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Riesaer Tageblatt Drahtanschrift: Lagrblatt Riesa Fernruf 1237 Postfach Nr. S« and Anzeiger kElbedlatt Md Atyriger). Diese Leitung ist La» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des AmtShauptmann» -u Vroßenhaiu behördlich bestimmte Blatt und enthält amtliche Bekanntmachungen de» Finanzamtes Riesa und LeS SauptzollamteS Meißen Postscheckkonti» Dresden 1539 «nckafser »iefa N-. 52 F?173 Mittwoch, 87. Juli 1938, abends 91. Jahr,. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag abend» V,S Uhr mit Ausnahme der Sonn» und Festtage. Bezugspreis, bei Vorauszahlung, sür einen Monat L Mark, ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM 2.14 einschl. Postgebühr lohne Zustellgebühr), bei Abholung in der Geschäftsstelle Wochenkarte <6 aufeinanderfolgende Nr.) 65 Pfg., Einzelnummer 15 Pfg. Anzeigen für die Nummer des Ausgabetages sind bis 19 Uhr vormittag- aufzugeben; eine Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für di« gesetzte 46 mm breite mm.Zeile oder deren Raum 9 Rpf., die 96 mm breite, 8 gespaltene mm.Zeile im Textteil 26 Npf. lGrundschrift: Petit 3 mm hoch). Ziffergcbtthr 27 Rps., tabellarischer Satz 59°/. Aufschlag. Bei fernmündlicher Anzeigen-Bestellung oder fernmündlicher Abänderung eingelandter Anzeigentexte ober Probeabzüge schließt der Verlag die Inanspruch nahme aus Mängeln nicht drucktechnischer Art au». Preisliste Nr. 4. Bei Konkurs oder Zwangsvergleich wird etwa schon bewilligter Nachlaß hinfällig. Erfüllungsort für Lieferung rmd Zahlung und Gerichtsstand ist Riesa Höhere Gewalt, Betriebsstörungen usw entbinden den Verlag von allen eingegangenen Verpflichtungen Geschästsstelle: Riesa, Goethestraße 59. Lord Runciman engl. Berater sür die Tschecho-Slowakei Aus Vorschlag der britischen und mit Einwilligung der tschechischen Regierung geht der ehemalige britische Hau» delSminister Lord Runciman als »ständiger Berater" der tschechischen Regierung nach Prag, um bei der Lösung der Nationalitätenfrage. insbesondere der sudetendeutschen Frage, zu helfen. iScherl Wagenborg — M.) der T-ie Bei der Stange dleibe« Ter Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses französischen Kammer ist schließlich nicht irgendwer. ... politische Bedeutung des Monsieur Mistler, der zur Zeit diese parlamentarische Stellung bekleidet, wird dadurch verstärkt, daß sich Mistler seit langen Iabren der engsten persönlichen Freundschaft deS derzeitigen Außenministers Bonnet erfreut. Wenn also dieser Mann „ex cathedra", in seiner Eigenschaft als Ausschußvorsitzender, spricht, so darf man seinen Worten doch wohl eine stark offiziöse Bedeutung zumessen Monsieur Mistler hat nun soeben eine gründliche Reform der Tscheche-Slowakei als „unum gänglich" bezeichnet. Er hat es bei dieser allgemeinen Redewendung nicht bewenden lassen, sondern sich ganz konkret ausgedrückt, indem er von einer Reform „im Sinne eines kantonalen ödes Bundessustems" sprach und diese Forderung mit der Tatsache begründete, daß sich die sude- lendcutsche Bevölkerung mit 90 Prozent ihrer Stimmen sür Henlein ausaesvrochen habe. Zum ersten Male wird hier in Frankreich von so be achtlicher Stelle der Versuch gemacht, den Tatsachen in» Auge zu schauen und sie anzuerkenncn. Es wird von enticl>eidender Bedeutung sein, ob die sür die fran zösische Außenpolitik Verantwortlichen im weiteren Ver laus bis zu diesem Punkte unter allen Umständen bei der Stange bleiben werden. Nicht als ob auf dieser Grundlage das Problem schon allseits befriedigend gelöst werden könnte. Auch am Quai d'Orsav ist man noch nicht so weit, Vie Notwendigkeit eines Bundesshsteins auf der Grundlage der klar abgearcnzten Volksgruppen anzuer- kennen und sich daraus öffentlich sestzulegen. Auch Herr Mistler sprach noch von den „geschichtlichen Grenzen Böhmens". Was das bedeutet, erkennt man aus einem Prager Bericht des „Temps", in dem festgestellt wird, daß zur Zeit der böhmische Landtag 37 Deutsche gegenüber 120 tschechischen Abgeordneten zählt. Ob nun die sudeten deutschen im Prager Zentralparlament oder im böhmi schen Landtay von den Tschechen überstimmt werden, ba tst im Hinblick aus die Wirkung ziemlich gleichgültg. ES ist zwar in dem, was