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Dresdner Journal : 19.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-19
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 19.07.1887
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M164. I»> ss»»,« L«ieL»: iLdrUol» ^Mkrtiek: 4 il vir 80 ?k. Liort-la» kiummor»: 10 kk. 8v»«r8»I8 ä« ä«vt«ed«a Leiok«, tritt?o«t- uoä 8towp«I«u»cll»8 diu«u. 4ot0»6ixoi»x»xsdüdrei>, PHr äs» kLum «m«r 2«ila tisiosr 8ol»ritt LV i^k. Ootvr äi« 2sü« 80 i^. Uvi t'»v«IIsi»- nocl ?i8vrv»«tt oottpr. Xukivlilo^. Lrookolnvi» r Ik^liot» wit ^usookws 6er Lorul- ooä k'mvrto^o »deuäs. ?«rn»prved-^u»ei»Iu»»r 1t r. ISSS. Dienstag, den 19. Juli, abends. Dres-mrIaurnal. Für die Gesamtlettong verantwortlich r Gtto Banck, Professor der kitteratnr- und Kunstgeschichte. 1887. r»> »»iHrLrt»« Lem-tet»««', 6on»»»i»«io»Ur 4«» vrextoar ^oaro»I»; ' N»»dor« - LorU» - Vl« - Lotpit, x ».: -4 SorU»-Vtt»-L»»d»i,- kr»U - I-«tp»iU - rr»»ilk»r1 o. N. - Lko««,» k»rt» Lo»L»L -8*rU» -rr»i»irk«r» ». N - ct 60/ I-rlt». VSrUU: S. ^oc->/u^v,' S»»Lovrr <7. SÄü—isr,' NoU« o. > : F. Loret <s 6o. Neroo»^vdvr r Uvnixl. krpxtitioo 6« Drsoäa« looriuüo, oreoäv», 2MioK«r«tr. X). ksrv,pr»ot»-^L»vl»lL»«: Lr. 1898. Ämtlicher Teil. Se. Majestät der König haben den DirectionS- sekretär bei der Generaldirection der StaatSeisenbahnen, Finanzassessor Dr. jur. Ludwig Richard Feller, zum Hilfsarbeiter bei der genannten Behörde Allergnädigst zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Teil. Hecegraphische WcrcHrictzten. Innsbruck, 18. Juli, abends. MT B.) Se. Majestät der Kaiser Wilhelm ist heute Abend 9 Uhr wohlbehalten hier eingetroffen, auf dem festlich geschmückten Bahnhofe vom Statthalter Baron Wittmann empfangen und nach seinem Ab» steigequartier im „Tiroler Hof" geleitet worden. Auf dem ganzen Wege dahin wurde der Kaiser von der Bevölkerung, welche Spalier bildete, mit sympathischen Zurufen begrüßt. Einen offiziellen Empfang hatte Se. Majestät abgelehnt. — Die Abfahrt von Bregenz war nachmittag- 4 Uhr 25 Min. erfolgt. Von Mainau bis Bregenz hatten auch der Erbgroßherzog und die Erbgroß- berzogin von Baden Sr. Majestät daS Geleite gegeben. Auf dem Verdecke des Schiffes „Wil helm", auf welchem die Begegnung deS Kaisers mit dem Privzregenten Luitpold stattfand, hatten der Kaiser, der Prinzregent und die Großherzog- lich badischen Herrschaften den Thee eingenommen. Paris, 18. Juli. (W.T.B.) Die Deputierten- kammer beriet die Vorlage, betreffend die ver- suchSweise Mobilisierung eines Armeekorps. Eavaignac führte auS, daß die Vorlage unnütz, oder doch so wenig nützlich sei, daß die Unzuträg- lickkeiten nicht ausgewogen würden. Der Kriegs- Minister Ferron verteidigte die Vorlage und kon statierte, daß diese versuchsweise Mobilisierung nur 29099 Mann und 10 909 Pferde umfasse. Die Kammer erklärte darauf die Dringlichkeit und beschloß mit 394 gegen 191 Stimmen znr Be ratung der einzelnen Artikel überzugehen. Die acht ersten Artikel wurden angenommen. Artikel 9, welcher von der Verlängerung deS LieferungSter- miuS der HavdelSefsekten in derjenigen Gegend, in welcher die Mobilisierung stattfindet, handelt, wird von den Ministern d'AutreSme und Rouvier bekämpft und von der Kammer abgelehnt. Die ganze Vorlage wird unter Fortfall deS Artikel 9 mit 329 gegen 118 Stimmen angenommen. Die Sitzung wird darauf aufgehoben. Der deutsche Botschafter Graf Münster hat sich heute in Boulogne nach London eingeschifft. Der Munizipalrat hat eine Tagesordnung ver- worfen, in welcher die Bevölkerung von Paris dazu beglückwünscht wird, daß sie eS verstanden habe, den für die Republik gefährlichen Auf reizungen am Nationalfkste Widerstand zu leisten. London, 19. Juli, früh. (W. T. B.) DaS Unterhaus hat die Regierungsvorlage, welche die Gewährung kleiner Pachtgüter an Bauern be- zweckt, in erster Lesung angenommen. Das Oberhaus nahm gestern nach vierstündiger Debatte die irische StrafrechtSbill in dritter Les ung an. London, 19. