Volltext Seite (XML)
Gormaben-, s. August isso Ser Bruch Mische« Staats- und Notkspartel Der Me Bemilttlimssvertu» lelitzeltett Berlin. 8. Anaust. Die Führer der saarländischen valkspartei. Röchling nnd Schmelzer, hatten heute mittag die angekündigtc Aussprache mit dem Parteiführer der Deutschen BolkSpartei, Dr. Scholz. Röchling und Schmelzer überzeugten sich davon, das, weitere Bemühungen, tie Deutsche BolkSpartei und die StaatSpartci seht noch Mer znsammenznbringen, erfolglos bleiben müssen. Die «erden daher keine Vermittlungsversuche machen. Im Anschluß an ihre Unterredung habe» Kommerzienrat Röchling und Landesrat Abgeordneter Schmelzer an Reichsminister a. D. Schulz einen Rrics gerichtet, dessen Wortlaut die „Köln. Ztg." veröffentlicht. Der Brief lautet: „Sehr geehrter Herr Ministerl Auf Grund der soeben gehabten Besprechung scheint es uns richtig, festzustellen, das, wir einig mit Ihnen sind in der Idee, das deutsche Bürgertum in einer Partei zu sammeln, lieber den jetzt zu gehenden Weg sind wir aber auch nach der Unterredung nicht Ihrer Meinung. Wir möchten darauf Hinweisen, das, die Er fahrungen, die wir im Saargebtet mit der Bereinigung der BolkSpartei und der Demokraten im grossen nnd ganzen ge macht haben, auch für die Entwicklung im Reiche gelten dürfen. Auf jeden Fall werben wir unsere Ausgabe im Saargebiet darin sehen, die Entwicklungsmöglichkcitcn in dieser Richtung nicht zu erschweren, sondern, was an uns liegt, sie zu erleichtern. Was den beginnenden Wahlkamps anlangt, so wünschen wir der Deutschen BolkSpartei, nachdem Sie glaubten, sich heute noch nicht cntschliesien zu können, alles Gute. Wir Saarländer würben das günstigste Ergebnis dieser Mahlen darin erblicken, wenn die jetzt getrennten Parteien sich nach der Wahlschlacht doch noch znsammenfinden könnten. Zur Er reichung dieses Zieles sind wir nach wie vor bereit, unsere Dienste zur Verfügung zu stellen. Im übrigen danken wir Ihnen, sehr verehrter Herr Minister, bas, Sie uns die Ge legenheit zu dieser Aussprache gegeben haben."' „Der schwarze Donnerstag" Dietrich über die Sammlung der Mitte Berlin, 9. August. Neichßfinanzminister Dr. Dietrich «erösscntlicht im Sonnabendmorgcnblatt der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" einen Artikel mit der Ueber- schrift „Der schwarze Donnerstag", in dem er u. a. viiSsiihrt: „Ein böser Tag für das deutsche Bürgertum, kür Der Kaiseryeöanke lebt fort Berlin. 8. August. Bon einem Vertreter der „.Kreuz zeitung" wurde Graf Westarp die Frage vorgelegt, ob seine Stellung zur monarchischen Frage nach den neuesten Ereig nissen dieselbe geblieben sei wie bisher. Er antwortete u. a.: »Niemand wird von mir annehmen dürfen, dast ich in dieser Nrundsragc meiner politischen Arbeit meinen Standpunkt ge ändert Hütte oder zu ändern gewillt sei. Monarchische Ge sinnung nnd Ueberzcugung legen mir die Pflicht aus, für sie einzutreten und zu wirken. Mag praktisch zur Zeit noch so wenig zu erreichen sein nnd die Erfüllung in noch so serner Zukunft liegen." „Glauben Sie", so fragte der Journalist weiter, „dast Sie diesen Standpunkt iu und mit der Konservativen BolkSpartei wirksam vertreten können?" — Gras Westarp antwortete: „In dem GründungSausrus bezeichnet diese Partei die „Ehr furcht vor der geschichtlichen Ucberlicserung" als Frucht des konservativen StaatSgcdankens. Tie bekennt sich darüber hin aus zu der Aufgabe, das Snstem regelloser Massenherrschast durch eine der geschichtlichen Entwicklung und natürlichen Gliederung unseres Volkes entsprechende Staatssorm zu überwinden. Das Bild des zukünftigen Reiches konserva tiver Prägung kann nicht im starren Dogma