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Dresdner Journal : 22.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-05
- Tag 1874-05-22
-
Monat
1874-05
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 22.05.1874
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M U« ^donnomovt^prels: V . . . 11n kr«u»S2 Im ck.°t»°d°° L.i«L«: ^"^'^mpv^bakr, ^Lkrlicd:. ... 6 7NIr. ^»„rkrldlls« «Ieut«Neo ^jLtlrliok: l Idir. Ib dl^r. I »«jeUe» ?o»t- on6 l^uirvluv Hummern: 1 k^isr. ; 8wmpvlru«t.k l»jk lliiixu, Iu8vra1«nprei8c>r den lisnm «ioor ^s«p!tlwnen I'etitreils: 8 di^e. (lotvr „LinKvsLlläl" äis Avils: b . Lrsedvlne»: Usli^d mil X»sn»vWS äsr 8vim- vmi ^viortte^s, Lb«»ä» kür äs» ksis«"ös» lüK. Freitag, den 22. Mai 187 l Dres-mrIMknal. Verantwortlicher Hedacleur: Z. G. Hartmann. />>. Lranädtettss, Oommismovki äv, Vrvsänsr äourn»!,; sl-euäus : Lu AN, Lo»? * N Lm»diiiA-L«rU»- I'vA/n, Lsrli» tuil ». N. -HL»ck«o: Luä L«rU» al Le^emtAN', /nra/,ä,»>äa,»t, // X/Lr^c/it, Sr»m«» L Se^/c-tt», Lr„ lsu: L ÄanANi'l Lürsau; Vkvmmt,: >»,Ad, ?r»n'-- kurt» N.: L^/ei^Ak^ dotiv u ^»iu>in't>otiv Nuviitr^ /)riube<L(7o./ VÄrUtr: /»v O., LLimover: <7. k»ri,: //uicix, I-a/itte, Lüttig et L'o,/ Stollxart: Lauöe et 6Ä., §üää. alndioiicnr-Lü^ea«, Viea: al/ Oxp«iiL lli-ransxekerr Xviü>;I. I'xpcllition äv» Dresdner dnurnul», ÜrvLävn, AlmAurettienxiwiiv No. 1. —— Ämtlichec Theil. Dresden, 19. Mai. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Kammerderr, Ceremonienmeister von Helldorf das von Seiner Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg ihm verliehene (Lomthurkreuz II. Classc des Sachsen - Ernesttnischen Hausordens annehmc und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 21. Mai, Nachmittags 3 Uhr. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein Schreiben des Licepräfidenten des MinisterratheS, Camp hausen, ruft beide Häuser des Landtags auf 4 Uhr zur Entgegennahme einer königlichen Botschaft «n Abgeordnetenhause zusammen. Die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde nach einem Dank des AlterSvorfitzenden an den Präsidenten v. Bennigsen von Letzterem mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser geschloffen. Karlsruhe, Mittwoch, 2V. Mai, Abendü. (W T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde die Generaldebatte über daü neue Einkommensteuergesetz begonnen. 18 nationalliberale Abgeordnete, darunter Kiefer und Bluntschli, beantragten, daß die Kammer in die Special- discussion nicht eintrete und die Regierung aufgefordert werde, dem nächsten Landtage eine umfassende Steuer reform vorzulegen. Nach achtstündiger Berathung über diesen Antrag wurde derselbe zurückgezogen. Die Specialdiöcussiou über das Einkommen steuergesetz beginnt morgen. Buda-Pest, Mittwoch, 20. Mai, Abendü. (Corr.-Bur.) Die ungarische Delegation nahm heute daü Extraordinarium deü Kriegvbudgetü mit, ge genüber den Anträgen des Ausschusses größern Abstrichen an. Die Reichsrathüdelegation verhandelte über die Differenzen mit den Beschlüssen der ungarischen Delegation, wobei sie theilü auf den früher» Be schlüssen beharrte, theilS eine Uebereinstimmung erzielt wurde. Sodann entspann sich eine längere Debatte über die Petitionen betreffs Lieferung der Heereüausrüstung. Del.GiSkra beantragte eineneue Offertausschreibung. Schließlich wurde dieser An trag abgelehnt, and wurden die Anträge deS Aus schusses angenommen. -Versailles, Mittwoch, 20. Mai, Abends. (W T.B.) Die Nationalversammlung genehmigte heute mit 384 gegen 231 Stimmen die Gesetz vorlage, betreffend die Organisation des Neligions- dienstcs in der Armee. Die Deputirten des De partements Saune et-Loire haben einen Antrag auf Aufhebung des Belagerungszustandes in diesem Departement eingcbracht. Bern, Mittwoch, 20. