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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und aldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mt. SO Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Eolporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 221. Sonnabend, den 2Ü. September 1881. Freiwillige Versteigerung. Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll den 2. October 1884, Vormittags 1« Uhr das zum Nachlasse des Maurers und Hausbesitzers Hermann Weber aus Wünschendorf gehörige Hausgrundstück Fol. 34 des Grund- und Hypo thekenbuchs, Nr. 8 L des Brandkalasters, Nr. 36 b. des Flurbuchs für Eich- laide, welches am 28. April ds. Js. ohne Berücksichtigung der Oblasten auf Mark —- gewürdert worden ist, erbtheilungshalber auf Antrag der Erben an Ort und Stelle versteigert werden. Solches wird unter Bezugnahme auf den am hiesigen Gerichtsbrete und im Gasthofe zu Eichlaide aushängenden Anschlag, welchem eine Beschreibung des Grundstücks und die Versteigerungsbedingungen beigefügt sind, bekannt gemacht. Waldenburg, am 16. August 1884. Das Königliche Amtsgericht. I. V. Mücklich, Ref. "Waldenburg, 19. September 1884. Die Kaiserzusammenkunft hat begreiflicherweise das Interesse für andere Ereignisse bedeutend in den Hintergrund gedrängt und ziemlichen Mangel an erwähnenswerthen Thatsachen geschaffen. Der Wahl termin ist noch nicht bekannt gegeben, aber die Agitation geht ihren Weg rüstig weiter. In Berlin ist es verschiedentlich schon zu lebhaften Tumulten gekommen in Folge des provokatorischen Auftretens der Socialdemokralen in den Wahlversammlungen. Allgemeine Beachtung fand eine Rede, welche Herr von Bennigsen am letzten Sonntag in Hannover auf einem Parteitage der Nationalliberalen hielt und in welcher er sich u. A. ziemlich energisch gegen die Deutschconservativen und den Minister von Puttkamer wandte, indem er für ein Zusammen gehen der Nationalliberalen und Freiconservativen sprach. Erschienen ist auch ver Wahlaufruf der Centrumsparlei, welche ganz bei ihren bisherigen Prinzipien beharrt und namentlich energisch die Be seitigung des Culturkampses fordert. Aufsehen mach ten die Ausweisungen zweier Journalisten aus Berlin resp. Deutschland: Der Berichterstatter Böhme, eines geborenen Preußen, und des Redacteurs vr. Kohut, eines Oesterreichers. Bei Danzig fanden große Manöverübungen unserer Panzerflotte statt. Aus Italien kommt die erfreuliche Botschaft, daß die Cholera im Großen und Ganzen abnimmt; na mentlich ist in Neapel die Zahl der Krankheits- und Todesfälle auf unter die Hälfte der Ziffer der Vor woche herabgegangen. In Folge dieser sichtbaren Besserung hat König Hubert am Sonntag, nach fast achttägigem Aufenthalt, die schwerheimgesuchte Stadt verlassen und ist nach seiner Sommerresidenz Monza zurückgekeht. Unter den in Neapel Verstor benen befindet sich auch ein Sohn des Königs der Sandwichsinseln. — In Frankreich ist die Cholera so gut wie erloschen, in Spanien ist die Zahl der Todesfälle kein Bedenken erregend! Die chinesische Angelegenheit ist noch nicht um einen Schritt weiter gekommen. In Paris fand am letzten Sonnabend ein Ministerrath statt, in welchem festgestellt wurde, daß eine Kriegserklärung von Seiten China's noch immer nicht vorliege. Admiral Courbet wird erst dann wieder angriffs weise gegen die chinesischen Küstenplätze vorgehen, wenn er Verstärkungen erhalten haben wird. Ein Londoner Telegramm behauptete bereits, die Fran zosen seien wieder am Minfluß gelandet und hätten die dort stehenden Chinesen zersprengt, aber die Nachricht stellte sich hinterher als falsch heraus. In Brüssel empfing König Leopolv von Belgien eine Anzahl der liberalen Bürgermeister, welche s- Z- gegen das neue Schulgesetz protestirt hatten, um den König zu bitten, dem Gesetze seine Sanktion zu verweigern. Der König erklärte, was voraus zu sehen war, er müsse der Majorität des Landes und der Kammern folgen. Im Lande wächst di« Aufregung, je näher der Tag der Publikation des Gesetzes kommt. Es sind weitgreifende Vorsichts maßregeln getroffen. "Waldenburg, 19. September 1884. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Kaisertage in Skierniewice sind zu Ende. Zwei Stunden nach unserem Kaiser ist auch Kaiser Franz Joseph abgereist, nachdem er von seinen kaiserlichen Wirthen herzlichen Abschied genommen. In der Nacht zum Donnerstag ist er wohlbehalten wieder in Schloß Schönbrunn bei Wien eingetroffen. Am Donnerstag reiste der Kaiser zur Eröffnung der Arlbergbahn von Wien ab. Aus Skierniewice selbst liegt noch folgendes Telegramm vom Mittwoch Abend vor: Kaiser Alexander begab sich etwa eine Stunde nach der Abfahrt Kaiser Franz Joseph's zur Jagd nach Lowicz. Am 23. d. erfolgt die Rück kehr nach Peterhof. Man spricht von einer bald bevorstehenden Erwiderung des Besuches des Kaisers von Oesterreichs seitens des russischen Kaiserpaares. Großfürst Michael Nikolajewitsch, der mit seinen beiden Söhnen auch