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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ?u Bretnig Lolal-Aiijeiger für die Ortschaften Bretnio, HauSwalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch nnd Sonnabend. Abonnemenirpreis inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung-blatte«" r> .rteljührlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Haus l Mark 20 Pfennige, durch dir Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpu«zeil« io Pfq., sowie Bestellungen ans d«» AI gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche» Zeitu«,»boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen nnd Wiederholungen gewähr«« wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag l/,n Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag »/.LI Uhr einznsende». Schristleitung, VruA unb Vertag aon A. 8^«vlg, Bretnig. Nr. 85. Sonnabend, dm 27. November 1999. 19. Jahrgang. Bekanntmachung. Nach Verordnung de« Königlichen Ministerium» de« Innern vom 29. Oktober 1909 findet am t. Dezember b. I-, um ein» sicher« Unterlage für die Beurteilung der Vieh- und Fleischerzeugung im Lande zu erlangen, eilt L-dllM« ätk l» ditti-e» VN« VSsV«» <e»e» stetste, filüäel, Schweine, Zchsle »»« Liege« statt. E« werden daher hiermit alle Besitzer von ovenzenannten Vieharten aufgefordert, den Zählern am 1. Dezember d. I. ungesäumt mitzuteilen, beziehentlich zu übermitteln: L. die Zahl der Pferde, 2. die Zahl der Rinder, Bullen, Schnittochsen, Kühe, Kalben und Kälber nach Alter unter 6 Wochen, über 6 Wochen aber noch nicht 3 Monate, über 3 Monate aber noch nicht über 2 Jahre alt und 2 Jahre alt und älter, 3. die Zahl d«r Schweine unter »/. Jahr alt, »/. Jahr aber noch nicht Jahr alt, '/» J«hr aber noch nicht 1 Jahr alt und 1 Jahr alt und älter, 4. die Zahl der Schafe, und 5. die Zahl L»er Ziegen. Bretnig, 26. Nov. 1909. Der »emetndevorstand ?etr«Iß Oertliche- rm» Sächsische». Bretnig. U, Mittwoch abend» wurde auf einer Schlittenfahrt von einem hiesigen Seschirrführer unweit de« Waldhause» am Eierberge ein Pferd gefunden und mit nach Hause genommen. Dasselbe war seinem Führer, einem Knechte de« Spediteur« Kahl» in Dre«den, v«im genannten Gasthause au«- geriffen. Am anderen Tage konnte der Eigentümer sein Pferd in Empfang nehmen. — Neu« amtliche Postkarten. Die Post verwaltung wird jetzt auf Anregung der Berliner Handelskammer die Vorderseiten der Postkarten, von denen die linke Hälfte für schriftliche Mitteilungen fr»igegeben ist, ähnlich wie ihn die in der Privatindustrie Hergistellten Postkarten bereit« besitzen, mit einem senkrechten Strich versehen, der die Adresse von der Mitteilung trennt. — Der Lande«»erband Sächsischer Feuer wehren «endet im Interesse einer stetigen Erhöhung der Schlagfertigkeit und de» Lösch- «rfolge» der freiwilligen Feuerwehren Sachsen» nicht nur deren Ausbildung, sondern auch deren technischen Au»rüstung fortgesetzt lebhafte Auf merksamkeit zu. So setzt jetzt eine Bewegung ein, die die Besetzung de» flachen Lande« und der Provinzstädte mit Dampfspritzen zum Ziel» hat, ein Resultat, da» allerdings nicht von heute auf morgen zu erreichen ist, weil e« sich oabei nicht allein um die Beschaffung grober Mittel durch die Gemeinden, sondern vor allem auch um die Lösung organisatorischer Probleme handelt. Auf den Dörfern und in kleinen Städten arbeiten die Feuerwehren noch genau