über da» geplante Nationalitäten statut bekannt geworden ist, auch von nationalen Kurien Vie Rede, aber nichts deutet darauf hin, daß diesen Kurien und einer etwa von ihr zu bestimmenden Exekutive die vollkommene Gleichberechtigung und das Selbstverwal tungsrecht innerhalb eines klar abgegrenzten und ge sicherten VolksgruppenraumeS gewährt werden sollen. Wenn die darauf zielenden Forderungen mit der Begrün dung abgelehnt werden, daß die Anerkennung der Rechts persönlichkeit sür die Volksgruppen und das Zugeständnis eigener gesetzgebender Körperschaften und Regierungen die Existenz des Staates zerstören würden, so ist immer wieder daraus hinzuweisen, daß die Schwei» den über zeugenden Gegenbeweis geliefert hat. Die Tatsache, daß die englische Regierung Lord Runciman nach Prag entsenden will, damit er dort als Vermittler wirken möge, unterstreicht den Willen Eng lands, die Prager Regierung zu Zugeständnissen zu drän gen, die sie bisher nicht ins Auge fassen wollte. Eng land ist im Hinblick auf die Tschecho-slowakei nicht direkt interessiert. Man befürchtet nur einen deutsch-französischen Konflikt im Zusammenhang mit dem tschecho-slowakischen Problem, wenn dieses nicht eine weitgehend befriedigende Lösung findet. Eine offene Frage bleibt auch hier, wie weit die englische Regierung die Grenzen glaubt ziehen zu müssen, b:s zu denen man Prag drängen kann und muß. Sie gehen ersichtlich über das hinaus, was in dem Plan oes Nationalitätenstatuts enthalten ist. Aber man weiß noch nicht, ob London die Erfüllung der grundsätzlichen sudetendeutschen Forderungen, die auf die Anerkennung der völkischen Rechtspersönlichkeit und auf die Selbst verwaltung im ab gegrenzten völkischem Siedlungsraum Vreslau vor dem Höhepunkt Vie deutsche Jugend beginnt den Neigen der Wettkämpfe NeichSmtnister vr. Friü eröffnet das Deutsche Turn- und Sportfest 1938 )l Breslau. Tie Heerschau der deutschen Leibes übungen, das Deutsche Turn- und Sportfest 1938, gebt feinem Höhepunkt entgegen. In zahllosen Londerzügen sind die aktiven Teilnehmer alle am Dienstag in der Fest- stadt eingetrossen und bilden nun mit ihren Trachten daS io schöne prächtige Ltraßcnbild. Mit großer Spannung sieht alles der feierlichen Eröffnung des Dentschen Turn- und Sportfeste» Breslau 1938 in der herrlichen Schlesier» kampfbahn de» Hermann-Göring-FeldeS entgegen. Der Einmarsch der Teilnehmer, die Nebergabc des Traditions banners des Deutschen Turnfestes durch den Oberbürger meister Tr. Strölin, Stuttgart, an den Neichssportführer Staatssekretär von Tschammer und Osten, die Festansprache des Reichsinnenministers, die Ansprache des ReichSsport- kührers, die Weihe der 17 Gaubanner sowie der Fahnen- ichmuck versprechen Augenblicke für alle Teilnehmer und Zuschauer zu werden, die sür sie unvergeßlich bleiben werben. Die Jugend im Wettkampf Doch die Jugend ist bereits seit den frühen Mor genstunden am Werk. In einer Stärke von 6660 Teil nehmern, eine bisher noch nie dagewesene Zahl, beteiligt sie sich an dem Fest und hat vor allem die Sportplätze und -selber belegt, um im Manuschastsinchrkamps die Beste« zu ermitteln. Rund 2066 sind bei den volkstümlichen Mehr kämpfe«, etwa lOOO beim gemischten Sechskamps and rund 1100 beim volkstümlichen Dreikamps beschäftigt. Auch iu den Mannschastskämpfen ist die Jugend stark vertreten So beteiligen sich u. a. am Handballbiißturnier 14 Mann Ichasten, beim Fußballtnruier 8 und beim Hockey-Turnier.",, während 6 HJ.-BereinSmannschastcn zum Faustballturnier gemeldet haben. Weiterhin ist die Hitlerjugend in fast alle» anderen Sportarten beteiligt. Auch aus der Radrennbahn in Lilienthal kämpft sic in einem Vier MannsnchastSsahren und in einem Punktefahren, um die Besten zu ermitteln. Auch die ersten MeifterfchastSkämpse im Nahmen des Deutschen Turn und Sportfestes nehmen teilweise in den Nachmittagostundcn ihren Anfang. Im Handball der Frauen, im Schießen unter der Teilnahme der 4000 besten Schüßen» die mit dem Wehrmann-, dem Kleintaliber- und Pistolenschießen die meisten Ringe hcrausbolen wollen. Daneben werden die Kanufahrer die HI. ablösen. Im Kegel« und im Hockey werden ebenfalls die ersten .stampfe steigen. Zu allen Plätzen strömen die über 100 006 Gäste, um die zu