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Redaction, Druck und Berlag von G. Ponsong in Riesa. I87S Freitag, den 11. Juli Hamel. Dieses Blatt „Elbeblatt und Anzeiger" erscheint in Riesa wöchentlich zweimal, Dienstag» und Freitags, und kostet vierteljährlich 1v Ngr. — Bestellungen werden bei jeder Post- Anstalt, in unseren Expeditionen in Riesa und Strehla sowie von allen unsern Boten entgegen genommen. — Zur Annahme von Annoncen sind ferner bevollmächtigt Haasensteinund Bögler in Hamburg-Altona, Leipzig und Frankfurt a. M., R. Nasse in Leipzig, F. W. Saalbach in Dresden und Eugen Fort in Leipzig. Vermischtes. — Meißen, 7. Juli. (M- T.) Bei» un- Freiwillige Suvhastation. Auf Antrag der Erben soll das zum Nachlasse Ernst Wilhelm Tiegels in Reppe« gehörige Halbhufengut Fol. 12 de- Grund« und Hypothekenbuches und Nr. 28 des BrandcatasterS für Reppen, 14 Hektar 64,i Ar — 26 Acker 136 H> Ruthen Flächenraum umfassend und mit 804,g, Steuer-Einheiten belegt, mit der anstehenden Ernte Dienstag, den IS. Juli 1873, Bormittags Ist Uhr, i« Nachlatzaute Nr. 28 Cat. z« Reppe» versteigert werden. Oschatz, am 27. Juni 1873. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Seifert. ElbeblM und Anzeiger. Amtsblatt für die König!. Gerichtsämter sowie die Stadträthe zu Mesa und Strehla Grünaue ein Schulknabe dem andern in dm Kopf geschossen, sa daß dessen sofortiger Tod erfolgt ist. — Aus Rom wird folgender heitere Fall be richtet: Der erlauchte Gefangene des Vatikan-, Se. Heiligkeit Papst PiuS IX., erhielt vor einiger Zeit eine Schnur sehr schöner Perlen zum Ge schenk, die, nach langem Berathen, was damit anzufangen, zu einer Lotterie bestimmt wurde, deren Ertrag einem wohlthätigen Zwecke zugute kommen sollte. Die auf zehntausend Francs ge schätzten Perlen wurden von einer fremden Dame gewonnen, die im Taumel ihrer Freude über diese Gunst Fortuna's sofort zu einem Goldschmied stürzte, um sich die Perlenkette taxiren zu lassen; allein wer vermag ihre Enttäuschung zu beschrei ben, als sie vernahm, die Perlen seien durchaus nicht echt und kaum ein paar Kreuzer Werth. Sie behauptete steif und fest, betrogen worden zu sein, und erhob einen solchen Lärm, daß Se. Heiligkeit Papst Pius IX. es für besser hielt, demselben zur größeren Ehre Gottes ein Ende zu machen und die Perlen zurückzunehmen, dagegen der fremdm Dame, die sich auf den Werth des Geldes eben so gut versteht, wie die Römische Geistlichkeit, baare zweitausend Scudi zu bezahlen. Die Ver legenheit, was mit den Perlen anzufangen, war nun doppelt groß; allein im Vatikan ist man schließlich nie um einen Ausweg bange und so half man sich dort auch diesmal. Einige Zett darauf, nachdem die Lotterie bereits in Vergessen heit gerathen war, erhielt der Pfarrer einer Kirche in Monti eine Perlenschnur zugesendet, die al» ein Weihgeschenk der Madonna, die den Altar dieser Kirche zierte, umgehangen werden sollte. Man denke sich, wie freudestrahlend der gute Pfarrer diese Nachricht aufnahm. Seine Beicht kinder fühlten sich nicht weniger stolz als er selbst, daß ihre Kirche so reich bedacht worden, und da» Volk zog in Schaaren herbei, um das kostbare Geschenk zu bewundern. Eines Abend» patrouil- lirten zwei Sicherheit-Wachen zur Zeit de» Ave Maria mit langsam abgemessenem Schritte, wie Petrarka final, durch eine der Straßen de- Rio» Monti, al» sie plötzlich einen Mann, ganz außer Äthern um die Ecke biegend, auf sich »»kommen sahen. In wenigen Worten bat er fie- ihm eiligst »U folgen, « voran, die beiden Wachen sporn- streich» hinterher. Bor einer Kirch« wurde Hakt Gpnacht. Im Innern derselben hielten mehrer« Männer ein verdächtige» Individuum fest, da» Riesa, 10. Juli. Bis jetzt find in Dresden fünf Cholerafälle vorgekommen, sämmtlich von Aus wärts eingeschleppt. Drei derselben verliefen tödt- lich. Die scharfe Luftströmung und die in diesem Jahre häufigen Gewitter lassen das baldige Ver schwinden der Cholera aus Stadt und Umgegend erwarten. Ob die Vogelwiese dieses Jahr abge halten, resp. auf eine spätere Woche verlegt werde, ist Gegenstand amtlicher Berathung. — Bei dem vor einigen Tagen in Meißen gefeierten Afraner-Feste wurde die Stistungsur- kunde über das durch ein