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V, Tageblatt für die 7,. Jahrg Bad Schandau, Dienstag, den 25. Januar M7 Nr. 20 M Prqr«U Ser kommile« RkM«U Drewitz, daß Lie Mier von 78 Jahren gestorben. Fraktion Hermann Die Verhandlungen und den Vertretern der Wirtschaftlichen Bereinigung Drewitz und Alpers. Gegen 8 Uhr abends empfing der Reichskanzler den Vorsitzenden der sozialdemokratischen M ü l l e r - F r a nke n zu einer Aussprache, werden morgen vormittag fortgesetzt." Wie die TU. erfährt, erklärte Ler Abg. Die Wirren in Nikaragua. Mexikanische Proteste gegen Nordamerika. Der Führer der Liberalen, Sacasa, erklärte, er sei be reit, znrnckzntretcn, falls Diaz ans die Präsidentschaft zugunsten einer dritten neutralen Persönlichkeit verzichte. Saeasa hat auch im Gegensatz zu Diaz das Vermittlmigs- augebot Guatemalas angenommen. In der Stadt Mexiko hat eine Massenversammlung stattgefuudcn, in der gegen den Imperialismus der Ver einigten Staaten gegenüber Lateinamerika Protest er hoben wnrdc. Es kamen Flugschriften des Verbandes der Antiimperialistcn Nord- und Süoamcrikas zur Ver teilung, in denen es heißt, China, Java und Indien kämpften für die Freiheit. Auch Amerika, das von Wall street als große Kolonie behandelt werde, rebelliere. Mexiko nationalisiere den Grundbesitz, Nikaragua opfere sich für den Gedanken der nationalen Selbständigkeit auf. 5000 Personen haben an der Versamm','Nlts teAgenommen. Berlin, 24. Januar. Amtlich wird mitgeteilt: „Reichs kanzler Dr. Marx nahm heute vormittag die Verhandlungen über ein Rcgicrungsprogramm mit den in Betracht kommenden Fraktionen des Reichstages auf. Zunächst wurden in Gegenwart des Reichsarbeitsministcrs Brauns und des Ncichsaußcnministcrs Dr. Stresemann die Vertreter der deutschnationalen Frak tion unter Führung des Grafen Westarp zu einer einleitenden Besprechung empfangen. Im Laufe des Nachmittags halte der Reichskanzler nacheinander Besprechungen mit den Vorsitzenden der Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartci Dr. Scholz Wirtschaftliche Vereinigung mit der geplanten Rcgicrungs- bildung einverstanden sei, behielt aber die Stellungnahme seiner Fraktion zu dem ihm unterbreiteten Programm für die Regie rungsbildung und die Beantwortung der Frage, ob die Fraktion sich durch Präsentierung von Ministern aktiv an der Regierung beteiligen wolle, der auf Dienstag angesehten Jraktions- sitzung vor. Die Unterhaltung des Reichskanzlers mit dem Abg. Müller- Franken trug lediglich informatorischen Charakter. Der Kanzler unterbreitete dem -Abg. Müller-Franken sein Regie» rungsprogramm und unterrichtete ihn über den Stand der Ver handlungen. Fraktionssitzung der Deutschnationalen. Berlin, 24. Januar. Die dcutschnationale Reichotagssrak- tion gibt über ihre heutige Sitzung folgenden Bericht aus: Die Fraktion nahm den Bericht der Unterhändler entgegen und billigte ihr Verhalten. Eine neue Erklärung der dcutschnationale» Rerchstagssraktion. Berlin, 24. Januar. Die dcutschnationale Reichstags fraktion erläßt folgende Erklärung: Einzelne Zeitungen wiederholen trotz der mittlerweile er folgten energischen Zurückweisung seitens aller angeblich be teiligter Personen die Behauptung, daß zwischen katholische» Abgeodnertcn der dcutschnationale» Reichotagssraktion und de» Zentrum unter Beteiligung hoher katholischer Würdenträger be hufs Annäherung beider Parteien vertrauliche Verhandlung«» u. a. über die Konkordatssragc geführt worden sind. Wir könne« nach Rücksprache mit allen katholischen Abgeordneten der deutsch- nationalen Reichotagssraktion nochmals erklären, daß vorgedachke Meldungen in jeder Hinsicht unwahr sind und nur als Tendenz lügen gewertet werden können. Die liberale Vereinigung zur Regierungskrise. Berlin, 