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Der gegen das von der Regierung erlassene Verbot, in den Ortschaften des bcrner Jura ka tholischen Privataottcsbienst abzuhalten, erhobene Recurs ist vom BundcSrathe abgewiesen worden, weil diese Maßregel im Interesse der Ruhe und der Erbaltung der Ordnung verfügt sei. New-York, Mittwoch, 20. Mai. (W. T. B., Kabeltcgramm.) Der demokratische Kandidat für den Gouverncurposten in Arkansas, Brooks, hat jetzt auf seine Ansprüche verzichtet, und ist der republi kanische Gouverneur Barter wieder in sein Amt installirt worden. Dresden, 21. Mai. Die Berliner halbofficielle „Provinzial-Corre- spondenz" spricht sich über den Umschwung in Frankreich in folgender Weise aus: „In Frankreich sind von Neuem große innere Verwicklungen eingetretcn: Fcuilletou. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater — Neustadt — 20. Mai. Zum Besten des Pensionsfonds für die Mitglieder des königl. Hoftheaters: „Die weiße Dame", komische Oper in drei Acten von Scribc, Musik von Boieldieu. (Neu einstudirt.) Der gute Zweck und die verdienstliche Wiederauf nahme dieser, die französische Opernmuse nach ihrer edelsten und liebenswürdigsten Richtung repräsentirenden Partitur in das Repertoire hätten ein reicher besetztes Haus erwarten lassen sollen. Freilich erweist sich die bei den Künstlern wie beim Publicum heute leider vor herrschende grob materielle Auffassung für die Spieloper wenig günstig. Der verschwenderische Verbrauch der sinnlichen Nüttel hat dahin geführt, daß die albernsten und unfertigsten Bücher, wenn sie nur in dem raffinir- ten Luxus tonlicher und decorativer Kunstmittel pran gen, mit Entzücken hingenommen werden, während man einfacheren, aber sinnig und delicat gedachten und aus- geführten Werken eine gewisse vornehme Gleichgiltigkeit entgegenbringt. Bei uns ist die Spieloper beinahe ein exotisches Gewächs; es fehlen die langjährigen Tradi tionen, welche allein im Stande sind, ein System und eine Schule der Darstellung zu erzeugen. Zudem muß hier die Kunst der letztern mit der Kunst des Gesanges Hand in Hand gehen. Wenn Richard Wagner neulich in einem Schreiben an den Herausgeber des Almanachs der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger von der allergrößten Mehrzahl der Mimen unserer Theater be hauptete, daß dieselbe nie dazu gelangt, sich gänzlich in den darzustellenden Charakter zu versetzen, und daß den Meisten daher immer nur ihre eigene Person die Regierung, welche im Mai vorigen Jahres unter dem Marschall Mac Mahon eingesetzt worden ist und welche im November nach dem Scheitern des Bourboni- schen Restaurationsversuchs durch die Verlängerung der Gewalten Mac Mahon's auf sieben Jahre innerlich ge stärkt und befestigt werden sollte, erscheint jetzt in ihrer wesentlichen Grundlage erschüttert. Die Einigung vller conservativen (oder vielmehr aller monarchischen) Par teien war das Banner, unter welchen! der Herzog v. Broglie am 24. Mai