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ZäMÜMM Lllgthlllü Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5« Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 1882. 10. Freitag, den 13. Januar "Waldenburg, 12. Januar 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser conferirte am 11. d. mit dem Bot schafter Grafen Hatzfeld und dem Bischof Kopp. Der Bischof machte am 10. d. den Staatsministern Besuche und wurde nachmittags 4'/a Uhr von dem Fürsten Bismarck empfangen, wo er bis 5*/4 Uhr verweilte. Die demokratische „Frankfurter Ztg." vom 10. äußert sich über den Erlaß des Königs Wilhelm vom 4. Januar u. A. also: Es ist lächerlich, den Erlaß als einen Angriff auf die Grundlagen der Verfassung darstellen zu wollen und es hat auch keinen Sinn, zu sagen, dieselbe müsse einen „Con- flici" heraufbeschwören. Wo soll der Conflict Her kommen? Stellt etwa der Erlaß das Recht der Kammern, Gesetze und Budgets zu votiren, Anträge zu stellen und Adressen zu beschließen, irgendwie auch nur in Frage? Bestreitet sie die Nothwenoig- keit verantwortlicher Gegenzeichnung der Minister? Nicht mit einer Silbe. Ec deklarirt eben, was in Preußen allezeit Brauch war und zerstört lediglich gewisse Illusionen, die in Tagen, da in praktischen Fragen Zwiespalt zwischen Volksvertretung und Regierung herrscht, auch in den Parlamenten zum Worte gelangen und dann natürlich auf Wider spruch stoßen. Die am Montag, den S. Januar er., in Berlin eingetroffene Nummer der „Wiener Allgemeinen Zeitung", deren Hauptmacher in Berlin seinen Wohnsitz haben soll, enthält bez. des Allerhöchsten Erlasses von 4. d. Mts. so heftige Ausfälle gegen Se. Majestät den Kaiser und den Fürsten-Reichs- kanzler, daß man sich nur wundern kann, wie ein solches Blatt in Wien unbeanstandet zur Versendung gelangen konnte. Wie verlautet, sind an maßgeben der Stelle bereits die einleitenden Schritte geschehen, dem genannten Blatte für den Umfang des deut schen Reichs den Postdebit zu entziehen. Noch am Montag Abend spät ist die Nummer in den öffent- Localen Berlins, wo dieselbe auslag, confiscirt worden. Nachdem die Fractionen über die Stellung zum Antrag Windthorst berathen haben, gilt die An nahme desselben als ziemlich sicher. Die Fort schrittspartei beschloß am 10. d. abends definitiv. In der Fraclion steht das Verhältniß so, daß 40 Stimmen für und 20 gegen den Antrag sind. Mit übergcoßer Majorität hat sich die Fortschrittspartei für die Verbindung der ersten und zweiten Lesung beim Antrag Windthorst ausgesprochen. Die Na- tionalliberalen stimmen dagegen; von den Secessio- nisten werden nur 5 bis 7 Mitglieder für den An trag votiren; von den Deutsch-Conservativen wird eine Anzahl für den Antrag stimmen. Den Zollbeamten, welche kürzlich behufs Nach versteuerung in verschiedenen Landorten der Unter elbe revidirten, fiel an zahlreichen Stellen die große Anzahl von Blutwürsten auf, welche die sogenannte Rauchkammer bei dem Landmanne zierten. Bei einer näheren Besichtigung ergab sich denn, wie man von dort schreibt, daß der Inhalt nicht Schweinefleisch, sondern geschnittener Tabak war, welchen die Landleute vor dem Zollanschlusse der Unterelbe eingekauft und in getrocknete Rinderdäcme gestopft hatten, um ihn auf diese Weise den Falken augen der „Grünröcke" zu entziehen. In Betreff des Ausscheidens des Grafen zu Eulen burg ans dem kronprinzlichen Hofstaate wird der „Germania" versichert, daß