24. Januar. Von der liberalen Bereinigung wird mitgctcilt: Der geschäftsführcndc Ausschuß der Liberalen Vereinigung hat in seiner Sitzung am Montag die politische Lage eingehend besprochen, wie sic sich durch dcn jetzigen Stand der Verhand lungen zur Bildung eines neuen Kabinetts ergibt. So wünschens wert schon aus außenpolitischen Gründen das Zustandekommen einer gesicherten Mehrhcitsrcgierung ist, war man sich in der Er kenntnis der schweren Gefahren einig, die durch ein Zusammen wirken des Zentrums mit den Dcutschnationalen in Fragen der Schul- und Kirchenpolitik hcraufbeschworen werden. Da die Vormachtsstellung des Zentrums auf der Spaltung des Liberalis mus beruht, wurde beschloßen, in allen liberalen Kreisen die Aufmerksamkeit auf diese dem freien deutschen Geistesleben drohende Gefahr zu lenken und auf eine einheitliche Abwchrfront hinzuarbcitcn. Wtr eilige Leser. - Ein heftiges Erdbeben wurde gestern morgen 0,20 Uhr in Südnorwcgcn wahrgenommcn. Am gleichen Tage kurz vor 5 Uhr wurden in verschiedenen Teilen Schottlands, in Island und auf dcn Orkney-Inseln heftig- Erdstöße wahrgcnommen die unter dumpfen Getöse von 20 Sekunden bis zu anderthalb Minuten andaucrtcn. Wenn auch kein Schaden angcrichtet wurde, so er griff doch die Bevölkerung große Unruhe. Viele Menschen ver ließen die Häuser und hielten sich einige Stunden im Freien auf. * Wie der Quai d'Orsay mitteilt, hat das Versailler Militär« «omitce nunmehr den Bericht de» Interalliierten Militärkon- trollkommission aus Berlin erhalten und mit seiner Prüfung be reits begonnen. In unterrichtete« Kreisen rechnet man mit der Möglichkeit der Einberufung der Botschafterkonferenz für den kommenden Sonnabend oder Sonntag. * Die heftigen Schnccstürme, die in ganz Venetien wüten, haben vor allem an den Telegraphen- und Tclephonleitungen großen Schaden angerichtet. Die direkte telegraphische und tele phonische Verbindung Venedig—Rom ist unterbrochen. * Da die Zahl der Grippekranken in Sofia ständig im Steigen begriffen ist, wurden die Schulen, Theater und Kinos behördlich geschlossen. Alle öffentlichen Veranstaltungen sind verboten. * In der vergangenen Nacht ist in Straßburg eine Höllen« Maschine explodiert. Sämtliche Fensterscheiben der Umgebung zersprangen. Einige Häuser wurden schwer beschädigt. Es soll sich um dcn Racheakt eines Mannes handeln, der kürzlich aus seiner Wohnung ausgewiesen wurde. * Am Sonntag ist in Paris der französische Chemiker und Er finder des Explosivstoffes Melinit (1887), Eugen Truoin, im Verhandlungen über Mark' Regiemngsprogramm. Aussichtsreiche Besprechungen mit den Dcutschnationalen. Reichskanzler Dr. Marx hat am Montag die Ver handlungen mit den Dcutschnationalen über ihren Ein tritt in die Ncichsrcgierung ausgenommen. Dcn Be sprechungen wohnten außer dem Reichskanzler, Reichs- außcnminister Dr. Stresemann, Reichsarbeitsminister Dr. Brauns Graf Westarp sowie die dentschnationalcn Abge ordneten Rippel, Wallraf, von Goldacker und Trevi- ranus bei. Reichskanzler Marx hatte für die Beratungen ein ressortmässig ansgearbcitcteS Regier» ngspro- gram m zugrunde gelegt. An der Ausarbeitung dieses Programms sind neben Dr. Marx auch die bisherigen Minister Dr. Stresemann, Dr. EurtiuS^Dr. Brauns und Dr. Bell beteiligt gewesen. In parlamentarischen Kreisen wird angenommen, das, diese Minister auch der nächsten Reichöregicrung angehören werden. Der Programmen«' wurf sicht in der Außenpolitik die Fortsetzung der Locarnopolitik, loyale Mitwirkung Deutschlands im Völkerbund und die Fortführung der Außenpolitik Deutschlands in der bisherigen Art vor. Ein weiterer wichtiger Punkt des ProgrammcntwurfS sei der Schutz der Republik gegen Organisationen, die auf einen Sturz deö gegenwärtigen Verfassungüstaates