v. I. mit einer Mehrheit von 360 gegen 344 Stimmen den Präsidenten Thiers stürzte, — die Einigung aller konservativen Parteien wurde im November von 'Neuem verkündet, als das Srptennat des jetzigen Präsidenten mit 378 gegen 310 Stimmen beschlossen wurde. Aber schon damals war zu erkennen, daß diese neue äußerliche Einigung nur ein Nothbehelf und eine augenblickliche Auskunft war, daß die anschei nend so große Mehrheit in sich zwiespältig und zerfahren war und daß der Zwiespalt offen hervortretcn mußte, sobald man dazu schreiten würde, die Bedeutung und das Wesen der neuen Regierung festzustellen. Dies hat sich jetzt bei dem ersten Versuche zur wirklichen Organi sation der Regierungsgcwalt bestätigt. Schon bei der ersten vorläufigen Berathung über den Gang, welcher zur Feststellung der Verfassungsverhältnisje einzuschlagen sei, hat das Ministerium des Herzogs v. Broglie eine entscheidende Niederlage erlitten. Der Antrag der Re gierung, vor Allem ein Gesetz über die künftige Orga nisation der Volksvertretung (in zwei Kammern) in Be- rathung zu nehmen, ist mit 381 gegen 317 Stimmen abgelehnt worden, und das Bezeichnende ist dabei, daß nicht etwa die Linke über die Rechte gesiegt hat, nicht die Republikaner über die vereinigten monarchischen Par teien, sondern unter der Mehrheit von 38 t befinden sich 54 Legitimisten und 17 Bonaparttsten. Es crgiebt sich daraus, daß eben die Einigung der conservativen Par teien, auf welcher die anscheinende Kraft der jetzigen Regierung beruhte, zersplittert ist. Hieraus ergiebt sich die Größe der Schwierigkeiten der inneren Lage Frank reichs. Die Nationalversammlung bietet in ihrer Zu sammensetzung und Parteigestaltung überhaupt keinen Boden und keine Stütze mehr für irgend eine feste Re gierungsgewalt, und man darf daher einer Reihe weite rer Verwickelungen entgegensehen. Glücklicherweise haben dieselben für jetzt und vermuthlich auf lange Zeit hinaus nur eine innere Bedeutung für Frankreich allein." Das „Journal des Döbats" kommt in seinen Betrachtungen über die Situation zu folgenden Schlüssen: „Das Srptennat ist nicht organisirt und wird nicht or- ganisirt werden, mag sein; aber es besteht deshalb nicht weniger als eine Thatsache. Die Conservativen, die Royalisten sind Diejenigen, welche zuerst die Präsident schaft, hieraus die siebenjährige Regierung eingeführt haben. Heute sind sie über Das, was sie angestellt haben, höchlich erstaunt, aber sie vermögen nichts mehr dagegen zn thun; sie können einen Stillstand herbeiführen, nicht aber das Geschehene ungeschehen machen. Andererseits ist die zufällige Coalition, der das Ministerium erlegen ist, nicht im Stande, eine Majorität zu gründen, die eine andere Negierung ins Leben zu rufen oder auf recht zu erhalten vermöchte. Die Republikaner aller Schattirungen bleiben in vieser Assembler immer in der Minderzahl, und wenn sic es versuchen wollten, orga nische und constitutionellc Gesetze aufzustellen, würden sie sich sofort einer neuen Coalition gegenüber befinden. Der Hauptcharatter dieser Versammlung, die sich für eine Constituante ausgiebt, liegt in ihrer Ohnmacht, zu con- stituiren, und der Weg von der Unmöglichkeit, zu han deln, zu der Unmöglichkeit, zu leben, ist, das liegt auf der Hand, sehr kurz. Wenn die freiwillige Auflösung schneller erfolgt, als man erwartete, so darf man die Schuld nicht auf einen Druck