sestgelegt, es mus, nach Entwicklung und Erfahrung fortdauernd weiter ausgestaltet werden. Die Arbeit an diesem Bilde wird, genau ebenso wie jedes ehrfurchtsvolle Eindringen in die geschicht liche Vergangenheit der deutschen Bolkspersönlichkcit, z» dem Ergebnis führen, dast es dem deutschen Wesen und den be sonderen deutschen Bedürfnissen entspricht, de« Bau mit der monarchischen Spitze zu krönen. Der Kaisergedanke lebt sort und wird, se schwerer die Rot drückt und se mehr die fetzigen Gewalten sich als unzulänglich erweisen, um so lebendiger werden. Er ist für de« Neubau t«S Reiches unentbehrlich." Lan-bun-Sezeffion in Preußen Berlin, 8. August. Die nachstehenden bisherigen Mit glieder der deutschnationalcn Fraktion des Preußischen Land tag-: Paul Baecker (Berlins: Bundtzen (Schleswig- Holsteins: Fi s ch er (Frankfurt Oders: Kauger (Potsdam l): Hecken (Merseburgs: Inst (Hessen-Nassau): Queren, gässer (Erfurts haben ihren Austritt aus der Deutsch- battonale« Partei erklärt. Gleichzeitig haben die genannten seinen staatspolitischen Einslust und seine Zukunft! Die Politik der fortschrittlich-liberalen Kräfte, aus deren Arbeit die heutige Wirtschaft nnd Kultur beruht, ist falsch geführt worden. Von rechts hat die Volkspartet eine Absage be kommen. Es ist auch kein Wunder, denn der Gedanke, eine Dachgesellschaft zu gründen, unter der sich konservative und fortschrittliche Elemente zusammenfinden sollten, ist ein Angcnblicksgedanke. Er ist an sich unmöglich. Aber aus das schwerste niedergeschlagen mns, man sein, daß auch die Einigung zwischen V o l k s p a r t e i. und Staatspartet nicht ge- lniigen ist, obwohl Höpker'-Aschosf auf meine Anregung den Vorschlag machte, in der Person des Professors Kahl, der in allen in Betracht kommenden Schichten das größte An» sehen genießt nnd obendrein trotz seines hohen Alters auch die Jungen noch zu begeistern vermag, einen der Volkspartei angehörigen Politiker an die Spitze zu stellen. Es ist die Ausgabe des Tages, eine Mehrheit zu schaffen, die die Notverordnungen des Reichspräsidenten im neuen Reichstag gnthcistt. Hoffentlich wird dies gelingen. In finan zieller Hinsicht ist die Angelegenheit ausgestanden. ES wird sich ein so leichtfertiges Parlament, das dem Reiche und den Gemeinden die jetzt erschlossenen Einnahmequellen wieder entzieht, nicht finden. Das Ziel, die fortschrittliche liberale Mitte zusammcn- znbringcn, darf nicht aus den Augen gelassen werden. Man sehe nach rechts, wo mit Riesenschritten die konservativen Elemente sich in einer großen Gruppe sammeln. Man muß deswegen den Fehler vermeiden, jetzt auseinander em- zuhanen. Es must vielmehr so lange zum Sammeln geblasen werden, bis die historisch und politisch notwendige Um gruppierung vollzogen ist. Die fortschrittliche Mitte und die konfcrvativc Rechte sind die beiden großen Hecrhausen, in denen künftig das Bürgertum kämpfen wird. Aber es wird nie eine starke Politik In Deutschland betrieben werden kön nen, wenn die Mitte in dem Zustande verharrt, in dem sie sich heute befindet." Zeiyner kan-i-iert für -ie SPD. Wie die sozialdemokratische Presse aus Plauen t. V. meldet, hat eine Mitgliederversammlung der dortigen Orts gruppe an Stelle des verstorbenen NcichStagsabgeordneten Lewt den bekannten ehemaligen sächsischen Ministerprä sidenten Erich Zeigner als Kandidaten für die bevor stehenden Neichotagswahlen ausgestellt. Abgeordneten auch ihren Austritt aus der deutschnationaken Fraktion des Preußischen Landtags vollzogen. Wie mitgeteilt wird, ist mit dem Austritt zumindest eines Teiles der genannten Abgeordneten schon seit längerer Zeit gerechnet worden, da es sich um Landbundmitglteder