in dem Zuge Kaiser Wilhelms abgereist war, begiebt sich nach Amsterdam und von dort zur Kur in ein Bad. Kaiser Wilhelm ist Donnerstag früh 7 Uhr von Berlin nach Schloß Benrath zur Theilnahme an den Manöver» abgereist, wo die Ankunft gegen 4 Uhr nachmittags erfolgte. In Hannover wurde ein kurzer Aufenthalt genommen, während desselben nahm der Kaiser das Dejeuner ein. Freitag findet die große Parade über das 7. Armeecorps statt. Die Kaiserin, welche bereits Dienstag Abend im Schloß Benrath eingetroffen war, empfing am Mitt woch im Regierungsgebäude zu Düsseldorf die Vor stände verschiedener wohlthätiger Anstalten, einige Damen der höheren Militärs und Regierungsbeam ten, der Künstler rc. Außerdem wurde eine größere Zahl von Herren und Damen des rheinischen Adels in Audienz empfangen. Dec Kronprinz besuchte am Mittwoch Köln und nahm Donnerstag wieder an den Feldmanövern Thetl. In Düsseldorf ist ver Festschmuck vollendet. Die Stadt ist von Fremden überfüllt. Am Donnerstag Abend vor 7 Uhr traf der Kaiser mit Umgebung in Düsseldorf ein und wurde glänzend empfangen. Nach einer Umfahrt durch die brillant geschmückte Stadt begaben sich die Herrschaften zur Beiwohnung des Festspiels ins Sländehaus. Drei lebende Bilder mit Text wurden vorgeführl: Siegfried's Tod, dec große Kurfürst am Rhein, Germania, ferner eine symbolische Hul digung von Kunst und Wissenschaft, Handel und Industrie. Nach 9 Uhr erfolgte die Rückreise nach Benrath. Ueber das Befinden der Prinzessin Wilhelm von Preußen veröffentlicht der Staatsanzeiger fol gendes Bulletin: Nachdem I. K. Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm sich bisher eines fortgesetzten, durch eine leichte Nierenaffection kaum getrübten Wohlseins erfreut haben, sind in den letzten Tagen wiederholt Ohnmachtsanwandlungen aufgetreten, welche auch ferner eine besondere Schonung noth wendig machen und immerhin die volle Genesung etwas verzögern werden. Ebmeier. Velten. Unser Kaiser ist von dem Kaiser von Rußland auch zum Inhaber des (37.) russischen Ordens- Dragoner-Regimenls ernannt worden. Aus der Begleitung des Kaisers auf der Reise nach Skier- niewicze sind decorirt: Botschafter v. Schweinitz mit dem Andreas-Orden, General v. Werder und v. Albedyll mit dem Alexander-Newski-Orden, Graf Herbert Bismarck mit dem Stanislaus-Orden I. Klasse, Graf Wilhelm Bismarck mit dem Annen- Orden II. Klasse, Fürst Anton Radziwill mit dem weißen Adler-Orden. Zwischen Bismarck und dem französischen Bot schafter de Courcel in Berlin ist eine Verständigung über die Kongo-Angelegenheit erzielt worden, es be steht indeß kein geschriebener Vertrag, sondern nur ein Notenaustausch. An diplomatischen Stellen wird wiederholt die Ueberzeugung ausgesprochen, daß es sich sowohl in Kamerun, als an den anderen west- afrikanischen Küstenorten nicht um eine Annection seilens des Reiches, sondern nur um ein Protectorat nach Art wie bei Angra Pequenya handele. Die Hamburger Handelshäuser Wörmann, Thormälen sind Besitzer des Landes, üben dort die Souveränität aus, genießen als deutsche Reichsbürger den Schutz des Reichs und dürfen dessen Hilfe bei Schädigungen von irgend welcher Seite anrufen. Graf Herbert Bismarck ist zum Major be fördert worden, gleichzeitig mit der Beförderung des Grafen Wilhelm Bismarck zum Rittmeister. Das „Petersburger Journal" bringt nach be endeter Kaiserzusammenkunft folgende Zeilen, deren Angaben aus dem russischen Ministerium des Aus wärtigen stammen: „Die persönlichen Gesinnungen der drei Monarchen sowohl, wie die Anschauungen ihrer Minister haben sich als vollkommen überein stimmende ergeben, insofern, als die drei Regierungen von demselben Wunsche, unter einander sowohl in gutem, herzlichem Einvernehmen, als auch mit den anderen Staaten Europa's in freundschaftlichen Be ziehungen zu leben, beseelt sind. Politik im eigent lichen Sinne ist nur so weit erörtert worden, um die bestehende Uebereinstimmung zu constatiren. Man kann den Frieden als vollständig und wirksam garantirt ansehen, nicht allein zwischen den drei Reihen, sondern auch für das gesammte übrige Europa, weil alle Berechnungen an dem festen und loyalen Einvernehmen der drei Monarchen scheitern würden. Der Bundesrath hat am Donnerstag in Berlin wieder seine erste Plenarsitzung abgehalten. Außer der erfolgten Beschlußfassung über die Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes für Berlin, Ham burg, Leipzig (vom 1. October 1884 bis 30. Sep tember 1885) ist die Erledigung wichtigerer Ange legenheiten durch den Bundesrath für die nächste Zeit nicht zu erwarten. Herrn v. Bennigsen's Rede vom letzten Sonn tag bei Gelegenheit der nationalliberalen Partei versammlung in Hannover hat in den Kreisen der deutsch-Conservativen eine denkbar schlechte Aus nahme gefunden. Die frei-conservative „Post" hatte in einer Besprechung der Rede dem Auftreten Ben nigsen's gegen die „extrem-conservative" Richtung eine halbe Billigung gezollt. Dazu schreibt aber