so, wi» e» Generationen lang bisher geschehen ist, bei großen und kleinen Bränden mit der Handdruckspritze, wa» eine ganz kolossale Arb«tt«leistung bei nicht allzugroße« Erfolg bedingt. In vielen Fällen ist der freiwillige Feuerwehrmann auch noch die motorische Kraft, welche die Spritze zur Brandstelle bringt. In Gemeinden mit Hochdruckwafferleitung und Feuerwehrhydranten ist ja selbstverständlich di« Sachlage schon um viele» besser; allein die Praxi« hat doch gezeigt, daß bet großen Brände», die die gleichzeitlge Anwendung vieler Feuerhähne erfordern, die zur Be kämpfung de« entfesselnden Element« vorhan- bene Waffermaffr für jede« Rohr «rhevlich ab nimmt und der notwendige Druck der Strahlen wesentlich vermindert wird. Alle diese Nach teile können nur beseitigt werden durch Dampf spritzen und anderemotorisch betriebene Spritzen werke. Angesicht» dieser Sachlage wird den Gemeinden empfohlen, Bezirk« oder verbände zu bilden, di» eine Damfspritze beschaffen, unterhalten und sie im Beoarftfalle sofort zur Verfügung zu stellen. Di» Hauptsache ist dabei, daß die Dampfspritze dort unterge- bracht wird, wo eine ständige, technisch gebil dete vedienung«mannschaft gewährleistet ist. Diese Forderung ist anzesicht« der vorhandenen gut geschulten freiwilligen und Fabrtkfeuer- wehren nicht allzuschwer zu erfüllen. Für den Bezirk derAmtShauptinannschaften Dresden- Altstadt und Dce«den-Neustadt hat der Vor sitzende de» Bezirktfeuerwehrverbandes Dresden und Umgegend Herr Brandinspekior Herrmann- Dre»den einen Plan zur Besetzung de« Ge ¬ biete« mit Dampfspritze» ausgestellt. Di Stadt und die Garniso» sind bereit« mit fün Dampfspritzen besetzt. Auch die Fabrikfeuer wehr zu Helfenberg besitzt eine Dampfspritze. Wenn nun noch im Sachsenwerke zu Nieder sedlitz, in der Gußstahlfabrik Döhlen, in den Gemeinden Stetzsch oder Cossebaude, in der chemischen Fabrik Radebeul und in Rade berg je ein« automobile Dampfspritze stationiert würde, so wäre für außergewöhnlich« Fälle und für große Brände da« fragliche Gebiet versorgt. Bei Beschaffung der Spritzen wird an eine angemessene Unterstützung durch di« Lande«brandversicherung«anstalt gedacht. E» ist wahrscheinlich, daß diese Angelegenheit be Beratung de« neuen Gesetze» über die Lande»- braudverstchirung«anstalt bezw. bei der Etat beratung im Landtag, zur Sprache kommt. Dre« den, 24. November. (Minister und Industrie) Etaateminister Graf Vitz thum vsn Eckstädt empsing am Mittwoch vor- mittag eine au« S Herren bestehende Abord nung de» Verbände» Sächsischer Industrieller. Die letztere sprach die Hoffnung au», daß der Verband auf die Unterstützung de» Minister« in den wichtigen Fragen rechnen könne, über die gerade in der kommenden Zeit Entschei dungen von großer Wichtigkeit devorstehen. Näher wurden der Abschluß »euer Handels- abkommen, die Frage der Schiffahrtsabgaben, die Reform der Brandoersicherungskammer und die Gemeindebesteuerung, sowie der Wunsch »er Industrie, in der Ersten Kammer durch selbstgewählte Vertreter für ds« Wohl de» Lande« mitzuwirken, zur vesprechnung gebracht. Der Minister stellte wohlwollende Erwägung der autgesprochenen Wünsche in Au«sicht. Dr erden, 24. Nov. Die Zweite Kammer beschäftigte sich heute mit einer frei sinnigen Interpellation, betreffend die Einfüh rung von Schiffahrtsabgaben. Nachvem Abg. Günther die Interpellation begründet hatte, erwiderte Staatsminister