Somit« gegründete Sti pendium der alten Afraner, wonach jedesmal zu Ostern einer der abgehenden Schüler die Zinsen des auf 2000 Thaler sich belaufenden Capitals erhalten soll, durch Advocat Scheuster aus Leipzig überreicht. — Der „Heidelb. Z." zufolge ist zwischen dem deutschen Reichskanzleramt und der österreichischen Regierung eine Uebereinkunft geschloffen worden, wonach die letztere sich verpflichtet, sämmtliches in Deutschland courstrende österreichische Silber zum Nennwerth zurückzunehmen. Das wäre der beste Beweis für die Grundlosigkeit der Guldenpanik. Bonn. Auf der hier stattgefundenen nieder rheinischen Pastoralkonferenz sprachen auch ent schieden ordothox-evangelische Geistliche sich zu Gunsten der neuen Kirchengesetze aus. Kassel. Deü nach Fulda gesandten Regie- rungScommiffaren, welche das bischöfliche Seminar inspiciren sollten, wurde jede Auskunft entschieden verweigert. Hamburg, 7. Juli. Nach einemderhiesigen deutschen Polat-SchifffahrtSgesellschaft aus Tromsö vom 6. d. M. zugegangenen Telegramm sind die Mitglieder der norwegischen Polar-Expedition, welche auf Spitzbergen zu überwintern genöthigt war, dort von dem der Gesellschaft gehörigen Schooner „Tromsö", Capttän Mack, als Leichen (18 an der Zahl) aufgefunden worden. Die Beerdigung der Leichen hat Capitän Mack an geordnet. Stuttgart. Der schwäbische PartikulariS- «uS hat in diesen Lagen einen Erfolg errungen. Dem Kommaiideur de» würtembergischen Armee korps General v. Stülpnagel hat man in dm Lostmifen da» Leben so sauer gemacht, daß « ßch entschloß, um seine Abberufung zu bitt«; mit Vewrechm in dm Augen der Kamarilla war, daß er ein preußischer General und vom Kaiser Bekanntmachung. Für den au- den Ortschaften: Gohlis mit Truchseßgabeln, JacobSthal, Kottewitz, Kreinitz, Lorenzkirchen, Schiffmühle bei den Gaitzschhäusern und Groß- und Kleinzschepa bestehenden 30. Feuerpolizei-Commissariats-Dtstricte ist unterm heutigen Tage Herr Rittergutspachter Helbig in Kreinitz zum Feuerpolizei-Commissar ernannt worden, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Grimma, den 3. Juli 1873. Königliche Amtshauptmannschaft. «»-. Hübel. ernannt worden ist. In den Kreism der wür tembergischen Offiziere wird es allgemein bedauert, daß man hier einen General scheiden fleht, der sich nicht nur bei Spicheren und Mars-la-Tour ausgezeichnet, sondern auch durch die Organisirung des würtembergischen Korps die höchsten Verdienste erworben hat, wie er zugleich durch seine persön liche Liebenswürdigkeit die Zuneigung aller Chargen besaß. Als sein Nachfolger wird der Gouverneur von Berlin, Generallieutenant v. Schwartzkoppen, bezeichnet. Darmstadt, 8. Juli. Der Kaiser von Ruß land wird morgen von Ems in Jugenheim ein treffen und daselbst bis zum 27. d. Mts. seinen Aufenthalt nehmen. Straßburg, 7. Juli. General v. Manteuffel hat gestern Abend bei seiner Rückreise von Belfort nach Nancy die Stadt pasfirt. — Von Köln ist der größte Theil der dort abgelieferten franzö sischen Kriegsentschädigung hier eingetroffen. Brüssel, 7. Juli. Ein Duell zwischen Ranc und Paul de Caffagnac fand in einem Ge hölze bei Bettemburg im Luxemburgischen statt. Beim ersten Waffengang wurde Ranc leicht an der Schulter verwundet. Nach Wiederaufnahme des Kampfes wurde Caffagnac ziemlich schwer an der rechten Hand verwundet, so daß die Zeugen sich der Fortsetzung des Kampfes widersetzten. Ranc reiste sofort, ohne auch nur erst sich ver binden zu lassen, nach Arlon ab. Caffagnac be gab sich mit seinen Zeugen nach Metz. Schweiz. Der große Rath des Kantons Genf hat das Gesetz über die Organisation des katholischen Kultus mit verschärften Zusätzen auch in zweiter Lesung angenommen. Ein Gesuch der Römischkatholiken in Zürich um Einräumung eine anderen Local- zur Abhaltung ihre- Gottesdienstes ist abgelehnt worden. Begründet wird der Be scheid durch den Hinweis auf den Umstand, daß die Petenten die seither von ihnen innegehabte Kirche aus freien Stücken geräumt hätten, daß der von ihnen dafür angegebene Grund, daß die Kirche durch den vom Regierungsstatthalter in derselben zugelaffenen altkatholtschen Gottesdienst profanirt worden sei, nur von «inem hohen Grade von Intoleranz Zeugntß ableg«.