von außen wälzen; die Nationalversammlung selbst wird damit ihre Lebensun fähigkeit bekannt haben. Sie hat weder die 'Monarchie, noch die Republik schaffen können; nun muß sie eine letzte Anstrengung machen, um zu wollen. Wenn sie aber nicht weiß, was sie will, so bleibt ihr nur das letzte übrig bleibt, welche sie in einer lächerlichen Verklei dung dem Gefallen des Publicums bloßstellen, so gilt dies in noch weit höherem Grade von unsern Sängern. Mit dem Momente, wo sie nicht mehr von dem Ele mente der Musik getragen werden, fallen sie aus ihrer Rolle heraus und machen den Eindruck armer Schiff brüchiger, und an dieser qualvollen Situation, sowie unter dem Einflüsse moralischer Entmuthigung scheitert die ganze Repräsentation. Was Hilst da die größte Ge wissenhastigkeit, welche Herr Kapellmeister 1>r. Rietz auch dies Mal auf das musikalische Einstudiren des Boieldieu'schen Meisterwerkes verwendet hatte? Nicht blvs die Poesie, sondern auch die edle Grazie desselben gehen bei diesem „bösen Spiel" unrettbar verloren. Wir unterschätzen die vorzüglichen Eigenschaften des Herrn v. Witt als Sänger wahrlich nicht und wollen auch aus den Mangel an stimmlichem Reiz kein zu Hohrs Gewicht legen, aber sein George hatte keinen Zoll von der galanten Ritterlichkeit, in welcher das Wesen des jungen Offiziers ausgeht. -Schwerfälligkeit und Possenhaftigkeit sind geradezu ein Attentat auf die anmuthigen Züge die ser Partitur. Ohne die trefflich executirten Chöre und die Jenny des Frl. Pichler, welche ein Sprühfeuer der muntersten und schlagfertigsten Laune entfaltete, wäre der erste Act mehr als nüchtern verlaufen. Im zweiten hob sich die Stimmung in merklicher Weise durch die tüchtigen Gesangsleistungen der Fräul. Nanitz (Mar garethe) und Reuther (Anna). Herr Winkel mann vom Stadttheater in Danzig, welcher als Dickson seine letzte Gastrolle gab, bewährte auch in dieser Rolle die bereits bei Besprechung des Iwanow (in „Zar und Zimmermann") anerkannten Vorzüge eines routinirten Buffos von solider musikalischer Ausbildung und ver ständigem Spiel. Eine gesanglich durchaus befriedigende und auch charakteristisch sorgfältig ausgearbeitete Figur Mittel übrig: die Natton zu befragen." — Der bisher vom Ministerium Broglie inspirirte „Fran^ais" er wartet als den ersten Schritt eines neuen Caburets, daß dasselbe von der Nationalversammlung verlangt, das Wahlgesetz auf ihre Tagesordnung zu setzen und die Prüfung des Gesetzes über den oonsml" vor zunehmen, und sagt zum Schluffe: „Die Assemblee muß zwischen den constituttonellen Gesetzen, oder der Auf lösung wählen, d. h. zwischen dem Marschall Mac Ma hon mit einer conservativen Regierung, oder den radi- calen und Cäsarischen Abenteurern." — Entschieden gegen eine Auflösung ist das „Univ ers"; es empfiehlt als bestes Nüttel, die 'Nationalversammlung zu einer festen Entscheidung zu treiben, daß an sie die bestimmte Frage gestellt werde: „Das Laud ist ohne Regierung; es bedarf einer solchen; zwei Principien stehen einander gegenüber, die Erbmonarchie und die Volkssouveränetät, aus welcher letztern die modernen Regierungen, Re publik und Kaiserthum, hervorgingen; welche von jenen wollt ihr?" Unter den englischen Blättern zieht auch die „Times" die Auflösung der Assemblee in Betracht; sie schreibt: „Es liegt auf der Hand, daß die Meinung der Nationalversammlung in Opposition