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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920806011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892080601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892080601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-08
- Tag 1892-08-06
-
Monat
1892-08
-
Jahr
1892
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Tabellarischer and Ztff«usstz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morqe».Ausgabe, ohne PostbesSrderuug ^il 60—, mlt Postbesürderung 70.-4 Annahmeschluß für Inserate: Abeud-AuSgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgen» A«»gab«: Nachmittag« » Uhr. Sonn» und Festtaa» früh '/,S Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» je «ine halbe Stunde früher. Inserate sind stet« an di« GrtzeditiLn zu richten. Druck und Verlag von L. Pol» in Leipzig Sonnabend den 6. August 1892. 88. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den V. August, Vormittags nur bis Vsi) Uhr geöffnet. LxpetMlon ä68 I^elpTlxer Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, dt« An- und Absnhrt sür die am 6. und 7. August v. ftattfiudeudr» Rennen betreffcud. 1) An diesen Tagen ist Nachmittags von 1—6 Ulir der Schciben- weg vom Schleußiger Weg ab bis zum Jvhannapark-Wege sür den öffentlichen Fahr- und Reiwcrkehr und vom Schleuniger Wege bi» zum Kettenstcg auch sür deu Fußvcr- lehr gesperrt. 2) Die Anfahrt kann von allen Straßen erfolgen, nur bleibt sür dieselbe der Weg durch das Scheibenholz gesperrt. Diejenigen Wagen, deren Insassen an der Tribüne aus» steigen wollen, haben links von der an der Tribüne errichteten Einfriedigung hintereinander und nicht nebeneinander an» zufahren; diejenige» Wagen, welche mit Karten versehen sind und direct nach dem Wagenplatz fahren wollen, haben rechts an der Einfriedigung vorüberzufahren. L) Bis zum Schluß der Rennen haben fämmtliche Wagen durch das Scheibenholz abzufahren. t) Nach Schluß der Rennen haben die zur Rückfahrt bestimmten Wagen ausschließlich auf der Westseite der Einfriedigung an» bez. vorüberznfahrcn. DaS Vorfahren vor der Front der Tribüne ist verboten. 5) Nachmittag» von 1—S Uhr darf aus dem Schleußiger Wege kein Wagen halten. 6) Für Fahrten nach der Rennbahn haben sich die Droschken kutscher dos Fahrgeld i« voraus bezahlen zu lassen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bi» zu 80 -dl »der mit entsprechender Haft bestraft. Leipzig, am 31. Juli 1892. Der Rath und das Polizriamt der Stadt Leipzig. O.K.23L0. ör. Tröndltn. Bretschuetdrr. Bekanntmachung. Mit Rücksicht auf da» mehrfache Vorkommen von gleichen Brundstücksnummern in der Roftstratze zu Lei-zig-Lindenau haben wir die Abänderung der in Frage kommenden Nummern in der »acherfichtltchen Weife beschlossen: Rotzftratze: Von der Harkortstraße au»: Alte Nr. Brandkat.»Nr. Nene Nr. Grundstücksbesitzer Roßstraße Nr. 1 » »6 » »6 664 Abt!,. 4 624 » . Nr. 1v » 6 » 6d W. O. Billhardt. E. S. Mühlig. Leipzig, am 1. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. ' ' . Eicht Io. 4058. I)r. Tröndltn. Cichorius. Gesucht wird der am 22. Januar 1847 in Neuwerder bei Rochlitz geborene Handarbeiter Julius Heinrich Hermann Scidler, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalteu ist. Leipzig, den L August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. (7üe«en-Amt. Adth. U.) I. ». ^ k. II, I 4848. Res. vr. Fincke. Heinichen. Aus der Werkstatt des Mramontanismus. 