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) AuS der dem Parlamente vorgelegten diplomatischen Korrespondenz über Ägypten ist hervorzuheben, daß England die Festsetzung einer Krist für die Räu mung Ägyptens ablehnte, während die Pforte eine einjährige RäumungSfrist verlangte. Ebenso be- stand England auf dem Rechte, im Falle von Un ordnungen in Ägypten zu intervenieren. Die Pforte hatte Bedenken wegen der Änderung betreffs der Kapitulationen, wegen deS Ausdrucks Neutrali sierung Ägyptens, den Wolff darauf durch „terri toriale Sicherheit" ersetzte, wegen der Zifferzahl deS ägyptischen HeereS und wegen der dem ägyp tischen Finanzrate verliehenen Gewalten. Kopenhagen, 18. Juli. (W. T. B.) Kür die Provenienzen auS Sicilien und den zwischen Kap Leuca und Kap Spartivento liegenden Häfen ist heute Quarantäne angeordnet worden Dresden, 19. Juli Der Handelsverkehr Japans mit besonderer Beziehung auf Deutschland. Seit der 1867 stattgehabten durch das Eindringen der Fremden verursachten großen Revolution, welche die Beseitigung des Taikun und die Unterwerfung der Lehensfürsten unter den Mikado zur Folge hatte, strebt man in Japan, im Gegensatz zu dem noch in asiatischem Schlafe ruhenden China fortdauernd nach dem Ziele eines modernen Staats. Zwei preußische Regierungsräte bearbeiten die Verfassung, deutsche Regierungsbaumeister arbeiten unter Leitung des Bau rats Böckmann die Entwürfe für die zu errichtenden Staatsgebäude aus, unsere Zeitrechnung iss in Japan eingeführt, ebenso europäische Hofetikette, man hält Bälle nach europäischem Muster und im Herbst des vorigen Jahrs, als man sich zu den Winterfestlich- keiten rüstete, konnten, wie die Blätter meldeten, die Berliner Damenkleidergeschäfte für die japanischen Damen nicht genug liefern. Unter den Völkern, welche in der modernen Zeit in dem Lande nach Einfluß strebten, hatten sich die Amerikaner am raschesten abgewirtschaftet; sie beuteten, wie l)r. Groth, früher Professor an der Universität Tokio berichtet, das Land in unverantwortlicher Weife auS und mancher Betrüger und Schwindler, der auS Amerika herüberkam, trug dazu bei, dar Ansehen feines Volkes bei den Japanern zu mindern. Der Einfluß der Franzosen war nur ein vorübergehender und be schränkte sich auf dar Militärwesen, aber auch hier verdunkelten die Siege Deutschlands in den Jahren 1870 und 1871, deren Kunde auch auf den fernen Inseln OstasienS wiederhallte, den Glanz des französi schen Namens. Den größten Einfluß besitzen auf Japan die Briten, ihnen fallen 50 Proz. der Einfuhr zu, aber mit der Zeit wird auch hier eine Wandlung eintreten. Die erste von englischen Unternehmern ge schaffene Eisenbahn von Tokio an das Meeresuser war sehr gut gebaut, aber die Briten ließen sich die selbe auch mit schwerem Gelde bezahlen. Diese über mäßigen Ansprüche sind eine Förderung der deutschen Konkurrenz. Es kommt hinzu, daß der englische Kauf mann und Fabrikant zu schwerfällig ist und sich heute noch nicht dazu verstehen kann sich dem