hinarbeitcn, sowie dcn Schutz der republikanischen Hoheitszeichen gegen Verleumdung und Angriffe. In der Frage der Reichswehr wird in dem Programmcntwurf Bezug genommen auf eine Erklärung des Reichskanzlers von« 17. Dezember vorigen Jahres, in der eö hieß, daß Ange hörigen der Reichswehr jedes Zusammenarbeiten mit politischen Verbänden verboten sei, daß die Annahme von privaten Geldspenden der Zustimmung deS Reichöwehr- ministcrs bedürfe, daß ferner eine Liste der auf Privat- vcrtrag bei der Reichswehr angestcllten Personen bis zum Ettde des EtatöjahrcS vorgclcgt werden müsse und daß schließlich die Bestimmungen für daö Ersatzwesen einer Prüfung, eventuell einer Änderung unterzogen werden sollen. Die Dcutschnationalen brachten zu einzelnen Punkten deS Programmentwurfs Ergänzungöwünschc vor. Die Verhandlungen sollen am Dienstag fortgesetzt werden. Inzwischen haben die Unterhändler der Dcutschnationalen ihrer Gesamtfraktion Bericht über das bisherige Ergebnis der Besprechungen mit dem Reichs kanzler erstattet. Reichskanzler Dr. Marx soll nach den Beratungen am Montag sich dahin ausgesprochen haben, daß ihr bisheriger Verlauf als nicht ungünstig bezeichnet werden kann. Lie Paragraphen von Ber,aMes umfassen mit Polypen- armen den ganzen Körper der deutscksen Nation und suchen mit einer an Sadismus grenzenden Grausamkeit unsere Entwick lung zu verkrüppeln nnd einen kraftvollen Wiederaufstieg zu hemmen. Die Ueberwindung des Werkes von Versailles ist so mit eine Leistung, welche restlose Hingabe erheischt. Alle geisti gen und physischen Potenzen der Nation werden dazu heran- gczogen werden müssen. Slber wenn die Kräfte eines einzelnen Lösung solcher Aufgabe uusreichen, dann wurzeln diese Riesenkräfte in der deutschen Nation, irt ihrem ureigensten ganzen Art feiner wissenschaftlichen Torschuna. -- "Hl ourcy yorizoniale, sonoern durch vcrlilrale Entfaltung aller Energien können die Fesseln gesprengt iverden. Es handelt sich nicht darum, in die Gesängniomancrn Breschen zu legen, sondern aus ihnen emporzuwachscn und sie zu über flügeln. Damit ist der einzuschlagcnde Weg gekennzeichnet. Er weist nach aufwärts! Und so kann letzten Endes die große Not der Nation zu Segen gereichen. Denn die in den einzelnen Sektionen zu - " Arbeiten werden aus alle Zweige des geistigen und wirtschaftlichen Lebens anregend und befruchtend wirken, indem ste zu unerhörten Leistungen ansnornen und begeistern... - Beaeisternnn aber ist die Quell« großer Taten! SetteiungspoMllk. Bon Robert von Sch e n k.Mailand. Die menschliche Natur weist eine markante Eigenschaft auf: die Anpassungsfähigkeit. Der Arzt, der bei einge- tretener Erkrankung sich nur aus diese Anpassungsfähigkeit ver läßt, während cs seine Pflicht ist, dafür zu sorgen, daß die Ab- wchrkräste des Organismus erhöht weroen, begeht einen schweren klinischen Fehler. Denn Anpassung bedeutet noch keine Heilung. Die moderne Therapie ist vielmehr bestrebt, alle im Körper des Kranken vorhandenen Energien zu entfachen und zur Entwicklung der Antitoxine anzuregen, die allein im Stande sind, die Krankheitserreger zu zerstören. Gelingt dies dem Arzte, dann gesundet der erkrankte Organismus. Der Zustand, in welchem das Versailler Diktat das deutsche Volk versetzt hat, stellt eine akute, schwere Krankheit dar. Da- her ist jeder Gedanke abwegig, der nur durch Entwicklung der Anpassungsfähigkeit dieser schweren Erkrankung Herr zu wer- den versucht. Eine Politik, die sich in solchen Bahnen bewegt, vermag niemals die Nation aus ihrem Siechtum zu neuer Lcbensblüte zu führen, würde vielmehr ihre Lebenssäfte nur nutzlos verbrauchen, weil diese auf die Dauer durch die in dcn Paragraphen von Versailles enthaltenen Toxine aufgczchrt iverden. Die deutsche Politik muß