8». Mit der vollständigsten Zernicktung aller juristisö und moralischen Beschuldigungen ist der Proceß Baare zu Ende gegangen. So muß man ihn nennen, wenn auch die gegen den Eommerzicnralh Baare geschleuderten Vcr dächtigungrn nicht einmal zur Eröffnung de« Haupt Verfahrens auSgercicht haben. Denn cs war «in gegen ihn, den angesehenen Gegner, von den Ultramontanen an- gezcttelter Tendenzproceß. Er ist zwar äußerlich aus eincm BeleidigungSproceß Baare'S gegen den Nedacteur FuSangel hcrvorgegangcn, aber die Verhandlungen haben ergeben, daß er seit Langem vorbereitet gewesen sein muß. Wenn irgendwo, so ist hier das Wort am Platze: „Ein Bubenstück, um einen Mann zu verderben." Der nationalliberaleParteimann,der überdies dem Fürsten BiSmarck nabe getreten war, sollte zu Grunde gerichtet werden. Ein geeigneteres Werkzeug al» FuSangel, dieser Typus des gewissenlosen ultramontanen Demagogen, hätte sich zu diesem Endzweck im ganzen Reiche nicht auf treiben lassen. Und FuSangel wiederum konnte keine berufenere Hilfskraft finden als den Ehrenmann Ouan tiu«, der immer und überall „auf seiner Aussage beharrt". Es schweben gegen den Gewährsmann Klagen wegen Unterschlagungen und etlicher Wechsclfälschungeix aber wa» macht das? Der FuSangel beiligt den QuantiuS Der „Zeuge" hat auch Geld von dem Berlag der FuSangel'- scheu Zeitung „als Darlekn" erhalten, aber nur „weil er keine Arbeit batte" — christliche CbaritaS, nichts weiter! Er sagt zu einem Schmied des Bochumer Werkes: „Wenn Du Geld brauchst, so gehe nur zu FuSangel" — bloS ein Beweis seiner guten Meinung von der Freigebigkeit des frommen Redakteur«. DerStaatSanwalt meinte, Ouantiu« habe geglaubt, je mebr er gegen die Angeklagten auSsage, eine desto größere Unterstützung werde er von den Anhängern FuSangel's er halten. Warum er das wohl geglaubt haben mag? Und er glaubt auch jetzt noch und hat zugegeben, eS zu glauben, daß für seine Person gesorgt werden wird. Alle« in Allem: da, wo man „binden und lösen" kann, war daS achte Gebot brhuf« der Umstrickimg Baare « suSpendirt. Da» ist die eine moralische Seite de« Anschlag«. Eine »adrrr betrifft die mit Sicherheit vorauszusehenden und auch cingetretenen Folgen für die deutsche Industrie. Eine der größten deutschen Werkstätten wird des seit 17 Jahren be triebenen, schändlichsten, die Abnehmer schädigenden und das ?eben der Reisenden gefährdenden Betruges bezichtigt, um persönliche und Parleirache zu kühlen Nicht einmal die Rücksicht auf die im Bochumer Revier zahlreichen klerikal gesinnten Arbeiter, deren Erwerb aufs Spiel gc- tellt wird, vermag den Haß von dem Aeußerstcn zurück- uhaltcn. Zu seinen Dcnunciationcn fügt FuSangel in einem Blatte Tag für Tag neue Anklagen wegen unerhörter Benachteiligungen dcö In- und Auslandes. Die Wirkung bleibt nicht au«, um so weniger, als die concurrircnden aus ländischen Industrien die Beschuldigungen gierig aufgreifen und Weiler verbreiten. Eine italienische Schifffabrtsgesellschaft wendet sich mit ihren Bestellungen von Deutschland nach England, eine spanische Eiscnbakiigescllschasl schließt den Bochumer Berein von einer Submission aus, in Madrid werden Ministerium und Kammern dringend davor gewarnt, in Bochum gegossene Kanonen in der Marine zu belassen, und es bedarf des energischen Einschreitens des deutschen Botschafters, um diesen Schlag abzilwelidcn. DaS Gleiche ist in Japan der s^all. Ja, der deutsche Botschafter in Rom seht sich genöthigt, an höchsten italienischen Stellen wieder holt und entschieden Verdächtigungen entgegenzutrcten, welche an der Hand der FuSangel'jcheu „bereits erwiesenen" Behauptungen nicht allein den Bochumer Verein, sondern die gesammte deutsche Industrie, vornehmlich zu Gunsten der französischen, zu schädigen suchten. Das sind nur einzelne Beispiele für die Wirkungen des