erwartenden spannenden Kämpfe mit zu er- leben. Wolkenloser Himmel und eine fast allzu drückend schei- nende Sonne bilden den Rahmen zu dieser echten Festes- freude und tragen zu einer glänzenden Stimmung nicht unwesentlich bei. „Gemeinsckaftsfest aller Deutschen" Der Neichssportführer eröffnet die Tagung der auslands deutschen Turn, und Sportvereine )l B r e s l a u. In der Aula der fchlestschen Friedrich» Wilhelm-Universität findet während des Turn- und Sport festes eine Tagung der Führer der auslandsdeutschen Turn- nad Sportvereine statt, die am Dienstag mir einer Ansprache des Reichssportführers Staatssekretär v. Tschammer und Osten einaelcitet wurde. Der Neichssportführer belvuke einleitend, durch die Teil nahme deutscher Turner und Sportler aus aller Welt sei in Erfüllung gegangen, was von Anfang an sein Wunsch war: Das Turn- »nd Sportfest zu einem Gemeinschaft-fest aller Deutschen zu machen. Er schilderte daun in umfassen den Ausführungen, welche Ausgaben er üch als Reichssport- sührcr gestellt Hal. Als er bei der Machtübernahme vom Führer zum Reichsiportkommiüar berufen worden sei, hab« er ein unfaßbares Durcheinander vorgesuuden, äußerlich und innerlich erstarrt in Formen und Methoden, in seelen loser Rckordjagd. Er habe den Weg des allmählichen Um baues und der organischen Fortentwicklung gewählt. Biel einschneidender und bedeutungsvoller als die organisatorische Umwandlung lei aber die innere Revolutionierung gewesen, die sich noch mitten in der Entwicklung befinde. Die For derungen der Weltanschauung seien sür ihn bestimmend. Höchster Zweck lei, die dem Reichsbund anqebörenden Männer und Frauen zu leistungssähigen Gliedern deS Volke- z» erziehen. Die Leibesübungen, so schloß der Reichssportführer» seien der Ausgangspunkt icder Erziehung, ob in der Schule, in den Gliederungen der Bewegung, in der Wehrmacht, der Polizei oder dem Reichsarbeitsdienst, wobei selbstverständ lich die Ausbildung der geistigen, seelischen und charakter lichen Anlagen nicht im geringsten benachteiligt würde. Anschließend nahm Konrad Henlein das Wort, um in längeren Ausführungen einen Ueberblick über die Geschichte der Turnbewegung in der österreichisch-ungarischen Monar chie und in der Tschecho-SIowakei zu geben. Empfanq für die Vertreter der Volksdeutschen Turner und Sportler im Breslauer Remter Im Remter des Breslauer Rathauses, dem Denkmal deutschen Bürgerstolzes, begrüßte am Dienstag mittag der Oberbürgermeister der Feststad» Breslau, Dr. Fridrich, die Vertreter der deutschen Tnrn- und Sportvereine im Aus land. Ter Oberbürgermeister schloß sich in seiner herzlichen Ansprache den Willkommcnsworten an, die der RcickSsport» sichrer, Staatssekretär v. Tschammer und Osten, bereit- bei einer anderen Gelegenheit an die volksdeutschen Gäste de» Turn- und SportsesteS gerichtet halte. Der Oberbürger meister betonte, daß sich Breslau angesichts der geographischen Dnrner an» den: Egev» land und Nordböhme« in vre-lau Di« Fahnen des Deut schen TurnverbandeS eröffnen den Zug der Sudetendeutschen. lWeltbild-Wagenbg.-M,) zielen, als unerläßliche Voraussetzung für die befrie digende Lösung des Problems erachtet. Die Prager Regierung hat inzwischen einen neuen Beweis dafür geliefert, daß He jede neue Situation durch Verdrehungskunststttcke im sinne ihrer Verschleppungs taktik auszunühen sucht. Wenn auf Anregung von Hali fax der tschecho-slowakischen Regierung dringend nahe ge legt worden ist, daß sie die Sudetendeutschen nicht mit einem Nationalitäteustatut im Parlament überrumpeln solle, über das nicht vorher mit den Sudetendeutschen ver handelt worden fei, so stellt man in Prag es jetzt so dar, als ob man nach einer „Aenderung der'Taktik der SdP.» Vertreter" diesen nun genügend Zeit lassen wolle, um sich über die vorbereiteten Reformen auszusprechen. Das geht bewußt an dem englischen Wunsch vorbei, die Lösung auch so beschleunigt durchzusühren, wie es überhaupt möglich ist. Es kommt jetzt viel, wenn nicht alles daraus an, ob Eng land und Frankreich es bei dem wiederholten diplomatischen Schritt bewenden und sich dann doch wieder von den Prager Herrschaften aus der Nase tauzeu lassen wollen, oder ob sie diesmal wirtlich energisch bei der Stange bleiben werden.