steht zur Mei nung des Landes, und dies ist eine Ursache der Unord nung und des Unbehagens, welchen durch Neuwahlen, seien sie totale oder partielle, abgcholfen werden muß. Aber mit Bezug hierauf liegt keine imperative Nothwen- digkeit für die Erneuerung der Kammer vor, so lange dieselbe sich darauf beschränkt, die Functionen der Regie rung einfach zu überwachen. Nur wenn die Majorität die Wünsche des Volkes durch reactionäre Gesetzgebung hintanstellt, ist das Verlangen nach einer neuen Deputir- tenversammlung zu bedenken. Es liegt also in der Hand der Deputirten, die Aufregung durch eine muster hafte Unthätigkeit zu beruhigen. Der Unterschied zwi schen Goulard und Broglie ist wenig mehr, als nomi nell. Die neue Regierung könnte sich nur erhalten, wenn sie dazu diente, auf unberechenbare Zeit die- Constituttonspläne zu vertagen, mit denen sich der Her zog v. Broglie in hoffnungslosem Grade compromittirt hätte." Lagestztschichte. * Berlin, 20. Mai. Nach der heutigen „Pr.-Corr." hat Se. Majestät der Kaiser den Ausenhalt in Wies baden mit besinn Erfolge fortgesetzt und gedenkt sich nach einem Besuche im Rheingau am Sonntag (24.) Nackmittags nach Ems zu begeben, um dort von 'Neuem mit dem Kaiser von Rußland zusammenzutreffcn und am Dienstag (26.) nach Babelsberg zurückzukchrcn, wo wenige Tage darauf auch Jh>e Majestät die Kaiserin Augusta cintreffen wird, um etwa 14 Tage dort gemein schaftlich mit dem Kaiser zu residiren. Am 2!'. und 3o. wird Se. Majestät die großen Frühjahrsparadcn des Gardecorps bei Berlin und Potsdam abhalten. — Die „Pr.-C." bestätigt, daß Reichskanzler Kürst Bismarck sich in den nächsten Tagen zn mehrwöchentlichcm Auf enthalt nach Varzin begeben wird. — In Bezug aus die Ausführung des Gesetzes über die Beurkundung des Personenstandes ist auch der Gedanke ange regt worden, die Functionen eines Standesbeamten Schullehrern zu übertragen. Wie die „N. A. Z." schreibt, hat der Minister des Innern im Einvernehmen mit dem Cultusminister sich in einer Verfügung an die Oberpräsidcnten dahin ausgesprochen, daß jene Functionen sich mit den Amtspflichten der Schullehrer ohne erheb liche Schädigung deS Unterrichts nur schwer vereinigen lassen; den Lehrern stehe auch in der Regel kein anderes Local als das Schulzimmcr zur Aufnahme der Civil- standsacte znr Verfügung, und überdies komme in Be tracht, daß dieselben bei der kirchlichen Trauung vielfach als Küster mitwirktcn, und daher leicht der Anschein bewirkt werden könne, daß eine nach de»» Gesetz vom 9. März d. I. geschlossene Ehe nicht in gleicher Linie mit einer von dem Pfarrer vollzogenen Trauung stehe. bot der Gaveston des Hern: Decarli. Die Aufnahme der ewig-jungen Oper war eine überraschend günstige, wenn schon eine Reihe der reizvollsten 'Nummern nicht zu der nahe liegenden zündenden Wirkung gelangte. R. Gthr. Literatur. Geschichte der Belagerung von Paris im Jahre 1870/71 von Eduard Heyde und Adolph Froese, Hauptleuten im königl. Preuß. Jngenieurcorps. (Berlin, 1874, Schneider u. Comp.) Von diesem auf Befehl der königl. Generalinspcction des Jngenieurcorps und der Festungen unter Benutzung amtlicher Quellen bearbeiteten Werke ist vorläufig der erste Band erschcinen. Es ist das erste Werk, welches von deutscher Seite der kriegsgeschichtlickcn Darstellung der Belagerung amt liche Quellen zu Grunde legt, und dürfte der vorliegende