Anschlages, und dieser war die erste Regung des eben entdeckten deutschen Herzens in der Brust des Ultramon- t a n i s m u S. Bewahrheitet hat sich, von kleinen fahrlässigen Unregel mäßigkeiten abgesehen, wie sie selbst in kleineren Etablissements unvermeidlich sind, selbstverständlich gar nichts. Die über einstimmenden Aussagen der Sachverständigen bilden eine glänzende Ehrenrettung des verleumdeten Werke« wie der deutschen Eisenindustrie überhaupt, nicht zum Wenigsten die des Holländers van Dut: „Ich nehme," so sagt ein Sach verständiger, „Gelegenheit, hier vor aller Welt zu erklären, daß aus sämmtlicken deutsche» Eisenwerken d>e größte Rcellität herrscht, daß aus den deutschen Eisenwerken mit viel größerer Exaktheit gearbeitet wird als im Auslände und daß die Eisenbahnverwallungen der deutschen Eisenindustrie daS größte Vertrauen entgegenbringen können, während gerade im Aus lande und ganz besonders in England ein gewisses Mißtrauen am Platze ist." Trotz dieser Aussagen werten aber selbst verständlich Herr FuSangel und „seine Anhänger", wie der Staatsanwalt sich auSdrückte, die Genugtbuung erleben, daß das sempor nliguiä kaeret sich auch hier bewährt. Der Proceß zeigt einen Abgrund der Verworfenheit, erzeugt durch politischen Haß. Unbekümmert um alle Neben- solgen, sucht man den politischen Gegner durch eine reislick überlegte, umsicktig und mit größter Scrupellosigkeit ge sponnene Jntrigue um die Ebre und auf die Anklagebank zu bringen. Und der Meister dcö schändlichen Werks ist daS hervorragende Mitglied einer Partei, die sich bc rufen fühlt, die angeblich zu Schaden gekommene deutsche Sittlichkeit mittelst ihres konfessionellen Systems zu heilen, eines Systems, welches die FuSangel hervorbringt, duldet, fördert und die QuantiuS ausfindig macht! Es ist von einer „Scheidung der Geister" gesprochen worden. Nun, Herr Ouantius und seine „Darleiher" stehen nicht aus der Seile, wo die »ationalliberalcn „Atheisten" sind. Sie arbeiten an der sittlichen Wiedergeburt durch den Consessionalismuö aus der anderen Seite. Und hinter ihnen, als sie daS Liigen- werk begannen, stanken — waS nickt vergessen werden darf — neben den ultramontancn und der geistesverwandten extremen conservativcnPressc die gesammtcn Organe deS Deutsch- fr ei sinn S, dcrDemo kr aten und der Socialdemo traten. WaS war es doch sür eine lustige Hetzjagd, die auf de» nationalliberalen „Schiencnslicker"! Kaum waren die Be schuldigungen ausgesprochen, so galle» sie auch sckon als er wiesen. Die radikale Phantasie warf sich mit Fleiß und Ge schick auf die Ausmalung der blcickcnden Gebeine von un gezählten Tausenden, die durch die Baare'schc Profitwuth ihr Leben auf geflickten Schienen eingcbüßt. Der „(Lumpan von FriedrichSruh" war gericktct von Mit- und Nachwelt. Und das Alles auf die nackte Behauptung eines FuSangel hin Umgekehrt, alsAH lward t die „Indens linken" entdeckt balle, war, gleichfalls im ersten Augenblick, der bcsckuldigte Löwe daS Opfer eines schändlichen Verleumders. Und Ablwartt war doch nur ein einziges Mal wegen Verleumdung vcr- urtbeilt, FuSangel aber balle Dutzende von Bestrafungen wegen Beleidigungen erlitte» und ei» dcutsckes Gerichl halte ihm bezeugt, daß er „mit der Ebre seiner Mitbürger leickt- fertig umgebe". Wir denken übrigens nicht gut genug von der in Betracht kominenden Gesellschaft, um z» glauben, daß sie nach der Verkündigung deS Essener UrtbeilS Beschämung beschleicht: sie wird sich nur verlegen suhlen und das nächste Mal gerade so handeln. Deutsches Reich. U. Leipzig, 5. August. Zwei strafproceffualische Unter suckungen haben in neuester Zeit die Aufmerksamkeit und daS