metrischen Maß- und Gewichtssystem anzubequemen. Der gesamte Handel Japans im Jahre 1885 be lief sich für die Importe auf 28 328 507 Den (1 Ben -- 3,42 M.), für die Exporte auf 36 108 886 Den. Unter den Einfuhren nehmen bei weitem den ersten Rang ein die Erzeugnisse der Textilindustrie und zwar macht sich in den letzten Jahren eine bedeutende Steigerung der Einfuhr von Rohmaterial, welches dann im Lande verarbeitet wird, bemerklich. So er reichte im obengenannten Jahre, für welches auch alle übrigen noch zu nennenden Handelsziffern gelten, die Einfuhr von Garn und Rohbaumwolle einen Wert von beinahe " Millionen Den- Die Bezugsquellen sind für Rohbaumwolle in erster Linie China, für Garne Vorderindien (Bombay), welches weit über die Hälfte sämtlicher Gesamteinfuhr deckt. Nächst den Rohmaterialien zeigen in der Weberei die höchsten Ziffern Grey ShirttngS (rein in englischen Händen), Mousselin de Laine (französische Einfuhr N, deutsche Einfuhr H des gesamten Wertes), Jtalian Cloths (England 94 Proz., Frankreich 4 Proz., Deutschland 2 Proz.), Turkey Reds (Deutschland nichts), bedruckte Baumwollenstoffe, halbseidene Satins (Deutschland 60 Proz.), Flanelle (Deutschland 75 Proz). Von hoher Bedeutung und einer voraussichtlich noch steigen den Wichtigkeit, ist die Metalleinfuhr mit einem gegenwärtigen Gesamtwerte von zirka 3 Millionen Den. Der deutsche Anteil an derselben stellt sich nun auffallend gering, mit alleiniger Ausnahme von eiser nen Nägeln und Drahtstiften, von welchen Deutsch land '/» deS gesamten Bedürfnisses deckt; während Stahl und Eifenplatten, Eifendraht, Stahldraht, Zink und Blei nur sehr geringe Werte auf weisen. In der Maschineneinfuhr stehen die deutschen gegen die englischen Einfuhrwerte ungefähr wie eins zu vierzehn Bester steht es mit den chemischen Industrien. Die Einfuhr von Anilinfarben ist unbestritten in deutschen Händen, ebenso ist die Ein fuhr von Droguen im starken Wachsen begriffen und findet ihre Hauptrivalin nur in der amerikanischen Einfuhr. Endlich sind für Deutschland bedeutend die Einfuhr von Bier und Spirituosen, sowie von Waffen. Ein Vergleich der Verteilung der Jmportziffern auf die einzelnen Nationen zeigt während der letzten fünf Jahre eine stetige Abnahme der englischen Ein fuhr, dagegen ein sehr bedeutendes Steigen der deutschen und amerikanischen Einfuhrziffer, während die französischen Importe sich fast unverändert gleich bleiben. Die gesamte Einfuhr Deutschlands im Jahre 1885 belief sich auf 1 665 652 Aen, ist aber im letzt vergangenen Jahre, wohl hauptsächlich Dank der direk ten deutschen Verbindung durch die ReichSlinie, auf über 2 Millionen Den gewachsen. Vorstehende Daten, welche die „National-Zeitung" veröffentlicht, bekunden den sichtbaren Aufschwung der deutschen Einfuhr. DaS Bild, welches der Verfasser von dem heutigen Japan entwirft, ist jedoch nicht überall ein günstiger. So beklagt der Berichterstatter der „Nat.-Ztg." vor allem den Rückgang der japani schen Kunstmdustrie. „Es ist während der letzten Jahre", sagt derselbe, „mit einem unbegreiflichen Leicht sinn alles, war an guten Erzeugnissen noch vorhanden war, verschleudert worden. Gegenwärtig befinden sich die Reste nur in den Händen einzelner Händler, welche sie direkt an Sammler verkaufen. Die Japanomanie der europäischen Staaten und Amerikas hat in der Gegenwart in Japan eine Massenproduktion zwar sehr billiger, aber auch ganz wertloser Waren zuwege ge bracht, für welche der Absatz, wenn nicht eine Änderung