handelt, die mit ihrem Schritt der durch die Landbundlcitung geschussenen Lage Rechnung zu tragen wünschten. Wie die Landvolk-Nachrichten erfahren, werden an der Spitze der Landvolk-Liste in der Provinz Sachsen ReichSlaiidbnndpräsident Minister Schiele und Landrat a. D. Dr. G e r e k e - Presse! stehen. Spitzenkandidat für den Wahlkreis Berlin ist Rctchsminister a. D. Dr. v. Keudell. Ile AbWußseirr ftir die Emovallieger Berlin, S. August. Der Aeroklub von Deutschland gab am Freitagabend in seinen Klubräumen im Flugverbandshaus zu Ehren der Teilnehmer am diesjährigen Europaslug ein Essen. Der Vizepräsident des Aeroklubs von Deutschland, von Hoeppner, begrüßte die Gäste und gab seiner Freude Aus druck, daß wieder ein Deutscher den Preis des diesjährigen Wettbewerbs gewinnen konnte. Die Grüße der ReichSregie- rung überbrachte Staatssekretär Dr. Gutbroü. Ministerial direktor Schulz vom preußischen Handelsministerium wür digte dann im Aufträge der preußischen Staatsregterung die Leistungen der Enropaflicger. Für den Rcichsverband der deutschen Luftfahrtindustrie sprach Direktor Tetens, woraus Oberst H t r s ch a u e r (Frankreichs für die ausländischen Teil nehmer am Wettbewerb und als Vertreter der Internatio nalen Sportkommission das Wort ergriff. Er fand aner- kennende Worte für die Leistungen des Aeroklubs von Deutschland nnd vor allem für die Leistung des Siegers Morzik. Für die Flieger und aktiven Teilnehmer am Fluge sprach der bekannte Poltzeisportflieger Fritz Siebe!. Die Familie General Kun-ts in Reunork Ncuyork, 8. August. Die Gattin dcSGeneralsKunbt kam heute hier in Begleitung ihrer 29jährigen Tochter mit dem Dampfer „Santa Barbara" aus Peru an. Die Damen berichteten über ihre Flucht aus Bolivien und erzählten, daß sie an der peruanischen Grenze von bolivianischen Rebellen anfgchalten wurden und nur mit knapper Not durch das unerwartete Dazwtschentreten eines Unbekannten dem ihnen angcdrohten Tobe entgingen. Nach den Mitteilungen der Damen wurde ihre Wohnung in La Paz von der Bevölkerung bis auf die Mauer« zerstört. König Faifal in Berlin In den letzten Wochen war wiederholt vom Irak di« Rede, jenem Lande, das, begrenzt von der Türket, Syrien, Arabien und Persien, den größten Teil des alten Mesopo tamiens umfaßt. Dies Land des Euphrat und Tigris, zu- meist Steppe mit mcitständtgen Sträuchcrn und Halbsträu chern, tm wesentlichen ein Gebiet arabischer Beduinen, die hier ihre Herden weiden, besaß einmal Stätten höchster Kultur, wie Babylon und Ninive, und seine Hauptstadt Bag dad war unter der Herrschaft der Kalifen, um die sich die Märchen von Tausendundeiner Nacht ranken, die größte und reichste Stadt der Erde. Jetzt wird uns -er Irak durch zwei politische Ereignisse nahegcrückt. Im vorigen Monat wurde in Bagdad der Vertrag unterzeichnet, der dem Lande seine staatliche Unabhängigkeit geben soll, und für 1932 ist die Aus- nähme in den Völkerbund geplant. In der deutschen Oefsent- lichkeit erregt aber weit größeres Aufsehen das Eintreffen des Herrschers dieses Landes, König Faisal, in Berlin. Er kommt von L o n d o n, wo er bei der großen Gardenparty im Buckinghampalast der vornehmste Gast des englischen Königs war. Nach amtlichen Meldungen hat der orienta lische Fürst die Reise lediglich unternommen, „um der sen genden Sonne Bagdads zu entgehen" und sich zu erholen. Die Neichshauptstadt besuche er, da er sie auf seinen früheren Europareisen noch nicht kennengelernt habe. Aber in ein- geweihten Kreisen ist man der Ansicht, seine Reise sei doch wohl nicht ganz so privater Natur, und auch nach Berlin zögen den König weniger die Sehenswürdigkeiten und daS vom Ches des Protokolls, Gras Tattenbach, ausgearbeitete Programm, als vielmehr politische und wirtschaftliche Be sprechungen. Doch davon später: wenden wir uns erst einmal dem König selbst zu. Sein Leben ist ein Roman, und bet den Verhältnissen des Orients ist es leicht möglich, daß auch der Abschluß einmal romanartig sein wird. Faisal ist vornehm ster Abstammung, ein Nachkomme Mohammeds. 