Interesse weiter Kreis« aus sich gezogen, die wegen deS Xanten er Knaben morde- und die wegen angcblickcr GcsetzeSwidrigkeiten bei der Anfertigung und dem Vertäu von Eisenbahnschienen auf dem Bochumer Werke Für beide Untersuchungen gleichermaßen war Zweierlei charakteristisch: bei beiden wurde eine Schuldigfindunz der Angeklagten in einem bestimmten Parteiinteresfe (dort vom antiscmikiscken. hier vom socialdemokratisch-ultramontanen) eisrigst betrieben; in beiden fand aber nicht bloS eine Frciipreckung der Angeklagten statt, sondern — wa« nur äußerst selten verkommt — die Staatsanwaltschaft selbst erklärte beide Male sofort nack der BewciSausnahme. trotz einer Masse von Belastungszeugen, die dem Gerichte ge wissermaßen aufgedrängt worden waren, daß alle diese Zeugnisse nichts UeberzeugrntcS böten, und beantragte von fick au« ein freispreckendeS Urtbeil, welcke« denn auck erfolgte. Für die öffentlicke Moral geben aus diesen beiden Processen zwei bedeutsame Ergebnisse hervor: «in hocherfreuliche», wenn auch nicht unerwartetes: die nicht irrezuführende Unbefangen heit und Gerechtigkeit unserer Gerichte und unserer Ge- chworcnen, aber auch ein höchst beklagenswcrtheS: die kaum u bezweifelnde Thatsache, daß vielfache Anstiftungen zu alschem oder doch leichtfertigem Zeugniß versucht worden und daß diese Versucke leider nicht ohne Erfolg geblieben ind. Eine weitere, ebenso bedauerliche Ersckcinung ist die, daß selbst nach der so schlagenden Entkräftung der erhobenen Anschuldigungen in beide» Fällen gleichwohl die dabei betheiligtcn Parteien nicht aufhöre», eben diese An- chuldigungen offen oder versteckt zu wiederholen und damit immer von Neuem nicht nur der Ehre der dabei Betbeiligten, ja der ganze» Gesellschaftsklasse, welcher solche angehöre» (in dem einen Falle der Judensckast, in dem andern der Groß industrie), sondern auch der Ebre der Geschworenen, der Ge richte und der Staatsanwaltschaft zu nabe zu treten.^ Vcr- ticg sich doch ein antiseiuilischeS Blatt bis zu dem Frevel, den Cleve'schen Proceß als eine „Justizkomödie" zu bezeichnen! Es sind daS traurige Anzeichen einer tiefen Entsittlichung, zu welcker blinder Parteibaß führt. Wohin ist eS gekommen, wenn auf solche Weise nicht allein während einer Uuter- uchung auf Zeugen und Richter einzuwirken versucht, sondern wenn auch der gefällte Richterspruch so wenig respcclirt wird, daß nian trotz desselben nach wie vor die Unschuld der Angeklagten bemängelt? Hier genügt es unseres Er achtens nicht, daß solche Ausschreitungen in Wort und Schrift, in Partciversaiiimlunge» und in der Partciprcsse von der ganzen wohlgesinnten TagcSpresse auf daS Schärfste vcr- nrtheilt werde»; hier ist der Staat dem schwerverletzten öffentlichen Rcchtsgesühl eine wirksamere Sühne schuldig, er muß durch seine gesetzlichen Organe einerseits Diejenigen, welche sich eines salfckcn oder leichtsinnigen Zeugnisses schuldig gemacht, und ebenso deren Anstifter (nach den 88- 154, 156, 159, lOO dcö RcichSstrafgcsctzbucheS) zu ermitteln und zur Reckcnschast zu ziehen versuchen, andererseits diejenigen Personen, welche sich beleidigende Aeußerungen über Gerichte oder Staatsanwälte erlauben (8- 196 ebenda). Wir sind gewiß warme Freunde der Preß- und Redefreiheit, allein wenn dieselbe gemißbraucht wird, um die ganze bestehende Recktsordiiung in Frage zu stellen, um die Vollstrecker der Gesetze, Geschworene, Richter, Staatsanwälte, dem Volke zu verdächtigen, La ist cs Pflicht deS Staats, diese zu sckützen und die nothwendige Achtung vor Recht und Gesetz aufrecht zu erhalten. Unzeitize Schwäche in diesem Punkte wäre ein Vergeben gegen die öffentliche Moral. * Leipzig. 