eintritt, binnen kurzem unbedingt aufhören muß und wird. Mit einem desto größeren Eifer haben sich die Japaner auf die Aneignung europäischer Industrie zweige, aus dem bereits oben angeführten Gesichtspunkte heraus, geworfen und es ist ihnen in der That gelungen, auf einigen Gebieten der Industrie einen großen Teil der eigenen Bedürfnisse zu decken, auf anderem Gebiete sogar im Export, hauptsächlich nach China, Korea und Sibirien, erfolgreich mit der europäischen Ausfuhr zu konkurrieren. Zu diesen letzteren Artikeln gehören: Schwedische Zündhölzer unter europäischen Marken (Ausfuhr 1885 betrug 60 566 Den), Seifen (64 363 Jen) und Baumwollenstückware (176814 Den). Zu den erstgenannten Industriezweigen gehören hauptsächlich Eisenwerke, so z. B. die großen StaatS- werften und Gießereien für die japanische Marine in Aokoshuka und Osaka, ferner Eisengießereien in Tokio mit mehr als 1000 Arbeitern, bedeutende Gerbereien und Lederwarenfabriken, darunter eine Staatsfabrik Feuilleton. Lelia Rubien. Von H. Keller-Jordan. (Fortsetzung.) ES waren die ersten Blicke, die er in Viesen Tagen in die furchtbar prosaische Werkstatt gethan, die jeder mehr oder weniger erst zu durchschreiten hat, der seine Erzeugnisse der Welt bieten will Er hatte bereits einen bittern Vorgeschmack von dem, was noch kommen mochte-, und fast gab eS ihm die Empfindung, als sollte er umlehren, sein Manuskript holen und eS für alle Zeiten zu den übrigen schließen, die geduldig und still in feinem Schreibtische lagen. WaS zog eS ihn auch aus seiner schönen, friedlichen Heimat in diese schmutzige, feilschende Welt? Er war ja kein Genius, wozu sich zwischen die Masse drängen, die sich die Glieder wund stieß, um vielleicht da» zweifelhafte Glück zu genießen, die Er zeugnisse ihrer immerhin besten Stunden in einem elenden Blatte gedruckt zu sehen, über welches, wenn e» hoch käme, die von Tabaksrauch und Bier trüben Augen einiger Philister streifen würden, um dann in der Butike eine» Krämers glanzvoll zu enden! Er warf sich auf eine Bank in der Nähe deS AlsterbassinS, lüstete seinen Hut und strich mit der Hand die Haare von der erhitzten Stirne. Die Alster dehnte sich behaglich im Sonnengold und auf ihrer glänzenden Fläche wiegten sich träumend die leichten Boote. Oben aus den offenen Fenstern eines eleganten Hause- drangen die weichen Töne eines einfachen Liedes. Gregor lauschte, seine Gedanken verirrten sich in stimmungsvolle Gebilde und seine Brust dehnte sich und wurde weit. Sie wurde geschwellt von goldenen Träumen, die sich zu wortlosen Liedern formten, deren stummer Zauber ihn hinwegtrug von dem Staube der Straße, dem eklen Gefeilsche der Menschen, in die lichten Ätherregionen heiliger Reine. Als er sich erbob, war der feiste Makler und sein Manuskript vergessen. Er wollte weiter auf der Bahn, die er betreten, die Lust deS Schaffens bäumte sich trotz allem in seiner Brust, er wollte einen, wenn auch noch so winzigen Stein zu dem Vorrat aufgestapelter Geistesschätze legen, von denen die Menschheit seit Jahrhunderten zehrte. Einen Stein zu dem großen Tempel geistiger Erlösung aus den engen Banden der Materie und deS kleinlichen, selbstgeschaffenen Elends. Dazu bedarf eS Fleiß und Ausdauer, sagte er sich, nicht ein trotziges Aufbäumen ungerechtfertigten Dün kels, denn noch bin ich ein Schüler, der erst Stufe um Stufe emporklimmen muß, von welcher die reine, erquickende Lust mich schon jetzt ahnungsvoll umweht und hebt. Er hätte vr. Lassen, dessen angenehmes Wesen