Dr. v. Rüger, der Bunde«r»t habe den Gesetzentwurf der preuß ischen Regierung betreffend die Schiffahrtsab gaben, ohne sich sachlich mit ihm zu befassen, den Ausschüssen überwiesen. E» habe daher noch keine Regierung Gelegenheit gehabt, Stellung zu dieser Frage zu nehmen. Selbst verständlich habe die sächsische Regierung mit den anderen vund««staaten Fühlung genommen, jedoch könne er zu seine« Bedauern über die Verhandlungen nicht» mitteilen, da st« streng vertraulich geführt «ürd»n. Ueber den Stand punkt der sächsischen Regierung könne da» Hau» nicht im Zweifel sein. Im Gegensatz zu Preußen zählt Sachsen nach wie vor zu »en Hegnern der Schiffahrtlabgaben. Bei der darauffolgenden Besprechung der Inter pellation erklärten sich die Redner sämtlicher Parteien gegen die Einführung der Schiff- fahrt»abgaben. — In diesen Tagen verließen zwei Dres- dener Architekten, die Herren Diplomingenieur Conrad Preußer und Paul Maresch, Reserve offiziere im 28. Art.-Reg. zu Pirna, die Heimat, um im Auftrage der Deutschen Ocientgesellschast über Alexandrien und Beyrut zunächst nach Höms in Syrien zu gehen, oem alten Emasa, und dort eine Karawane zu- sammenzustellen, mit der sie nach Mosul am Tigri» und «eiter zu den Au»grabung»stätt,n de« alten Affur reisen werden. Beide Herren sind an den dortigen Au«grabungen berei» 2 Jahre tätig gewefin, deren Leiter ein dritter Dresdner Architekt, Herr Dr.-Jng. W. Andrae, ist. Die Herreise nach Europa, die «twa vor einem halb»» Jahre stattfand, benutzte Herr Maresch, um die Ruinen am Djebel (8«rg) Sindjar zu untersuchen, der in der Wüste mitten zwischen Euphrat und Tigri» liegt. Herr Preußer wählte auf »er Herreise einen Weg durch Kurdistan, um dort die Reste der sehr merkwürdigen Bauten zu studieren, welche die im 4. Jahrhundert entstandene christliche Sekt» der Nestorianer hinterließ. E« gelang ihm, eine Reihe von Klöstern zu entdecken, in denen die Angehörigen dieser und der etwa» jüngeren Jakobitischen Sekte noch heut» in «eltsernrr Abgeschiedenheit mitten unter J«la- miten wohnen. Dre» den, 23. Roo. Der nachmittag« halb sechs Uhr von Wilsdruff nach Meißen verkehrende Personenzug mit Güterbeförderung blieb gestern infolge Schneeverwehung zwischen Klipphausen und Ollendorf im Schnee stecken. Der Zug erlitt eine dreistündig« Verspätung, — Die Seuche der Schundliteratur. Lie der sind Kinder da« Opfer der Schundlitera tur geworden. Wie der „Leipz. Abendzeitung" geschrieben wir», ereignete sich im sächsischen Orte Nehmitz ein Vorfall, der rein auf die K»sten der Jndianerschmöker und sonstiger Schundliteratur zu setzen ist. Die handelnden Personen waren Knaben von sieben bi« n«un Jahren. Die hoffnungsvollen Bürschchen hatten ihrem eigenen Bruder einen Strick um den Hal« gebunden und den Jungen an »inen Baum aufgehangen. Eie wollten da« un glückliche Kind nach Jndianerart „martern", wie die Bürschchen später gestanden, und hatten tatsächlich schon de« Knaben eine Wunde an »er Brust beigebracht. Zum Glück kamen in diesem Augenblicke mehrere ältere Knabrn de» W»g», die den am Baum« Hängenden befrei- e» und die Peiniger «acker verbläuten. Leider hat diese Lektion aber keine Wirkung gehabt; denn wenige Stunden später über- ielen die jungen „Wilden" den Schulknaben F., der seinem Vater da« Mittagessen bringen wollte. Die drei nahmen F. kurzerhand da« Essen weg und verzehrten »«, tranken den Kaffeekrug au« und