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zu Torrelaguna i4"6, einer der ausgezeich netsten Geister, die Spanien bcftnen, stammte von adeligen aber nicht reichen Aeltern, und wählte, als er eine Zeitlang die Rechtswis- Fr üh erlangte er ansehnliche Pfründen, aber er entsagte plötzlich allen glanzenden Aus sichten, als er, schon im reifern Mannesal ter (ifIO, nach einem sehr strengen Novi ziat in den Franciscanerorden trat. Hier zeichnete er sich bald ans durch ungewöhnliche Sittenstrenge, und durch seltenen Eifer in den Andachts- und Bußübungen, welche die klösterliche Regel fodert. Aber aller dieser Ueberrrcibungen ungeachtet, wozu sonst nur schwache schwärmerische Seelen geneigt sind, behielt der hohe durchdringende Geist, der ihm in wohnte, seine volle Kraft, und er ge wann bald solches Ansehn in dem Orden, daß er zur Würde eines Provinzials erhoben ward. Der Ruf von seiner Heiligkeit em pfahl ihn dem Cardinal de Mendoza (dem Stifter des Jnquisitionsgerichts), der ihn ^4l-2) der Königinn Isabella zum Beicht ¬ vater vorschlug. Mit widerstrebendem Ge- müth nahm Limenez die Stelle an, und lebte am Hofe so strenge als er in seiner Zelle gelebt. Auch letzt noch machte er alle Reisen zu Fuße, lebte nur von Almosen und legte so harte Bußübungen sich auf, wie ehemals Lm Kloster. Die Königinn, zufriedrn mit ih rer Wahl, übertrug ihm bald nachher das Eezbisthum von Toledo, die reichste Kirchen würde, nach dem Papstthum, in der Chri stenheit. Gimenez lehnte di<ffe Ehre mit ei ner Festigkeit ab, welche nur des Papstes entscheidender Befehl überwinden konnte. Der Erzbischof änderte nichts in feiner Lebens weise, und wahrend er öffentlich die Pracht zeigte, die seiner Stelle gebührte, beobachtete er daheim die klösterliche Strenge. Unter dem erzbischöflichen Gewände trug er stets das grobe Ordenskleid, das er mit eigner Hand zu siickm pflegte. Nie brauchte er Linnenzcug, stets ein Harnes Hemde tragend, und schlief immer in dieser Bekleidung ge wöhnlich auf der Erde, oder auf Brekern, selten in einem Dette. Er kostete nicht von den lockern Speisen, die seine Tafel schmück ten, mit der einfachen Kost sich begnügend, welche die Regel seines Ordens vorschreibt.