Theil beweisen, daß es alle bisher über diesen Gegenstand erschienenen Werke an Gründlichkeit und Genauigkeit übertrifft. Die Einschließung von Paris im deutsch-französischen Kriege steht durch die gewaltigen Dimensionen des Rau mes und der Kräfte, welche auf beiden Seiten zur Gel tung kamen, so vereinzelt in der Kriegsgeschichte aller Zeiten, daß kein Ereigniß gesunden werden kann, mit dem sie und die geschehenen Leistungen vergleichbar er schienen. Die Belagerung dieser Ricsenfeste, welche zugleich auf den Ausgang des ganzen Krieges von entscheidender Bedeutung war, wird daher sowohl für das Studium der gegenwärtigen wie der kommenden Geschlechter einen anziehenden Gegenstand bilden. Der erste Theil behandelt zunächst die früheren Be festigungsanlagen von Paris und knüpft daran die 'Motive für die neue Pariser Befestigung, wie sie bei Jndeß soll nach der Verfügung der Ernennung der Lehrer zu Standesbeamten oder deren Stellvertreter nicht unbedingt entgegengctretcn werden, und namentlich dann nicht, wenn das gedachte Amt nach Lage der örtlichen Verhältnisse weder Gemeindebeamten noch auch anderen Personen füglich übertragen werden kann. Eine solche Ernennung soll aber in allen Fällen nur mit Geneh migung der vorgesetzten Schulbehörde und nur mit dem Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs erfolgen können. — Wie die „N. Pr. Z." vernimmt, hat Frhr. v. Werther, der frühere Botschafter am Pariser Hofe, auf das Anerbie ten, zum deutschen Botschafter in Konstantinopel ernannt zu werden, eine bejahende Antwort gegeben. Derselbe wird in der nächsten Zeit hier erwartet. 8. Berlin, 20. Mai. Heute Vormittag hatte der Präsident des Abgeordnetenhauses, v. Bennigsen, eine Conferenz mit dem Minister des Innern, als deren Re sultat gilt, daß die beiden Häuser des Landtags mor gen (Donnerstag) ihre letzte Sitzung zur Abwickelung ihrer Geschäfte halten, und dann wahrscheinlich schon morgen, Abends 7 Uhr, der Schluß der Landtagssession statt finden soll, und zwar, mit Rücksicht auf die Abwesen heit Sr. 'Majestät des Kaisers und Königs, durch Ver lesung der allerhöchsten Botschaft seiten des Vicepräsi- denten des StaatsministeriumS, Camphausen, in vereinig ter Sitzung beider Häuser. — In der heutigen Sitzung des Herrenhauses verlas der Präsident vor Eintritt in die Tagesordnung ein Schreiben des Fürsten Pnt- bus, in welchem derselbe dem Hause Kenntniß giebt, daß er eine Denkschrift über die bei der Berliner 'Nordbahn angeblich vorgekommenen Unregelmäßigkeiten anferligen und später zur öffentlichen Kenntniß bringen zu lassen gedenkt. Hieraus werde er den Antrag auf Errichtung eines öffentlichen Ehrengerichts stellen. In gleicher Weise nimmt der frühere Handelsminister Graf Jtzen- plitz vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort in der selben 'Angelegenheit. Bei Gelegenheit der ersten Rede habe Fürst Putbus einer Correfpondenz zwischen ihnen Beiden gedacht. Zum besseren Verständniß überreiche er mit Erlaubniß des gegenwärtigen Handelsministers die Abschriften zweier Schreiben des Fürsten Putbus an ihn und seine Antwort an den Fürsten zur Beifügung in den stenographischen Bericht. Auf die gegenwärtige Vorlesung leiste er vorläufig Verzicht. — Auf der Tages ordnung befand sich heute auch der mündliche Bericht der Commission für Eijenbahnangelcgenhctten über den Gesetzentwurf, betreffend