6. August. Wie gestern schon mitgetbeilt, bat die Aiittshauptmaiinsckaft für ibrcn Bezirk einige Er leichterungen im Kleinhandel mit Genußmittcln an Sonntagen ungeordnet. Diese Anordnung stützt sick aus eine ministerielle Entscheidung, welche von der hiesigen 5kreis- bauptmannschaft herbeigeführt worden ist. Es erachtet näm lich die KreiSbauptuiannschast für billig und zweckmäßig, das Fcilbieten von RahrungS- und Genußmittcln, zum Beispiel von warmen Würstchen, Wurst, Eier», Semmeln, eiusahem Kuchen, Obst, Fruchteis u. s. w., aus öffentlichen Wege», Straßen, Plätzen oder an öffentlicke» Orten von Seiten solcher Personen, welcke im Gemeindebezirk einen Wohnsitz oder eine gewerbliche Niederlassung besitzen (Gewerbeordnung 8- 42 d), a» Sonn- und Festtagen vom beendigten Nach »littagSgottcsdienstc ab ohne weitere zeitliche Bcschrän kung zuzulasscn, wenn die untere Verwaltungsbehörde zu Gunsten dieses Gewerbebetriebes von dcni ihr i» 8- 55» Absatz 2 der Gewerbeordnung cingeräumlen Rechte Ge> brauch macht. Nur die Beschränkung findet die Kreis hauplinanuschaft nach Befinden noch angczeigt, daß die erwähnte Vergünstigung ausschließlich für die von Spazier gängern und Landpartien berührte» Verkaufsstelle» zu er- ibcilcn sei. Tie KreiShanptmannschast gebt hierbei von der Anschauung auS, daß die untere Verwaltungsbehörde bei ibrcm Rechte, nach 8- 55a Absatz 2 der Gewerbeordnung Ausnabmen von dem Verbote i» Absatz 1 desselben Paragrapben zuzulasscn, ibrcrseils an die Sckranke» des 8- iOöft Absatz 2 der Gewerbeordnung und des 8- 60 der Ausführungsverord nung zu derselben vom 28. März 1892 gebunden sei. Dieser An schauung tritt daS Ministerium des Innern unter Hinweis daraus bei, daß die Sckrankcn des angezogenen 8- 105d Absatz 2 der Gewerbeordnung durck 8. 4>» derselben ibre ebenfalls zu beachtende Ergänzung finden, und daß selbst- vcrsländlick auch die Schranken von 8- deS Gesetzes über die Sonn-, Fest- und BußtagSfcier vom 10. Sep tember 1870 rinzubaltcn sind, abgesehen von den etwa vom BiindeSrath zu erlassenden Bestimmungen über die Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen die unteren Verwaltungsbehörden Ausnahmen von dem Verbote in 8.55a Absatz 1 der Gewerbeordniing zulasten dürfen. Jedenfalls ergiebt sich au« dem Vorbemcrkten, daß die unteren Ver waltungsbehörden den im Eingänge erwähnten Handel von Personen der in 8 42 b der Gewerbeordnung bezeichnelen Art an Sonn- und Festtagen aus eigener Machtvollkommen heit nickt länger als 5 Stunden zulasten dürfen, und cs ent steht nur die Frage, ob die Kreishauptniannschaft aus Grund von tz. 105 e der Gewerbeordnung diese GesckäftSzeit au«- dcbncn darf. Die Frage erledigt sich zunäckst sür den Handel mit solchen Waaren, sür deren Feilbietung die Kreisbaliptmanuschaft allgemein verlängerte Ge schäftszeit nach 8 l05o der Gewerbeordnung zugclassen hat. wie zum Beispiel bezüglich der oben mit ge nannten Semmeln. Im Uebrigcn dagegen wird zu prüfen sein, ob da« Bedürfniß der Bevölkerung die Ver längerung der Geschäftszeit fordert oder ob niwt vielmehr dem Bedürfnisse der Spaziergänger und Unternehmer von Landpartien genügt ist, wenn nur die gesetzlich zulässigen fünf GeschäftSstunten sür Händler der im Eingänge bezcich- nelen Art aus solche Nachmittags- und bczw. Abendstunden gelegt werden, in welchen der Hauptbedarf slatlfindet. Daß die sonntägige Geschäftszeit der Regel nach svätestenS um 4 Uhr Nachmittags schließen soll, bildet kein Hinderniß. da die abweichende Bedarsszeit genügenden Grund zu einer Aus nahme nach dieser Richtung bildet. Nur wenn auf diese Weise dem Bedürfnisse der Bevölkerung