warfen da« Gesäß in die vorüberfließenüe Schnauder. Der klein« F. wurde an Händen und Füßen gebunden, »den- all« an einen Baum gehängt und sollt« ge rade „gemartert" werden, al« der Zimmerer O. hinzuka«. Ihm gelang e», da« Kind, da« chon bedenklich nach Luft rang, in» Leben zu- rückzurusen. Die drei Jungen sollen, wie verlautet, durch da» Lesen von Jndianer- düchern und Räubergeschichten zu ihren Taten aufg-stachelt worden sein. Dazu komm:, daß die Beaufsichtigung der Knaben nicht genü gend ist, da die Mutter von früh bi» abend» auf Arbeit gehen muß, um die Familie zu ernähren. Der Vater befindet sich angeblich auf Wanderschaft. Für die Täter wird Für sorgeerziehung notwendig sein; zugleich aber zeigt der Fall, daß der Kamr; gegen dir Schundliteratur, die die Phantasie unserer Kinder verdirbt, unermüdlich fortgesetzt «»rden muß. E» sollt» kein« Stadt und kein Dorf in Deutschland mehr geben, wo nicht energisch gegen diese gemeingefährliche Seuche einge. schritten wird. — Falsche Scha«. Unter sonderbaren Umständen ist in Zwickau »in junger Mann zu Tode gekommen. Dir Siebzehnjährig« machte eine» Tage» mit mehreren Freunden und Freundinnen einen Aueflug, al« ihn »in Bedürfnis antrat. Er unterorücki« die» aber, weil er sich schämte, in Gegenwart der Damen davon Mitteilung zu machen, wohl auch, «eil er nicht die rechte» Wort« dafür fand. Diese falsche Scham sollte sich jedoch bitter rächen. Leim lleberspringen eine» Graben« platzt« ihm infolge der Erschütterung die Harnblase, und «inige Tage später ist der gesunde und kräftig« Jüngling nach qualvollem Leiden ge storben. — Der Wirtschaft«b«sitztr Köhler in Sayda hatte Gäste und wollte denselben ein« Flasche Wein kredenzen. K. trank zuerst und brach mit lautem Schrei zusammen; die Flaschen waren verwechselt worden. Köhler hatte Salz säure getrunken. Der Unglückliche liegt tot krank danieder. Leipzig, 24. Nov. Die Verhandlung gegen den Kaufmann Große» au« Steglitz bei Berlin, der am 16. Nov. v. I. im Retch«- gericht nach einem verlorenen Prozeß den Rechnung«rat Straßburg erschoß und den Riich»gertcht«rat Männer schwer verletzt«, wird am 9. Dezember und den folgenden Tagen vor dem hiesigen Schwurgericht statt finden. Die Klage lautet auf vollendeten und versuchten Totschlag. Kirchennachrichten von Bretnig. 1. Advent: SV, Uhr: Beichte und Abend mahl. 9 Uhr: Predigtgotteddienst, Text: Röm. 13, 11—14. Nach d»r Predigt feierliche Verpflichtung der neugewählten Herren Kirchenvorstände. Nachmittag« 5 Uhr: Abendmayl«gotte«dienst. Getraut: Bernhard Robert Haase, Hauebes. und Fuhrgeschäft«inhab«r in Großen hain mit Martha Elisabeth Bo»en. Gestorben: Agne» Amalie Ca«par, Ehefrau, 68 I. 1 M. alt. Lv-Int» Männel- «nä Iüns«»«»velet» IlttNig. Abend« 8 Uhr im Ank«r: Ver- sammtuug. ' Kirchennachrichten vonGroßröhr«dors. Geburten: Johanna Luise, T. o. Musiker« und Fabrikarbeiter« Ernst Feodor Sehrtcke Nr. 314 i. — Meta Ilse, T. o. Kutscher« Ernst Paul Tomschke Nr. 57g. — Gertrud Christine, L. o. Kaufmann» Richard Bruno Werner Nr. 83c. Aufgebote: Kutscher Friedrich Ernst Becker Nr. 84c uno Marie Hal»a verw. Kranke geb. Seyrr, Sörnewitz. Slerdefälle: Wilhelmine Brade geb. Schma ler, Ehefrau des Weichenwärter« Karl August Brade Nr. 86:, 63 I. 2 N. 28 T. alt. — Banofabcikant Iuliu« Theodor Höfgen Nr. 335, 51 I. 3M. 28 L. alt. — Amalie Augusts oecw. Hennig geb. Nitsche Nr. 63e, 81 I. 5 M. 22 T. alt.