der betreffende Entschluß weder mit den Beziehungen der Familie Eulenburg zum Reichskanzler, noch mit der politischen Stellung des Kronprinzen irgend einen Zusammenhang habe, sondern daß die Veranlassung zu dem Schritte ledig lich auf dem dienstlichen Gebiete des Hofmarschall amtes zu suchen sei. Der Uebergang des Grafen Eulenburg in eine andere Thäügkeit erfolgt im Einverständniß mit der kronprinzlichen Familie. Die Beziehungen der Familie Eulenburg zum Reichs kanzler könnten höchstens erst in Betracht kommen, wenn Graf Eulenburg in den diplomatischen Dienst übertritt. Die Reichsbau-Commission hat in ihrer ersten Sitzung den Beschluß gefaßt, zur Feststellung des Baupcogramms eine Subcommission einzusetzen, die aus den Reichstagsmitgliedern von Levetzow, von Forckenbeck und Graf Kleist, aus den Bundesraths- mitgliedern Graf Lercheufeld und Or. Krüger, ferner dem Referenten im Reichsamt des Innern Geh. Rath Nieberding und den Bautechnikern Adler, Ende und Persius gebildet ist. Die Subcommission wird nur Bericht zu erstatten haben. Beschlossen wurde ferner, für den Grunderwerb einen Nachtrags-Etat im Betrage von 7,775,000 Mark zu veranlassen. Die „Provinzial-Correspondenz" reproducirt den Erlaß des Königs vom 4. Januar und sagt bei Besprechung desselben Erlasses, er sei eine feier liche Verwahrung gegen gewisse Vorkommnisse der neuesten Zeit, woraus zum Schaden des Ansehens der Krone leicht ein parlamentarisches Recht und ein constitutioneller Brauch sich hätte entwickeln können. In Preußen herrscht und regiert der König. Die Reichsverfaffung hat dieses Recht der Krone Preußens nur bestätigen wollen. Daß der König nur herrscht, aber nicht regiert, ist eine einem fremden Boden erwachsene Anschauung. Dieser Lehre und den daraus entspringenden Jrrthümern entgegen- zutrelen, ist das Recht und die Pflicht der Krone, wo immersichGelegenheit dazubiele. DasWortdesKönigs an das Staatsministerium ist der vollkommen getreue Ausflußderpreußischen V. rfaffungsurkunde und enthält keine Neuerung, es wendet sich aber gegen die Ver suche, Neuerungen herbeizuführen. Ueber die Ver fassung hinaus an bestehenden Verhältnissen nicht rütteln zu lassen, ist heute noch der Wille des Mo narchen, wie derselbe dies vor 20 Jahren vom Throne verkündete. Der Abg. Windthorst ist auf seine Aeußerung hin, „daß man in Hamburg auch nichts geschenkt bekomme", nicht nur mit Kaviar, son dern auch zum Weihnachtsfeste durch eine Sendung Havanna-Cigarren versorgt worden. Nach dem Antwortschreiben erklärt der Abg. Windthorst, „nun mehr glänzend von Hamburg geschlagen zu sein." Er bedauert hierbei, selbst nicht rauchen zu dürfen, aber nach Versicherung seiner Freunde, welchen er die Cigarren präsentirte, wären dieselben vorzüglich. Frankreich. Der „National" und mehrere andere Blätter ver zeichnen das Gerücht, daß Herr Gambetta in der Erkenntniß, daß er seiner Aufgabe als leitender Minister nicht gewachsen und nicht im Stande sei, die so oft von ihm summarisch angekündigten Re formen in praktischen Gesetzentwürfen zu formuliren, entschlossen sei, aus dem Listenskrulinium, weiches keine Aussicht hätte, im Congreß durchzudringen, eine Cabinetsfrage zu machen, um mit Anstand von der Negierung zurücktreten zu können und sein Ansehen im Lande dabei doch unversehrt zu erhal ten. „Es ist gewiß, sagt Hector Pessard, daß diese Taktik für den gegenwärtigen Ministerpräsidenten nicht ohne