nicht genügt werden könnte, worüber die Kreisbauptmannsckaft nach ihrem pflicht- mäßiaen Ermessen z» befinden hat, würde eine Ausdehnung der Geschäftszeit nach K 105e rer Gewerbeordnung gerecht fertigt erscheinen. Die Erwerbs- und BermögenSverbaltniffe der Händler dürfen nach dem Gesetze den Aulschlaz nicht geben. ** Berlin, 5. August. Allmälig lassen sich die Wirkungen übersehen, welche die Novelle zum Krankenversiche rungsgesetz auf die centralisirten HilfScassen aus üben wird. Allerdings hatte eine in Hamburg abgehaltcne Versammlung der Casscnvorstände beschlossen, daß die (Lassen auch unter den veränderten Verhältnissen den Vorschriften des ß- fernerhin angepaßl, demgemäß also die Mit glieder von jedem sonstigen Versicherungszwang befreit steiben sollten. Aber die Stimmung der Mitglieder selbst war vielfach eine andere, wie sich bei den inzwischen abgebaltencn Generalversammlungen ergeben hat. WaS »nächst die größte der centralisirten HilfScassen betrifft, die hischlercasse, so beschlossen zwar deren Vertreter (mit 89 gegen 38 Stimmen), die Statuten in Gemäßheit deS 8. 75 umzuändern, allein bereits wird auS Mannheim gemeldet, daß die Mitglieder der dortigen Filiale gegen diesen Beschluß -rotestirt haben und Stimmen sammeln, um eine außer ordentliche Generalversammlung behufs Umstoßung des ge dachte» Beschlusses zu erwirken. Darnach scheint also daS Weiterbcstehcn der (Lasse in bisheriger Form keines wegs auf allgemeine Sympathie zu stoßen. Die Gcneral- verfammlung der allgemeinen Metallarbeiter-(Lasse (dieselbe kommt der Tischlercaffe an Mitgliedern fast gleich) and erst in voriger Woche in Weimar statt und man be- chloß mit nickt unbeträchtlicher Mehrheit die Umwandlung n eine Zuschußcasse. Daß auch die große Buchdrucker- rankcncasse sich in eine Znschußcafse nmwandeln wird, ist bereits bekannt geworden. Damit sind aber die Beschlüsse der Hamburger (Loiiseren; illusorisch gemacht worden, woran nichts dadurch geändert wird, daß kleinere (Lassen, wie z. B. die Buchbindercasse und die Silberarbeitercasse, auf Grund des 8- 75 fortbestebcn sollen. Dem Anscheine nach werden daher die bedeutendsten der centralstrten (Lasten mit dem l. Januar von der Bildsiächc verschwinden. Ab- zuwarlcn bleibt, ob sich, gleich den ÖrtSkrankencasseu, in den rößeren Städten freie locale (Lassen begründen werden. )u den Kreisen der arbeitenden Classen scheint eS sowohl an der iiötbigeii Lust hierzu, wie auch au der erforderlichen Einigkeit zu fehlen. * Berlin, 5. August. (Telegramm.) Fürst BiSmarck ist auch heute nicht mit dem Mittagsschnellzug ein- fctroffen. ES hatten sich zum Empfang auf dem Berliner owohl wie auf dem Babnhof in Spandau zahlreiche Herren und Damen, auch Lfsiciere eingesunken. Nachdem dir Babu- beamten milgelhcilt hatten, daß der Fürst beute nicht eiu- tresien würde, verließen die Wartenden den Perron. — Zu der MinistcrkrisiS wird der „Magd. Ztg." auS Berlin geschrieben: „Obwohl es sich jetzt hcraiisgestellt Hut, daß am letzten Sonntag eine Sitzung des StaatsininislenuinS, in der Meinungsverschieden heiten zwischen den Ministern zu Tage getreten sein sollten, nicht stattgcsundcn hat, so kann doch die Tdatfachc der Krisis nicht mehr bcsiritlen werden. Ihr Anlaß liegt aber, wie jetzt behauptet wirb, viel weiter zurück und ist auch keineswegs allein in widersprechenden Ansichten über die Steuerreform» frage zu suchen. Es ist daher auch eine nicht zutreffende Annahme, das, dadurch ein Ausgleich herbeigeführt werden würde, wenn der Finanzminister aus einen Theil seiner Rcsorm- vorschläge, namentlich aus die Aushebung der lex Huene, verzichten wolle, was auch