben, an unterrichteter Stelle speziellere Erkundigungen hier über einzuziehen. Die uns soeben zu Theil gewordene Auskunft besagt nunmehr, daß die im Prüfungstermine vom 30. März bestrittenen Anmeldungen so zahlreich find und der zu erbringende Nachweis jeder einzelnen Forderung so aufhältlich ist, daß die für April in Aussicht genommene Theilzahlung erst später statt finden kann. Der Tag ist noch nicht sestgestellt, wird aber noch bekannt gemacht; ebenso wird in Folge be deutender Anmeldungen die erste Theilzahlung nicht 30 Proz. erreichen, sondern nur 20—25 Proz. ergeben. Mehr den bedauernSwerthen Spareinlegern mitzutheilen, sind wir gegenwärtig außer Stande." AuS der Sächsischen Schweiz. Zu den ver schiedenen Bauten, die auf der Bastei seit vorigem Jahr auSgesührt wurden und noch in der Vollendung begriffen sind, tritt noch die Herstellung einer Wasser leitung, die in einer Ausdehnung von mindestens 6000 m von den etwa 100 m höher als die Bastei gelegenen Etürzaer Fluren hinter Rathewalde gutes Trinkwasser zusühren soll. Königswartha. Eine sonderbare Wette wurde dieser Tage hier zum Austrag gebracht. Der Eine behauptete, ein starkes Zugpferd sei nicht im Stande, 8 Männer, die an einem Tau dagegen ziehen, von der Stelle zu bringen. Beim ersten Anziehen kam das Pferd bei aller Kraftanstrengung nicht vorwärts; erst nachdem >eS einige Peitschenhiebe hinter die Ohren erhalten hatte, überwand es die Kraft der Männer. Roßwein. Vom 14. bis 16. Juli d. I. wird hier, in Ausführung eines Beschlusses deS vorjährigen Verbandstages der deutschen Schlosserinnungen in Lübeck, der diesjährige VerbandStag abgehalten werden; eS steht eine zahlreiche Betheiligung von Delegierten und anderen Verbandsmitgliedern zu erwarten, weil zum ersten Male die dem Verbände angehörige hiesige Deutsche Schlosserschule vor einer Versammlung von Fachmännern aus allen Theilen Deutschlands geprüft werden soll. Rochlitz. Die hiesige städtische Sparkasse, die seit dem Jahre 1843 besteht und eine der größten deS Landes ist, hat am Montag ihr 50 000. Sparkassenbuch ausgegeben. Hainichen. Mehrere in dem Rossauer Walde be schäftigte Arbeiter stießen beim Graben auf eine Blech büchse, die sich bei der näheren Untersuchung als mit 3 Pfund Dynamit gefüllt erwies. Die Arbeiter lieferten den gefährlichen Fund bei der Polizeibehörde unserer Stadt ab, die den Sprengstoff in einem Keller verwahrte, der amtlich versiegelt wurde. Später über gab man die Büchse mit ihrem gefährlichen Inhalte der Forstverwaltung zu Rossau. Alle Nachforschungen über die Herkunft dieses Dynamits sind bis jetzt ohne Erfolg geblieben. Laitfigk. Infolge des mitunter wenig befriedigenden Standes des Winterkorns sehen sich viele Land- wirthe genöthigt, dieses Wintergetreide gegenwärtig umzuackern, um die Ackerflächen für Hafer und andere Sommerfrüchte zu benutzen. Der Stand der Wiesen ist befriedigend, auch blühen die Kirschbäume recht günstig und die Birnen-, Aepfel- und Pflaumenbäume versprechen reiche Blüthenentfaltung. Wurzen. Der von den Sozialdemokraten zur Maifeier im „Tivoli" abgehaltene Kommers war nur von 270 Personen (darunter Frauen und Mädchen) besucht. Die Genossen waren in großer Verlegenheit, es fehlte der Festredner. Der Redakteur Köhre, der die Festrede übernommen hatte, war gefänglich eingezogen worden. Die Genossen Riem und Fleischer suchten durch kurze Ansprachen die Lücke auszufüllen. Gesänge sozialdemokratischer Lieder und musikalische Vorträge wechselten ab. Die ganze Maifeier war eben eine sehr dürftige. Rötha. Von einem bedauerlichen Geschick wurde die Familie des Handarbeiters Hammer betroffen. Drei blühende Kinder tm Alter di» zu 10 Jahren wurden von der heimtückischen DiphtheritiS hinweg gerafft und zwar in dem kurzen Zeitraum von IO Tagen. Leipzig. Die wilden Kaninchen haben sich in den letzten Jahren in den Leipziger Waldungen derartig vermehrt, daß sie al- Waldplage bezeichnet «erden müssen. Wie sehr sie bei hohem Schnee, wo ihnen die Nahrung mangelte, den Bäumen schadeten, das konnte