Vortheile wäre. Er könne dann in die Reihen der Opposition zurückkehren, ohne daß das Land in der Lage gewesen wäre, über seine Fähig keiten und das Verdienst seiner Freunde ein sach kundiges Urtheil zu fällen. Das Geheimniß, wel ches auch ferner über seinen Plänen walten würde, könnte ihm nur zu Statten kommen. Man würde bald eine Legende in Umlauf gesetzt haben über die großen Dinge, die er vollbracht hätte, wenn er nicht vorzeitig gestürzt worden wäre, und er würde in den Augen Vieler noch immer als der providen- tielle Mann erscheinen, der nicht ermangelt hätte, die Formeln der Demokratie ins Werk zu setzen, wenn man ihn nur als Minister am Leben gelassen hätte." Der „Temps" veröffentlicht die französisch englische Collectivnote bezüglich Egyptens und constatirt, daß die Haltung Deutschlands in dieser Angelegenheit, wie in allen denjenigen, welche die Interessen Frankreichs in Egypten betreffen, die jenige einer wohlwollenden Macht sei. England. Wie aus Dublin gemeldet wird, hat die Regierung den ersten Schritt zu einer energischen Unter drückung der Anarchie in den unruhigen Distric- ten gethan. Hundert Mann Gardetruppen wurden nach der Grafschaft Clare gesandt, um in Abkhei- lungen von 5 oder 6 den Mann District zum Schutze der Person und des Eigenthums bedrohter Guts herren und Pächter zu durchstreifen. Nutzland. In Petersburg sollen in den ersten Tagen dieses Monats zahlreiche Verhaftungen vorgenommen sein; die erste in einem Hause in der Semskaja und darauf in dem Hause Tichatscheff an der Anitschkoffbrüche. Es wurde hierbei eine Druckerei aufgehoben. Die Verhafteten verweigern jede Aus kunft über ihre Person. Es scheint von nihilistischer Seite irgend ein Schlag vorn ereilet zu weroen; darauf deutet die Ansammlung derselben in der Stadt und das Wiederauflauchen der Proclamalionen. Rumänien. Nach einer Bukarester Zuschrift der „Pol. Corresp." nimmt die Agitation gegen die Ju den in Rumänien wieder so sehr überhand, daß die Regierung, um Excessen vorzubeugen, einerseits die größten Vorsichtsmaßregeln treffen, andererseits ihren Organen die strengste Durchführung des Spirituosengesetzes auftragen mußte. Amerika. Guiteau's Vertheidiger haben dem Gerichtshöfe eine Denkschrift überreicht, welche ersucht, die Ge schworenen mögen instruirt werden, daß der Ange klagte auf jeden vernünftigen Zweifel bezüglich seines Geisteszustandes Anspruch habe, und, wenn die Jury glaube, daß er infolge Irrsinns unter einem unwiderstehlichen Antriebe gehandelt habe, er nicht schuldig gefunden werden sollte. Wenn die Jury indeß der Ansicht sein sollte, daß der Angelkagte zur Zeit des von ihm verübten Mordanfalls auf den Präsidenten Garfield b?i gesundem Verstände war, daß aber die That nicht aus Bosheit verübt wurde, so solle der Wahrspruch der Geschworenen nicht auf vorsätzlichen Mord, sondern lediglich auf fahr lässige Tödtung (mLuslLUAiidor) lauten. Aus dem Muldenthale. "Waldenburg, 12. Januar. Endlich ist die seit einer Reihe von Tagen anhaltende westliche Luft strömung einer nördlichen Strömung gewichen, woraus sich auf bald eintretende Kälte schließen läßt. — Der Geflüchelzüchterverein zu Glauchau hält auch in diesem Jahre eine große allgemeine Ge flügel-Ausstellung, verbunden mit Prämiirung und Verloosung ab. Dieselbe findet am 5., 6. und 7. Februar d. I. in den Räumen der dortigen Schützsnhalle statt. — In Glauchau soll sich dieser Tage in einem