bei ihm erst zur Geltung kam, als er ihn mit dem Makler des litterarischen Bureaus verglich, sein Manuskript nicht so schnöde aus der Hand nehmen sollen, sondern lieber bedenken, wie ungerechtfertigt feine Ungeduld dem Andrang von Leuten gegenüber sei, die sich mehr oder weniger zu Dichtern berufen glauben Als er daher einige Tage später beim Vorüber- gehen am Cafö Milani vr. Lassen hinter einer der großen Spiegelscheiben allein an einem Tischchen sitzen sah, war er mit der Absicht einyetreten, seine Bekannt schaft zu erneuern und womöglich sein Betragen ihm gegenüber gut zu machen Die beiden Herren mußten wohl Gefallen an einander gefunden haben, denn nachdem Gregor mehrere Tage hinter einander immer zur selben Zeit sich im gleichen Lokale eingefunden, war es l)r. Lassen, als fehle ihm etwas, wenn der junge Mann einmal auS- blieb. Er sah gern in das feine, sympathische Gesicht, das, wenn eS sich belebte, einen so idealen Ausdruck gewann, daß vr Lassen die Frage nach dem Manu skripte mehr als einmal auf den Lippen trug. Einer Tages saß er, wie er auch selbst an diesem Orte zuweilen zu thun pflegte, über ein Manuskript gebeugt, als Gregor eintrat. Er setzte sich nach stummem Gruße neben ihn, blies den Rauch seiner Havana in feinen Ringeln in die Lust und warf dabei von Zeit zu Zeit einen Blick über das Papier, mit dessen Inhalt l)r. Lassen nicht zurechtzukommen schien Endlich legte dieser die Bleifeder auf den Tisch, schüttelte unzufrieden mit dem Kopfe, nahm seine Tasse Kaffee zur Hand und sagte gereizt: „Wahrlich, nichts ist leichter als kritisieren und nichts schwerer als besser machen." Al- er sah, daß Labinoff nur lächelte und nicht- erwiderte, fuhr er fort: „ES ist daS nur die ganz leichte poetische Arbeit einer Dame, der eS zuweilen, da da- Deutsche nicht ihre Muttersprache ist, an einer geeigneten ^Wendung fehlt, ihre in der That reizvollen poetischen Bilder mit 1900 Arbeitern, endlich große Tuchfabriken in Shen, sowie Baumwollenspinnereien in Tokio, Osaka, Lokai, Harima und Hiroshima. Die festgestellten Ge webe in letzteren sind vorzugsweise flanellartig au- lose gedrehten Fäden. Wenn e- gestattet ist, aus den vorhandenen That- fachen einen Schluß auf die weitere Entwickelung des japanischen Handelsverkehrs zu ziehen, so können wir uns den pessimistischen Anschauungen, welche von einigen Seiten mit Bezug auf die Steuerkraft und Zahlungsfähigkeit des Landes laut geworden sind, nicht anschließen. Die Steuerreformen in Japan sind in vollem Gange, die Hilfsquellen deS Landes sind an sich bedeutend, zum Teil noch ganz unerschlossen; an dererseits kann Japan auf der Bahn seiner europäischen Kulturbestrebungen gegenwärtig nicht inne halten, ebensowenig aber kann die in Japan neu geschaffene Industrie mit den steigenden Bedürfnissen gleichen Schritt halten. Es ist unzweifelhaft eine be trächtliche Vermehrung der japanischen Einfuhren, hauptsächlich auf dem Gebiete der Eisenindustrie, der Droguen, der Chemikalien, sowie auch der Textilwaren zu erwarten. Die in naher Aussicht stehende Ver tragsrevision eröffnet den deutschen Kaufleuten, der Initiative der deutschen Handels ein dankbares viel leicht leichter als das chinesische zu bearbeitendes Feld." Fügen wir Obigem noch hinzu, daß an der Uni versität Tokio die Professoren der Naturwissenschaften in deutscher Sprache lehren, weil die japanische Sprache die chemischen und physikalischen Kunstausdrücke nicht wiedergeben kann, erwähnen wir, daß an der Uni versität Tokio