demnach darauf gerichtet sein, die Antitoxine zu produzieren, um die Giftstoffe des Ver sailler Diktates zu zerstören und ihre Wirkungen zu paraly sieren. Was bisher zur Bekämpfung des Versailler Diktates geschehen ist, kann — um im Bilde zu bleiben, — nur als „symptomatische" bestenfalls als „partielle Behandlung" der Krankheit gewertet werden. Damit ist die Krankheit jedoch . nicht zu bannen, weil der Krankheitsherd nicht xestlos ersaßt wird: daher kann der Inbegriff deutscher Politik nur in der planmäßigen Zerstörung des Werkes von Bcrsaillcs bestehen. Entgegen allen bisherigen Erfahrungen in der Weltgeschichte ist dieses Problem nicht lediglich durch Gewaltmittel zu lösen. Denn es handelt sich vornehmlich nm eine wissenschaftliche Aus gabe und zwar um die Schaffung und Entwicklung jener Anti toxine, welche die im Werke von Versailles enthaltenen Gift- stosfe unschädlich machen müssen. Mit anderen Worten: Es gilt zunächst auf synthetischer Grundlage auszubauen und zur Schaf fung des Werkes alle Zweige dqs Wissens, der Technik, der Industrie nnd des Handels zu gemeinsamer Arbeitsleistung auf- -urufen und heranzuziehen. Gesonderte Arbeitsgruppen sind zu bilden. Jede Sektion hat unabhängig von dcn übrigen Gruppen die Paragraphen des Versailler Diktates einem eingehenden Studium zu unterziehen nnd ein selbständiges Referat zu erstatten, d. h. Mittel, Wege und Richtlinien anzngeben, auf Grund derer die einzelnen Toxine der betreffenden Artikel paralysiert werden können. Jede Arbeitsscktion versaßt somit gewissermaßen ihren eigenen Codex. Alle Arbeiten sind in einem besonderen Zentral- ^»stitut zu vergleichen und in strenger, sachlicher Prüfuna zu sichten, so daß der — als Ergebnis aller dieser Prüfungen — c n tstehende Einheits-Codex, nach bestem menschlichen Ermessen, zum grundlegenden Gesetz, somit zur Magna Charta «Iles künftigen Handelns erhoben werden kann. Vor allem wird dieses Werk ein klares Bild der Gesamt- iage ergeben, weil es über die Kräfte, welche zur Verfügung liehen, sowie über das, ivas fehlt nnd neu zu schassen ist, ne- uauen Aufschluß erteilt. Wir werden somit wissen, nach welcher Richtung unsere Anstrengungen sich zu entfalten haben. Damit wäre aber sch°" ein großer Schritt nach vorwärts getan, denn unsere ganze politische Einstellung bekäme dadurch eine aktive Tendenz. Druck und Lcrlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hickr, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Roh»lapper ' . 7" — »«zugs- Anzeigenpreis (in RM.): Die 7g«spalten« 35 mm breite Petitzeil« 15 Pfg., für »u^ Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme b» Sonn« und L-Mabboler 80 Pfg wartige Auftraggeber 20 Pfg., 85 mm breit« Neklamezelle »0 Pfg. Tabellarischer vr is (in RÄ.) halbmonatlich ms der Satz nach b,sonorem Tarif. - Bei Mederholunsen wird eMsprechender Rava« Einzelnummer 10 bzw. 15 Pfg. - Bei AoduktionEr^«» ,°r gewährt. Anzeigenannahme für all« in« und ausländischen Zeitungen °°«" -n- b.»°« ... M»«,. vgg Leben im Bild" Ständige Wockenbeilsgen. Welt de, Fra»-. JllxfMerte Sonntagsbeilage lrn -vuo 7-7-1 ik.nu.lt Streik. Lnsfpesrung, Betriebsstörung «fw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreis«, oder -um Anspruch auf Lieferung der Zeit»«, Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer wewau, rsire», " — Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Tqaeszettung für LI« Landgemeinden Altendorf, Kleinglekhübel. Kleinkenner», bork, Krippen, Lichtenbain, Mtttelndorf, Ostrau, Porschdorf. Postelwitz, Prosten. Rathmannsdorf, Retnyardtsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischfapre. sowt« für das Desamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Enthält die amtlichen DekannrmachEn für U Stadtr-t^da.« M