die Aufnahme einer Anleihe in Höhe von 5o,»>oo,<»oo Lhlr. zur Erweiterung des Eisen bahnnetzes, welcher nach kurzer Debatte unverändert gr- nchmigt wurde. Mit einer kleinen Majorität wurde >o- dann der Gesetzentwurf, betreffend die Beiheiligung von Staatsbeamten bei der Gründung und Vertretung von Actiengesellschaften rc. vom Hause angenommen und schließlich noch der Gesetzentwurf, betr. die außerordent liche Tilgung von Staatsschulden, und der Rechenschafts bericht über die Ausführung der Gesetze vom l3. Marz >873, betr. die außerordentliche Tilgung von Staats schulden, und vom c>. Juni 187 , betr. die auf Grund des Relchsgcjetzes vom 8. Juli >872 zur Ueberweisung an Preußen gelangenden Geldmittel, genehmigt. Aus der Tagesordnung der morgenden Sitzung stehen 9 kleinere Gesetze. — Im Ab geordneten Hause wurden heute ohne Discussion folgende Gesetzentwürfe in dritter Berathung genehmigt: I) betr. die Bereitstellung von 34o,oooThlr. zum Ankauf der Suermondt'scheu Samm lung; 2) das Meunonitengcsev; 3) die Ergänzung des Gesetzes über die juristischen Prüfungen; 4) oas Expro- priationsgcsctz, das letztere auf oen Antrag der Adgg. Wlndthorst (Bielefeld) und Miquel nach den Beschlüssen dcS Herrenhauses. Breslau, >9. Mai. lieber die Sicherung des Vermögens der k a t h o >. P f a r r l i r ch e zu B e u t h c n O. S. enthält die„O? Grenz-Ztg." folgende ausführliche Mit- thcilung: Eine Folge des Kriegszustandes zwischen Staat und Kirche ist die Besitzergreifung des Beulhener Nirchen- vcrmögcnS nach dem Tode des Stadipfarrers Schaff- ranek durch die Verwaltungsbehörde. Die Pfarrei ist dem AuSbruche des deutsch-französischen Krieges .870 bestand. Diese Befestigung bildete schon für 'Napoleon 1. ei nen Gegenstand der Erwägung, welcher sich dahin aus sprach, daß die Landeshauptstädte befestigt werden soll ten, und diese Nothwendigkcit durch eine Reihe von Er eignissen aus der Geschichte bewies. Trotzdem m Napoleon nicht zu einer Befestigung von Paris gekommen und ein großer Theil der französischen Bevölkerung schreibt allerdings mit Unrecht lediglich dieser Unterlassung sei nen Untergang im Jahre 1814 zu. Das erste wirkliche Project einer permanenten Be festigung von Paris wurde bereits 1826 vom Kriegs minister dem König Karl X. vorgelegt. Die politischen Schwierigkeiten seiner Regierung verhinderten dessen Re alisation. Ein >836 von Louis Philipp hierfür ansge- arbeitetes Festungsprojcct wurde von den Kammern zurückgewiesen. Als indcß 1840 Thiers die Franzosen zum Kampfe Argen Deutschland anfeuerte, benutzte die Regierung die öffentliche Stimmung und durch königliche Ordonnanz vom 20. September wurde die Befestigung im Inte resse des öffentlichen 'Nutzens für dringlich erklärt und sofort in Angriff genommen. Es war dabei festgcstellt worden, daß Paris ohne große 'Mühe auf 60 Tage verproviantirt werden könne, und damit glaubte man einer feindlichen Belagerung mit großer Ruhe entgegen sehen zu dürfen, denn ein Bombardement der eigentlichen Stadt hielt man bei der im Verhältniß zur damaligen Entwickelung der Haupt stadt sehr weit vorgeschobenen Hauptenceinte und der Entfernung der detachirtcn Forts um 2öG) Nieter von jener, sowie bei der damaligen Geschützconstruction für durchaus unmöglich. Eine Einschließung hielt man bei dem Umfange voll
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