ein Lehrstuhl für deutsche Sprache und Litteratur errichtet ist, sowie endlich, daß eine „Gesell schaft zur Verbreitung deutscher Wissenschaft" vorhanden ist, zu welcher der Mikado selbst einen ansehnlichen Beitrag giebt, so dürfen wir uns der Hoffnung hin geben, daß für deutsche Kultur, Handel und Industrie m Japan noch ein fruchtbares Feld sich öffnen wird. zu gestalten. Wenn man es liest, so denkt man bei einem etwas mangelhaften Ausdruck, nichts sei leichter als hier daS Rechte zu finden — und stehen die Worte da, so habe ich das Gefühl, als sähe man ein paar plumpe Finger, die in die feinen Schattierungen eines Gemäldes gegriffen. Ich bin freilich nie Dichter gewesen, habe immer nur ihre Bilder mit empfunden — aber nie selbst zu gestalten vermocht. Wir armen Kritiker haben doch eigentlich nicht- als die angelernte Routine des oberflächlichen Be urteilens — und selbst da sind wir nur zu oft er barmungslos subjektiv." „Aber die Arbeit ist doch keine poetische", sagte Labinoff bescheiden, indem er einen flüchtigen Blick über die Zeilen warf, die LeliaS feste Züge trugen. „ES sind Legenden, dieselbe Arbeit in Prosa, die Sie mir einst in Versen boten", sagte Lassen, nicht ohne Verlegenheit sich des abends erinnernd, an dem er Gregor eigentlich wie einen Knaben hatte abfahren lassen. „Ich möchte sie in die nächste SonntagS- nummer zum Abdrucke bringen — und da sie so quasi in Ihr Fach schlagen, dürfte Ihre Feder vielleicht geschickter als die meine sein, hier etwas helfend einzugreifen Würden Sie sich dazu verstehen, ein zelne etwas ungelenke Wendungen, ohne den eigen artigen Stil der Dame zu schädigen, umzugestalten „Wenn ich dazu im stände wäre und Ihnen damit dienen könnte, Herr Doktor, mit dem größten Ver gnügen." „Aber ich müßte daS Manuskript bis morgen wieder haben." „Jedenfalls werde ich es versuchen Ihren Wünschen Lagesgeschichte. * Berlin, 18. Juli. In Bregenz fand heute nachmittag ^4 Uhr die Zusammenkunft zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und Sr. Königl. Hoheit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern statt. Der Prinzregent begab sich auf das Dampfschiff und ver weilte längere Zeit bei Sr. Majestät. Dann begaben sich der Kaiser und der Prinzregent zu dem Groß herzog und der Großherzogin von Baden an den Waggon, wo die letzteren sich verabschiedeten. Eine zahlreiche am Landungsplätze versammelte Men schenmenge begrüßte den Kaiser mit jubelnden Hockrufen. — Der „Staa^sanzeiger für Würt temberg" meldet betreffs des Besuches des Königs und der Königin bei Sr. Majestät dem Kaiser in Mainau: Nach Empfang und herzlichster Be grüßung zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und den württembergischen Majestäten fand ein Familiendiner statt, an welchem sämtliche in Mainau anwesenden höchsten Herrschaften teilnahmen. Die Abfahrt des württembergischen Königspaares erfolgte um fünf Uhr nachmittags. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Friedrich Karl hat nach mehrwöchigem Kurgebrauche Marien bad wieder verlassen und trifft in der Nacht zum DienStag wieder hier ein. Für die nächste Zeit ge denkt Ihre Königl. Hoheit in Berlin zu verbleiben und erst später, wie in früheren Jahren, für den Rest deS Sommers wieder auf Jagdschloß Glienicke bei Potsdam Wohnung zu nehmen. Der Prinz Davawongse von Siam besuchte am Sonntag mittag mit seinen Begleitern die National galerie und die Königl. Museen rc. und nahm andere
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