1888 ge boren, wurde er in Kvnstantinopel erzogen. Dort lebte er auch, als die Türkei in den Krieg eintrat. Als Unterseld- Herr nahm er I9l6 sogar an dem türkisch-deutschen Vorstoß gegen den Suezkanal teil. Das war zu einer Zeit, in der sein Vater Hussein sich schon aus die Sette der Engländer geschlagen hatte und der berühmte Oberst Lawrence und Major Philby den „Aufstand in der Wüste" inszenierten, -er England manche Stange Gold kostete. Es gelang Oberst Lawrence, mit Faisal zu verhandeln: Faisal ging zu seinem Vater und damit zu den Engländern über. Dieser Schritt war entscheidend für den Krieg tn Arabien. Faisal wurde nun Englands Schützling und kommandierte die arabische Nordarmee in Transjordanien gegen die Türken. Als der Krieg zu Ende war, zeigte Eng- land sich dankbar und machte Faisal zum König von Syrien mit -er Residenz Damaskus. Freilich sollte die erste Königsherrltchkeit nicht lange bauern: denn als die Franzosen das Protektorat über Syrien bekamen, jag ten sie den Günstling der Briten davon. Dafür wurde Faisal am 23. August 1921 Emir des Irak, dessen Thron man für ihn sreimachte. Der Emir, ist gewiß ein typischer Orientale, gewandter Reiter und schneidiger Stammesführer, dem die Beduinen den Beinamen „das im Ntedersanscn blitzende Schwert" gaben. Aber er ist in gleichem Maße, wenn es nottut, vollendeter Europäer. Der Engländer Iesfrtes, der ihn einmal in Damaskus besuchte, beschrieb später, wie der vor nehme Mohammedaner mit zarter, leiser Stimme zu ihm sprach, und neben ihm lag ein Band französischer Gedichte. In Bagdad, in seinem prunklosen Arbeitszimmer, trägt er meist englische Offiziersuniform, und abends bei den präch tigen Empfängen erscheint er im Frack mit Lackschuhen. Ein Harem ist zwar noch vorhanden, aber der ist Formsache: König Faisal begnügt sich mit einer Frau. Man kann darüber streiten, ob nun die Enropareise zur orientalischen ober zur europäischen Seite des Herrschers ge hört: jedenfalls scheint sie zu offenbaren, dast der Emir auch mit den Methoden des Kapitalismus und der Verquickung von Politik und Geschäft zu arbeiten versteht, die ja viel fach ein Kennzeichen unserer Zeit ist. Es ist nämlich ver schiedenes durchgcstckert über geheime Verhandlungen wegen des Mossul-Petroleums, der Oclquellen. die sich am Fuße beS Gebirges hinziehen. Hier liegt der Schlüssel für den Auf enthalt Faisals und seines Ministerpräsidenten Nuri-Pascha, der ihn begleitet, in London, und ebenso für die Reise nach Berlin. Vor dem Kriege besaß die Deutsche Bank als Tetl- konzession der Bagbabbahnverträge umfangreiche SchürfungS- rechte auf Erdöl tm Irak, die von der Deutschen Petroleum gesellschaft auSgcwertet werden sollten. Aus der deutschen Gesellschaft, deren Anteile ans Grund der Frtedenöverträge aufgetetlt wurden, entstand die Irak - Petroleum - Tomvany, und neben den Engländern wurden auf Grund des Prin zips der „offenen Tür" auch Franzosen und Amerikaner beteiligt. Während nun die Amerikaner und Engländer den Abbau der Läger verzögern, da ihr Bedarf durch ander« Quellen reichlich gedeckt ist, und sie Reserven für die Zukunft haben wollen, haben die Franzosen ein wirkliches Interesse an dem sofortigen Abbau des Petroleums. Auch der Irak« Gras Weilar- zur Fragt -er SlaalSiorm