von ihm erwartet werde. Die Entscheidung in der Rüctirittssrage, die schon vor mehreren Wochen angerufen morden sein soll, scheint b:S nach Beendigung der Sommerreisen deS Kaisers ausgesetzt worden zu sein, dürste aber nunmehr, da der Kaiser voraussichtlich am nächsten Montag wieder in Potsdam ein» treffen wird, nicht mehr lange aus sich warten lassen. Darauf die öffentliche Meinung vorziibereiien, scheint der Zweck der Inspiration gewesen zu sein, aus Krund deren zu Anfang dieser Woche die erste Mütheilung über die schon seit längerer Zeit schwebende, aber bi-her unbekannt gebliebene KrisiS in die Presse gelangt ist." — Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal ist zum Ehrenbürger seiner Vaterstadt Schwedt a. O. ernannt worden. Eine Devutaiion der städtischen Behörden hat dem Feldherrn den künstlerisch ausgeslalieten Ehrenbürgerbrief an seinem 82. Geburts tage aus seinem Ruhesitz Quellendorf bei Köthen überreicht. — Der ehcmatigc preußische Gesandte beim Vaticau von Schlözer ist hier eingetroffen. Von hier wird er sich zum Besuche seiner Verwandten in Lübeck begeben. Ueber den Ort, Len der Staatsmann sich zu seinem dauernden Aufenthalt ersehen wird, scheinen Bestimmungen noch nicht getroffen zu sein. — Ter diesjährige socialdemokratische Parteitag findet bekanntlich in Berlin statt, und zwar in den Tagen vom 16. Lctober ab. Svnntag, den 16. October, Abends 7 Uhr, treten di« Telegirten zur consitluirciiden Versammlung zusammen. Als Tagesordnung des Parteitags sind, dem „Vorwärts" zufolge, folgende Puiicte ausersehen: Geschäftsbericht des Parleivorsiandes; Bericht der Controleure; Bericht über die parlamentarische Tbätig» kcit der Reichstags-Fraction; die Maifeier 1893; der inler- nationale Congreß in Zürich; da« Genossenschaftswesen; die wirih» schasiliche Krise und ihre Folge, der allgemeine Nothstand; der Antisemitismus und die Socialdemokratie; Berathung derjenigen Anträge der Parteigenossen, welche bei den vorausgehen- den Punkten der Tagesordnung nicht bereit« ihre Erledigung ge funden haben; Wahl der Parteileitung und Bestimmung de- Ortes, wo sie ihren Sitz zu nehmen hat. — Wie der „Lib. Corr." gemeldet wird, ist am 2. d. M. über den Premierlieutenannt a. D. Herrn v. Normann-Schurow» der mit dem Premierlieutenant der Landwehr Herrn Wüsteuberg» Rexin wegen Beleidigung desselben in Lonflict gerathei» war und eine Hcraustorderuiig zun, Duell in beleidigender Weis» zurück» gewiesen Halle, da« Urtbeil deS Ehrengericht» de» 61. Infanterie» Regiment» zu Thorn verkündet worden. Dasselbe lautet aus Ab erkennung der Uniform und de» LssiciertttelS. Der Kaiser dal die Strafe in Aberkennung der Uniform gemildert. — Zum Streit Bollmar und Liebknecht erfährt die „BolkS- zeitung" aus München, daß Herr von Vollmar beabsichtige, durch Darstellung seines Streitfalles in einer besonderen Broschüre die breitere Oeffentlichkeit zur SchiedSrichterin ouszurusen. * Rostock. 4. August. Der Großberzoa, welcher seit dem 27. v. M. wieder im Jagdschloß Gelbcnsande weilt» er freut sich eine» guten Befindens. Alle, die ihn zu sehen Gelegenheit batten, rühmen da- frische, kräftige Aussehen de« LandeSderrn und seine elastischen Bewegungen, die nichts mebr von der im vorigen Sommer überstandenen schweren Krank- beit vermukben lassen. Wiederbolt ist der Großherzog im Gclbensander Revier, selber den Wagen lenkend, oder mit der Familie aus Ausflügen begriffen, die sich bi« an die See küste erstreckten, angelroffcn worden. * Ktrl. 5 August. (Telegramm.) Di« morgen stott» findende Taufe de« Panzerschiffe« v auf der Germani»»
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